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Licht über Licht E-Book

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Beschreibung

Die schönsten Gebete und Meditationstexte der fünf Weltreligionen herausgegeben und zum Teil original ins Deutsche übertragen von fünf Gelehrten und spirituellen Meistern. Alle fünf Herausgeber sind nicht einfach durch Geburt, sondern durch ihre Lebenswahl mit der Religion verbunden, deren Texte sie in dieser großen Auswahl edieren.

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Licht über Licht

Die schönsten Gebete und Meditationen der Weltreligionen

Herausgegeben von Walter Homolka, Martin Kämpchen, Halima Krausen, Burkhard Scherer, Katharina Schridde

Neu zusammengestellt von Simon Biallowons

Impressum

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2015

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: wunderlichundweigand, Stefan Weigand

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book) 978-3-451-80539-4

ISBN (Buch) 978-3-451-32178-8

Inhalt

Vorwort

Gott und göttlich

Geheimnis und Gnade

Schöpfer und Schöpfung

Mensch und Leben

Dienst und Diener

Freiheit und Gerechtigkeit

Frieden und Versöhnung

Seele

Sünde und Übel

Barmherzigkeit und Vergebung

Sterben und Weiterleben

Leid und Not

Suche und Sehnsucht

Liebe und Geliebter

Heil und Hoffnung

Glück und Glückseligkeit

Licht und Erleuchtung

Vorwort

Was vereint einen Buddhisten, einen Hindu, einen Juden, einen Muslim und einen Christen? Man könnte verschiedenen Antworten wagen, vielleicht auch gute finden, die einfachste jedoch ist die: Das Gebet vereint sie. Nicht das gleiche und auch nicht dasselbe Gebet. Aber doch die Tatsache, dass man betet oder sich zumindest irgendwohin wendet, an wen oder was auch immer und sei es man selbst. Das kann eine Meditation sein oder ein Gesang, ein spontanes Zwiegespräch oder auch das Befolgen eines strengen, fest vorgegebenen Rituals. Es kann in tiefer Verzweiflung und höchster Zufriedenheit gesprochen werden, es kann darin Angst und Trauer, Sehnsucht und Suche, ja sogar Liebe darin ausdrückt werden. Egal wie und wo und warum: Das Sich-Wenden an jemanden oder etwas ist scheinbar urmenschlich.

Das bedeutet freilich nicht, Unterschiede zu leugnen und so zu tun, als würden wir im Grunde ja zu etwas Gleichem beten, für das man eben nur kulturbedingt und zufälligerweise Allah, Jesus oder Kali sagt. Eine buddhistische Meditation und ein islamisches Freitagsgebet ähneln sich auf den ersten Blick nur wenig. Unterschiede werden umso klarer, wenn man die Gebete der verschiedenen Religionen im Zusammenhang sieht, im wahrsten Sinne des Wortes: In diesem Buch sind in den einzelnen Kapiteln die Gebete der fünf Weltreligionen versammelt und beim Lesen der Gebete, wie sie so in unmittelbarer Nähe stehen, erhält man ein besonderes Gefühl für die Eigenart der jeweiligen Religion, für die Sprachmelodie, für die ganz eigene Schönheit, die jede Gebetstradition hat und die ihren Charakter und ihre Unverwechselbarkeit ausmacht.

Zugleich aber, und das scheint noch wichtiger, bedeutet „unterscheiden“ nicht automatisch und gleichzeitig „trennen“. Mag es auch Unterschiede geben, letztlich trennt das Gebet nicht, sondern es vereint. Bei der Lektüre dieses Buches wird klar, dass das Gebet oder die Meditation des Menschen ein existenzieller Akt ist, der existenzielle Erfahrungen ausdrückt und daher auf etwas Urmenschlichem beruht, das uns allen zugrunde liegt und uns so über Nationalitäten, Alter und Religion hinaus verbindet. Das war das besondere Anliegen, mit dem diese Zusammenstellung gestaltet wurde. Sie ist wiederum wenig im Vergleich zu der Arbeit, auf der dieses Buch am Ende beruht, und die bereits vorher bei der Sammlung der Gebete geleistet wurde. Daher gilt aller Dank und alle Anerkennung für diese wunderbaren Texte den Herausgebern der einzelnen Weltreligionen-Bände, nämlich: Walter Homolka, Martin Kämpchen, Halima Krausen, Burkhard Scherer, Katharina Schridde.

