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Burrweiler, Birkweiler, Eschbach - allein die Namen lassen die Herzen von Weinkennern höherschlagen, denn hier gedeihen die »Großen Gewächse« der Südlichen Weinstraße. Malerische Weingüter und Weinberge laden zum Erkunden ein. Entdecken Sie zudem die landschaftliche Schönheit der »Toskana Deutschlands« an lauschigen Plätzen wie der Madenburg oder dem Sonnentempel in Gleisweiler. Besuchen Sie von Neustadt über Landau und Bad Bergzabern zauberhafte Ecken entlang der Südlichen Weinstraße und im Pfälzerwald!
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Seitenzahl: 141
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Lieblingsplätze Südliche Weinstraße und Pfälzerwald
Dieter Bührig
Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]
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1., überarbeitete Neuauflage 2022
© 2012 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 07575/2095-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Ricarda Dück
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © DesignStudio RM – stock.adobe.com; © paullouis – stock.adobe.com; © Fiedels – stock.adobe.com; © skarin – stock.adobe.com; © PrintingSociety – stock.adobe.com; © SimpleLine – stock.adobe.com; © Katrin Lahmer; © Benjamin Arnold; © Susanne Lutz
Kartendesign: Christoph Neubert
ISBN 978-3-8392-7240-4
Impressum
Reise in die »Toskana Deutschlands«
Vorwort: Einstimmung
Um Edenkoben und im Annweiler Trifelsland
1 Die Perle der Deutschen Weinstraße
Neustadt an der Weinstraße: Altstadt
2 Die Entdeckung der Langsamkeit
Neustadt an der Weinstraße: Mit dem Kuckucksbähnel durchs Elmsteiner Tal
3 Die Wiege der deutschen Demokratie
Neustadt an der Weinstraße: Hambacher Schloss
4 Wellness, Wein und Weitblick
St. Martin Hotel Haus am Weinberg
5 Wie auf einem Hexentanzplatz
Maikammer: Berg Große Kalmit
6 Von Sonne und Wein verwöhnt
Maikammer: Historischer Ortskern
7 Ein Ort der Besinnung
Maikammer: Sonnentempel am Heiligenberg
8 Zeit für saure Sinnlichkeit
Venningen: Weinessiggut Doktorenhof
9 Stimmungsvoll in alten Gemäuern
Edenkoben: Weingut Kloster Heilsbruck
10 Vom Sieges- zum Friedenszeichen
Edenkoben: Friedensdenkmal
11 Bayerische Residenz in der Pfalz
Edenkoben: Schloss Villa Ludwigshöhe
12 Wein, Tradition, Kultur
Rhodt unter Rietburg: Bummel durch die Gassen
13 Ältester Weinberg der Welt
Edesheim: Weingut Oberhofer mit Weincafé
14 Ein Stück vom Paradies
Burrweiler: Landrestaurant und Weingut Burrweiler Mühle
15 Wallfahrten zu Ehren der Heiligen
Burrweiler: St. Annakapelle
16 Höchstes Weingut der Pfalz
Burrweiler: Weingut St. Annaberg
17 Durchs schönste Hoftor
Burrweiler: Winzergaststätte Grafen von der Leyen
18 Mit allen Sinnen genießen
Burrweiler: Weingut Meßmer
19 Im pfälzischen Nizza
Gleisweiler: Sonnentempel
20 Pfälzer Gastfreundschaft
Gleisweiler: Trifelsblickhütte
Geschichten vom Pfälzer Wein
Weinkultur
21 Friedliche und stürmische Zeiten
Ramberg: Ramburg
22 Vom Leben im Mittelalter
Dernbach: Burgruine Neuscharfeneck
23 Von der Schönheit der Natur
Dernbach: Waldgaststätte Dernbacher Haus
24 Ein Ort der Stille
Eußerthal: Zisterzienserkirche
25 Im Herzen des Pfälzerwald
Hofstätten: Landgasthof Müllers Lust
26 Burg der Stauferzeit
Merzalben: Burg Gräfenstein
27 Beliebtes Ausflugsziel mitten im Wald
Annweiler am Trifels: Forsthaus Schwarzer Fuchs
