Warum bist du gesprungen? - Carmen von Lindenau - E-Book

Warum bist du gesprungen? E-Book

Carmen von Lindenau

5,0

Beschreibung

Die neue Praxis Dr. Norden - So war es nicht geplant, doch Dr. Danny Norden betrachtet es als Chance. Äußere Umstände zwingen ihn zu einem Neustart. Und diesen nimmt Danny tatkräftig in Angriff, auch, wenn er mit Abschied, Trennung, Wehmut verbunden ist. Dr. Danny Norden praktiziert jetzt in seiner neuen, modernen, bestens ausgestatteten Praxis. Mit Kompetenz, Feingefühl und Empathie geht er auf seine Patienten zu und schafft ein Klima, das die Genesung fördert: eben Dr. Danny Norden, wie er leibt und lebt, und er wird immer besser! Es war kurz nach Mittag. Der Himmel war strahlend blau, die Sonne ließ das Wasser der Isar funkeln und tauchte die weißen Sandbänke in gleißend helles Licht. Die Sonnenstrahlen, die durch das Laub der Bäume längs dem Fahrradweg am Flussufer fielen, ließen Schatten über den Asphalt tanzen. Zwei Teenager radelten nebeneinander den Weg entlang. Das Mädchen auf dem türkisfarbenen Rad hatte langes hellrotes Haar, trug Jeans, weiße Turnschuhe und einen leichten weißen Pullover. Der schlaksige Junge, der mit einem grünen Fahrrad unterwegs war, hatte helles streichholzkurzes Haar. Beide hatten Rucksäcke aufgeschnallt, das Mädchen einen pinkfarbenen, der Junge einen rostroten. »Die waren heute Morgen ganz schön verblüfft. Ich habe es echt genossen. Das habe ich alles nur dir zu verdanken, Ophelia. Ohne deine Hilfe hätte ich die siebte niemals überspringen können, um wieder den Anschluss an meine alte Klasse zu finden«, sagte der Junge. »Habe ich gern gemacht, Marius, du konntest ja nichts für deine Lernschwäche«, entgegnete Ophelia Mai. »Nein, es war der gravierende ­Eisenmangel, den Doktor Norden zum Glück festgestellt hat. Trotzdem, du hast dich ganz schön ins Zeug gelegt.« »Ich weiß«, antwortete Ophelia selbstbewusst. Sie war stolz auf sich, weil es ihr gelungen war, Marius immer wieder zu motivieren, den Stoff der siebten Klasse mit ihr durchzugehen, damit er dann gemeinsam mit ihr in die achte Klasse wechseln konnte. »Schade, dass du deinen Geburtstag schon gefeiert hast.

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Die neue Praxis Dr. Norden – 9 –

Warum bist du gesprungen?

Ines gibt Dr. Danny Norden Rätsel auf

Carmen von Lindenau

Es war kurz nach Mittag. Der Himmel war strahlend blau, die Sonne ließ das Wasser der Isar funkeln und tauchte die weißen Sandbänke in gleißend helles Licht. Die Sonnenstrahlen, die durch das Laub der Bäume längs dem Fahrradweg am Flussufer fielen, ließen Schatten über den Asphalt tanzen.

Zwei Teenager radelten nebeneinander den Weg entlang. Das Mädchen auf dem türkisfarbenen Rad hatte langes hellrotes Haar, trug Jeans, weiße Turnschuhe und einen leichten weißen Pullover.

Der schlaksige Junge, der mit einem grünen Fahrrad unterwegs war, hatte helles streichholzkurzes Haar. Beide hatten Rucksäcke aufgeschnallt, das Mädchen einen pinkfarbenen, der Junge einen rostroten.

»Die waren heute Morgen ganz schön verblüfft. Ich habe es echt genossen. Das habe ich alles nur dir zu verdanken, Ophelia. Ohne deine Hilfe hätte ich die siebte niemals überspringen können, um wieder den Anschluss an meine alte Klasse zu finden«, sagte der Junge.

