Lügengrab - Hendrik Berg - E-Book
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Lügengrab E-Book

Hendrik Berg

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Beschreibung

Nach einem anstrengenden Fall sucht der Berliner Kommissar Krumme auf der Hallig Hooge Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Auf der Fähre lernt er Swantje kennen, die auf der Hallig aufgewachsen ist. Vor drei Jahren verschwand ihr Verlobter auf rätselhafte Weise – einen Tag vor der Hochzeit! Anders als ihre Freunde glaubt Swantje an ein Verbrechen. Nun kehrt sie zurück und will die Wahrheit über ihre große Liebe herausfinden. Krumme versucht zu helfen. Doch schon bald gerät er selbst in Lebensgefahr und entdeckt während einer dramatischen Sturmflut ein schreckliches Geheimnis. Denn auf dem kleinen Eiland lauert das Böse ...

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Buch

Endlich Urlaub! Nach seinem aufreibenden letzten Fall sucht der Berliner Kommissar Theo Krumme auf der kleinen Hallig Hooge Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Auf der Fähre lernt er die Studentin Swantje kennen, die auf der Hallig aufgewachsen ist. Vor drei Jahren verschwand ihr Verlobter auf rätselhafte Weise – einen Tag vor der geplanten Hochzeit! Anders als ihre Freunde glaubt Swantje an ein Verbrechen. Nun kehrt sie zurück und will die Wahrheit über ihre große Liebe herausfinden. Krumme versucht zu helfen. Doch schon bald gerät er selbst in Lebensgefahr und entdeckt während einer dramatischen Sturmflut ein schreckliches Geheimnis. Denn auf dem kleinen Eiland lauert das Böse …

Mehr Informationen zu Hendrik Berg und seinen Werken

finden Sie am Ende des Buches.

HENDRIK BERG

Lügengrab

Kriminalroman

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1. Auflage

Originalausgabe April 2016

Copyright © 2015 by Ralf Pingel

Copyright © 2016 by Wilhelm Goldmann Verlag,

München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: Getty Images/Manuel Gutjahr;

huber-images.de/Mehlig; plainpicture/David Carreno Hansen

LT · Herstellung: Str.

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-16155-2V001

www.goldmann-verlag.de

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Es ist ein Flüstern

Es ist ein Flüstern in der Nacht,

Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;

Ich fühl’s, es will sich was verkünden

Und kann den Weg nicht zu mir finden.

Sind’s Liebesworte, vertrauet dem Wind,

Die unterwegs verwehet sind?

Oder ist’s Unheil aus künftigen Tagen,

Das emsig drängt sich anzusagen?

Theodor Storm

Ring of fire

Love is a burning thing,

And it makes a fiery ring,

Bound by wild desire,

I fell into a ring of fire,

I fell into a burning ring of fire,

I went down, down, down,

And the flames went higher.

Johnny Cash

1

Sie lag alleine im Bett, starrte an die Decke und lauschte in die dunkle Stille der Nacht. Der fast volle Mond blickte stumm durch das halboffene Fenster herein. Nur der Wind, der leise über die Marsch blies, war zu hören, dann und wann übertönt vom schläfrigen Schnattern einer Gans und dem Stampfen einer Kuh im Stall. Es herrschte Ebbe, das Meer hatte sich bis weit hinter den Horizont zurückgezogen. Aus der Ferne war sein leises Rauschen nur zu erahnen.

Seit Stunden versuchte sie, Schlaf zu finden, ohne Erfolg. Sie kam einfach nicht zur Ruhe. Immer und immer wieder tauchten die gleichen schmerzenden Gedanken in ihrem halbwachen Bewusstsein auf. Zu viel war geschehen, zu viel gesagt worden.

Wie sollte es jetzt nur weitergehen? Würden sie je wieder normal miteinander reden können? Sie dachte daran, wie wütend er gewesen war, als er vorhin das Haus verlassen hatte.

Leise stöhnend drehte sie sich auf die Seite und starrte ins Nichts der grauen Wand.

Hatte sie einen Fehler gemacht? Hätte sie ihm nicht die Wahrheit sagen sollen? War sie zu direkt gewesen? Sie seufzte. Diplomatie war vielleicht nicht ihre Stärke. Trotzdem, sie waren beide erwachsen, wieso konnten sie da nicht offen und vernünftig miteinander reden?

Die Wahrheit war: Sie liebte ihn einfach nicht. Und das hatte sie ihm gesagt. Natürlich war ihr das schwergefallen. Es war ja nicht so, dass sie viel Übung darin hatte, Männern unangenehme Wahrheiten zu sagen. Ganz im Gegenteil, er war erst der dritte Mann in ihrem Leben. Die anderen beiden hatten sie verlassen und sich dabei wenig Mühe gegeben, ihre Gefühle zu erklären, sondern sich einfach aus dem Staub gemacht.

Wie sehr hatte sie gehofft, dass es dieses Mal etwas werden könnte! Wie sehr hatte sie sich nach einem richtigen Partner gesehnt! Endlich nicht mehr alleine sein. Nicht mehr alleine im Stall stehen, ohne Hilfe auf dem Feld arbeiten und dann abends erschöpft und einsam auf dem Sofa einschlafen.

Endlich wieder verliebt sein.

Aber es hatte einfach nicht funktioniert.

Lange Zeit hatte sie den Grund dafür nur bei sich selbst gesucht. Wenn er ungeduldig wurde, hatte sie sich bemüht ruhig zu bleiben. Hatte er über das Essen gemeckert, hatte sie versucht besser zu kochen. Wenn er sie mit starrem Blick abschätzig gemustert hatte, hatte sie sich hübscher angezogen und war zum Friseur gegangen.

Das alles hatte sie getan, weil er liebevoll und zärtlich sein konnte. Weil sie manchmal wie kleine Kinder miteinander lachten. Und weil sie glaubte, in seinen starken Armen Ruhe und Sicherheit zu finden.

Aber nur ein kleiner Anlass und sofort waren wieder seine Ungeduld und sein Jähzorn aus ihm herausgebrochen. Wenn er sie dann mit wutverzerrtem Gesicht ansah, wirkte er auf einmal wie ein völlig anderer Mensch.

Mit einem leisen Seufzer richtete sie sich auf und setzte sich auf die Bettkante. Auf dem Nachttisch stand ein Krug mit kaltem Wasser. Sie goss sich ein Glas ein und trank einen großen Schluck. Dann stellte sie sich ans Fenster und schaute hinaus in die Nacht. Der Mond spiegelte sich in den langen Kanälen, die das Grün der Marsch zerschnitten, bevor er wieder hinter einer Wolke verschwand. Mit geschlossenen Augen atmete sie die frische Nachtluft ein. Schließlich legte sie sich zurück ins Bett, ließ aber die Vorhänge offen, um den Himmel weiter sehen zu können.

