Luzifer junior (Band 5) - Ein höllischer Tausch - Jochen Till - E-Book

Luzifer junior (Band 5) - Ein höllischer Tausch E-Book

Jochen Till

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Beschreibung

Als Luzie und Lilly bei einem Streit aus Versehen ihre dämonischen Fähigkeiten aktivieren, kommt es zu einem Körpertausch – Luzie ist Lilly und Lilly ist Luzie! Höllisch peinlich! Luzie muss nun Lillys Mädchenschule besuchen und ist völlig überfordert. Ob es Lilli auf St. Fidibus besser ergeht? Sicher ist jedenfalls: Der Zauber muss so schnell wie möglich rückgängig gemacht werden!   Ein Teufel in der Schule – der Comic-Roman um den Höllensohn Luzifer bietet Lesespaß und viel Grund zum lauthals lachen für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren. Zahlreiche humorvolle Bilder illustrieren Luzifers Abenteuer in der Hölle und im strengen Jungeninternat. Wer Gregs Tagebuch mag, wird Luzifer junior lieben!   Mehr Infos zum Buch unter: luzifer-junior.de   Die komplette Luzifer junior-Reihe ist bei Antolin gelistet.

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Seitenzahl: 168

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Inhalt

Kalte Füße

Dusselige Nudel

Nichts Gutes

Rattemadick

Kleine Teile

Dämonenspucke

Nicht rückwärts

Wieder Luzie?

Drei Meter Abstand

Aus einem Walhintern

Fehlkonstruktionen

Ein Toaster?

Keine Wahl

Überhastete Entscheidungen

Schlaues Buch

An den Hut

»VERFLUCHT NOCH MAL! DAS IST DOCH NICHT ZU FASSEN! DA IST MAN MAL FÜR EIN PAAR TAGE WEG UND SCHON BRICHT DAS TOTALE CHAOS AUS! STEVEN? STEVEN!«

Kalte Füße

»Ja, Chef? Alles in Ordnung, Chef?«

»ALLERDINGS IST ALLES IN ORDNUNG! DAS IST JA DAS PROBLEM! GUCK DICH DOCH MAL UM! HIER IST ALLES AUFGERÄUMT! UND SAUBER! WER MACHT DENN SO WAS? WARST DU DAS?«

»Nein, Chef. Das war Azrael. Er hat hier gewohnt, während er Chef war. Und Azrael war sehr …«

»HINTERHÄLTIG? DURCHGEKNALLT? GRÖSSENWAHNSINNIG?«

»Ja, das auch. Aber ich wollte eigentlich ordnungsliebend sagen.«

»Stimmt. Das war er schon als Kind, dieser widerwärtige Mistkerl. Er hat als Einziger freiwillig sein Zimmer aufgeräumt. Und wenn es mittags Erbsen gab, hat er sie erst ordentlich auf seinem Teller aufgereiht und gezählt, bevor er sie einzeln gegessen hat. Bei Azrael war schon immer eine Schraube locker. Aber das gibt ihm noch lang nicht das Recht, MEIN ZIMMER MIT SEINER SCHRECKLICHEN ORDENTLICHKEIT ZU VERWÜSTEN! ICH FINDE ÜBERHAUPT NICHTS MEHR! DAS IST EINE KATASTROPHE!«

»Kann ich helfen, Chef? Was suchen Sie denn?«

»MEINE SOCKEN! ICH KANN MEINE SOCKEN NICHT FINDEN! DIE EINE LAG IMMER UNTER DEM BETT UND DIE ANDERE HING OBEN AM SPIEGEL, WO SIE HINGEHÖRT! JETZT LIEGT GAR NICHTS MEHR UNTER DEM BETT! NOCH NICHT MAL STAUB! GAR NICHTS, STEVEN! DAS GEHT SO NICHT!«

»Haben Sie schon in der Sockenschublade in der Kommode nachgesehen?«

»Es gibt eine Sockenschublade?«

»Ja, es ist die untere. Ich soll Ihnen übrigens von der gesamten Belegschaft sagen, dass wir sehr froh sind, dass Sie wieder da sind. Azrael war kein geeigneter Chef. Niemand macht diesen Job so gut wie Sie.«