Das Gebet, so heißt es, ersetzt nicht die Tat, und ist zugleich die Tat, die durch nichts zu ersetzen ist. Wie wahr und wie schwer das ist, wird uns gerade in diesen Tagen immer wieder klar. Wir müssen mitansehen, wie die unterschiedlichen Religionen pervertiert und instrumentalisiert werden. Angesichts dieses Missbrauchs der Religionen und ihren heiligen Geboten und Werten scheint das Gebet, sei es das Gebet um Hilfe und Schutz oder um Vergebung und Frieden, scheinbar so machtlos, so hilflos. Und es ist klar, dass Friedensgebete keine politische oder soziale Maßnahme ersetzen.

Zugleich aber zeigt sich die Wahrheit des Diktums vom Gebet als nicht zu ersetzende Tat gerade an den Stellen in diesem Buch, an dem die dunklen Stunden eines menschlichen Lebens thematisiert werden. Wenn wir die Gebete lesen, die in tiefster Trauer oder größter Not gesprochen oder gerufen oder gefleht werden, dann spüren wir auf einmal die Unersetzlichkeit des Gebetes.

Allerdings ist das Buch so angelegt, dass es vom Beginn, nämlich dem Göttlichen (oder Gott) und der Schöpfung durch die Dimensionen des menschlichen Daseins hin zu dem verläuft, was Glauben ausmacht. Das Vertrauen darauf, dass es so etwas wie Gerechtigkeit und Vergebung, wie Heil und Heilung und am Ende Liebe und Licht gibt. Die Gebete der verschiedenen Religionen spiegeln dies wieder und sind auf diese Weise, allein durch ihre Lektüre, ein eindrucksvolles Zeugnis des tiefen Glaubens, der die Menschheit von jeher ausgemacht hat und ausmacht – egal in welchen Kulturen, egal zu welchen Zeiten.

Zwei abschließende Bemerkungen seien gestattet: Das Weltgebetstreffen der Religionen, das von Johannes Paul II. 1986 zum ersten Mal einberufen wurde und zuletzt 2011 in Assisi stattfand, knüpft an die Erfahrung der Verbundenheit im Gebet an. Und stets war es ein Anliegen, dieses verbindende Element des Gebets auch in ein vereintes Bemühen münden zu lassen. Ein Bemühen um Toleranz, um Gerechtigkeit und vor allem ein Bemühen um Frieden. Stellvertretend dafür will ich Benedikt XVI. zitieren, freilich nicht um ein christliches Monopol auszurücken, sondern weil diese Passage so passend scheint: „Als Christen sind wir überzeugt, dass der wertvollste Beitrag, den wir für die Sache des Friedens leisten können, das Gebet ist“, sagte der damalige Papst vor der Begegnung in Assisi und fügte abschließend hinzu, wie als Gebet: „Wir wollen Gott bitten, uns zu Werkzeugen seines Friedens zu machen in einer Welt, die noch immer von Hass, von Spaltungen, von Egoismen, von Kriegen zerrissen ist. Wir wollen ihn bitten, dass die morgige Begegnung in Assisi den Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit fördern und einen Lichtstrahl bringen möge, der in der Lage ist, den Verstand und das Herz aller Menschen zu erleuchten, damit der Groll der Vergebung weiche, die Spaltung der Versöhnung, der Hass der Liebe, die Gewalt der Güte, und in der Welt Frieden herrsche.“

München, 10. Dezember 2014Simon Biallowons

Gott und göttlich

Christentum

Gebet des Thomas

Mein Herr und mein Gott!

