Lieblingsplätze im Harz - Knut Diers - E-Book

Lieblingsplätze im Harz E-Book

Knut Diers

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Beschreibung

Wer auf dem Achtermann steht, sieht Brocken und Wurmberg gleichzeitig. Doch das ist nur einer von vielen Tipps, die der Harz-Kenner Knut Diers hier verrät. Er berichtet von Walpurgisnacht, Hexentanz und Lebendschach, von Wanderüberraschungen und ungeahnten Weitblicken. Weltkulturerbe mit Bergwerkstradition in Goslar, Höhlenerlebnisse in Bad Grund und die Stabkirche in Hahnenklee faszinieren genauso wie die Bobfahrt vom Bocksberg. Und für alles Sehenswerte im Draufblick: Besuchen Sie den Miniaturenpark in Wernigerode!

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Seitenzahl: 143

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Lieblingsplätze Harz

knut diers

Impressum

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]

Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Knut Diers:

Günther Jentsch, HöhlenErlebnisZentrum 20; Nordstadtlicht, Braunlage 60; Siegfried Richter, www.luchsprojekt-harz.de 62; Kathrin Baltzer 88; Karin Thom, Rosenstadt Sangershausen GmbH 104; Illustration: Entwurf Dr. Michael Flagmeyer Architekten 128; Atelier LandArt, W. Buntrock und F. Nordiek, www.landart.de 150; Günter Jentsch, ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried 156; Michael Damm 162; Frank Raimer 170

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

2., überarbeitete Neuausgabe 2023

© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 07575/2095-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Anja Kästle

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © ferkelraggae – stockadobe.com; © SylwiaNowik – stock.adobe.com; © mh90photo – stock.adobe.com; © Susanne Lutz; © Fiedels – stock.adobe.com; © SimpleLine – stock.adobe.com; © Rey Kamensky – stock.adobe.com; © PremiumGraphicDesign – stock.adobe.com

Kartendesign: Susanne Lutz, © The World of Maps (123vectormaps.com)

