Liebeskummer muss nicht sein - Carmen von Lindenau - E-Book

Liebeskummer muss nicht sein E-Book

Carmen von Lindenau

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Beschreibung

Die neue Praxis Dr. Norden - So war es nicht geplant, doch Dr. Danny Norden betrachtet es als Chance. Äußere Umstände zwingen ihn zu einem Neustart. Und diesen nimmt Danny tatkräftig in Angriff, auch, wenn er mit Abschied, Trennung, Wehmut verbunden ist. Dr. Danny Norden praktiziert jetzt in seiner neuen, modernen, bestens ausgestatteten Praxis. Mit Kompetenz, Feingefühl und Empathie geht er auf seine Patienten zu und schafft ein Klima, das die Genesung fördert: eben Dr. Danny Norden, wie er leibt und lebt, und er wird immer besser! »So fit möchte ich auch noch sein, wenn ich in seinem Alter bin«, raunte Sophia Lydia zu, nachdem sie Ludger Mauser, den ersten Patienten des Tages, aufgerufen hatte. »Er ist 84 und will an einem Marathon teilnehmen.« »Dann ist er wegen eines Check-ups hier?«, fragte Lydia und sah Ludger nach, der mit federnden Schritten durch den Gang lief, an dessen Ende Danny Nordens Sprechzimmer lag. »Ja, ist er. Sieh mal, ich habe eine Nachricht von Alexander.« Sophia, eine zarte junge Frau mit hellblondem Haar, zeigte auf ihr Telefon, das sie aus ihrer Hosentasche gezogen hatte. Sie schaltete das Video an, das sie vom Sohn ihrer Cousine Charlotte bekommen hatte, und legte das Telefon auf den Empfangstresen der Praxis, damit auch Lydia das Video sehen konnte. »Hallo, Sophia, wann kommst du uns besuchen? Ich warte auf dich«, sagte der kleine Junge mit den blonden Locken, der vor einem prächtigen Landhaus inmitten von Weinbergen stand. »Er vermisst dich«, stellte Lydia lächelnd fest. »Ich vermisse ihn auch, und ich vermisse Markus«, flüsterte sie. »Vielleicht vermisst er dich auch.« »Er ist inzwischen sicher längst verlobt, schon vergessen?«, seufzte Sophia. Sie konnte es selbst nicht verstehen, dass sie noch immer an Markus dachte.

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Die neue Praxis Dr. Norden – 4 –

Liebeskummer muss nicht sein

Wie wär`s mit einem offenen Wort?

Carmen von Lindenau

»So fit möchte ich auch noch sein, wenn ich in seinem Alter bin«, raunte Sophia Lydia zu, nachdem sie Ludger Mauser, den ersten Patienten des Tages, aufgerufen hatte. »Er ist 84 und will an einem Marathon teilnehmen.«

»Dann ist er wegen eines Check-ups hier?«, fragte Lydia und sah Ludger nach, der mit federnden Schritten durch den Gang lief, an dessen Ende Danny Nordens Sprechzimmer lag.

»Ja, ist er. Sieh mal, ich habe eine Nachricht von Alexander.« Sophia, eine zarte junge Frau mit hellblondem Haar, zeigte auf ihr Telefon, das sie aus ihrer Hosentasche gezogen hatte. Sie schaltete das Video an, das sie vom Sohn ihrer Cousine Charlotte bekommen hatte, und legte das Telefon auf den Empfangstresen der Praxis, damit auch Lydia das Video sehen konnte.

»Hallo, Sophia, wann kommst du uns besuchen? Ich warte auf dich«, sagte der kleine Junge mit den blonden Locken, der vor einem prächtigen Landhaus inmitten von Weinbergen stand.

»Er vermisst dich«, stellte Lydia lächelnd fest.

»Ich vermisse ihn auch, und ich vermisse Markus«, flüsterte sie.

»Vielleicht vermisst er dich auch.«

»Er ist inzwischen sicher längst verlobt, schon vergessen?«, seufzte Sophia. Sie konnte es selbst nicht verstehen, dass sie noch immer an Markus dachte. Während Charlottes letzten Besuchs hatten sie ihren alten Jugendfreund wieder getroffen, und Sophias Liebe zu ihm war erneut aufgeflammt, obwohl sie wusste, dass er nicht mehr frei war. »Außerdem habe ich im Moment andere Sorgen, als mich mit einer unglücklichen Liebe zu beschäftigen«, schloss sie das Thema Markus erst einmal ab.

