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An die verschiedensten Orte der Welt ist Kirsten Jacobsen Henning Mankell gefolgt. Und sie hat den eher verschlossenen Schriftsteller dazu gebracht, von sich zu erzählen: wie er ohne Mutter aufwuchs, mit sechzehn Jahren die Schule verließ, einen Job beim Theater fand und mit dem Schreiben anfing. Der Schöpfer der berühmten Wallander-Romane berichtet über seine erste Reise nach Afrika, sein Theater in Maputo und die Beweggründe, die Menschen morden lassen. Zusammen mit Beiträgen von Desmond Tutu, Kenneth Branagh, Horst Köhler u. a. ist so eine sehr persönliche Biografie Mankells entstanden, dessen Leben zwischen Schweden und Afrika so ungewöhnlich ist wie sein Werk.
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Seitenzahl: 359
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Zsolnay E-Book
Kirsten Jacobsen
Mankell über Mankell
Kurt Wallander und der Zustand der Welt
Aus dem Dänischen von Lutz Volke
Paul Zsolnay Verlag
Die dänische Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel Mankell (om) Mankell beim Gyldendal Forlag, Kopenhagen.
ISBN978-3-552-05663-3
© Kirsten Jacobsen & Gyldendal 2011
Published by agreement with Gyldendal Forlag, Copenhagen and Leonhardt & Høier Literary Agency A/S, Copenhagen.
Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe:
© Paul Zsolnay Verlag Wien 2013
Schutzumschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, nach einer Originalvorlage von Rasmus Kellerman. Coverfoto: © Sara Appelgren
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Datenkonvertierung E-Book:
Kreutzfeldt digital, Hamburg
Neu-Delhi, 2011
Göteborg, 2010
Neu-Delhi, 2011
Kurt Wallander, 1991–2009
Kenneth Branagh
Härjedalen, 2010
Die verschwundene Mutter, 1950
Jaipur und Neu-Delhi, 2011
Norwegen, Siebzigerjahre
Stockholm, 1979
Guinea-Bissau und Sambia, 1971–86
Mosambik, 1986
Göteborg, 2011
Desmond Tutu
Göteborg, 2011
Kopenhagen, 2011
Maputo, 2011
Horst Köhler
Tulsa, 2011
Antibes, 2011
Antibes, 2011
Ingmar Bergman, 1998–2007
Eva Bergman
Antibes, 2011
Mittelmeer, 25. Mai bis 1. Juni 2010
Särö, 2011
Antibes, 2011
Jon Mankell
Särö, 2011
Nachbemerkung
Nachweise
Preise
Ich will das tun, was mir am meisten liegt – nämlich Geschichten erzählen, und ich will auf diese Weise meine Sicht auf die Welt verdeutlichen.
Ich denke, die Art, wie ich erzähle, sagt vielleicht am besten etwas über mich aus.
Henning Mankell
In seinem Leben wie in seinem Werk steht Henning Mankell mit einem Fuß im Schnee, Schweden, und mit dem anderen im Sand, Afrika. (Foto: Torbjörn Selander)
»Liebe Freunde.«
Ein nüchterner Raum mit fleckigen, gekalkten Wänden, Neonröhren an der Decke und summenden Ventilatoren. Nach der Begrüßung fragt Henning Mankell die indischen Studentinnen und Studenten:
»Wer von euch träumt davon, Schriftsteller zu werden?« Drei, vier Arme gehen nach oben.
»I don’t believe you«, hält ihnen Mankell in flüssigem Englisch entgegen, dem kein schwedischer Akzent anzumerken ist. Er spricht in der University of Delhi, Indiens größter Universität mit 320.000 Studierenden.
Mehrmals hatte Henning Mankell Einladungen zu Gesprächen hier in Delhi und zu einem Literaturfestival an den darauffolgenden Tagen in Jaipur erhalten, doch erst jetzt hat er zugesagt. Und er ist in Umgebungen wie diesen sichtlich in seinem Element, hat die Studenten bereits in seinen Bann gezogen:
»Lasst mich mit einer Geschichte beginnen. Als Einleitung scheint mir das passend und logisch zu sein, denn ich stehe vor euch als storyteller. Wie ihr wisst, habe ich einen Großteil meines Lebens auf dem afrikanischen Kontinent zugebracht, vorwiegend in Mosambik. Ich werde später darauf eingehen, wie es dazu kam.
Zu Beginn der Achtzigerjahre wurde das Land von einem furchtbaren Bürgerkrieg überzogen. Söldnertruppen und bezahlte Banditen, unterstützt vom damaligen Apartheidsregime in Südafrika, taten, was sie konnten, um Verwirrung und Schrecken in Mosambik zu verbreiten. Es waren grauenvolle Zeiten. Es gab keinen Menschen im Land, der nicht schrecklichste Leiden erfahren hatte – auf die eine oder andere Art.
Während des Bürgerkriegs hielt ich mich einmal im Norden von Mosambik auf, in der Provinz Cabo Delgado, an der Grenze zu Tansania. Eines Tages ging ich auf einem schmalen Pfad auf ein Dorf zu. Das Gebiet war zerstört, die Felder abgebrannt, alles um mich herum roch nach Tod und Verelendung und Leiden.
Plötzlich kam mir ein junger Afrikaner auf dem Pfad entgegen. Er war um die fünfzehn Jahre alt, sehr abgemagert und sicherlich ausgehungert. Er war in Lumpen gekleidet, und als ich auf seine Füße blickte, entdeckte ich etwas, was ich im Leben nie vergessen werde:
Er hatte sich Schuhe auf seine Füße gemalt.
