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Berlin und seine Bürgermeister. Bürgermeister spielen eine zentrale Rolle in der Entwicklung und dem Wohlstand einer Stadt. Sie repräsentieren die Bürger, führen die Verwaltung, fördern die wirtschaftliche Entwicklung, gestalten die Stadtplanung und setzen sich für soziale Gerechtigkeit ein. Gerade Berlin ist mit seiner Entwicklung zu einem Dörfchen zwischen den Spreearmen bis hin zu einer Residenzstadt unseres Landes mit Herausforderungen konfrontiert worden, die Bedeutung eines engagierten und kompetenten Bürgermeisters mehr als jede andere Stadt würdigen musste. Die Wahl eines guten Bürgermeisters war immer eine der wichtigsten Entscheidungen, die die Bürger einer Stadt treffen können, da sie maßgeblich die Zukunft ihrer Gemeinschaft beeinflusst. An einige erinnern uns noch Straßennamen, die meisten sind aber vergessen. Das muss anders werden. Wer Verantwortung übernimmt, soll auch die entsprechende Würdigung erfahren.
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Seitenzahl: 776
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Gewidmet:
Meinen Gesprächspartnern Johannes Straubing, Detlef Meyer, Wolfgang Kreidler, Hans-Joachim Kratz
vor allem:
Dirk Löll zum 60. Geburtstag
Kap. I. Ein endloser Beginn
Kap. II. Die ersten Markgrafen Brandenburgs
Kap. III. Persönlichkeiten in Berlin
Kap. IV. Die ersten Bürgermeister Berlins im 13. Jh.
Kap. V. Bürgermeister 13. Jh. und das Handwerk
Kap. VI. Anekdoten der Kurfürsten des 14. Jh.
Kap. VII Künstler in Berlin
Kap. VIII. Die Bürgermeister des 14. Jahrhunderts
Kap. IX: Anekdoten der Kurfürsten des 15. Jh.
Kap. X. Bürgermeister des 15. Jahrhunderts I
Kap. XI. Die ‚Schuldenkönige der Mark
Kap. XII. Bürgermeister des 15. Jahrhunderts II
Kap. XIII: Anekdoten der Kurfürsten des 16. Jh. I
Kap. XIV. Bürgermeister des 16. Jahrhunderts I
Kap. XV. Die Opferzahlen unserer Herrscher
Kap. XVI. Bürgermeister des 16. Jahrhunderts II
Kap. XVII: Anekdoten der Kurfürsten des 17 Jh.
Kap. XVIII. Bürgermeister des 17. Jahrhunderts
Kap. XIX. Anekdoten der Könige des 18. Jh.
Kap. XX. Bürgermeister des 18. Jahrhunderts
Kap. XXI. Könige und Kaiser des 19. Jh.
Kap. XXII. Bürgermeister des 19. Jahrhunderts
Kap. XXIII. Kaiser des 20. Jh.
Kap. XXIV. Bürgermeister des 20. Jahrhunderts
Kap. XXV. Schlussgedanken
Dieses Buch ist ein Lesebuch, das sich aus einem Gespräch heraus im Männerkreis der St. Markus-Gemeinde in Friedrichshain mit unserem Gast aus Eberswalde, Hans-Joachim Kratz, einem Ex-Berliner aus dem Prenzlauer Berg, die Aufgabe gestellt hat, die Berliner Bürgermeister vorzustellen. In der Regel kluge prominente Männer. So spüren wir ihnen historisch und literarisch nach.
Das Berlin zu einer Weltstadt geworden ist – trotz der Hohenzollern, die vor allem ihrer Machtgier dienten und immer wieder die Stadt aussaugten, um ihre Schlachten zu finanzieren – das ist den vielen klugen Köpfen in den Rathäusern Berlins zu verdanken. Die Hohenzollern haben auf Kosten der Steuerzahler für Prunkbauten in der Stadt gesorgt, konnten sich aber nie wirklich um die Berliner und Berlinerinnen kümmern, denn alle hatten ein Problem: die Ämterhäufung. Sie waren zusätzlich als Staatskämmerer unterwegs, als Markgrafen, Kurfürsten und Könige in irgendwo – das alles diente dem Machterhalt des Geschlechtes der Hohenzollern … und dem prunkvollen Leben auf Kosten der Steuerzahler.
Die meisten Bürgermeister taten ihre Dienste in notvollen Zeiten, so im Dreißigjährigen Krieg, den der Habsburger Ferdinand II. vom Zaun brach, um die Macht deutschen Kurfürsten einzudämmen, die Niederlande nicht zu verlieren und mit der katholischen Kirche willfährige Partner zu behalten. Gustav Adolf II. war sicher auch nicht nur ein Kämpfer für den Protestantismus, sondern konnte durch den Kriegszug von inneren Problemen und seine Expansionsinteressen ablenken. Ähnliches galt für den spanischen Potentaten Philipp IV. auf der kath. Seite. Diese eigentümlichen Interessen der Machthaber führten dazu, dass Berlin in jeder Generation Krieg und Not erlebten. Die schlimmsten waren sicher Georg Wilhelm und der Soldatenkönig, die auch viel Freude daran zu haben schienen, arme Menschen zu drangsalieren. Markgraf Ludwig ‚der Römer‘, Kurfürst Joachim II. und König Friedrich I. waren dermaßen prunksüchtig, dass sie der Mark Brandenburg und ihren Nachkommen riesige Schuldenberge hinterließen, die oft erst nach Generationen getilgt werden konnten. Die Sachverwalter dieser Nöte waren die Bürgermeister. Anfangs waren es wie Marsilius noch Dorfschulzen, später hießen sie ‚Ältermänner‘. Zwei waren für Berlin zuständig, einer für Cölln. Meist übten sie ein Jahr das Amt aus. Im Stadtrat waren einige mit festen Aufgaben betraut, andere übernahmen für ein Jahr andere Aufgaben, um dann wieder als reg. Bürgermeister tätig zu sein. Erst im 19 Jahrhundert wechselte man zu einer feststehenden Amtszeit über ein Jahr hinaus. In unseren Gesprächen haben wir die historischen Gegebenheiten betrachtet und dann auf das Wirken der Bürgermeister geschlossen, denn persönlichen Daten finden sich selten, aber die Ergebnisse der Amtszeiten lagen zutage, wenn die Entwicklung der Stadt beschrieben wurde. Uns geht es vor allem darum, an die Menschen zu erinnern, die auf eine besondere Weise dem Gemeinwohl dienten. Sicher gab es mitunter auch andere Interessen, die bei dem einen oder anderen eine Rolle spielte – das ist uns ja heute auch vor Augen, wenn wir auf Politiker der Gegenwart sehen.
Dies Buch ist kein Geschichtswerk, sondern will die in Erinnerung bringen, die dem Gemeinwohl dienten … und ihnen so danken. Das gilt denn auch für die Bürgermeister der Gegenwart … auch für die wenigen Bürgermeisterinnen. Sicher gab es auch einige, die dem Bild, dass wir nachzeichnen mit ihrem Leben widersprechen, so der, dem der Titel ‚Oberbürgermeister‘ nicht genug war: Joseph Goebbels, der ‚Stadtpräsident‘ – eine Geschwulst im Leben dieser Stadt … wenn der Wirt solch einer Geschwulst fast nicht mehr lebensfähig ist, fällt sie ab, muss sich einen neuen Wirt suchen … oder vergeht. Eine Zeitlang dachten wir, sie wäre vergangen … aber, sie hat einen neuen Wirt gefunden, vermehrt sich in ganz Europa.
Wir sind sechs Männer vor unserem Lebensende. Unser Leben durften wir in Frieden leben … keine Generation vor uns hat das erleben dürfen. Wir haben genossen, dass andere für uns die Verantwortung für diese Stadt übernommen haben. An die wollen wir darum erinnern, auch wenn jeder von uns das Seine an seiner Stelle getan hat: im Handwerk, im Pfarramt, im Medienbereich, in der Telekommunikation und im Pflegebereich. Heute sind wir überzeugt:
Eine Demokratie ist nicht gefährdet, weil der eine oder andere das Kreuzchen an der falschen Stelle macht, sondern sie ist gefährdet, wenn es keine Menschen mehr gibt, die die Verantwortung übernehmen, an den großen und kleinen Orientierungsmarken des gemeinsamen Lebens. Denen soll dieser kleine Überblick Mut machen für den wichtigen Dienst an der Allgemeinheit. Das macht eine Stadt bewundernswert, nicht irgendwelche belanglosen Gebäude … Berlin wird um seiner Menschen willen geliebt. Das bleibt hoffentlich so.
Johannes Simang
Jürgen: Männer, was ist eigentlich Heimat?
Wolfgang: Meine Familie – das macht für mich Heimat aus.
Dirk: Familie, ja, aber auch meine Freunde, meine Gemeinde, eben mein soziales Umfeld.
Detlef: Familie, ja, aber die Sprache gehört irgendwie auch dazu. Als ich nach Berlin gekommen bin, musste ich mich schon daran gewöhnen, dass man hier kein richtiges Hochdeutsch spricht.
Johannes: Kommst du aus dem Bereich Hannover, dass du so versessen auf Hochdeutsch bist.
Detlef: Nein, aus dem Rheinland. Meine in der Schule gesprochene Sprache war für mich Hochdeutsch.
Johannes: Rheinländer und hochdeutsch. Spaßvogel. Aber egal. Wie sagt man so schön bei euch: „Man muss ooch gönne könne!“ Also, meinetwegen sprecht ihr Hochdeutsch.
Detlef: Genaugenommen kam ich wegen der Ingenieurschule 1964 nach Berlin. Erfreulicherweise hat sich damals damit auch der Wehrdienst erledigt. Na ja, dies mit der Schule auch, denn ich wollte und musste Geld verdienen, und da man mit dem Meisterbrief auch eine Firma gründen kann, habe ich die Meisterprüfung gemacht.
