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Lucas Cranach der Ältere – ein Maler zwischen Reformation und Renaissance Mit rund 500 Werken gehört Lucas Cranach zu den bedeutendsten Künstlern des 16. Jahrhunderts. Seine ikonischen Porträts von Martin Luther und Philipp Melanchthon machten ihn zum bevorzugten Hofmaler der Reformation. Gleichzeitig brachte er die italienische Tradition des lebensgroßen Akts nördlich der Alpen, wie seine verführerischen Darstellungen der Liebesgöttin Venus eindrucksvoll belegen. In diesem Band aus der Hatje Cantz Reihe A–Z führt die österreichische Schriftstellerin Teresa Präauer auf kluge und unterhaltsame Weise durch das Werk Cranachs. Sie beleuchtet seine wichtigsten Themen, die Gesellschaft seiner Zeit und die Einflüsse, die ihn prägten – von der deutschen Reformation bis zu den sinnlichen Darstellungen der Renaissance. Ein Buch, das Kunstliebhaber und Historiker gleichermaßen begeistert und neue Perspektiven auf Cranachs unverwechselbare Kunst eröffnet. - Der Maler der Reformation: Einblicke in Cranachs Porträts von Luther und Melanchthon. - Renaissance trifft Sinnlichkeit: Cranach brachte den lebensgroßen Akt nach Nordeuropa. - Gesellschaft und Kunst im Dialog: Teresa Präauer verbindet Werk, Epoche und Einflüsse zu einem spannenden Gesamtbild.Hatje Cantz A–Z – Kunstgeschichte kompakt und inspirierend. Die Hatje Cantz Buchreihe A–Z bringt große Künstlerinnen und Künstler der Kunstgeschichte in kompakter, unterhaltsamer Form näher. Jeder Band bietet biografische Einblicke, überraschende Details und spannende Perspektiven auf ihr Schaffen. Mit klarer Struktur und handlichem Format ist die Reihe der ideale Begleiter für Kunstinteressierte, Sammler und Neuentdecker. LUCAS CRANACH D. Ä. (1472–1553) war einer der produktivsten Maler, Grafiker und Buchdrucker der deutschen Renaissance. Seit 1505 Hofmaler am kursächsischen Hof, widmete er sich neben religiösen Werken auch mythologischen Themen und zahlreichen Porträtdarstellungen. Die Schriftstellerin TERESA PRÄAUER (*1979) studierte Germanistik in Salzburg und Berlin und in der Malereiklasse am Mozarteum Salzburg. Sie schreibt Romane, Essays und literarische Kolumnen. In ihrem tragisch-humorvollen Künstlerroman Johnny und Jean (Wallstein, 2016) spielte der Maler Cranach eine bedeutende Rolle.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 46
A–Z
A–Z
Von Teresa Präauer
A → Ach, Cranach!
B → Brustbild eines Malers
C → Cranach who?!
D → Dienstgeber
E → Eva
F → Färberwaid
G → Gewalt
H → Harpyie
I → Instagrammability
J → Jungbrunnen
K → Kleiderschrank
L → Luther
M → Monster
N → Nebenrollen
O → Ornament
P → Picasso
Q → Quittung
R → Röntgen
S → Sammelalbum
T → Trick 17
U → Untergang
V → Venus
W → Website
XY → XY Ungelöst
Z → Zeigen
Das Goldene Zeitalter um 1530
Holz 73,5 × 105,5 cm
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek München
Ich möchte mit diesem Ausruf beginnen, der sich so schön reimt. Denn oft stand ich vor Lucas Cranachs Bildern und seufzte: »Cranach!« Ausgelöst wird dieses »Ach!« vom Glück, ein Bild zu betrachten. Es gibt diese Menschen – die Leserinnen und Leser sind wohl unter ihnen – die wahrhaft gieren nach Bildern. Sie suchen darin Schönheit als auch Hässlichkeit, ein Reizen der Sehgewohnheiten. Wir wollen die Geschichte der Bilder kennen und die Geschichten in und hinter diesen Bildern erfahren. Ihre Farben, Linien und Muster, die Hände und die Blicke, den Raum darin und den Rahmen, der das Bild einfasst.