ISBN 978-3-8392-7234-3

Inhalt

Impressum

  Ankommen und Eintauchen

Vorwort: Eine Einladung

  1 Buschs Lieblinge überarbeitet

Seesen: Max-und-Moritz-Figuren

  2 Lausche dem frühen Vogel!

Seesen: Steinway-Park

  3 Zeitlos schön

Bad Grund: Uhrenmuseum

  4 Die älteste Großfamilie der Welt

Bad Grund: HöhlenErlebnisZentrum

  Wie die Harzer so sind

Harz: Raues Gebirge – findige Köpfe

  5 Am liebsten zum Indian Summer

Bad Grund: Wanderung durch den Weltwald

  6 Schneebälle im Sommer

Bad Grund: Iberger Albertturm am Baudensteig

  7 Das umgedrehte Schiff

Goslar: Gustav-Adolf-Stabkirche in Hahnenklee

  8 Die Schöpfungskraft war enorm

Goslar: Striegelhaus und Oberharzer Wasserregal in Hahnenklee

  9 Mist, gerade geblitzt worden!

Goslar: Bocksbergbob bei Hahnenklee

  10 Aus der Unterwelt

Clausthal-Zellerfeld: Geosammlung

  11 »Ich bin frei wie ein Vogel«

Clausthal-Zellerfeld: TU-Hauptgebäude

  12 Wenn die Schafe Lichtbögen tragen

Clausthal-Zellerfeld: In den Abtshöfen

  13 Wasser marsch!

Goslar: Weltkulturerbe Rammelsberg

  14 Von wegen Zugspitze!

Goslar: Blick vom Turm der Marktkirche

  15 Im Innern des Kaiserrings

Goslar: Mönchehaus Museum

  16 Mord in schönster Landschaft

Altenau: Okersee-Schiffahrt bei Schulenberg im Oberharz

  17 Das kurze Leben der Morgenwolke

Altenau: Ravensklippen bei Schulenberg im Oberharz

  18 Der Traum der rot-weißen Pagode

Altenau: Kräuterpark

  19 Das Nass kitzelt den Froschkönig

Goslar: Romkerhaller Wasserfall im Okertal

  20 Vom Tränensack zum Teufelchen

Goslar: Marienwand als Teil der Harzklippen im Okertal

  21 Kopf hoch zu heiteren Bildern

Bad Harzburg: Bahnhof

  22 Endlich mal auf Kronenhöhe

Bad Harzburg: Baumschwebebahn und Baumwipfelpfad

  23 Einblicke ins Familienleben

Bad Harzburg: Luchsgehege

  24 Wo steckt denn jetzt Obelix?

Torfhaus: Steinkugel am Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus

  25 In 30 Schritten um die Welt

Brocken: Brockengarten

  26 Gelassenheit tanken

Ilsenburg: Forellenteich

  27 Famoser Blick – schon seit Otto

Wernigerode: Naturdenkmal Steinerne Renne

  28 Von Äbtissinnen und Ärztinnen

Ilsenburg: Kloster Drübeck

  29 Fauch, stöhn, seufz, zisch …

Wernigerode: Fahrt mit der Harzquerbahn ab Hauptbahnhof

  30 Friedlich vereint

Wernigerode: Luftfahrtmuseum

  31 Hier beginnt der Gassenbummel

Wernigerode: Westerntor

  32 Was ist klein, was groß?

Wernigerode: Miniaturenpark

  33 Von wegen Schach matt!

Schachdorf Ströbeck: Lebendschach im Dorfzentrum

  34 Des Ritters Last

Blankenburg: Burg und Festung Regenstein

  35 2.000 Kleinode aus Holz und Stein

Quedlinburg: Spaziergang durch die Altstadt

  36 Von Hinterhöfen bis zum Marktplatz

Quedlinburg: Weihnachtsmarkt

  37 Wenig los für diese Tragweite

Lutherstadt Eisleben: Taufbecken und Geburtshaus Martin Luthers

  38 »Nimm mein Seelchen zu dir!«

Lutherstadt Eisleben: Marktplatz

  39 Von Madame de Féligonde

Sangerhausen: Europa-Rosarium

  40 Anna Seghers und die »alte Sau«

Thale: DDR-Museum

  41 Er hütet den glühenden Schatz

Thale: Mythenweg

  42 Felsen, Strudel und Romantik

Thale: Wanderung durchs Bodetal

  43 Hier ist der Teufel los

Thale: Hexentanzplatz und Roßtrappe

  44 Freibier gibt’s morgen

Thale: Schwimmende Gaststätte »Zum Hecht« bei Wendefurth

  45 50 Sekunden Glück am Drahtseil

Oberharz am Brocken: Megazipline am Rappbodestausee

  46 Bester Kick – schönster Klick

Oberharz am Brocken: Hängebrücke an der Rappbodetalsperre

  47 Hier geht’s um Kohle – »Gut Brand!«

Hasselfelde: Harzköhlerei Stemberghaus

  48 Zwischen Tropfstein und Grottenolm

Oberharz am Brocken: Baumanns- und Hermannshöhle in Rübeland

  49 Wo Hugo Leichtsinnig starb

Hasselfelde: Westernstadt Pullman City Harz

  50 Hexenbesen kehren gut

Ellrich: Harzer Hexenreich in Rothesütte

  51 Ein Korn für alle Lebenslagen

Nordhausen: Traditionsbrennerei

52 Dankbar, dass das vorbei ist

Nordhausen: Mittelbau-Dora

  53 Am Tag, als die Signalfichte fiel

Wernigerode: Drei Annen-Hohne

  54 Von Goethe verewigt

Elend: Kleinste Holzkirche Deutschlands

  55 Im Silberwald – mit Aussicht

St. Andreasberg: Wanderung auf den Achtermann ab Oderbrück

  56 Das 1.000-Meter-Glück

Braunlage: Wurmberg

  57 Im Rhythmus – Links Ull, rechts Skadi

Braunlage: Kaiserweg