Johannes 20,28

Dies ist das kürzeste und zugleich umfassendste Gebet der gesamten Bibel und der ganzen christlichen Tradition.

Das Gebet des Herrn

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigem.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Das kostbarste Gebet der Christenheit ist das »Vaterunser«, das Gebet, das nach dem Zeugnis des Neuen Testaments (Matthäus 6,9–13; Lukas 11,2–4) von Jesus selbst seinen Jüngern übergeben wurde.

Anrufungen des Dreieinigen Gottes

Im Namen des Vaters

und des Sohnes

und des Heiligen Geistes.

Amen.

Ehre sei dem Vater

und dem Sohn

und dem Heiligen Geist,

wie es war im Anfang,

jetzt und immerdar,

und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

Gesegnet sei das Reich

des Vaters

und des Sohnes

und des Heiligen Geistes,

jetzt und immerdar,

und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

Lobgesang des Zacharias (Benediktus)

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;

er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David.

So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten.

Er hat uns errettet vor unsern Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen.

Er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht, an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat;

er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsre Tage.

Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehn und ihm den Weg bereiten.

Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden.

Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,

um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.

Lobgesang der Gottesmutter Maria (Magnifikat)

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.

Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.

Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind.

Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.

Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.

Lobgesang des Simeon (Nunc dimittis)

Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.

Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast,

ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.

Zu den christlichen Grundgebeten gehören drei Hymnen des Neuen Testaments: der »Lobgesang des Zacharias« (Lukas 1,68–79), der auch im kirchlichen Morgengebet und im Tagzeitengebet der Klöster am Morgen gesprochen wird, der Lobgesang der Gottesmutter Maria (Lukas 1,46b–55), der am Abend gesprochen wird, und der Lobgesang des Simeon (Lukas 2,29–32), der zum kirchlichen Nachtgebet gehört.

Das Glaubensbekenntnis (Credo)

Ich glaube an Gott,

den Vater, den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben.

Hinabgestiegen in das Reich des Todes.

Am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel,

er sitzet zur Rechten Gottes,

des allmächtigen Vaters.

Von dort wird er wiederkommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige allgemeine (katholische) und apostolische Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden,

Auferstehung der Toten

und das Ewige Leben.

Amen.

Didache

Aus der ostkirchlichen Liturgie des heiligen Vaters

Johannes Chrysostomus

Würdig ist es und recht, dich zu preisen, dich zu segnen, dich zu loben, dir Dank zu sagen und dich anzubeten an jedem Orte deiner Herrschaft. Denn du bist Gott, der unaussprechliche, unergründliche, unsichtbare, unbegreifliche, immerseiende und gleichbleibende: du und dein einziggezeugter Sohn und dein Heiliger Geist. Du hast uns aus dem Nichtsein ins Dasein geführt und uns Gefallene wieder aufgerichtet und hast nicht nachgelassen, alles zu tun, bis du uns in den Himmel emporgeführt und uns dein künftiges Reich geschenkt hattest. Für all das danken wir dir und deinem einziggezeugten Sohne und deinem Heiligen Geiste, für alle uns erwiesenen Wohltaten, die wir kennen und die wir nicht kennen, die offenbaren und die verborgenen. Wir danken dir auch für diese Liturgie, die du aus unseren Händen anzunehmen geruhest, obgleich dich Tausende von Erzengeln und Zehntausende von Engeln umgeben, die Cherubim und die Seraphim, die sechsflügeligen, vieläugigen, hoch schwebenden, auf Flügeln sich erhebenden, die den Siegeshymnus singen, rufen, jauchzen und sagen: Heilig, heilig, heilig, Herr Sabaoth. Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit. Hosanna in den Höhen. Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in den Höhen.

Eucharistiegebet (Abendmahlsgebet)

Großer Gott, wir loben dich (Te deum)

Dich, Gott, loben wir,

dich, Herr, preisen wir.

Dir, dem ewigen Vater, huldigt der ganze Erdkreis.

Dir rufen alle Engel,

dir Himmel und Mächte insgesamt,

dir Kerubim und Serafim ohne Unterlass zu:

Heilig, heilig, heilig

Herr Gott der Scharen!

