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Wo Menschen zusammenkommen, geht es immer auch um Macht. In vielen beruflichen Milieus gehört es heute allerdings fast schon zum guten Ton, mit Machtanwendung nichts zu tun haben zu wollen. Das hält Führungscoach Peter Modler für einen fatalen Irrtum und nimmt sich die konkreten Machtfragen in unserem Joballtag vor. Wer verantwortlich handeln will, sollte seine Scheuklappen ablegen, sein Selbstbild hinterfragen und gelassen seine Macht einsetzen. In vielen anschaulichen und erzählerischen Beispielen räumt sein Buch mit Missverständnissen auf. • Macht ist nicht gleich Machtmissbrauch • Macht heißt Rollenübernahme • Macht ermöglicht Produktivität • Macht muss nicht korrumpieren • Macht anwenden ist das Gegenteil von Ohnmacht kultivieren Ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Konfliktscheu und für beherzt aufgebotene Gestaltungsmacht. »Peter Modler erklärt die Sprachmuster von Alphatieren wie Donald Trump - und weiß auch, wie man mit Sprach-Rüpeln im Büro fertig wird.« stern (zu »Mit Ignoranten sprechen«)
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Peter Modler
MACHT
Wie du sie anwendest, auch wenn du nichts von ihr wissen willst
Campus Verlag
Frankfurt/New York
Über das Buch
Wo Menschen zusammenkommen, geht es immer auch um Macht. In vielen beruflichen Milieus gehört es heute allerdings fast schon zum guten Ton, mit Machtanwendung nichts zu tun haben zu wollen. Das hält Führungscoach Peter Modler für einen fatalen Irrtum und nimmt sich die konkreten Machtfragen in unserem Joballtag vor. Wer verantwortlich handeln will, sollte seine Scheuklappen ablegen, sein Selbstbild hinterfragen und gelassen seine Macht einsetzen. In vielen anschaulichen und erzählerischen Beispielen räumt sein Buch mit Missverständnissen auf.- Macht ist nicht gleich Machtmissbrauch- Macht heißt Rollenübernahme- Macht ermöglicht Produktivität- Macht muss nicht korrumpieren- Macht anwenden ist das Gegenteil von Ohnmacht kultivierenEin leidenschaftliches Plädoyer gegen Konfliktscheu und für beherzt aufgebotene Gestaltungsmacht.»Peter Modler erklärt die Sprachmuster von Alphatieren wie Donald Trump - und weiß auch, wie man mit Sprach-Rüpeln im Büro fertig wird.« stern (zu »Mit Ignoranten sprechen«)
Vita
Peter Modler betreibt seit 1998 in Freiburg i. Br. eine eigene Unternehmensberatung. Über 3000 Führungskräfte haben an seinen Workshops und Trainings teilgenommen. Bekannt geworden ist er als Erfinder des »Arroganz-Trainings® für führende Frauen«. In seiner Coaching-Ausbildung »Profit by Difference« bildet er Führungskräfte im gesamten deutschen Sprachraum aus. Zuletzt erschien von ihm das Buch »Wenn Höflichkeit reinhaut« (2022).
Cover
Titel
Über das Buch
Vita
INHALT
Impressum
EINLEITUNG
Toxischer Shit
Merkelismus
Unausweichliche Machtanwendung
Kapitel 1
Die verheerende Gleichsetzung — Oder: Wenn Macht dasselbe ist wie Machtmissbrauch
Sehr früher Punk
Gelingende Machtanwendung
Kapitel 2
Die Spiele, die Tests und die Kämpfe — Oder: Wie wir Macht buchstabieren
Menschen und Spielchen
Versuche und Testverfahren
Machtmenschen und Machthaber
Kapitel 3
Die Anziehungskraft von Unschuld — Oder: Wie unausweichlich ist Korruption tatsächlich?
Am Intellektuellen-Stammtisch
Die Attraktivität von Unschuld
Schuld und Perfektion
Kapitel 4
Die Coolness von Machtanwendung — Oder: Worauf Verantwortung antwortet
Dreihundert PS, fünfzehn Meter
Coole Machtanwendung antwortet
Unauffällig statt dramatisch
Kapitel 5
Die leisen Effekte — Oder: Wie Macht indirekt ausgeübt wird
Die Tante aus der Stadt
Macht und Manipulation
Dem Chef geht’s schlecht
Kapitel 6
Die Leute drinnen und die draußen — Oder: Wie sozial Inklusion ist – und Exklusion auch
Einladende Macht
Ausschluss als Dienst
Kapitel 7
Die beiden Sprachen — Oder: Wie Macht horizontal und vertikal eingesetzt wird
Die Beliebtheit von Macht
Relationales Vorgehen und Rollen
Kapitel 8
Die Verteidigung der Rolle — Oder: Wann Ungehorsam zum Job gehört
Nebel in Smolensk
Ungehorsam um der Rolle willen
Kapitel 9
Die Erkundung des Terrains — Oder: Wie die Landkarte eigener Macht entsteht
Nicht endende Lehrzeit
Kapitel 10
Die agilen Machthaber — Oder: Wie Teams zum Mythos werden
Teamfähig – machtunfähig?