»Hör auf zu schleimen. Du weißt, was mit Schleimern hier unten passiert. Sie landen in Abteilung 82 und müssen in Dämonenhintern nach einem Stück Konfetti suchen.«

»Das war nicht geschleimt, das war nur die Wahrheit. Sie sind einfach der Beste, Chef.«

»Bin ich offenbar nicht. Ich finde ja noch nicht mal meine So… Ah, da sind sie ja! Blöde Schublade, blöde. Die kommt weg, verstanden?«

»Jawohl, Chef, wird gleich erledigt. Wofür brauchen Sie eigentlich die Socken? Ich habe Sie noch nie in Socken gesehen. Ich trage auch nie Socken. Ich meine, wir sind hier schließlich in der Hölle, da hat man keine kalten Füße.«

»Ja, normalerweise benutze ich sie auch nur, um den Schwefelstaub aus den Ohren zu wischen. Aber jetzt habe ich tatsächlich kalte Füße. Findest du es nicht auch irgendwie ungewöhnlich kühl?«

»Nein, ich empfinde die Temperatur gerade als sehr angenehm.«

»Du hast nicht etwa in meiner Abwesenheit irgendwelchen neumodischen Kram hier unten installiert? Eine Klima-Anlage oder so was Ähnliches?«

»Nein, das würde ich nie wagen, Chef.«

»Hm, seltsam. Ich habe ständig das Gefühl, es zieht von irgendwoher. Aber das kriege ich schon noch raus.«

»Ganz bestimmt, Chef. Ach ja, das hätte ich fast vergessen: Herzlichen Glückwunsch, Chef!«

»Wofür? Dafür, dass ich meine Socken alleine anziehen kann?«

»Nein, zum zweiten Kind. Sie haben ja jetzt eine Tochter. Ein sehr cleveres Mädchen, diese Lilly, finde ich. Ich durfte sie kennenlernen, als sie mit Luzie hier unten war.«

»Natürlich ist sie clever, sie ist meine Tochter. Ich hoffe nur, dass sie auch genug Boshaftigkeit von mir geerbt hat. Das hat bei Luzie ja nicht so gut geklappt.«

»Ich drücke fest die Daumen, dass sie richtig schön böse wird.«

»Wer weiß! Vielleicht hast du dann irgendwann eine Frau als Chefin, wenn ich in Rente gehe!«

»Nichts dagegen. Ich war schon immer ein großer Befürworter von Frauen in Führungspositionen. Sie haben oft ein besseres Gespür für die Belegschaft.«

»Was soll das heißen? Dass ich kein Gespür für die Belegschaft habe?«

»Äh … Nein, das wollte ich damit nicht sagen, Chef. Ich … Ich meinte nur, dass …«

»Was meintest du? Dass dir eine Frau als Teufel lieber wäre als ich? Was passt dir denn an mir nicht?«

»Alles! Nein, falsch, ich meinte … Gar nichts passt mir an Ihnen, Chef! Nicht! Gar nichts passt mir nicht! Weil mir nämlich alles an Ihnen passt! Sie sind …«

»RAUS HIER! SONST HINTERLÄSST MEIN GESPÜR FÜR DIE BELEGSCHAFT GLEICH EINEN TIEFEN ABDRUCK AN DEINEM HINTERN! UND NIMM DIESE VERDAMMTE SOCKENSCHUBLADE MIT!«

»Ja, Chef! Sofort, Chef! Die Schockensublade! Nehm ich mit! Nichts für ungut, Chef! Bin schon weg, Chef!«

Dusselige Nudel

»Ich mag dieses Geräusch«, sagt Aaron. »Das knirscht so schön unter den Schuhen. Schuhen.«

»Mir ist kalt«, sagt Gustav. »Können wir wieder zurückgehen?«

»Nein! Nicht zurück!«, beschwert sich Cornibus, der als Waschbär vor uns herläuft. »Cornibus will Zannentapfen! Zannentapfen lecker!«