Jürgen: Ich habe erst Elektriker gelernt, weil ich diese Empfehlung vom Arbeitsamt bekam. Am Ende wurde ich aber Theologe.
Detlef: Kennst Du den Witz über den ältesten Beruf: Ein Maurer, ein Gärtner und ein Elektriker treffen sich. Auf die Frage, wer wohl den ältesten Beruf ausübt, sagte der Maurer: „Der Maurer hat den Turm zu Babel gebaut“. „Nein, ich übe den ältesten Beruf aus“, sagt der Gärtner und fährt fort: „Ich legte den Garten Eden an“. Da äußert sich der Elektriker: „Der Elektriker ist der älteste Beruf. Was sagte Gott: „Es werde Licht“ – und was glaubt ihr, wer die Leitungen verlegt hat?“
Jürgen: Na, dann passen meine Berufe ja doch gut zusammen. Ich habe euch einen Gesprächspartner mitgebracht. Wir kennen uns schon gut 35 Jahre durch die Männerarbeit. Achim. Er wohnt in Eberswalde, wird uns also mit seiner ‚Außensicht‘ begleiten, damit wir nicht alles gar zu ‚rosig‘ sehen.
Wolfgang: Dazu neigen wir wohl alle nicht. Du kennst doch den Spruch über Berliner „Nicht gemeckert ist schon halb gelobt!“ Nichtsdestotrotz, schön, dass du da bist, Achim.
(alle nicken ihm zu)
Achim: Ich hätte da auch noch einen Beitrag. Ihr habt mit Heimat alle recht, aber der Ort ist eben auch Heimat. Was meint ihr, warum Jürgen nach seinen Pfarrämtern in Eisenhüttenstadt und Müllrose wieder in Berlin gelandet ist?
Jürgen: Du hast ja so recht. Und weil meine Frau Spandauerin ist, leben wir in Spandau. Für mich ist es ein Teil Berlins, für sie ‚ihr Spandau‘. Und durch meine letzte Pfarrstelle hier in Friedrichshain haben wir, der Männerkreis, uns ja auch kennengelernt.
Also, der genaue Ursprung von Berlin ist nicht zu datieren, aber es wird vermutet, dass das Gebiet schon seit der Steinzeit besiedelt war. Es wird angenommen, dass germanische Stämme an der Stelle des heutigen Berlin in der frühen Eisenzeit lebten.
Johannes: Im 6. Jahrhundert siedelten sich hier slawische Stämme an. Sie prägten die Region und entwickelten eine eigene Kultur. Der Name Berlin leitet sich vom slawischen Wort ‚brlo‘ ab, was so viel wie Sumpf oder Morast bedeutet.
Detlef: Heute heißt noch ein Kreuzberger Szene-Bier ‚brlo‘.
Dirk: Die meisten Berliner mögen aber doch seit alters her ihr vier Wochen in Kellern gelagertes ‚Pils‘.
Achim: Nun kommt der Part der Allgemeinbildung: Ab dem 10. Jahrhundert wurde die Region von den Machtkämpfen zwischen deutschen Kaisern und slawischen Stämmen beherrscht und im 12. Jahrhundert vereinte der deutsche Kaiser Lothar III. die Region unter dem Namen ‚Berlin‘ als Zentrum seiner Herrschaft.
Dirk: Später wurde Berlin zur Hauptstadt des Kurfürstentums Brandenburg und ab dem 18. Jahrhundert zur Residenz des preußischen Königs und späteren deutschen Kaisers. Heute ist Berlin die Hauptstadt Deutschlands und hat eine lange und reiche Geschichte.
Jürgen: Die ältesten Funde im Berliner Bereich stammen aus der Steinzeit. Schon vor rund 55.000 Jahren haben Menschen in der Region gelebt, als Jäger erst, wie Funde in den Spandauer Kiesgruben belegen, meist neben den Sümpfen an den Übergängen über die Spreearme. Archäologische Ausgrabungen haben beispielsweise in der Gegend um den Müggelsee im Südosten Berlins Werkzeuge, Keramik und Siedlungsreste aus dieser Zeit zutage gebracht. Aber auch am Wannsee und in Britz gab es Funde aus der Jungsteinzeit so 3500-1700 v Chr.
Johannes: Daneben gibt es auch Funde aus der Bronzezeit und der Eisenzeit, die auf eine kontinuierliche Besiedlung der Region bis in die Slawenzeit hindeuten. Bei Grabungen in der Nähe des Alexanderplatzes wurden beispielsweise Fundamente von slawischen Siedlungen aus dem 9. bis 12. Jahrhundert entdeckt. Insgesamt spiegeln die archäologischen Funde im Berliner Bereich eine lange und reiche Geschichte wider, die bis in die Frühgeschichte zurückreicht, besonders am genannten Müggelsee, in Köpenick, Teltow und Spandau.
Jürgen: Ja, es gibt auch in Spandau ältere archäologische Funde, die auf eine frühe Besiedlung der Region hindeuten. Eine der bedeutendsten Fundstätten ist der Kolk, ein archäologisches Gelände in der Nähe des Spandauer Zentrums. Dort wurden Reste von Siedlungen und Gräbern aus der Bronzezeit, der Eisenzeit und der slawischen Periode gefunden.
Zu den Funden gehören Spuren von Wohngebäuden, Werkzeugen, Waffen und Keramik sowie Schmuckgegenstände und andere Alltagsgegenstände. Auch Funde aus der Römerzeit wurden in Spandau gemacht, insbesondere in der Nähe des Hahneberges.
Dirk: Ich dachte, das ist wie am Friedrichshain ein Trümmerberg?
Jürgen: Die Funde belegen, dass Spandau seit Jahrtausenden besiedelt ist und ein wichtiger Ort in der Region war, lange bevor es zu einem Stadtteil von Berlin wurde. Die archäologischen Funde geben Einblick in das Leben der Menschen in früheren Epochen und helfen dabei, die Geschichte der Region besser zu verstehen. Erst nach dem II. Weltkrieg lagerte man dort Trümmer, die den Hahneberg künstlich erhöhten.
Wolfgang: Aber uns interessiert ja Berlin. Vor 1200 n. Chr. waren verschiedene Völker in den Berliner Gebieten ansässig. In der Steinzeit lebten hier vermutlich Jäger und Sammlergruppen, die sich von der Jagd, Fischfang und dem Sammeln von Früchten und Kräutern ernährten.
Johannes: In der Bronzezeit und der Eisenzeit siedelten in der Region germanische Stämme und später auch slawische Gruppen. Die Slawen gründeten im heutigen Berlin und in der Umgebung Siedlungen und Dörfer und prägten die Landschaft mit ihren Wegen, Feldern und Siedlungen.
Detlef: Während des Frühmittelalters wurden die Berliner Gebiete von verschiedenen Stämmen und Gruppen kontrolliert, darunter der Obodriten-Stamm, der zum slawischen Volk gehörte und später im Mecklenburgischen siedelte, und die germanischen Stämme der Heveller und Semnonen.
Immerhin weiß man, dass König Heinrich I. 928 die Hevellerburg Brennabor erobert hat.
Dirk: Und 948 wurden die Bistümer Brandenburg und Havelberg durch Otto I. den Großen gegründet.
Wolfgang: Und 983 gab es einen Slawenaufstand. Die wenigen Siedler und Priester wurden vertrieben – für fast 300 Jahre blieben sie weg.
Achim: Im 12. Jahrhundert wurde die Region unter der Herrschaft deutscher Kaiser vereint und entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Zentrum der Region. So entstand die Stadt Berlin im Laufe der Jahrhunderte neben den Orten, die wir heute kennen.
Detlef: Es gibt übrigens eine Legende zu Stadtgründung. Ich sammele ja eigentlich Anekdoten, aber das ist mal eine Ausnahme: Sie besagt, dass der Prinz Jüterbog, Sohn des slawischen Fürsten von Brandenburg, auf der Jagd einen Bären verfolgt haben soll. Als er ihn schließlich erschöpft hatte, ließ er ihn in einer Mulde in der Spree liegen. Er kündigte an, dass er an dieser Stelle eine Stadt gründen würde, wenn der Bär wieder aufstehen und weiterlaufen würde. Der Bär tat dies tatsächlich und so wurde an dieser Stelle im Jahr 1237 Berlin gegründet. Es handelt sich aber nur um eine Sage, denn Berlin war bereits vor der Gründung als Handelsort bekannt.
Johannes: Berlin und Cölln wurden im Jahr 1307 offiziell zu einer Doppelstadt vereinigt. Die beiden Städte lagen am gegenüberliegenden Ufer der Spree, und im Jahr 1237 wurde Berlin auf der rechten Seite des Flusses gegründet, gefolgt von Cölln auf der linken Seite im Jahr 1244. Im Laufe der Zeit wuchsen die beiden Städte zusammen und im Jahr 1307 wurde durch den Brandenburger Markgrafen Waldemar die Vereinigung der Städte Berlin und Cölln zur Doppelstadt Berlin-Cölln beschlossen. So entstand das historische Zentrum Berlins auf beiden Seiten der Spree.
Detlef: Dazu gab es immerhin eine Legende:
Vor langer Zeit, als die Wälder und Flüsse noch die Herrschaft über das Land hatten, befand sich an der Stelle, wo heute Berlin-Cölln liegt, ein kleines Dorf namens Cölln. Die Menschen, die dort wohnten, waren glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Sie lebten in einfachen Hütten, bauten ihr eigenes Gemüse an und jagten in den umliegenden Wäldern nach Wild. Alles Weitere zum Leben gab ihnen die Spree.