Hierarchiefreies Rugby
Kapitel 11
Der Abwehrzauber — Oder: Wenn fromme Adjektive Erkenntnis verhindern
Das ETA-Syndrom
»E« wie »empathisch«
»T« wie »toxisch«
A wie »authentisch«
Kapitel 12
Die Sexyness von Regeln — Oder: Wie wenig Gewicht nur gedachte Standards haben
Das Theater der Richterin
Der Preis von Kultur
Hogwarts hat geschlossen
Kapitel 13
Die befreienden Fesseln — Oder: Wieso erst kontrollierte Macht produktiv wird
Ausfall der Aufsicht
Rituelle Korrektur
Kapitel 14
Die dunkle Seite des Mondes — Oder: Was »Macht über sich selbst« heißt
Die Stimme im Rücken
Verlangsamung und Selbstbeherrschung
Kapitel 15
Die Entscheidung und ihr Schmerz — Oder: Was Kündigungsmacht für die andere Seite bedeutet
Miese Gefühle
Angemessene Haltung
Kapitel 16
Der Safe Space für Führungskräfte — Oder: Wie man die Seele in der Machtanwendung schützt
Lautes Beten
Seelische Nahrung
Kapitel 17
Der Wechsel des Mantels — Oder: Wie man Macht beendet – oder auch nicht
Souveränes Entscheiden
Rimbambimento oder Change
Kapitel 18
Die schöpferische Machtanwendung — Oder: Warum Menschen »in charge« sein sollten
Co-Creator
In Charge
Kapitel 19
Macht ausüben im Beruf — Ein paar Grundregeln
ANHANG
Anmerkungen
Empfohlene Literatur
Weitere Bücher von Peter Modler
»Wenn man all das zusammenfasst, kannst du sehen, wie sensibel es die Seele vieler Leute macht –
sodass sie sich schon beim geringsten Zwang, den ihnen jemand auferlegt, aufregen und es nicht ertragen.
Am Ende […] kümmern sie sich nicht mehr um die Gesetze […], um ja keinen Herrn über sich zu haben.
Das genau aber […] ist der hübsche Anfang, woraus die Tyrannei erwächst.
Denn besonders große Freiheit kippt offenbar […] in nichts anderes als in besonders große Sklaverei.«
Plato, Polyteia (Achtes Buch, 14/15) (ca. 375 v. Chr.)
Wer der Auslöser für dieses Buch war, weiß ich noch ganz genau: ein junger Mann zwischen zwanzig und dreißig. Seinen Namen weiß ich bis heute nicht.
Er hatte eine enorm sympathische Ausstrahlung, wach, charmant, schlagfertig. Bei einem meiner Vorträge war er mir aufgefallen, weil er so intelligente Fragen gestellt hatte und bei ein paar kleinen Szenen, die ich vor dem ganzen Publikum dargestellt hatte, völlig angstfrei und selbstbewusst mitgemacht hatte. Bei dem Vortrag war es um Konflikte an Universitäten gegangen. Wir hatten alle zusammen in diesem Hörsaal eine gute Zeit gehabt, uns mit dem Thema auseinandergesetzt, uns gewundert, gelacht und ein paar praktische Lösungen gefunden. Als nach dem Vortrag die meisten schon gegangen waren, kam er dann aber noch einmal zu mir und stellte mir eine Frage, die ihm auf dem Herzen zu liegen schien – nämlich die, ob es tatsächlich so viele Machtspiele im Management von Forschungseinrichtungen und Lehrstühlen gebe. Das musste ich bejahen. Aber, fügte ich hinzu, wenn man sich darauf einstellt, kann man gut damit klarkommen.
Er jedoch schüttelte daraufhin, sichtlich angewidert, den Kopf und ging einfach. Beim Hinausgehen hörte ich ihn nur noch vor sich hinmurmeln: »Toxischer Shit. Echt toxischer Shit.« Es war völlig klar, dass er mit diesem Sachverhalt nichts zu tun haben wollte.
