Leichenfund im Lausehügel - Marion Romana Glettner - E-Book

Leichenfund im Lausehügel E-Book

Marion Romana Glettner

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

M-A-L ermitteln "Leichenfund im Lausehügel" von M.R. White Ein Spaziergänger fand in einem Waldstück bei Güsten eine unbekannte männliche Leiche. Niemand wird vermißt. Kommissar Ben Schön nimmt die Ermittlungen auf. Plötzlich geschehen mehrere Einbrüche. Besteht ein Zusammenhang? Die gleiche DNA wird an mehreren Tatorten gefunden. Während Kommissar Ben Schön auf der Stelle tritt, ermitteln drei Hobbydetektivinnen undercover. Dabei wird Anne in eine Falle gelockt. Kann sie entkommen und welche Rolle spielt diese ominöse Blondine? Der erste Fall der Hobbydetektivinnen Mona, Anne und Lisa aus dem Salzlandkreis.

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Seitenzahl: 211

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Leichenfund im Lausehügel

Titel Seite

Salzlandkrimi

Leichenfund

im

Lausehügel

von

M. R. White

Ein herzliches Dankeschön an die Polizeischule in Aschersleben sowie der Polizeidirektion Halle Süd für die Unterstützung. Weiterhin möchte ich mich bei Bridget Nash bedanken, welche mir beim Manuskript Hilfestellung gab.

Die Personen und Handlungen dieses Buches sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder verstorbenen Personen, wären rein zufällig.

Quellen:

Kriminalistische Spurenkunde

Atlas der gerichtlichen Medizin von Prokop und Radam

Impressum:

Neopubli GmbH

Köpenicker Straße 154a

10997 Berlin

Text: M.R. White

Korrektur: Duden- Korrektor

Covergestaltung: W. van Velzen

Prolog

Anne war mit ihrer Hündin in der Nähe des Waldgebietes bei Güsten spazieren. Die Hitze ließ am Nachmittag nach und so ging Anne mit ihr am Waldrand entlang. Dabei lief Blacky frei ein Stück in den Wald hinein. Sie war kaum noch zu sehen. Anne stieß einen Pfiff aus und die Hündin kam sofort zurückgerannt. Kaum war Blacky auf dem Plattenweg, als ein Auto auftauchte, das knatternd auf sie zuschoss.

Anne sprintete auf den Waldrand zu, bekam Blacky am Halsband zu fassen und riss sie zurück. Dabei wäre Anne fast gestürzt. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Der Wagen raste nur Zentimeter an ihr und Blacky vorbei und sie spürte die spitzen Steine, welche ihr die Reifen ins Gesicht geschleudert hatten. Aus den Augenwinkeln erkannte sie einen Mann mit Zopf am Lenkrad des alten Wagens. Über diese Rücksichtslosigkeit konnte Anne nur mit dem Kopf schütteln. Sie erstattete keine Anzeige und war nur froh, dass ihrer Hündin nichts geschehen war.

Leichenfund im Lausehügel

1. Kapitel

Als das Telefon schrillte, hatte ich gerade das Abendessen beendet und plante die Weinauswahl für meine Gäste. Wer war denn nun wieder an der Strippe? Kaum hatte ich den Hörer abgenommen, als meine Freundin Anne aufgeregt los plauderte.

„Wir müssen uns morgen dringend am See treffen. Es ist etwas passiert! Ich erzähle es euch morgen. Sagst du Lisa Bescheid?“

Wenn Anne so reagierte, musste es wichtig sein. Ich sah gerade im Fernsehen einen Krimi und trank eine Kanne grünen Tee. Es ging mir einfach nicht aus dem Kopf.

Ich rief meine Freundin Lisa an, die genau wie wir Hobbydetektivin ist, in Magdeburg an und berichtete von dem geplanten Treffen. Wir machten aus, was mitgebracht werden sollte.

Lisa wollte Steaks und Würstchen mitbringen und ich Baguettes und Salate. Also bewegte ich mich in meine Küche, öffnete den Kühlschrank und suchte die Zutaten zusammen. Hurra, ein Salatkopf war noch da und einige Tomaten hatten sich noch hinter den Eiern versteckt. Das würde für uns ausreichen. Ein Baguette hatte ich leider nicht im Haus, aber morgen konnte ich an der Tankstelle ein frisches Baguette für uns kaufen. Meine Stirn legte sich in Falten. Was konnte nur so wichtig sein, dass meine Freundin Anne so reagierte. In der Nacht schlief ich unruhig und wälzte mich hin und her. Erst nach Mitternacht fiel ich in einen festen Schlaf. Nach einigen Stunden stand ich wie gerädert auf und frühstückte erst einmal. Die Wäsche musste erledigt werden und mittags kochte ich eine einfache Suppe, was bei den Temperaturen ideal war. Suppengrün befand sich noch im Gemüsefach und Nudeln

lagen noch verpackt im Küchenschrank.