»Tannenzapfen«, verbessere ich ihn. »Das heißt Tannenzapfen. Ich kann es immer noch nicht fassen. Das ist alles wirklich nur gefrorenes Wasser?«

Als ich heute Morgen vor der Schule aus dem Fenster geguckt habe, war plötzlich alles weiß draußen. Der Boden, die Bäume, die Dächer, alles weiß. Ich dachte erst, da wäre etwas schiefgelaufen. Dass irgendjemand die Welt über Nacht zu stark geschrubbt und dabei alle Farben rausgewaschen hätte. Hätte ja sein können. Bei uns unten hat mein Vater bei der Eröffnung von Abteilung 38 mit einem Fingerschnippen einen kompletten Kohlestollen sowie alle Insassen weiß werden lassen. Da sitzen jetzt die Notorischen Wandbeschmierer und heulen den ganzen Tag, weil sie nur Stifte haben, die weiß schreiben. Aber mein Vater hatte nichts mit dem ganzen Weiß hier oben zu tun, das hat wohl natürliche Ursachen.

»Schnee«, sagt Gustav bibbernd. »Das nennt sich Schnee. Kalter, nasser, blöder Schnee. Ich hasse Schnee. Wären wir bloß in der Bretagne geblieben. Da schneit es so gut wie nie.«

Ja, ich wäre auch gern noch länger in der Bretagne geblieben, aber nicht, weil es dort nicht schneit. Es war einfach schön da. Das Meer, das Haus, die Stimmung, irgendwie alles. Wir sind noch bis kurz vor Silvester dortgeblieben, mit meinem Vater und Lillys Onkel – der ja nun auch mein Onkel ist. Weil Lilly meine Schwester ist. Daran habe ich mich immer noch nicht so richtig gewöhnt. Irgendwas ist jetzt auch anders zwischen uns. Nicht unbedingt schlechter, aber anders. Ich weiß nicht, wie man mit einer Schwester umgeht, ich hatte noch nie eine. Na ja, irgendwie kriegen wir das schon hin, immerhin waren wir ja vorher schon beste Freunde und daran wird sich auch nichts ändern, das haben wir uns in der Bretagne geschworen. Bis jetzt funktioniert das auch bestens, allerdings haben wir uns noch nicht oft gesehen, seit wir zurück sind. Die Schule hat wieder begonnen und bald gibt es irgendwas, das Zeugnis heißt und irgendwie wichtig ist, keine Ahnung. Jedenfalls ist Lilly ständig am Lernen und hat kaum Zeit für uns. Heute Morgen habe ich sie aber kurz gesehen, als ich vor dem Unterricht schnell noch auf den Hof gegangen bin, um mir dieses weiße Zeug näher anzugucken. Beim ersten Schritt nach draußen hab ich mich gleich hingelegt, dieser Schnee ist ganz schön glatt. Und nass. Das habe ich festgestellt, als ich ihn plötzlich mitten im Gesicht hatte – Lilly hat Kugeln daraus geformt und mich damit beworfen. Das habe ich auch gemacht und dann kamen noch ein paar Jungs nach draußen und es gab eine lustige Schneekugelschlacht, bis Direktor Hasenfuß uns alle reingescheucht hat. Dieses Schnee-Zeug ist wirklich cool, damit kann man echt witzige Sachen machen. Schade, dass es das in der Hölle nicht gibt. Aaron hat mir erklärt, dass Schnee nichts anderes als gefrorenes Wasser ist, und in der Hölle friert leider gar nichts.

»Wieso latschen wir eigentlich durch den Wald?«, fragt Gustav brummend.

»Weil Cornibus noch nie Schnee gesehen hat und sowieso ein bisschen Auslauf braucht«, sage ich. »Und weil Aaron uns irgendwas Wichtiges erzählen wollte.«

»Ja«, bestätigt Aaron. »Meine Eltern haben gestern Abend angerufen. Der Abschlussbericht aus dem Krankenhaus ist gekommen. Gekommen.«

»Oje, hoffentlich nichts Schlimmes«, sagt Gustav. »Auribus hat doch erzählt, dass es ein paar Schwierigkeiten gab, als er für dich im Krankenhaus war.«

Auribus ist ein Spion-Dämon, der sich in alles Mögliche verwandeln kann. Er hat sich in Aaron verwandelt, damit er mit uns nach Frankreich fahren konnte. Aarons Eltern glauben, dass mit Aarons Gehirn etwas nicht stimmt, weil er alle möglichen Ticks hat. Deshalb muss er in den Ferien immer ins Krankenhaus, totaler Blödsinn. Mit Aarons Gehirn ist alles in Ordnung, es funktioniert sogar besser als die meisten anderen, würde ich sagen.

