Mach dein Leben bunt - Kerstin Werner - E-Book
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Mach dein Leben bunt E-Book

Kerstin Werner

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  • Herausgeber: Integral
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Was macht unser Leben bunt? Wie bringen wir unser Herz zum Leuchten? Wie können wir lernen, uns selbst zu lieben und so anzunehmen, wie wir sind? Die berührenden Geschichten von Kerstin Werner schenken wertvolle Impulse zur individuellen Beantwortung dieser Fragen. In vielen der inspirierenden und unterhaltsam erzählten Geschichten entdecken wir uns selbst und erkennen: Auch wenn das Leben vielleicht manchmal trüb und hoffnungslos erscheint, es ist viel bunter als wir denken, und es gibt immer eine Lösung. Manchmal reicht dafür schon ein anderer Blickwinkel …

In „Mach dein Leben bunt“ versammelt Kerstin Werner ihre schönsten und beliebtesten Geschichten aus den Büchern: „Gefühle zeigen erlaubt“, „Vertrauen ist der Schlüssel“, „Dein Herz darf leuchten“ und „Echt sein ist in“.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 213

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Das Buch

Was macht unser Leben bunt? Wie bringen wir unser Herz zum Leuchten? Wie können wir lernen, uns selbst zu lieben und so anzunehmen, wie wir sind? Die berührenden Geschichten von Kerstin Werner schenken wertvolle Impulse zur individuellen Beantwortung dieser Fragen. In vielen der inspirierenden und unterhaltsam erzählten Geschichten entdecken wir uns selbst und erkennen: Auch wenn das Leben vielleicht manchmal trüb und hoffnungslos erscheint, es ist viel bunter als wir denken, und es gibt immer eine Lösung. Manchmal reicht dafür schon ein anderer Blickwinkel …

Die Autorin

Kerstin Werner, geboren 1973, ist zertifizierter NLP-Coach, Fotografin und Autorin mehrerer Bücher, die sie bisher selbst publizierte und die innerhalb kurzer Zeit zu echten Bestsellern wurden. Ihre berührenden Geschichten finden den direkten Weg in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser und vermitteln wertvolle Impulse für Selbsterkenntnis und bewusste Lebensgestaltung. Die Autorin lebt in der Eifel.

www.kerstin-werner.de

Die Geschichten aus diesem Buch wurden erstmalig in den folgenden Büchern von Kerstin Werner veröffentlicht:

Gefühle zeigen erlaubt, Vertrauen ist der Schlüssel, Dein Herz darf leuchten und Echt sein ist in.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Die Verlagsgruppe Random House weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags für externe Links ist stets ausgeschlossen.

Integral Verlag

Integral ist ein Verlag der Verlagsgruppe Random House GmbH.

ISBN 978-3-641-20058-9V001

Erste Auflage 2016

Copyright © 2016 by Integral Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte sind vorbehalten.

Redaktion: Dr. Diane Zilliges

Einbandgestaltung: Guter Punkt, München

Covermotiv und Illustrationen: © Ulrike Hirsch

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

www.integral-verlag.de

www.facebook.com/Integral.Lotos.Ansata

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Was ist Liebe?

Tapetenwechsel

Wie du zum Sieger wirst

Alles darf sein

Das Pferderennen

Warum immer ich?

Beate ist gar nicht krank

In Liebe verzeihen

In der Ruhe liegt die Kraft

Die Stimme des Herzens

Wenn neues Leben anklopft

Gute Gespräche

Angst vor dem, was kommt

Hilflose Gefühle

Die Marmeladengeschichte

Es ist, wie es ist

Eine berührende Nikolausgeschichte

Gefühle dürfen sein

Mein Chef lobt mich nie

Liebst du, was du tust?

Adoption des Herzens

Liebe irritiert

Wie löse ich mein Karma auf?

Das Besengespräch

Hast du Angst vor dem Tod?

Wie lebe ich ein erfülltes Leben?

Die Liebe – sie lebt!