»Habe ich gern gemacht, Marius, du konntest ja nichts für deine Lernschwäche«, entgegnete Ophelia Mai.

»Nein, es war der gravierende ­Eisenmangel, den Doktor Norden zum Glück festgestellt hat. Trotzdem, du hast dich ganz schön ins Zeug gelegt.«

»Ich weiß«, antwortete Ophelia selbstbewusst. Sie war stolz auf sich, weil es ihr gelungen war, Marius immer wieder zu motivieren, den Stoff der siebten Klasse mit ihr durchzugehen, damit er dann gemeinsam mit ihr in die achte Klasse wechseln konnte.

»Schade, dass du deinen Geburtstag schon gefeiert hast. Ich dachte schon, es würde eine richtig coole Party bei dir zu Hause geben«, zeigte sich Marius Meier enttäuscht, weil Ophelia ihm vor ein paar Minuten gestanden hatte, dass sie ihren vierzehnten Geburtstag bereits während der Ferien gefeiert hatte.

»Mach nicht so ein trauriges Gesicht, irgendwann gibt es schon eine Party bei mir, vielleicht zu Halloween«, machte sie dem Jungen Hoffnung. Ihr war schon länger klar, dass Marius ein bisschen verliebt in sie war, obwohl er bereits wusste, dass sie sich in den Ferien in Leander verliebt hatte. Da Leander aber nicht in München wohnte, sondern im Allgäu, schien Marius in ihm keine wirkliche Gefahr für sein Verhältnis zu Ophelia zu sehen.

»Wann wollen wir denn mal wieder am Nachmittag etwas zusammen machen?«, fragte Marius, als sie sich an der nächsten Wegkreuzung verabschiedeten, weil Marius abbiegen musste und Ophelias Heimweg noch weiter geradeaus führte.

»Wir könnten morgen zusammen Hausaufgaben machen und danach sehen wir weiter«, schlug Ophelia ihm vor.

»Ich bin dabei. Du überlegst es dir aber nicht noch einmal bis morgen?«, wollte er wissen.

»Nein, wir halten das fest.«

»Okay, ich vertraue darauf«, sagte Marius und radelte davon.

Ich muss ihm noch öfter von Leander erzählen, damit er akzeptiert, dass zwischen uns nichts laufen wird, dachte Ophelia, als sie weiterfuhr.

Allmählich wichen die Bäume zur Seite, und sie hatte bald freie Sicht auf den Fluss mit seinen Sandbänken und eine imposante Brücke. Sie war aus einem mächtigen Holzgeflecht errichtet, ruhte auf mehreren Betonfundamenten und verband zwei Stadtteile miteinander.

»Was ist denn da los?«, murmelte Ophelia, als sie die vielen Menschen auf der Brücke sah, die sich mit ihren Telefonen in den Händen über die Brüstung beugten, so als gäbe es etwas Aufregendes zu filmen.

Auf dem türkisfarbenen Wasser, das die Sandbänke umspülte und weiter flussabwärts trieb, war nichts Außergewöhnliches zu sehen. Keine Schwimmer, keine Boote, keine Flöße, nur ein paar Enten, die sich auf den Wellen treiben ließen. Als sie genauer hinsah, stellte sie fest, dass die Leute die Telefone auf ihre Seite des Ufers richteten. Ophelia ließ ihren Blick über das von Büschen eingefasste sandige Ufer gleiten, fand aber auch dort nichts, was diese Aufmerksamkeit erklären konnte.

»Ist wohl ein Fotowettbewerb!«, rief ihr die junge Frau lachend zu, die mit einem Einkaufskorb am Lenker und einem Kleinkind in einem auf dem Gepäckträger befestigten Sitz auf dem Fahrrad unterwegs war.