Voll sind Himmel und Erde

von deiner Macht und Herrlichkeit.

Dir lobsingt der ruhmreiche Chor der Apostel,

dir der Propheten lobwürdige Zahl,

dir der Märtyrer leuchtendes Heer,

dich preist über den Erdkeis hin die heilige Kirche:

dich, den Vater, groß an Macht,

deinen wahren und einzigen Sohn,

und den Beistand, den Heiligen Geist.

Ambrosius von Mailand

Heilig, heilig, heilig (Sanctus)

Heilig, heilig, heilig Gott,

Herr, aller Mächte und Gewalten.

Erfüllt sind Himmel und Erde

von deiner Herrlichkeit.

Hosanna in der Höhe.

Hochgelobt sei, der da kommt

im Namen des Herrn.

Hosanna in der Höhe.

Hinduismus

OM

Om. Fülle dort, Fülle hier:

Fülle geht aus der Fülle hervor.

Nimm Fülle weg von Fülle:

Und doch bleibt Fülle bestehn.

Brihadaranyaka Upanishad V, 1

Das Urwort »A-U-M« (zusammengezogen: »Om«) haben die Rishis als Erstes in ihren Meditationen gehört. Danach entfaltete es sich und offenbarte die Veden und die anderen heiligen Schriften. Mit »Om« beginnen und enden viele Gebete, Litaneien und Anrufungen.

Atman

Feiner noch als ein Atom, größer als das Universum,

ist der Atman – die Große Seele – versteckt

in der Höhle des Herzens aller Geschöpfe:

Der Mensch ohne Gier und Verlangen,

jeder Betrübnis bar, der wird seiner gewahr,

der Herrlichkeit des Atman,

durch die Reinheit des Geistes und der Sinne.

In Körpern ist er körperlos,

in wandelbaren Dingen beständig, dauerhaft,

der Atman, der große Herr des Weltalls;

wer seiner inne wird, kennt keinen Schmerz mehr

und ist weise.

Durch Studium erreicht niemand den Atman,

noch durch Verstand und Gelehrsamkeit;

nur wer seine Gnade gewinnt,

dem offenbart der Atman seine Wahrheit.

Wer die Wege des Lasters nicht verlässt,

zügellos ist und ungesammelt,

wer unruhig ist im Geist,

kann ihn nicht fassen, sei er noch so weise und klug.

Wer kennt ihn denn wirklich?

Doch nur der, dem Prinz und Bettler Gleiche sind,

dem Götterspeise so schmackhaft ist

wie das Brot der Armen,

und dessen Geist sogar den Tod verschlingt –

da er doch ewig ist.

Katha Upanishad II, 20; 22–25

Brahman

Strahlend ist Es, feiner als alles Feine auf Erden:

Alle Welten, und was sie belebt, sind enthalten darin:

Das ist das Unzerstörbare, das Brahman.

Es ist Lebensenergie, Es ist Wort, Es ist Geist,

Wahrheit und Unsterblichkeit:

und unendlich mehr als dies, mein Freund;

darum dringe tiefer und tiefer hinein.

Himmel und Erde und der Äther

sind sein Mantel; und Geist und Lebensatem:

Dies ist gewiss der Atman.

Lass alle anderen Worte weg.

Das ist die Brücke zur Unsterblichkeit.

Er wirkt in unserem Innern

und erscheint in vielen Formen, an vielen Orten.

Sprich Om und betrachte den Atman.

Glück dir!

Mögest du das andere Ufer der Dunkelheit erreichen!

Mundaka Upanishad II, 2,2; 5–6

Aller Dinge Ursprung

Das ist Gott. So ist Gott …

Ach, was wissen schon die Leute!

Ich will dir sagen, wie er ist.

Keine Füße hat er, doch schenkt er allen Bewegung;

keine Hände, doch er befiehlt allen zu greifen;

keine Zähne, doch gibt er allen das Vermögen zu kauen;

er hat keinen Magen, doch gibt er allen zu essen;

er hat keine Ohren, doch schenkt er allen Gehör.