Ungeweinte Tränen

Spiegel der Vergangenheit

Krankheit als Botschafter der Seele

Fest der Liebe 3.0

Liebe heilt

Die Gefühle im Eisschrank

Mit Mut durch die Angst

Was ist eigentlich eine gute Mutter?

Im Wartezimmer des Lebens

Das Monster im Kopf

Anerkennung oder Kritik?

Wo ist die Welt?

Die Tür zum Leben

Ein Ungeborenes spricht

Mein Leben

Wie aus Schwächen Stärken werden

Ewiges Leben

Der Tod – die Einladung zum Leben

Lena und ihre Warzen

Vom Griesgram, der keiner war

Der Tod ist auch eine Lösung

Der Weg aus dem Leid

Wahrhaftige Begegnungen

Mach dein Leben bunt

Dankesworte

Vorwort

Welche Farben des Lebens sind dir bekannt und welche davon lebst du?

Die Frage klingt vielleicht seltsam, aber ich stelle sie so, weil ich davon überzeugt bin, dass kaum einer von uns wirklich alle Farben kennt. Die dunklen Farbtöne lehnen wir gern ab, weil sie Gefühle hervorbringen, die niemand haben will. Deshalb leben viele irgendwo zwischen Schwarz und Weiß, in einem monotonen Grauton. Weil sie Angst haben. Angst vor Neuland, Angst vor der Befreiung, Angst vor dem Strahlen. Ängste zu durchbrechen bedeutet Hingabe. Gefühle aushalten und durch den Schmerz gehen.

Ein buntes Leben – das klingt toll. Aber um es wirklich leben zu können, brauchen wir die Bereitschaft, uns einzulassen. Auf das, was das Leben für uns bereithält. Auf die Herausforderungen und auch die Menschen, die uns als Spiegel begegnen. Das erfordert Mut.

Wusstest du, dass es nicht einfach nur Rot gibt? Es gibt auch Ahornrot, Backsteinrot, Blutrot, Bordeauxrot, Brombeerrot, Camparirot, Eichelrot, Erdbeerrot, Flammenrot, Fuchsrot, Granatrot, Hahnenkammrot, Korallenrot, Papageienrot, Tintenrot und viele mehr. Ich bin mir sicher, von einigen Rottönen wusstest du nicht, dass sie überhaupt existieren. Ging mir genauso.

So ist es auch in unserem Leben. Wir leben es oft jenseits von bunt. In den Grautönen kennen wir uns gut aus. Ja, da fühlen wir uns sicher. Sicherheit bedeutet aber auch, dass nicht viel passiert. Das Leben plätschert so vor sich hin, wir kennen die Tagesabläufe – und es ist langweilig. Wir regen uns Tag für Tag über die gleichen Menschen auf, geben die Verantwortung für unsere Gefühle ab und glauben, dass das Leben es nicht gut mit uns meint.

Schluss damit!

Wir sind Schöpfer unseres Lebens. Wir treffen, wenn auch unbewusst, täglich Entscheidungen, mit denen wir die Richtung bestimmen. Wir sind verantwortlich dafür, wie wir mit dem, was das Leben für uns bereithält, umgehen. Und erst, wenn wir das wirklich so verinnerlichen, können wir in die Kraft wechseln, die sich durch das Ja zum Leben zeigt.

Dieses Buch wird dich aus deinem Schneckenhaus hervorholen. Du wirst Farbnuancen entdecken, von denen du zuvor nicht wusstest, dass sie überhaupt existieren. Du wirst dir selbst begegnen, was nicht immer schön ist. Aber du wirst den Mut entwickeln, deiner inneren Stimme zu folgen. Du wirst auf den Ruf deines Herzens hören. Du wirst wieder lebendig.

Die Geschichten, die du in diesem Buch findest, sind auf meinem Weg der letzten Jahre entstanden. Ich konnte durch das Schreiben immer mehr Farbtöne in mein Leben lassen, weil ich bereit war, sie zu leben. Ich begegnete der Ablehnung und dem Widerstand. Auch die dunklen Farbnuancen lernte ich zuzulassen. Ein tiefdunkles Braun gehört für mich heute genauso dazu wie ein sonnenklares Gelb.