»Keine Ahnung«, antwortete Ophelia und sah sich weiter um. Als sich einige Leute auf der Brücke noch weiter nach vorn beugten, um einen besseren Blick, auf was auch immer, zu haben, hatte sie auf einmal ein merkwürdiges Gefühl. Sie hielt an, stieg von ihrem Fahrrad und schaute auf die Uferböschung. Sie zuckte zusammen, als sie den leuchtend roten Stoff durch einen Busch hindurchschimmern sah. Vorsichtig ging sie um den Busch herum, da sie keine Ahnung hatte, was sie dort erwartete. »Hallo, können Sie mich hören?! Was ist mit Ihnen?!«, rief sie, als sie die Frau in dem durchnässten roten Kleid bäuchlings im Sand liegen sah. Das blonde Haar war zerzaust, und sie war barfuß. Vielleicht ist sie tot, dachte Ophelia, als die Frau nicht auf sie reagierte und sich auch nicht rührte.

»Was ist los mit euch?! Warum glotzt ihr nur, statt ihr zu helfen?!«, rief sie in Richtung der Brücke, obwohl sie davon ausging, dass sie zu weit entfernt war und niemand ihre Worte verstehen würde.

Sie ging neben der Frau in die Hocke und legte ihr zwei Finger seitlich an den Hals, so wie sie es in einem Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte. Der Puls, den sie fühlen konnte, war zwar schwach, aber zumindest wusste sie jetzt, dass die Frau noch lebte. Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und wollte den Notruf wählen, entschied sich dann aber dafür, die Nummer der Praxis Norden aufzurufen, die sie in ihrem Telefonbuch gespeichert hatte. Die Praxis war nur wenige Minuten entfernt. Daniel Norden würde auf jeden Fall schneller da sein als ein Rettungswagen.

»Praxis Doktor Norden, Lydia Seeger, was kann ich für Sie tun?«, hörte sie Lydia, eine der beiden Sprechstundenhilfen, fragen.

»Lydia, hier ist Ophelia, ich bin am Isarufer. Ich habe eine bewusstlose Frau gefunden. Würdest du Daniel bitten herzukommen?«

»Wo genau bist du?«, fragte Lydia. »Okay, er ist gleich bei dir«, versicherte sie Ophelia, nachdem das Mädchen ihr beschrieben hatte, wo sie gerade war.

»Es kommt gleich Hilfe«, wandte sich Ophelia an die Frau im roten Kleid, auch wenn sie nicht sicher war, dass sie mitbekam, was um sie herum vor sich ging.

Sie kniete sich in den Sand und legte ihre Hand auf die Schulter der Frau, in der Hoffnung, dass sie reagierte. Da sie nicht wusste, was ihr zugestoßen war, wollte sie sie lieber nicht bewegen. Möglicherweise war sie verletzt, und sie würde die Verletzung durch eine unachtsame Bewegung noch verschlimmern.

Sie sah wieder hinauf zur Brücke und fragte sich, warum die Leute die verunglückte Frau nur filmten, statt nach ihr zu sehen. War ihnen der Weg zu weit, den sie von der Brücke aus zum Fahrradweg zurücklegen mussten, oder hielten sie alle die Frau bereits für tot? Was war überhaupt passiert? Was hatten die Leute gesehen? Die Frau regte sich noch immer nicht, aber sie atmete, wie Ophelia an ihrem sich hebenden und senkenden Oberkörper feststellen konnte.

»Hier bin ich!«, rief sie und sprang auf, als keine drei Minuten nach ihrem Anruf ein Auto auf dem Fahrradweg anhielt. Es war die dunkle Limousine, die Daniel, der Freund ihrer Mutter, fuhr.

»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte der junge Arzt, der gleich darauf ausstieg und mit seiner Arzttasche zu ihr kam.

»Mir geht es gut, aber ihr nicht. Sie atmet zwar noch, aber sie ist nicht ansprechbar«, informierte sie Daniel über ihre Beobachtung. »Und die da oben kümmert es null, was mit ihr ist«, sagte sie und deutete auf die Brücke.