Am meisten Angst machten ihr seine Selbstgespräche. Immer wieder erwischte sie ihn dabei, wie er leise murmelnd mit sich redete, manchmal, wenn er sich unbeobachtet fühlte, sogar laut mit sich selbst schimpfte. Als wenn er nicht alleine in seinem Körper steckte, so als stünde ein Geist neben ihm, den nur er sehen konnte.

Als sie ihn besorgt darauf angesprochen hatte, hatte er sie wütend aufgefordert, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Und sie schließlich auf dem Feld aufgebracht gegen einen Strohballen gepresst.

»Was hast du gehört? Sag mir sofort, was du gehört hast, du Miststück!«, hatte er gefaucht und ihr heiße Spucke ins Gesicht gestoßen.

In dem Moment war ihr klar geworden, dass sie getrennte Wege gehen mussten. Aber wie sollte sie ihm das sagen, ohne ihm wehzutun? Immer wieder hatte sie sich in den letzten Wochen die Sätze zurechtgelegt und doch geschwiegen. Bis heute. Er hatte mal wieder einen Tobsuchtsanfall bekommen. Und das nur, weil sie auf dem Markt freundlich mit Morten, einem Nachbarn, geplaudert hatte. Auf dem langen Weg zurück zu ihrem kleinen Hof hatten sie beide keinen Ton gesagt. Erst zu Hause in der Küche hatte sie die Kraft gefunden, ihm die Wahrheit zu gestehen:

»Ich kann nicht mehr. Ich liebe dich nicht. Ich will, dass du gehst, jetzt!«

Ihre Worte hatten ihn schwer verletzt. Wie ein getroffener Boxer hatte er den Kopf einzogen und war mit ungläubigem Blick vor ihr zurückgewichen. Für einen Moment hatte er wie ein kleines Kind gewirkt, dem die Mutter die Liebe entzogen hat. Schon bereute sie ihre Worte und wollte wieder versöhnliche Töne anschlagen, als plötzlich diese Wut aus ihm herausbrach wie kochendes Wasser aus einem Geysir.

»Du Hure! Du verdammte Hure! Was bildest du dir ein?! Du kannst mich nicht einfach so davonjagen!«, fauchte er sie mit funkelnden Augen an.

Erschrocken rechnete sie damit, dass er sie schlagen würde. Das hatte er bisher nie getan, aber sie hatte schon mehrmals bemerkt, wie er in seiner Wut die Fäuste geballt hatte. Auch jetzt schien er wieder kurz davor zu sein und konnte sich offenbar nur mit Mühe zusammenreißen.

Vorsichtig versuchte sie ihm ihre Entscheidung zu erklären, erzählte ihm, wann sie das erste Mal Bedenken gespürt hatte und seit wann für sie endgültig feststand, dass sie ihn nicht mehr liebte, ja vielleicht sogar nie wirklich geliebt hatte. Doch dann sah sie seinen verächtlichen, gleichzeitig aber auch seltsam abwesenden Blick. Sie erkannte, dass jedes Wort zu viel war. Es hatte keinen Sinn, er würde sie nie verstehen, und genau das war der Grund, warum er gehen musste. Sie lebten in verschiedenen Universen, wie konnten sie da zusammen in einem Haus wohnen, sich sogar ein Bett teilen?

Tatsächlich sah er es wohl genauso. Plötzlich schnappte er sich seine schwere Lederjacke von der Garderobe und verließ ohne einen Abschied das Haus.

Das war vor sechs Stunden gewesen. Eine Zeit lang hatte sie vor dem Fernseher auf ihn gewartet, war dann aber ins Bett gegangen.

Ob er überhaupt noch einmal zurückkommen würde? Insgeheim hoffte sie, dass er genauso plötzlich aus ihrem Leben verschwinden würde, wie er vor ein paar Monaten bei ihr aufgetaucht und schon nach kurzer Zeit auf dem Hof eingezogen war. Schmerzhaft wurde ihr bewusst, wie wenig sie über ihn wusste.

Sie drehte den Kopf auf dem Kissen und schaute wieder aus dem Fenster. Erneut trieben ein paar dunkle Wolken träge vor den Mond, doch sie konnte seine milchige Scheibe hinter den grauen Schleiern noch gut erkennen.

Sie seufzte. Sie hatte das Richtige getan. Trotzdem hatte sie sich noch nie in ihrem Leben so traurig und einsam gefühlt.

Sie hörte, wie sich die Haustür knirschend öffnete, setzte sich im Bett auf und schaute an der halboffenen Schlafzimmertür vorbei ins Treppenhaus. Ein heller Schimmer drang von unten herauf. In der Küche war das Licht angeknipst worden.

Er war wieder da. Sie lauschte, wie er den Kühlschrank öffnete und wieder schloss. Das Klirren von Glas, dann das Knarren, als er auf den alten Holzdielen auf und ab ging.

Sollte sie noch mal mit ihm reden? Ihm sagen, dass er lieber auf dem Sofa schlafen sollte? Sie zögerte.

Auf einmal ein lautes Knirschen. Er kam die Treppe hinauf. Zu ihr. Plötzlich schlug ihr das Herz bis zum Hals. Schnell verkroch sie sich wieder unter ihre Decke. Wenn er noch einmal reden wollte, sollte er den ersten Schritt machen.

Sie hörte, wie er die Tür aufschob, das Zimmer betrat und vor ihrem Bett stehenblieb. Neben der frischen Marschluft, die von draußen hereinströmte, roch es auf einmal nach altem Leder, nach Schnaps und Bier. Sie verdrehte die Augen. Eine seiner positiven Eigenschaften war eigentlich, dass er im Gegensatz zu vielen anderen Männern im Norden keinen Alkohol trank. Ausgerechnet heute musste er damit anfangen.

Sie hörte seinen schweren Atem und fragte sich, was er gerade tat. Endlich zog sie sich die Decke vom Gesicht. Die Wolken waren weitergetrieben. Im wieder hellen Mondlicht konnte sie sehen, dass er direkt neben ihrem Bett stand. Die verschwitzten Haare klebten ihm am Kopf, er trug noch immer seine schwere, abgeschabte Lederjacke. Sie zuckte, als sie seine entrückte Miene sah. Wie eine Puppe. Jedes Licht war aus seinen Augen gewichen, als er den Kopf schieflegte und sie wie eine völlig Fremde betrachtete.

»Was …?«

Sie wollte etwas sagen. Aber das Wort blieb ihr im Hals stecken, als sie bemerkte, was er in der Hand hielt.

»Oh Gott, nein …«

Plötzlich, mit zusammengepressten Lippen und einem Ausdruck grenzenlosen Bedauerns hob er die Axt über seinen Kopf. Das Aufblitzen des Stahls im Mondlicht war das Letzte, was sie in ihrem Leben sah.