»Stimmt«, sage ich. »Hat er nicht Gemüse anstatt Gehirn in deinen, äh, seinen Kopf gemorpht?«

»Zuerst hat er das Gehirn komplett vergessen«, sagt Aaron. »Und dann sah es aus wie Broccoli. Aber offenbar hat er es danach sehr gut hingekriegt, ich muss nämlich nicht mehr ins Krankenhaus. Im Abschlussbericht steht, dass mein Gehirn perfekt ist und keinerlei Schäden zu erkennen sind. Und das bedeutet, dass ich in Zukunft meine Ferien nicht mehr in Kliniken verbringen muss. Verbringen muss.«

»Oh, das ist ja super!«, sage ich und drücke Aaron fest an mich. »Das sind echt tolle Nachrichten!«

»Ja, herzlichen Glückwunsch«, stimmt Gustav mir zu. »Freut mich sehr für dich.«

»Cornibus auch schmerzlichen Glückpunsch!«

Cornibus verwandelt sich in ein Eichhörnchen und springt auf Aarons Kopf.

»Feiern mit Schlotzolade?«

»Natürlich«, sagt Aaron lachend und zieht eine Tafel Schokolade aus seiner Jackentasche. »Ich habe extra welche für dich mitgebracht. Mitgebracht.«

Er bricht einen Riegel ab und gibt ihn Cornibus.

»Ahorn der Beste!«, sagt Cornibus erfreut.

Im nächsten Moment verwandelt er sich in eine weiße Eule und fliegt mit der Schokolade im Schnabel auf einen Ast.

»Können wir dann jetzt bitte wieder zurückgehen? Ich erfriere!«, sagt Gustav.

»Ach, so kalt ist es doch gar nicht«, stelle ich fest.

»Du hast gut reden«, brummt Gustav. »Du hast ja auch Höllen-Thermo-Klamotten an, in denen man nicht friert.«

Das stimmt natürlich. Wobei mir im Gesicht und an den Händen schon auch ein bisschen kalt ist. Aber das ist irgendwie schön, weil es zu dem ganzen Schnee passt.

»Wir können ja da vorne rechts abbiegen, dann kommen wir über den Sportplatz zurück zur Schule. Schule«, schlägt Aaron vor.

»Okay«, seufzt Gustav. »Aber bitte schnell, bevor mir irgendwas abfriert.«

Wir laufen weiter. Cornibus verwandelt sich in einen Fuchs und tollt durch den Schnee, es macht sehr viel Spaß, ihm dabei zuzusehen.

Zehn Minuten später erreichen wir den Sportplatz. Als wir den Weg zur Schule betreten, sehen wir Lilly ein Stück weiter unten. Sie kommt wohl gerade aus ihrer Schule. Wir winken ihr zu, aber sie winkt nicht zurück.

»Was hat sie denn?«, fragt Gustav.

»Keine Ahnung«, sage ich. »Sie sieht irgendwie schlecht gelaunt aus.«

Wir warten auf sie.

»Hallo, Schwesterherz!«, begrüße ich sie fröhlich, als sie bei uns angekommen ist. »Es hat geschneit! Ist das nicht toll?«

»Ja, supertoll«, brummt sie und läuft einfach weiter, ohne anzuhalten.

Wir laufen ihr hinterher.

»Das ist mein erster Schnee!«, sage ich. »Cornibus ist auch ganz aus dem Häuschen!«

»Schön für euch«, brummt Lilly und läuft weiter.

»Was ist denn los?«, will ich wissen. »Geht’s dir nicht gut?«

»Geht schon«, antwortet sie.