Nach dem Essen wusch ich noch schnell ab. Anschließend packte ich meine Sporttasche mit dem Essen und Mineralwasser für den See.

In Jeans und T-Shirt nahm ich meine Sporttasche und marschierte nachdenklich die Treppe im Flur hinunter. Voll bepackt eilte ich um den Block herum zu meinem Auto. Zuerst verstaute ich die Tasche im Kofferraum, stieg ein und startete meinen grünen Toyota. Der Motor sprang an und gewohnheitsmäßig strich ich flüchtig über den Fuchsschwanz, welcher am Frontspiegel angebracht war. Er war seit Jahren mein Glücksbringer. Ich fuhr die Hauptstraße entlang. Als ich an der Tankstelle ankam, fiel mir das Baguette ein, was ich mitbringen sollte. Ein Blick auf die Anzeige sagte mir, dass mein Wagen noch aufgetankt werden musste. Zügig tankte ich und kaufte das Baguette. Eine Landstraße führte mich über Winningen und Schneidlingen zu meinem Ziel am Löderburger See.

An der Tankstelle in Schneidlingen sah ich bereits den schwarzen Mercedes von Lisa, welche auf mich gewartet hatte. Lisa hielt zum Gruß die Hand aus dem Fenster. Neben der Tankstelle befand sich eine eingezäunte Weide, auf dem gemütlich einige Pferde grasten. Ein schöner Anblick. Lisa stieg aus und kam auf mich zu. Mit ihrer Figur konnte sie alles tragen. Wie immer fiel die Begrüßung herzlich aus und wir umarmten uns.

„Weißt du genaueres?“, fragte mich Lisa.

„Nein, leider nicht, aber es scheint wichtig zu sein, so aufgeregt wie Anne klang“, antwortete ich.

„Wir werden es gleich hören. Lass uns fahren.“

Einige Minuten später erreichten wir den Ortseingang von Groß Börnecke. Kurz hinter der ersten Kurve befand sich auf der rechten Seite ein kleines Einkaufszentrum. Lisa trat bestimmt auf die Bremse und fuhr auf den Parkplatz.

„Los, wir gehen kurz hinein. Vielleicht finden wir noch

etwas für Anne“, meinte Lisa und ging los.

Gemächlich schritten wir Frauen durch die Reihen.

„Was könnte Anne noch brauchen?“

„Ah, Hundefutter für Blacky.“

Aus der zweiten Reihe des Regals nahm Lisa etwas Obst und Knabbergebäck. Typisch Allgemeinärztin. Das Obst wurde erst einmal ausgiebig gedreht und begutachtet, bevor es im Korb landete. Flott schob meine Freundin den Wagen zur Kasse und bezahlte. Der Kassiererin wurde noch ein schöner Tag gewünscht und wir gingen zurück zu unseren Autos. Unterwegs drehte sich Lisa noch einmal um.

„Was ist los?“ fragte ich.

„Ich glaube, jemand beobachtet uns.“

Ihr Gefühl lag richtig.

Durch die Scheibe bemerkte Lisa die Blicke der Verkäuferin. Ich musste schmunzeln. Immerhin ist Lisa eine attraktive Frau.

„Nun aber hurtig. Anne wartet schon“, meinte meine Freundin.

Zügig wurde der Einkauf im Mercedes verstaut und ab ging es durch einige Kurven. Nach dem Ortsausgang führte uns die Landstraße in Richtung Staßfurt. Fast hätten wir das braune Hinweisschild zum See verpasst. Es befand sich an der linken Seite der Straße und war schwer zu erkennen. Im zweiten Gang bog zuerst Lisa nach links ab, danach folgte ich. Die Straße war etwas schmal und wir fuhren im Schritttempo. An den Straßenrändern befanden sich Ackerflächen und Laubbäume. Nach wenigen Minuten gelangten wir auf den Parkplatz vor dem See. Wir waren pünktlich. Wir holten die Einkäufe und die Sporttasche mit dem Essen aus dem Kofferraum und gingen los. Annes

Auto parkte vor ihrem Grundstück.