28 Eine Perle der Pfalz
Annweiler am Trifels: Historische Altstadt
29 Wer den Trifels hat, hat das Reich
Annweiler am Trifels: Burg Trifels
Um Landau und im Dahner Felsenland
30 Weine mit Vergangenheit
Birkweiler: Weingut Peter Siener in der Südpfalz-Connexion
31 Forschung für den Weingenuss
Siebeldingen: Geilweilerhof
32 Eines der Besten landesweit
Siebeldingen: Wein- und Sektgut Wilhelmshof
33 Mit Pedalkraft durch die Rheinebene
Bornheim bei Landau: Südpfalz-Draisinenbahn
34 Exoten in der Südpfalz
Landau in der Pfalz: Zoo
35 In einem der ältesten Gebäude
Landau in der Pfalz: Frank-Loebsches-Haus
36 Ein großartiges Theatererlebnis
Landau in der Pfalz: Jugendstil-Festhalle
37 Neue Reben braucht das Land
Landau in der Pfalz: Bio-Weingut Rummel in Nußdorf
38 Lebendige Geschichte
Landau in der Pfalz: Bauernkriegshaus in Nußdorf
39 Ein Ort der Stille
Landau in der Pfalz: Kleine Kalmit bei Ilbesheim
40 Wo die Pfalz am schönsten ist
Leinsweiler: Bummel durch den Ort
41 Eine der ersten Adressen
Leinsweiler: Hotel Leinsweiler Hof
42 Eine der romantischsten Burgen
Eschbach: Madenburg mit Schänke
43 Gesellig und gastfreundlich
Eschbach: Weingut Wind
44 Jakobsweg trifft auf Nikolauskult
Klingenmünster: Nikolauskapelle
45 Eine Feste zum Träumen
Klingenmünster: Burg Landeck mit Schänke
46 Tiere hautnah erleben
Silz: Wild- und Wanderpark Südliche Weinstraße
47 Von Raubrittern und Sagen
Vorderweidenthal: Burgruine Lindelbrunn
48 Scheinbar am Ende der Welt
Schindhard: Bio-Gasthof Bärenbrunner Hof
49 Lust auf Pfälzerwald!
Hauenstein: Paddelweiher
50 Kletterer, Kinder und der Beelzebub
Hinterweidenthal: Erlebnispark Teufelstisch
51 Drei auf einen Schlag
Dahn: Dahner Burgen
Um Bad Bergzabern und im südlichen Wasgau
52 Der Backenzahn
Busenberg: Burg Drachenfels
53 Die legendäre Ritterfestung
Erlenbach bei Dahn: Burg Berwartstein
54 Familienfreundlich und ehrenamtlich
Bobenthal: Hirzeckhaus
55 Im Oberen Mundatwald
Oberotterbach: Burgruine Guttenberg
56 Mit Wein- und Genussbibliothek
Birkenhördt: Landgasthof Jägerhof
Mythen und Fabeln der Region
Sagen
57 Beim heiligen Dionysius zu Gast
Gleiszellen-Gleishorbach: Muskateller-Rundwanderweg
58 Die Muskateller-Pioniere
Gleiszellen-Gleishorbach: Weingut Wissing
59 Barocke Prachtbauten
Bad Bergzabern: Altstadt
60 Wo der Alltag vor der Tür bleibt
Bad Bergzabern: Südpfalztherme
61 Das Dornröschen der Pfalz
Dörrenbach: Bummel durch die Hauptstraße
62 Gespannt von Baum zu Baum
Kandel: Fun Forest Abenteuerpark Kandel
63 Von ewiger Schönheit
Steinfeld: Kakteenland
64 Am Ende der Deutschen Weinstraße
Schweigen-Rechtenbach: Deutsches Weintor
65 Überirdisch unterirdisch
Nothweiler: Besucherbergwerk Sankt Anna Stollen
66 Höchst gelegene Burg der Pfalz
Nothweiler: Wegelnburg
67 Natur!-schau!-spiel!
Fischbach bei Dahn: Biosphärenhaus mit Baumwipfelpfad
68 Die Natur unter den Sohlen
Ludwigswinkel: Barfußpfad
Abstecher nach Frankreich und in die Rheinebene
69 Auf den Spuren des Waltharilieds
Niedersteinbach: Burg Wasigenstein
70 Im Herzen der Natur
Lembach: Ferme Gimbelhof
71 Mit Ritter Willy durchs Labyrinth
Lembach: Burg Fleckenstein
72 Bei den Elsässern zu Gast
Wissembourg: Altstadt
73 Das i-Tüpfelchen
Wissembourg: Pâtisserie Chocolaterie Rebert
74 Kulturelles Zentrum
Speyer: Rundgang durch die Innenstadt
75 Machtzentrum der Salier
Speyer: Dom zu Speyer
76 Technik im Wandel der Zeit