Unsichtbar durchdringt er die innere und äußere Welt.

Er ist aller Dinge Ursprung.

Was die Menschen je über Gott gedacht haben:

das ist er.

Purandaradasa

All-wissend

Ob die Menschen stehen oder gehen

oder im Geheimen wandeln,

sich niederlegen oder erheben,

ob zwei sich flüsternd unterhalten:

All das weiß Gott, der König;

Er ist der Dritte eines jeden Zwiegesprächs.

Atharva–Veda IV, 16,2

Gott hat jeden Lidschlag gezählt

Alles sieht Gott, der König,

was zwischen den Himmeln liegt, was jenseits liegt.

Er hat die Lidschläge jedes Menschen gezählt.

Sorgsam wie der Spieler die Würfel wirft,

setzt Gott seine Gesetze ein.

Atharva–Veda VI, 16,5

Zerbrecht alle andern Bilder!

Den, der in dir lebt und außerhalb,

der mit allen Händen wirkt,

mit allen Füßen geht,

dessen Körper ihr alle seid –

den betet an! Zerbrecht alle andern Bilder!

Den, der der Höchste und Niedrigste ist,

Sünder und Heiliger,

Gott und Wurm zur gleichen Zeit –

den betet an! Den Sichtbaren, Erkennbaren,

den Wirklichen und Allgegenwärtigen.

Zerbrecht alle andern Bilder!

Den, der weder vergangenes Leben

noch Tod und Wiedergeburt hat,

in dem wir eins sind

und eins sein werden in Ewigkeit –

den betet an! Zerbrecht alle andern Bilder!

Narren ihr! Den lebendigen Gott zu übersehen,

die unendlichen Strahlen seines Wesens,

von denen die Welt erfüllt ist.

Statt den Schatten eurer Einbildung zu folgen,

was euch nur in Streit verwickelt –

verehrt ihn, den einzig Sichtbaren!

Zerbrecht alle andern Bilder!

Swami Vivekananda

Du wohnst in allen Wesen

Wohin ich mich auch wende,

da ist kein Ort, wo du nicht bist.

Du wohnst in allen Wesen,

und strahlst doch über alle hinaus.

Du west im Gras, im Baum,

in allem, was Atem belebt und ohne Atem ist.

Alles singt dein Lob: Nichts lebt ohne dich.

O Hari! Was soll ich den Besserwissern entgegnen,

die behaupten, zwischen dir und ihnen

sei kein Unterschied?

Wie der Lotos, der umgeben von Wasser

doch bleibt wie er ist,

so ruhst du in allen Dingen.

O Gopala Vithala! Gott aller Gottheiten,

nur die Weisen kennen dich, niemand sonst.

Das Antlitz, die Augen, Hände und Handflächen

des Universums bist du, der du alles durchdringst.

Du bist die Ohren des Universums,

Du, in allen Formen gegenwärtig.

Alles durchdringst du.

O Gopala Vithala! Du bist das Universum selbst;

gewähre mir Hingabe an deine heiligen Füße.

Gopaladasa

»Hari« und »Gopala Vithala« sind Namen für Gott Vishnu bzw. seinen Avatar Krishna. Die im Gebet erwähnte Lotosblume hat ihre Wurzeln im Schlamm eines Teiches, steigt aber davon unberührt aus dem Wasser hervor.

Atem in allem Atem

O Diener, wo suchst du mich?

Sieh doch! Ich stehe neben dir.

Weder in Tempeln noch in Moscheen wohne ich.

Weder in der Kaaba, noch auf Kailas:

Weder in Riten noch Zeremonien,

noch in Yoga oder Entsagung.

Wenn du wahrhaftig suchst,

wirst du mich sofort erblicken:

wirst du mich treffen im Nu.

Kabir sagt: O Sadhu!

Gott ist der Atem in allem Atem.