„Und du weißt wirklich nicht, worum es geht?“, fragte Lisa zum wiederholten Mal.

Nervös strich ich mir durch die Haare.

„Wir werden es gleich erfahren. Auf jeden Fall klang Anne aufgeregt.“

Blacky hatte uns bereits gehört und kam freudig bellend und mit der Rute wedelnd zu uns gerannt. Gegenüber dem Tor befand sich eine Weide. Es war eine sehr große Wiese. Hinter einem Gatter gegenüber vom Tor grasten Schafe. Es dauerte einige Minuten, bis Anne mit dem Schlüssel in der Hand das Tor aufschloss. Ihr blonder Pferdeschwanz wippte lustig bei jedem ihrer Schritte. Wir absolvierten die allgemeine Gruppenumarmung.

„Hallo, schön, dass ihr da seid. Es ist etwas geschehen, was ich euch dringend erzählen muss.“

Vor Aufregung hatten sich Annes Wangen und der Hals gerötet. Wenn sie sich in einem solchen Zustand befand, musste etwas Schwerwiegendes passiert sein. Nun war unser Hobbydetektivtrio komplett. Während Lisa in Magdeburg als Ärztin arbeitete und Anne eine Hundetrainerin war, arbeitete ich bei einem Regionalsender in Aschersleben. Seit Jahren waren wir miteinander befreundet, lasen Kriminalfälle und diskutierten darüber. Einige Camper tummelten sich bereits im Freizeitzentrum am See und hoben grüßend die Hände. Überall standen Wohnwagen und Zelte, die zum Verweilen einluden. Wir waren schon so oft bei Anne zu Gast gewesen, dass wir fast als Camper aufgenommen wurden. Knarrend öffnete sich das Gartentor und ich sah mich um.

Mit Einkaufsbeutel und Tasche in den Händen schritten wir auf das Grundstück. Anne war fleißig gewesen. Das Schilf, das am Rand des Gartenzauns als Sichtschutz diente, hatte Anne bereits geschnitten. Gleich hinter dem Zaun mit Blick zum See standen mehrere große Blumentöpfe. In zwei davon befanden sich Petunien mit vielen roten Blüten. In einem weiteren großen Topf prangte eine Rosenlorbeerpflanze. Mit den gefüllten Tüten liefen wir an der braunen Bank vorbei, welche neben dem Vorzelt stand. Wir traten durch die Öffnung des Zeltes und stellten die Beutel mit den Lebensmitteln zunächst auf dem Tisch ab, welcher sich gleich links befand.

„Anne, wo soll das alles hin?“, fragten wir.

„Stellt es vorübergehend in den Kühlschrank, damit es bei der Hitze nicht verdirbt. Ich stelle bereits den Grill an den Rand des Grundstückes. Dann könnt ihr schon den Klapptisch und die dazugehörigen Stühle in der Nähe vom Grill aufstellen“, sprach Anne zu uns.

Annes Kopf zeigte sich kurz im Vorzelt und sie lächelte.

„Was habt ihr denn alles angeschleppt? Verhungern werden wir jedenfalls nicht.“

Draußen hörten wir metallisches Klappern. Anne hatte hinter dem Wohnwagen den Grill hervorgeholt und diesen aufgestellt.

Lisa und ich gingen noch einmal zum Mercedes zurück, stemmten die Holzkohle aus dem Kofferraum und trugen diese zu Anne. Nun aber schnell zurück in den Garten, bevor die Hündin das Außengelände durchstreifte. Die Schafe neigten ihre Köpfe nach unten, fraßen genüsslich das grüne Gras und ließen sich auch von der Hündin nicht stören. Nur gut, dass es bis zu Annes Grundstück nicht weit war. Der Splitt, mit dem der Weg ausgelegt war, knirschte unter unseren Füßen. Die Rasenfläche ringsherum war frisch gemäht worden und duftete herrlich. Camper saßen vor ihren Wohnwagen und sahen uns zu. Irgendjemand rief uns einen Gruß zu. Freudig sprang Blacky um uns herum. Die Hündin wusste genau, dass ich Leckerli in meiner Hosentasche hatte. Auf dem Grundstück fiel mir ein, dass wir noch einiges aufstellen sollten.

„Wo steht der Klapptisch?“,fragte ich.

