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Zwei gefährliche Einsätze warten auf die Gruppe, die unter der Leitung von Matthew Drax vom Ringmond aus zur Erde aufbricht. In der lebensfeindlichen Antarktis muss der Flächenräumer aus dem Eis geholt und über ein Wurmloch ins Ringplanetensystem transportiert werden. Riskanter noch ist die Bergung eines lebenden Steins aus dem Flöz bei Stralsund, denn niemand weiß, was die permanente Tachyonenstrahlung, die von ihm ausgeht, dort angerichtet hat. Und über allem zieht der Mond seine Bahn, der in wenigen Tagen auf die Erde stürzen wird ...
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Seitenzahl: 145
Cover
Impressum
Was bisher geschah …
Die Bergung
Leserseite
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Lektorat: Michael Schönenbröcher
Titelbild: Néstor Taylor/Bassols
Autor: Jana Paradigi und Ramon M. Randle
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7666-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.
Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die verschiedene Spezies durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der gemäßigten Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen! Doch die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren dabei, mit einer Transportplattform Menschen von der Erde zu evakuieren. Dann jedoch gerät das Wurmloch außer Kontrolle. Zwar gelangt Matt mit einem Gleiter noch nach Novis, erfährt dort aber, dass die Offerte der Initiatoren eine Falle ist. Einst kristallisierte ihr Planet Kasyn und zwang sie, auf einen der Monde umzuziehen. Um sich vor der Kristallstrahlung zu schützen, entwarfen sie einen mit Gehirnen betriebenen Mentalschirm.
Aber es gibt eine Möglichkeit, die Erde zu retten! Dazu muss Matt Kontakt mit den Pancinowa, den Wurmloch-Architekten, aufnehmen. Auf deren Planeten Cancriss wird seine Bitte entsprochen – unter der Bedingung, vor Ort Aruulas Lauschsinn erforschen zu dürfen. Sie willigt ein und wird später durch die Telepathin Eileen ersetzt.
Matt kehrt nach Novis zurück, wo Xij vorschlägt, mit der Klontechnik der Erd-Hydriten Gehirne zu züchten! Die Initiatoren nehmen ihre Idee dankbar auf und starten im Gegenzug eine Expedition zur Rettung der Erde. Ein Radioteleskop in New Mexico soll es ermöglichen, ein Wurmloch von ausreichender Größe zu erzeugen, um den Mond in sein Orbit zurückzuversetzen.
Da greift Aran Kormak, ein machtgierigen Colonel von der Erde, die Siedler und Rebellen an, scheitert aber. Er sabotiert die gerade errichtete Klonfabrik der Hydriten und will mit einem Transferturm zu einem anderen Mond fliehen, wird aber in einer Wartungskammer eingesperrt.
Davon ahnt Matt nichts, als er und Aruula zu den Initiatoren geholt werden – um deren großes Geheimnis zu erfahren! Die Systemherren haben nämlich entdeckt, dass die beiden Menschen bereits Kontakt zu einem Wandler hatten, und enthüllen ihnen die Wahrheit: dass auch der angebliche Ringplanet in Wahrheit eine dieser kosmischen Entitäten ist, die mit dem aus Gehirnen betriebenen Mentalschirm vor ihrem Feind verborgen wird. Die Initiatoren haben in Matts Erinnerungen aber auch entdeckt, dass er den Streiter, der damals die Erde bedrohte, mit einem „Flächenräumer“ vernichtet hat. Diese Waffe wollen sie haben, um sich gegen die Streiter wappnen zu können. Die Pancinowa helfen dabei.
Die Bergung
von Jana Paradigi und Ramon M. Randle
Greifswald, 1956
Geralt schrie auf und zog die Hand zurück. Irgendetwas hatte seine Finger gestreift. Hier unten in den alten Moorschächten gab es allerlei widerliches und auch giftiges Getier. Er schwenkte die Kopflampe, doch das Einzige, was er sah, war ein Nest Käferlarven in der feuchten Erde.
Als ihn ein zweites Mal etwas berührte, war er sicher, dass da nichts war. Und doch hatte er es gespürt.
Werde ich verrückt? So ruhig und vorsichtig wie möglich tastete er über der Torferde, bis er fündig wurde. Blitzschnell griff er zu. Seine Finger schabten durch den Dreck und schlossen sich um einen kleinen schuppigen, unsichtbaren Körper.
