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Dieser Band enthält folgende Erzählungen:
Jost
Lukardis
Golowin
Adam Urbas
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Seitenzahl: 248
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Lukardis
Jakob Wassermann
Inhalt:
Jakob Wassermann – Biografie und Bibliografie
Lukardis
Jost
Lukardis
Golowin
Adam Urbas
Lukardis, Jakob Wassermann
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849619404
www.jazzybee-verlag.de
Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com
Schriftsteller, geb. 10. März 1873 in Fürth, gestorben am 01.01.1934 in Altaussee/Steiermark. Wassermann machte nach Absolvierung der Realschule notreiche Wanderjahre durch und lebte lange in Wien, dem Kreise Schnitzlers und Hofmannsthals nahe stehend. Er schrieb die Romane: »Melusine« (Münch. 1896), »Die Juden von Zirndorf« (das. 1897, neubearbeitete Ausg. 1906), »Die Geschichte der jungen Renate Fuchs« (Berl. 1900, 9. Aufl. 1906), »Der Moloch« (das. 1902), »Alexander in Babylon« (das. 1904) und »Caspar Hauser« (Stuttg. 1908); ferner die Novellen: »Schläfst du, Mutter?« (Münch. 1897), »Die Schaffnerin« u. a. (das. 1897). »Der niegeküßte Mund. Hilperich« (das. 1903), »Die Schwestern« (Berl. 1906) und die theoretische Schrift »Die Kunst der Erzählung« (das. 1904). Weitere Werke sind z.B. "Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens" (Roman, 1908), "Das Gänsemännchen" (Roman, 1915), "Christian Wahnschaffe" (Roman, 1919), "Laudin und die Seinen" (Roman, 1925) und "Der Fall Maurizius" (Roman, 1928). W. zeichnet sich durch moderne Auffassung und scharfe Beobachtung des Lebens aus.
Wichtigste Werke:
Melusine(Roman, 1896)Die Juden von Zirndorf(Roman, 1897)Schläfst du, Mutter?(Novelle, 1897)Die Geschichte der jungen Renate Fuchs(Roman, 1900)Der Moloch(Roman, 1902)Der niegeküßte Mund(Erzählungen, 1903)Die Kunst der Erzählung(Abhandlung, 1904)Alexander in Babylon(Roman, 1905)Donna Johanna von Castilien(Erzählung, 1906)Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens(Roman, 1908)Die Gefangenen auf der Plassenburg(Erzählung, Erstausgabe 1909)Der goldene Spiegel(Novellenband, 1911)Geronimo de Aguilar(Erzählung, 1911)Faustina(1912)Der Mann von vierzig Jahren(Roman, 1913)Das Gänsemännchen(Roman, 1915)Christian Wahnschaffe(Roman, 1919)Die Prinzessin Girnara, Weltspiel und Legende (Schauspiel, 1919)Mein Weg als Deutscher und Jude(Autobiographie, 1921,)Imaginäre Brücken(Studien und Aufsätze, 1921)Sturreganz(Erzählung, 1922)Ulrike Woytich(Roman, 1923)Faber, oder die verlorenen Jahre(Roman, 1924)Laudin und die Seinen(Roman, 1925)Der Aufruhr um den Junker Ernst(Novelle, 1926)Das Gold von Caxamalca(Erzählung, 1928)Christoph Columbus, eine Biographie (1929)Selbstbetrachtungen.1931Engelhart RatgeberDer Fall Maurizius(1928)Etzel Andergast(1931)Joseph Kerkhovens dritte Existenz(1934)Der Gebieter des Himmels ließ sein Donnerwort ergehen, und wie glänzend gefiederte Schwäne im Sturm eilten die gehorsamen Heerscharen vor seinen unvergänglichen Thron. Da erlas der Herr den Erzengel Michael und sprach zu ihm:
»Ich bin irre am Geschlecht der Menschen. Nie hat solcher Kummer die Erde gefüllt; Klage und Anklage erhebt sich maßlos. Schwer ist es, zu wissen, ob sie allesamt Verlorene sind, schwer zu erkennen, ob in allen der Funke erloschen ist, der ihnen als Teil der Göttlichkeit in die Brust gehaucht ward. Ich will eine Probe machen. Geh hinab zu ihnen, du scharfäugiger Spürer, und suche unter den Verstockten den Verstocktesten, unter den Umschlossenen den Umschlossensten. Nicht um den Übeltäter geht es, merke wohl; um den Gleichgültigen geht es. Den Unscheinbaren, der in der Trägheit verhärtet ist, sollst du suchen in seinem umfriedeten Bezirk; den, dessen Linke nicht weiß, was die Rechte tut. Und wenn du zurückkehrst und sprechen kannst: Ich habe ihn erweicht, ich habe ihm die Binde von den Augen gerissen, und er vermag zu sehen, dann soll ihnen noch einmal Gnade gewährt sein und Aufschub des letzten Gerichts.«
Der Engel senkte stumm das Haupt, und während ihn gewaltige Posaunenschälle umdröhnten, verließ er in seiner großen Schönheit die erhabene Region, um den Befehl des Herrn zu vollziehen.