„Am Schilf, rechts neben dem Wohnwagen. Da stehen auch die Stühle.“

Mit beiden Händen trugen wir die Teile unter einen Baum, in der Nähe des Grills. Lisa holte einen Lappen aus dem Vorzelt und wischte den Tisch und die Stühle ab. Wir ließen uns auf die Klappstühle fallen.

„Was gibt es denn nun wichtiges?“

„Wartet kurz. Gleich erzähle ich es euch.“

„Mir ist heiß und ich ziehe mich schnell um. Meinen Bikini

habe ich bereits drunter.“

„Gute Idee. Ich komme mit. Dann können wir nach dem Gespräch ins Wasser springen und uns abkühlen“, meinte Lisa.

Wir standen auf, gingen uns umziehen und nach wenigen Minuten standen wir wieder am Grill. Er herrlicher Ausblick.

Wir ließen Anne am Grill allein. Wir sahen lustig aus mit T-Shirt, kurzer Hose und Badelook. Es war Sommer und nun am späten Nachmittag immer noch heiß. Kein Lüftchen wehte.

„Holt bitte das Fleisch aus dem Kühlschrank, die Grillkohle ist durchgebrannt.“

Flugs sprintete ich in das Vorzelt und erschien kurze Zeit später bei Anne, welche die Steaks mit einer Zange auf den Grill legte. Es zischte und Qualm stieg in die Höhe. Lisa deckte den Tisch und nach einigen Minuten genossen wir das leckere Essen. Sogar Lisa hielt sich mit Kommentaren über gesunde Ernährung zurück.

Ihre rötlichen Haare schimmerten in der Sonne. Das Essen und Wetter waren für uns Entspannung pur. Viele Schwimmer, Boote und Enten waren auf dem See unterwegs. Neben unserem Tisch schwang einladend eine Schaukel im Wind. Ein Baum spendete Schatten. Doch was war das? Irgendetwas raschelte doch in der Nähe. Fast hätte ich mich an einem Bissen verschluckt. Anne erzählte einfach weiter. Wir sahen uns vorsichtig um, woher das Geräusch kam. Irgendwo aus Richtung See. Wir beugten uns etwas vor und sahen eine Frau mit blondem Haarschopf im Schilf hocken, welche spionierte. Wer konnte das nur sein? Leise tuschelte uns Anne zu, dass es sicher ihre Nachbarin sei. Sie ist dafür bekannt, dass sie lauschte, aber dass sie neuerdings im Schilf hockte, war neu. Anne erzählte dubiose Geschichten vom Campingplatz.

„Ich habe eine Idee, flüsterte sie uns zu. Erzählt ihr ruhig weiter und ich gehe ins Wasser, verstecke mich und erschrecke sie. Das wird ein Spaß.“

Ohne sich stören zu lassen sprachen Lisa und ich einfach drauflos. Anne stieg leise die Steinstufen auf ihrem Grundstück zum See hinab ins Wasser. Plötzlich vernahmen wir von Anne ein lautes

„Buh!“

Vor lauter Schreck plumpste die Nachbarin rücklings ins Wasser. Das war ein Bild. Alles lachte laut. Anne kriegte sich nicht mehr ein und trollte sich im schwarzen Badeanzug wieder zu uns. Die neugierige Nachbarin krabbelte fluchend auf den Steg ihres Wassergrundstücks.

„Alles gehört Frau Nachbarin?“

„Ihr Mann ist auch ein komischer Kauz.“

„Warum?

„Seht ihr den Mann dort auf dem See? Das ist er. Er versucht sich als Sportler und fällt ständig vom Surfbrett.“

„Haha.“

Ein herrliches Bild. Hier am Strand war es für die Camper relativ ruhig und nicht so überlaufen. Etwas weiter hinten am Ufer entlang befand sich der öffentliche Strand, wo sich viele Urlauber drängelten. Aber nun genug davon.

„Du wolltest dringend mit uns sprechen?“

Neugierig sahen wir Anne an und warteten. Sie legte ihre Stirn in Falten und begann zu erzählen.

„Stellt euch vor, im Lausehügel wurde eine Leiche gefunden!“

„Was? Echt jetzt? Das darf doch nicht wahr sein.“

Anne wurde rot im Gesicht und ich konnte meine Hände nicht ruhig halten.

„Wo liegt der Leichnam?“, fragte Lisa.