»Können wir dir irgendwie helfen? Helfen?«, hakt Aaron nach.

»Nein, danke.«

»Vielleicht hasst sie ja auch den Schnee?«, mutmaßt Gustav. »Da kann man schon mal schlechte Laune kriegen, so wie ich.«

»Ich hasse nicht den Schnee«, knurrt Lilly. »Ich hasse nur Chiara, diese doofe Kuh.«

»Du hast Probleme mit einer nicht intelligenten Kuh namens Chiara?«, wundere ich mich. »Was hat sie dir denn getan? Dich blöd von der Seite angemuht?«

Lilly bleibt stehen.

»Vielleicht kann Cornibus sich ja in einen Stier verwandeln und mal ein Wörtchen mit dieser Chiara reden«, schlage ich vor. »Dann lässt sie dich bestimmt in Ruhe.«

Lilly prustet lauthals lachend los, Aaron und Gustav auch.

»Was denn?«, frage ich verwundert. »Ihr wisst doch, dass Cornibus das kann. Was auch immer diese Kuh gemacht hat, er wird das schon regeln.«

»Chiara ist nicht wirklich eine Kuh«, sagt Lilly lachend. »Das sagt man doch nur so als Schimpfwort. Chiara ist ein Mädchen aus meiner Parallelklasse.«

»Ach so. Sag das doch gleich. Kann ich doch nicht ahnen, dass ihr hier oben harmlose Tiernamen als Schimpfwörter missbraucht.«

Aber echt jetzt. Kuh als Schimpfwort, das ist total ungerecht, Kühe sind sehr liebenswürdig, finde ich. Ich stelle immer wieder fest, dass ich noch viel zu wenig über die Gebräuche hier oben weiß.

»Aber wenigstens hast du jetzt bessere Laune«, sage ich zu Lilly.

»Nicht wirklich«, brummt Lilly. »Die nervt echt, diese doofe Kuh. Sie verbreitet überall Lügen über mich. Heute hat sie behauptet, ich hätte ihre Tasche geklaut und in die Mülltonne geworfen, was überhaupt nicht stimmt! Ich habe ihre blöde Tasche nie angefasst!«

»Hm, seltsam«, sage ich. »Wieso sagt sie denn so was, wenn es gar nicht stimmt?«

»Was weiß ich!«, zetert Lilly. »Sie war immer ziemlich unbeliebt und jetzt versucht sie, sich krampfhaft beliebt zu machen, indem sie andere schlechtmacht. Wieso sie sich dafür ausgerechnet mich ausgesucht hat, weiß ich nicht. Aber es nervt!«

»Kapier ich nicht«, sage ich. »Was hat sie denn davon? Wieso wird sie beliebter, wenn sie jemand anderen schlechtmacht?«

»Das musst du nicht verstehen«, sagt Gustav. »Das ist so ein Mädchending.«

»Was ist denn das für ein Schwachsinn?«, pflaumt Lilly Gustav an. »Das hat doch mit Mädchen nichts zu tun, das machen Jungs ganz genauso. Bei euch geht es ständig darum, wer der Beliebteste oder der Stärkste oder der Schnellste ist. Und überhaupt, was weißt du denn schon von Mädchen? Du bist auf einem Jungsinternat.«

»Ja, stimmt, sorry«, sagt Gustav. »Ich weiß tatsächlich nicht viel über Mädchen. Ich hab nur auch schlechte Laune. Mir ist nämlich kalt und ich will endlich wieder rein ins Warme. Trotzdem sind Mädchen irgendwie anders als Jungs.«

Sind sie das? Ich weiß überhaupt nichts über Mädchen. Das einzige Mädchen, das ich kenne, ist Lilly. Dass sie irgendwie anders ist als die Jungs, habe ich zwar auch schon festgestellt, aber das liegt daran, dass sie meine Schwester und wie ich zum Teil ein Dämon ist. Zumindest dachte ich das.

»Wie sind denn Mädchen anders?«, frage ich.