»Ich weiß, Sophia. Meine Mutter wird euch hoffentlich bald einen guten Anwalt empfehlen können.«

»Ich bin ihr wirklich dankbar für ihre Hilfe.«

»Meine Mutter ist Polizistin geworden, weil sie die Guten vor den Bösen beschützen will. Und was deine Familie mit dir und deiner Mutter macht, ist wirklich böse. Ich meine, erst verweigern die von Arnsberg euch das Erbe deines Vaters und jetzt sollt ihr noch für irgendwelche utopischen Schulden haften. Das ist das Allerletzte«, schimpfte Lydia.

»Meine Mutter meinte gestern Abend, dass es möglicherweise nur eine leere Drohung ist. Charlottes Vater will uns einfach nur von der Familie fernhalten, damit wir erst gar nicht mehr auf die Idee kommen, unsere Ansprüche durchzusetzen.«

»Was sagt Charlotte zu dieser Drohung?«

»Ich habe ihr noch nichts davon erzählt. Ich will ihr nicht ständig sagen, wie niederträchtig ihr Vater sich meiner Mutter und mir gegenüber benimmt.«

»Charlotte kennt ihre Eltern, du kannst sie mit dieser neusten Attacke gegen dich und deine Mutter nicht schocken.«

»Vielleicht nicht, aber sie hat in letzter Zeit selbst genug mitgemacht. Ich werde erst einmal abwarten, wie die Sache sich entwickelt.« Seitdem Charlotte einen italienischen Adligen geheiratet hatte und bei seiner Familie lebte, hatten sie kaum noch Kontakt gehabt. Nach Charlottes letzten Besuch bei ihren Eltern hatte sich das geändert. Charlotte hatte der Diagnose ihrer Ärzte, dass Alexander an ADHS leiden sollte, nicht vertraut und hatte ihn auf Sophias Rat hin Danny vorgestellt. Danny teilte ihre Bedenken und konnte bestätigen, dass Alexanders Diagnose falsch war. Durch dieses Ereignis waren sich die Cousinen wieder nähergekommen, was beide als glückliche Fügung empfanden.

»Du könntest Markus um Hilfe bitten. Er kennt deine Familie. Er wäre der perfekte Anwalt für euch.«

»Auf keinen Fall. Ich werde ihn nicht in diese Geschichte hineinziehen. Er hat sein Leben, und ich habe meins. Diese Leben sind nicht dazu bestimmt, sich erneut zu kreuzen.«

»Wer weiß schon, was uns wirklich bestimmt ist«, sagte Lydia leise und betrachtete den kleinen Jungen, der auf Sophias Handydisplay zu sehen war.

»Guten Morgen, die Damen, gibt’s auch ein bissel Aufmerksamkeit für uns Patienten oder schaut ihr euch noch weitere Videos an?«

»Wir sind ganz für Sie da, Frau Meier«, wandte sich Lydia der Mittsechzigerin in dem dunklen Trachtenkostüm zu, die sich, die Hände in die Hüften gestemmt vor dem Tresen aufgebaut hatte.

»Um mich geht’s heut nicht. Mit meinem Mann stimmt etwas nicht. Jetzt komm schon her, Toni, erzähl den Madln, was mit dir los ist«, forderte sie den korpulenten Mann in der blauen Steppjacke auf, der einen Schritt hinter ihr stand.

Toni Meier war einen halben Kopf größer als seine Frau, die Jacke spannte über seinem Bauch, und er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Ganz offensichtlich war er nicht freiwillig in die Praxis gekommen, was auch sein ständiger Blick in Richtung Ausgang signalisierte.

»Was können wir für Sie tun, Herr Meier?«, fragte Lydia freundlich, als Toni direkt vor ihr stand, aber kein Wort herausbrachte.

»Toni, bitte, nun rede schon«, mischte sich Gusti gleich wieder ein.

»Du wolltest doch, dass ich herkomme, dann sag halt, was du willst«, entgegnete Toni genervt.