„Ganz hier in unserer Nähe. In einem kleinen Waldgebiet bei Güsten. Ein Freund aus dem Hundeverein war vormittags mit seinem Rüden im Lausehügel spazieren. Sein Hund schnüffelte im Wald herum und fand eine Leiche. Er war so geschockt, dass er es mir berichten musste und mich anrief. Johannes rief die Polizei an und umgehend kam ein Kommissar Schön und die Spurensicherung. Damit wir alles genau aus erster Hand erfahren, habe ich an den See eingeladen. Er kommt nachher zu uns. Aber zuerst springt ihr ins Wasser und ich grille das Fleisch.“

„Auf ins kühle Nass“, forderte ich Lisa auf und wir rannten förmlich über die Rasenfläche in den See.

„Oh, das hat mir gefehlt“, rief mir Lisa zu.

„Lass uns bis zur Mitte des Sees schwimmen.“

Nach einer guten Stunde begaben wir uns neugierig und hungrig auf Annes Grundstück. Das Fleisch war bereits auf einem Teller gestapelt und ein älterer Mann mit Haarkranz saß auf einem Stuhl.

„Das ist bestimmt der Bekannte vom Hundeverein, den Anne eingeladen hatte. Los komm!“, forderte mich Lisa auf.

„Hallo und guten Tag“, begrüßten wir den Herrn.

„Hallo“, kam zurück.

„Setzt euch. Das ist Johannes und er möchte uns genau erzählen, was er erlebt hatte.“

Während wir das Essen genossen, sprach er von dem spannenden Erlebnis. Gespannt und kauend hörten wir zu.

„Mein Sheltie führte mich vom Waldweg in eine Senke, im nahen Waldgebiet zwischen Güsten und Osmarsleben. Zuerst bellte der Rüde nur und begann anschließend zu graben. So verhielt er sich sonst nie. Verunsichert ging ich näher heran, um zu sehen, wonach der Hund grub.“

Johannes fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Man sah ihm an, dass er sehr erschüttert war. Dennoch erzählte er weiter.

„Aus dem Unterholz ragte eine verweste Hand, die aussah, als ob sie nach mir griff. Ich ging näher heran und erschrak. Unter Gehölzen versteckt lag eine Leiche, die vermutlich schon länger dort vor sich hinsiechte. Es war nicht viel zu erkennen. Ich war so erschrocken und geschockt von dem Anblick, dass ich umgehend den Polizeinotruf wählte.“

Gespannt, starren wir den Mann an, der sich wieder den Schweiß von der Stirn wischte. Seine Hände zitterten dabei, wie Espenlaub.

„Plötzlich kam die Angst über mich. War noch jemand in der Nähe? Vielleicht ein Täter? Unsicher sah ich mich um. Der Hund reagierte nicht und lag auf dem Waldboden vor der Grube. Also war ich allein und wartete auf die Polizei. Einige Minuten später traf die Polizei, was mir wie eine Ewigkeit vorkam. Es waren ein Polizeiwagen, ein Transporter und ein BMW. Ein Mann mittleren Alters kam auf mich zu, stellte sich als Kommissar Schön vor und gab mir die Hand. Der Kommissar hatte braune Haare und war sportlich muskulös. Sicher trainierte er regelmäßig. Er zückte mit seiner rechten Hand seinen Dienstausweis aus der Jackentasche und erklärte, er würde die Ermittlungen leiten.“

Sprachlos, was bei uns eigentlich sehr selten vorkommt, hangen wir an Johannes Lippen, der nun zum Ende kam.

„Aus einem größerem Fahrzeug stiegen weitere Polizisten sowie Personen in hellen Overalls aus. Auf dessen Rückseite prangte der Schriftzug Polizei. Das war sicher die Spurensicherung. Die uniformierten Polizisten gingen in die Nähe des Tatortes und rollten zuerst das Absperrband ab und umwickelten es großräumig um die Bäume, damit niemand den Tatort betrat und Spuren verloren gingen. Ich stand hinter dem Band und beantwortete die Fragen des Kommissars.“

„Interessant und was wurdest du gefragt? Was wollte der Kommissar wissen?“

„Er fragte, wie ich den Toten gefunden habe und ob ich ihn berührt hätte oder irgendetwas am Tatort verändert hätte. Das wäre mir nie im Traum eingefallen.“

Als er erzählte, knetete er nervös seine Hände und ruhig sitzen konnte er auch nicht. Aufgeregt rutschte Johannes auf dem Stuhl hin und her. Irgendwie schien er erleichtert zu sein, dass er uns das Erlebnis erzählen konnte.

„Und wie ging es weiter?“, hakte ich nach.

Aufgeregt trommelte ich mit den Fingern auf der Tischplatte.