2

Aus dem Zugfenster blickte er ins Paradies. Die Sonne hatte den Kampf gegen den Morgendunst gewonnen. Keine Wolke war mehr am strahlend blauen Himmel zu sehen. Das helle Licht ließ das saftige Grün der Felder, der Bäume und der beginnenden Marsch funkeln. Verträumte Dörfer und gemütliche Städtchen rauschten am Fenster vorbei, um anschließend wieder den Blick auf weite Ebenen freizugeben. Er sah schwarz-weiße Kühe, immer wieder Schafe und riesige Vogelschwärme, die sich wie dunkle Wolken über den Himmel schoben. Nur das Meer, das sah er nicht. Noch nicht.

Krumme schaute sich im Zug um. Ende März war keine Hauptsaison, der Nord-Ostsee-Express war nur zur Hälfte besetzt. Die meisten der Mitreisenden schienen Einheimische zu sein, denn soweit er sehen konnte, war er der Einzige, der noch ein Auge für die Schönheit der Landschaft hatte. Die anderen spielten mit ihren Smartphones, lasen oder schliefen. Vorne im Wagen hatte sich eine Schulklasse aus Dänemark ausgebreitet. Genau wie er war sie in Hamburg in den Zug gestiegen. Seitdem rannten die vielleicht neun oder zehn Jahre alten Kinder ohne Unterbrechung im Gang auf und ab – trotz der Mahnungen ihrer erschöpften Lehrer, sich doch bitte endlich hinzusetzen.

Krumme störte der Trubel nicht, er würde bald mehr als genug Ruhe haben. Außerdem hatten ihm seine Kollegen im Polizeipräsidium Berlin-Neukölln für die Reise einen MP3-Player geschenkt und dazu einen Kopfhörer. Nicht diese kleinen Stöpsel, sondern einen großen, der die Ohren komplett bedeckte. Wenn er den auf den Kopf schob und seine Lieblingsmusik – Country und Folk – anschaltete, waren alle anderen Geräusche ausgeblendet.

»Warum willst du bloß wieder an die Nordsee?«, hatten ihn seine Kollegen gefragt. »Da regnet es ständig, der Wind bläst dir die letzten Haare vom Kopf. Und außerdem bist du dort oben beim letzten Mal fast verreckt!«

Das stimmte. Krumme konnte sich noch gut an die stürmische Nacht vor fast anderthalb Jahren auf dem Deich bei Kleebüll erinnern, als ihn ein Psychopath, dem er aus Berlin bis nach Nordfriesland gefolgt war, mit einem Messer niedergestochen hatte. Nur mit viel Glück hatte Krumme überlebt. Danach hatte er lange im Krankenhaus gelegen. Anschließend war er noch eine Weile an der Nordsee geblieben. Sein friesischer Kollege, Polizeihauptkommissar Mannsen, hatte ihn eingeladen, eine Zeit lang bei ihm in Kleebüll zu bleiben, um sich in Ruhe auszukurieren. Krumme lächelte, als er an den meistens gutgelaunten, kräftigen Mann und an die zwei Wochen in dem kleinen Reetdachhaus an der Dorfstraße dachte. Es war bitterkalt gewesen. Der Ostwind hatte ihn während seiner langen Spaziergänge fast umgeworfen. Aber er hatte das Salz auf seiner Haut gespürt und auf seinen Lippen geschmeckt. Hatte immer wieder überwältigt vor der stürmischen See gestanden und fasziniert den täglichen Wechsel der Gezeiten beobachtet. So wie sich die Natur hier immer wieder neu erfand, wollte nun auch Krumme etwas Neues entdecken, ja, vielleicht sogar einen Neubeginn wagen.

Er nahm einen Schluck Mineralwasser aus der Plastikflasche, die er in Hamburg am Bahnhof gekauft hatte. Während er das Getränk in seinem Mund hin und her schob, griff er nach seiner Brieftasche und zog ein Foto heraus. Es war an den Ecken schon abgenutzt, die Farben waren verblichen. Trotzdem war es sein größter Schatz. Es zeigte ihn mit seiner Exfrau Maria und ihrer gemeinsamen Tochter Hannah am Ostseestrand, mit vom Wind zerzausten Haaren und geröteten Wangen in die Kamera lächelnd. Ein Relikt aus besseren, glücklicheren Zeiten. Nachdenklich lehnte er den Kopf gegen die kalte Scheibe und dachte über die Vergänglichkeit der Zeit nach. Die meisten Erinnerungen verschwanden im Nebel der Vergangenheit oder wurden vom menschlichen Geist verfälscht, bis sie sich zu völlig neuen Geschichten zusammenfügten. Aber wenn er an die beiden dachte, erschien ihm die gemeinsam verbrachte Zeit immer noch so klar, so lebendig, als wäre es gestern gewesen. Die schönen Stunden, die in seiner Erinnerung in hellem Licht funkelten, genau wie die traurigen, die bis heute an seinem Herzen zerrten und ihn in der Nacht wachhielten.

Er dachte zurück an Marias Besuch vor einem Monat. Der erste seit zwei Jahren! Wie sehr hatte er sich darauf gefreut! Voller Hoffnungen war er mit seinem alten Golf in die Waschanlage gefahren und hatte sich bei seinem türkischen Stammfriseur auf der Hermannstraße die Haare in Form bringen lassen. Schließlich hatte er sie mit einem dicken Strauß Nelken, ihren Lieblingsblumen, vom Lehrter Bahnhof abgeholt. Nervös wie ein Teenager beim ersten Rendezvous hatte er kaum einen Ton herausbekommen. Bloß kein falsches Wort.

Auch Maria hatte sich offensichtlich vorgenommen, nicht über die Vergangenheit zu sprechen. Sie hatte sich kaum verändert. In ihrer Lederjacke, den Jeans und ihrer blauen Bluse hatte sie wunderschön ausgesehen. Aber schon bei ihrem ersten unsicheren Blickwechsel auf dem Bahnsteig war ihm klar gewesen, dass es zwischen ihnen nie mehr so werden würde wie früher.

Vielleicht wäre es einfacher für ihn gewesen, wenn sie sich wenigstens gestritten hätten. Doch das hatten sie nicht. Er war sicher, dass auch Maria ihn immer noch mochte. Aber sie wollte einfach nicht mit ihm über diese schreckliche Sache reden, die Hannah damals zugestoßen war. Andere Paare wuchsen nach einer traumatischen Erfahrung enger zusammen. Maria hatte sich entschieden, diesen Albtraum alleine durchzustehen. So wie ihre Tochter ein neues Leben begonnen hatte, wollte auch Maria nicht mehr zurückschauen, vielleicht aus Angst, die Erinnerung könnte ihr noch einmal das Herz brechen.

Auch wenn Krumme keine Schuld traf, für sie war er ein Teil dieser dunklen Vergangenheit. Anders als seine Frau und seine Tochter lebte er immer noch das gleiche Leben wie damals, als Hannah überfallen worden war.

Krumme schloss traurig die Augen, als er sich an Marias Blick erinnerte, mit dem sie bei ihrem Besuch seine Wohnung und seine Möbel betrachtet hatte, die vor ein paar Jahren auch ihre eigenen gewesen waren.