»Mei, Mannsbilder, ist das denn so schwer, zuzugeben, dass euch etwas fehlt«, seufzte Gusti. »Also dann, seitdem mein Toni ein bissel Sport treibt, hat er’s mit dem Kreislauf. Das heißt, wir brauchen ein EKG und einmal Labor mit großem Blutbild.«

»Ich denke, Sie sollten zuerst mit Doktor Norden sprechen. Es könnte doch sein, dass er noch andere Parameter hinzuziehen muss, um eine Diagnose zu stellen«, sagte Lydia.

»Andere Parameter, ah so. Welche sollen das denn sein?«, fragte Gusti ungehalten.

»Gut jetzt, Gusti, Frau Seeger hat recht, wir sprechen zuerst mit dem Herrn Doktor.« Toni nickte Lydia zu, hakte sich bei seiner Frau unter und ging mit ihr ins Wartezimmer, in dem gerade noch zwei Plätze frei waren.

Mit seinem dunklen Holzboden, den gelben Sesseln und den Grünpflanzen strahlte der Raum eine Atmosphäre aus, die an eine Hotellounge erinnerte.

Patienten, die einem Arztbesuch lieber aus dem Weg gehen würden, nahm dieses Ambiente einen Teil ihrer Angst.

»Bitte, dann können Sie nebeneinander sitzen«, bot eine junge Frau den Meiers gleich ihren Platz an, der die beiden freien Sessel voneinander trennte.

»Schönen Dank, Frau Wunsgraben«, bedankte sich Gusti Meier bei Eva Wunsgraben, die vor einiger Zeit in das Haus gegenüber der Meiers eingezogen war. »Geht’s Ihnen nicht gut?«, fragte sie leise, nachdem sie sich auf den Sessel neben Eva gesetzt hatte.

»Ich schlafe nicht gut«, vertraute Eva ihr an.

»Geh, eine junge Frau wie Sie mit drei Kindern? Sie müssen doch abends todmüde sein«, wunderte sich Gusti und musterte die zierliche Frau in dem langen Strickkleid, die ihr dunkelblondes Haar zu einem dicken Zopf geflochten trug.

»Ja, ich weiß, das denkt jeder«, seufzte Eva.

»Mei, es wird doch nichts Ernstes sein? Wie sollt denn Ihr Mann mit den beiden Buben und dem Madl allein zurechtkommen? Die Buben sind doch gerade erst in die Schule gekommen, und das Madl ist erst drei Jahre alt.«

»Eigentlich gehe ich nicht davon aus, dass mir Doktor Norden gleich mein Todesurteil verkünden wird«, entgegnete Eva und sah Gusti verblüfft an.

»Freilich nicht, aber wer weiß schon …«

»Gusti, bittschön, sei einfach mal still. Sie hat zu viel Fantasie, wissen Sie«, mischte sich Toni ein und nickte Eva freundlich zu.

»Ich sag ja schon nichts mehr«, brummte Gusti. Sie beugte sich nach vorn, nahm eine Zeitschrift von dem Tisch, der in ihrer Reichweite im Raum stand, und schlug sie auf. »Skandal im Königshaus, interessant«, murmelte sie, und gleich darauf war ihr Kopf hinter der Zeitschrift verschwunden.

»Der arme Herr Meier, er hat es sicher nicht leicht zu Hause. Offensichtlich hat er sich in allem nach seiner Frau zu richten«, raunte Sophia Lydia zu, als sie noch einmal ins Wartezimmer schaute, bevor sie in den Raum mit dem EKG-Gerät ging.

Danny hatte ihr über das Haustelefon mitgeteilt, dass Herr Mauser gleich zu einem EKG zu ihr kommen würde.

»Ich denke, er lässt sie nur glauben, dass sie ihn steuert«, entgegnete Lydia und folgte Sophias Blick. »Na also, ein wirklich unterdrückter Mann sieht anders aus«, wandte sich Lydia Sophia kichernd zu, nachdem Toni Meier ihren Blick aufgefangen und ihr zugezwinkert hatte.

»Unsere liebe Gusti kann wohl nicht alles kontrollieren«, stellte Sophia amüsiert fest. »Dann werde ich mal die Liege für Herrn Mauser vorbereiten«, sagte sie und huschte in den Untersuchungsraum.