In einer Wirtsstube saßen beim trüben Licht mehrere Beamte der Stadt, Notabilitäten in ihrer Art, um einen Tisch. Bis auf einen armselig aussehenden Menschen, der in der Nähe des Ofens kauerte und zu schlafen schien, waren sie die einzigen Gäste. Da sie ihn kannten, auch seiner nicht achteten, brauchten sie sich im Gespräch keinen Zwang aufzuerlegen. Er hieß Jost und war ein Kleinbürger, dem Anschein nach ein Agent oder Vermittler, der an gewissen Abenden kam, um dem Wirt Lieferungsgeschäfte anzutragen.
Die Unterhaltung drehte sich um die Trostlosigkeiten des Alltags. Verärgerung lag jedem im Gemüt, Lebensangst den meisten. Still verhielt sich nur einer, nicht weil er weiser oder zufriedener, sondern weil er bequemer war. Auch dann nahm er nur stummen Anteil, als der trübseligen Gegenwart die glänzende Vergangenheit entgegengehalten wurde, in deren schwachem Widerschein sie sich ihrer Sorgen entledigten. Die Welt, war sie auch zum Erbarmen zugerichtet, einstmals hatte sie ihnen eine festliche Zeit gegeben, und unter diesem Einstmals verstanden sie den Krieg, zumindest seinen Anfang. Da war auch dem Abseitigen unerwartet Macht zugefallen, sofern er nur mit dem allgemeinen Strom geschwommen war, und wie erst, wenn er sich mit seiner Person für das Ziel erklärt hatte. Macht, Bewegung, Wechsel der Geschehnisse; es klang schon jetzt nicht anders, als wie es schönfärbende Fibeln den Späteren melden. Auch die sich tätigen Dabeiseins nicht rühmen konnten, ergingen sich breit im Nachgenuß martialischer Erinnerungen. Was Blut und Not und Tod; erlogene Gespenster. Die triumphierende Wahrheit war dort, wo man Ehre gewonnen, wo man sich eingesetzt und gespürt hatte.
Postoffizial Erbegast, als beredtester Schwärmer, sprach davon, wie man Raum gehabt, im Westen, Osten, Süden, überall Raum, Weite, Luft, Landschaft, Freiheit. Raum und Gelegenheit. Quartier in Schlössern, Fahrten ins Unbekannte, neue Städte, neue Menschen, neue Dinge, zwischen Morgen und Abend keine Langeweile. Wenn man da erzählen wollte! Wie es wohltat, sich der Fülle zu erinnern. Er wandte sich lebhaft und herausfordernd an den Schweigsamen, Rechnungsrat Siebold, und ermunterte ihn zur Zustimmung. Mit bloßem Kopfnicken wollte er sich nicht abspeisen lassen. Der Schweigsame ist nicht beliebt, wenn Geister erglühen. Siebold sollte laut bestätigen, da er es doch aus Erfahrung zu tun imstande war, daß man Unvergleichliches gesehen und erlebt habe. Oder sei an ihm die Herrlichkeit spurlos vorübergegangen?
Ungern sah sich Siebold in die Mitte der Aufmerksamkeit versetzt. Er liebte es nicht, sich mit Gewesenem zu beschäftigen. Ihm lag der gestrige Tag schon fern. Unter den fragenden Blicken der Tischgenossen stiegen wohl Bilder aus entlegenen Gehirnschächten empor, aber es gestaltete sich keines. In den Jahren, er zählte die Jahre nicht, waren sie ihm abhanden gekommen, kaum daß er sie noch als eigenen Besitz erkannte. Blasse Farben, schattenhafte Figuren, verhallte Worte. Was berührte einen daran? Man -war ein anderer. Jahre! Was ist nicht ein einziges an Gedehntheit! Zudem war er nur vier Monate draußen gewesen; kleiner Fähnrich, freudlos wie Tausende. Man hatte ihn darnach in ein Proviantlager geschickt, und als er dort erkrankt, war er auf seinen Platz im Amt zurückgekehrt, wie wenn die Zwischenzeit ein unergiebiger Ferienausflug gewesen wäre.