Ich empfehle dir, beim Lesen zwischen den Geschichten Pausen zu lassen, damit sie wirken können. Denn das tun sie. Intuitiv wirst du dir diese Zeit ohnehin geben.

Nun wünsche ich dir, dass das Lesen für dich zu einer wunderbaren Entdeckungsreise wird. Sag Ja zu dem, was sich zeigt. Heiße deine Gefühle willkommen. Sie sehnen sich danach, aus dem Eisschrank befreit zu werden. Sei sanftmütig, liebevoll und achtsam mit dir selbst.

Du bist ein wunderbarer Mensch.

Öffne dich für diese Wahrheit.

Herzoffene Grüße

Kerstin

Was ist Liebe?

»Was ist Liebe?«, fragte der vierjährige Kevin seinen Vater.

»Ach, mein Sohn, seitdem deine Mama und ich uns getrennt haben, kann ich dir auf deine Frage keine Antwort mehr geben. Ich dachte, das sei Liebe, aber da habe ich mich wohl getäuscht.«

Diese Antwort reichte ihm nicht und so fragte er auch seine Mutter. Aber sie warf ihm bloß ein schnippisches »Frag deinen Vater« hin.

Als Kevin in den Kindergarten kam, fragte er seine freundliche Kindergärtnerin, ob sie wisse, was Liebe sei. Sie kam aus Russland und sprach noch kein besonders gutes Deutsch.

»Kevin, kannst du Frage noch mal wiederholen, bitte?«

Er tat es.

»Weißt du, Kevin, Liebe ist wie Geschenk«, begann sie nachdenklich, »aber wenn du wartest, bis du groß bist, dann wirst du automatisch irgendwann erfahren es.«

»Kann man Liebe auch kaufen?«

Er sah, dass die Kindergärtnerin Tränen in den Augen hatte.

»Ja, manche denken auch, dass sie ist käuflich«, sagte sie leise.

Egal wen Kevin auch fragte, er bekam keine zufriedenstellende Antwort. Verdammt! Irgendjemand musste doch wissen, was Liebe ist.

Die Schulzeit begann. Er war wirklich ein braver Schüler. Nachmittags machte er seine Hausaufgaben zusammen mit Hanna, seiner Tagesmutter, denn Papa musste ja arbeiten.

Als er sie eines Tages fragte, ob sie wisse, was Liebe sei, sagte sie: »Ja, ich weiß, was Liebe ist.«

Kevin wurde hellhörig.

»Liebe kannst du nur bekommen, wenn du auch Liebe gibst.«

»Heißt das, um Liebe zu erfahren, brauche ich immer jemand anderen?«, fragte Kevin irritiert.

»Ja, so ist das leider.«

»Wie fühlt sich das denn an?«

»Wenn du Liebe bekommst, ist das toll. Dein Herz wird dann ganz rot und warm.«

»Und was passiert, wenn ich allein bin?«

»Na, dann wird das Herz farblos und kalt.«

Und da beschloss Kevin, sich auf die Suche zu machen. Er wollte die Liebe finden. Damit auch sein Herz so schön rot und warm sein konnte.

Als er in die Pubertät kam, plagte ihn die Akne. Immer wenn er in den Spiegel schaute, erfasste ihn Kummer. ›So wird dich nie jemand lieben‹, grübelte er. Sogar sein Papa sagte, dass die Pickel schrecklich aussehen. Und so blieb Kevin lange Zeit ohne Liebe.

Nach seiner Lehre als Schreiner, in der auch die Pickel endlich verschwanden, arbeitete er als Geselle. Er zog von zu Hause aus, um seine eigenen Erfahrungen zu sammeln. Wie es war, eine Wohnung zu haben und auf eigenen Beinen zu stehen. Außerdem besuchte er Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung und entfaltete sich immer mehr.

Innerlich und äußerlich gereift lernte Kevin mit sechsunddreißig Maike kennen. Sie hatte eine Werbung der Schreinerei gelesen, in der Kevin tätig war, und beschloss dort anzurufen, weil sie sich einen extravaganten braunen Holztisch für das Wohnzimmer schreinern lassen wollte.