»Willst du dir nicht mal was Neues zulegen?«, hatte sie ihn gefragt. Er hatte nur mit den Schultern gezuckt. Hätte er ihr sagen sollen, dass das alte Sofa, der abgenutzte Küchentisch und das durchgelegene Bett alles war, was er noch aus ihrer gemeinsamen Zeit besaß, die für ihn die schönste seines Lebens war?

Als sie nach zwei Tagen und einem kurzen Abschied wieder zurück nach Freiburg gefahren war, hatte er sich selbst wie ein altes Möbelstück gefühlt, das auf den Sperrmüll gehörte. Er war wieder in sein Büro im Präsidium gegangen und hatte stundenlang in den Regen auf der Sonnenallee hinausgeschaut. Schließlich hatte er an die Tür seines Vorgesetzten geklopft und Urlaub beantragt.

»Urlaub? Du?«, hatte sein Chef überrascht gefragt. Krumme hatte bloß genickt. Tatsächlich war er seit seiner Trennung von Maria noch nie weggefahren.

Aber jetzt brauchte er endlich eine Pause. Das war der Grund, warum er unbedingt wieder an die Nordsee musste: Er wollte nachdenken, die Klarheit der Seeluft suchen, um herauszufinden, was er noch vom Leben zu erwarten hatte.

Plötzlich riss ihn ein Junge aus seinen Gedanken. Der Kleine sprang aus dem Gang neben ihn auf den Sitz, rutschte nach unten in den Fußraum und zog sich schließlich sogar Krummes leuchtend rote Jack-Wolfskin-Jacke über den Kopf.

»He …«, stammelte Krumme verblüfft und stellte die Musik aus. Er blickte hinunter zu dem Jungen. Seine verschwitzten weißblonden Haare klebten ihm an der Stirn. Aber er lächelte fröhlich und strahlte Krumme mit wasserblauen Augen an.

Leise flüsterte der Kleine ihm etwas zu – auf Dänisch, wie Krumme heraushörte – und hielt dabei den Zeigefinger vor seinen Mund. Krumme nickte nur stumm, während zwei kleine Mädchen aufgeregt durch den Gang stürmten und so schnell an seinem Platz vorbeihasteten, dass sie ihren Klassenkameraden nicht entdeckten.

Der Junge nickte seinem neuen Freund verschwörerisch zu und kletterte hoch auf den Sitz.

»Mange tak«, flüsterte er und grinste über das ganze Gesicht. Dann fiel ihm ein Bild in der Zeitung auf, die auf Krummes Schoß lag. Es zeigte einen getunten Porsche mit ultrabreiten Reifen. »Boah«, machte der Junge beeindruckt und schenkte ihm wieder ein freundliches Lächeln, das eine breite Lücke zwischen seinen Vorderzähnen entblößte. Schließlich blickte der Kleine vorsichtig nach links und rechts auf den Gang und rannte los – in die Richtung, aus der die Mädchen gerade gekommen waren.

Immer noch verwirrt sah Krumme dem Jungen hinterher. Er war ein bisschen aus der Übung im Umgang mit Kindern. Irgendwie fühlte er sich jedes Mal ein wenig in seiner Kauzigkeit ertappt, wenn sie ihn mit ihren offenen, neugierigen Augen anschauten.

Er seufzte und schaute aus dem Fenster. Gerade hatten sie den kleinen Bahnhof von Meldorf verlassen. Er schaltete seinen MP3-Player wieder ein und lehnte sich in seinen Sitz zurück. Nicht mehr lange und seine Reise war zu Ende.

3

Der Husumer Bahnhof war nur ein schmuckloser Regionalbahnhof außerhalb des Stadtzentrums. Doch als Krumme aus dem Zug stieg, kam er sich vor wie ein Wallfahrer, der endlich sein Ziel erreicht hat. Er schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf den Duft des nahen Meeres, lauschte dem Kreischen der Möwen, während ihm ein überraschend kalter Wind über das Gesicht strich, und holte tief Luft, um die eisige, nach der langen Zugfahrt angenehme Kälte einzuatmen. Er lächelte. Die erste Etappe war geschafft.

»Da ist er ja, unser Weltenbummler!«, ertönte auf einmal eine gemütliche Bassstimme. Ein Mann, dessen gewaltiger Bauch in einer grauen Windjacke steckte, stapfte strahlend auf Krumme zu. Unter seinen dichten Brauen blitzten muntere Augen, Nase und Wangen waren von winzigen roten Äderchen durchzogen, und aus einer Schiebermütze lugten ergraute Haare hervor. An seiner Seite ging ein Hüne. Mit wettergegerbtem Gesicht und einer ausgeblichenen blauen Latzhose schritt er in lehmverkrusteten Gummistiefeln neben dem Dicken her. Auch er lächelte freundlich, aber ihm war anzumerken, dass er sich hier auf dem Bahnhof, direkt neben dem gerade wieder losfahrenden Zug, unwohl fühlte.

»Krumme, lieber Freund, wie schön Sie wiederzusehen!«, begrüßte ihn Polizeihauptkommissar Mannsen, der Dicke, und breitete herzlich die Arme aus, eigentlich eher untypisch für einen geborenen Friesen, die normalerweise für ihre liebenswerte Verstocktheit bekannt waren. Da Krumme ihm schon die Hand entgegengestreckt hatte, gab es einen kurzen, peinlichen Moment, bis Mannsen sich durchsetzte und seinen Berliner Kollegen freundlich an die kräftige Brust drückte. Für einen Augenblick raubte Krumme die Mischung aus scharfem Schweißgeruch und Old Spice den Atem, dann ließ sein Freund ihn wieder los.

»Sie sind wirklich gekommen«, ächzte Krumme. »Aber das wäre doch nicht nötig gewesen.«

»Und wie das nötig ist!«, dröhnte Mannsen fröhlich und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Denken Sie, ich lasse Sie hier mutterseelenallein durch die Gegend juckeln?«

»Ich muss doch nur in den Bus steigen …«

»Nix da! Wir bringen Sie zur Fähre. Sie kennen sich hier doch gar nicht aus. Am Ende landen Sie noch in irgendeinem Priel und gehen verloren.«

Das bezweifelte Krumme. Wer mit den verwirrend vielen und chronisch überfüllten Berliner Verkehrsmitteln keine Probleme hatte, würde bestimmt auch einen Bus auf einem fast ausgestorbenen Busbahnhof finden. Aber egal. Offensichtlich bedeutete es Mannsen viel, ihm helfen zu können. Und Krumme wollte nicht unhöflich sein.

Der nordfriesische Polizeibeamte zeigte auf seinen Begleiter.

»Harke wollte unbedingt mitkommen. Obwohl er sonst so gut wie nie in die Stadt fährt.«

Krumme bedachte den riesenhaften Mann mit einem verständnisvollen Nicken. Harke arbeitete als Knecht und Landarbeiter in Kleebüll. Ob das kleine Husum die einzige Stadt war, die er bisher gesehen hatte? Kaum vorstellbar, dass er schon mal in Hamburg gewesen war. Oder Berlin.