Es dünkte ihn aber, daß ihn Offizial Erbegast sticheln wollte. Auch die übrigen betrachteten ihn mit ironischen Blicken, als trauten sie ihm besondere Erlebnisse nicht zu und hegten nicht einmal die Erwartung, daß er sich zu solchen bekenne. Das verdroß ihn. Sein bedrohtes Selbstbewußtsein richtete sich wehrhaft auf. Er begriff die Notwendigkeit, den spöttischen Zweiflern Achtung abzuringen, und forschte in seinem Gedächtnis. Nicht vergeblich; die verkniffene Miene erhellte sich; ein Vorfall fiel ihm ein, bei dem er handelnd mitgewirkt. Da er sich der Einzelheiten nur ungenau entsann, dauerte es geraume Weile, ehe seine Erzählung in verständlichen Fluß kam. Doch die Zuhörer zeigten Geduld, und so hatte er Muße, der schwerfälligen Erinnerung den Verlauf abzuzwingen.
Die Geschichte war in keiner Weise ungewöhnlich. In einem galizischen Dorf waren sieben Menschen unter dem Verdacht der Spionage eingebracht worden. Die Beschuldigung lautete, sie hätten dem Feind durch das Dachfenster des Gemeindehauses, in welchem sie zusammengepfercht gefunden worden waren, Lichtsignale gegeben. Siebold hatte das Protokoll aufgenommen. Nur einem unter ihnen, einem riesenhaft gewachsenen Burschen, hatte das Verbrechen nachgewiesen werden können; bei den ändern sprachen gewichtige Umstände dafür, daß sie die Opfer böswilliger Angeberei waren. Trotzdem hatte der Hauptmann alle sieben nach einem summarischen Verhör kurzerhand zum Tod verurteilt: drei Juden, ein siebzehnjähriges polnisches Mädchen, einen zwölfjährigen Knaben, einen sechsundsiebzigjährigen Greis und den Rädelsführer der Bande, eben jenen Riesen.
Ein Tropfen im Meer der Ereignisse; ein paar vernichtete Leben mehr neben den Millionen. Die Welt hatte wohl kaum eine Kunde davon erhalten. Auch jetzt, wo es die Merkmale der Verjährung und der erfahrenen Häufigkeit trug, konnte solches Standgericht kein tieferes Interesse erregen als eines, das aus Höflichkeit dem Erzähler gebührt. Mochte auch der eine oder der andere die Willkür empfinden, die dabei gewaltet, und dem in halben Andeutungen Worte verleihen, so wurden die schüchternen Einschiebsel leicht mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit abgetan. Für zarte Gemüter war die Zeit nicht geschaffen; die Moral bürgerlichen Lebens, das humane Gesetz hatte da keine Gültigkeit mehr, wo man sich täglich seiner Haut wehren mußte. Wer auf seinem Posten stand und der Vorschrift genügte, war entlastet. »Die Gegner haben es genauso gehalten«, wurde gesagt; »weil wir in der Patsche sitzen, spuckt man uns ins Gesicht, und sogar im Lande selbst entblödet man sich nicht, Leuten, die ihre Pflicht erfüllt haben und als Helden gefeiert würden, wenn das Glück bei uns geblieben wäre, soviel wie möglich am Zeug zu flicken.« Jawohl, bemerkte hierzu der Offizial bissig, die Menschen seien eben Schweine, und von ihrer schweinischen Natur könne man nichts Besseres erwarten.
Nach diesem Intermezzo nahm Siebold den Fäden wieder auf. Da er nun zu sprechen begonnen hatte, wollte er seine Sache auch bis zum Ende führen. Das Wort hatte ihm Hilfe geleistet und Bild um Bild aufgefrischt; er wunderte sich selbst über die wiederbauende Fähigkeit der Erinnerung und gefiel sich in seiner Rolle des Mitrichters über Schicksale. Er verweilte. Er ging in der Schilderung zum Kleinen und Intimen; mit behaglicher Ausführlichkeit beschrieb er die traurige Gegend, das verwahrloste Dorf, die Armut der Menschen, sogar das regnerische Wetter, das geherrscht hatte. Dann erzählte er von der jungen Polin; wie trotzig sie alle angeschaut mit ihren schwarzen Augen; er hatte den Namen gewußt; er hatte ihn vergessen. Er besann sich und fand ihn. Katinka war der Name gewesen. Als wohne dem Namen Leuchtkraft inne, wurde gegenwärtig, wie sie stolz und wild die Antworten verweigert, auch als man ihr den Revolver vor die Stirn gehalten; auch als man ihr versprochen, den Knaben, ihren Bruder, zu schonen. Immer wieder betonte er die teuflische Halsstarrigkeit des Mädchens, schließlich mit Einschaltung eines lasziven Witzes, der, wie billig, belacht wurde. »Glauben Sie, meine Herren, sie hätte die Zähne voneinandergetan? Um keinen Preis. Eher noch die Beine, scheint mir.«
Als der Spruch gefällt war, hatten sich alle, mit Ausnahme der Katinka und des Riesen, auf die Knie geworfen. Die Juden vor dem Hauptmann, das Bürschchen vor ihm. Das Bürschchen hatte seine Beine umschlungen und jämmerlich geschluchzt, bis es die Schwester angeschrien und weggerissen. Der alte Mann hatte ihm fortwährend die Hände geküßt und unverständliche Worte gelallt. In die größte Verzweiflung waren aber die drei Juden geraten. Mit gellenden Anrufungen Gottes hatten sie ihre Unschuld beteuert, sich die Haare gerauft und an den Kaftanen gezerrt. Einer, mit fuchsrotem Bart und käseweißem Gesicht, hatte sich äußerst demütig betragen; als aber der Hauptmann, dem das Unwesen zu lärmend wurde, den Befehl erteilte, die Gesellschaft abzuführen, war es gerade dieser, der die Arme gegen ihn streckte und eine alttestamentarisch-greuliche Verfluchung ausstieß.
