Leberwurscht letal - Michael Boenke - E-Book

Leberwurscht letal E-Book

Michael Boenke

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Beschreibung

Im oberschwäbischen Ried ist es mit der Idylle vorbei, als das It-Girl der regionalen Wurstbranche, Monika Magen-Kohler, mit Messern gespickt und einer Leberwurst Royal im Rachen aufgefunden wird. Eben jener Wurstkreation, die zuvor zum regionalen Hit auf den Vesperbrettchen geworden ist. Lehrer Bönle ermittelt privat im Auftrag des Ehemanns der Toten. Als dann auch noch eine vegan lebende Schülerin Bönles kurz vor den Ferien verschwindet, wollen dieser und seine motorradfahrende Gang den Fall auf eigene Faust klären.

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Michael Boenke

Leberwurscht letal

Kriminalroman

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung der Fotos von: © Printemps / AdobeStock; Warut Prathaksithorn / shutterstock; photocrew1 / shutterstock

ISBN 978-3-8392-7430-9

Widmung

Für meine Familie

Feuerzeichen

Genesis 22, 8 – 12

Abraham sagte: Gott wird sich das Lamm für das Brandopfer ausersehen, mein Sohn. Und beide gingen miteinander weiter. Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham dort den Altar, schichtete das Holz auf, band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu und sagte: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Er sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus und tu ihm nichts zuleide!

Sonntag, 18. Juli, Riedhagen, Goldener Ochsen und Kirche zur Frühschoppenzeit

Als wir den Rauch schwärzlich-gelb aufsteigen sahen, war es fast schon zu spät, sie zu retten. Beziehungsweise wussten wir noch gar nicht, dass wir sie vor dem Feuertod bewahren konnten.

»Wer verbrennt denn am Sonntag etwas?«

»Die Bauern.«

»Die Bauern sind nicht an allem schuld.«

»Kommt mir auch komisch vor.«

»Der Rauch sieht seltsam aus.«

»Das kommt von der Kirche.«

»So gelb.«

»Riecht auch seltsam.«

»Meint ihr, Deo hat zu viel Weihrauch ins Fässchen getan?«

»Könnte ich mir vorstellen, der weiß ja, dass es halluzinogen ist … der Herr Pfarrer!«

Jeder der Stammtischler gab eher gelangweilt und desinteressiert seinen Kommentar zum unerwarteten Sonntagsereignis ab. Ich ahnte jedoch Ungemach.

Meine Jungs schauten mich fragend an. Das konnte nur heißen: Unterbrechen wir den sonntäglichen MIKEBOSSler-Frühschoppen an diesem herrlichen Julitag oder nicht?

Viel Regen in den letzten Wochen hatte das Ried fett und glänzend gemacht. Es protzte an diesem Morgen mit feuchtem Glanz und einem Hauch von Dunst über Büschen, Birken und Nadelgehölz. Störche, die wie versteinert in der nahen Wiese standen, mahnten, jegliche Hektik zu vermeiden. Auch die heiße Sonne lud zum Sitzenbleiben in Friedas Goldenem Ochsen ein. Ich war jedoch ob der gelblichen, dicken Rauchsäule in Sorge. Etwas in meinem Inneren war in leicht schwingender Unruhe und meldete Alarm.

Ich nickte Richtung Kirchturm, die Jungs parierten, nahmen zuvor jeder einen kräftigen Schluck aus den Walder Krügen und stapften mit ihren Motorradstiefeln Richtung Kirche los.

Ich gab Cäci, die wie jeden Sonntagmorgen im Außenausschank tätig war, ein Zeichen, deutete zur Rauchsäule und rief über die Köpfe der wenigen Gäste hinweg:

»Wir schauen mal … Scheint bei der Kirche zu sein!«

»Bestimmt hat Deo zu viele Kerzen angezündet«, lachte Cäci herüber, »nicht, dass seine Soutane brennt.«

Die Schöne vom Außenausschank warf mir eine Kusshand zu, deutete auf den verwaisten Biertisch:

»Lasst aber das Bier nicht warm werden!«

Von Weitem schon vernahm man den Bass unseres Pfarrers Deodonatus Ngumbu. Seine Schönwetter-Sonntagsgottesdienste auf der bekiesten Fläche zwischen Friedhof und Hauptportal lockten in der Sommerzeit Gäste von nah und fern an. Seine theatralischen Predigten avancierten vor allem bei reiferen, meist weiblichen Gottesdienstbesuchern zu sonntäglichen Highlights mit Eventcharakter. Wortgewaltig dröhnte der Bass des gebürtigen Massai in seinem einzigartigen Akzent über die Friedhofsmauer, ohne dass wir ihn schon sehen konnten.

»… und waahlich, ich sage euch, dieses Brandopfer befreit nicht nua mich, sondern alle. Wie schon Abraham bereit war, seinen Sohn zu opfaan, bin auch ich bereit, da ich durch den Zölibat ohne Sohn leba muss, mein Liebstas dem Herrn als Brandopfer darzubringa. Es soll ein Zeichen sein, ein Gelübde, mehr für diese Welt, unsere Umwelt zu tun. Ich opfere sie für eine bessare Umwelt. Es soll ein Symbol sein für all unsere Sünda wider die Umwelt, wider die Schöpfung des Allmächtigen. Wir können so nicht weitamacha, wir essa zu viel Fleisch, wir zerstöra unsere Umwelt. Aber vor allem durch das Verbrenna von fossiler Energie verpassa wir Mutter Erde den Todesstoß. Daher muss jeder von uns eina Anfang macha, ein ganz persönliches Statement setza, und mein Anfang ist dieses Feuerfanal!«

Keuchend kamen wir bergan stürmend beim Friedhof an und lugten über die Mauer. Das Schauspiel war einzigartig. Ein Grüppchen von circa 40 Gläubigen stand zwischen Grabsteinen und idyllisch angesiedelten Streuobstbäumen im Halbkreis um unseren Pfarrer, der gerade durch eine Rauchwolke beidhändig auf den Scheiterhaufen zeigte, der auf der Grünfläche zum Komposthaufen loderte und von zwei Ministrantinnen bewacht wurde. Und dort brannte sie. Eingehüllt in einen Haufen von alten Trauerkränzen, die dichten gelben Rauch produzierten, lag die Alte, die Schöne. Seine NSU Quickly.

Butzi, ein verstorbenes Mitglied unseres Motorradklubs, hatte ihm vor vielen Jahren die 1,7 PS starke NSU Quickly S, Baujahr 1957 in perlgrau und jadegrün als Missionsfahrzeug hergerichtet, mit der er viele Jahre im Zweitaktrhythmus erfolgreich im Namen des Herrn unterwegs war. Und nun schwafelte Deo irgendetwas von Opfer.