  58 Weiße Blöße statt Nacktrodeln

Braunlage: Hasselkopf

  59 Letzte Fragen mit genüsslichem Schauder

Braunlage: Erlebnispfad Mythos Natur

  60 Grenze war gestern

Braunlage: Wanderung an der Kleinen Bremke

  61 Grenzwertige Geschichten

Braunlage: Grenzimbiss Hohegeiß

  62 Kreuzgang mit Musik

Walkenried: Kloster und ZisterzienserMuseum

  63 Himmlisch – da geht eine Nonne!

Walkenried: Kleine Mönchsrunde

  64 Orchideen und Fledermäuse warten schon

Bad Sachsa: Karstwanderweg bei Neuhof

  65 Die Eule mit dem schelmischen Lächeln

Wieda: Holzkunst mit der Motorsäge

  66 500-mal schneller Seitschritt

Sankt Andreasberg: Bergwerksmuseum Grube Samson

  67 »Rururu«, »lülülü« und »dududu«

Sankt Andreasberg: Harzer-Roller-Kanarien-Museum

  68 Alles andere als Lang-Lauf

Sankt Andreasberg: Skigebiet Matthias-Schmidt-Berg

  69 Warten auf Godot, den Platzhirsch

Sankt Andreasberg: Bruchberg im Nationalpark

  70 Ein Vierzehnender war gerade zu Gast

Bad Lauterberg: Bismarckturm

  71 Da haben wir den Salat

Bad Lauterberg: Wildkräuterküche

  72 Wenn sich der Ausblick essen ließe …

Bad Lauterberg: Hausberg

  73 Auch die »Maus« war mal zu Gast

Bockelnhagen: Wachturm

  74 Einfach ursprünglich

Herzberg am Harz: Wanderung durchs Siebertal

  75 Hecht und Barsch – wo seid ihr?

Osterode: Angeln mit dem Könner

  76 Im Rhythmus der Schritte

Clausthal-Zellerfeld: Bärenbrucher Teich bei Buntenbock

  77 Die Mutter Europas lebte im Südharz

Herzberg am Harz: Schloss Herzberg

Karte

  Ankommen und Eintauchen

Vorwort: Eine Einladung

Der Harz ist magnetisch, magisch und mystisch. Das hat mehrere Ursachen. Für die meisten ist er magnetisch, weil er so viel zu bieten hat. Ein achtsamer Spaziergang durch die Harzer Wälder verleiht einem Kraft en masse, sodass es einen tagelang fröhlich stimmt. Lieblingsplätze zu erwandern, ist in dieser Region recht einfach. Sie finden in diesem Buch eine Reihe von Ideen, um sich den wunderbaren Harz zu erschließen. Ich bin meistens zu Fuß unterwegs zwischen Bad Harzburg im Norden, Walkenried im Süden, Quedlinburg im Osten und Seesen im Westen. Auf Schritt und Tritt gibt es reichlich zu entdecken.

Nicht zu vergessen: die Magie. Ein Zauber liegt in der Luft. Wenn Sie genau hinschauen, wie sich etwa an den Ravensklippen am Okersee eine Morgenwolke auflöst, können Sie das leicht nachempfinden. Oder gehen Sie über den Steinway-Trail von Wolfshagen bis Seesen zum Steinway-Park. Da sitzen Sie in der Konzertmuschel am Teich und lauschen den Vögeln. Der Vogelwecker zeigt, welche Stimmen Sie gerade hören. Lassen Sie dabei die Gedanken an den Klavierbauer fliegen und denken Sie sich Sonaten hinzu. Auch das ist Magie.

Mystisch wird der Harz meist dann, wenn es um Hexen, deren Tanz und die Walpurgisnacht geht. Die auf dem Besen reitende, bunt gekleidete Frau finden Sie vielerorts als Souvenir. Rund um Thale ist das Zentrum dazu, weil der Hexentanzplatz, die Roßtrappe und das Bodetal mit der Teufelsbrücke nahe liegen. Dem sagenhaften Harz habe ich eine Doppelseite etwa in der Mitte des Buches gewidmet. Wir waren beim Bodetal – das ist ein Muss für Sie. Wildromantisch, einem Canyon gleich, aber mit Wald bewachsen, zieht es sich engschluchtig hinauf von Thale nach Treseburg. Ein zauberhafter Wanderweg verläuft an der Bode entlang. Von da ist es nicht weit zu einer der weltgrößten Hängebrücken. Auch eine Doppelseilrutsche befindet sich nebenan. Übrigens ist Schweben gerade gefragt im Harz. Eine der neuen Antworten darauf liefert die Baumschwebebahn hinunter vom Großen Burgberg zum Baumwipfelpfad in Bad Harzburg. Das ist ein rasend schönes Baumerlebnis!

Das Erleben setzt sich fort mit tollen Ausblicken von Türmen aus. An der Rappbodetalsperre steht ein neuer Aussichts- und Erlebnisturm. Der Wurmbergturm auf dem gleichnamigen Berg führt auf sagenhafte 1.000 Meter (über Normalnull). Es ist der höchste Punkt in Niedersachsen. In Torfhaus steht ein Aussichtsturm mit Rutsche bereit. Am nördlichsten Punkt Thüringens, in Rothesütte, wächst um den weltgrößten Hexenbesen mit Aussicht (55 Meter hoch) ein ganzes Hexenreich für Kinder. Wanderrundwege gehören dazu. Eine Station der Harzer Schmalspurbahn liegt in der Nähe. Mitfahren ist immer ein besonderes Erlebnis – die Dampfloks schnaufen sogar zum Brocken hinauf.