Eine gespenstische Idylle, gerahmt in Selbstzufriedenheit, beschloß die Darstellung: nächtlicher Regensturm; Siebold auf Runde; an den Ästen von sieben Pappeln neben der Chaussee sieben Leichen, schwankend im Wind, unheimliche Kleiderbündel, unheimliche Gerippe, schief, schlapp, verbogen wie die Vogelscheuchen, und in der schwarzen Ebene ein klagendverklingender Ruf.
Da dem Offizial die Düsterkeit des Gemäldes nichts anzuhaben vermochte, weniger aus Herzenshärte, als weil seine Einbildungskraft, wie übrigens bei alle diesen, das Entscheidende nicht zu fassen vermochte, schreckte er vor der zynischen Erkundigung nicht zurück, ob denn die wilde Katinka ihre vermeldeten Beine nicht hätte nützlich gebrauchen wollen oder können. Im selben Augenblick erhob sich der schlafende Kleinbürger oder Agent Jost mit störendem Geräusch. Er trat an den Tisch der Herren, schüttelte sich raschelnd, feixte verlegen, und während er irgendwelche Laute vor sich hin murmelte, betrachtete er einen um den andern; zuletzt blieben seine Augen, zwei kleine, glitzerige Messingscheibchen wie bei Katzen, auf Sie- bolds Gesicht haften, mit einem so neugierigen und boshaften Ausdruck, daß es dieser als Belästigung empfand und ihn stirnrunzelnd musterte. Ein Unbehagen blieb.
Doch war seine Haltung aufrecht und seine Stimmung geläutert, als er durch die abendlich finstern Gassen seinem Heim zuwanderte. Ein zurückgedrängtes Stück seiner inneren Person war an dem Abend zu neuem Wertbewußtsein erwacht. Er folgerte daraus, daß dem geistig und sozial entwickelten Menschen Gedankenmitteilung und Gespräch mit Gleichgearteten zu einer Vermehrung des Kräftevorrats verhelfe. Man müsse sich zu erkennen geben, war die Lehre, die er daraus zog; man dürfe sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Zufällig hatte er eine abgebrochene Brücke wieder geschlagen, vernachlässigtes Lebensgut in Sicherheit gebracht; und siehe, er befand sich wohl dabei. Die Färbung der Existenz war intensiver, der Schritt gewichtiger, der Blick bedeutender. Er blieb stehen, sog Luft in die Lunge, nahm eine Zigarre aus dem Behältnis und zündete sie an.
Das Ziel des Weges stand nicht im Einklang mit seiner Gehobenheit. Sechzehn Quadratmeter Raum und vier Betten: das eheliche Schlafgemach. Im Vorgefühl umfing ihn schon die trübe Enge. Die beiden Kinder, die sich von Zeit zu Zeit auf dem Lager wälzten und im Traum redeten. Kleider und Wäsche auf den Stühlen; Schuhe auf dem Boden; die Vorhänge über den Fenstern morsch; oval gerahmte Familienphotographien an den Wänden, deren Tünche zu bröckeln begann; die Decke vom Schlafdunst vieler Nächte geräuchert. Als sicher war anzunehmen, daß die Frau erwachen würde; mit den steif geflochtenen Zöpfen würde sie sich aufrichten, blaß, vergrämt, verdrossen; würde fragen, wo er gewesen, warum er so spät kam; würde ihn mit ihren häuslichen Miseren quälen; etwa daß sie beim Händler kein Gemüse, beim Kaufmann keinen Zucker bekommen; daß weder Kohle noch Holz, weder Brot noch Mehl im Hause sei; daß das ältere Töchterchen über Halsschmerzen geklagt und wahrscheinlich Fieber habe. Es wollte ihn bedünken, als gehe dies alles wider die Würde. Man war Beamter mit Machtbefugnissen. Es war ein Zwiespalt zwischen seiner Stellung im öffentlichen und im privaten Leben; unversöhnlicher Konflikt. Der Rechnungsrat in der Steuerverwaltung genoß Ehren; er wollte es nicht verkennen noch mißachten. Menschen zitterten vor ihm. Menschenwohl und -wehe war in seine Hand gegeben. Der Gatte, der Vater war zur Geringfügigkeit verdammt, niedergezwungen auf die Straße der Vielen.