Mit Hilfe von Kräutern und Erdfarben hatte er sich die Schuhe gemalt, die er nicht besaß. Ich dachte: Wie stark sind doch Wille und Kraft des Menschen, wenn es darum geht, seine Würde zu verteidigen, selbst in den schwärzesten Stunden äußerster Not. Das ist seine Art, Würde zu bewahren. Er tut es, indem er Schuhe auf seine Füße malt. Und indem er das tut, setzt er Hoffnung auf die Zukunft. Er ist ein Mann, der sich zur Wehr setzt, a man of resistance.
Ich weiß nicht, wie es weiterging mit dem jungen Mann. Ich kenne seinen Namen nicht. Er ist höchstwahrscheinlich gestorben. Für mich aber lebt er, und er hat mir eines der wichtigsten Dinge im Leben vor Augen geführt: Selbst im tiefsten Elend besitzen wir Menschen eine unglaubliche Kraft, die uns befähigt, unsere Würde zu verteidigen und Widerstand zu leisten.
Vielleicht hat er mich auch daran erinnert, dass wir alle uns eines Tages auf genau diese Fähigkeit besinnen müssen: nämlich dass wir in der Lage sind, eine Kraft zur Verteidigung unserer Würde zu mobilisieren! Um den Mächten Widerstand leisten zu können, die Finsternis und Unterdrückung verkörpern und uns in dieser Welt immer wieder heimsuchen.
Wir besitzen alle die Fähigkeit, Schuhe auf unsere Füße zu malen.
Das Bild dieses jungen Mannes sehe ich vor mir, wenn ich meine Bücher oder meine Theaterstücke oder meine Filmmanuskripte schreibe. Normalerweise schreibt ein Autor wohl das, was er selbst gern liest; aber ich schreibe eben auch für diesen jungen Mann. Er wird immer mein wichtigster Leser sein, obwohl er wahrscheinlich tot ist oder nie lesen gelernt hat.
Was ich euch gerade erzählt habe, ist in Wirklichkeit geschehen, es hätte aber auch eine Geschichte sein können, die meiner Phantasie entsprungen ist. Wie ich es sehe, gibt es für Fiktion nur eine Definition: Fiktion bedeutet, etwas niederzuschreiben, was passiert sein könnte, aber nicht passiert sein muss. Ich denke, man kann das so einfach ausdrücken.«
So sieht Schweden aus, dachte er. Bäume, Wind, Kälte. Steine und Moore. Ein einsamer Mensch tief im Wald.
Die Rückkehr des Tanzlehrers
»Kreativität ist der Grundstein in meinem Leben«, sagt Henning Mankell. (Foto: Lina Ikse Bergman)
Warum hat er »Ja« gesagt?
An einem diesigen Augusttag gegen 12 Uhr gleitet die Stena Line durch den wunderschönen Schärengürtel auf die zweitgrößte Stadt Schwedens zu. Die Fähre wendet langsam im Fluss Göta und legt am Masthuggskai an.
Unvermittelt wechselt das Licht, und der Regen hämmert mit solcher Wucht auf das Stahldeck, dass die Tropfen Blasen schlagen. Beinahe wie eine Warnung für uns, die wir auf dem Weg ins Kurt-Wallander-Reich sind, diesen kälteren Teil vom Folkhem (dem »Volksheim« – wie die Schweden ihren Sozialstaat nennen), auch wenn die Jagdreviere des weltberühmten schwedischen Kriminalkommissars hauptsächlich in der Hafenstadt Ystad und den umliegenden Dörfern liegen, auf offenen Feldern und in dichtem Laubwald, knapp vierhundert Kilometer weiter südlich an der Ostsee.
Hier in Göteborg erwartet uns die Begegnung mit dem Erfinder des Kommissars Kurt Wallander: mit Henning Mankell. Mit einem Autor, der sich – nach neun von der Kritik gelobten belletristischen Büchern – zu Beginn der Neunzigerjahre vornahm, seine Landsleute vor dem Rassismus zu warnen. Gleich mit seinem ersten Wallander-Krimi füllte er die Leerstelle hinter dem erfolgreichen Schriftstellerpaar Sjöwall/Wahlöö aus und gab den Startschuss ab für eine Reihe neuer Schwedenkrimis mit neuen Autoren, die jedoch nicht an Mankell heranreichten, weder an seine sprachliche Spannweite noch seine glaubwürdige Personenschilderung.
Das ist auch der Grund dafür, dass er in einem BBC-Porträt von seinem britischen Schriftstellerkollegen John Harvey zum Master of Crime Fiction ernannt wurde. Allerdings scheut er, was seine Person betrifft, die Öffentlichkeit und hat jedes Mal »Nein« gesagt, wenn er gebeten wurde, an Veranstaltungen wie dieser teilzunehmen – unabhängig davon, ob sie von nationalem oder internationalem Charakter waren.
Das Hotel liegt an Göteborgs prachtvoller Kungsportavenue.
Ein helles Vestibül, der Rundhorizont hinter der Rezeption mit einem Material bekleidet, das an goldene Elefantenhaut erinnert. Die Reisenden, überwiegend Männer in leichten Trenchcoats, kommen und gehen mit ihren Rollkoffern oder umfangreichem Golfgepäck.
Ungefähr fünf Minuten vor dem verabredeten Zeitpunkt tritt er durch die Schwingtür ein. Leicht zu erkennen, zumal sein Gesicht markanter ist als auf vielen Fotos. Ein charismatischer, sonnengebräunter, adretter Mann mit grauweißem, halblangem Haar. Er trägt einen klassischen Baumwollmantel mit verdeckter Knopfleiste.
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