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Der Begriff »Leistung« ist in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft omnipräsent. Doch auf die Frage, was Leistung ist, folgt in der Regel Schweigen. Lars Distelhorst geht in seinem Essay dieser Leerstelle auf den Grund und vermag so eine tiefgehende Kritik an der »Leistungsgesellschaft« zu üben. Er zeigt: Jede Rede von Leistung mündet in einen unauflösbaren Widerspruch. Was hinter dem Leistungsbegriff liegt, ist nicht weniger als die Leere einer Gesellschaft, deren Zentrum in der Akkumulationsbewegung des Kapitals zu suchen ist, während sie die letzten Karten der Ideologie spielt.
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Seitenzahl: 294
Der Begriff »Leistung« ist in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft omnipräsent. Doch auf die Frage, was Leistung ist, folgt in der Regel Schweigen. Lars Distelhorst geht in seinem Essay dieser Leerstelle auf den Grund und vermag so eine tiefgehende Kritik an der »Leistungsgesellschaft« zu üben. Er zeigt: Jede Rede von Leistung mündet in einen unauflösbaren Widerspruch. Was hinter dem Leistungsbegriff liegt, ist nicht weniger als die Leere einer Gesellschaft, deren Zentrum in der Akkumulationsbewegung des Kapitals zu suchen ist, während sie die letzten Karten der Ideologie spielt.
Lars Distelhorst (Dr. phil.) lehrt Sozialwissenschaft an der Hoffbauer Berufsakademie in Potsdam. Sein wissenschaftliches Interesse gilt der kritischen Analyse der heutigen Gesellschaft.
WWW: Hoffbauer Berufsakademie
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
eBook transcript Verlag, Bielefeld 2014
© transcript Verlag, Bielefeld 2014
Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.
Covergestaltung: Kordula Röckenhaus, Bielefeld
Lektorat: Lars Distelhorst & Kathrin Isberner
Konvertierung: Michael Rauscher, Bielefeld
ePUB-ISBN: 978-3-7328-2597-4
http://www.transcript-verlag.de
Lars Distelhorst
Leistung
Das Endstadium der Ideologie
Für meine Familie, für meine Freunde.
Erste Fragen und Überblick
Teil I: Erscheinungsebene
1. Leistung im Diskurs
Sozialphilosophie
Realpolitik
Wirtschaftswissenschaft
2. Leistung – Widersprüche und Paradoxien
Die Arbeitskraft als Quelle der Leistung
Innere Widersprüchlichkeit des Begriffs Arbeitskraft
Paradoxe Effekte
Erste Risse der Ideologie
Teil II: Möglichkeitsbedingungen
3. Ökonomisierung
Von der Kritik des Geldes …
… zur Kritik des Kapitals
Die Expansion des Kapitals
Jeder ein Kapitalist?
4. Leistung und Ideologie
Der Kult des Objektiven
Anti-Ideologie als Hegemonie
Die Lügen der Melancholie
Das Versagen der Ideologie
Was tun? Jenseits der Leistung
Die heutige Gesellschaft stellt uns vor Rätsel, die vielen schwerwiegend genug erscheinen, um sie wie zu Rousseaus Zeiten als Preisfragen auszuschreiben. So rief die »Aktion Mensch« fünf Jahre lang dazu auf, die Frage zu beantworten: »In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?« und erhielt bis zum Auslaufen des Projekts im Jahr 2011 insgesamt eine halbe Millionen Zuschriften, die zusammen mehr als 10.000 Buchseiten füllen würden.[1] Es ist sicherlich nichts Verwerfliches, nach der Zukunft der Gesellschaft zu fragen, bei näherer Betrachtungsweise ist die Art der Fragestellung jedoch verwirrend. Sind so viele Alternativen im Umlauf, als das es notwendig wäre, zu fragen, welche von ihnen den anderen vorzuziehen ist? Was hätte wohl ein Kommunist in der Weimarer Republik auf diese Frage geantwortet? Und ist sie nicht letztlich ein deutliches Zeichen, dass heute niemand auch nur eine Ahnung hat, in welche Richtung es mit der Gesellschaft gehen könnte, weil zwar allen klar ist, das Humanismus eine schöne Sache ist, nicht jedoch, wie er in die Tat umgesetzt werden könnte?
Ist diese Verwirrung beim Blick in die Zukunft vielleicht noch mit dem allzu philosophischen Verweis auf die Kontingenz erklärbar, offenbart der Blick in die Gegenwart ein nicht minder von Desorientierung geprägtes Bild. Dass der aus dem Schulunterricht der Achtzigerjahre geläufige Verweis, die heutigen westlichen Gesellschaften seien soziale Marktwirtschaften und damit gegen den Totalitarismus ihrer kommunistischen Konkurrenten ebenso gefeit wie gegen die soziale Kälte des Kapitalismus, nicht mehr viel, geschweige denn das Wesentliche über die heutige Gesellschaft aussagt, ist mittlerweile jedem klar. Spätestens seit Hartz IV entlockt die Kopplung der Begriffe sozial und Marktwirtschaft den meisten Menschen bestenfalls ein müdes Lächeln. Symptomatisch für den damit einhergehenden Orientierungsverlust ist ein in sozialwissenschaftlichen Einführungsseminaren gern verwendetes, zweibändiges Werk, das den Titel »In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?« trägt.[2] Es versammelt pro Band die Antworten von zwölf Soziologen und Theoretikern anderer Fachrichtungen auf unterschiedliche Fragen zur modernen Gesellschaft.[3] Jeder Beitrag ist mit einem Slogan überschrieben, der die Beiträge zusammenfassen soll.
Um nur ein paar Stichworte zu nennen: Weltgesellschaft, Risikogesellschaft, Multioptionsgesellschaft, multikulturelle Gesellschaft, Arbeitsgesellschaft, Wissensgesellschaft, Single-Gesellschaft, postmoderne Gesellschaft […]. Die Liste ließe sich verlängern, ist das Werk seit der Neuauflage von 2007 doch auf drei Bände gestreckt und zu diesem Zweck um neue Beiträge erweitert worden. Dass es heute notwendig ist, trendige Brandings für wissenschaftliche Theorien über die Gesellschaft zu finden, mag bedauerlich bis lächerlich sein, erklärt sich aber aus der extremen Konkurrenzsituation und dem fortwährenden Kampf um Aufmerksamkeit an den Universitäten. Für den französischen Philosophen Jean Baudrillard wäre dieses friedliche Nebeneinander unterschiedlichster Theorieansätze und Interpretationen ein Beweis für seine These, die heutige Gesellschaft habe längst den Kontakt zur Realität verloren und befinde sich in einer Art virtuellen Realität, in der gilt: »Alle Interpretationen sind wahr«. Bis zu einem gewissen Grad ist diese These offensichtlich richtig. Könnte einer der eben erwähnten Interpretationsansätze klar widerlegt werden, würde er zumindest in der akademischen Welt an Relevanz verlieren.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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