Wir kletterten unter Ächzen und Keuchen über die Friedhofsmauer. Nun erst bemerkte uns der sich in Rage redende Geistliche und unterbrach seine Predigt. Er zeigte erstaunt auf mich:

»Hallo, Dani, was macht ihr hier? Der Gottesdienst ist fast schon zu Ende. Ich komme nachher zum Frühschoppa.«

Ich deutete auf die schmorende Quickly.

»Sag mal, spinnst du? Hast du wenigstens den Tank leer gemacht?«

Deos Augen wurden zu Tischtennisbällen mit schwarzem Punkt.

»Oh mein Gott, das habe ich vergessa!«

Unter den Gläubigen kam eine leichte Unruhe auf. Rollatorrädchen knirschten hektisch im Kies. Die pubertären Ministrantinnen bewegten sich gemächlich cool aus der Gefahrenzone. Meine Jungs wussten auch ohne Kommando ihres Präsidenten, was zu tun war. Eine mit einem Metallhaken versehene Holzstange zum Ästeschütteln diente als Angel, das legendäre Moped an der Vorderradfelge aus dem Feuer zu ziehen. Den Rest erledigte ich mit dem Feuerlöscher aus der Sakristei.

Das Jüngste Gericht

Hiob 16, 9 – 10

Sein Zorn zerreißt, befehdet mich, knirscht gegen mich mit den Zähnen, mein Gegner schärft die Augen gegen mich. Sie sperren ihr Maul gegen mich auf, schlagen voll Hohn mir auf die Wangen, scharen sich gegen mich zusammen.

Sonntag, 18. Juli, Riedhagen, Goldener Ochsen, Mittagszeit

Der Geruch nach verbranntem Grünzeug, olfaktorisch angereichert mit verbranntem Gummi und Öl, lag immer noch wie ein zarter Duftschleier über dem idyllischen, moorangrenzenden Riedhagen. Auch die Störche missachteten den Zwischenfall und widmeten sich in stoischer Ruhe wieder ganz den Amphibien und anderem Kleingetier, das auf ihrer Speisekarte stand. Mit Friedas folierter DIN A4-Speisekarte wären die Angehörigen der Familie der Ciconiidae nicht einverstanden gewesen, obwohl sie, wie die meisten Besucher des Goldenen Ochsen, ebenfalls reine Fleischfresser waren.

SUPPEN:

Flädlesuppe in kräftiger Rindsbrühe, hausgemacht

Leberknödelsuppe, hausgemacht

Maultaschensuppe

AUS DER REGION:

Schnitzel paniert

Riedsteak

Kalbsleber (nur Mittwoch)

Kässpätzle mit Speck und Bergkäse

Linsen (Alb-Leisa) mit Spätzle und Saitenwürstle

Wurstsalat

Strammer Max

Weiße Bratwürste

Currywurst nach Art des Hauses

Russische Eier mit Fleischsalat

Vesperplatte mit Leberwurst Royal

VEGETARISCH:

Großer oder keiner Salatteller

Kässpätzle ohne Speck

Tellerlinsen

DAZU:

Pommes

Spätzle

Bratkartoffeln mit Speck

Kartoffelbrei (nur Mittwoch)

Kartoffelsalat

Der kleine Tippfehler in der Rubrik »Vegetarisch« fiel nur den eifrigen Oberstudienrätinnen auf, entsprach aber der kulinarischen Philosophie des Goldenen Ochsen und deren Betreiberinnen. Lieber keinen Salat essen, denn regionales Fleisch ist das neue Gemüse. Absoluter Renner war derzeit die Vesperplatte mit der Leberwurst Royal. Zum Frühschoppen fand sie schon Freunde, mittags war sie von Wanderern und dem Nenestammtisch begehrt, abends war sie der Renner und erfreute Jung und Alt, Professor und Althippie, Black and White gleichermaßen. Nur Frauen hielten sich zurück und bemängelten mitunter die kleine vegetarische Auswahl. Aber die Gäste kamen ja nicht zum Diäteln oder Wellnessen in den Goldenen Ochsen. Man wollte satt werden und das nicht mit Goji-Beeren, Sojapampe und Superfood.

Deo, unser Ehrenmitglied, saß immer noch etwas bedröppelt in der Runde, da wir immer wieder seine »flammende« Predigt persiflierten und sein erstauntes Gesicht imitierten, als wir ihn auf seinen kleinen Fauxpas mit dem Benzintank hinwiesen.

Schuldbewusst wiederholte er immer wieder:

»Ja, das mit dem Benzintank war ein großa Fehla, aba in der Sache habe ich recht!«

Weit ausholend hatte uns Deo, indem er uns immer wieder die Geschichte von Paulus, der vom Saulus zum Paulus wurde, unter die Nase rieb, seine Bekehrung zum Öko-Pfarrer geschildert.

»Und wie willst du jetzt deine Missionsfahrten durch die Gemeinden machen? Die Quickly ist hin«, fragte Joe, unser Hausmann.

Deo schaute auf den Tisch, drehte nervös das Holzbrett, auf der sich die Vesperplatte mit Leberwurst Royal befand und suchte nach einer verträglichen Antwort für seine Freunde. Dann brach es nach wenigen Sekunden des Schweigens aus ihm heraus:

»Ich habe mir eina Elektrorolla zugelegt!«

Schweigen, pures Entsetzen am Tisch. Selbst das Gelächter der Nebentische schien sich im blauen Riedhimmel zu verlieren. Langsam begriffen wir, was er gesagt hatte.

»Waaaas hast du? Dir einen Elektroroller gekauft? Einen E-Roller? Weißt du, was wir vor einem Vierteljahr neu in unsere Statuten aufgenommen und auch geschworen haben? Weißt du das noch? Und das gilt auch für Ehrenmitglieder!«

Deo, der Hüne, wurde immer kleiner am Tisch. Er nickte.

»Weißt du noch, wer dir die Quickly hergerichtet hat? … Äh, im Schweiße seines Angesichts! Hä, weißt du das noch? Mit seiner Hände Arbeit! Das war unser Butzi!«

Deo, nunmehr ein Häufchen Elend, bekreuzigte sich und stammelte:

»Lass die Toten ruha, lass den Butzi aus dem Spiel. Ihr vasündigt euch!«

Da musste ich, nicht nur als Präsident der Gang, dazwischengehen, das wurde nun zu emotional.

»Hört mal her, die Quickly ist Schrott, die kokelt gerade in Friedas Schopf. Deo hat vergessen, den Tank zu leeren … Was soll’s? Aber einen Elektroroller …«, selbst mir blieb die Sprache weg, »einen Elektroroller, das darf doch nicht dein Ernst sein!«

Meine MIKEBOSSler schwiegen, starrten fassungs- und verständnislos zu unserem Ehrenmitglied Deo.