„Das wird ein Wettrennen gegen die Zeit auf mehrere Etappen. Ich hoffe, das ist euch klar“, sagte Matthew Drax und blickte jedem der Versammelten in die Augen.
Justipluu nickte mit verkniffener Miene, Aruula hingegen strahlte pure Abenteuerlust und Zuversicht aus. Mit ihr an seiner Seite würde er alles schaffen. Selbst eine Aufgabe, die schier aussichtslos anmutete in der verbleibenden Zeit.
Matt fasste in wenigen klaren Worten zusammen, was die Expedition über den Flächenräumer wissen musste – und über seine „Munition“: den lebenden Stein aus dem Ursprung, der allein in der Lage war, den Streiter zu versteinern. Aber leider nicht nur ihn, sondern jedes Lebewesen.
Um den Flächenräumer als Waffe gegen die kosmische Entität nutzen zu können, mussten sie auch ein Stück aus dem Ursprung herausschneiden.
„Was sich aber bewerkstelligen lässt …?“, sagte Inchorla, als Matt geendet hatte.
„Dazu müssten wir zwei Teams bilden“, antwortete der Mann aus der Vergangenheit. „Das eine birgt den Flächenräumer und sorgt dafür, dass die Waffe mit der Wurmloch-Technologie der Pancinowa hierher transportiert wird. Das andere Team begibt sich zum Standort des Ursprungs – so nennen wir das Flöz – und sichert eine ausreichende Menge des lebenden Steins.“
„Könnten wir diesen Stein nicht einfach mit einem Wurmloch aus dem Boden holen?“, fragte Wozguzz und sah dabei den hünenhaften Pancinowa an.
„Das ist leider nicht möglich“, erklärte Limrog. „Ich habe diese Möglichkeit bereits in Betracht gezogen und mich näher über den lebenden Stein informiert. Laut Maddrax besteht er aus gezüchteter Zeit. Er absorbiert Tachyonen und entzieht jedem Organismus die Lebensenergie.“
„Seine Schöpfer, die Archivare, verwendeten ihn, um Zeitportale in Parallelwelten zu schließen“, ergänzte Matt.
„Und das heißt?“, fragte Wozguzz.
„Dass der Stein die Energie des Wurmlochs sofort in sich aufsaugen und es damit schließen würde, sobald man versucht, ihn damit zu erfassen“, sprach Inchorla das Offensichtliche aus.
„Entweder das – oder er nutzt das Wurmloch als nicht versiegende Nahrungsquelle“, fügte Limrog hinzu. „Die Folgen wären unabsehbar.“
„Aber können wir die Probe dann überhaupt mit einem Wurmloch hierher transportieren?“, gab Wozguzz zu bedenken.
„Nur wenn sie mit einem Kraftfeld isoliert ist“, sagte Limrog. Er verzog seine wulstigen Lippen zu einer Art Lächeln. „Das zu generieren ist aber kein Problem. Jeder Wurmlochgeber verfügt über diese Funktion. Auf Cancriss sichern wir so unsere Gefahrgut-Transporte.“
„Dann wäre doch alles klar“, sagte Inchorla – obwohl er auf Matt nicht den Eindruck machte, alles wirklich verstanden zu haben. „Ich bin sehr glücklich über diese Entwicklung und unsere Zusammenarbeit.“ Er trat auf Matt und Aruula zu und reichte ihnen die Hände. „Dies soll der Beginn einer neuen Ära sein. Ein Zeitalter der Kooperation zwischen unseren Völkern.“
Matt antwortete nicht gleich. So gern er den Optimismus des Initiators – oder Kasynari, wie ihre Spezies tatsächlich hieß – geteilt hätte, es gab genügend Fallstricke in ihrem Plan, die ihn scheitern lassen konnten. „Wir werden sehen“, sagte er zurückhaltend. „Ich hoffe es.“
Inchorla sah ihn abwartend an. „Wie also gehen wir im Detail vor?“
Matt seufzte innerlich. Wieder lag es an ihm, die Führungsrolle zu übernehmen. Aber wer sonst hätte es auch tun sollen?
„Dies ist der Plan“, sagte er nach kurzem Überlegen. „Wir bilden zwei Teams und reisen zur Erde. Das erste macht den Flächenräumer am Südpol ausfindig und schickt ihn mit Hilfe des mobilen Wurmlochgebers direkt nach Kasynar. Das zweite reist nach Stralsund und kümmert sich um ein Stück des Ursprungs.“
„Das übernehme ich“, sagte Aruula schnell. Ihre Miene wirkte angespannt. Kein Wunder, verband sich doch ein Trauma mit dem lebenden Stein. Ein schrecklicher Unfall, der sie beide bis heute belastete.