Maike war eine bildhübsche junge Frau. Und sie war ganz anders als andere Dreißigjährige. Sie plapperte nicht dümmlich drauflos, sondern dachte vorher darüber nach, was sie sagen wollte. Weder interessierte sie der Konsumrausch, der andere Frauen ihres Alters ergriff, noch das exzessive Partymachen bis in die Morgenstunden, nach dem Motto: Wer ist die Schönste im ganzen Land? Maike war selbstbewusst genug, sie brauchte derartige Bestätigungen überhaupt nicht.

Kevin durfte für sie den Holztisch anfertigen. Von Anfang an war eine besondere Chemie zwischen den beiden. Sie trafen sich öfter. Erst beruflich, dann aber auch privat. Allmählich fing es an, zwischen ihnen zu knistern. Die Treffen wurden länger, vertrauter, und die Nähe wuchs. Kevin hüpfte jedes Mal das Herz, wenn sie sich trafen. Bald merkte er, dass er sich in Maike verliebt hatte.

Eines Abends saßen sie auf der Veranda. Kevin hielt zärtlich Maikes Hand.

»Darf ich dich mal etwas fragen, Maike?«

»Aber klar doch«, entgegnete sie und küsste ihn sanft auf den Mund.

»Bisher konnte mir das niemand richtig beantworten, aber ich glaube, bei dir ist die Frage in guten Händen.«

Er macht eine kleine Pause, atmete tief durch. Dann fragte er: »Weißt du, was Liebe ist?«

Maike strahlte ihn verliebt an.

»Warte mal, ich werde dir etwas holen gehen.«

Sie stand auf, verschwand für kurze Zeit im Haus und kam mit einer braunen Holzkiste wieder. Es war eine Art Schatztruhe. Sie musste erst einmal den Staub abwischen und gab sie dann Kevin, der die Kiste auf seinen Schoß stellte.

»Diese Kiste hat mir mein Opa geschenkt, als ich sechs Jahre alt war. Er sagte mir, dass sich darin ein Schatz befinden würde. Und zwar der Schatz der Liebe.«

Kevin wurde nervös. Schließlich ahnte er, dass er nun die Antwort bekommen würde, nach der er seit Jahren suchte. Er durfte die Kiste jetzt öffnen. Sie knirschte in den alten Scharnieren. Es kam zuerst nur silbernes Papier zum Vorschein. Behutsam legte er es beiseite und kramte tiefer. Er wühlte sich durch die Styroporteilchen, die ihn etwas Zerbrechliches erahnen ließen. Dann stieß er auf eine ovale Platte. Als er sie herausnahm, sah er, dass es sich um einen Spiegel handelte, sorgsam in Stein gefasst. Kevin blickte hinein und sah sein Gesicht.

»Mein Opa sagte mir damals: Kind, du trägst die Liebe in dir«, erzählte Maike, während sie Kevin betrachtete, »dein Herz strahlt in den schönsten Farben und du darfst dich selbst lieben – genauso wie du bist, denn du bist etwas Besonderes. Und du wirst sehen, wenn du dich selbst liebst, dann lieben dich auch die anderen. Jeder, der sich selbst liebt, strahlt. Du wirst zu einem Menschenmagneten, weil du dadurch deinen Mitmenschen mit Liebe begegnest, denn die Liebe ist in dir. Denk immer daran, mein Kind.«

Maike verstummte und lehnte den Kopf an Kevins Schulter. Nun sah er neben seinem Gesicht auch ihres im Spiegel. Er lächelte.

Tapetenwechsel

»Wollen wir nicht einfach mal wegfahren?«, fragte Pia ihre Freundin Helga, denn sie brauchte dringend einen Tapetenwechsel. Sie klagte über alles Mögliche: Ihr Chef fauchte sie ständig an, als alleinerziehende Mutter nervten sie die Kinder oft, weil sie einfach nicht auf das hörten, was Pia ihnen sagte, und ihr Freund verhielt sich auch plötzlich sehr seltsam ihr gegenüber. Zeitweise konnte man fast denken, dass sie in einer Depression hing, so schlecht ging es ihr.