Er schob es fort. Es gelüstete ihn nach Aufmunterungen. Neulich hatte er auf demselben Weg ein Mädchen getroffen und war mit ihr gegangen. Ungeachtet ihres niedrigen Gewerbes, das zu verabscheuen er als Mann von makellosem Ruf und geachteter Position verpflichtet war, hatte sie ihm gefallen. Es gibt Heimlichkeiten in der Lebensführung, durch die man nur etwas aufs Spiel setzt, wenn sie aufhören, Heimlichkeiten zu sein, also wenn man unvorsichtig ist, wenn man Spuren hinterläßt, wenn man die Grenze nicht respektiert. Sabine Jäger war ihr Name. Ihre Haare waren gelb wie frisches Holz, eine anziehende Besonderheit; sie hatte Temperament und war verhältnismäßig noch unverdorben. Als sie davon gesprochen hatte, ihn wiederzutreffen, hatte er sich nicht ablehnend verhalten. In selbstbetrügerischer Zerstreutheit lenkte er den Schritt nach der Richtung, wo sie wohnte.
Da drang ein Gruß an sein Ohr. Betroffen drehte er sich um und erkannte den Agenten Jost, der ihm gefolgt war.
Er trug ein gelbes Mäntelchen, das kaum bis zu den Hüften reichte. In die schlottrigen Ärmel hatte er die Hände wie in einen Muff gesteckt. So trippelte er vorüber. Aber plötzlich zögerte er, wartete, bis Siebold herankam, und sagte mit einer dünnen, hohen, quietschenden Stimme, es freue ihn, den Herrn Rechnungsrat noch getroffen zu haben; er habe nicht gewußt, daß der Herr Rechnungsrat in dieser Gegend zu Hause sei.
Zwischen Herablassung und Mißlaune brummte Siebold ein paar leere Worte, und jener machte Anstalten, weiterzugehen. Wieder trippelte er, wieder hielt er in- ne. »Weit ist's«, seufzte er, zog die Hände aus dem Ärmelmuff und griff nach dem lächerlich flachen Melonenhut mit ausgefransten Rändern, den ein Windstoß zu entführen drohte; »man läuft sich die Füße wund, Tag für Tag. Ist mir nicht an der Wiege gesungen worden, daß es mir so ergehen soll. Darf ich mich Ihnen anschließen, Herr Rechnungsrat? Nur bis zur Ecke da droben, da ist meine Gasse; hinter der Atlantik- Bar. Schönes Lokal, die Atlantik-Bar, wie? Schöne Leute; immerfort Musik. Wer doch auch einmal lustig sein könnte; ei ja!«
Siebold wußte nicht recht, wie er sich zu benehmen habe. Von dem hergelaufenen, verlotterten Menschen angesprochen zu werden, verletzte sein Standesgefühl. Er kannte ihn kaum. Andererseits waren die Zeiten derart, daß man sich hochmütiger Regungen versehen mußte. Er verbarg seinen Ärger, als Jost mit unterwürfiger Zutraulichkeit an seiner Seite weiterging, und hatte eine steif zurückhaltende Miene.
Mit der pfeifenden Stimme und vom schnellen Gehen atemlos, fuhr Jost fort: »Da kenn ich einen, der ist dort angestellt als Wagenrufer. Ein alter Mann. Vor zwei Jahren hatte er noch ein Speditionsgeschäft und eine Villa. Vor zwei Jahren hat er noch in seinem Garten Rosen gezüchtet. Und jetzt ruft er die Wagen, vielleicht für solche, die früher Kratzfüße vor ihm gemacht haben.« Ein asthmatischer Husten unterbrach ihn. »Angst und bang wird einem, Herr Rechnungsrat«, quietschte er dann, »angst und bang. Das Schicksal ist wie ein Wolf. Tückisch schleicht es her und fällt einen an. Hab drei Kinder zu versorgen; acht Jahre das älteste. Ein Mädchen; ein gutes Kind; eine Seele wie Gold. Eveline heißt sie. Poetischer Name, wie? Nun, das ist der einzige Luxus, den sich die Armen leisten können. Ruft man sie, ruft man Eveline, so wird einem gleich ganz wohl. Sie verkauft Schuhbänder auf den Straßen, Schuhbänder aus Papierstoff; billig und schlecht. Vorige Woche komm ich gegen Abend heim, hängt mir das Fünfjährige am Stiegengeländer, außen am Geländer, unter sich den Abgrund, hängt und zappelt und schreit. Noch zehn Sekunden, Herr, und die Muskelchen haben keine Kraft mehr. Was sagen Sie dazu? Freilich, die armen Würmer sind sich selber überlassen. Die Mutter ist tot. Hin und wieder beaufsichtigt sie das Töchterchen vom Tapezierer nebenan. Aber darauf ist nicht mehr lang zu rechnen. Mit seinen vierzehn Jahren ist das Menschlein bereits schwanger. Der Vater ein Saufbold, der Bruder im Zuchthaus, nicht das Stück Brot zum Fressen, kaum ein Hemd auf dem Leibe, und trotzdem juckt sie das Fleisch. Und wenn man über die Stiegen geht, stolpert man über knochenkranke Kinder, und an den Türen steht ausgemergeltes Volk, und oben ist Elend, und unten ist Elend, und in der Mitte ist Elend. Hab ich da nicht recht, kann einem nicht angst und bang werden?«
Siebold räusperte sich. »Es lebt sich schwer heutzutage«, gab er widerwillig zur Antwort. Die Geschwätzigkeit des einfältigen Menschen, die unliebsame Begleitung vor allem erregten seine Ungeduld, und er suchte nach einem Vorwand, sich loszumachen.