Was mir an Cranach so gefällt, ist seine Bildsprache. Besonders die der vielen kleinen nackten Männer und Frauen, die so glatt gemalt sind und ein wenig wie Wachsfiguren aussehen. Sie schwimmen, sie tanzen durch den Garten Eden, sie verdrehen ihre Gliedmaßen, rollen ihre Finger ein. Oft werden ihnen Tiere zur Seite gestellt, die sich unter einen Busch ducken oder hinter einem Baum hervorlugen. Die Tiere haben kugelrunde glänzende Augen, wohingegen die Menschen oft mandelförmige Augen haben, ein mildes Lächeln auf ihren schmalen Lippen. Dieses Lächeln wirkt auf uns heute vielleicht entrückt oder beinah ironisch. Für mich macht das den sanften Humor in Cranachs Bildern aus, sei der nun vom Maler beabsichtigt gewesen oder nicht. Ich muss selbst grinsen, wenn ich mir dieses Lächeln ansehe. Deshalb liebe ich Cranachs Bilder. »Ach, Cranach!«
Lucas Cranach der Jüngere
Lucas Cranach der Ältere im Alter von 77 Jahren, gemalt von seinem Sohn 1550
Mischtechnik auf Holz 64 × 49 cm
Galleria degli Uffizi, Florenz
Ein sogenanntes Brustbild zeigt Kopf und Oberkörper: Ein Teil des Porträtierten wird gezeigt – der Rest bleibt sein Geheimnis. Und so geht es uns mit dem Maler Cranach: Seine ersten Werke lassen sich erst um das Jahr 1500 datieren, er ist da bereits knapp dreißig Jahre alt. Wo überall hat er davor gelebt, und welche Bilder hat er geschaffen?
Die Schottenkreuzigung und die ersten uns bekannten Porträts malt Lucas Cranach in Wien, das damals mit 20.000 Einwohnern eine der größten deutschen Städte des Heiligen Römischen Reichs und ein Zentrum des frühen Humanismus ist. Es ist eine Zeit des Übergangs: Mit der Anknüpfung an Traditionen der Antike strebt die Renaissance danach, sich vom Mittelalter abzugrenzen.
Lucas Cranach der Ältere wird 1472 in der fränkischen Kleinstadt Kronach geboren. Er erlernt das Handwerk bei seinem Vater Hans Moller und begibt sich als Geselle auf Wanderschaft. Ab nun wählt er den Nachnamen Cranach und signiert seine Bilder mit den Initialen »LC«. Mit dem Verlassen des Herkunftsorts wird der Name neu gewählt – so machen das manche Künstlerinnen und Künstler auch heute noch: Der Dirigent Franz Möst ist ein Welser, der Maler Christian Ludwig verbrachte seine Jugend am Attersee und die französische Künstlerin Niki de Saint Phalle – nun, die wurde offenbar wirklich mit diesem Nachnamen geboren.
Der künstlerische Beruf, wie wir ihn heute kennen, und das damit verbundene Selbstverständnis beginnen sich zu Cranachs Zeit herauszubilden: Nicht mehr das Handwerk des mittelalterlichen Bildermachers soll im Vordergrund stehen, sondern Bildung und Begabung des Renaissancemenschen. Im Porträt, einem neuen Bildtypus, spiegeln sich die Auftraggeber einer einflussreichen Gesellschaftsschicht, die Kaufleute und Bürger einer Stadt. Im Selbstporträt zeigt und befragt sich der Künstler als Individuum.
Selbstbildnisse Cranachs gibt es lediglich als Details innerhalb von Figurengruppen. Das wohl bekannteste Porträt hat sein Sohn Lucas Cranach der Jüngere im Jahr 1550 auf Holz gemalt: Es zeigt den bereits 77-jährigen Vater mit weißem Vollbart. Er trägt über dem hellen Hemd eine schwarze Schaube – jenen Mantelrock, der, zusammen mit dem Barett, nun als Humanistenkleidung gilt. Cranach sieht uns direkt an, und wir blicken voll Bewunderung auf die Hände eines Malers: Sie haben tausende Bilder gemalt.
Detail mit Signatur aus Kurfürst Johann der Beständige 1532
Mischtechnik auf Holz 13,1 × 12,4 cm
Privatbesitz
Detail mit Signatur aus Lucas Cranach der Jüngere
Auferweckung des Lazarus (Meyenburg-Epitaph) 1558
Öl auf Holz 230 × 200 cm
Wenn wir von Cranach sprechen, ist damit meist Lucas Cranach der Ältere gemeint. Manchmal meinen wir aber auch den Älteren zusammen mit seiner Werkstatt. Und dann wieder heißt Cranach einfach auch Werkstatt Lucas Cranach, die selbst wieder bekannte Meister hervorgebracht hat. Es gibt außerdem die anonymen Meister der Cranach-Werkstatt, es gibt den Umkreis. Es gibt Kopien, es gibt Nachahmer, die auch Teil der Cranach-Forschung sind. Und es gibt Lucas Cranach den Jüngeren und dessen Werkstatt in direkter Fortführung der Arbeit seines Vaters. Es gibt schließlich Lucas Cranach den Jüngeren, der erst spät als eigenständiger Künstler, auch in Abgrenzung zum Vater, wiederentdeckt worden ist und geschätzt wird.