Kabir

Die »Kaaba« ist das Heiligtum der Muslime in Mekka, der »Kailas« der heilige Berg der Hindus in Tibet. »Sadhu« meint »Reiner, Heiliger« und ist die Anrede für einen Mönch.

Tanze, liebliches Kind

Sing, mein kleiner Krishna, sing süße Melodien,

tanze, liebliches Kind, vor deinem Vater Nanda!

Klatsche in deine Hände und unsere Herzen

werden vor Liebe überquellen.

Fürchtest du dich vor den Schreien der Spielgefährten?

Komm, wirf deine Arme um meinen Hals!

O mein Liebling, sei nicht scheu, fürchte dich nicht,

heb deine Arme hoch, wie gestern,

und rufe dein liebstes Kälbchen.

O lass mich noch einmal deinem Tanze zuschauen,

die Edelsteine an deinen Fußkettchen funkeln so schön.

Sieh, in der goldenen Säule ist dein Spiegelbild;

füttere es mit Butter, o göttliches Kind!

O überaus barmherziger Gott,

verlasse keinen Augenblick lang das Herz von Surdas.

Surdas

Liebliches Kind

Wie lieblich seine Lippen, wie lieblich sein Gesicht,

wie lieblich seine Augen, wie lieblich sein Lächeln,

wie lieblich sein Herz, wie lieblich sein Schritt;

wie lieblich alles an Krishna,

dem Herrn von Mathura.

Wie lieblich seine Worte,

wie lieblich seine Streiche,

wie lieblich sein Kleidchen,

wie lieblich sein Trällern,

wie lieblich jede Bewegung,

wie lieblich er umherschweift;

wie lieblich alles an Krishna,

dem Herrn von Mathura.

Wie lieblich, wenn er singt,

wie lieblich, wenn er trinkt,

wie lieblich, wenn er isst,

wie lieblich, wenn er schläft,

wie lieblich seine Gestalt,

wie lieblich das Zeichen auf seiner Stirn;

wie lieblich alles an Krishna,

dem Herrn von Mathura.

Vallabha

»Mathura«, südlich von Neu-Delhi, gilt als Wohnort des jungen Krishna.

Ich ehre die Gottheit

Ich ehre die Gottheit als meinen Vater,

meinen Verwandten, meinen Bruder,

ehre ihn als meinen Freund für immer.

Das Antlitz der großen Gottheit

verehre ich im heiligen Licht der Sonne.

Rig–Veda X, 7,3

Islam

Al-Fâtiha., Die »Eröffnende«

Das Lob gebührt Gott,

dem Schöpfer und Erhalter der Welten,

dem Erbarmer, dem Barmherzigen,

dem Meister des Gerichtstages.

Dir dienen wir,

und Dich rufen wir um Hilfe an.

Führe uns den rechten Weg, den Weg derer,

denen Du Gnade erweist,

die nicht Zorn auf sich laden

und die nicht irregehen.

Der Gebetsruf

Gott ist größer, Gott ist größer!

Gott ist größer, Gott ist größer!

Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Gott.

Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Gott.

Ich bezeuge, dass Muhammad Gottes Gesandter ist.

Ich bezeuge, dass Muhammad Gottes Gesandter ist.

Kommt zum Gebet.

Kommt zum Gebet.

Kommt zum Heil.

Kommt zum Heil.

Gott ist größer, Gott ist größer!

Es gibt keinen Gott außer Gott.

Antwort auf den Gebetsruf

Gott, Herr dieses vollkommenen Rufes und des Gebets, das bald gehalten werden soll, schenke Muhammad Deine Nähe und Deine Gunst und erhebe ihn zu jener lobenswürdigen Stufe, die Du ihm verheißen hast.

Bukhari

Allâhu akbar – Gott ist größer!

Einleitung des rituellen Gebets, später mehr zum Ablauf. Danach folgen überlieferte Gebete, wie:

Verherrlicht bist Du, Gott, und Dir sei Lob, und voller Segen ist Dein Name, und erhaben ist Deine Herrlichkeit, und es gibt keinen Gott außer Dir.