Der lässt sich vortrefflich aus allen Himmelsrichtungen erwandern – oder per Mountainbike erradeln. Auf dem Weg werden Ihnen abgestorbene Fichten auffallen. Die Ursachen lassen sich mit drei Stichworten zusammenfassen: Borkenkäfer, Sturm und Trockenheit. Doch die Natur erholt sich langsam. Sie hat hier eine große Baustelle eingerichtet – es wächst eine neue Wildnis heran. Abseits des Nationalparks warten lauschige Fachwerkstädte auf Ihren Besuch. Quedlinburg, Goslar und Wernigerode gehören schon deshalb ganz sicher ins Besuchsprogramm. In allen drei Städten hat sich eine prächtige Kulturszene entwickelt, die ihresgleichen sucht. Die Lyonel-Feininger-Galerie in Quedlinburg am Schloss, das Mönchehaus Museum in Goslar oder das Luftfahrtmuseum Wernigerode genießen bundesweit Anerkennung. Es sind aber auch die vielen kleinen kulturellen Initiativen, die dem Harz etwas Besonderes verleihen. Dazu gesellt sich in den erwähnten Städten eine heimelige Kaffeehausatmosphäre, die einem Lust zur Einkehr macht.

Der Harz hat eben seinen eigenen Magnetismus entwickelt. Vielleicht hängt das auch mit den Erzen und anderen Mineralien zusammen, die ihm einst so großen Reichtum bescherten. Die Kaiserpfalz in Goslar mit dem Rammelsberg, wo man noch durch die Bergwerksstollen gehen kann, erzählt davon. Das ist Weltkulturerbe, wovon es im Harz noch mehr gibt. Aber das entdecken Sie rasch und lüften genau die Geheimnisse des Mittelgebirges, die Ihnen am Herzen liegen. Ob mit Magie oder Mythos – der Harz wird Sie immer wieder aufs Neue begeistern. Glück auf!

Auf den Spuren des Klavierbauers: Der Steinway-Trail verbindet Wolfshagen mit Seesen. Es sind 15 idyllische Kilometer.

  1 Buschs Lieblinge überarbeitet

Seesen: Max-und-Moritz-Figuren

Sie sind gerade erst rund 160 Jahre alt: Max und Moritz, geschaffen vom ersten deutschen Cartoonisten Wilhelm Busch. Ihre Streiche ersann der Dichter, als er an seine Kindheit in Ebergötzen dachte. Das liegt 52 Kilometer weiter südlich bei Göttingen. 1865 wurden die sieben Streiche erstmals veröffentlicht. Die locker-spritzigen Verse von Ordnung und Chaos sind inzwischen zum Allgemeingut der Deutschen geworden. Aber was hat das mit Seesen zu tun?

Wilhelm Busch lebte die letzten zehn Jahre bis zu seinem Tod am 9. Januar 1908 in Mechtshausen, dem heute kleinsten Stadtteil Seesens. Der Dichter fühlte sich alt, hatte das Malen aufgegeben, die Rechte an seinen Bildern an einen Verlag verkauft und auf seinen Neffen Otto gehört. Der Sohn seiner Schwester Fanny wurde 1898 Pfarrer in Mechtshausen. Und da im Pfarrhaus reichlich Platz war, schlug er vor, seine Mutter Fanny und sein Onkel Wilhelm könnten zu ihm ziehen. Es war Buschs Altenteil, wo er seine letzten Werke Zu guter Letzt und Schein und Sein verfasste. Dort sind die Wohn- und Schlafstube im Pfarrhaus als Museum erhalten. Busch saß oft auf seiner Lieblingsbank am Waldrand und sinnierte. Auf dem Dorffriedhof ist er begraben worden.

Zurück nach Seesen selbst: Seit ein paar Jahren schmücken Max und Moritz in unterschiedlichen Ausprägungen das Stadtbild. Immer wieder kamen neue Skulpturen hinzu. Mal mit Liebestattoos ausgestattet, dann mit der Ankündigung »Heute ist Badetag« versehen. Das Stadtmarketing weiß, wo gerade welche Max-und-Moritz-Figuren stehen, denn manchmal werden sie auch restauriert.