Speyer: Technikmuseum
77 Uradel der deutschen Museen
Karlsruhe: Staatliche Kunsthalle
Bildnachweis
Literaturnachweis
Karte
Der Bereich der linksrheinischen Ebene von Neustadt an der Weinstraße bis an die französische Grenze in Wissembourg wird wegen seines milden Klimas oft als die »Toskana Deutschlands« tituliert. Seine reichhaltige Weinkultur, seine zum Wandern einladenden Bergwälder, seine geschichtsträchtigen Burgruinen prägen diese einzigartige Kultur- und Naturlandschaft ebenso wie vormals Kelten, Römer, Germanen und neuzeitlich die »Pälzer«. Dieses Buch zeichnet ein persönliches Porträt der Region und versucht damit, die Berechtigung dieses hohen Anspruchs zu beweisen.
Politisch gesehen deckt dieser Band im Wesentlichen den Landkreis Südliche Weinstraße ab, die kreisfreie Stadt Landau inbegriffen. Abstecher führen nach Speyer, Karlsruhe und in das grenznahe Frankreich. Das ist eine Fläche, die in etwa 200.000 Einwohner auf ungefähr 700.000 Quadratmetern umfasst und in der der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig ist. Weinbau und Forstwirtschaft dominieren darüber hinaus.
Die Pfälzer bilden eine homogene und eigenwillige Volksgruppe, die sich einerseits durch ihre sympathische Mundart auszeichnet. Andererseits kennzeichnen sie ihre außerordentliche Gastfreundlichkeit und ihre durch die jahrhundertelangen Spannungen zwischen Frankreich und Deutschland geprägte Heimatliebe.
Die Region ist voller kultureller Meilensteine, angefangen von den Spuren der keltischen Fliehburgen, des römischen Weinbaus, über die zahllosen Relikte der Karolinger, Salier und Staufer, später der Wittelsbacher, bis hin zu den impressionistischen Künstlern wie Max Slevogt. Harmonisch ergänzt sich hier die Geschichte mit der Ess- und Trinkkultur. Im Bereich der Südlichen Weinstraße finden wir eine ganz spezielle Pfälzer Küche und eine Rebsortenvielfalt, wie sie in Deutschland ihresgleichen sucht.
Das Buch enthält Lieblingsplätze eines Autors, der die Gegend seit über 30 Jahren bereist und sich inzwischen als »Wahlpfälzer« bezeichnen darf. Aufgrund der enormen Bedeutung der Weinkultur stelle ich unter anderem Weingüter vor, die – jedes in seiner Art – eine regionale Besonderheit aufweisen. Sie als Leser lernen so nicht nur die Schönheit der Landschaft, den Wohlgeschmack der Weine und die Freundlichkeit der Pfälzer, sondern auch die geschichtlichen Hintergründe kennen. Darüber hinaus werden Orte präsentiert, in denen Sie aufgrund der reichhaltigen Sagenwelt der Pfalz Ihrer Fantasie freien Lauf lassen können.
Wein, Wald und Burgen sind das Charakteristische dieser einzigartigen Kulturlandschaft. Daher werden sie im Zentrum stehen. Dabei muss ich betonen, dass es sich hier nicht um einen Wanderführer der traditionellen Art handelt. Bücher mit detaillierten Routenbeschreibungen gibt es für die Region genug. Im Unterschied zu diesen teilweise ausgezeichneten wandertechnischen Empfehlungen versteht sich dieses Buch gewissermaßen als Ergänzung für die Momente, in denen der Besucher zur Ruhe kommen will, die Seele baumeln lässt und sich auf literarische Weise in die Geschichte und die Atmosphäre seiner Wanderstation einleben oder bei einem Ausflug mit dem Auto kulturell erholen will. Nur wenige Lieblingsplätze müssen mit einer zeitlich nicht besonders anspruchsvollen Wanderung »erkämpft« werden.