Ich habe mein Angesicht dem zugewandt, der Himmel und Erde erschaffen hat, und ich gehöre nicht zu den Götzendienern. Mein Gebet und mein Opfer und mein Leben und mein Sterben gehören Gott, dem Schöpfer und Erhalter der Welten, der niemanden neben sich hat. Dies wurde mir aufgetragen, und ich bin als Erstes Gott ergeben.

Zwei Beispiele für häufig beim Stehen rezitierte Abschnitte aus dem Qur’an (außer Al-Fâtiha, der ersten Surah):

1. Sprich: Er ist Gott, der Eine, Gott, der Unabhängige Grund des Seins. Er zeugt nicht und wurde nicht gezeugt, und keiner ist Ihm gleich.

Surah 112

2. Gott – es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Lebendigen, dem Seienden. Ihn erfasst weder Schlummer noch Schlaf. Ihm gehört, was in den Himmeln und was auf Erden ist. Wer ist es, der bei Ihm Fürsprache einlegen könnte, es sei denn mit seiner Erlaubnis? Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen liegt, und sie begreifen nichts von Seinem Wissen als das, was Ihm gefällt. Sein Thron umfasst Himmel und Erde, und es beschwert Ihn nicht, beide zu erhalten, und Er ist der Hohe, der Große.

Surah 2:255, der Thronvers

Beim Aufwachen in der Nacht

Es gibt keinen Gott außer Gott, dem Einzigen, der keinen Partner hat. Ihm gehört die Herrschaft, und Ihm gebührt das Lob, und Er hat Macht über alle Dinge. Verherrlicht ist Gott, und Lob sei Gott. Es gibt keinen Gott außer Gott. Gott ist größer. Mein Schöpfer und Erhalter, vergib mir.

Bukhari

Durch die Woche – Freitag

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. Lob sei Gott, der da war, bevor irgendetwas ins Dasein kam und bevor Leben gegeben wurde, und der fortbesteht, wenn alle Dinge vergangen sind, dem Wissenden, der nicht den vergisst, der Seiner gedenkt; der nicht den erniedrigt, der Ihm dankbar ist; der nicht den enttäuscht, der Ihn anruft; der nicht den verzweifeln lässt, der auf Ihn hofft.

Herr, ich rufe Dich als Zeugen an – und Du genügst als Zeuge und ich rufe alle Engel herbei und die Bewohner Deiner Himmel und die Träger Deines Throns und Deine Propheten und Gesandten, denen Du Deine Aufgabe anvertraut hast, und alle die vielfältigen Geschöpfe, die Du hervorgebracht hast, als Zeugen dafür, dass ich Zeugnis dafür ablege, dass Du allein Gott bist. Es gibt keinen Gott außer Dir. Du bist einzig und hast keinen Gefährten und keinen, der Dir gleicht, und Dein Wort ist wahr, jetzt und immer.

Ich lege auch Zeugnis dafür ab, dass Muhammad Dein Diener und Gesandter ist – möge Dein Segen auf ihm und den Seinen ruhen. Er hat Deinen Dienern die Botschaft überbracht, die Du ihm anvertraut hast, und sich für die Sache Gottes, des Erhabenen, mit großem Eifer bemüht, und er hat den Rechtschaffenen die Verheißung Deines Lohns verkündet und die Bösen vor den Folgen ihres Verhaltens gewarnt.

Ali b. Al–Husayn Zayn al–‘Âbidîn

Aus Gebeten für die sieben Tage der Woche

Beim Festtagsgebet

Gott, Herr der Größe und Herrlichkeit und Herr der Güte und Macht

und Herr des Schutzes und der Barmherzigkeit und Herr der Achtsamkeit und Vergebung

wir bitten Dich bei dem Recht dieses Tages, den Du für die Muslime zum Festtag gemacht hast und für Muhammad – Gott schenke ihm und den Seinen Heil–, als Schutz und als Ehre und als Gnade und als Segen, dass Du Muhammad und die Seinen segnest und dass Du uns zu allem Guten führst, zu dem Du Muhammad und die Seinen geführt hast, und dass Du uns von allem Schlechten befreist, von dem Du Muhammad und die Seinen befreit hast. Dein Segen sei mit ihm und mit ihnen allen.