»Was ist passiert?«, hörten sie die fremde Frau in diesem Moment flüstern.

»Sagen Sie es uns«, entgegnete Daniel, als sie ihren Kopf zur Seite wandte und ihn ansah.

»Ich kann mich nicht genau erinnern. Ich weiß nur, dass ich auf der Brücke war«, antwortete sie leise.

»Dann sind Sie in die Isar gesprungen«, stellte Ophelia erstaunt fest, weil das das Verhalten der Neugierigen auf der Brücke erklären würde.

»Warum sollte ich von einer Brücke springen?«, wunderte sich die Frau.

»Vielleicht sind Sie es ja gar nicht, möglicherweise war es ein Unfall«, erwiderte Ophelia schnell, um die Frau nicht noch mehr in Aufregung zu versetzen.

»Nicht bewegen, ich muss mich erst vergewissern, dass das gefahrlos möglich ist«, erklärte ihr Daniel, als sie versuchte, sich auf die Seite zu drehen.

»Mir tut aber nichts weh«, sagte sie.

»Das kann der Schock sein, der setzt Adrenalin frei, das das Schmerzempfinden herabsetzt.«

»Das leuchtet mir ein«, antwortete sie leise.

»Wie ist Ihr Name?«, fragte Daniel.

»Ines Haberl«, antwortete sie, ohne nachzudenken. Auch die anderen Fragen, nach ihrer Adresse, dem aktuellen Datum und dem Wochentag konnte sie ohne Zögern beantworten.

Daniel untersuchte die Reaktion ihrer Pupillen auf das Licht seiner kleinen Taschenlampe und versuchte, durch Abtasten herauszufinden, ob sie sich einen Bruch oder eine andere schwerwiegende Verletzung zugezogen hatte.

»Die Brücke ist nicht so hoch, und das Wasser an dieser Stelle tief genug. Wenn jemand schwimmen kann, ist der Sprung von dort oben nicht unbedingt gefährlich«, stellte Ophelia fest, als sie wieder zur Brücke schaute.

»Das sehe ich auch so«, stimmte Daniel ihr lächelnd zu.

»Was?«, hakte sie nach, als er sich gleich wieder Ines zuwandte. »Du hast es ausprobiert, richtig?«

»Es war eine Mutprobe«, gab er zu. »Aber nicht, dass du das jetzt nachmachst. Das würde deiner Mutter gar nicht gefallen.«

»Mädchen müssen sich nicht auf diese Weise beweisen«, sagte Ines und sah Ophelia an.

»So ist es«, stimmte Ophelia ihr zu.

»Ich bin nicht gesprungen, das müssen Sie mir glauben«, beteuerte Ines erneut und sah Daniel an.

»Ich glaube Ihnen«, sagte er. Warum sollte er sie jetzt mit Fragen quälen? Wie es aussah, hatte sie nur Hautabschürfungen und vermutlich eine leichte Gehirnerschütterung.

Um ernsthafte Verletzungen auszuschließen, musste sie aber in einem Krankenhaus gründlich untersucht werden. Er wollte gerade einen Rettungswagen rufen, als sie das Martinshorn hörten, das sich schnell näherte.

»Wenigstens haben die Herrschaften dort oben einen Krankenwagen gerufen«, sagte Ophelia, als sie den Rettungswagen gleich darauf auf der Brücke sah.

»Muss ich wirklich ins Krankenhaus?«, fragte Ines, die sich inzwischen mit Daniels Hilfe auf den Rücken gedreht hatte.

»Sie hatten ganz offensichtlich einen Unfall, an den Sie sich nicht erinnern können. Sie sollten sich unbedingt untersuchen lassen«, riet ihr Daniel.

»Gut, dann mache ich das«, willigte Ines ein.

»Hallo, Doktor Norden, wie geht es der Patientin?«, fragte der Sanitäter in der roten Jacke, der gleich darauf zu ihnen kam.