»Wieso willst du denn wegfahren?«, fragte Helga ihre Freundin.

»Na, um alles eine Weile hinter mir zu lassen und durchzuatmen«, antwortete Pia.

Helga schaute sie mit ernstem Gesichtsausdruck an: »Glaubst du wirklich, du findest Antworten, wenn du in die Ferne schweifst?«

Pia kannte die Antwort schon. Sie wusste aus vergangenen Phasen ihres Lebens, dass sie ein Abschweifen in die Ferne nur noch weiter von ihren inneren Antworten entfernte. Sie hatte kürzlich in einem Buch gelesen: »Wenn du immer wieder dasselbe tust und es dir nicht weiterhilft, mach einfach etwas anderes.« Also traf sie kurzerhand eine Entscheidung. Sie meldete sich bei einem Yogakurs an und vereinbarte regelmäßige Termine bei einem Gesundheitscoach. Außerdem setzte sie sich in ihren freien Zeiten weniger vor den Fernseher, sondern spazierte in die Natur hinaus, um Kraft zu tanken.

Drei Monate später trafen die beiden Freundinnen sich wieder. Pia war wie ausgewechselt und sprühte geradezu vor Lebensfreude.

Helga meinte: »Wie ich sehe, hast du deine Tapete gewechselt. Ohne in die Ferne zu schweifen, sondern mit einem fragenden Blick in dein Innerstes, welches Farbmuster deiner Seele guttut.«

Wie du zum Sieger wirst

Es war im letzten Sommer. Die kleine Pauline hatte gerade Fahrradfahren gelernt und war total happy. Ich konnte beobachten, wie sie auf dem Hof vor dem Haus mit Kreide eine Linie malte.

Sie stellte sich mit ihrem Rad dahinter und sagte: »Auf die Plätze, fertig, los!« Dann fuhr sie eine Runde, bis sie wieder zur Linie gelangte. Danach gleich noch einmal.

Das ging ungefähr eine Stunde so. Immer wieder gab sie einen Startschuss. Nur für wen? Ich musste schmunzeln, weil es einfach witzig aussah. Sie tat so, als wenn sie gegen jemanden Wettrennen führe, allerdings war keiner da.

Als sie später schwitzend abstieg, kam sie zu mir auf die Terrasse, um etwas zu trinken.

Ich fragte sie: »Sag mal, Pauline, gegen wen fährst du eigentlich die ganze Zeit Wettrennen?«

»Ich fahre nur für mich. Dann gewinne ich immer. Das find ich toll.«

Alles darf sein

»Ich habe Angst, dass ich ins Leid zurückfalle. Was kann ich nur tun?«, fragte Susanne ihre beste Freundin Karla, die schon oft für sie da war, wenn sie ihre Hilfe brauchte.

»Wie meinst du das?«, wollte Karla wissen.

»Ich bin ständig schlecht gelaunt und genervt. Ich bin dann auch meinen Kindern gegenüber blöd, mir selbst gegenüber sowieso und ich merke richtig, dass ich die Liebe meines Mannes dann besonders brauche. Aber der ist dann so genervt von mir, dass er mir die kalte Schulter zeigt. Daran gehe ich kaputt. Es ist wie ein Kreislauf, aus dem ich nicht rauskomme. Dabei weiß ich, dass mein Mann nicht für meine üble Situation verantwortlich ist.«

Karla überlegte kurz und sagte dann: »Weißt du, Susanne, ich habe auch lange Jahre damit zugebracht, aus dem Leid rauskommen zu wollen, indem ich es von mir ferngehalten habe. Bis ich irgendwann für mich begriff: Es geht nicht darum, es fernhalten zu wollen, sondern sich auf den damit verbundenen Schmerz einzulassen.«

»Das verstehe ich nicht. Ich soll mich aufs Leid einlassen? Aber dann suhle ich mich doch im Leid. Dabei will ich es ja nicht.«

»Ja, das glauben viele. Aber schau mal, worauf du dich jetzt die ganze Zeit fokussierst. Du willst das Leid weghaben. Dein Fokus liegt also auf dem Leid. Und so wirst du es immer mehr anziehen. Es ist das Gesetz der Resonanz. Energie folgt der Aufmerksamkeit. Dabei willst du letzten Endes doch wie alle anderen Menschen lediglich glücklich sein, oder?«

»Ja, genau. Ich will glücklich sein. Aber ich will dabei nicht leiden.«

Karla lachte, wurde aber wieder ernst, als sie merkte, dass Susanne nicht verstand, was sie sagen wollte.