Als ob er es geahnt hätte:

»Verliere ich nun die Ehramitgliedschaft?«

Ein fragender Blick aus seinen dunklen Augen, der mich ins Zentrum meiner Seele traf. Ich kannte die Antwort, die ich einem meiner engsten Freunde in dieser schweren Stunde schuldig war, sagte aber mit fester Stimme:

»Darüber müssen wir bei unserer nächsten Sitzung abstimmen.«

Die Gang nickte und schwieg. Gelächter und heitere Stimmung als Antipol rundum im Biergarten.

Dann die Schritte im tiefen Kies. Kein gemütliches Schlendern à la: Wo finde ich denn noch ein schönes Plätzchen?, nein, ein teleologisches Stampfen, hart, stakkatohaft. Das Ziel der Schritte schien erreicht, Deo wurde noch gebeugter und schielte von unten zu ihr hoch.

Monika Magen-Kohler hatte sich vor Deo aufgebaut. Die Hände in die Hüften gestemmt, im bunten Sommerkleidchen, eine florale Furie, eine Personifikation des Jüngsten Gerichts, die sofort losgrollte:

»Was soll das? Sagen Sie mal, haben Sie den Verstand verloren? Das ist geschäftsschädigend!«

Deo kam nicht zur Ruhe. Ganz im Gegenteil, auch Monika Magen-Kohler, meine Lieblingsfleischundwurstwarenfachverkäuferinundmetzgermeisterin mit steiler Karriere schien mit Deo ebenfalls ein Hühnchen rupfen zu müssen.

»Frau Magen-Kohla, entschuldigen Sie vielmals, aber …«

»Kohler bitte, nicht Cola!«

»Ja, Frau Magen-Kohla, ich vergaß einfach, dass da noch Benzin im Tank war. Ich verspreche Ihnen, dass so etwas …«

Die Wütende unterbrach Deo und funkelte ihn an, sie plusterte sich, obwohl ihre beträchtlichen Ausmaße alleine schon angsteinflößend waren, noch weiter auf, die Stimme überschlug sich.

»Ich meine nicht Ihre alberne Mopedverbrennung, ich meine Ihre ständigen Aufrufe, weniger Fleisch zu essen. Das ist nun der dritte Gottesdienst, in dem Sie meine Branche attackieren! Ich attackiere doch auch nicht Ihren katholischen Gott!«

Deo versuchte vorsichtig, das Holzbrettchen mit dem Leberwurst Royal-Vesper etwas auf Distanz zu schieben.

»Und was bestellt der Herr Pfarrer? Natürlich einen Vesperteller, natürlich mit meiner Leberwurst … So etwas nenne ich Doppelmoral, jawohl Doppelmoral. Und das bei einem Pfarrer, ich denke, Ihr katholischer Herrgott ist nicht begeistert von so etwas!«

Mit rosafarbenen Würstchenfingern fuchtelte sie vor Deos Gesicht herum, dem die uneingeschränkte Anteilnahme der Biergartenbesucher sichtlich unangenehm war.

»Außerdem verwende ich für die Royal nur regionale Zutaten. Die Viecher, die da drin verarbeitet sind, haben alle gut gelebt, manche werden sogar auf der Weide geschossen. Meinen Sie, man bekommt heutzutage ein Bio-Zertifikat nachgeschmissen? Nein, dafür habe ich hart arbeiten müssen. Ja, glaubt Ihr weltfremden Pfaffen denn, eine gute Bio-Leberwurst wächst auf Bäumen? Allein die Kräuter da drin, die Kombination, das ist eine Kunst für sich. Glauben Sie eigentlich, man wird zur Metzgerin des Jahres durch Nichtstun oder Beten? Mit diesen Händen«, und Monika Magen-Kohler fächerte noch aufgeregter ihre fleischigen Fingerchen vor dem Gesicht des perplexen Geistlichen, »habe ich die Royal, die Königin der Leberwürste, kreiert und nicht nur einen Preis damit eingeheimst!«

»Die schmeckt ja auch wundabar, Frau Magen-Kohla, und ich bin ein schwacha Mensch. Das ist ein Prozess … und kann nicht von heuta auf morga geschehen … vom Saulus zum Paulus, vor allem beim Essen gelingt eina Neuorientierung nur nach und nach!«

Frau Magen-Kohler drehte sich abrupt um, nutzte den ganzen Schwung ihrer Leibesfülle und zeterte, ohne jegliches Verständnis für Deos theologische Ausführungen, im Abgang:

»Leben und leben lassen, ich komme in Ihren Gottesdienst, und Sie verbieten niemandem mehr das Wurstessen!«

Deo stand nicht nur hitzebedingt der Schweiß auf der Stirn, mit dem obligaten Stofftaschentuch entfernte er ihn tupfend. Er schüttelte sanft den Kopf, atmete tief ein:

»Oh ja, so stelle ich mir waahlich das Jüngste Gericht vor, so werde ich gerichtet am Jüngsten Tag! Ich hoffe, der Herr im Himmel hat nicht die Leibasfülle wie Frau Magen-Kohla.«

Er schob die Vesperplatte wieder näher zu sich heran.

»Aber die Lebawurst ist echt Spitzaklasse, die hat sie toll hinbekommen. Absolute Spitzaklasse!«

Die fette Kuh

Genesis 41, 17 – 21

Da sagte der Pharao zu Josef: In meinem Traum, siehe, da stand ich am Nilufer. Siehe, aus dem Nil stiegen sieben Kühe, fett im Fleisch und von schönem Aussehen, und weideten im Riedgras. Doch siehe, nach ihnen stiegen sieben andere Kühe herauf, elend, von sehr hässlicher Gestalt und mager im Fleisch. Nie habe ich so etwas Hässliches in ganz Ägypten gesehen. Die mageren und hässlichen Kühe fraßen die sieben ersten, fetten Kühe auf. Sie verschwanden in ihrem Bauch, aber man merkte nicht, dass sie darin waren; sie sahen ebenso hässlich aus wie am Anfang.

Sonntag, 18. Juli, Riedhagen, Villa Kohler, früher Nachmittag

Monika Magen-Kohler war ob des Disputes, eigentlich des Monologes, noch immer aufgewühlt, als sie nach Hause kam. Um runterzukommen, hatte sie noch einen kleinen Spaziergang durchs Ried gemacht, obwohl ihre Luxusschühchen mit den roten Sohlen eher dagegensprachen.

Die Wangen leuchteten rötlich. Auf das Rufen nach ihrem Sebastian antwortete lediglich die Stille. Er trieb sich mal wieder irgendwo herum, er sagte fast immer, er sei im Geschäft. Seit dem Hype mit der Leberwurst, ihrer Leberwurst, hatte die Arbeit im Betrieb stark zugenommen.