Seither ist er mir präsent. Dieses Buch würde ich ihm gern zu lesen geben. Dabei ist er mit seiner demonstrativen Abneigung alles andere als allein. Ich treffe seit Jahren auf solche Reaktionen: gut ausgebildete, intelligente Leute, die dann sofort Ablehnungsreflexe entwickeln, wenn sie mit Machtfragen zu tun haben sollen. Sie empfinden es als derart abstoßend, im Beruf auf einen anderen Faktor zu treffen als ihre fachliche Kompetenz – auf die sie oft zu Recht stolz sind –, dass sie sich lieber aus jeder Auseinandersetzung zurückziehen. Entweder begegnet mir jemand auf der Höhe meiner Fähigkeiten und meiner Bildung oder ich lasse es ganz bleiben. Selber schuld!
Es passt da durchaus ins Bild, wenn in mehreren großen Erhebungen bei jüngeren Berufstätigen der Anteil derer deutlich abnimmt, die sich irgendwann in einer Führungsrolle sehen.1
Ich bedaure das. Woher dieses Mindset kommt, kann ich nachvollziehen, aber es führt leider dazu, dass eine Gesellschaft (und auch die Unternehmen in ihr) die besten Köpfe verliert. Das können wir uns um unser aller Zukunft willen gar nicht leisten.
Darum also dieses Buch, im Grunde so etwas wie ein langer Brief an diesen mir Unbekannten oder vielmehr an alle diejenigen, die sich aus verständlichen Gründen aus Machtfragen heraushalten wollen. Und damit leider anderen Leuten Tür und Tor öffnen, die bei diesem Thema keinerlei Skrupel haben.
Mit Macht möchten ja inzwischen sehr viele Menschen nicht einmal dann etwas zu tun haben, wenn sie sich in einer Rolle befinden, die andere als ausgesprochen machtvoll empfinden. In der Gruppe entscheiden: gern. Konsens im Team haben: auf jeden Fall. Aber etwas durchsetzen, auch gegen Widerstand: lieber nicht.
Ein Beispiel, das für viele stehen könnte: jemand wie der Türsteher des legendären Berliner Szene-Clubs »Berghain«, der unzählige Menschen nicht hineinlässt, die dort auch gern tanzen würden. Das finden die Abgewiesenen natürlich alles andere als toll. Er hat zwar seine Gründe (will nämlich einen geschützten Raum ermöglichen), teilt sie aber den Weggeschickten nicht mit. Die Betroffenen können nach seiner Entscheidung gleich wieder abziehen.
Klarer Fall von Machtausübung! Sollte man meinen. Die Pointe ist aber, dass genau dieser Sachverhalt von eben dem Türsteher kategorisch bestritten wird. Zwar weist er tatsächlich jeden Tag Leute ab, jahrelang, behauptet aber ausdrücklich, dass das mit Macht nichts zu tun habe.2 Wie wenn er sich dieses Begriffes schämen würde. Er will offensichtlich innerhalb seiner Szene auf keinen Fall als jemand dastehen, der Macht ausübt. Das wollen inzwischen viele nicht mehr. Wie kommt das?
Es versteht sich inzwischen fast von selbst, dass bei vielen Menschen mit einer entschieden moralischen Überzeugung zwar eine Menge Kompromisse eingegangen werden, aber bei Machtfragen ist die rote Linie schnell überschritten. Bezeichnend die Antwort auf die Frage, die vor ein paar Jahren an einen Großmeister der Achtsamkeit, den buddhistischen Lama Ole Nydahl, gestellt wurde. Der Lama wurde gefragt: »Was steckt hinter dem Bedürfnis, Macht ausüben zu wollen?« Darauf entgegnete der Lama: »Das Bedürfnis, andere zu beherrschen, resultiert aus der eigenen Schwäche … (es waren, d. V.) oft Leute, die wenig Spaß am Leben hatten und ein bisschen langweilig waren … Fröhliche Menschen müssen niemanden beherrschen! Wer selbst stark ist, muss nicht auf anderen Leuten sitzen.«3 Ein bisschen unernst der Lama, ein bisschen am Thema vorbei, aber irgendwie klingt’s doch cool.
Auch in vielen Firmen und Organisationen wird über Machtfragen inzwischen überhaupt nicht mehr geredet (übrigens auch nicht seitens der Betriebsräte), es gibt da eindeutig angesagteres Vokabular, Teilhabe etwa oder Spirit, Authentizität oder die gute alte Work-Life-Balance. Und alles natürlich »wertschätzend,« unbedingt. Gegen diese angenehmen Begriffe ist auch grundsätzlich gar nichts einzuwenden, wenn nicht … ja, wenn nicht ihr inflationärer Gebrauch den Verdacht nahelegen würde, dass es da einen ganz enormen blinden Fleck geben könnte.
Denn wer sich nicht täuschen lässt vom einladenden Sound agilen Arbeitens und hierarchiefreier Botschaften stößt durchaus nicht auf herrschaftsfreie Zonen.