Harke lächelte verlegen. Anders als Mannsen reichte er Krumme nur seine riesige Pranke.

»Hallo«, sagte er und warf dabei einen unsicheren Blick auf den dampfenden Güterzug, der gerade auf dem anderen Gleis durch den Bahnhof rauschte.

»Hallo, Harke, schön dich wiederzusehen.« Krummes Freude war echt. Harke war ein Spinner – aber er hatte Krumme das Leben gerettet. Er hatte ihn damals in Kleebüll schwerverletzt auf dem Deich gefunden und auf seinen starken Armen durch Sturm und Regen zum nächsten Arzt getragen.

Harke nickte nur, machte aber keine Anstalten, die Hand des Kommissars wieder loszulassen. Dabei fixierte er Krumme so aufmerksam, als wollte er mit seinen meerwasserblauen Augen direkt in die Tiefen seiner Seele blicken. Irritiert versuchte Krumme seine Hand wieder zurückzuziehen, aber es gelang ihm nicht.

Mannsen verdrehte seufzend die Augen und klopfte dem hünenhaften Knecht freundlich auf die breite Schulter.

»Na komm, min Jung, Schluss mit den Spielereien. Greif dir seinen Koffer und ab zum Auto.«

Harke löste sich aus seiner inneren Starre, strich sich mit seiner Pranke verwirrt über die Stirn und schnappte sich dann das Gepäck. Mannsen beugte sich vertraulich zu Krumme hinüber, während sie ihm folgten.

»Keine Ahnung, was er hat. Eigentlich konnte er es kaum erwarten, Sie endlich wiederzusehen. Seit Tagen hat er von nichts anderem geredet.«

Krumme machte eine wegwerfende Handbewegung. Seine Geduld für Harkes Spleens war nach den Erlebnissen jener düsteren Nacht grenzenlos.

Der Husumer Bahnhof befand sich neben dem Stadtzentrum an einer Seitenstraße. Der kleine Parkplatz lag genau gegenüber einem nüchternen Bau aus den siebziger Jahren – dem Polizeipräsidium. Krumme betrachtete es nachdenklich, während Harke seinen Rollkoffer in Mannsens zugemüllten zehn Jahre alten Volvo-Kombi hievte, der alleine im Schatten des Bahndamms stand.

Mannsen stellte sich neben seinen Berliner Kollegen und folgte dessen Blick zum Präsidium auf der anderen Straßenseite.

»Und? Was macht das Geschäft?«, erkundigte sich Krumme.

»Keine Ahnung, was die da gerade treiben.« Mannsen zuckte mit den Schultern. »Bei uns ist im Moment alles ruhig. Ändert sich bestimmt, wenn die Hauptsaison beginnt und die ganzen Städter wieder über uns herfallen. Wollen wir? Sonst verpassen wir die Fähre.«

Krumme nickte. Je schneller er auf dem Schiff war, desto eher hatte er seine Ruhe. Während Mannsen zur Fahrerseite stapfte, sah er fragend zu Harke hinüber, um zu klären, wer vorne sitzen sollte. Aber der hatte die Entscheidung schon getroffen und quetschte sich, ohne zu zögern, auf den Beifahrersitz.

Wieder wandte sich Mannsen hinter vorgehaltener Hand an Krumme. »Harke sitzt immer vorne«, raunte er.

»Kein Problem«, flüsterte Krumme.

War es dann aber doch. Denn als er sich hinter Mannsens Sitz drücken wollte, musste er feststellen, dass er auf der nach alten Männern und muffigen Socken riechenden Rückbank nicht alleine war: Reiko, Harkes Dobermann, saß hinter dem weit nach hinten geschobenen Sitz seines Herrchens und musterte Krumme stumm mit schwarzglänzenden Augen.

Mannsen quälte seinen massigen Körper leise ächzend hinter das Steuer, dann drehte er sich zur Rückbank um. »Tut mir leid«, meinte er, als er Krummes erschrockene Miene bemerkte. »Den hatte ich ganz vergessen.«

»Reiko wollte unbedingt mitkommen«, meldete sich Harke und lächelte dabei zum ersten Mal über das breite Gesicht. »Du bist doch sein Freund.«

Das musste wohl so sein. Nach Harkes Aussage war es Reiko gewesen, der ihn damals auf dem Deich gefunden hatte. Nur wenig später und er wäre elendig auf dem nassen Boden verblutet.

Krumme hatte dem Vierbeiner also sein Leben zu verdanken. Trotzdem war er nie richtig warm mit ihm geworden. Als Berliner war er Hunde in allen Spielarten gewohnt, aber Dobermänner hatte er noch nie leiden können. Er versuchte das Eis zu brechen, indem er Reikos Hals kraulte.

»Ach … hallo, mein Lieber, schön dich wiederzusehen«, behauptete er mit leicht nervöser Miene. Sofort fing Reiko leise an zu knurren. In seinen Augen meinte Krumme lodernde Flammen zu erkennen.

»Na, Reiko, sagst du dem Kommissar guten Tag?«, erkundigte sich Harke fröhlich.

Mannsen fing Krummes unbehaglichen Blick auf und grinste.

»Keine Sorge. Sobald wir losfahren, ist er ganz friedlich.«

Tatsächlich verstummte Reiko in dem Augenblick, als Mannsen den Volvo startete und vom Parkplatz fuhr. Ja, zu Krummes Überraschung legte er seinen Kopf sogar plötzlich auf seinen Schoß und schien von einer Sekunde zur anderen zu schlafen.

»Na, was hab ich gesagt?«, meinte Mannsen, »Reiko liebt Autofahren.«

Ganz im Gegensatz zu seinem Herrchen. Als Mannsen den Volvo durch die Stadt lenkte, vorbei an Husums kleinem Hafen und entlang der Bahnlinie hinaus Richtung Norden, krallte Harke seine Hände wie ein kleines Kind in die Konsole und zuckte bei jedem Auto zusammen, das ihnen entgegenkam oder sie überholte.

»Und? Gute Fahrt gehabt?«, versuchte Mannsen die Konversation in Gang zu bringen.

»Ja.«

»War nicht viel los im Zug, was?«

»Mm«, machte Krumme nur, in der Hoffnung, dass Mannsen verstand, dass ihm gerade nicht nach Reden zumute war. Lieber wollte er aus dem Fenster die nordfriesische Landschaft betrachten. Sie fuhren über Schobüll hinaus Richtung Norden. Auf der linken Seite zeigte sich endlich das Meer. Seit er heute Morgen seine Wohnung in Neukölln verlassen hatte, hatte er sich auf diesen Moment gefreut. Zur Belohnung glitzerte die Nordsee wie auf einer Ansichtskarte endlos in der Mittagssonne. Im warmen Wagen konnte man sich gar nicht vorstellen, dass draußen eisige Kälte herrschte. Nur ein paar blasse Wolkenschleier trieben über den ansonsten strahlend blauen Himmel und spiegelten sich im Wasser, über das gerade ein kleiner Kutter an der Eiderstedter Halbinsel vorbei hinaus auf die offene See fuhr.