»Als ich rausfand, dass es ums Einlassen ging, habe ich auch gelitten. Weil ich dem Schmerz, den ich schon so lange verdrängt hatte, endlich mal seinen Raum gab. Ich habe zwei Tage lang geweint und gedacht, es können nicht so viele Tränen aus einem rauskommen. Aber ich habe mir gesagt, dass nun alles sein darf. Ich habe mich darauf eingelassen. Auf das Leben. Und Leben bedeutet, das zu leben, was da ist. Und nicht, das Leben fernhalten zu wollen. Verstehst du?«

»Aber ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Ich glaube, allein schaffe ich das nicht.«

»Allein schaffst du das nicht? Welche Stimme hat denn da gerade das Zepter übernommen? Das ist doch irgendeine auferlegte Stimme von früher. Die ängstliche, kleine Susanne, die angeblich so viel nicht geschafft hat, spricht doch da, oder?«

»Ja, das stimmt. Diese Stimme ist oft sehr präsent. Ich habe häufig das Gefühl, etwas nicht zu schaffen.«

»Das sind äußere Stimmen, die du irgendwann zu inneren gemacht hast. Deshalb glaubst du manchmal, es wären deine. Und deine Herzensstimme – was sagt die?«

»Die sagt: Vertraue!«, kam es spontan aus Susannes Mund.

»Okay, gesetzt den Fall, du vertraust dir tatsächlich und erlaubst dir, dass deine Gefühle sein dürfen. Was denkst du, könnte dann passieren?«

»Wie geht das? Ich tue mich schwer, einfach so zu vertrauen. Wie kann ich mir das erlauben?«, fragte Susanne hilflos.

»Sage dir einfach: Alles darf sein. Du wirst sehen, wenn du das immer wieder leise für dich sagst, dass sich etwas in dir bewegt. Weil du nichts mehr wegschiebst, was sowieso da ist. Da gehört manchmal ein wenig Mut dazu, das stimmt. Manche Gefühle tun mehr weh, andere weniger. Und vor denen, die mehr wehtun, haben wir besonders viel Angst. Diese Gefühle sind auch nicht schön, weil sie schmerzen. Deshalb wehren wir uns dagegen. Aber meine Erfahrung zeigte mir bislang: Wenn wir tatsächlich darauf vertrauen, werden die Schmerzen, die wir empfinden, deutlich weniger oder gehen sogar ganz. Weil wir uns erlauben, dass alle Gefühle sein dürfen. Die Gefühle, die wir ewig in der Dunkelheit eingesperrt hatten, kommen durch unsere Erlaubnis ans Licht. Und genau dadurch fühlen sie sich endlich frei. Halte nicht am Leid fest, Susanne, indem du es nicht fühlen willst. Sondern erlaube dir, das zu leben, was da ist. Solange das Leid für dich etwas Schlimmes ist, wirst du es fernhalten wollen. Was wäre jedoch, wenn deine Angst vor dem Leid der Weg ist – in dein inneres Glück? Es hört sich vielleicht paradox an, aber wirkliche Selbstliebe beginnt da, wo du das annimmst, was du lange Zeit weghaben wolltest. Und genau in dem Moment wirst du loslassen können. Und genau darum geht es. Dass du loslassen kannst, was dich jetzt noch im Leid gefangen hält.«

Die Worte von Karla wirkten lange nach, und je öfter Susanne sich sagte: »Alles darf sein«, desto näher kam sie sich selbst. Sie ließ alte Muster hinter sich, indem sie Gefühle durchlebte, die sie lange Zeit weghaben wollte. Und eines konnte man im Laufe der Zeit in ihrem Gesicht ablesen: die wachsende Freude.