Vor dem Spiegel im Schlafzimmer zog sie ihr buntes Sonntagssommerkleidchen aus. Sie drehte sich und betrachtete kritisch ihre Form. Natürlich war sie nicht schlank, keiner würde sie der Anorexie bezichtigen. Aber fett, also richtig fett, war sie auch nicht. Nicht mehr! Sie hatte halt den Nachteil eines schweren Knochenbaus und eben keine knabenhafte, schmalhüftige Figur. Außerdem liebte Sebi ihre Fülle, er mochte ihre Pfunde. Sie lächelte in den Spiegel, als sie daran dachte, wie er sie beim Sex »mein Speckferkelchen« nannte. Das war schon etwas anderes als die Typen in der Berufsschule damals, vor dem Abschluss in Fleisch 3, die sie als fette Kuh bezeichneten. Sie war die einzige Frau, sie hatte es noch nicht gelernt, sich durchzusetzen.

Sie drehte sich noch einmal vor dem Spiegel und fand sich eigentlich schön. Die helle, zartrosafarbene Haut mit den blonden, ganz feinen Härchen. Die sanft schimmernden Speckfalten, an denen sich Sebi so gut festhalten konnte. Das runde, offene und freundliche Gesicht und die Krönung: ihr blondes, fast weißes Haar. Monika nickte zufrieden in den Spiegel. Und ordentlich Holz vor der Hütten hatte sie außerdem.

Und seit sie Jimmy hatte, waren die Pfunde ganz ordentlich gepurzelt. Okay, fünf Kilo, das fiel bei ihrer Statur noch nicht so auf, aber es war eben ein Anfang. Bis jetzt hatte sie alles erreicht, was sie wollte. Anfänglich war Sebi von der Idee eines Personal Trainers nicht begeistert. Zumal er ihre Pfunde, wie er immer wieder betonte, mit jedem Gramm liebte. »Darf’s ein bissele mehr sein?«

Sie lächelte, der Spiegel antwortete prompt. Es war gar nicht so einfach, an einen Personal Trainer zu kommen. Aber der Bönle, Lieblings-Kundschaft der ersten Stunde: »Einen LKW bitte, aber mit Cornichons und wenig Senf«, hatte ihr den Jimmy empfohlen. Einer aus Bönles seltsamer Motorradgruppe, diesen MIKEBOSSlern mit den fürchterlichen Kutten, die ständig lärmend und scheinbar ziellos durch die Gegend fuhren, hatte ein Fitnessstudio in Bad Saulgau, und einer seiner Angestellten war Jimmy. Und Jimmy war nun auch bei ihr angestellt. Sebi hatte ihr zu Hause ein kleines Fitnesszimmer eingerichtet mit Stepper, Trainingsbank, Sprossenwand und etlichem anderen Zubehör. Und Jimmy machte auch Hausbesuche. Außerdem wurde er gut dafür bezahlt, sie zum Schwitzen zu bringen. Ihr Spiegelbild lächelte sie süffisant an und bestätigte sie mit einem forschen Kopfnicken.

Und sowieso konnte sie stolz auf sich sein, da hatte sich viel verändert seit der Berufsschule. Was hatte sie nicht alles erreicht! Von der kleinen, unsicheren drallen Fleischwarenfachverkäuferin zur preisgekrönten Metzgermeistergattin mit fünf großen und mehreren kleinen Filialen. Von der ausgelachten, von ihren männlichen Mitschülern nicht akzeptierten fetten Kuh zur Schöpferin einer Leberwurst, die auf dem Markt ihresgleichen suchte. Von der immer freundlichen, schwäbelnden Landpomeranze, die ganztägig lächelnd Wurstwaren über die Theke schob, zur selbstsicheren, knallharten Geschäftsfrau, die, nachdem sie den Metzgermeister gemacht hatte, sogar einen Rhetorikkurs erfolgreich besuchte, um ihre Produkte gekonnt selbst zu vermarkten.

Sebi hatte für die Leberwurst Royal in einem aufwändigen bürokratischen Verfahren den Produktnamen schützen lassen und schon Unsummen von den Konkurrenten auf dem heiß umkämpften Fleischmarkt geboten bekommen. Sogar der überregionale Konzern Mühlenwalder war auf sie zugekommen, sie wären bereit gewesen, ganz dem neuen Verbrauchertrend folgend, zwei Varianten auf den Markt zu bringen, eine fleischliche und eine vegetarische. Obwohl das viele Geld lockte, blieben sie einträchtig standhaft. Kein Verkauf der Royal, ihres Babys! Nur der einträgliche Verkauf der fertigen Ware an Metzgereien und Gastronomie im regionalen Alb-Bodenseebereich.

Und am Dienstag in einer Woche, in Stuttgart, in der Landeshauptstadt, die ganz große Chance, die Royal einem noch breiteren, exklusiveren Publikum, auf der Kulinaria-Süd vorzustellen. Und zwar eine Überraschungsausgabe der Royal. Eine weitere Chance, sich und ihr Produkt Deutschland vorzustellen.

Aber etwas, was sie als It-Girl der Wurstbranche gelernt hatte: Wer im Rampenlicht des Ruhms steht, hat plötzlich viele Freunde … und noch mehr Feinde!

Lachend drehte sie sich noch einmal vor dem Spiegel.

Biergartendiskurs mit Vesperplatte

Sprüche 17, 1

Besser ein trockenes Stück Brot und Ruhe dabei, als ein Haus voll Braten und dabei Streit.

Sonntag, 18. Juli, Riedhagen, Goldener Ochsen, am Spätnachmittag

Mittlerweile hatten wir schon Spätnachmittagssonne, das Ried wucherte mit all dem, was es so beliebt machte. Der Duft nach Kräutern, Blüten, Moder, das Summen und Kreischen der Insekten, ein an- und abschwellendes Orchester, ein Doping für die Sinne. Eifrige ländliche Wandersleute in Survivalkleidung in rhythmischem Einklang mit der Natur, mit blauen Rucksäcken bis über die Köpfe, stolpernde Stadtdeppen mit ihren stöckelbeschuhten Gattinnen, die im Minutenrhythmus Anti-Brumm um sich herum versprühten. Gemeinsam hatten sie ein Ziel: den Goldenen Ochsen.

Gut besetzt, selbst die Plätze ohne Beschattung, bot der Außenbereich des Goldenen Ochsen ein nahezu ähnlich wuseliges Bild wie der Eingangsbereich des Europaparks in Rust. Jeder wollte schnellstmöglich ein Lieblingsplätzchen ergattern. Was jedoch auf dem Rummelplatz im Badischen der Wodan war, war hier der Stramme Max, was in Rust der Bluefire war, war hier das Schnitzel paniert, und was dort der Silverstar, war hier die Vesperplatte mit Leberwurst Royal.