Daher eignet das Buch generell für alle, die einen kulturellen Anspruch an ihren Urlaub knüpfen, für Weinliebhaber ebenso wie für passionierte Wanderer, die sich nicht nur mit dem Weg, sondern auch mit den Reizen des Ziels auseinandersetzen wollen. Mir ist es wichtig, dabei auf eine ausgewogene Mischung der Altersgruppen zu achten. Junge Familien mit kleineren Kindern sollen ebenso ihre Lieblingsplätze erobern können, wie junggebliebene Best Ager oder kulturinteressierte Ü60-Gäste. Sportliche Aktivitäten werden zwar angeboten, stehen aber nicht im Vordergrund. Entscheidend ist, dass das, was heutzutage oft als »Wellness« bezeichnet wird, nicht nur in einem Fünfsternehotel, sondern auch in der Freiluft einer Fünfsternelandschaft erlebt werden kann.
Stimmen Sie sich mit den Websites der Tourismusverbände auf Ihren Besuch ein: www.suedlicheweinstrasse.de und www.pfalz.de.
Manche behaupten, Neustadt sei die heimliche Weinhauptstadt Deutschlands. Wenn Sie durch die verwinkelten Altstadtgassen schlendern, sich bei einem der Lokale auf dem Marktplatz niederlassen und in der Sonne einen guten Tropfen Pfälzer Wein genießen, werden Sie sich vorbehaltlos dieser Ansicht anschließen. Für besonders durstige Gäste: die Weißherbstschorle.
Streng genommen gehört Neustadt noch nicht zur Südlichen Weinstraße. Dennoch mag das Städtchen als Ausgangspunkt für eine Reise dienen. Es ist das Bindeglied zwischen dem Qualitätsweingebiet der Mittelhaardt und der in puncto Prädikatsweinen aufsteigenden Südlichen Weinstraße. So verwundert es nicht, wenn man hier jedes Jahr nicht nur die pfälzische, sondern auch die deutsche Weinkönigin kürt.
Ich sitze gerne vor dem um 1580 erbauten Scheffelhaus, benannt nach dem Dichter des Trompeter von Säckingen und des bekannten Spottliedes Als die Römer frech geworden. So manches Mal saß der Poet hier vor etwa 150 Jahren bei einem Schoppen Wein, ließ seinen Blick über den Platz schweifen und beobachtete das bunte Treiben auf dem Wochenmarkt, wo munter »pälzisch gebabbeld« wird. Ist schon ein gemütliches Völkchen, wird es auch ihm durch den Kopf gegangen sein. Logisch, denn man versteht es, gesellige Weine und eine herzhafte, bodenständige Küche zu genießen.
Aber nicht immer zeigten sich die Pfälzer von ihrer freundlichen Seite. Rechter Hand erhebt sich das Wahrzeichen der Stadt: die aus dem 14. Jahrhundert stammende Stiftskirche. Das Innere ist noch heute ein Mahnmal der verworrenen Religionsgeschichte der Pfalz. Mal war die Kirche katholisch, mal lutherisch und mal diente sie den Reformierten, bis man 1714 einfach eine Mauer zwischen Langhaus und Chor errichtete, die die Glaubensbrüder strikt trennte. Immerhin wurde 1984 eine Tür in die Mauer geschlagen, sodass man seitdem ökumenische Gottesdienste feiern und die Sakristei gemeinsam nutzen kann.
Die Rathausstraße hinauf finden Sie das Otto-Dill-Museum, das einen guten Überblick über das Schaffen des neben Max Slevogt berühmtesten Malers der Pfalz verschafft.
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Altstadt
Rund um den Marktplatz
67433 Neustadt an der Weinstraße
Tourist-Information:
+49 (0)6321 926892
www.neustadt.eu
Museum Otto Dill
Manfred-Vetter-Straße 8/Ecke Rathausstraße
67433 Neustadt an der Weinstraße
+49 (0)6321 398321
www.otto-dill-museum.de
Die Pfalz ist am schönsten, wenn man sie sich erwandert. Aber auch für fußmüde Tage gibt es eine Alternative: eine Fahrt mit einer Museumsbahn, gezogen von einer historischen Dampflok. Von Neustadt aus können Sie mit dem »Kuckucksbähnel« das romantische Elmsteiner Tal erkunden. Erleben Sie die Fahrt in der 100 Jahre alten Holzklasse oder setzen Sie sich in den Waggon mit der Museumsschenke und genießen bei einem Glas Wein den Blick in die Natur.