Von Monat zu Monat sah man mehr Klarheit in ihren Augen. Sie akzeptierte, was ist, und wollte nicht mehr jemand sein, der sie nicht war. Sie nahm sich in ihrer Vollkommenheit an, und dadurch veränderte sich ihr Leben in allen Bereichen positiv. »Alles darf sein« wurde ein Mantra in ihrem Leben, das sie ständig vor sich hersagte und das ihr half, viel Leid hinter sich zu lassen, indem sie sich auf das Leben einließ. Mit allem, was es zu bieten hatte.

Das Pferderennen

Vom ersten Tag an liebte Lisa ihr weißes Pferd. Sie liebte es, auf ihm zu reiten, und umsorgte es zärtlich.

Sie gab ihm gute Nahrung und egal, welchen Platz ihr Pferd beim Rennen machte, sie stand hinter ihm und sagte ihm immer wieder: »Egal, welche Leistung du erbringst, ich liebe dich und werde dich immer lieben.«

Rainer hatte sich ein schwarzes Pferd gekauft, um mit ihm Siege zu erringen. Er gab seinem Pferd die teuerste Nahrung und feuerte es beim Training an: »Komm, Blacky, du schaffst das. Schneller, schneller, auf, mein Junge. Du wirst das beste Pferd überhaupt. Wir werden gemeinsam jeden Preis holen.«

Beim nächsten Rennen in der Stadt gingen beide Pferde an den Start. Rainer war stolz wie Oskar, denn wie so oft gewann sein Pferd. Nach der Siegerehrung ging er mit ihm zum Stall.

»Und morgen trainieren wir gleich weiter, damit du beim nächsten Rennen noch besser bist. Gemeinsam schaffen wir das. Du bist eines der schnellsten Pferde, die ich kenne«, motivierte er den Rappen und zog triumphierend nach Hause.

Lisas Pferd belegte nur den vierten Platz. Als sie es zur Box begleitete, sagte sie mit sanfter Stimme: »Du weißt, ich liebe dich, gleichgültig, ob du gewinnst oder nicht. Es ist einfach wundervoll, dass es dich gibt. Ich liebe es, auf dir zu reiten. Wir werden zusammen alt.«

Sie gab ihrem Pferd einen Kuss auf die samtweichen Nüstern und verabschiedete sich. Zufrieden und mit erfülltem Herzen ging sie heim. Glücklich, dass sie so ein Pferd ihr eigen nennen durfte.

Am nächsten Morgen war Aufruhr bei den Ställen. Als Lisa näher kam, wunderte sie sich über die vielen Leute, die mit betrübter Miene herumstanden. Reporter hielten Kameras auf Rainer und streckten ihm ihre Mikrofone entgegen.

Er sagte mit bebender Stimme: »Mein Pferd ist heute Nacht plötzlich gestorben. Und das nach so einem hochklassigen Rennen.«

Als die Kameras aus waren, drängte sich Lisa zu Rainer durch und fragte: »Weiß man denn, woran Blacky gestorben ist?«

»Nein«, erwiderte Rainer, »ich verstehe es nicht. Eigentlich hatte mein Pferd ja alles, was es zu einem glücklichen Leben braucht.«

Warum immer ich?

Mechthild wurde nun schon zum fünften Mal von einem Mann betrogen. Sie hatte die Schnauze gestrichen voll. Als sie bei ihrer Freundin Veronika war, heulte sie rum: »Warum immer ich? Können die Kerle sich nicht mal jemand anderen aussuchen zum Verarschen?«

Veronika meinte daraufhin: »Du mit deinen Warum-Fragen. Die bringen dich nicht wirklich ans Ziel. Ich glaube ja, dass es einen Sinn hat, wieso du betrogen wirst.«

»Und was soll das bitteschön für einen Sinn haben? Welche Fragen führen mich denn ans Ziel?«, fragte sie schon fast beleidigt.