Und so saßen wir immer noch zusammen in hitziger Diskussion, wobei das kühlende Walder für eine sprachliche Verlangsamung gesorgt hatte. Meine Gattin warf mir bei jeder Neubestellung einen sogenannten Blick zu, und jedes bernsteinleuchtende Getränk knallte von Mal zu Mal härter vor mir auf dem Holztisch auf. Obwohl ich nicht der Einzige in der Ritterrunde war, der mehr als ein Bier konsumiert hatte. Auch Deo, unser geistlicher Beistand, musste, um die Scharte auszuwetzen, die er frühmorgens beim Gottesdienst in das Schwert unserer Freundschaft geschlagen hatte, diese mit Übererfüllung der Gruppennorm kompensieren. Selten, dass er um diese Zeit so lange beim Frühschoppen blieb. Mittlerweile mutierte der Früh- zum Spätschoppen.

Die Dämmerung schickte mählich erste Nebelfetzen ins Ried, legte sie sanft zwischen Nadelgewächs und Birken ab. Die Landeier wurden ruhig und dachten an Annette von Droste-Hülshoff, die Stadtdeppen hielten es vermutlich für Smog und dachten an die nächste Abgasuntersuchung ihrer übermotorisierten SUVs.

Ich dachte nichts, betrachtete das erhabene Naturschauspiel und deutete auf die erste Hufeisennase, die flatterhaft ihre Runden drehte, um sich an den Insekten, die durch erste Lichtquellen angezogen wurden, zu laben.

»Schaut mal, eine Rhinolophus ferrumequinum oder vielleicht sogar eine Rhinolophus hipposideros, wenn es die hier überhaupt noch gibt.«

»Seit sie dich aus der Schule rausgeschmissen haben, musst du wohl jedem zeigen, dass du ein intellektueller Rocker bist. Wem musst du etwas beweisen? Wahrscheinlich nur dir selbst!

Sag doch einfach Fledermaus, und jeder hier versteht dich.«

Flaschen-Gordon, der sein Bier immer nur aus der Flasche genoss, schaute mich mit leicht trübem Auge genervt, vorwurfsvoll an.

»Nicht nur du bist mit dem Großen Latinum ausgestattet, nicht nur du …«

Deo, der nach dem feuerinfernalischen Einstieg in den Tag des Herrn Pluspunkte bei der Gang sammeln musste, nickte Flaschen-Gordon unterwürfig zu.

»Ja, da hast du ganz recht, da Dani will nur aufzeiga, wie gebildet, ähh eingebildet er ist. Er könnte ja auch saga, kuck, da fliegt da Batman.«

Deo erhob sich, streckte die Arme weit auseinander, hob dann die Rechte zur Faust, schaute schwankend in den Nachthimmel und gab ein Zischgeräusch von sich, ließ sich krachend zurück auf die Bank plumpsen und schaute laut lachend, Zustimmung fordernd, in die Runde. Stille. Sein Batman-Scherz verflüchtigte sich in der Weite des vor dem Goldenen Ochsen liegenden Rieds.

»Deo, deinen Bonus für heute hast du schon längst verspielt!«

Ich fuhr mir durch meinen Lemmy Kilmister-Bart, versuchte, die grauen Stellen zu ertasten.

Auch Gesicht, Joe, Goldi und Blacky, die Schleimer schienen meiner Ansicht zu sein und prosteten mir zu, Dinge wie »Allerdings«, »Feuerteufel von Riedhagen«, »Die schöne alte Quickly«, »Butzi dreht sich im Grab um«murmelnd. Was die Psyche unseres Pfarrers und Ex-Quicklyfahrers nicht stärkte.

Der zunehmend Depressive versuchte es mit einer neuen List.

»Willst du noch ein kleines Stückale von der Lebawurst Royal?«

Unter normalen Umständen wäre das ein Ansatz zur Versöhnung gewesen. Flaschen-Gordon kam mir mit dumpfer Stimme dazwischen, bevor ich reagieren konnte.

»Sag mal, bist du eigentlich noch ganz normal? Ich meine jetzt nicht deine Zündlerei vor der Kirche … und den vollen Benzintank, das Durchschnittsalter der Gottesdienstbesucher lag eh über 100, aber du kannst doch nicht Butzis Erbe … seine Hinterlassenschaft … die Erinnerung an ihn … in Flammen aufgehen lassen!«

Flaschen-Gordon knallte sein Bierfläschchen auf den Tisch, Schaum erhob sich zunächst widerwillig, dann in weißer Flut über den Tisch. Stille.

Wir wussten, dass Flaschen-Gordon den Tod Butzis nie verkraftet hatte. Dazu all der Stress, das Gymnasium in Riedlingen mit der ständigen Individualisierung von Schüler- und Elternwünschen, seine zänkische Gattin, von der er momentan getrennt lebte. In Zeitlupe nahm er einen Bierfilz und trocknete sorgfältig die kleine Bierflut.

Die kleine Flut in seinen Augen verwischte er zu einem feuchten Schleier … so wie er morgens über dem Ried lag.

Gesicht, der seinem Spitznamen wieder alle Ehren machte, dehnte sich, das weiße T-Shirt spannte sich über den Muskeln.

»Das mit dem bisschen Feuer ist okay, das darf man nicht dramatisieren, aber das, womit er das Feuer gemacht hat«, er unterbrach und schaute demonstrativ zu Deo, spannte noch einmal, leicht aggressiv nach vorne gebeugt seine Nackenmuskulatur und vollendete seinen schönen Satz, »das war voll Scheiße. Hei, überleg mal, Deo, die alte Quickly, das war dein Markenzeichen. Das wäre wie … wie … wie wenn ich keine Leuchtreklame mehr auf meiner Muckibude hätte.«

»Ja, tolles Beispiel, heißt ja mittlerweile FINESSTUDIO, weil ein T und ein S bei den Leuchtbuchstaben ausgefallen sind«, meldete sich Blacky.

Joe meldete sich wie ein Primaner und schnalzte sogar mit den Fingern.

»Wenn ich auch mal was sagen darf? Also da bin ich mit euch natürlich d’accord mit der Feuerteufelgeschichte, unser Deo hatte schon immer etwas Diabolisches.«

Leicht schwankend erhob sich unser Witwer Joe, deutete auf Deo: »Jawohl, deine Feuerschau war eigentlich spitze, so was bietet kein anderer katholischer Gottesdienst, vielleicht konvertieren jetzt sogar die Wilhelmsdorfer Pietisten. Mal sehen, vielleicht könntest du ja auch mal einen öffentlichen Exorzismus anbieten? Wie wäre das, Deo?«

Man merkte, dass der Frühschoppen viel zu lange gedauert hatte. Ich wollte, um meinen präsidialen Pflichten nachzukommen, verbal schlichten. Doch Deo war bereits aufgesprungen.