»Schön, oder?«, schien Mannsen seine Gedanken zu erraten.

Krumme atmete tief durch. Oh ja, das war es.

Sie bogen links nach Nordstrand ab. Das im Verhältnis zum belebten Husum eher karge Eiland war früher eine Insel gewesen, ein Überbleibsel der großen Burchard-Flut von 1634, die halb Nordfriesland zerstört und die Küstenlinie komplett verändert hatte. Doch dann war Nordstrand Anfang des 20. Jahrhunderts in einem aufwendigen Projekt wieder durch einen fast drei Kilometer langen Damm mit dem Festland verbunden worden. Seitdem war es weder eine Insel noch eine richtige Halbinsel – ein Zwitter im Herzen des nordfriesischen Wattenmeeres mit seinen vielen Eilanden und Halligen.

Ohne ein Wort zu sprechen, fuhren sie weiter. Krumme fiel auf, dass Harke immer noch seltsam angespannt wirkte. Den Kopf dicht unter das niedrige Wagendach gepresst starrte er auf die lange, gerade Straße, die sich vor ihnen durch das üppige Grün zog. Woran der große Mann wohl dachte? Krumme hatte schon gelernt, dass Harkes Fantasie ein geheimnisvolles Land war.

Endlich hatten sie es geschafft. Nach einer letzten Auffahrt über einen Deich erblickten sie Strucklahnungshörn, Nordstrands kleinen, aber im Moment sehr belebten Fährhafen. Die Fähre lag schon vor Anker. Ein großes, stolzes Schiff. Weiß in der Sonne glänzend lag es im Hafen, mit aufgeklapptem Bug, durch den sich ein langer Strom aus Passagieren, Autos und sogar Bussen schob. Kriminalhauptkommissar Theo Krumme lächelte zufrieden. Er hatte die letzte Etappe seiner kleinen Reise erreicht.

4

»Nein, tut mir leid, lieber Kollege«, sagte Mannsen bedauernd, während er Harke half, Krummes Koffer aus dem Wagen zu ziehen, »das ist die Fähre nach Pellworm!« Er zeigte auf einen deutlich kleineren, noch verwaisten Anleger auf der anderen Seite des Hafenbeckens. »Das Schiff zu den Halligen fährt da drüben ab.«

Krumme nickte enttäuscht.

»Tja, ich hatte Sie gewarnt. Bei einer Hallig ist eben alles eine Nummer kleiner. Aber Sie wollten es ja nicht anders.«

Das stimmte. Krumme hatte Mannsen angerufen und ihm von seinen Reiseplänen erzählt. Daraufhin hatte der friesische Kommissar alles getan, um ihn zu überzeugen, lieber nach Sylt, Föhr oder Amrum zu fahren.

»Das sind richtige Inseln! Da können Sie wirklich Urlaub machen. Mit Strand, Dünen, tollen Restaurants, schönen Frauen, allem, was das Herz begehrt. Auf Hooge gibt’s nur Ringelgänse und sonst nichts.«

Aber Krumme wollte unbedingt auf eine Hallig. Tolle Restaurants hatte er auch in Berlin, und selbst da interessierten sie ihn wenig. Die kleinen Eilande, die er auf seinen Deichspaziergängen vor anderthalb Jahren beobachtet hatte, sahen viel spannender aus. Geheimnisvoll, vor allem am Abend, wenn die Sonne im Westen unterging. Wie goldene Schlösser mitten im Meer.

Doch von dem Zauber war an dem Anleger wenig zu spüren. Ein paar Möwen zogen am Himmel einsam ihre Kreise. Der Parkplatz war gerade mal zur Hälfte gefüllt. Außer Krumme warteten nur einige wenige Rucksackreisende, ein Ehepaar mit vier Hunden und zwei Familien auf die Fähre. Frierend suchten sie neben einem kleinen Kartenhäuschen Schutz vor dem Wind.

Mittendrin stand Harke, mindestens einen Kopf größer als alle anderen. Krumme fiel auf, dass der Knecht mit unglücklicher Miene auf Abstand zur Kaimauer blieb und skeptisch in das trübe Wasser schaute.

»Was hat er denn?«, fragte Krumme Mannsen leise.

»Angst.«

»Angst? Harke?«

»Er kann nicht schwimmen.«

»Nicht schwimmen?« Krumme sah ungläubig zu Harke hinüber, dessen Haare im stürmischen Wind fast senkrecht vom Kopf abstanden.

»Aber er wohnt doch nur wenige Meter vom Meer entfernt?«

»Na und? Ich kann auch nicht besonders gut schwimmen.«

»Aber …«

»Das ist ja das Schöne an der Nordsee. Wer hier lebt, muss nicht unbedingt eine Wasserratte sein. Man muss nur auf Ebbe warten und kann dann einfach zu Fuß durchgehen.«

Krumme sah wieder Harke an und runzelte nachdenklich die Stirn. Mannsen blickte auf seine Uhr. »Ich schau mal, wo die Fähre bleibt. Soll ich uns anschließend was zu futtern holen? Ich brauch dringend was zwischen die Kiemen.« Er zeigte zu einer kleinen Fischbude neben dem Parkplatz.

Krumme nickte dankbar. Seit Berlin hatte er nichts mehr gegessen, und erst jetzt merkte er, wie hungrig er war. Mannsen machte sich auf den Weg und stapfte erst einmal in Richtung Kartenhäuschen.

Krumme ging zu Harke, stellte sich neben ihn und schaute gemeinsam mit ihm auf das Meer hinaus. Aus dem Auto heraus hatte alles noch ganz friedlich gewirkt. Nun konnte er sehen, dass draußen vor dem kleinen Hafen doch recht heftiger Wellengang herrschte. »Ganz schön windig, was?«, bemerkte Krumme.

Der Knecht nickte nur, ohne die Schaumkronen auf dem Wasser aus den Augen zu lassen.

»Ich kann auch nicht so gut schwimmen«, gestand Krumme leise.

Harke schwieg. Gemeinsam sahen sie zu, wie die Wellen gegen den Anleger spritzten.

Auf einmal spürte Krumme einen heftigen Druck auf seiner Brust. Erinnerungen drängten sich in sein Bewusstsein. Trübes, stinkendes Wasser, das über seinem Kopf zusammenschlug. Luftblasen, die gurgelnd nach oben an die ferne Oberfläche stiegen. Das Gefühl von völliger Ohnmacht. Pochende Angst. Panik.

Er stöhnte und schüttelte den Kopf, um die dunklen Bilder zu verscheuchen.

Ja, er hatte genauso viel Respekt vor dem Wasser wie Harke. Aber Mannsen hatte Recht: Man musste nicht schwimmen können, um die Nordsee zu mögen. Die meisten kamen, um sich das Meer nur anzuschauen. Kaum einer wollte hier baden, dafür war das Wasser fast immer viel zu kalt.