Eines Tages jedoch wurde ihr friedvolles Leben gestört. Eine Gruppe von Räubern, die sich in den Wäldern versteckt hielt, fiel in den Ort ein. Sie stahlen alles, was sie greifen konnten, und löschten dabei fast den gesamten Ort aus.
Die wenigen Überlebenden waren gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und in den Wäldern Schutz zu suchen. Als sie schließlich eine Lichtung erreichten, erblickten sie einen Ort auf der anderen Seite des Flusses. Es war Berlin.
Die Menschen von Cölln und Berlin fanden schnell zueinander. Sie beschlossen, sich zu verbünden und gemeinsam gegen die Räuber vorzugehen. Doch das Leben auf beiden Seiten des Flusses hatte seine Vorzüge und so begannen viele Menschen, zwischen den beiden Dörfern hin- und herzuziehen. Von beiden Seiten kamen Händler und ließen sich übersetzen oder nächtigten sogar mal auf der einen, mal auf der anderen Seite.
Immer mehr Menschen ließen sich dauerhaft auf der anderen Seite des Flusses nieder und schließlich verschmolzen die beiden Dörfer zu einer Stadt - der Doppelstadt Berlin-Cölln.
Seit diesem Tag an lebten die Menschen von Berlin-Cölln in Frieden und mussten keine Angst mehr vor den räuberischen Banden haben, die einst ihr Leben bedroht hatten. Die Legende von der Entstehung der Doppelstadt erinnerte die Menschen bis heute daran, dass sie ihre Kräfte vereinen müssen, um gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten.
Jürgen: Selbstverständlich kennt ihr alle den ersten Markgrafen, aber schon vorher gab es einige Persönlichkeiten, die es wert sind, sich darüber Gedanken zu machen. Zum Beispiel der slawische Fürst von Wagrien namens Niklot.
Johannes: Er gehörte im 12. Jahrhundert doch zu den Stadtgründern, als er die Berliner Burg eroberte. Die Burg, die Niklot im Jahr 1174 eroberte, war nicht die Spandauer Burg, sondern eine andere Burg, die ebenfalls in der Nähe von Berlin lag. Leider ist der Name dieser Burg nicht überliefert, aber es wird angenommen, dass diese Burg an strategisch wichtiger Stelle errichtet wurde – wahrscheinlich an einem wichtigen Flussübergang oder einem anderen wichtigen Knotenpunkt. Die genauen Details über diese Burg sind jedoch nicht mehr bekannt, da sie im Laufe der Zeit vollständig zerstört worden ist.
Wolfgang: Das kenne ich noch aus ‚Heimatkunde‘: Die ‚Alte Burg‘ in Berlin ist ein historisches Gebäude im Nikolaiviertel der Stadt. Es handelt sich um eine der ältesten erhaltenen Bauwerke der Stadt und wurde auf romanischen Fundamenten errichtet. Die genaue Entstehungszeit der Alten Burg ist nicht bekannt, aber die meisten Historiker gehen davon aus, dass sie im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Aufgrund ihrer Lage am Spreeufer diente die Burg wahrscheinlich als Zollstelle an einer wichtigen Handelsroute.
Dirk: Ich bin zwar in Buch aufgewachsen, da ging alles um das Krankenhaus, aber die Berliner Geschichte war uns da auch vertraut. So habe ich gehört, dass im Laufe der Geschichte die Alte Burg mehrfach umgebaut und erweitert wurde. Im 14. Jahrhundert wurde sie zu einem Verwaltungssitz, der auch als Gerichtsgebäude und Gefängnis genutzt wurde. Im 16. Jahrhundert wurde sie Teil der Stadtbefestigung. Später wurde das Gebäude zu verschiedenen Zwecken genutzt, darunter als Polizeigebäude und als Museum. In der DDR-Zeit wurde in der Alten Burg ein Museum eingerichtet, das sich der Geschichte Berlins widmete. Heute ist die Alte Burg ein beliebtes Ziel für Touristen und dient als Museum für die Geschichte der Stadt Berlin.
Achim: Niklot war doch in ganz Norddeutschland zugange. Er führte mehrere Kämpfe gegen die Christianisierung und Germanisierung seines Landes an. Im Jahr 1160 kämpfte er sogar gegen Heinrich den Löwen und im Jahr 1168 gegen die dänischen Truppen unter Waldemar I. Bei dieser letzten Schlacht konnte Niklot einen bedeutenden Sieg erringen, indem er erfolgreich die dänischen Truppen zurückschlug.
Ende des 12. Jahrhunderts begann eine verstärkte Christianisierung der slawischen Gebiete und Niklot geriet erneut in Konflikt mit der Kirche und denen, die christianisierten. Im Jahr 1200 wurde er in einer Schlacht besiegt und getötet.
Jürgen: Welch ein tragisches Ende. Was aber bleibt, ist: Niklot hatte eine wichtige Rolle in der Geschichte Norddeutschlands gespielt und wurde von der slawischen Bevölkerung als eine Art Freiheitskämpfer und Held verehrt. In Berlin kann man heute noch Spuren seiner Anwesenheit in Form von Straßennamen, Skulpturen und Denkmälern finden.
Johannes: Niklot hatte eine entscheidende Rolle bei der Gründung von Berlin gespielt. Berlin war – nach Eroberung der Burgein wichtiger strategischer Ort und ihre Lage ermöglichte Niklot eine bessere Kontrolle über die Region. Um die Burg herum entwickelte sich nach und nach ein kleines Dorf, das der Grundstein für die spätere Stadt Berlin wurde. Eine offizielle Gründungsurkunde für die Stadt Berlin gibt es nicht, es wird jedoch vermutet, dass sie im späten 12. Jahrhundert oder frühen 13. Jahrhundert stattfand.
Dirk: Dafür, dass du aus Halle kommst, weißt du aber gut Bescheid … ja, ja, ich weiß: Allgemeinbildung. Aber etwas kann ich auch noch beitragen, wenn ich es mir auch erst später angelesen habe: Dank der Eroberung von Spandau konnte Niklot eine gewisse Kontrolle über die Region Berlin erlangen, die zu diesem Zeitpunkt noch von unabhängigen slawischen Sippen regiert wurde. Die Siedler allerdings, die in der Folgezeit in das Gebiet um die Burg Spandau zogen, waren überwiegend Deutsche, die durch Niklots militärische Unterstützung die Möglichkeit hatten, sich in einer zuvor umkämpften Region niederzulassen. Die Strukturen, die Niklot mit der Eroberung der Burg und der Infrastruktur darum erschuf, trugen somit maßgeblich zur Gründung der späteren Stadt Berlin bei.
Detlef: Eine interessante Anekdote über Niklot war, dass er während eines seiner vielen Kriege gegen Heinrich den Löwen im Jahr 1160, als er versuchte, seine slawischen Ländereien gegen ihn zu verteidigen, auf einer Insel im Fluss Elbe Zuflucht suchte. Heinrichs Truppen versuchten, ihn zu belagern und ergriffen eine ungewöhnliche Methode, um ihn aus seinem Versteck zu locken.
Einige seiner Soldaten fanden heraus, dass Niklot ein großer Musikliebhaber war und eine Vorliebe für das Spielen der Laute hatte. So trugen sie einen Laute-Spieler in ihre Reihen und ließen ihn am Elbufer spielen, wo sich Niklot auf seiner Insel befand. Niklot war so angetan von der Musik, dass er beschloss, die Stadt zu verlassen, um zu sehen, woher die Musik kam. Während er in sein Boot stieg, wurde er von Heinrichs Truppen entdeckt und gefangen genommen.
Wolfgang: Sagt diese Anekdote, dass Niklot nicht nur ein tapferer Krieger war, sondern auch ein Mann mit Freude an der Musik, oder ist es ein Beispiel dafür, wie List und Tücke während der Kriege im Mittelalter eingesetzt wurden?
Achim: Schon der zweite Slawenfürst, von dem wir hören. Danach kamen wahrscheinlich Kriegsherren und Bischöfe.
Jürgen: In der Tat, man muss sich um die Seelen der Menschen kümmern - Bischof Otto von Bamberg spielte dann eine Rolle, er hatte im 12. Jahrhundert den Bau der ersten steinernen Kirche in Berlin initiiert, der Nicolaikirche.
Detlef: Auch da gibt es eine interessante Anekdote, die mit dem Bau der Nicolaikirche in Berlin zusammenhängt: Es wird erzählt, dass eine Gruppe von Baumeistern im 13. Jahrhundert nach Berlin kam, um den Bau der St. Nicolaikirche zu leiten. Einer der Baumeister, der für den Bau der Kirchturmspitze verantwortlich war, hatte jedoch große Schwierigkeiten, eine geeignete Lösung zu finden. Die Spitze, die er sich vorstellte, war sehr kompliziert und schwierig zu bauen.
Nach vielen erfolglosen Versuchen, die Spitze zu bauen, schien der Baumeister aufzugeben. Eines Tages wurde er jedoch durch ein ungewöhnliches Ereignis inspiriert. Er bemerkte, wie eine Schnecke eine kleine Treppe aus Schneckenhäusern hochkletterte. Dies gab ihm eine Idee für den Bau der Kirchturmspitze.
Der Baumeister begann damit, eine Treppe in Schneckenform zu bauen, die der Schnecke ähnelte. Die Treppe hatte eine Spiralform und wurde aus Steinblöcken gebaut, die in regelmäßigen Abständen in die Mauer eingefügt wurden. Durch diese außergewöhnliche Konstruktion konnte der Baumeister die komplizierte und schwierige Spitze bauen, die er sich vorgestellt hatte.
Die Nicolaikirche mit ihrem besonderen Kirchturm wurde bald zu einem Wahrzeichen von Berlin und die Schnecken-Treppe diente als Inspiration für viele spätere Baumeister, die ähnliche Konstruktionsmethoden anwandten.