»Versündiga dich nicht! Die Teufel seid ihr alle, mit eura Benzinschleudara!« Der Zürnende beschrieb mit einer mächtigen Armbewegung einen Halbkreis über Freunde und die übrigen Gäste. »Meina Intention war rechtschaffa, unsere Gesellschaft muss umdenka, wir haben nur eina Welt. Und dazu gehört eba auch die Ökowende, wir müssa weg von fossila Energie. Und deshalb stehe ich hinta meinem dramatischen Beschluss, da Quickly als Symbol für die Zerstörung der Erde zu verbrenna. Wir müssa ein Zeicha setza! Und Frau Magen-Kohla weiß genauso gut wie ihr, dass die Fleischproduktion mithilft, unsara Globus zu zerstöra. Als Pfarrer ist es meina Pflicht, eine Gemeinde und euch Deppa wachzurütteln!«

Trottel, Depp, Spinner waren noch die zartesten Begriffe, die sich Deo, unser Ehrenmitglied anhören musste.

Blacky, unser neuestes Mitglied, zeichnete sich bis jetzt durch kinngestütztes, schrägköpfiges, ironisch lächelndes Staunen aus, zischte nun aber scharf dazwischen.

»Deo, wir sind mit Sicherheit auch nicht auf der Flädlesuppe daher geschwommen und wissen, dass es für unseren Globus schon fünf nach zwölf ist. Wir alle kennen die Problematik von fossiler Energie und Massentierhaltung. Nur, wir werden dieses Problem nicht durch das Verbrennen einer Quickly lösen. Das ist naiv. Und unsere Harleys laufen noch, wenn deine giftige E-Roller-Batterie in wenigen Monaten schon zum Sondermüll gehört. Meine Harley läuft schon 50 Jahre und wird mit Sicherheit noch weitere 50 mühelos absolvieren!«

Hölzerner Tischapplaus. Ich war sehr stolz auf Blacky.

Obwohl die Sache mit Blacky schon so eine Sache war, wenn ich so zurück dachte …

Rückblick in den schönen Maien

Weisheit 11 – 12

Alle ohne Ausnahme wurden in gleicher Weise geplagt; denn zweifaches Leid und Seufzen brachte ihnen die Erinnerung an das Vergangene.

Freitag 30. April bis Samstag, 1. Mai, vor über zwei Monaten, Riedhagen, Festwiese

Natürlich waren die MIKEBOSSler, neben der Blasmusik mitgliederstärkster Verein in Riedhagen, bei der Organisation des alljährlichen Tanzes in den Maien mit dabei.

Seinerzeit, als Butzi noch lebte, war es Tradition, vor der Tanzveranstaltung den schönsten Mädchen im Dorf (meist reichte eine zittrige Krüppel-Birke) einen Maien zu stecken. Danach, auf Anraten Butzis, Gartentürchen aushängen, Toilettenpapier um die Grabsteine, Rasierschaum auf Deos Türklinke und ähnlicher Schabernack. Ja, unser Butzi war schon ein Traditionalist.

Wie immer war der schönste Teil der Tanz in den Maien. Es wurde weniger getanzt, mehr getrunken. Gerne hätte ich mit Cäci zu schmissiger Blasmusik ordentlich reingefeiert, aber sie ließ sich wieder breitschlagen und fungierte als Bedienung im feschen Dirndl. Und so blieben mir nur meine Bikerfreunde und der Alkohol.

Schon längst war 1. Mai, Riednebel vor dem Festzelt, Riednebel in meinem Kopf.

Und noch ein lecker Walder.

Plötzlich saß er mit uns am Tisch. Keiner wusste, woher er kam. Alles war schwarz an ihm, eine stattliche, eindrucksvolle Erscheinung. Und als er dann noch von seiner Shovelhead mit einer Leidenschaft erzählte, wie ich es selten gehört hatte, war mir klar, er ist ein Stück Zukunft der MIKEBOSSler, jung, gut aussehend, nicht auf das Maul gefallen und … eine Shovelhead. Ich wunderte mich in meinem Zustand kaum, warum meine Freunde mich immer wieder gegen das Schienbein traten und am Unterschreiben des Mitgliedervertrages mit Blacky hindern wollten. Auch Cäci weigerte sich aus unerfindlichen Gründen, Biernachschub zu bringen, auch das Bruderschaftstrinken mit unserem Neuzugang Blacky schien ihr zu missfallen.

Spätschoppen

Psalm 30, 6

Denn sein Zorn dauert nur einen Augenblick, doch seine Güte ein Leben lang. Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.

Sonntag, 18. Juli, Riedhagen, Goldener Ochsen, nach 20 Uhr

… Meine Erinnerungen an das legendäre Maifest und die Rekrutierung Blackys wiegten meinen Kopf sanft hin und her. Mittlerweile war Blacky unser Aushängeschild für Toleranz, Multikulti, Freedom und den ganzen anderen Scheiß. Blacky war ganz einfach super. Blacky war schwarz, stolz und eine äußerst attraktive Frau.

Nicht, dass ich an diesem legendären 1. Mai zu betrunken gewesen wäre, nein, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht … es waren die bis zur Schädelhaut kurz rasierten Haare, die dunkle Stimme, die schwarze Kleidung … ich weiß es einfach nicht! Ich hatte Blacky für einen Mann gehalten. Noch am 1. Mai gab es eine Änderung der Statuten für eine Mitgliedschaft bei den MIKEBOSSlern.

Und Blacky hatte noch einen großen Vorteil, der der ganzen Gruppe zugute kam. Sie war Sekretärin, und zwar Sekretärin auf dem Polizeipräsidium. Da waren wir mittlerweile nicht schlecht aufgestellt. Ein frustrierter Lateinlehrer, der sein Bier nur aus der Flasche trank, da er Angst vor den Bakterien an einem schlecht gespülten Glas hatte, ein Fitnessstudiobesitzer, der ständig dumm schaute und nicht einmal imstande war, seine Leuchtreklame zu reparieren, ein Witwer, der akribisch seinen Haushalt führte, und ein grenzdebiler Geistlicher, der sein Moped verbrannte, stellten gewiss keinen Zugewinn für unsere Gang dar, nein, mit Sicherheit nicht. Aber Goldi, unser Jurist, Schwerpunkt Verkehrsrecht, und nun eben Blacky als Sekretärin bei der Polizei in Ravensburg, von denen versprach ich mir schon einen gewissen praktischen Nutzen.

»So, wenn ich als Präsident auch mal was sagen darf … zu Punkt eins. Man hat mich nicht aus der Schule rausgeschmissen. Die Terminologie finde ich echt beschissen. Ich benenne es einfach mal so … Dissonanzen, es hat da einfach nur kleine Misstöne gegeben … Und äh, zu Punkt zwei, den Fledermäusen, wenn mein Latein besser ist als das unseres Flaschenkindes und Lateinlehrers, dann ist das nicht mein Problem. Mir wäre es recht, wenn wir nun wieder auf einer sachlichen Ebene diskutieren könnten.«

Gelächter rundum. Deo wieder mit Oberwasser.