»Das beginnt mit dem Körperbau«, sagt Aaron. »Jungs sind im Allgemeinen kräftiger als Mädchen, weil der männliche Körper die Nahrung eher in Muskeln umwandelt. Und stärkere Knochen haben Jungs auch. Im Gehirn konnten noch keine signifikanten Unterschiede wissenschaftlich belegt werden, aber Mädchen ticken irgendwie anders als Jungs, das habe ich auch schon festgestellt. Festgestellt.«

»Ach ja?«, erwidert Lilly brummend. »Erzähl du mir nichts von anders ticken, da bist du ja wohl der Experte. Mädchen können alles, was Jungs können, das steht ja wohl fest. Aber darum geht es doch überhaupt nicht. Es geht darum, dass Chiara eine hinterhältige Schlange ist und mir tierisch auf die Nerven geht.«

»Was denn nun?«, frage ich verwirrt. »Ist sie eine Kuh oder eine Schlange? Wieso nehmt ihr eigentlich Tiernamen als Schimpfworte? Die Tiere tun doch keinem was.«

»Keine Ahnung«, brummt Lilly. »Ist doch egal, ist eben so. Sie ist eine doofe Kuh und eine hinterhältige Schlange und eine miese Ratte und eine widerliche Kakerlake und am liebsten würde ich sie in eine verwandeln und platt treten. Kann ich das? Ich bin die Tochter des Teufels, ich sollte so was können. Wie geht das? Kannst du’s mir zeigen?«

»Nein«, antworte ich. »Und selbst wenn ich wüsste, wie es geht, würde ich es dir nicht zeigen. Du kannst doch nicht einfach rumlaufen und jeden platt treten, der dir nicht passt.«

»Ich weiß«, seufzt Lilly. »Es war nur gerade so ein schöner Gedanke.«

»Sie kommt definitiv nach ihrem Vater«, stellt Gustav fest.

»Was willst du damit sagen?«, fragt Lilly. »Dass ich böse bin?«

»Na ja, irgendwie schon«, antwortet Gustav. »Wenn man jemanden in eine Kakerlake verwandeln und zertreten will, ist das schon böse.«

»Aber das war doch nur so dahingesagt«, verteidigt sich Lilly. »Warst du noch nie sauer und hast jemandem etwas Böses gewünscht?«

»Doch, klar. Ich wünsche mir regelmäßig, dass Miss Wentworth explodiert.«

»Oh ja, das wünsche ich mir auch regelmäßig«, stimme ich Gustav zu.

Miss Wentworth ist unsere Englischlehrerin. Sie lässt uns jeden Tag einen Vokabeltest schreiben, hat aber noch nie erklärt, was eine Vokabel eigentlich ist. Vielleicht heißen ja Kugelschreiber auf Englisch so, das würde dann wenigstens Sinn ergeben, wenn wir sie jeden Tag testen müssen. Aber egal, jedenfalls nervt das.

»Im Gegensatz zu euch habe ich aber keine teuflischen Kräfte, die so etwas möglich machen könnten«, fährt Gustav fort. »Von daher ist es bei mir nur eine harmlose Rachefantasie, ihr könntet so was aber tatsächlich machen.«

Stimmt, rein theoretisch könnte ich Miss Wentworth wahrscheinlich explodieren lassen. Papa kann das, und er macht es regelmäßig mit den Skrupellosen Modemachern in Abteilung 59. Die landen bei uns, weil sie nur Klamotten entwerfen, für die man magersüchtig sein muss, um reinzupassen. Dafür müssen sie dann in Stöckelschuhen mit ein Meter hohen Absätzen über einen Laufsteg spazieren, wobei sie mit jedem Schritt dicker werden, bis die Klamotten reißen und sie schließlich explodieren. Papa sitzt immer in der ersten Reihe und lacht sich kaputt. Wie genau er das mit dem Explodieren macht, weiß ich allerdings nicht. Muss ich aber auch nicht wissen – ich habe schließlich nicht vor, jemanden explodieren zu lassen.