»Das ganze Leben ist ein finsterer Keller«, fing das Männchen mit seiner weinerlichen Stimme wieder an; »wenn ich mir so die Leute betrachte, mit denen ich zu tun habe, da wird mir, ich weiß nicht wie. Reden, reden, reden. Geschäfte; und was für Geschäfte! Wenn zwei beisammen stehn und wispern, so heißt das gewöhnlich, daß einem dritten die Gurgel zugedrückt wird. Ich komme zu ihnen in ihre Häuser; ob fein, ob nicht fein, ganz gleich, es liegt wie Unrat und Spülicht überall. Auf Tischen und Stühlen, in Schränken und Betten, überall Unrat und Spülicht. Ich glaube, irgendein Stern da droben, ein von Gott verfluchter, hat in irgendeiner Nacht all seinen Unrat und Spülicht auf uns heruntergeschüttet. Dem ist nicht beizukommen, nicht mit Wasser, nicht mit Feuer; Unrat und Spülicht, das klebt in alle Ewigkeit. Nun, wird's bald, sag ich, was redet ihr denn? Was sinnt ihr? Was macht ihr für Grimassen? Was grinst und lacht ihr und laßt euch von einem Alten, der Rosen gezüchtet hat, eure Karossen rufen, wo doch das ganze Leben ein finsterer Keller ist? Heda, was werft ihr denn euern Jammer auf einen Haufen, daß man hineinstürzt und drin erstickt? Und ist der Zorn verraucht, so möcht ich mich am liebsten hinschmeißen und heulen, vom Morgen bis zum Abend, nichts als heulen. Zu denken: So ein Kind, eine vierzehnjährige Schwangere. Zu denken! Herrgott! Das halt ich nicht aus. Das raubt mir den Schlaf in der Nacht; ich liege und liege, und auf einmal seh ich dann den Weg nach Golgatha. Den großen, fürchterlichen, schmerzensreichen Weg nach Golgatha.«
Siebold blieb stehen. Er schleuderte den Zigarrenstummel fort und fragte streng: »Zu welchem Zweck erzählen Sie mir eigentlich das alles? Das ist doch der reine Blödsinn, mein Bester.«
Die schroffe Zurechtweisung beschämte den Kleinen sichtlich. »Es ist wahr, Herr Rechnungsrat, es ist lauter Blödsinn«, erwiderte er schüchtern. »Ich bin eben ein blödsinniger Mensch. Das sagen viele. Ich habe selbst am meisten drunter zu leiden. Es geht bei mir bis zu fixen Ideen. Zum Beispiel, Sie werden es kaum für möglich halten, zum Beispiel hab ich heut abend die Wörter gezählt, die in Ihrer Geschichte vorgekommen sind. Sollte man so was glauben? Achthundertneunundachtzig Wörter, alles in allem, genau gezählt. Hab mich schlafend gestellt und dabei gezählt. Ich höre, versteh auch den Sinn, zugleich arbeitet das Hirn wie eine Additionsmaschine, klapp, klapp. Kann mir nicht helfen, muß zählen. Achthundertneunundachtzig Wörter, ein ganzer Zeitungsartikel. War aber auch sehr spannend, Herr Rechnungsrat; wirklich, mein Kompliment, eine spannende Geschichte. Aber in der Nacht, wenn ich liege und in die Finsternis stiere, dann marschieren die sämtlichen Wörter an meine Bettstatt, stellen sich der Reihe nach auf wie die Zinnsoldaten, und da begreif ich erst die Meinung, da wird mir alles erst klar, und da seh ich dann den Weg nach Golgatha, wie gesagt. Ein schlimmer Zustand. Es ist kein Spaß, wenn man jede Nacht und jede Nacht auf den Weg nach Golgatha geschleppt wird. Ich muß einmal zum Doktor. Ich muß mich einmal untersuchen lassen.«
Siebold überlief es kalt. Die Reden und das Gebaren des lumpenhaften Menschen beunruhigten ihn allgemach. Daß er es mit einem Verrückten zu tun hatte, stand fest. Entschlossen, sich von der unangenehmen Gesellschaft zu befreien, murmelte er bei der nächsten Straßenabzweigung einen mürrischen Gruß und entfernte sich rasch.