Busch selbst ist als einsamer Spaziergänger vor dem Seesener Rathaus ganz in Bronze zu sehen. 1,90 Meter groß und vier Zentner schwer – ein gewichtiger Humorist für die Ewigkeit.

Das Wilhelm-Busch-Haus in Mechtshausen liegt idyllisch und gibt tiefe Einblicke in seine letzten Lebensjahre. www.wilhelm-busch-haus.de

1

Max-und-Moritz-Figuren

Wilhelmsplatz

38723 Seesen

 

Stadtmarketing Seesen

Jacobsonplatz 1

38723 Seesen

05381 984177

www.stadtmarketing-seesen.de

  2 Lausche dem frühen Vogel!

Seesen: Steinway-Park

»Wann singt die Amsel? Beschreibe den Gesang mit Worten.« Fragen wie diese stehen im Begleitblatt zur Baumerlebnistour, richten sich an Kinder und lassen sich auf der Internetseite des Steinway-Parks herunterladen. Es ist ein unterhaltsames Spiel auch für mich. Als ich vor dem Vogelwecker an der Konzertmuschel stehe, kann ich sehen, wann welcher Vogel singt. Um 3.05 Uhr startet der erste. Zum Schluss ruft der Kuckuck. Selbst er ist mit 6.30 Uhr lange vor meiner Zeit unterwegs.

Ich setze mich in die Konzertmuschel mit dem hölzernen Satteldach. Sie gleicht einem Schmuckstück. Eine weiße Silhouette am Giebel erinnert an William Steinway. Aber was haben die weltberühmten Steinway-Flügel mit Seesen zu tun?

Ein Gedenkstein zwischen den fünf Teichen mit den schönen Spiegelungen gibt gemeißelt Antwort: 1835 wurde Wilhelm Steinweg in Seesen geboren, er starb 1896 in New York und stiftete den Park. Wilhelm war der vierte Sohn des Firmengründers Heinrich Engelhardt Steinweg, der in Seesen seine ersten Klaviere baute. 1850 wanderte er mit seiner Familie nach New York aus und gründete Steinway & Sons, mit anglisiertem Firmennamen. William Steinway kam auf seinen Europareisen später immer gern wieder in seine Heimatstadt, brachte reichlich Dollars mit, wurde Ehrenbürger Seesens und unterstützte Vereine und Schulen. Als die Seesener dann eine Attraktion suchten, um Touristen anzulocken, entstand um 1892 die Parkidee. William überreichte einen Scheck, und Seesen widmete ihm die neue Anlage, die rund 300 Eschen, Erlen, Eichen, Kastanien, Linden, Ahorne und Douglasien schmücken. Beliebt sind die Pfingstkonzerte bei freiem Eintritt. Doch ich sitze heute allein auf der Bank in der Konzertmuschel und lausche der Amsel. Es ist spät für sie. Schließlich ist sie schon seit 3.20 Uhr auf den Beinen!

Wer sich einmal mit Süßem verwöhnen möchte, ist in der Konditorei und dem Café Kiene richtig und mitten in Seesen.

2

Steinway-Park

gegenüber Lauthenthaler Straße 70

38723 Seesen

05381 9811407

www.steinway-park-seesen.de

 

Konditorei Kiene

Jacobsonstraße 29

38723 Seesen

05381 3375

www.konditorei-kiene.de

  3 Zeitlos schön

Bad Grund: Uhrenmuseum

Meist kamen sie nur kurz ans Licht, wurden aufgeklappt, schnell betrachtet und oftmals beseufzt. Dann verschwanden sie wieder in dunklen Westen und Hosentaschen, eingeklappt. »Was, so spät schon?« Das hatten sie dann zu hören bekommen. Wenigstens hier in Bad Grund, in der Sammlung von rund 1.700 Zeitmessgeräten aus sechs Jahrhunderten, dürfen auch Taschenuhren endlos strahlen. Sie liegen im Rampenlicht. Wie filigran ihre Meister zu Werke gingen, tritt offen zutage. Ihre Zeit scheint gekommen zu sein.

Ihre Gegenspieler, von der Größe her betrachtet, stehen auch nicht weit. Es sind tonnenschwere Turmuhren vom 15. Jahrhundert bis heute. Auch sie geben endlich Einblicke in ihre rädrige Funktionsweise.