Als Aruula damals verhindert hatte, dass der Ursprung an die Erdoberfläche gelangen konnte, war ihr geschleudertes Schwert schuld gewesen am Tod von Matts Tochter Ann.1) Matt hoffte, dass sie stark genug sein würde, die Vergangenheit nicht zu einem Hindernis werden zu lassen.
„Bist du dir sicher?“, fragte er deshalb.
Aruulas Miene wurde noch düsterer. „Ich habe noch eine Rechnung mit dem Ursprung offen“, sagte sie beherrscht.
„Mit einem Stein?“, fragte Justipluu ahnungslos.
Aruula sah ihn mit einem Blick an, der ihn zusammenzucken ließ. „Lebender Stein!“, stieß sie hervor. „Ich dachte, Maddrax hätte euch das klargemacht: Auch wenn es sich unmöglich anhört, dieses Flöz denkt! Es will sich verbreiten, alles verschlingen und versteinern. Es frisst eure Lebensenergie so schnell auf, dass ihr nicht mal mehr zu euren Göttern beten könnt, bevor ihr euch in einen leblosen Klumpen verwandelt.“
Während die Initiatoren erschreckt die Luft einsogen, blieben die beiden Pancinowa ohne große Emotionen.
„Wie bergen wir es, wenn wir es nicht berühren können?“, fragte Limrog.
„Das kann das Team nur vor Ort klären“, sagte Matt. „Niemand weiß, wie es inzwischen beim Ursprung aussieht. Aber wie gesagt: Solange man den Stein nicht anfasst, ist man relativ sicher.“
„Ich lasse mir etwas einfallen“, sagte Aruula. Sie wirkte ungeduldig. „Wir sollten keine weitere Zeit verlieren.“
Matt nickte. Es wurde Zeit, die Teams zu bilden und aufzubrechen. Allein die Suche nach dem Flächenräumer konnte mehrere Tage in Anspruch nehmen. Der Südpol war kein einfaches Terrain.
„Jeder Gruppe wird ein Kasynari zur Unterstützung zugeteilt“, sagte er. „Den Sprung zur Erde machen wir durch das Wurmloch, vor Ort greifen wir dann auf deren Sprungfeldgeneratoren zurück.“
„Wenn wir denn wissen, wo genau diese Orte liegen“, sagte Limrog.
Matt verstand, was er meinte. Für die Transferreisen mit den SFGs benötigten sie verlässliche Koordinaten. Für Stralsund mochten die Daten aus PROTO genügen – sofern die Greys, wie er die Kasynari noch immer bei sich nannte, den Bereich mit ihren Satelliten noch nicht erfasst hatten. Beim Flächenräumer sah das anders aus. Zwar waren sie schon einmal dort gewesen, aber die Eiswüste der Antarktis war unendlich – auch unendlich eintönig. Aus der Erinnerung heraus würde er den genauen Ort nicht bestimmen können. Zumal der Flächenräumer von Eis und Schnee bedeckt war.
Für dieses Problem fiel ihm nur eine Lösung ein: sein Freund Quart’ol. Der Hydrit hatte die nötigen Kontakte zum HydRat, um die Koordinaten zu erfahren. Und er kannte sich im Flächenräumer aus.
„Ich denke, das kriegen wir geregelt“, meinte Matt und teilte seine Gedanken mit den anderen. „Außerdem sollten wir nicht vergessen“, fügte er hinzu, „dass der Flächenräumer eine uralte hydritische Waffe ist. Es wäre also ohnehin angeraten, sich erst einmal die Erlaubnis des HydRats einzuholen, bevor wir sie von der Erde in den Weltraum entführen.“
Justipluu schnaufte hörbar und voller Ungeduld. „Wohin also als erstes?“, fragte der Initiator.
„Nach New Mexico, zum Very Large Array“, antwortete Matt. „Dort hält Quart’ol sich auf, und dort steht auch PROTO.“
Schon dieser erste Teil ihrer Mission gestaltete sich kompliziert. Ein direkter Sprung nach New Mexico war nicht möglich. Stattdessen mussten sie in drei Transportkapseln den Weg über den Transferturm auf dem Ringmond Kasynar zum Wurmloch über dem Sonnenpol nehmen, das eine Verbindung nach San Antonio darstellte. Von dort aus ging es mittels Sprungfeldgeneratoren weiter zum VLA in New Mexico, einem Park riesiger Radioteleskope, von denen zwei für die Erzeugung des Wurmlochs benötigt wurden, mit denen man den Erdmond auf die alte Umlaufbahn zurückversetzen wollte.