Diese Anekdote zeigt, dass der Bau von Kirchen und anderen Gebäuden im Mittelalter oft von Kreativität und Innovation geprägt war. Selbst ein kleines Tier wie eine Schnecke konnte dazu beitragen, ein außergewöhnliches Meisterwerk zu erschaffen.
Achim: Ihr, die ihr Latein gelernt habt, müsstet eigentlich die nächste Persönlichkeit kennen: Bischof Wichmann von Seeburg: Er war im 12. Jahrhundert Bischof von Naumburg und wurde später auch Bischof von Brandenburg. Er gründete mehrere Kirchen und Klöster in der Region. Er war ein bedeutender Geistlicher seiner Zeit und hat auch in der Region um Berlin mehrere Kirchen und Klöster gegründet.
Während seiner Amtszeit setzte sich Bischof Wichmann von Seeburg dafür ein, dass in der Region um Berlin mehrere Klöster und Kirchen gegründet wurden. So ließ er beispielsweise das Kloster Lehnin gründen und förderte den Bau der Nicolaikirche in Berlin, die heute noch zu den bekanntesten Kirchen der Stadt gehört … wie wir gerade gehört haben.
Johannes: Bischof Wichmann von Seeburg war außerdem ein wichtiger Vertreter der Gegenreformation und setzte sich für die Christianisierung der Slawen ein. Er soll auch mehrere Schriften verfasst haben, die heute allerdings nicht mehr erhalten sind.
Insgesamt hat Bischof Wichmann von Seeburg durch seine Arbeit als Geistlicher und Förderer des kirchlichen Lebens in der Region um Berlin maßgeblich dazu beigetragen, dass das Christentum sich in dieser Region etablieren konnte.
Jürgen: ‚Gegenreformation‘ – ich weiß, was du meinst, aber der Begriff steht eigentlich für die Rekatholisierung im 16. Jh. Es gibt übrigens in der Tat eine Ortschaft namens Seeburg in der Nähe von Spandau. Allerdings stammt Bischof Wichmann von Seeburg vermutlich nicht aus dieser Ortschaft. Einen Bischof hatte man dort nie, galt es doch neben Staaken als das ärmste Dorf im Kreis Oberhavel und war lange Staaken angeschlossen.
Sein Name „von Seeburg" bezieht sich auf eine Burg bzw. eine Festung namens Seeburg in der Nähe von Halle an der Saale, die um das Jahr 1000 erbaut wurde.
Johannes: Meine alte Heimat. Die Burg gehörte damals zum Bistum Naumburg-Zeitz und war Sitz von mehreren Bischöfen, darunter auch von Bischof Wichmann von Seeburg.
Leider ist mir keine konkrete Anekdote von Bischof Wichmann von Seeburg bekannt, die sich direkt auf Berlin bezieht.
Allerdings gibt es eine Legende, die besagt, dass Bischof Wichmann von Seeburg im Jahr 1157 an einer wichtigen Schlacht zwischen den slawischen Heeren und dem christlichen Heer unter Markgraf Albrecht dem Bären teilnahm. Die Schlacht soll in der Nähe von Cölln, einem der beiden späteren Gründungsorte von Berlin, stattgefunden haben.
In der Legende wird behauptet, dass Bischof Wichmann von Seeburg während der Schlacht auf einem Hügel nahe der Spree stand und für den Sieg des christlichen Heeres betete. Es wird dann erzählt, dass seine Gebete erhört wurden und die heidnischen Slawen schließlich besiegt wurden.
Allerdings, ob und inwiefern Bischof Wichmann von Seeburg tatsächlich in die Kämpfe um Berlin verwickelt war, weiß niemand – Legenden sind eben religiöse Erzählungen, die sich nicht selten auf andere Personen beziehen und zu ganz anderen Ereignissen stattgefunden haben.
Jürgen: Den ersten Markgrafen kennt ihr wohl alle.
Der Askanier Markgraf Albrecht I. (1100-1170) regierte von 1150-1170 und war verheiratet mit Sophie von Winzenburg (1105-1160).
Wolfgang: Albrecht der Bär. Er war ab 1134 Markgraf der Nordmark, ein Askanier.
Achim: Albrecht I., auch bekannt als Albrecht der Bär, war von 1157 bis zu seinem Tod 1170 der Markgraf von Brandenburg. Er war einer der bedeutendsten Markgrafen seiner Zeit und gilt als Gründer der Mark Brandenburg.
Detlef: Richtig. Albrecht I. stammte aus der Familie der Askanier und war bereits vor seiner Zeit als Markgraf eine wichtige Persönlichkeit in der Region. Er war aktiv an der Eroberung slawischer Gebiete beteiligt und hatte dadurch bereits Erfahrungen im Bereich des Landaufbaus gesammelt. Nachdem ihm Kaiser Friedrich I. Barbarossa das Land als Lehen übergab, legte er den Grundstein für die weitere Entwicklung der Region.
Johannes: Er erweiterte das Land durch die Eroberung von Gebieten östlich der Havel und ließ zahlreiche Burgen und Städte erbauen, darunter Brandenburg an der Havel und Pritzwalk. Auch förderte er den Handel und den Zuzug von Siedlern in die Region.
Wolfgang: Ich habe gehört, Albrecht I. wurde von seiner Bevölkerung und von seinen Zeitgenossen als ein weiser und gerechter Markgraf angesehen. Er galt als entschlossen und mutig und hatte ein tiefes Verantwortungsbewusstsein für seine Markgrafschaft.
Jürgen: Albrecht der Bär traf auch mehrere wichtige politische Entscheidungen, die die Entwicklung von Berlin und der umliegenden Region förderten. Erst einmal gründete er nach 1150 Städte westlich der Elbe: Salzwedel, Gardelegen, Tangermünde und als Hauptort Stendal.
Zum einen betrieb er eine Politik der territorialen Expansion und der Eroberung benachbarter Gebiete. Durch die fortschreitende Erschließung und koloniale Eroberung der Region schuf er somit ein größeres Territorium, das er im Sinne der Stämme vor Ort und seiner Herrschaft ausweiten konnte.
Damals hieße es
Gen Ostland wollen wir reiten, gen Ostland wollen wir geh‘n wohl über die grüne Heiden da werden wir besser uns stehn.
Johannes: Albrecht der Bär förderte die Ansiedlung von Künstlern und Handwerkern in der Stadt, um das kulturelle sowie ökonomische Leben zu bereichern. Er legte damit den Grundstein für die zukünftige wirtschaftliche Blüte der Stadt Berlin.
Wolfgang: Wieso denn Künstler?
Achim: Als Fürst trat er gegenüber den Kirchen und Adeligen selbstbewusst auf und setzte seine Macht durch. Dadurch konnte er seine feudale Macht festigen und den Grundstein für die Entstehung einer regionalen Territorialstaatlichkeit in der Brandenburg-Region legen. Insgesamt trug Albrecht der Bär somit maßgeblich zur Gründung und Entwicklung der Stadt Berlin bei.
Ein wichtiger Faktor war die Förderung der Künste und Kultur, die Albrecht der Bär betrieb. Er gewährte Kunsthandwerkern und Künstlern besondere Privilegien, um sie nach Berlin zu locken oder sie im Lande zu halten. So förderte er beispielsweise den Bau von Kirchen und Klöstern und beauftragte Künstler mit der Ausschmückung von Gebäuden.
Detlef: Zugleich initiierte er die Ansiedlung von Handwerkern und Kulturschaffenden in Berlin, indem er mehrere Maßnahmen ergriff. Zum einen vergab er das Stadtrecht und förderte damit den Handel und Gewerbe, was zu einer steigenden Nachfrage nach Handwerksprodukten und künstlerischen Werken führte. Zum anderen verschaffte er den Zugezogenen Schutz und Freiheiten, indem er ihnen beispielsweise Steuerbefreiungen gewährte und so die Ansiedlung attraktiver machte. Er förderte auch den Bau von Handwerkerhäusern und Werkstätten, damit sich diese zentral in Berlin niederlassen konnten. Dadurch entstand eine lebendige Handwerkerschaft, die das wirtschaftliche Wachstum Berlins vorantrieb.
Achim: Das geschieht heute noch so bei uns in Eberswalde. Durch seine Förderung von Handwerkern, Künstlern und Kulturschaffenden schuf Albrecht der Bär somit das Fundament für das wirtschaftliche und kulturelle Leben in Berlin, das bis heute prägend für die Stadt ist.
Detlef: Von dem Mann gibt es so viele Legenden und Anekdoten, da wird doch wohl jeder von euch eine kennen?
Die bekannteste Legende besagt, dass Albrecht der Bär als junger Mann von einem Bären angegriffen wurde, als er auf einer Jagd war. Er besiegte den Bären und tötete ihn daraufhin mit seinen bloßen Händen. Dieses Ereignis soll ihm den Spitznamen ‚der Bär‘ eingebracht haben.
Wolfgang: Eine andere Legende erzählt, wie Albrecht der Bär während einer Schlacht in Brandenburg von einem Pfeil getroffen wurde. Der Pfeil blieb in seinem Helm stecken und verfehlte sein Ziel, seinen Kopf zu treffen. Von da an legte Albrecht den Helm nie wieder ab und trug ihn bis zu seinem Tod.
Detlef: Seine arme Frau!
Johannes: Eine Anekdote besagt, dass Albrecht der Bär einmal von einem Franziskanermönch zu einem Essen eingeladen wurde. Der Mönch servierte ihm jedoch absichtlich sehr einfache und schlichte Speisen. Als Albrecht fragte, warum er nicht mehr aufwändige Gerichte bekam, antwortete der Mönch: "Jeder Mann ernährt sich von dem, was er erworben hat. Sie haben Brandenburg erworben, ich habe mir Demut und Bescheidenheit erworben."