»Willst du wirklich nach Hooge?«, sagte Harke auf einmal, ohne den Blick vom Horizont zu nehmen.

Krumme nickte entschlossen. »Wieso nicht? Ich will einfach nur meine Ruhe und …«

»Da ist etwas. Irgendwas Böses. Etwas sehr Böses«, unterbrach Harke ihn mit düsterer Stimme.

Krumme sah den Knecht überrascht an.

»Etwas Böses? Auf der Hallig? Wie kommst du denn darauf?«

»Nis. Nis hat es gesagt.«

Krumme seufzte. Nis war Harkes kleiner Kobold, sein Hausgeist, der mit ihm in seiner morschen Hütte wohnte. Alle in Kleebüll wussten von Harkes bestem Freund – gesehen hatte ihn noch keiner. Natürlich nicht.

»Nis sagt, auf Hooge lebt ein dunkler Schatten.«

Krumme grinste. »Also, auf dem Prospekt sah die kleine Insel sehr friedlich aus.«

»Hooge ist keine Insel«, korrigierte ihn Harke, ohne eine Miene zu verziehen.

»Dann eben Hallig.«

»Nis sagt immer die Wahrheit.«

»Woher will er das denn wissen? Hat er dort draußen auch … ein paar Freunde?«, fragte Krumme provozierend.

Harke sah ihn verständnislos an.

»Na ja, gibt es dort auch …«, Krumme zögerte kurz, bevor er weitersprach, »Hausgeister?«

»Aber natürlich! Hausgeister, Klabautermänner, die gibt es überall.«

Krumme lächelte. Er hatte den Knecht mit seinen Spinnereien wirklich vermisst.

»Und Nis meint also, dass einer von seinen Freunden böse ist?«

Harke fixierte den Kommissar und schüttelte heftig den Kopf. Dann senkte er die Stimme zu einem Flüstern. »Nein, da ist was anderes. Etwas sehr Böses. Etwas Dunkles.«

Die Worte waren kaum zu hören, und noch bevor Krumme sie völlig erfasst hatte, veränderte sich Harkes Miene. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er an Krumme vorbeisah.

»Ahh, Krabbenbrötchen!«

Krumme drehte sich um. Vor ihnen stand Mannsen, in beiden Händen Fischbrötchen.

»So, Männer, ich habe Backfisch, Matjes und Krabben. Wer will was?«

Krumme entschied sich für Backfisch. Während er seine Schrippe mit beiden Händen festhielt, blickte er zu Harke, der sein Krabbenbrötchen mit seligem Blick in nur drei großen Bissen hinunterschlang. Seine düstere Warnung hatte er offenbar längst wieder vergessen.

»Die Fähre kommt gleich. Gibt heute eine kleine Verspätung. Wegen des starken Ostwinds.«

Krumme sah Mannsen fragend an, während die Mayonnaise ihm das Kinn herunterlief. Er zog ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und wischte sich das Gesicht ab.

»So ein Wind ist bei uns selten«, erklärte Mannsen, den letzten Bissen seines Matjesbrötchens kauend. »Der drückt das Meer bei Ebbe zusätzlich zurück. Sie können froh sein, wenn das Schiff heute überhaupt in Hooge anlegen kann …«

Ein lautes Tuten unterbrach ihn. Endlich lief die Fähre in den Hafen ein. Die Adler Express. Sie war viel kleiner als die Autofähre nach Pellworm, machte auf den ersten Blick aber einen sicheren und modernen Eindruck.

Krumme spürte ein leichtes Kribbeln und lächelte. Ab sofort begann sein Urlaub. Mannsen nickte ihm freundlich zu. Krumme sah zu Harke hinüber und dachte an dessen Warnung. Doch der Knecht war schon wieder ganz in seiner eigenen Welt versunken und starrte mit nervösem Blick auf das schäumende Wasser, das die Adler Express vor sich her schob.

5

Als Swantje nach so langer Zeit die Fähre nach Hooge wiedersah, kamen ihr fast die Tränen. Sie war nicht sicher, ob Heimweh der einzige Grund dafür war. Vielleicht war es auch die Angst vor den traurigen Erinnerungen, die sich in den nächsten Tagen mit neuem Leben füllen würden.

Sie hatte die Wartezeit abseits auf einer Bank verbracht. Sie wollte nicht jetzt schon auf alte Bekannte treffen und musterte die jungen Männer, die den Bootssteg zum Hafenkai schoben, genau. Ja, sie hatte ihre Gesichter schon einmal gesehen, aber das war zu lange her. Sie musste nicht befürchten, hier von irgendjemandem erkannt zu werden. Trotzdem zog sie sicherheitshalber die Kapuze ihrer Jacke fest um den Kopf, was bei dem stürmischen Wetter kaum auffiel.

Außer ihr bestiegen nur wenige Passagiere das Boot. Und die meisten wollten bestimmt nicht auf der kleinen Hallig aussteigen, sondern weiterfahren Richtung Amrum oder vielleicht sogar nach Hörnum auf Sylt.

Swantje entschied sich für den unteren Fahrgastraum und drückte sich in einer leeren Bank eng ans Fenster. Nervös suchte sie die Fahrgäste nach bekannten Gesichtern ab. Aber außer einem knutschenden Pärchen und einem allein reisenden älteren Herrn konnte sie von ihrem Platz niemanden sehen. Nebensaison, und dann auch noch klirrend kalt. Wer wollte da schon auf die nordfriesischen Inseln? Im warmen Frühling und Sommer war die Fähre dagegen immer rappelvoll.

Nach einem nur kurzen Halt löste sich das Schiff wieder vom Kai und verließ den Hafen. Der Kapitän begrüßte seine Gäste in einer kurzen, launigen Ansprache, entschuldigte sich für die Verspätung (der heftige Ostwind) und erklärte bei der Gelegenheit den Unterschied zwischen Backbord und Steuerbord. Stolz wies er auf seine starke Maschine hin. Er versicherte, dass sie die verlorene Zeit wieder aufholen würden. Und auch wegen des hohen Wellengangs sollte sich keiner Sorgen machen – die Adler Express war sturmerprobt und schon mit viel stärkeren Unwettern ohne Probleme klargekommen. Swantje konnte sich nicht erinnern, die Stimme des Kapitäns schon mal gehört zu haben. Er hatte einen starken osteuropäischen Akzent. Sie erinnerte sich, gehört zu haben, dass die ganze Reederei von einem polnischen Investor aufgekauft worden war. Oder war es ein ukrainischer? Sie seufzte, auf jeden Fall schien sich in ihrer Abwesenheit einiges geändert zu haben.

Entgegen der Ansage des Kapitäns schwankte das Schiff heftig. Dem älteren Herrn in ihrer Nähe schien das überhaupt nicht zu gefallen. Nervös sah er zur Fensterfront, wo immer wieder hohe Wellen gegen das Glas klatschten.