Im Jahre 1847 begann in der Pfalz das Zeitalter der Dampflokomotiven mit der Anbindung Neustadts an die Industriezonen am Rhein. Anfangs standen die Pfälzer dem Dampfross skeptisch gegenüber: »Durch den Raach gehn unser Wingert kaputt, die Grumbeere kinnen net recht wachse und durch die Funke kann die ganz Ernt verbrenne!« Einige fürchteten gar um ihre Gesundheit angesichts der noch nie erlebten Höchstgeschwindigkeit von bis zu 30 Stundenkilometern und forderten das Aufstellen von Bretterzäunen entlang der Strecken, da der Blick aus dem schnell fahrenden Zug die Sinne überreizen und zu dauerhaften Hirnschäden führen könnte.
Doch die Befürchtungen erwiesen sich zum Glück als grundlos. 1909 wurde die Strecke durch das Elmsteiner Tal auf Drängen der einheimischen Fabrikanten und Holzunternehmer eingeweiht, um Personen und Güter schneller transportieren zu können. Bald begannen die Pfälzer, die Vorteile der Eisenbahn zu erkennen und nannten sie liebevoll das Kuckucksbähnel. 1960 stellte man jedoch die Personenbeförderung und 1977 den Güterverkehr ein. Das Kraftfahrzeug erwies sich als schneller und rentabler. Und das wäre bis heute so geblieben, wenn sich nicht im Jahre 1984 ein paar Nostalgiefreunde zusammengefunden und die Museumsbahn wiederbelebt hätten – allerdings nur an ausgewählten Wochenenden und an Feiertagen. Ganz zum Vergnügen vieler Touristen, die ihr Kraftfahrzeug lieber in Neustadt stehen lassen, nicht nur um den Liebreiz der Natur, sondern auch um die Schönheit der Langsamkeit wiederzuentdecken.
Das Eisenbahnmuseum: Neben den historischen Fahrzeugen sowie den letzten erhaltenen originalen Pfalzbahnfahrzeugen fasziniert die große Spur-I-Modellbahn.
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Kuckucksbähnel
Abfahrt: Hauptbahnhof
Gleis 5
67434 Neustadt an der Weinstraße
DGEG Eisenbahnmuseum
Schillerstraße 3
67434 Neustadt an der Weinstraße
+49 (0)6321 30390
www.eisenbahnmuseum-neustadt.de
Die Deutsche Weinstraße reicht von Bockenheim nahe Worms bis nach Schweigen an der französischen Grenze und gliedert sich in die drei Teile Leiningerland, Mittelhaardt und Südliche Weinstraße. Genau in ihrer Mitte ragt eine der für die Geschichte der Bundesrepublik wichtigsten Burgen hervor, die Maxburg, besser bekannt als das Hambacher Schloss.
Der Ort, auf dem die Burg steht, hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Einst siedelten hier Kelten, dann Römer, auf die die Grundmauern der heutigen Burg zurückgehen. Um 1000 bauten die salischen Kaiser eine wehrhafte Burg, die später an das Hochstift Speyer überging. Den Bauernkrieg überstand sie zwar geplündert, aber unzerstört. Bald fiel aber auch sie wie viele andere in der Pfalz den verschiedenen Fehden zum Opfer, gehörte zeitweise zu Frankreich, später dem bayerischen König. Der sorgte mit seiner restriktiven Zollpolitik und der Pressezensur dafür, dass die Burgruine ihre Sternstunde am 27. Mai 1832 erlebte, als sich zu ihren Füßen Menschen versammelten, um für mehr Freiheit und für die nationale Einheit Deutschlands zu demonstrieren.