Achim: Es gibt einige Anekdoten über Albrecht der Bär und seine Taten in Berlin und der Brandenburg-Region. Eine davon handelt von seinem Umgang mit dem Adel der Region: Albrecht der Bär forderte vom Adel Tribut und Unterstützung für seine Expansionspläne und seine Herrschaft. Als jedoch ein Adliger sich weigerte, ihm Tribut zu zollen, soll Albrecht der Bär ihn persönlich aufgesucht und eine Handvoll Erde vor seine Füße geworfen haben. Mit den Worten „So viel Land soll genügen für dich!" soll er dem Adligen gezeigt haben, wer in der Region das Sagen hat.
Dirk: Eine weitere Anekdote erzählt davon, wie Albrecht der Bär den Handel in Berlin ankurbelte. Er ließ mehrere Kaufleute aus dem Nahen Osten und Nordafrika einladen, um den Handel in Berlin anzukurbeln. Der Legende nach soll er ihnen sogar einen Privatdolmetscher zur Verfügung gestellt haben, um die Verständigung zu erleichtern.
Detlef: Eine weitere Geschichte handelt von einem Handwerker, der seine Arbeit nicht zufriedenstellend erledigt hatte. Das wäre mir natürlich nie passiert, also: Albrecht der Bär kam persönlich vorbei, um sich die Arbeit anzusehen. Er soll den Handwerker aufgefordert haben, die Arbeit zu korrigieren, und ihn darauf hingewiesen haben, dass nur das Beste gut genug für Berlin sei.
Achim: Eine weitere Anekdote handelt davon, wie er den Grundstein für die Klostergründung in Leitzkau legte: Albrecht soll auf einer Jagd gewesen sein, als ihm ein Bär über den Weg lief. Albrecht erlegte den Bären und war so beeindruckt von dessen Stärke, dass er beschloss, an dieser Stelle ein Kloster zu gründen. Das Kloster St. Marien zu Leitzkau wurde dann einige Jahre später gegründet.
Dirk: Eine andere Anekdote berichtet von Albrechts Besuch bei Kaiser Friedrich I. in Italien. Als der Kaiser ihn fragte, was er wollte, soll Albrecht geantwortet haben: „Ich bin hier, um meinen Herzog zu sehen." Daraufhin soll der Kaiser sehr beeindruckt gewesen sein von Albrechts Treue zu seinem Herrscher.
Wolfgang: Eine weitere Geschichte berichtet davon, wie Albrecht der Bär einmal von einem aufgebrachten Mob bedroht wurde. Aufgrund seiner Autorität und seines kühlen Kopfes konnte er jedoch die aufgebrachte Menge besänftigen und eine Eskalation verhindern.
Der Askanier Markgraf Otto I. von Brandenburg (1128-1184) regierte von 1170-1184 und war verheiratet mit Judith von Polen (1132-1174).
Detlef: Ich hätte eine bekannte Anekdote über Markgraf Otto I. zu bieten. Es ist die sogenannte ‚Schlacht von Spandau‘: Während eines Streits mit Heinrich II., dem Bischof von Brandenburg, soll Otto das Kind die Burg Spandau belagert haben, um seine Autorität in der Region durchzusetzen. Der Bischof von Brandenburg erhob daraufhin eine Armee, um die Burg zu erobern.
In der Nacht vor der geplanten Schlacht soll Otto das Kind eine List angewandt haben: Er sagte seinen Männern lautstark, Feuer zu legen und laut zu schreien, um den Eindruck zu erwecken, dass sie eine Übermacht seien. Der Bischof, der seine Armee auf den nahegelegenen Hügel aufgestellt hatte, soll durch die getäuschte Wahrnehmung der Übermacht seines Gegners in Panik geraten und in größter Eile geflohen sein, ohne zu kämpfen.
Achim: Die Geschichte zeigt immerhin Ottos taktisches Geschick und seine Fähigkeit, seine Feinde zu täuschen. Allerdings gibt es keine eindeutigen historischen Beweise für die Richtigkeit dieser Anekdote, soweit ich weiß, handelt sich um eine mündliche Überlieferung aus späterer Zeit.
Der Askanier Markgraf Otto II. von Brandenburg, der Freigiebige (1147-1205) regierte von 1184-1205.
Detlef: Auch zu Otto II. gibt es eine Anekdote:
Es gibt nicht viele überlieferte Anekdoten über Otto II. von Brandenburg. Der Grund dafür könnte sein, dass es zu seiner Zeit noch keine regelmäßige und umfassende schriftliche Geschichtsschreibung gab. Eine bekannte Anekdote dreht sich jedoch um Ottos Beziehungen zu den Nonnen des Klosters Spandau:
Es wird berichtet, dass er eine besondere Vorliebe für ein junges Mädchen namens Guda hatte, die im Kloster lebte. Otto soll so sehr von Guda angezogen gewesen sein, dass er sich heimlich in ihre Gemächer geschlichen hat, um ihre Nähe zu suchen.
Als Guda jedoch krank wurde und starb, soll Otto in tiefe Trauer verfallen sein und sich geschworen haben, den Rest seines Lebens als Einsiedler zu verbringen. Er zog sich in ein kleines Kloster in der Nähe von Brandenburg zurück und lebte dort bis zu seinem Tod.
Jürgen: Allerdings gibt es keine genauen Hinweise darauf, ob diese Geschichte wahr oder übertrieben ist, da es sich um eine Anekdote aus der mündlichen Überlieferung handelt. Es ist jedoch bekannt, dass Otto eine tiefe Bindung zu Kloster Spandau hatte und viele Schenkungen an das Kloster machte.
Siegel mit Albrecht dem Bären.Quelle: Codex Diplomaticvs Anhaltinivs
Siegel mit Otto II.Gustav Adelbert Seyler - Geschichte der Siegel, 1894
Der Askanier Markgraf Albrecht II. von Brandenburg (1150-1220) regierte von 1205-1220 und war verheiratet mit Mathilde von Groitzsch (1185-1225).
Albrecht II. von Brandenburg, ein Mitglied der askanischen Dynastie, regierte von 1205 bis 1220. Geboren um 1150, entstammte er einer Familie, die bereits im 12. Jahrhundert bedeutenden Einfluss in der Region ausübte. Seine Ehe mit Mathilde von Groitzsch, die von 1185 bis 1225 lebte, war nicht nur eine private Verbindung, sondern auch ein strategisches Bündnis, das die territorialen und dynastischen Ambitionen der Askanier weiter festigte.
Die politische Landschaft des 12. und 13. Jahrhunderts
Um Albrechts Regierungszeit war Europa von einem ständigen Machtkampf geprägt. Die Entwicklung des Heiligen Römischen Reiches, die Machtverschiebungen zwischen den Fürsten und die Herausforderungen durch die aufkommenden Städte sorgten für ein dynamisches und oft unruhiges politisches Klima. Albrecht II. stand vor der Herausforderung, die territorialen Ansprüche seiner Familie zu sichern und auszubauen, während er gleichzeitig den Einfluss rivalisierender Dynastien, wie der Welfen oder der Staufer, im Auge behalten musste.
Albrecht II. und die Mark Brandenburg
Als Markgraf von Brandenburg war Albrecht II. für die Verwaltung und den Schutz eines wichtigen Territoriums verantwortlich. Die Mark Brandenburg, die sich entlang der Havel und der Spree erstreckte, war nicht nur geographisch zentral, sondern auch strategisch wichtig für den Handel und die militärische Präsenz im Osten des Reiches. Albrecht II. verstand es, in dieser Region die Macht der Askanier zu festigen. Er förderte die Ansiedlung deutscher Kolonisten, was zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Christianisierung der slawischen Gebiete beitrug. Diese Maßnahmen waren entscheidend für die langfristige Stabilität der Region und die Integration der einheimischen Bevölkerung.
Die Ehe mit Mathilde von Groitzsch
Die Ehe mit Mathilde von Groitzsch war ein exemplarisches Beispiel für die politische Strategie der Askanier. Mathilde, Tochter eines Grafen, brachte nicht nur eine bedeutende Mitgift mit, sondern auch wertvolle Allianzen. Diese Verbindung stärkte die Position Albrechts in der Region und erweiterte seinen Einflussbereich. Die Ehe war jedoch nicht nur von politischen Überlegungen geprägt; sie spiegelt auch die sozialen und kulturellen Dynamiken der Zeit wider, in welcher dynastische Ehen oft zur Sicherung von Macht und Einfluss genutzt wurden.
Albrecht II. als Herrscher
Albrecht II. wird oft als ein pragmatischer Herrscher beschrieben, der die Kunst der Diplomatie beherrschte. Er war in der Lage, rivalisierende Interessen zu balancieren und sowohl militärische als auch diplomatische Lösungen für die Herausforderungen seiner Zeit zu finden. Unter seiner Herrschaft erlebte die Mark Brandenburg eine Phase der Konsolidierung und des Wachstums. Er baute nicht nur die Infrastruktur aus, sondern förderte auch den Handel und die Ansiedlung von Neusiedlern, was zur Schaffung einer stabilen wirtschaftlichen Basis beitrug.
Vermächtnis und Nachwirkungen
Albrecht II. von Brandenburg hinterließ ein starkes Vermächtnis. Seine Politik der Ansiedlung und Integration trug maßgeblich zur Entwicklung der Region bei und legte den Grundstein für die spätere Macht der Mark Brandenburg im Heiligen Römischen Reich. Nach seinem Tod im Jahr 1220 übernahm sein Sohn Johann I. die Herrschaft, der die politischen und territorialen Errungenschaften seines Vaters weiterführen konnte.
Insgesamt war Albrecht II. von Brandenburg ein Herrscher, der in einer Zeit des Wandels und der Unsicherheit eine feste Hand anlegte. Seine kluge Politik und seine strategischen Ehen, auch die der Töchter, machten ihn zu einer Schlüsselperson in der Geschichte der Mark Brandenburg und der askanischen Dynastie. Die Verbindungen, die er knüpfte, und die Strukturen, die er etablierte, hatten langfristige Auswirkungen auf die Region und trugen zur Herausbildung eines stabilen Herrschaftsgebiets bei, das bis in die Neuzeit hinein Bedeutung hatte.