»Sie war ohnmächtig, ist aber wieder bei Bewusstsein«, sagte ­Daniel und erklärte dem jungen Mann, wie er Ines’ Zustand einschätzte.

»Alles klar. Ich hole die Trage«, sagte er.

Als er gleich darauf mit seinem Kollegen und der Trage zurückkam, erfuhren sie, dass die Rettungsstelle vor einer Viertelstunde den Anruf erhielt, dass eine Frau von der Brücke gesprungen sei.

»Ich bin nicht gesprungen«, wehrte sich Ines wieder gegen diesen Verdacht.

»Die Leute dort oben sehen das wohl anders. Aber es ist nicht unsere Sache, das aufzuklären. Die Polizei ist bereits unterwegs, um die Zeugen zu vernehmen«, erzählte der Sanitäter.

»Die Polizei?«, fragte Ines erschrocken.

»Das ist Routine, denken Sie einfach nicht weiter darüber nach«, beruhigte Daniel sie.

»Genauso ist es«, schloss sich der Sanitäter Daniel an, und sein Kollege, ein älterer Mann mit hellem Schnauzbart, nickte zustimmend mit dem Kopf.

»Danke, dass Sie hier waren«, bedankte sich Ines bei Daniel, als die Sanitäter sie zum Krankenwagen trugen und er und Ophelia sie begleiteten.

»Der Dank gilt Ophelia. Sie hat Sie gefunden und mich gerufen«, sagte Daniel und legte seinen Arm um die Schultern des Mädchens.

»Ich danke dir, dass du dich um mich gekümmert hast«, wandte sich Ines auch gleich Ophelia zu.

»Schon gut, ich habe nur das getan, was getan werden musste.«

»Im Gegensatz zu anderen hast du gehandelt, das sollte schon anerkannt werden«, sagte Ines, als sie die Menschenmenge auf der Brücke erst jetzt richtig wahrnahm.

Nachdem Daniel und Ophelia sich von Ines verabschiedet hatten, schlossen die Sanitäter die Tür des Krankenwagens. Der jüngere Sanitäter blieb bei Ines, der ältere nahm hinter dem Lenkrad Platz, und der Wagen setzte sich in Bewegung.

»Die Polizei ist eingetroffen«, stellte Ophelia fest, als sie die beiden Uniformierten auf der Brücke sah. »Müssen wir jetzt auch mit ihnen reden?«

»Wenn sie Fragen an uns haben, werden sie sich melden. Zum ­Unfallhergang können wir beide nichts beitragen. Komm, ich bringe dich nach Hause«, sagte Daniel.

»Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs«, entgegnete Ophelia und deutete auf das türkisfarbene Rad.

»Kein Problem, das laden wir ein«, sagte Daniel und öffnete den Kofferraum seines Autos. Er hatte erst gestern eine Kommode für sein Arbeitszimmer gekauft, und die Rückbank war noch umgeklappt. Genug Platz für Ophelias Rad.

*

Ophelia Mai wohnte mit ihrer Mutter und Großmutter in dem Haus neben Daniel. Es war weiß gestrichen, hatte türkisfarbene Fensterläden, und auch das gedrechselte Balkongeländer besaß einen türkisfarbenen Anstrich. Der Obst- und Gemüsegarten war durch einen weißen Holzzaun von den Blumenbeeten und dem Rasen getrennt. Eine Lorbeerhecke grenzte das Grundstück der Mais von dem Nachbargrundstück ab, dem Haus mit dem hellbeigen Anstrich, den hellgrauen Holzfensterläden und dem Garten mit den Birken und gepflegten Blumenbeeten. Die Lücke in der Hecke, die ein natürliches Tor bildete, war von keiner Seite aber je geschlossen worden, und jetzt, da Daniel und Olivia ganz offiziell ein Paar waren, dachte ohnehin niemand mehr daran, die fehlenden Lorbeerbäumchen einzupflanzen.