Von anderen Ländern aus gesehen, wirkt auch der Umgang der Deutschen mit politischen Machtfragen etwas bizarr. Die hiesige Eigenart, etwas lieber nicht direkt zu entscheiden, sondern sich ewig Zeit zu lassen mit Hin- und-her-Diskutieren – man könnte es als Merkelismus apostrophieren –, wirkt dort befremdend.
Von innen aus betrachtet, ist das natürlich ganz anders. Wissen die da draußen denn nicht mehr, welchen brutalen Gewalt-Exzessen sich die Deutschen im Dritten Reich ausgeliefert hatten? Das Zurückschrecken vor Machtausübung muss doch nur zu verständlich sein angesichts einer Vergangenheit, wo schrankenlose Macht in Gestalt eines einzigen Menschen, eines sogenannten »Führers«, verherrlicht worden war.
Der Machtmissbrauch dieser Jahre war so existenziell und hatte eine solche Blutspur hinter sich hergezogen, dass es jahrzehntelang zum Code of Conduct bei deutschen Intellektuellen gehörte, von Machtfragen nichts wissen zu wollen. Noch am ehesten befasste man sich damit in der Form des spöttischen Kommentars. Aber etwa selbst Macht auszuüben: no way.
Allerdings mehren sich die Zeichen, dass dieses antrainierte Zurückschrecken vor jeder Machtanwendung einen hohen Preis hat. Denn im Windschatten dieses vermeintlich unschuldigen Verhaltens erodiert Vertrauen, breitet sich das Recht des Stärkeren aus, gehen moralische Maßstäbe verloren und wird das untergraben, was wir Demokratie nennen.
Zugegeben, der Begriff Machtanwendung hört sich irgendwie kalt und dezent brutal an. Dabei stellen sich schnell Assoziationen ein, die uns am Ende nicht viel weiterhelfen. Wir denken an den Herrn der Ringe, an einen Diktator im Amt, an den Idioten von Chef, der seine Leute zusammenbrüllt, oder an eine Königskrönung mit all ihrem goldenen Pomp. In den Sekundenbruchteilen, die unser Gehirn zum Assoziieren braucht, taucht vielleicht die schreiende Menge beim Reichsparteitag mit Goebbels auf, ein segnender Papst oder Konzernvorstände in Privatjets. Die Grundstimmung ist dabei eher nicht positiv.
Hinzukommt, dass viele Menschen inzwischen Machtanwendung und Machtmissbrauch einfach gleichsetzen. Dieses Missverständnis ist eines der bequemsten und der folgenreichsten. Denn genau diese Gleichung erzeugt nicht nur politische Blindheit in Firmen und Gesellschaft, sie lähmt auch sehr effizient. Die flache Gleichsetzung untergräbt jede Machtanwendung, die zu Veränderung, gar Verbesserung der Verhältnisse führen könnte. Wozu so eine Macht noch organisieren, wenn es ja doch nur eine Frage der Zeit ist, bis ein Missbrauch aus ihr wird? Dann lieber nichts tun, dann lieber folgenlose Kritik äußern an denen, die wir völlig undifferenziert als »die Mächtigen« beziehungsweise »die Machthaber« bezeichnen. Das bringt uns dann die Zustimmung der Gleichgesinnten ein, gegenseitiges Schulterklopfen, weil man vermeintlich auf der richtigen Seite steht. Wozu diese Haltung aber faktisch führt, ist nichts anderes als die Kultivierung von Ohnmacht.
»Macht« kommt sprachgeschichtlich vom alten »mögen«, »vermögen«, also können. Unser Verb »machen« leitet sich direkt davon ab. Mit »mögen« im Sinn von Sympathie hat es nichts zu tun, vielmehr handelt es sich, ganz neutral verstanden, nur um ein anderes Wort für Wirksamkeit. Im alltäglichen Sprachgebrauch, gerade unter Gebildeten, wird über Macht allerdings kaum noch so neutral gesprochen, sondern in der Regel mit moralischer Aufladung. Die Empörungsbereitschaft wartet bei diesem Begriff an jeder Ecke.
Im Folgenden begebe ich mich darum auf so etwas wie eine Forschungsreise durch unseren Alltag. Dabei halten wir uns nicht weiter damit auf, die Ausübung von Macht nur in der sogenannten großen Politik zu verorten. Klar, wenn man das macht, fällt das Jammern und die Verurteilung leichter, weil wir ja mit eben dieser »großen Politik« vermeintlich nichts zu tun haben. Aber wir sind damit nur scheinbar fein raus. Der Taschenspielertrick ist zu dreist. Wir tun oft so, als wären wir bloß engagierte Beobachterinnen, während wir in Wirklichkeit Akteure sind und voll dabei. Ich erkläre das im Buch noch detailliert.