»Dissonanza, da haben wir aba ein schönes Wort gefunda … in der Schwäbischa Zeitung, eine ganze Seite, eine ganze … üba die kleine Dissonanza! Eine jahralange Anhäufung von Verfehlunga und Eskalationa … nicht mehr haltbar für den Schulbetrieb … und lenk nicht mit den Fledamäusa ab!«

Deo kam richtig in Fahrt, er listete mit seinem fotografischen Gedächtnis die Kleinigkeiten auf, die letztendlich und bedauerlicherweise zu meiner Entlassung aus dem Beamtenstatus führten. Die Sache mit dem Mähdrescher, der illegale Waffenbesitz, noch ein paar andere Kinkerlitzchen, und jetzt eben : O-Ton Studiendirektor, »das, was das Fass zum Überlaufen brachte«, wirklich nichts Wildes. Eine kleine Auseinandersetzung zwischen engagiertem Lehrkörper und echauffiertem Elternteil, das mit einer Drei seines einfältigen Sprösslings im Fach Katholische Religionslehre nicht einverstanden war. Da wurde es eben laut, ein zunächst verbales Tischtennisspiel. Ignoranter Lehrer: Arrogantes Elternteil; Kompetenzüberschreitung: Elterntrottel; Hochbegabt: Behindikindi. Das Wort »Behindikindi« löste wohl irgendetwas im Elternteil aus, es schubste mich zurück, diese Form der Körperlichkeit störte mich nicht, da war ich anderes gewohnt, wenn ich mit meinen Jungs unterwegs war. Aber der begleitende Satz zum Schubser löste nun andererseits bei mir etwas aus. Und ich brach ihm das Nasenbein.

Der wütende Erziehungsberechtigte beleidigte in einem Satz mein präsidiales Amt im Motorradklub und meine Harley Davidson, indem er sie »Hämorrhoidenschaukel mit Affenlenker« nannte. Und wie das eben so ist, wem glaubt man abschließend mehr? Natürlich dem Polizisten, nicht dem Lehrer.

»Und außerdem, wenn das alles so dramatisch gewesen wäre, hätten die mich nicht bei den Abendtechnikern wieder eingestellt«, rechtfertigte ich mich.

Wieder Gelächter.

»Die haben niemanden mehr, das hast du doch selbst gesagt, die finden doch niemanden, der abends unterrichtet, und dann noch dieses komische Fach. Und außerdem machst du das jetzt nur noch auf Angestelltenbasis und nicht als Beamter. Zu jeden Ferien bekommst du eine Kündigung und wirst erst zum Schulbeginn wieder angestellt. Und das für zwei Stunden in der Woche.«

Betroffene Stille.

»BKOM ist kein komisches Fach!«

Ich winkte ab, offensichtlich konnte man heute Abend mit denen nicht vernünftig reden.

Der letzte Tanz Teil 1

Prediger 3, 1 – 4

Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ausreißen der Pflanzen, eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen, eine Zeit zum Niederreißen und eine Zeit zum Bauen, eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz …

Montag, 19. Juli, Ostrach, Filiale der Traditions-Metzgerei Kohler, frühmorgens

Monika war bei bester Laune. Durch den Hintereingang, den sie zur Durchlüftung immer eine Viertelstunde offen stehen ließ, startete sie die arbeitstägliche Inspektion ihrer Filiale. Sie ging, wie immer vor Öffnung der Filiale, durch den ehemaligen Schlachtraum mit den hellen Kacheln. Hier standen all die Maschinen und Gerätschaften, die sie so liebte. Die Geräte, die sie benötigte, um ihre eigenen Spezialitäten in kleinen, exklusiven Mengen herzustellen. Die Großproduktion für die übrigen Filialen fand in Sebis Reich statt. Aber hier war ihr Kreativlabor, ihr Experimentierraum.

Hier war sie entstanden, die Royal. Liebevoll fuhr sie mit ihrer Rechten über das kalte Metall des Wurstfüllers. Hier warteten auf weitere kreative Einsätze der Fleischwolf, der Cutter, aber auch die Schleifmaschine für die vielen unterschiedlichen Messer und Beile und alle übrigen wichtigen Geräte zur Fleisch- und Wurstproduktion. Hier standen die bunten Euroboxen zu Versand, Kurztransport und Lagerung. Hier hingen die Fleischerhaken, Messer, Beile, Sägen und all die weiteren Zerleg- und Schneidapparate in allen Größen.

Sie hob die Hand, ließ die blanken Fleischerhaken aneinanderstoßen, klingen, sie spielten eine metallene Melodie. An den anderen hingen schon die Würste, Schwarz- und Blutwurst, Lyoner und Salami und dann auch die Königin, ihre Leberwurst Royal. Fast zärtlich nahm sie eine vom Haken, tanzte durch den gekühlten Vorratsraum, schnupperte an der kühlen lederartigen Darmpelle ihrer Erfindung. Rauch, etwas Schärfe, eine leichte Süße des Fleisches, die Kräuter, selbst durch den Darm kommunizierte Monika mit dem Darminhalt. Mit der Seele der Royal.

Sie hob ihr Näschen weg vom Spitzenprodukt des Betriebes und sog die Raumluft durch ihr rosa Rüsselchen ganz in sich hinein, sie liebte diesen typischen Geruch, den es ausschließlich in einer Metzgerei gab. Es weckte in ihr die Erinnerungen an ihre größten Niederlagen, die ausschließlich im Mobbing durch ihre männlichen Mitschüler bestanden, und an ihre größten Erfolge.

Die Berufsschule: Fleisch 1,2,3. Sie als einzige Frau. Die Jahre des Lernens. Wie sagte ihr Lehrer, den sie immer »Meister Schwein« nannten?

»Leute, ihr braucht Kompetenzen. Die Handlungskompetenz ist wichtig. Ihr seid nicht nur Fleischhauer, und trotzdem braucht ihr auch Fachkompetenz. Und ihr glaubt nicht, was man alles wissen muss, um gute Wurst zu machen. Wir dürfen aber die Humankompetenz nicht vergessen, auch als Metzger braucht man Werte. Leute, wir brauchen Kompetenzen, Kompetenzen, Kompetenzen … Sozialkompetenz, Methodenkompetenz, kommunikative Kompetenz, Lernkompetenz.

Monika lächelte, so hatte sie ihre männlichen Mitschüler schnell überholt. Sie konnte sich mit ihrem nahezu fotografischen Gedächtnis alles mühelos merken. Die Berufsschule absolvierte sie ebenso wie die darauffolgende Meisterschule mit Bravour. Ihr Lernvermögen und ihre Kreativität machten sie zu dem, was sie nun war. Das It-Girl der Metzgerbranche.

Sie lächelte.

Meister Schwein hatte ihnen in 13 Lernfeldern den Umgang mit Fleisch beigebracht. Das erste Lernfeld »Einführen eines neuen Mitarbeiters« fand sie eher langweilig, aber schon im zweiten war ihr Interesse geweckt und der Anfangsfrust beseitigt. »Beurteilen und Zerlegen von Schwein oder Lamm«, da ging es tatsächlich ans Eingemachte. Da ging es um die Qualität des Fleisches. Das machte ihr Spaß. Hier lernte sie auch die Grundlagen der Mikrobiologie. Auch Lernfeld drei war sehr praxisorientiert, hier durfte sie erstmals Hackfleisch selbst herstellen. Hier brachte sie ihrem erstaunten Meister ein eigenes Tatar mit – er war begeistert.