Im Aufruf hieß es, dass das Fest »dem Kampfe für Abschüttelung innerer und äußerer Gewalt, für Erstrebung gesetzlicher Freiheit und deutscher Nationalwürde« diene – so ein Flugblatt vom April 1832. Prompt wurde es verboten. Aber die Behörden hatten nicht mit dem Selbstbewusstsein der Pfälzer gerechnet. Der Druck des Widerstands wurde so groß, dass man sich gezwungen sah, die Versammlung zu genehmigen. Über 20.000 kamen. Am frühen Morgen versammelte man sich auf dem Neustädter Marktplatz und zog unter Glockengeläut zum Schlossberg. Überall wehten schwarz-rot-goldene Fahnen, die Reihenfolge der Farben stand noch nicht fest. Nicht nur politische Losungen spielten eine Rolle: Die Dürkheimer Winzer wiesen auch auf ihre wirtschaftliche Misere hin. Man hielt Reden und feierte friedlich wie auf einem Weinfest. Aber mit der Heimfahrt der Teilnehmer begannen Unruhen, die 1848 in eine blutige Revolution münden sollten. Mit den modernen Wiederaufbaumaßnahmen der Ruine mag man hadern, unbestritten bleibt jedoch ihre Bedeutung als Wiege der deutschen Demokratie.
Besuchen Sie das gleichnamige Dorf zu Füßen der Burg, das zu Unrecht in ihrem Schatten liegt: einen romantischen Weinort, der seinesgleichen sucht.
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Hambacher Schloss
Schlossstraße
67433 Neustadt an der Weinstraße
+49 (0)6321 926290
www.hambacher-schloss.de
An der Grenze zwischen Wald und Weinbergen gibt es in der Südpfalz eine Reihe von Ausflugszielen, die einen weiten Blick in die Rheinebene bieten. Oft kann man hier auf einen Schlag sämtliche Annehmlichkeiten genießen, die die Pfalz zu bieten hat: saisonale Leckerbissen, Weinprobe, geführte Wanderung, Ortsbesichtigung und jede Menge Wellnessanwendungen. Einer dieser Orte liegt oberhalb von St. Martin.
Von der Terrasse, die auf einem Ausläufer der Kalmit liegt, dem höchsten Berg der Region, schweift der Blick über die Rheinebene bis hinüber nach Mannheim, Heidelberg und zum Odenwald. Weiter rechts können Sie die Spitzen des Speyerer Doms erkennen. Rechts grüßt die Kropsburg, eine um 1200 zum Schutz der Reichsfeste Trifels erbaute Wehrburg, zu deren bekanntesten Herren die zu Dalberg zählten, heute in Privatbesitz.
Vor Ihnen breitet sich der wunderschöne Ort St. Martin aus, oder wie die Pfälzer sagen würden, das »klää Waidorf Maade«. Die Einheimischen werden gerne mit dem Spitznamen »Maademer Krabben« belegt. Spötter meinen, das leite sich mundartlich von der Krabbe, also dem Raben, dem Galgen- und Pechvogel ab. Die St. Martiner führen ihn jedoch auf den Krabbe zurück, eine vierzinkige Hacke zum Bearbeiten steiler Hänge. Der mittelalterliche Ortskern steht unter Denkmalschutz. Rund um den Kirchplatz befinden sich die schönsten Häuser, allen voran das Frühmesserhaus, der ehemalige Wohnsitz der Dalberg’schen Seelsorger, einem dankbaren Fotomotiv, das bereits eine Briefmarke zierte. Das Büro für Tourismus liegt in einem ehemaligen Kelterhaus, in dem einst die Untertanen ihren Weinzehnt an die St. Martiner Barone ablieferten. Am Hang vor der Kirche, die wegen ihrer gotischen Skulpturen einen Besuch lohnt, lädt der Bibelgarten ein, wo ein St. Martiner Winzer und Botaniker einige der Gewächse angebaut hat, die in der Bibel benannt werden: Akanthus, Granatapfel, Weihrauch, Ölbaum und Mastixstrauch.
Besuchen Sie das Heimatmuseum, das liebevoll ausgestattet einen guten Einblick in das »klää Waidorf Maade« vermittelt. Informationen zu aktuellen Ausstellungen und Öffnungszeiten finden Sie auf der Website.
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Hotel Haus am Weinberg
Oberst-Barrett-Straße 1
67487 St. Martin
+49 (0)6323 9450
www.hausamweinberg.de
Heimatmuseum
Bergstraße 35
67487 St. Martin
+49 (0)6323 2854
www.sankt-martin-pfalz.de
Südwestlich von Neustadt liegt mit 673 Metern der höchste Berg des Pfälzerwaldes. Vom Großen Kalmit