Glückliche Organisation befähigte ihn, leicht zu vergessen. Ist ein Mann aus Neigung wie aus Eignung Beamter, so bilden die täglichen Obliegenheiten seine Schutzwache. Berufsgewalt erhöht ihn.
Menschen mußten warten, bis er geruhte, sie zu empfangen und anzuhören. Auch wenn es ihm beliebte, nichts weiter zu sein als launenhaft, lustlos, ungewillt ihre Gesichter zu sehen, sie mußten trotzdem warten. Das machte die Bedeutung des in gewiesenem Bereich absolut regierenden Beamten aus: daß sie warten mußten.
Sie froren im Korridor, und in seinem Büro barst der Ofen vor Hitze. Akten häuften sich mit Inhalt von unbestrittener Tragweite. Sie verrieten dem kundigen Auge wirtschaftliche Schwäche, törichte Bemühung, gesetzesfeindliche Ausflucht, verbrecherische Verschleierung. Sie eröffneten den Blick in die Schlupfwinkel der Existenzen; sie boten die Handhabe, Säumige zu zitieren, daß sie kommen mußten und dastehen wie ertappte Diebe. Aufsässigkeit war vergeblich. Der Akt machte sie zuschanden. Einspruch prallte ab. Der Akt redete. Der Akt beugte sie.
Es drang aber aus dem Vergessenen herauf bisweilen eine quietschende Stimme. Es zeigte sich auch, selbstverständlich nur in der Einbildung, das gelbe Mäntelchen mit den in muffartigen Ärmeln geborgenen Händen. Er schüttelte zu solchen Erscheinungen, die zwei-, dreimal während des Tages auftauchten, den Kopf, denn er war es nicht gewohnt, Dinge zu sehen, die nicht gegenwärtig waren, und eine Stimme zu vernehmen, ohne daß ein Sprechender zu erblicken war. Es war eine Unzuträglichkeit, doch nicht groß zu achten. Immerhin mied er das Stammlokal. Einer neuen Begegnung mit dem aufdringlichen Schwätzer auszuweichen dünkte ihm ratsam. Es gab andere Zufluchtsstätten. Vor allem war er in diesen Tagen in intimere Beziehung zu Sabine Jäger getreten, und die Abende waren von dem Zusammensein mit ihr beansprucht.
Da geschah es, daß er einen Brief mit der Post erhielt; auf dem eingeschlossenen Blatt stand nichts weiter als der Satz: Der Weg nach Golgatha ist lang. Er starrte eine Weile darauf nieder, schien sich zu besinnen, dann zerriß er den Wisch und warf ihn ins Feuer. Verwegene Anrempelung; so ein Bursche müßte festgenommen und bestraft werden.
Zwei Tage später reichte ihm seine Frau eine offene Karte, die der Postbote soeben gebracht hatte, und fragte erstaunt, was es damit für eine Bewandtnis habe. Er las: Die Zinnsoldaten ziehen jede Nacht zur Parade auf.
Er versuchte zu lachen. Die Frau beharrte auf ihrer Frage, da sie ein Geheimnis vermutete, eine chiffrierte Mitteilung. Zornröte stieg in sein Gesicht. Er antwortete, er kenne den Schreiber; es sei ein Wahnsinniger, aber von der harmlosen Art, der sich einen albernen Scherz mit ihm erlaube; er werde dem Narren das Handwerk legen.
Am selben Nachmittag gewahrte er auf dem Heimweg vom Amt Jost in seinem gelben Mäntelchen vor einer Branntweinbudike. Er zog sogleich den Melonenhut und grüßte devot. Siebold schaute geradeaus, ohne den Gruß zu erwidern. Doch bemerkte er, daß ihm Jost folgte. Unwillkürlich beschleunigte er seinen Schritt. Das Zwergentrippeln näherte sich trotzdem. Erregung packte ihn, deren er sich schämte. Jäh blieb er stehen.