Die Reise war zwar umständlich, aber dennoch rasend schnell, wenn man die dabei zurückgelegten Distanzen bedachte.
Zuvor wurden die Teams gebildet. Matthew Drax würde mit Limrog und Justipluu – und Quart’ol, wenn der sich ihnen anschloss – zum Südpol zu reisen. Aruula nahm die Initiatoren Rankiir und Wozguzz in ihr Team, das nach Stralsund aufbrechen würde.
Welche dieser beiden Missionen die Gefährlichere sein würde, konnte vorab keiner wissen. Die in die Antarktis würde aber die eindeutig kältere werden, darum bat Matt seine Gastgeber um geeignete Kleidung.
In einer der Kapseln wurde der Wurmlochgeber verstaut, und in den beiden anderen einige Signalbarken, die sie zur Erfassung des Flächenräumers brauchen würden; immerhin hatte die Anlage einen Durchmesser von hundertfünfzig bis hundertfünfundsechzig Metern bei einer Höhe von zwanzig bis dreiundzwanzig Metern.
„Ich wünsche Ihnen viel Erfolg“, sagte Inchorla zum Abschied. Er als altehrwürdiger Prosekutor würde die Expedition nicht begleiten. „Für die Kasynari hängt viel davon ab. Sie … wissen um die Umstände.“
Das tat Matt. Seit die Initiatoren ihn und Aruula in das Geheimnis ihres Volkes eingeweiht hatten: dass der Planet im Zentrum des Systems in Wahrheit ein getarnter Wandler war, der sich mit einem Mentalschirm vor seinen Feinden, den Streitern, verbarg.2)
Es war skurril: Während die grauhäutigen Außerirdischen dank einer genetischen Sperre mit niemandem über dieses Geheimnis reden konnten, der nicht selbst ein Wissender war, konnten Matt und Aruula dies ungehindert tun. Anders wäre den Pancinowa auch kaum die Notwendigkeit der Expedition zu vermitteln gewesen.
Matthew Drax nickte entschlossen. „Wir tun, was in unserer Macht liegt. Hoffen wir, dass am Ende beide Völker gewonnen haben: die Menschen die Erde und die Kasynari eine Waffe gegen den kosmischen Feind.“
Aruula schwirrte nach der Wurmlochpassage der Kopf. Diese Art zu reisen fühlte sich einfach nicht richtig an; als würde der Körper vorausgeschickt, während der Geist nur mühsam wieder zu ihm aufschließen konnte.
Sicher; sie hatte sie sich nach dem vielen Hin und Her inzwischen daran gewöhnt. Eben so, wie man sich als Kind daran gewöhnte, dass einem die Zähne ausfielen. Es war auszuhalten, weil man wusste, dass es irgendwann vorbei sein würde.
„Sind alle in einem Stück angekommen?“, fragte Maddrax und zwinkerte ihr zu.
Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln schnaubte und drehte sich um. Vor ihr ragten zwei der riesigen Radioteleskope des Very Large Array in die Höhe. Das New-Mexico-Team hatte großartige Arbeit geleistet. Die einstmals ramponierten, verdreckten und überwucherten Schüsseln sahen beeindruckend vor dem düster verhangenen Himmel aus. Beinahe schon wie Götzenbilder.
Die Luft fühlte sich an diesem Ort wie elektrisiert an. Immerhin regnete es nicht. Zumindest nicht im Moment. Doch der Wind war schneidend. Er zerrte an allem, was sich ihm in den Weg stellte – so unerbittlich, dass Aruula erschauderte. Die Natur verlor zusehends die Geduld mit diesem Planeten, der sich beharrlich gegen sein Ende sträubte.
Der Anblick von zwei heraneilenden Gestalten – einer schlanken grauen mit riesigem Schädel und einen weit kleineren mit grünblauen Schuppen – vertrieb Aruulas düstere Gedanken. Starnpazz und Quart’ol! Die beiden scheinen seit ihrem Besuch auf dem Mars ein Herz und eine Seele zu sein. Aruula wusste, wie sehr ein gemeinsam durchgestandenes Abenteuer zusammenschweißen konnte.