Detlef: Es gibt eine Anekdote: In den frühen Jahren seiner Herrschaft, als die Sonne über den sanften Hügeln Brandenburgs aufging, entschied sich Markgraf Albrecht II., eine neue Burg in der Nähe von Landsberg zu errichten. Die Gegend war malerisch, mit sanften Wiesen und einem glitzernden Fluss, der durch die Landschaft floss. Doch die Entscheidung, eine Burg zu bauen, war nicht nur eine Frage der Strategie, sondern auch eine Herzensangelegenheit für den Markgrafen.
Eines Tages, während Albrecht II. mit seiner Frau Mathilde durch die Ländereien ritt, entdeckte er eine kleine Gruppe von Bauarbeitern, die verzweifelt versuchten, einen großen Steinblock zu heben. Der Stein war so schwer, dass selbst die stärksten Männer der Umgebung an ihre Grenzen kamen. Albrecht, der stets ein Mann des Volkes war, hielt an und fragte, ob er helfen könne.
Die Arbeiter, überrascht von der plötzlichen Anwesenheit ihres Markgrafen, schauten sich an und zögerten einen Moment. Doch Albrecht, mit einem breiten Lächeln, sprang von seinem Pferd und packte mit an. Gemeinsam schafften sie es, den Steinblock an seinen Platz zu bringen. Der Markgraf war voller Energie und lachte, während er seine Muskeln anstrengte. Mathilde beobachtete ihn mit einem schmunzelnden Gesichtsausdruck und rief: „Schau, mein lieber Albrecht! Du bist nicht nur ein Herrscher, sondern auch ein wahrer Baumeister!“
Die Arbeiter, inspiriert von der Tatkraft ihres Markgrafen, schlossen sich ihm an, und bald war das ganze Team in Hochstimmung. Sie erzählten Geschichten über die Vergangenheit, über die Heldentaten der Askanier und über die Träume, die sie für die neue Burg hatten. Albrecht hörte gebannt zu und versprach, dass diese Burg nicht nur ein Ort der Verteidigung, sondern auch ein Zentrum des Lebens und der Kultur werden würde.
Als die ersten Mauern der Burg errichtet waren, kam die Nachricht, dass ein benachbarter Herrscher seine Ansprüche auf die Region geltend machen wollte. Doch Albrecht II. war bereit. Mit der neuen Festung als Rückhalt und dem Vertrauen seiner Leute im Rücken, stellte er sich dem Herausforderer. Die Burg wurde tatsächlich zu einem Symbol der Stärke und des Zusammenhalts, und die Geschichten über den markgräflichen Bau und das Lächeln seiner Frau Mathilde wurden in den Dörfern rundherum weitergegeben.
So wurde die Burg nicht nur ein militärischer Posten, sondern auch ein Ort, an dem die Menschen zusammenkamen, um Feste zu feiern, Geschichten zu erzählen und eine neue Ära des Friedens und des Wohlstands einzuleiten. Und jedes Mal, wenn Albrecht II. die Mauern seiner Burg betrachtete, erinnerte er sich an den Tag, als er mit seinen eigenen Händen half, sie zu errichten – ein wahrhaftiger Markgraf, der sein Volk liebte und mit ihnen arbeitete.
Denkmal von Albrecht II. in der ehem. Berliner Siegesallee 1898
Der Askanier Markgraf Johann I. von Brandenburg (1213-1266) regierte von 1220-1266 und war verheiratet mit Sophia Prinzessin von Dänemark (1217-1247) und Jutta (Brigitte) von Sachsen (1230-1266).
Johann I. von Brandenburg, ein Mitglied der askanischen Dynastie, regierte von 1220 bis 1266 und hinterließ einen bleibenden Eindruck in der Geschichte seiner Region und darüber hinaus. Geboren im Jahr 1213, war er der Sohn von Albrecht II. von Brandenburg und Mathilde von Groitzsch. Johann I. erlebte während seiner Herrschaft eine Zeit des Wandels und der Herausforderungen, die durch interne Machtkämpfe, territoriale Expansionsbestrebungen und die dynamische politische Landschaft des Heiligen Römischen Reiches geprägt waren.
Frühe Jahre und Herrschaftsantritt
Johann I. trat seine Herrschaft in einer Zeit an, in der die Mark Brandenburg sich in einem Prozess der Konsolidierung befand. Sein Vater, Albrecht II., hatte bedeutende Fortschritte in der Verwaltung und Entwicklung der Region gemacht, und Johann sah sich der Aufgabe gegenüber, dieses Erbe fortzuführen und auszubauen. Er übernahm die Herrschaft in einem Moment, in dem die Askanier sowohl in der Region als auch im Reich ernsthafte Herausforderungen zu bewältigen hatten.
Heiratsallianzen und diplomatische Beziehungen
Eine der zentralen Strategien von Johann I. war die Bildung von Allianzen durch Heiratsverträge. Seine erste Ehe mit Sophia, der Prinzessin von Dänemark, die von 1217 bis 1247 lebte, war nicht nur eine Verbindung aus Liebe, sondern auch ein strategisches Manöver zur Stärkung der diplomatischen Beziehungen zwischen Brandenburg und Dänemark. Diese Allianz war besonders wichtig, da Dänemark zu dieser Zeit eine bedeutende maritime Macht war, und die Verbindung half, die Interessen der Askanier im Nordosten zu sichern.
Nach dem Tod von Sophia heiratete Johann I. Jutta (Brigitte) von Sachsen, mit der er seine politischen Allianzen weiter festigte. Diese zweite Ehe war ebenfalls von strategischer Bedeutung, da sie die Beziehungen zu einem weiteren wichtigen Nachbarn, Sachsen, stärkte. Johann verstand es, durch geschickte Heiratsallianzen die politische Position der Mark Brandenburg zu festigen und seine Machtbasis zu erweitern.
Innere und äußere Herausforderungen
Während seiner Herrschaft sah sich Johann I. mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Die Mark Brandenburg war nicht nur von äußeren Bedrohungen, sondern auch von inneren Konflikten betroffen. Rivalisierende Adelige und lokale Herrscher versuchten, ihre eigenen Machtansprüche durchzusetzen. Johann I. musste oft diplomatische und militärische Mittel einsetzen, um die Stabilität in der Region zu gewährleisten. Er zeigte sich als ein fähiger Diplomat und Stratege, der in der Lage war, Konflikte zu lösen und gleichzeitig die Autorität der askanischen Dynastie zu wahren.
Zudem war die Christianisierung der slawischen Gebiete ein zentrales Anliegen seiner Herrschaft. Johann I. unterstützte die Missionierung und die Ansiedlung deutscher Kolonisten in den slawischen Gebieten, was nicht nur zur Ausbreitung des Christentums, sondern auch zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region beitrug. Diese Maßnahmen waren entscheidend für die Integration der slawischen Bevölkerung und die langfristige Stabilität der Mark Brandenburg.
Vermächtnis und Nachwirkungen
Johann I. von Brandenburg starb 1266, und sein Tod markierte das Ende einer wichtigen Ära für die askanische Dynastie. Sein Vermächtnis ist geprägt von einer stabilen und konsolidierten Mark Brandenburg, die unter seiner Herrschaft an Einfluss gewann. Die politischen Allianzen, die er schmiedete, und die territoriale Expansion, die er förderte, legten den Grundstein für die zukünftige Macht der Mark Brandenburg im Heiligen Römischen Reich.
Sein Sohn, Otto IV., trat die Nachfolge an und setzte die Politik seines Vaters fort. Johann I. hatte nicht nur die Macht der Askanier gefestigt, sondern auch die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft der Mark Brandenburg gestellt. Die diplomatischen und militärischen Fähigkeiten, die er während seiner Herrschaft entwickelte, sollten für die nachfolgenden Generationen von entscheidender Bedeutung sein.
Detlef: Eine der bekanntesten Geschichten handelt von Johanns Konflikt mit dem Herzog von Pommern, als dieser ihn einmal gefangen hielt und eine sehr hohe Lösegeldsumme forderte. Johann soll, als er von dem Lösegeldbetrag hörte, gesagt haben: „Wenn ich zehnmal so reich wäre, würde ich nicht so viel Geld für einen dummen Prinzessinnenschleier ausgeben". Diese Bemerkung wurde später zum geflügelten Wort, das für jemanden verwendet wurde, der etwas als unnütz oder übertrieben teuer empfand.
Wolfgang: Es wird auch die Geschichte erzählt, dass Johann I. ein großer Gourmet war und ein Faible für exotische Speisen hatte, wie zum Beispiel Pfau, den er bei Banketten servieren ließ.
Achim: Eine weitere berühmte Geschichte handelt von Johanns Lieblingspferd, das er sehr schätzte und oft ritt. Als das Pferd alt und krank wurde, sagte Johann, dass er nicht leben könne, wenn sein geliebtes Pferd sterbe. Als das Pferd dann tatsächlich starb, ließ Johann seinen Hofgelehrten einen Traktat über das Lob des Pferdes schreiben und gründete eine Stiftung, die sich um das Wohl von Pferden kümmerte.
Johann I. und Otto III. an ehem. Berliner Siegesallee, 1899
Der Askanier Markgraf Otto III. von Brandenburg, der Fromme (1213-1266) regierte von 1220-1267 und war verheiratet mit Beatrix, Tochter König Wenzels I. von Böhmen (1225-1290).