»Moni, Moni, du wirst es weit bringen.«

Und im Lernfeld vier hatte sie dann ihre eigene Kreativität entdeckt, »Herstellen von küchenfertigen Erzeugnissen«. Hier ließ sie der Meister experimentieren, Gewürze und Zubereitungsarten, wie es ihr gefiel und schmeckte.

Lernfeld fünf war nicht so ihr Ding. Sie beherrschte es wie kein anderer in ihrer Klasse, aber das »Informieren über Produkte« war ihr zu langweilig, zu wenig kreativ, da ging es weg vom Umgang mit dem Fleisch. Und dann kam endlich ihr persönliches Highlight, ihre Königsdisziplin in Lernfeld sechs: »Das Rind, zerlegen und beurteilen.« Qualitätsmerkmale wie Geschlecht des Tieres und Reifegrad, Fleisch-, Fett-, Knochen- und Bindegewebsanteil wurden bestimmt, auch Fleischfarbe und Faserstruktur mussten bewertet werden. Hoch interessant war gerade auch beim Rind die Fleischreifung.

»Moni, Moni, du wirst es weit bringen.«

Sie lächelte.

»Herstellen von Roh- und Kochpökelwaren« war auch recht spannend. Das darauf folgende Lernfeld acht »Herstellen von Kochwurst« stellte sich als das heraus, was ihre Lust auf Neues am meisten herausforderte. Hier experimentierte sie mit Herz, Leber, Niere, selbst mit Gehirn, alles, was man gemeinhin als Innereien bezeichnet. Mit den richtigen Gewürzen und Kräutern ließen sich die herrlichsten Spezialitäten zaubern. Auch ihre erste Blutwurst, die der Meister als geschmacklich gut, aber misslungen bezeichnete, weil sie zu fest geworden war, stammte aus dieser Phase der Ausbildung. Nun ging es bis zu Lernfeld zehn um die »Wurst, Brüh- und Rohwurst«.

In Lernfeld elf lachten dann Schnitzel, Kotelett, Fleischkäse, Bratwurst, Hackfleischprodukte, aber auch belegte und kunstvoll verzierte Brötchen und Kanapees auf verchromten Platten. Fingerfood und Feinkostsalate wurden hergestellt und liebevoll präsentiert. Es wurde thematisiert und praktisch durchgeführt, wie eine Warm- und Kaltlagerung funktionierte, ohne die Ware zu schädigen. Auch Qualitätssicherung war ein großes Thema. Nährwertberechnungen und langweilige Rückkalkulationen waren eher nicht ihr Ding.

»Moni, Moni, du wirst es weit bringen.«

Im Lernfeld zwölf konnte sie wieder ihren ganzen Elan und die Begeisterung für Fleisch einbringen, das »Gewinnen von Rohstoffen und das Herstellen ganzer Gerichte« war das, wofür sie nun drei Jahre gelernt hatte. Das Herstellen besonderer Fleisch- und Wurstwaren führte sie an herrliche Pasteten, Rouladen, Galantinen, Feinkostsülzen und Aspikwaren heran. Das letzte Lernfeld fand sie nervig: »Kundenberatung, Veranstaltungen planen, Verpacken von Produkten«. Das beherrschte sie mittlerweile eh schon perfekt und besser als ihre männlichen Berufsschulkollegen.

»Moni, Moni, du wirst es weit bringen.«

Ja, sie hatte es weit gebracht. Und das aus eigener Kraft. Natürlich hatte sie immer wieder ihren drallen, weiblichen Charme spielen lassen. Wie hatte Meister Schwein ihr mal zugeflüstert? »Nutze deinen Tittenbonus!« Selbst Sebi profitierte nun durch ihr kreatives Potenzial. Was hatte er am Anfang überheblich gelächelt und sie verhöhnt. »Eine eigene Wurst erfinden.

Ich erfinde keine eigene Wurst, ich kreiere eine. Kreieren, schöpfen, erschaffen.«

Und dann der Durchbruch auf der Wurstmesse in Stuttgart. Schon das Motto war ein Knaller:

WURST DARF UNS NICHT WURST SEIN!

Monika setzte sich auf den Schemel, den sie sonst nur dazu nutzte, die Würste an den Fleischerhaken aufzuhängen.

Sie zuckte kurz zusammen, als nebenan ein schepperndes Geräusch ihre Erinnerungen unterbrach. Sie wollte kurz nachschauen, was den Missklang erzeugt hatte, wollte jedoch schnell wieder zurück in die Welt der seligen Wurstretrospektive. Eine Metzgerei lebt immer, und schon ein kleiner Luftzug lässt hängende Messer, Kellen, Schüsseln erklingen. Und als kein weiteres Geräusch folgte, entlockte die Erinnerung an das Event im vergangenen November ihr einen brusttiefen, wohligen Seufzer.

Jahrmarkt der Wursteitelkeiten – ein Rückblick

Kolosser 2, 21 – 23

Berühre das nicht, iss das nicht, fass das nicht an! Das alles wird verbraucht und dadurch vernichtet. Menschliche Satzungen und Lehren sind es. Man sagt zwar, in ihnen liege Weisheit, es sei freiwillige Frömmigkeit und Unterwürfigkeit, den Leib nicht zu schonen. Doch das bringt keine Ehre ein, sondern dient nur zur Befriedigung irdischer Eitelkeit.

Samstag 7. November bis Montag 9. November vor einem Dreivierteljahr, Stuttgart, Messegelände

Zwischen der A8 und der B27 lag das riesige neue Messegelände, nachdem die Stadt beschlossen hatte, das heimelige Gelände auf dem Killesberg nicht mehr zu Messezwecken zu verwenden, da es aus den Kinderschuhen herausgewachsen war. Das Gelände einer der größten Messen Deutschlands erstreckte sich mit riesigen Hallen südlich von Stuttgart auf der Gemarkung Leinfelden-Echterdingen und war für die Messeneulinge aus Oberschwaben leicht zu erreichen. Man musste nicht durch die verkehrsinfarktende Stadt mit den lästigen und kaum CO2-reduzierenden 40er-Zonen fahren. Im Wohnmobil würden sie auf dem riesigen Parkplatz übernachten.

Schon am Vortag ging es drunter und drüber in Messehalle fünf. In diesem Jahr reservierte die SÜFFA als die Fachmesse der nationalen Fleischbranche und des Fleischerhandwerks zwei der riesigen Hallen für sich, um zu zeigen, was die Schwein, Rind, Lamm und andere Säugetiere pürierende Branche so alles drauf hatte.