Zeit anzeigen, das ist der schlichte Auftrag all dieser Zahnradgeschöpfe, denen eine innere Unruhe eingebaut ist. Doch mit wie viel Aufwand, mit wie viel Schmuck und Rahmenhandlung das stete Ticken umgeben ist, wird jedem schnell beim Rundgang durch die wohl größte Uhrensammlung Europas klar.

In einem kleinen holzgeschnitzten Hund kreisen die Pupillen auffällig, denn die Hundeaugen bilden zwei große Zifferblätter. Ich muss schmunzeln. Ob Biedermeier oder Jugendstil – jede Epoche vertraut ihrer Art von Zeitmesser. Vorn am Eingang betreibt der Uhrmachermeister seine Werkstatt. Lupe auf, Besteck zwischen Daumen und Zeigefinger, und schon wird am offenen Uhrenherzen operiert. Ein spannender Einblick ist auch das.

Doch je länger ich auf die vielen Uhren schaue, höre ich auch in mir eine Art Zeitbombe ticken. Denn unwillkürlich kommt früher oder später die Frage: Was bedeutet die Zeit für mich? Was will ich damit anfangen? Ist sie nicht der größte Rohstoff, den ich habe? Wer schenkt sie mir, wer nimmt sie mir? Es sind 86.400 Sekunden am Tag – viel, oder?

Selbstgebackener Kuchen in antik bemöbelter Umgebung lässt sich gut im nahen Café Antique genießen, direkt am Markt von Bad Grund.

3

Uhrenmuseum

Elisabethstraße 14

37539 Bad Grund

05327 1020

www.uhrenmuseum-badgrund.de

 

Café Antique

Markt 12

37539 Bad Grund

05327 3006

  4 Die älteste Großfamilie der Welt

Bad Grund: HöhlenErlebnisZentrum

Da stehen sie vor mir: Vater, Mutter und Tochter aus der späten Bronzezeit. Sie lebten vor nahezu 3.000 Jahren und hatten wohl annähernd diese Haut-, Augen- und Haarfarben. Diese Rekonstruktionen waren nur möglich, weil der genetische Fingerabdruck der alten Knochen ermittelt werden konnte. Doch die Forscher fanden noch weit mehr heraus – die drei waren nicht allein. Seit 2014 steht fest: Zu der Großfamilie, deren Grab in der Lichtensteinhöhle im Gipskarst von Osterode gefunden wurde, gehörten 48 Menschen. Insgesamt 62 konnten anhand der Knochenfunde identifiziert werden. Es ist die älteste genetisch nachgewiesene Großfamilie der Welt, und genetisch betrachtet haben einige Bewohner der Region Gemeinsamkeiten mit diesen Bronzezeitmenschen, sind folglich im weitesten Sinne ihre Nachfahren. Das nennt man wohl sesshaft werden.

Das ist schlicht eine Weltsensation. Erstmals konnten Anthropologen die Verwandtschaftsbeziehungen einer frühgeschichtlichen Gruppe erfassen, und zwar mit einer Sicherheit, wie sie bei Vaterschaftstests vor Gericht verlangt wird. So entstand auch der bisher älteste Stammbaum einer Großfamilie. 2007 rief man die Bewohner der Region zum Massengentest. Und da zeigte sich die sehr enge genetische Verbindung der Menschen aus der Lichtensteinhöhle zu einigen der heute Lebenden.

Dann steige ich weiter in die Höhle im Iberg. Es geht genauso erstaunlich weiter, denn der Iberg ist ein altes »Riff auf Reisen«. Vor 385 Millionen Jahren war der Berg ein Korallenriff und lag südlich des Äquators, vermutlich auf der Höhe des heutigen Madagaskar. Ein Zeitstrahl verdeutlicht mir die Reise des Riffs von Afrika in den Harz. Das geschah zu einer Zeit, als die Kontinente noch nicht zu ihrer heutigen Form und Lage gefunden hatten. Jetzt schaue ich aber noch mal bei der Großfamilie vorbei – und staune.

Die 11,4 Kilometer lange König-Hübich-Route um den Kurort ist ideal für den leichten Wandergenuss nach dem Besuch des Museums. www.badgrund.de

4

HöhlenErlebnisZentrum

An der Tropfsteinhöhle 1

37539 Bad Grund

05327 829391

www.hoehlen-erlebnis-zentrum.de

  Wie die Harzer so sind

Harz: Raues Gebirge – findige Köpfe