»Schlechtes Wetter, Herr Rechnungsrat«, sagte Jost kleinlaut; »wenn es schon im November so ist, wie soll man da durch den Winter kommen? Hab bereits alles, was beweglich ist, ins Pfandhaus getragen.«
»Ich empfehle Ihnen, sich zu trollen, sonst lass' ich Sie auf der Stelle verhaften«, knirschte Siebold erbittert; »verschonen Sie mich, in des Teufels Namen, mit Ihren unverschämten Vertraulichkeiten.«
Aber als er darauf den Kleinen anschaute, erblaßte er. Jost hatte die Augen auf ihn gerichtet, die zwei Messingplättchen hinter zuckenden Lidern, und in diesen Augen war etwas, was er noch an keinem Menschen wahrgenommen: eine unfaßbare, geradezu unsinnige Qual verbunden mit einer ebenso unfaßbaren, ebenso unsinnigen Bosheit. Vielleicht kam es ihm nur wie Bosheit vor; jedenfalls fuhr ihm ein befremdlicher Schrecken in die Glieder. Schwerfällig ging er weiter, verwundert, in hemmendem Nebel, in heimlicher, hemmender Sorge, die wie eine nachschleifende Kette klirrte. Es wurde so, daß er von dem Tage an keinen Gang durch die Straßen tun konnte, ohne daß er den Gelbmantel nicht mindestens einmal erblickte. Zwar redete ihn Jost nicht mehr an; aber daß er in der großen Stadt, unter Tausenden von Menschen jederzeit darauf gefaßt sein mußte, gerade diesem zu begegnen, immer wieder diesem, brachte ihn nach und nach aus dem Gleichgewicht.
In schäbigem Aufzug, schlotterig trippelnd, die Hände in den Mantelärmeln, mumienhaft eingeschrumpft, in bekümmerter Eile oder auch in gleich bekümmerter Gedankenversponnenheit tauchte er unerwartet an einer Ecke auf; unter den Bäumen einer Allee; in der Mitte einer Straße. Bald stand er vor einer Ladenauslage und betrachtete mit blöden Mienen die Waren, den Melonenhut in die Augen gedrückt; bald kauerte er auf dem Prellstein vor einem Torweg. Manchmal marschierte er auf dem gegenüberliegenden Gehsteig in der nämlichen Richtung, überschritt die Straße und verschwand plötzlich; manchmal schoß er unmittelbar auf Siebold zu und wich erst in der letzten Sekunde zur Seite. Stets hatte er den Kopf gesenkt und die Augen niedergeschlagen: bescheiden, verängstigt gehetzt und eingehüllt in jene unfaßbare und unsinnige Qual und Bosheit.
Eines Morgens, als Siebold seine Wohnung verließ, die in einem Hintertrakt gelegen war, und durch den mit einem Gärtchen verzierten Hof schritt, gewahrte er ihn am Flurfenster im zweiten Stock des vorderen Hauses. Er hatte beide Ellbogen auf das Sims gestützt, das Fenster war offen, den Kopf hielt er zwischen den Händen, der Melonenhut saß diesmal ganz im Nacken, so daß das sorgfältig gescheitelte und ölig verklebte Grauhaar sichtbar wurde, und in dieser Haltung starrte er regungslos in die Luft. In Siebold kochte berserkerhafter Ingrimm auf; er rief den Hauspfleger; unartikuliert redend, deutete er mit dem Schirm in die Höhe, brachte endlich die Frage hervor, was das Individuum da oben zu suchen habe, und während der Hausmeister hinaufging, wartete er wutbebend an der Stiege. Alsbald schlich Jost an ihm vorbei, vom schimpfenden Hauswart verfolgt, gedrückt, still und hastig. Siebold eilte ihm nach, wurde eines Polizisten ansichtig, trat auf ihn zu, nannte seinen Namen und Titel, wies, abermals mit dem Schirm, auf den sich entfernenden Gelbmantel, sagte zu dem Schutzmann, er möge ein Auge auf den Strolch haben, es sei vermutlich ein Einschleicher, er selbst beobachte ihn schon lange und habe Grund, ihn für ein gemeingefährliches Subjekt zu halten. Der Schutzmann, über seine schäumende Gereiztheit erstaunt, versprach, den Verdächtigen zu stellen, falls er sich wieder in der Gegend zeige.
Siebold glaubte, sich Ruhe verschafft zu haben. Zwar blieb eine ahnungsvolle Verwirrung in seinem Innern bestehen, eine gewisse Zerstreutheit und Erregbarkeit, deren er nicht Herr zu werden vermochte, aber da sich der Mensch in den nächsten Tagen nicht blicken ließ, atmete er auf. Als er jedoch am dritten oder vierten Tag in sein Amtszimmer kam und sich an das Schreibpult setzte, lag da ein großer Bogen Papier; an jeder Ecke war mit Rotstift ein Kreuz gezeichnet; in der Mitte befanden sich drei Kreuze, und unter diesen stand, ebenfalls mit Rotstift geschrieben:
Die blutigen Weiser stehen auf dem Plan, Und was sie weisen, das ist Gram und Scham, Und der sie aufgericht und hingestellt, Auf den weist jetzt die ganze Geisterwelt.