Das monotone Brummen der Motoren war kaum zu hören. Die Adler Express war ein modernes Schiff, und in den weichen Sesseln fühlte man sich wie in einem Flugzeug. Stumm zog draußen die Welt des nordfriesischen Wattenmeeres an ihnen entlang. Sie fuhren zunächst ein Stück Richtung Pellworm, um dann nach rechts an den Halligen Nordstrandisch Moor, der Hamburger Hallig und Habel entlang auf die Hallig Gröde zuzufahren.

Swantje sah, wie auf der anderen Seite das flache grüne Band der Insel Pellworm langsam an ihr vorbeizog, und betrachtete voller Wehmut die Halligen, auf denen sich oft nur zwei, drei kleine Gehöfte und Häuser eng aneinanderschmiegten. Sie beobachtete, wie das Wasser der Nordsee im Licht ständig seine Farbe wechselte, und verfolgte den Segelflug einer einsamen Möwe, die direkt über dem Wasser schwebend die Fähre begleitete.

Das war ihre Heimat. Hier war sie zu Hause, hier lebten ihre Mutter, ihre Freunde. Aber waren die Menschen, denen sie in den nächsten Tagen begegnen würde, wirklich Freunde? Zu viel Schlimmes war damals passiert, zu viel seitdem in ihrem Leben geschehen. Swantje seufzte. Obwohl der Anlass für ihre Rückkehr ein wunderschöner war, legte sich die Erinnerung wie ein Schatten auf ihr Gemüt.

Marc. In den letzten Jahren hatte sie mit aller Kraft versucht, sein Gesicht aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. An manchen Tagen war es ihr gelungen, an anderen hatte sie vor lauter Weinen ihre Wohnung nicht verlassen. Schließlich war sein Bild in ihrem Kopf immer mehr verblasst, am Ende hatte sie geglaubt, ihn eines Tages sogar vergessen zu können. Doch jetzt, wo sie nach Hause fuhr, zurück in die Welt, in der sie beide so viele glückliche Stunden verbracht hatten, nahm ihr die Erinnerung an ihn fast den Atem. Sie wischte sich eine Träne von der Wange und lehnte ihr Gesicht gegen das kühle Fenster.

Ein leises Fluchen holte sie aus ihren trüben Gedanken. Sie blickte nach rechts und sah, wie der allein reisende Mann mit einer Flasche in der Hand den Gang hinunterstolperte. Offensichtlich hatte er sich an der Bar etwas zu trinken geholt. In dem Moment wurde die Adler Express von einer größeren Welle getroffen und geriet ins Schlingern. Nur ein kurzer Moment und für eine geborene Friesin wie Swantje überhaupt kein Problem. Aber der Mann war offenbar schon leicht seekrank. Gerade als er sich wieder auf seinen Platz setzen wollte, verlor er das Gleichgewicht und stürzte der Länge nach auf den Boden.

Besorgt sprang sie auf und half ihm auf die Beine.

»He, alles gut? Haben Sie sich wehgetan?«

»Ja. Äh, nein, kein Problem«, brummelte der Mann mit hochrotem Kopf, strich sich die Haare glatt und setzte sich hastig wieder auf seinen Platz. »Bin bloß über den Teppich gestolpert.«

Swantje lächelte wissend. »Ja, der Teppich. Den sollten die wirklich mal in Ordnung bringen.«

Der Mann nickte nur und nuckelte verlegen an seinem Mineralwasser. Swantje musterte ihn amüsiert.

»Ihr erstes Mal an der Nordsee?«

»Nein, ich war schon mal hier«, behauptete er fast trotzig. Dann seufzte er. »Aber mein erstes Mal auf der Nordsee. Hätte nicht gedacht, dass mich so ein paar blöde Wellen gleich umhauen.«

Der Mann blickte verlegen zur Seite. Swantje lächelte. Er musste um die fünfzig sein. Tiefe Falten zeigten, dass er wohl schon einiges in seinem Leben durchgemacht hatte, ein Eindruck, den seine hohe Stirn und die zerzausten Haare noch verstärkten. Aber das Leuchten in seinen Augen verriet, dass er seinen Humor noch nicht verloren hatte und über einen wachen Verstand verfügte.

»Sie kommen aus Berlin, oder?«, fragte Swantje.

»Hört man mir das etwa an?«

»Nein, Ihre Aussprache ist es eigentlich nicht.«

»Was dann?« Er sah sie neugierig an.

»An Ihrer Jacke hängt noch das Preisschild vom KaDeWe.«

Grinsend zeigte Swantje auf seine Hüfte, wo tatsächlich ein kleines Zettelchen heraushing. Der Mann zog seine Jacke aus, riss den Zettel ab und nickte Swantje dankbar für ihren Tipp verlegen zu.

»Sie haben gute Augen.«

Swantje lächelte nur.

»Macht Ihnen der Seegang denn überhaupt nichts aus?«, erkundigte er sich.

»Ach, das ist doch noch gar nichts. Sie müssen mal im Herbst wiederkommen. Dann sind die Wellen so hoch wie das ganze Schiff.«

»Tatsächlich?« Der Mann schaute unsicher an die Decke.

»Wohin wollen Sie denn?«, erkundigte sie sich.

»Nach Hooge.«

»Wirklich?« Sie musterte ihn neugierig.

»Wieso so überrascht?«

»Weil ich da aufgewachsen bin. Und zu dieser Jahreszeit fahren die meisten Leute durch. Nach Sylt. Oder Amrum.«

»Nein, ich will lieber auf eine Hallig. Für zwei Wochen.«

»So lange? Aber was wollen Sie denn da machen?«

Wieder klatschte eine große Welle gegen die Scheibe. Im herunterlaufenden Wasser sah es aus, als löste sich die ganze Welt auf. Der Mann blickte mit unsicherer Miene nach draußen.

»Eigentlich wollte ich bloß ein bisschen Ruhe haben. Lesen. Spazierengehen. Mal nicht an die Arbeit denken.«

»Und was arbeiten Sie, dass Sie ausgerechnet die extreme Stille einer Hallig brauchen?«

Der Mann sah sie leicht verwirrt an.

Swantje wurde rot. »Entschuldigung, ich bin viel zu neugierig. Wir kennen uns ja gar nicht.«

»Nein, nein, schon gut. Ich bin … Ich bin Lehrer.«

»Tatsächlich?! Für welche Fächer?«

Wieder zögerte er kurz. »Deutsch. Deutsch und Geschichte.«

»Ehrlich? Das gibt’s doch nicht!« Swantje rutschte auf der Sitzbank ein Stück weiter in seine Richtung, so dass sie sich jetzt direkt am Gang gegenübersaßen. »Was für ein Zufall! Genau die Fächer studiere ich auch. Auch auf Lehramt.«

Ihr neuer Bekannter nickte verlegen. »Das ist ja ein Zufall«, sagte er, schien sich aber nicht sonderlich darüber zu freuen. »Wo studieren Sie denn?«

ENDE DER LESEPROBE