Otto III. von Brandenburg, auch bekannt als „der Fromme“, regierte von 1220 bis 1267 und war ein Mitglied der askanischen Dynastie. Geboren im Jahr 1213, war er der Sohn von Johann I. von Brandenburg und dessen Ehefrau Sophia von Dänemark. Otto III. trat in eine Zeit ein, die von politischen Umwälzungen, territorialen Konflikten und den Herausforderungen der Christianisierung geprägt war. Seine Herrschaft war nicht nur durch politische Ambitionen, sondern auch durch einen tiefen Glauben und eine enge Verbindung zur Kirche gekennzeichnet.
Frühes Leben und Herrschaftsantritt
Otto III. wuchs in einer Zeit auf, in der die Mark Brandenburg sich in einem Prozess der Konsolidierung und territorialen Expansion befand. Nach dem Tod seines Bruders Johann I. übernahm Otto III. die Herrschaft und sah sich der Herausforderung gegenüber, das Erbe seiner Familie fortzuführen und gleichzeitig die politischen Spannungen in der Region zu bewältigen. Die Mark Brandenburg war ein strategisch wichtiges Gebiet im Heiligen Römischen Reich, und Otto III. war sich der Verantwortung bewusst, die mit dieser Position einherging.
Heiratsallianzen und Diplomatie
Auch hier: Eine der zentralen Strategien von Otto III. war die Bildung von Allianzen durch Heiratsverträge. Seine Ehe mit Beatrix, der Tochter von König Wenzel I. von Böhmen, war ein bedeutender Schritt zur Stärkung der politischen Verbindungen zwischen Brandenburg und Böhmen. Diese Verbindung war nicht nur von persönlicher Natur, sondern auch von strategischer Bedeutung, da sie die Beziehungen zwischen zwei wichtigen Herrscherhäusern im Heiligen Römischen Reich festigte und Otto III. eine stärkere Position gegenüber seinen Rivalen verschaffte.
Die Ehe mit Beatrix brachte auch einen kulturellen Austausch mit sich, der zur Entwicklung einer blühenden Hofkultur in Brandenburg beitrug. Otto III. förderte die Künste und die Bildung, was die kulturelle Identität der Region stärkte und die Mark Brandenburg als ein Zentrum der Zivilisation im Osten des Reiches etablierte.
Religiöse Überzeugungen und die Christianisierung
Otto III. war bekannt für seine tiefen religiösen Überzeugungen, die seine Politik und Entscheidungen maßgeblich beeinflussten. Sein Beiname „der Fromme“ zeugt von seiner Hingabe an den Glauben und seinem Bestreben, die Christianisierung der slawischen Gebiete voranzutreiben. Unter seiner Herrschaft wurden zahlreiche Kirchen und Klöster gegründet, die nicht nur als religiöse Zentren dienten, sondern auch als Orte der Bildung und Kultur.
Die Christianisierung war ein zentrales Anliegen Ottos III. und er sah es als seine Pflicht an, das Christentum in den slawischen Gebieten zu verbreiten. Dies führte zu einer verstärkten Ansiedlung deutscher Kolonisten, die nicht nur zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region beitrugen, sondern auch zur Integration der slawischen Bevölkerung in die christliche Gemeinschaft. Otto III. verstand, dass die religiöse Einheit auch eine politische Stabilität mit sich bringen würde, und setzte alles daran, diese Vision zu verwirklichen.
Herausforderungen und Konflikte
Trotz seiner Bemühungen um Frieden und Stabilität sah sich Otto III. während seiner Herrschaft mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Rivalisierende Adelige und lokale Herrscher versuchten, ihre eigenen Machtansprüche durchzusetzen, was zu inneren Konflikten führte. Otto III. musste oft militärische Mittel einsetzen, um die Autorität der Mark Brandenburg zu sichern und die Ordnung in der Region aufrechtzuerhalten.
Die politischen Spannungen mit benachbarten Gebieten, insbesondere mit den Wenden und anderen slawischen Stämmen, erforderten eine geschickte Diplomatie und militärische Präsenz. Otto III. war jedoch in der Lage, durch diplomatische Verhandlungen und strategische Allianzen die Konflikte weitgehend zu entschärfen und die Interessen der Mark Brandenburg zu wahren.
Vermächtnis und Nachwirkungen
Otto III. von Brandenburg starb im Jahr 1267, und sein Tod markierte das Ende einer wichtigen Ära für die askanische Dynastie. Sein Vermächtnis ist geprägt von einer stabilen und konsolidierten Mark Brandenburg, die unter seiner Herrschaft an Einfluss gewann. Die politischen Allianzen, die er schmiedete, und die territoriale Expansion, die er förderte, trugen zur Festigung der Macht der Askanier im Heiligen Römischen Reich bei.
Sein Sohn, Otto IV., trat die Nachfolge an und setzte die Politik seines Vaters fort. Die religiöse und kulturelle Entwicklung, die Otto III. vorantrieb, hinterließ ebenfalls einen bleibenden Eindruck. Die von ihm geförderte Christianisierung und die Unterstützung der Kirche trugen zur Schaffung einer stabilen und einheitlichen Gesellschaft in der Region bei.
Detlef: Eine bekannte Geschichte über Otto III. ist seine Entscheidung, im Jahr 1273 Kaiser Rudolf I. von Habsburg zu unterstützen, als dieser im Kampf um die Kaiserkrone gegen seinen Gegenkandidaten Alfonso X. von Kastilien antrat. Otto III. war einer der führenden Fürsten des Reiches und hatte eine starke Stellung in der Mark Brandenburg, sodass seine Unterstützung für Rudolf I. entscheidend war. Rudolf I. gewann schließlich die Krone und Otto III. wurde in der Folgezeit zu einem seiner wichtigsten Verbündeten.
Wolfgang: Eine weitere Geschichte besagt, dass Otto III. als junger Mann ein Schwertduell mit einem Kurfürsten namens Bernhard von Sachsen-Anhalt ausgetragen habe. Es wird berichtet, dass er das Duell gewonnen und damit seine Ehre und seinen Ruf verteidigt habe.
Johannes: Eine Geschichte besagt, dass Otto III. ein sehr guter Reiter war und oft auf Wildschweinjagden ging. Eines Tages, als er auf der Jagd war, stürzte er vom Pferd und wurde von einem Wildschwein angegriffen. Otto III. kämpfte jedoch tapfer gegen das Tier und konnte schließlich alleine siegen.
Dirk: Eine weitere Anekdote erzählt von einer Begegnung zwischen Otto III. und dem Papst (Papst Sylvester II.). Es wird berichtet, dass der Papst ihn fragte, ob er ein Christ sei. Otto III. antwortete: „Das ist keine Frage, die direkt mit mir zu tun hat. Aber wenn du wissen möchtest, ob mein Volk christlich ist, dann kann ich dir versichern, dass es das ist."
Johannes: Ein weiterer Vorfall soll sich ereignet haben, als Otto III. auf der Jagd war. Er traf auf einen Bauern, der ihm den Weg versperrte, weil er auf seinem Acker arbeitete. Otto III. soll daraufhin seinen Jagdstab genommen und den Mann geschlagen haben. Der Bauer erstattete Anzeige, aber Otto III. wusste, wie er seine Autorität nutzen konnte, um sich aus der Sache herauszureden.
Otto III. im Gespräch mit Papst Sylvester II.
Der Askanier Markgraf Otto IV. von Brandenburg, ‚mit dem Pfeil‘ (1238-1308) regierte von 1267-1308 oder 1309. Verheiratet war er ab 1279 mit Heilwig von Holstein-Kiel. Nach ihrem Tod heiratete er Jutta von Henneberg. Sie starb 1315.
Otto IV. von Brandenburg, auch bekannt als Otto ‚mit dem Pfeil‘, war ein bedeutender Herrscher des Hauses der Askanier, dessen Regentschaft von 1267 bis 1308 die politische Landschaft des mittelalterlichen Brandenburg maßgeblich prägte. Geboren im Jahr 1238, entstammte Otto IV. jener Dynastie, die seit dem 12. Jahrhundert eine Schlüsselrolle in der Geschichte der Mark Brandenburg spielte. Seine Herrschaft war geprägt von einer Kombination aus militärischer Stärke, diplomatischem Geschick und dem Streben nach territorialer Expansion.
Frühe Jahre und Aufstieg zur Macht
Nach dem Tod seines Vaters, Markgraf Otto III., übernahm Otto IV. die Herrschaft in einer Zeit, in der die Askanier mit inneren und äußeren Herausforderungen eingebunden waren. In den ersten Jahren seiner Herrschaft musste er sich zunächst auf die Festigung seiner Macht konzentrieren, um die territorialen Ansprüche der rivalisierenden Adelsfamilien und der aufstrebenden Städte in den Griff zu bekommen.
Otto IV. verstand es, durch geschickte Heiratsallianzen und diplomatische Verhandlungen die Machtbasis seiner Familie zu erweitern. Insbesondere die Beziehungen zu den benachbarten Fürstentümern, wie Sachsen und Pommern, waren von großer Bedeutung. Diese diplomatischen Bemühungen trugen dazu bei, Otto IV. als einen respektierten Herrscher zu etablieren, der sowohl militärische als auch diplomatische Fähigkeiten besaß.
Militärische Unternehmungen und territoriale Expansion
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war Otto IV. gezwungen, seine militärischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Die Auseinandersetzungen mit den slawischen Stämmen im Osten und den rivalisierenden deutschen Fürstentümern erforderten entschlossenes Handeln. Otto IV. führte mehrere Feldzüge, um die Grenzen seines Herrschaftsgebiets zu sichern und auszudehnen. Seine militärischen Erfolge trugen nicht nur zur Stabilität seines Herrschaftsgebiets bei, sondern festigten auch seinen Ruf als fähiger Krieger und Strategen.