„Der Kommissar notierte alle Angaben von mir auf einen Block, welchen er aus der Jackentasche zog. Die Mitarbeiter der Spurensicherung Handschuhe und Schuhüberzieher übergestreift und betraten mit Utensilien und Koffern den Innenkreis des Absperrbandes. Überall befanden sich Blut, Schuhdrücke und noch weitere Spuren.“

Ich nickte im zu, dass er weitersprechen soll. Was er dann auch tat.

„Alles wurde gesichert, fotografiert und in durchsichtigen Tüten verpackt und beschriftet. Es war in den Morgenstunden etwas kühl. Der Fotograf musste alles sorgfältig dokumentieren. Blut befand sich etwa zwei Meter von dem Loch entfernt auf der Erde und auch an Baumstämmen. Ich beobachtete noch, dass eine weibliche Person aus dem Auto stieg. Sie hatte ebenfalls einen Overall an und auf dem hinteren Teil der Kleidung standArzt. Das wird die Gerichtsmedizinerin gewesen sein, welche dem Kommissar die ersten wichtigen Mitteilungen unterbreiten konnte. Sie hatte braune schulterlange Haare. Zuerst begrüßte sie den Kommissar mit einem kurzenguten Morgenund bekam die ersten Hinweise zum Tatort. Sie musste warten, bis die Spurensuche und Sicherung beendet waren und trampelte von einem Fuß auf den anderen. Sie kletterte locker unter dem Absperrband durch, öffnete ihre mitgebrachte Arzttasche und hockte sich neben die Leiche. Ich konnte hören, wie sie dem Kommissar mittelte, dass die Totenstarre schon vor langer Zeit eingetreten war. Der Tote sei brutal misshandelt worden und von Insekten besiedelt.Die Leiche kann nun in dieGerichtsmedizin gebracht werden. Mehr nach der Obduktion.“

„Danke Frau Doktor Müller,äußerte Kommissar Ben Schön.

Abwarten sah er uns an, dann räusperte er sich verlegen.

„Mehr konnte ich der Polizei nicht mitteilen. Versteht ihr mich nun, dass mich das alles sehr aufregt und beunruhigt?“

„Danke für die interessanten Informationen. Nun wollen wir uns noch etwas erholen. Ich muss nun auch einmal ins Wasser“, meinte Anne.

Johannes steht auf und verabschiedete sich von uns.

„Dann viel Spaß noch. Danke für das leckere Essen. Ich mache mich auf den Heimweg. Mein Hund wartet sicher auf mich.“

„Interessant, nicht?“fragte Anne, als der Mann weg war und sah in die Runde.

„Und wisst ihr was? Mich betrifft dieser Mord persönlich und ich will wissen, worum es geht.“

Anne warf entschlossen den Kopf in den Nacken.

„Wie meinst du das?“, wollten wir neugierig wissen.

“Ich hatte euch doch von dem Vorfall vor einigen Wochen erzählt, als meine Hündin fast überfahren wurde.“

Ja, daran konnten wir uns erinnern.

„Es war genau auf dem Plattenweg, als das alte Auto an mir vorbei gerast war.“

„Glaubst du etwa, dass das der Mörder war?“, mokierte sich Lisa.

„Das glaube ich eher nicht. Es war ja am helllichten Tag, aber komisch war es schon und an solch einen Zufall glaube ich nicht. Im Übrigen möchte ich wissen, wer meine Hündin fast auf dem Gewissen hatte.“

Wir waren uns alle einig, dass wir Anne helfen würden. Das wird unser erster großer Fall. Immerhin sind wir Hobbykriminalistinnen. Das wird sicher spannend.

„Vielleicht könnten wir mithelfen, diesen Fall zu lösen. Kommissar Schön kenne ich. Er war ein Kollege meines Schwiegervaters“, platzte es aus mir heraus.

Anne trug wie immer einen schwarzen Badeanzug und Lisa und ich trugen Bikinis in Regenbogenfarben. Die Badelatschen ließen wir im Sand neben einer Bank. Das Wasser war erfrischend, tat uns nach dem hitzigen Gespräch und der heißen Luft gut. Anne und Lisa rannten ohne Abkühlung ins Wasser, während ich bedächtig in den See ging. Sie bespritzten mich und machten sich über meine Methode lustig. Wir tobten wie Teenager und dabei vergaßen wir die Zeit. Damit wir uns nicht erkälten, rubbelten wir uns trocken, zogen uns im Vorzelt um und schlüpften wieder in T-Shirts und Jeans.