»Nur weil man etwas kann, muss man es ja nicht gleich machen«, sage ich. »Und ich bin mir sicher, dass Lilly diese Chiara auch nicht wirklich in eine Kakerlake verwandeln und zertreten würde, oder?«

»Nein, natürlich nicht«, sagt Lilly. »Aber davon träumen wird man ja wohl noch dürfen.«

»Hast du denn schon mal versucht, mit ihr zu reden?«, fragt Aaron. »Frag sie doch einfach mal, wieso sie das macht. Vielleicht hat sie ja einen Grund. Grund.«

»Vergiss es, mit der kann man nicht reden«, erwidert Lilly. »Ich hab’s versucht, aber da hat sie mich nur ausgelacht und überall rumerzählt, ich hätte sie angebettelt, damit sie meine beste Freundin wird. Als ob ich das nötig hätte. Dämliche Ziege, blöde.«

»Jetzt lass doch mal die armen Tiere aus dem Spiel«, sage ich. »Gibt es keine anderen Schimpfworte?«

»Dumme Nuss«, sagt Gustav.

»Dusselige Nudel. Nudel«, sagt Aaron.

»Ja, Nahrungsmittel sind doch viel besser«, stelle ich grinsend fest.

»Miese Matschbirne«, fügt Lilly hinzu. »Hey, das macht Spaß! Wer hat noch eins?«

»Blöde Trulla«, sagt Aaron. »So bezeichnet meine Oma manchmal ihre Nachbarin. Nachbarin.«

»Dumpfbacke«, sagt Gustav.

»Runzeliger Ellenbogen«, sage ich, um auch etwas beizusteuern.

Die anderen sehen mich skeptisch an.

»Was denn? Bei uns unten ist das ein Schimpfwort«, sage ich. »Du runzeliger Ellenbogen. Gibt’s das hier oben nicht?«

»Äh … nein«, sagt Lilly. »Und das ergibt auch überhaupt keinen Sinn. Jeder Ellenbogen ist doch runzelig, wenn man den Arm ausstreckt.«

»Nicht die von unseren Kugeldämonen«, erwidere ich. »Die können ihre Arme nämlich nicht ausstrecken, weil sie gar keine haben.«

»Eiszapfen am Hintern!«, platzt Gustav heraus.

»Das ist aber auch nicht gerade lustig«, stelle ich fest.

»Soll es auch gar nicht sein!«, jammert Gustav. »Das ist das, was ich gleich habe, wenn wir nicht langsam wieder reingehen.«

»Oh, stimmt ja, dir ist kalt«, sage ich. »Dann lasst uns doch reingehen, ihr runzeligen Ellenbogen.«

»Immer noch nicht lustig«, frotzelt Lilly, während wir in Richtung Schule loslaufen.

»Selber nicht lustig«, frotzele ich zurück.

»Affenkopf.«

»Keine Tiere, Puddingnase.«

»Auch nicht lustig.«

»Nasenpudding?«

»Dafür, dass du aus der Hölle kommst, sind deine Schimpfwörter echt eine Katastrophe.«

Nichts Gutes

»Ab heute werden wir uns mit einem neuen Thema beschäftigen«, sagt der Holzapfel. »In den nächsten Wochen wird sich hier alles um Winkel drehen.«

Na super. Schon wieder ein neues Thema. Ich habe das letzte schon nicht kapiert. Da ging es um zerbrochene Zahlen oder so. Mathematik ist echt die Pest, wofür braucht man das eigentlich?

»Wir werden lernen, welche unterschiedlichen Winkel es gibt und wie man sie berechnet«, fährt der Holzapfel fort. »Vielleicht kann mir jemand zum Einstieg sagen, was ein Winkel überhaupt ist? Kennt ihr Winkel aus dem alltäglichen Leben? Wo kommen Winkel vor?«

Benno meldet sich.

»Beim Fußball!«, sagt er. »Wenn der Stürmer den Ball in den Winkel hämmert! So wie ich gestern!«

War ja klar. Benno hat nämlich außer Fußball nicht viel im Kopf. Ich würde sogar wetten, dass sein Gehirn einem Fußball nicht unähnlich ist, inklusive des Hohlraums.

»Sehr gut, das ist richtig, Benno«, lobt ihn der Holzapfel. »In einem Fußballtor gibt es Winkel. Wo noch? Ja, Aaron?«