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Bei seiner beruflich bedingten Reise um die Welt lernte und praktizierte der Autor das Management großer Unternehmen. Er ordnet in diesem Buch seine Erfahrungen und stellt simple Management-Regeln vor, die zum Erfolg führen. Interessant und amüsant geschrieben, eine sinnvolle Ergänzung zu bekannten Theorien und Methoden.
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Seitenzahl: 50
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Eusi Sondermann
© 2017 Eusi Sondermann
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback:978-3-7323-7272-0
Hardcover:978-3-7323-7273-7
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung
Ich sitze in meinem neuen Büro im 7. Stock eines Hochhauses in Mexiko-City und habe mein Ziel mit gerade 32 Jahren erreicht: Marketingleiter in der mexikanischen Tochtergesellschaft eines multinationalen deutschen Unternehmens. Es war bereits meine vierte berufliche Position, angefangen als Junior- Produktmanger in Darmstadt, Produkt-Manager in Köln und danach stellvertretener Marketingleiter in Santiago de Chile.
Während meines Studiums der Betriebswirtschaft und der anschließenden 6-jährigen Berufspraxis hatte ich bis dahin viel gelernt und wollte nun richtig durchstarten, als neuer Marketing-Leiter mit einem Team von 5 Produkt-Managern, 2 Junioren und, welch ein Luxus, einer eigenen Sekretärin. Sie hieß Ruby, war klein und pummelig und lachte immer mit ihren weißen Zähnen und zu großem Mund.
Es war nun 10 Minuten vor 10 Uhr und ich hatte für 10 Uhr in einem unserer Meeting-Räume mein Team eingeladen. Die waren vorher schon alle verwundert, dass sie von mir eine Woche vorher eine schriftliche Einladung mit Tagesordnungspunkten bekamen. So eine strukturierte Einladung hatten sie von meinem mexikanischen Vorgänger bis dahin wohl nie gesehen.
Also begab ich mich mit der Orientierungshilfe von Ruby zum Meeting Raum, setzte mich in die Chef-Position vor Kopf, klappte meine Mappe mit den Tagesordnungspunkten und dem leerem Papier für die Notizen auf und harrte der Dinge, die nun kommen würden.
Es war nun Punkt 10 Uhr, …und keiner kam. 10:05, immer noch nichts, 10:15, immer noch alleine. Dann, um 10:20, tauchte Pepe Maza auf, Produkt-Manager und späterer Freund, leicht übergewichtig wie viele Mexikaner und Typ Boheme. Ein schlechtes Gewissen wegen Zuspätkommens hatte er nicht, es wäre doch gerade erst nach 10. Ich begann ihm höflich zu erklären, warum Pünktlichkeit wichtig sei, er nickte höflich, sah das aber, wie ich an seinen verschmitzten Augen sehen konnte, bestimmt nicht ein.
Dann tauchten so langsam seine Kollegen und Kolleginnen auf, wenigsten hier gab es Entschuldigungsversuche. Und diese Sätze fingen immer mit „Sabe usted..“ an, das so viel heißt wie „…wissen Sie“.
„Sabe usted, mucho traffico „, hier war der Berufsverkehr der Schuldige, der Nächste „Sabe usted, mi abuela es enferma“, da war es die kranke Oma, dann kam als Entschuldigung Probleme mit dem Auto, eine hatte einfach verschlafen und der letzte Produkt Manager hatte leider das Meeting vergessen. Jener meinte dann aber ohne schlechtes Gewissen: „Dann fangen wir eben später mit dem Meeting an, wo ist das Problem ?“
Das Meeting startete schließlich um 10:50, keiner war trotz Agenda vorbereitet, alle sprachen durcheinander, und alle waren, bis auf mich, gut gelaunt.
Ich wusste aber nun ziemlich schnell, warum man mich in dieses Land und diese Position geschickt hatte. Meine erste Management-Aufgabe lag vor mir !
Es hat ca. 5 Meetings gedauert bis alle meine Einladungen ernst nahmen, vorbereitet waren und pünktlich erschienen. Und alle hielten sich sogar an das von mir erstellte Protokoll mit den Meeting-Ergebnissen, Verantwortlichkeiten und Timings.
Mein Management war in diesem kleinen Punkt erst einmal erfolgreich, und selbst Ruby hatte Spaß an den Veränderungen und belohnte mich mit einem Dauerlächeln.
Das Wort „to manage“ bedeutet, „handhaben“, „fertigbringen“ oder „etwas bewältigen“. Per Definition ist Management die „konkrete Organisation von Aufgaben und Abläufen“.
Ein Manager ist also ein Gestalter, ein Macher, ein Leader, ein Organisator und ein Verwalter. Wobei die Eigenschaft, Manager zu sein, nicht angeboren, sondern erlernbar ist. Und lernen fängt in frühester Kindheit an. Die Erziehung der Eltern ist quasi die erste Management-Schule.
Wenn ich heute auf eine erfolgreiche Karriere als Manager zurückblicke, so hatten hier doch meine Eltern einen großen Anteil daran. Sie haben mich zur Höflichkeit erzogen, dem Gegenüber in die Augen zu sehen und den Damen in den Mantel zu helfen. Immer Respekt zu haben dem Gegenüber und zuzuhören. Klingt heute altmodisch, hat mir aber geholfen.
Das nötige Selbstbewusstsein bekam ich von meiner Mutter, für die ich (als Einzelkind) immer der Beste und Schönste war und (meistens) alles richtig machte, bei auftretenden Selbstzweifel in meiner Jugend klingt mir immer noch ihre Aufmunterung im Ohr „… Junge, das kannst du schon, das schaffst du schon“.
Aber eigentlich war mein erster richtiger Management-Lehrer mein Vater, gelernter Friseur und Einzel- und Großhandelskaufmann. Seine Stärke lag bis zu seinem Tod in einer uneingeschränkt positiven Lebenseinstellung, verbunden mit Freude an Beruf, Sport und seinen Mitmenschen. Er sagte mir ziemlich früh: „Eusi, du musst dich sympathisch machen, dann hast du es einfacher im Leben“. Er verwies dabei auf ein Buch von Dale Carnegie, das er gelesen hatte, mit dem Titel: „Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden“. An späterer Stelle komme ich noch einmal auf dieses Buch zurück. Ich habe es mehrmals gelesen und es hat mir sehr geholfen.
Erfolgreiches Management hat also sehr viel mit einer offenen, höflichen und sympathischen Persönlichkeit zu tun, und ich denke, in der heutigen Zeit noch mehr als früher.
Früher zelebrierten Top-Manager ihre Macht, ein versteinertes Gesicht und ein ruppiger Ton gehörten dazu. Die Bürotür war geschlossen, die ältere ebenso schlechtgelaunte Sekretärin bewachte wie ein Kettenhund das Vorzimmer. Die eigene Position wurde zelebriert, aber nicht immer ausgefüllt. Diese Manager-Typen habe ich in verschiedenen Organisationen und Länder kennengelernt, richtig nach oben ist aber kaum einer von ihnen gekommen. Und richtig zufrieden mit ihrem Leben waren sie auch nicht.
Meine beruflichen Vorbilder waren Top-Manager und Vorstandsmitglieder, die Zeit hatten, gelassen waren, mit offener Bürotür und aufgeräumten Schreibtisch, die zuhörten und mit ruhiger Rhetorik überzeugen konnten.
Ein guter Manager zu sein ist meines Erachtens eine Mischung aus geeigneter Persönlichkeit und dem konsequenten Beherrschen des Management-Instrumentariums, auf das ich später im Detail zurückkomme.