Später wurden noch Lichter angezündet und das Flair war gemütlich. Die Sonne ging langsam am Horizont unter und wir begannen zu frieren.

Bevor es auf den Rückweg ging, wollte ich noch kurz zur

Toilette. Anne drückte mir den Schlüssel für die Toilettenanlage in die Hand.

„Warte, ich komme mit und entsorge unterwegs die Reste vom Essen in dem entsprechenden Abfallbehälter.“

Dieser befand sich fast auf dem gleichen Weg. Mit einer gefüllten Plastiktüte setzten wir uns in Bewegung. Gemeinsam marschierten wir über den Kiesweg in Richtung Spielplatz. Das bedeutete, dass wir fast quer über das gesamte Campinggelände gehen mussten. Mit Taschenlampe bewaffnet liefen wir über den Weg. Der Kies knirschte unter unseren Füßen. Eingebettet in der Dunkelheit lag der See, still und ruhig, kein Lüftchen wehte. Einige Camper saßen noch zusammen, redeten und spielten Karten.

Am Hauptweg trennte ich mich von Anne. Ich musste geradeaus in Richtung Café und Anne bog nach rechts ab, um den Müll zu entsorgen. Da Anne versprochen hatte nachzukommen, wartete ich ein paar Minuten vor dem Gebäude. Vergeblich. Anne tauchte nicht auf. Wo blieb sie nur? So lange konnte es nicht dauern und den Weg kannte sie schließlich auch im Schlaf. Unruhig, wie bestellt und nicht abgeholt, trampelte ich auf der Stelle und wartete noch einige Minuten. Danach ging ich linker Hand den Weg zurück und hoffte, dass mir Anne entgegenkommen würde. Vielleicht traf sie noch Camper und unterhielt sich mit ihnen. Ich blieb stehen und lauschte. Nichts! Langsam ging ich weiter in Richtung Müllentsorgung. Plötzlich hörte ich hinter einer Hecke ein leises stöhnen und fluchen.

„Anne!“,rief ich.

Ich sah genauer hin. Meine Freundin hockte am Boden und hielt sich den Kopf. Ich beugte mich zu ihr und sah etwas Blut auf ihrem Gesicht. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht verhieß nichts Gutes. Vorsichtig half ich ihr auf. Als sie stand sagte sie hastig:

„Kommst du bitte mit zur Toilette. Ich bin noch etwas wackelig. Ich will das Blut abwaschen. Unterwegs erzähle ich dir, was geschehen ist.“

Natürlich ging ich mit ihr.

„Ich wollte gerade den Müll entsorgen, als ich hinter mir eine Bewegung wahrnahm. Bevor ich jemand erkennen konnte, bekam ich einen Schlag auf den Kopf.“

"Hast du jemanden erkannt?"

"Es ging alles sehr schnell und es war ja viel zu dunkel. Ich habe nur einen Schatten gesehen. Die Person hatte einen

Zopf und ist mit einem alten Fahrrad geflüchtet."

"Wie kommst du auf ein altes Fahrrad."

"Es hat gequietscht und das Vorderrad hat auch geeiert."

„Mist. Komm erst einmal mit.“

Vor dem Spiegel und bei Licht sah ich mir die Kopfwunde an. Es sah nicht so schlimm aus. Lisa würde es behandeln.

„Komm, wir gehen wieder zurück.“

Wir wurden bereits von Lisa erwartet.

„Wo ward ihr? Ich warte schon ewig auf euch.“

Ungläubig sah sie uns an.

„Seid ihr überfallen worden? Deine Hose ist ja schmutzig“, fragte Lisa scherzhaft.

„So in etwa.“

„Du blutest ja Anne. Lass mal sehen, ich werde mir das genauer anschauen.“

Typisch Lisa. Als Ärztin ist sie immer aktiv und das war auch gut so. Während Anne erzählte, was geschehen war, sah sich Lisa die Wunde an.

„Hast du irgendwo einen Erste Hilfe Koffer?“, fragte die Ärztin ruhig.

„Schau mal bitte im Vorzelt nach, der müsste auf dem Regal stehen.“

Lisa stand auf, eilte in das Vorzelt und kam kurz darauf mit einer Schere und Pflaster zurück. Anne saß auf dem Stuhl und Lisa beugte sich über sie.

„Hmm, Jod habe ich nicht gefunden. Dann muss es so gehen.“

Bevor Anne etwas erwidern konnte, klebte bereits ein Pflaster auf ihrer Haut.