*

Danny Nordens Sprechzimmer war ebenso hell und ansprechend eingerichtet wie die gesamte Praxis. An den Wänden hingen in Holz gerahmte Landschaftsbilder, an seinem Schreibtisch war eine Lampe mit einem großen weißen Schirm und einem biegsamen Stahlarm befestigt, und in der Ecke neben der Untersuchungsliege stand die Standuhr aus Ahornholz. Sie hatte Fanny Moosleitner gehört, einer treuen Patientin und mütterlichen Freundin, die ihm dieses Haus vererbt hatte, in dem er inzwischen seit einigen Monaten wohnte.

Danny hatte Ludger Mauser gründlich untersucht. Der rüstige Mann mit dem silbergrauen Haar und dem gestählten Körper, den er seinem täglichen Training verdankte, war bei bester Gesundheit. Auch die Laborwerte der Blutprobe, die sie vor ein paar Tagen eingeschickt hatten, waren ausgezeichnet.

»Alle Werte sind im Normbereich. Es gibt Dreißigjährige, die Sie um Ihre Werte beneiden würden«, versicherte Danny seinem Patienten.

»Das heißt, meiner Teilnahme an diesem Lauf in zwei Wochen steht nichts im Weg?«, vergewisserte sich Ludger.

»Soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, sind Sie topfit, Herr Mauser. Ich sehe mir dann gleich noch das Ergebnis des Belastungs-EKG an, damit Sie auf der sicheren Seite sind.«

»Wunderbar. Ich kann mir in diesem Jahr auch keine Schwäche erlauben. Ich habe vor, meinen persönlichen Rekord einzustellen.«

»Der liegt wo?«, fragte Danny.

»Vier Stunden und zwei Minuten.«

»Was ist Ihr Ziel?«

»Auf jeden Fall unter vier Stunden.«

»Trotz allen Ehrgeizes sollten Sie aber auch auf Ihren Körper hören. Er ist kein Uhrwerk, der an jedem Tag Höchstleistungen vollbringen kann.«

»Ich weiß, aber hin und wieder muss man auch über seine Grenzen gehen, was nicht bedeutet, das System zu überreizen. Meine Gesundheit ist mir immer noch lieber als der sportliche Erfolg.«

»Mehr wollte ich gar nicht hören«, entgegnete Danny lächelnd. »Sophia wird das EKG überwachen. Ich komme dann in einer Viertelstunde zu Ihnen«, sagte er, als er Ludger gleich darauf die Tür des Sprechzimmers aufhielt.

»Dann bis gleich, Herr Doktor«, sagte Ludger, und als er lächelte, zeigten sich seine perfekten weißen Zähne.

Wenn jeder so auf seinen Körper achten würde wie dieser Mann, hätten wir Ärzte vermutlich weitaus weniger zu tun, dachte Danny, als er zurück zu seinem Schreibtisch ging. Er hatte auch schon daran gedacht, mit dem Laufen anzufangen, hatte es aber dann wieder verworfen. Im Moment genügten ihm seine Tennis- und Squasheinheiten als Ausgleich. Bevor er die Sprechstunde fortsetzte, warf er noch einen Blick in den Garten.

In der Nacht hatte es geschneit. Die Büsche waren schneebedeckt, und die Äste der Birken sahen aus wie zarte weiße Arme, die sich im leisen Morgenwind bewegten. Sein Blick wanderte hinüber zum Garten seiner Nachbarinnen, aber dort war niemand zu sehen. Olivia Mai und ihre Mutter Ottilie, zwei Psychologinnen, hatten sicher auch bereits mit der Sprechstunde begonnen, und Ophelia, Olivias Tochter, war in der Schule.

Nur Ortrud, die Katze der Mais, war zu sehen. Sie hockte auf dem Dachfirst des einstöckigen Hauses und schien sich an der weiß schillernden Umgebung zu erfreuen. Lächelnd wandte sich Danny wieder seinem Schreibtisch zu und rief Eva Wunsgraben auf, deren Patientenakte als nächste auf seinem Monitor zu sehen war.

»Bitte, nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?«, fragte Danny, nachdem er Eva die Tür geöffnet und sie sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatten.