Gott, wir bitten Dich um das Gute, um das Dich Deine rechtschaffenen Diener bitten, und wir suchen Schutz bei Dir vor allem, wovor Deine aufrichtigen Diener Schutz suchen.

Al–Muntakhab al–Hasani

Siehst du nicht, dass es Gott ist, den alle verherrlichen, die in den Himmeln und auf der Erde sind, und auch die Vögel mit ausgebreiteten Flügeln? Jedes kennt sein Gebet und seine Verherrlichung, und Gott weiß, was sie tun. Und Gott gehört die Herrschaft der Himmel und der Erde, und zu Gott ist die Heimkehr.

Surah 24:41

Gott, Herr der Herrschaft, Du gibst Herrschaft, wem Du willst, und Du nimmst die Herrschaft, wem Du willst; Du erhöhst, wen Du willst, und Du erniedrigst, wen Du willst. In Deiner Hand ist alles Gute, und Du hast Macht über alle Dinge. Du lässt die Nacht in den Tag übergehen und lässt den Tag in die Nacht übergehen. Du bringst Lebendiges aus Totem hervor, und Du bringst Totes aus Lebendigem hervor, und du versorgst, wen Du willst, ohne zu rechnen.

Surah 3:26–27

Gott, Schöpfer der Himmel und der Erde, Eigner von Majestät und Gnade und unermesslicher Freundlichkeit. Ich bitte Dich, Gott, um Deiner Majestät und des Lichts Deines Angesichts willen, dass Du meine Augen mit Deiner Schrift erleuchtest, meine Zunge durch sie befreist, mein Herz damit tröstest, meine Brust damit weitest und meinen Körper damit läuterst, denn niemand steht mir mit der Wahrheit bei außer Dir. Es gibt keine Macht und keine Kraft außer bei Dir.

Tirmidhi

Judentum

Höre Jisrael:Der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist einzig!

Gelobt sei sein Name:

Die Herrlichkeit seines Reiches ist für immer und ewig.

Du sollst den Ewigen, deinen Gott, lieben

von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Vermögen.

Die Worte, die ich dir jetzt befehle, sollen dir stets im Herzen bleiben.

Du sollst sie deinen Kindern einschärfen und immer davon reden, wenn du zu Hause sitzt oder auf Reisen bist,

wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.

Binde sie zum Zeichen an deine Hand.

Trage sie als Stirnbinde zwischen deinen Augen

und schreibe sie auf die Pfosten deines Hauses und deiner Tore.

Werdet ihr also meinen Geboten gehorchen, die ich euch jetzt gebe,

um den Ewigen, euren Gott, von eurem ganzen Herzen und von eurer ganzen Seele zu lieben und ihm zu dienen,

so will ich eurem Land Regen geben zur rechten Zeit, Frühregen und Spätregen,

damit du dein Getreide, Most und Öl einsammelst,

und will für dein Vieh Gras wachsen lassen auf deinem Feld,

dass du zu essen habest in Überfluss.

Hütet euch aber, dass euer Herz nicht verführt werde,

dass ihr etwa abweicht und anderen Göttern dient und sie anbetet.

Der Zorn des Ewigen würde über euch entbrennen.

Er würde den Himmel verschließen, dass kein Regen komme.

Die Erde würde ihr Gewächs nicht hervorbringen, und ihr würdet gar bald zugrunde gehen,

fern von dem vortrefflichen Land, das euch der Ewige geben will.

Nehmt euch also diese Worte zu Herzen und zu Gemüte,

bindet sie auch zum Zeichen auf die Hand

und tragt sie als Stirnbinde zwischen euren Augen.

Lehrt sie eure Söhne,

um beständig davon zu sprechen,

wenn du zu Hause sitzt oder auf der Reise bist,