„Schön, euch zu sehen“, begrüßte Maddrax die beiden, während hinter ihnen auch die Pancinowa, die am VLA mitgearbeitet hatten, näher kamen. „Alles klar bei euch? Wo ist Xij?“
„Sie führt Berechnungen mit PROTOS Bordcomputer durch“, antwortete Quart’ol, während er und Maddrax sich umarmten – wofür Letzterer tief in die Knie gehen musste.
Xij Hamlet gehörte quasi zur Familie, damit hatte Aruula sich inzwischen arrangiert. So wie auch deren Tochter Xaana, die zusammen mit ihrem Ziehvater Tom Ericson die Erdkolonie auf dem Mond Novis leitete. Xaanas leiblicher Vater war Maddrax. Diese schmerzliche Tatsache versetzte Aruula noch immer einen Stich, wenn auch längst nicht mehr so schlimm wie bei der Beichte, die Maddrax erst vor kurzem abgelegt hatte. In der Zeit, als Aruula und er sich getrennt hatten – Auslöser war Anns Tod gewesen –, waren er und Xij sich nähergekommen. Xaana war das Ergebnis dieser kurzen Liaison.
Während die Erde ihr Innerstes nach oben kehrte, schien dies auch mit Aruulas Gefühlen zu passieren. Obwohl sie mit all dem schon lange ihren Frieden gemacht hatte – oder gemacht zu haben glaubte.
Zwischenzeitlich waren auch die Pancinowa heran. Deren Begrüßung fiel deutlich nüchterner aus. Ein kurzes Wort, auch an die zwei mitgereisten Initiatoren gewandt, dann bedeutete Hyicus seiner Gruppe, wieder an die Arbeit zu gehen.
Die anderen folgten Starnpazz und Quart’ol in den Amphibienpanzer, wo sie von Xij empfangen wurden. Sie schloss ihre Berechnungen ab, und Maddrax brachte die drei Gefährten auf den neuesten Planungsstand.
„Ihr wisst hoffentlich, dass ihr den Flächenräumer nicht so einfach ohne Erlaubnis des HydRats mitnehmen könnt“, mahnte Quart’ol.
„Aus diesem Grund bitte ich dich, als Fürsprecher zu fungieren“, sagte Maddrax. „Und ich hoffe sehr, dass die Hydriten uns keinen Strich durch die Rechnung machen.“
„Außerdem benötigen wir für einen Direktsprung die genauen Koordinaten des Flächenräumers“, fügte Limrog hinzu.
„Ihr wollt also noch einmal in die Unterwasserstadt Vernon?“, fragte Starnpazz wenig begeistert.
„Du musst ja nicht mitkommen“, ließ Aruula ihn wissen. „Schließlich bist du in meinem Team, und dessen Ziel ist Stralsund.“
Während ihre Gefährten weitere Einzelheiten besprachen, waren Aruulas Gedanken schon bei der Aufgabe, die vor ihr lag. Sie musste eine Möglichkeit finden, ein Stück aus dem Ursprung herauszubrechen, ohne den lebenden Stein zu berühren. Und vor allen Dingen erst einmal an das Flöz herankommen!
Sie wurde aus ihren Überlegungen gerissen, als einer der Pancinowa durch PROTOs offene Heckluke gestürmt kam.
„Der Mond geht auf!“, rief Hyicus, als würde dies seine Aufregung erklären. Dabei schwenkte er seine große grobschlächtige Hand, um ihnen zu bedeuten, mit ihm nach draußen zu kommen.
„Und …?“, fragte Limrog.
Maddrax übernahm es, ihn aufzuklären: „Der Mond ist schon so dicht an der Erde, dass es zu Umwälzungen in der Atmosphäre kommt. Wir erwarten einen heftigen Sturm!“
„Nehmt die restlichen Seile, Bolzen und Anker mit!“, rief Xij, deutete auf die Kisten neben der Rampe und scheuchte die versammelte Mannschaft dann eilig hinaus.
Aruula packte ein paar Spanngurte und lief zusammen mit Limrog, Rankiir und Wozguzz zum zweiten Radioteleskop, während Maddrax und der Rest Hyicus zum ersten folgten. Über ihr stand riesig wie nie der Mond und brachte einen Höllensturm mit sich.
Dunkelgraue Wolkenwände türmten sich übereinander, verdrehten sich zu Spiralformen und neigten ihre Spitzen der Erde entgegen. Dass es Tag war, konnte man nur mehr an einem schmalen fahlgelben Streifen am Horizont erkennen.