Ein herausragendes Beispiel für Ottos militärisches Geschick war die Eroberung von Städten und Burgen, die ihm nicht nur territoriale Gewinne einbrachten, sondern auch zur wirtschaftlichen Stärkung Brandenburgs beitrugen. Die Kontrolle über wichtige Handelsrouten und die Ansiedlung von deutschen Kolonisten in den eroberten Gebieten führten zu einer weiteren Konsolidierung seiner Macht.
Innenpolitik und Förderung der Städte
Otto IV. war sich der Bedeutung einer starken Innenpolitik bewusst. Er förderte den Städtebau und gewährte zahlreichen Städten das Stadtrecht. Diese Maßnahmen führten zu einer wirtschaftlichen Belebung und trugen zur Entwicklung einer städtischen Mittelschicht bei, die für die Stabilität und den Wohlstand seines Herrschaftsgebiets von entscheidender Bedeutung war. Unter seiner Herrschaft blühten die Städte Brandenburgs auf, und die Handelsbeziehungen wurden intensiviert.
Darüber hinaus bemühte sich Otto IV. um die Stärkung der zentralen Macht und die Schaffung eines effektiven Verwaltungssystems. Durch die Unterstützung des Rechtswesens und die Förderung von Handelsprivilegien konnte er nicht nur die Loyalität seiner Untertanen gewinnen, sondern auch die wirtschaftliche Basis seines Herrschaftsgebiets festigen.
Vermächtnis und historische Bedeutung
Otto IV. von Brandenburg hinterließ ein Erbe, das weit über seine Lebenszeit hinausreichte. Seine Herrschaft galt als eine Zeit des Wandels und der Konsolidierung, die die Grundlage für die spätere Entwicklung des Markgrafen von Brandenburg legte. Sein diplomatisches Geschick, seine militärischen Erfolge und seine Förderung der Städte trugen wesentlich zur Stabilität und zum Wachstum seines Herrschaftsgebiets bei.
Die Herausforderungen, mit denen Otto IV. konfrontiert war, spiegeln die komplexen politischen Verhältnisse des Mittelalters wider. Sein Leben und Wirken verdeutlichen die Bedeutung von Diplomatie und militärischer Stärke in einer Zeit, in der Macht und Einfluss oft durch Konflikte und Allianzen bestimmt wurden.
Detlef: Es wird erzählt, dass Otto IV. bei der Gründung neuer Städte oft persönlich anwesend war und sich um die Rechte und Privilegien der Bürger kümmerte. Eine Anekdote berichtet, dass er einmal in einer neu gegründeten Stadt die Bürger aufforderte, ihm ihre Wünsche und Bedürfnisse zu schildern. Als ein Bürger ihm eine besonders ehrgeizige Bitte vorbrachte, soll Otto IV. geantwortet haben: „Wenn ihr bereit seid, für eure Stadt zu kämpfen, werde ich euch die Mittel geben, um eure Träume zu verwirklichen." Dies weist immerhin auf seine Unterstützung für die städtische Entwicklung und die Förderung des Bürgertums.
Wolfgang: In einer Schlacht gegen slawische Stämme soll Otto IV. an vorderster Front gekämpft haben. Eine Überlieferung erzählt, dass er während eines entscheidenden Moments im Kampf einen feindlichen Anführer mit einem einzigen Pfeil niederstreckte, was die Moral seiner Truppen erheblich steigerte und den Sieg sicherte. Dieser Vorfall trug zu seinem Ruf als fähiger Krieger bei.
Achim: Otto IV. war bekannt dafür, auch mit seinen Feinden fair umzugehen. Eine Anekdote berichtet, dass er einem gefangenen Gegner, der um Gnade bat, die Möglichkeit gab, sich in einem Duell zu beweisen. Der Gegner, beeindruckt von Ottos Ehrgefühl, entschied sich schließlich, Frieden zu schließen, was zu einer dauerhaften Allianz führte.
Notgeld mit Otto IV. Staßfurt 1921
Askanischer Markgraf Albrecht der III. (um 1250-1300) Sohn Otto III. Er war Mitregent 1267-1300 von Otto IV. ‚der Pfeil‘ und verheiratet (1268) mit Mathilde von Dänemark.
Albrecht III. übernahm 1267 die Mitregentschaft seines Bruders Otto IV. Während dieser Zeit sah sich das Reich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Die Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Fürstentümern, die Rivalität zwischen den Welfen und den Staufern sowie die Bedrohungen durch externe Mächte, vor allem die Mongolen und die aufstrebenden Städte, erforderten von den Herrschern diplomatisches Geschick und militärisches Können.
Albrecht III. verstand es, die politischen Strömungen zu navigieren und Allianzen zu schmieden. Seine Heiratsallianz mit Mathilde von Dänemark im Jahr 1268 war ein strategischer Schachzug, der nicht nur die Beziehungen zwischen den beiden Dynastien stärkte, sondern auch die Stellung der Askanier im norddeutschen Raum festigte.
Diplomatie und Herrschaftsstrategien
Albrecht III. war nicht nur ein Krieger, sondern auch ein geschickter Diplomat. In einer Zeit, in der Konflikte oft mit Gewalt gelöst wurden, setzte er auch auf Verhandlungen und Gespräche. Dies zeigte sich in seinen Bemühungen, Frieden zwischen rivalisierenden Fürstentümern zu stiften. Seine diplomatischen Fähigkeiten trugen dazu bei, dass das Herzogtum Sachsen-Anhalt, zu dem auch Aschersleben (Askanien) gehörte, eine gewisse Stabilität erlangte. Seine Herrschaft war zudem von einem starken Bewusstsein für die Bedeutung regionaler Identitäten geprägt. Albrecht III. förderte die Entwicklung von Städten und Märkten, was zur wirtschaftlichen Stärkung seines Herrschaftsgebiets beitrug. Diese Maßnahmen trugen nicht nur zur Verbesserung der Lebensbedingungen seiner Untertanen bei, sondern festigten auch seine Machtbasis.
Vermächtnis
Albrecht III. von Askanien starb um 1300, hinterließ jedoch ein bedeutendes Erbe. Seine Regentschaft war geprägt von Diplomatie, strategischen Allianzen und dem Bestreben, die Macht der Askanier zu festigen.
Detlef: Von Albrecht III., wird gesagt, war er ein begeisterter Jäger und dies war eine seiner größten Leidenschaften. Er soll zahlreiche Jagdexpeditionen organisiert und auch am dänischen Königshof gejagt haben.
Johannes: Eine Anekdote bezieht sich auf seine Erschöpfung während der Jagd. Der Legende nach soll Albrecht III. während einer Jagd eingeschlafen sein. Als er später von seinem Gefolge geweckt wurde, soll er verwirrt aufgestanden und versehentlich den Fuchs, den er gerade gefangen hatte, getreten haben, so dass dieser in den Wald davonlief. Albrecht III. soll daraufhin verzweifelt gewesen sein und das Gefolge angewiesen haben, die Suche nach dem Fuchs fortzusetzen, bis er schließlich gefunden wurde.
Achim: Es gibt auch Berichte, dass Albrecht III. eine besondere Vorliebe für hochwertige und teure Kleidung und Schmuck hatte. So soll er einmal in barschem Ton einen Händler zur Rede gestellt haben, der ihm Schmuck von minderer Qualität verkauft hatte. Anbei sei angemerkt, dass er mit seiner Frau oft im Schloss in Eberswalde wohnte.
Wolfgang: Es wird gesagt, dass Albrecht III. während seiner Regierungszeit oft gegen das Adelsprivileg kämpfte und die Rechte des Bürgertums in der Mark Brandenburg stärkte. Eines Tages soll er in einer Auseinandersetzung mit einem Adligen gesagt haben: „So wahr ich ein Sohn Johanns bin, so wird das Volk in meinem Land zu einem Adel, der kein anderes Adelsprivileg hat als die Tapferkeit".
Siegel Albrecht III. von G. Seyler, Geschichte der Siegel, 1894
In jener Zeit gab es auch einen Gelehrten: Gerhard von Angermünde. Als Gelehrter und Dichter, der im 13. Jahrhundert in Berlin lebte. Er schrieb unter anderem ein Werk über die Vernunft und einen Roman über die Ritterzeit. Gerhard von Angermünde war ein bedeutender Gelehrter des 13. Jahrhunderts. Er ist vor allem bekannt für seine Übersetzung der ‚Physiologus‘-Fabeln aus dem Griechischen ins Lateinische. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Tiergeschichten, die im Mittelalter sehr populär war und auch in späteren Jahrhunderten immer wieder bearbeitet und ergänzt wurden.
Der Titel ‚Dichter‘ bezieht sich wohl auf seine Schriftstellerei, denn von Gerhard von Angermünde selbst sind keine Gedichte bekannt, da er vor allem als Übersetzer und Gelehrter tätig war. Seine Übersetzung des ‚Physiologus‘ ist noch heute erhalten und stellt einen wichtigen Beitrag zur mittelalterlichen Literatur und Naturkunde dar.
Es gibt allerdings einige Handschriften aus dem 13. Jahrhundert, bei denen Gerhard von Angermünde als Autor genannt wird, z.B. ‚Liber de picturis et imaginibus sacrarum rerum‘. Hierbei handelt es sich um eine theologische Schrift über die korrekte Darstellung von religiösen Motiven in der Kunst. Allerdings ist umstritten, ob Gerhard von Angermünde tatsächlich der Autor dieser Schrift ist oder einem anderen Autor zugeschrieben werden muss.
Es gibt aber auch keine Aufzeichnungen darüber, dass Gerhard von Angermünde etwas für Berlin getan hat. Tatsächlich lebte er im 13. Jahrhundert hier, als Berlin noch eine recht kleine und unbedeutende Siedlung in der Mark Brandenburg war. Zu dieser Zeit gab es noch keinen nennenswerten kulturellen oder wissenschaftlichen Austausch zwischen Berlin und anderen Regionen.
Detlef: Eine Anekdote