„Es ist nur eine kleine Wunde. Nicht schlimm, aber morgen gehst du trotzdem zum Arzt und lässt es anschauen. Außerdem wirst du eine Beule bekommen. Nimm nachher einen Eisbeutel und drücke es auf diese Stelle neben dem Pflaster“, wies unsere Freundin an.

Vorsichtig tastete Anne ihren schmerzenden Kopf ab. Eine kleine Beule war schon vorhanden. Es kam ein leises „Danke“. Stirnrunzelnd, sah sie uns nachdenklich an.

„Was ist?“, fragten wir neugierig.

„Haltet mich für verrückt, aber ich glaube, dass der Überfall vorhin kein Zufall war.“

„Was? Wie kommst du darauf?“

„Der Autofahrer am Waldrand und der von vorhin hatten nicht nur die gleiche Statur, sondern auch solch ein

Pferdeschwanz.“

„Wirklich? Glaubst du das war derselbe Kerl?“

„Der kommt mir nicht so einfach davon, helft ihr mir, den Mistkerl zu überführen?“

Wir waren uns alle einig. So einen Fall hatten wir noch nie, aber wir waren entschlossen, diesen zu lösen.

Es wurde Zeit für den Heimweg.

Im Vorzelt packten wir unsere Sachen zusammen. Anne und Blacky begleiteten uns zum Tor. Lisa und ich stiegen in unsere Fahrzeuge und fuhren nach Hause. Anne blieb mit Blacky am See und übernachtete in ihrem Wohnwagen. In der Natur fühlten sie die beiden am wohlsten. Meistens blieb sie vom ersten warmen Sonnenstrahl bis zum Herbst dort. Kaum war ich zu Hause angekommen, klingelte mein Telefon. Es war Anne und sie wollte wissen, ob ich gut angekommen wäre. Das machten wir immer so, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war.

„Wie geht es Dir, denn jetzt?“ Ist alles in Ordnung?“

„Ja, Ja. Ich glaub es nichts weiter passiert.“

Ich erinnerte sie daran, am nächsten Tag einen Arzt aufzusuchen.

Es ging mir vieles durch den Kopf und ich konnte wieder nicht richtig schlafen. Obwohl ich jetzt wusste, worum es geht, machte ich mir Gedanken über den Fall.

Lisa hatte mich auch angerufen und nachgefragt, wie es mir geht. Nebenbei erkundigte sie sich bei mir, ob ich noch den Namen der Gerichtsmedizinerin wüsste.

„Ich verstand Frau Doktor Müller. Warum fragst Du?“

Sie erinnerte sich an eine Monika Müller.

„Weißt du was? Ich rufe Lisa an und hake nach.“

Umgehend wählte ich Lisas Telefonnummer in Magdeburg.

„Hallo“, kam von meiner Freundin.

„Du hattest bei Anne angerufen? Und auch nach dem

Namen der Gerichtsmedizinerin gefragt?“

„Stimmt. Hatte Johannes ihr Name erwähnt?“

„Ja, ich weiß genau, dass er Frau Doktor Müller sagte.“

„Sagte er Monika Müller?“, fragte Lisa neugierig.

„Das weiß ich genau.“

„Ich kenne Monika. Wir haben gemeinsam Medizin studiert. Es wird Zeit, dass wir die alten Zeiten etwas auffrischen.“

Nun musste ich lachen.

Lisa plante Kontakt zu Monika aufzunehmen und

aufzufrischen. Anne, ich und Blacky wollten uns morgen in der Nähe des Tatortes umsehen.

Das nächste Treffen war für das nächste Wochenende vorgesehen.

Für Anne und mich hieß es, ab mit dem Opel und der Hundeverstärkung in Richtung Staßfurt zum Lausehügel. So fuhr ich mit meinem Toyota zum See und würde von dort mit Anne und Blacky zum Lausehügel fahren.

Allerdings war dieser grüne Hügel nicht einfach zu finden. Auf Landkarten war er nicht eingezeichnet, aber irgendwo in der Nähe musste er wohl sein. Wir nahmen uns Zeit und fuhren einfach durch die Gegend. Zwischen Güsten und Osmarsleben befanden sich mehrere Hügel, aber wo genau besagte Hügel war, wussten wir nicht.

Vorsorglich hatten wir Mineralwasser und belegte Brötchen im Picknickkorb. Verhungern würden wir auf keinen Fall.