»Ich kann seit Wochen nicht richtig schlafen, Herr Doktor«, sagte Eva und sah Danny voller Erwartung an, so als sei sie fest davon überzeugt, dass er gleich eine Lösung für sie hatte.

»Können Sie nicht einschlafen oder nicht durchschlafen?«, wollte Danny wissen.

»Ich kann nicht durchschlafen. Das mit dem Einschlafen geht recht schnell, aber spätestens nach zwei Stunden bin ich wieder wach, und es dauert ewig, bis ich wieder einschlafe. Tagsüber bin ich deshalb oft müde, das ist auf Dauer kein Zustand, mit dem ich mich arrangieren könnte«, seufzte Eva.

»Macht Ihnen etwas Schwerwiegendes zu schaffen? Kommen Ihre Gedanken nachts nicht zur Ruhe?«, fragte Danny, während er Eva ansah. Das Zucken um ihre Mundwinkel, die nervösen Bewegungen ihrer Hände, alles deutete darauf hin, dass sie unter einer erheblichen Anspannung stand.

»Nein, ich bin zufrieden mit meinem Leben, so wie es ist. Ich fühle mich weder überlastet noch bin ich frustriert, weil ich mich für ein Leben als Mutter und Hausfrau entschieden habe. Mein Mann und ich haben auch keine Eheprobleme«, versicherte sie Danny.

»Das freut mich zu hören«, sagte Danny. Auch Evas Mann, Geschäftsführer eines Möbelhauses, war sein Patient. Er hatte ihn als ruhigen ausgeglichenen Mann kennengelernt, der seine Familie über alles liebte.

»Könnte eine schlimme Krankheit hinter meinen Schlafproblemen stecken?«, fragte Eva leise.

»Schlafstörungen können viele Ursachen haben. Gehen wir doch erst einmal von einer harmlosen Ursache aus. Vielleicht leiden Sie an einer Mangelerkrankung. Manchmal reicht es schon, die B-Vitamine aufzufüllen oder den Vitamin-C-Haushalt auszugleichen, um wieder erholsamen Schlaf zu finden«, erklärte ihr Danny.

»Vitamin C? Ich dachte, davon wird man wach«, wunderte sich Eva.

»Vitamin C wird aber auch benötigt, um eine Vorstufe des Serotonins zu bilden. Serotonin beruhigt und wirkt entspannend, ohne Entspannung findet der Körper keinen erholsamen Schlaf.«

»Das wäre ja wundervoll, wenn die Lösung so einfach wäre.«

»Morgen werden wir es wissen. Ich werde Sie noch kurz abhören und den Blutdruck messen, danach nimmt Ihnen Sophia Blut ab. Fangen wir mit dem Blutdruck an«, sagte Danny und legte Eva die Manschette des Gerätes um den linken Oberarm.

*

»Um halb vier, wie ausgemacht«, sagte Lydia leise, die am Tresen stand und ein Telefongespräch angenommen hatte, das sie sofort beendete, als Sophia aus dem Raum kam, in dem sie Ludger Mausers Belastungs-EKG überwacht hatte.

»Ist was?«, fragte Sophia, als Lydia sie lächelnd anschaute und mit einer Spitze ihres halblangen dunkelblonden Haares spielte.

»Nein, alles ist gut«, antwortete Lydia. Sie hatte versprochen, Sophia nicht zu verraten, wer am Nachmittag zu ihnen in die Sprechstunde kommen wollte und sich gerade noch einmal vergewissert hatte, dass Sophia auch da sein würde.

»Sophia, ein großes Blutbild mit Vitaminspiegel für Frau Wunsgraben, bitte«, wandte sich Danny an Sophia, der mit Eva aus seinem Sprechzimmer kam.

»Wird erledigt, Herr Doktor. Herr Mauser wartet auf Sie«, sagte Sophia und sah auf die Tür des EKG-Raums.

»Danke, ich melde mich morgen bei Ihnen, Frau Wunsgraben«, verabschiedete sich Danny von seiner Patientin, bevor er zu Ludger Mauser ging.

»Ein wirklich attraktiver Mann«, raunte Eva Sophia zu, als sie dem groß gewachsenen jungen Arzt nachschaute, der eine weiße Jeans und ein weißes Poloshirt trug.

»Ich weiß«, antwortete Sophia lächelnd.