Aber Veronika blieb gelassen: »Es ist so: Warum-Fragen führen weiter ins Problem rein – aber nicht in die Lösung. Willst du also ein Problem lösen, ändere deine Fragestellung. Oft reicht es schon, wenn du aus einem Warum ein Wie machst.«

»Das würde dann in meinem Fall bedeuten, ich solle mich fragen: ›Wie immer ich?‹ Das ergibt doch keinen Sinn!«

Veronika lachte.

»Damit du verstehst, was ich meine, gebe ich dir klassische Beispiele. Spür mal bei den Fragen in dich hinein. Ich sage dir immer eine Warum- und dann im Vergleich eine Wie-Frage. Es ist immer die gleiche Situation. Nur die Fragestellung ist eine andere.

Warum bin ich unglücklich?

Wie werde ich glücklich?

Warum finde ich keinen Job?

Wie finde ich einen Job?

Warum passiert das immer mir?

Wie bin ich in die Situation gekommen?

Warum hab ich kein Geld?

Wie kann ich Reichtum erlangen?

Warum mache ich mir so viele Gedanken?

Wie bekomme ich wieder Macht über meine Gedanken?

Kannst du mir spontan sagen, wie es dir geht, wenn du diese Fragen hörst?«

Mechthild überlegte kurz und sagte: »Die Warum-Fragen sind voller Schwere. Die Wie-Fragen geben mehr Kraft und Freiheit.«

»Genau. Ich könnte diese Liste an Fragen unendlich fortführen. Solange du dich als Opfer des Lebens fühlst, wirst du automatisch und völlig unbewusst in den Warum-Fragen umherirren. Jetzt, wo du es weißt, kannst du dir andere Fragen stellen. Neue Fragen – neue Antworten. Und du wirst womöglich etwas Ähnliches merken wie ich: Die Veränderung der Fragestellung vom Warum ins Wie bedeutet einen Wechsel von der Opferrolle in die Selbstverantwortung. Es ist der Appell an sich selbst, ins Handeln zu kommen. Und genau das ist die Kraft, die du spürst.«

Mechthild ging aus diesem Gespräch nachdenklich heraus. Aber sie hatte verstanden, dass sie ihren Fokus ändern muss, wenn sie aus diesem Opfermodus rauskommen will.

Heute, zwei Jahre später, lebt sie glücklich in einer Beziehung. Sie hat sich gefragt, wie es dazu kommen konnte, dass sie immer wieder betrogen wurde. Sie wollte wissen, was sie damit zu tun hat. Sie stellte sich dem, was dadurch ans Tageslicht kam. Und so fand sie heraus, dass sie selbst auch oft unehrlich war. Besonders zu sich selbst. Sie hatte sich oft verleugnet, um bei anderen gut dazustehen und um geliebt zu werden.

Sicherlich war die Tendenz dazu auch jetzt noch da, doch da sie um ihre Verhaltensmuster wusste, war sie insgesamt achtsamer mit sich geworden. Diese Achtsamkeit war für Mechthild der Schlüssel zu einem bewussten Leben, in dem Unehrlichkeit wenig Platz hat.

Heute sagt sie viel öfter, was sie denkt und fühlt, und folgt ihrer eigenen Stimme, auch wenn das immer noch manchmal ein Bauchgrummeln verursacht.

Der einfachste Weg ist oft bequem.

Der glückliche Weg ist manchmal herausfordernd.

Für welchen entscheidest du dich?

Beate ist gar nicht krank

Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit.

Beate ist heute fünf Jahre alt. Ihre Eltern informierten die Erzieherinnen im Kindergarten, dass bei ihr ADHS diagnostiziert wurde. Sie wurde schnell als schwierig empfunden. Immer wieder war sie auffällig und schwer zu handeln. Das bestätigten auch Beates Kindergärtnerinnen recht schnell.

Eines Tages musste Beate zur Kur. »Sie soll lernen, sich zu benehmen«, wurde den anderen Kindern in der Gruppe gesagt. Hoffentlich könne sie dort zur Ruhe kommen, damit sie sich nicht immer gleich über alles so aufrege. Mit ihrer aufgebrachten Art konnte sie nämlich alle zur Weißglut bringen.