Männergespräche: Die Gender-Lücke - Johannes Simang - E-Book

Männergespräche: Die Gender-Lücke E-Book

Johannes Simang

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Beschreibung

Die unsichtbare Männlichkeit. Die Diskussion über Geschlechterrollen und Gleichstellung ist meist einseitig. Während patriarchale Strukturen in der Gesellschaft nach wie vor existieren und oft zu Ungerechtigkeiten führen, ist es unerlässlich, auch die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse von Männern zu berücksichtigen. So braucht es einen differenzierteren Blick auf Gewalt und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die zu Gewalttaten führen, zeigen. Männer sind Täter und auch Opfer, wie auch Frauen Täterinnen und Opfer sind. Männergesundheit: Die medizinische Forschung hat sich lange Zeit auf die Gesundheit von Frauen konzentriert, was zu einem Mangel an spezifischen Programmen und Behandlungen für Männer führt. Ein Umdenken in der Medizin ist notwendig, um geschlechtsspezifische Gesundheitsbedürfnisse zu erkennen und zu adressieren. Dazu braucht es 'Männerärzte'. Männerforschung und Männerarbeit agiert in der heutigen Gesellschaft fast unsichtbar. Eine umfassende Auseinandersetzung mit männlichen Themen ist notwendig, um eine gerechtere und ausgewogene Gesellschaft zu schaffen. Nur durch die Anerkennung der Vielfalt menschlicher Erfahrungen können wir eine echte Gleichstellung fördern, die allen Geschlechtern gerecht wird.

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Gewidmet:

Jens Janson

und

Detlef Kleine

Studienleiter in der Männerarbeit der EKD

Weitere Werke unter: BoD Johannes Simang

Inhalt

Kap. IWann ist der Mann ein Mann?

Kap. IITypisch Mann

Kap. IIIMännlichkeit und Gesellschaft

Kap. IVBekannte Studien der ev. Männerarbeit

Kap. VIndividualität und Identität

Kap. VIGeschlechtergerechtigkeit: Perspektive Männer

Kap. VIIAspekte männlichen Lebens

Kap. VIIIVaterrolle einst und jetzt – Familie und Beruf

Zwischengedanken: Psychogramm der Macht

Männer versch. Generationen Opa – Enkel

Warum Kirche als Väter wahrnehmen sollte

Kap. IXGendergerechtigkeit

Kap. XSexualität in Beziehungen

Kap. XIGewalt in Beziehungen

Kap. XIIMännerfreundschaften

Kap. XIIIEinsamkeit

Kap. XIVTrauer und Verlust – Das Erleben der Männer

Kap. XVMänner und Gesundheit

Lebensmittelindustrie - Ärzte - Apotheker - Chemieindustrie

Warum gibt es keine Fachärzte für Mä-Gesundheit

Kap. XVIDie Gender-Lücke

Gender-Aktivitäten bei der Polizei

Gender-Aktivitäten beim Militär

‚Gender‘ - bei Geflüchteten ein Thema?

Kap. XVIIDie Gender-Lücke schließen …

Politik – Universitäten - Juristen – Frauen

Kap. XVIIIZukunftsfragen der Männerarbeit

Kap. XIXDie Zukunft der Männerarbeit

Vorwort

Seit 40 Jahren erlebe ich die kirchliche Männerarbeit, seit 30 Jahren leite ich die Männerarbeit im ‚Männerrat‘ unserer Landeskirche, einst EKiBB, dann EKSOL und nun EKBO, also ‚Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz‘ mit anderen Laien. Wir vernetzen die Männerarbeit im Lande, was ohne hauptamtlichen Geschäftsführer, der uns Anfang der 90-er Jahre gestrichen wurde, nicht einfach ist. Wir haben ein Büro im Amt für kirchliche Dienste, wo man aber Ehrenamtliche kaum wahrnimmt. Wir erfahren nichts über die Vorgänge im Haus. Wichtige Sitzungen finden vormittags statt, wo unsere Leute ihrem Hauptberuf nachgehen … Ehrenamtliche wissen, wovon ich spreche. Die Hauptamtlichen der Kirche sind meist mit sich beschäftigt.

Wir als Männerrat versuchen, die Männerkreise zu vernetzen und Impulse zu geben, die uns die Hauptamtlichen der Männerarbeit in der EKD geliefert haben … nun wird da auch eingespart. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.

Ein Jahrzehnt war ich auch im Vorstand der Männerarbeit der EKD. Dort habe ich wahrgenommen, wie intensiv die Themen ‚Männerbilder‘, ‚Gender-Rollen‘, überhaupt Geschlechtergerechtigkeit diskutiert wurde. Schon in den Siebziger Jahren kam das Wort ‚Gleichstellung‘ in der Männerarbeit auf. Das hat ziemlich schnell die ‚Frauenarbeit‘ okkupiert und überall wurden Frauen für diese Stellen eingestellt. Es war zur ‚Gleichstellung der Frauen‘ geworden … das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Der Preis für die Kirche ist hoch gewesen, denn ihnen sind die Männer abhandengekommen. Die meisten Gemeinden zählen kaum noch 30% männliche Gemeindeglieder. Das macht sich finanziell bemerkbar, größer ist aber das Problem, dass es der Kirche gesellschaftliche Reputation kosten.

Im Männerkreis, der in St. Markus, Friedrichshain seit 20 Jahren existiert, haben wir uns darüber Gedanken gemacht, wie es sich eigentlich mit den Männerbildern verhält. Diesbezüglich haben wir eine Gender-Lücke wahrgenommen. Die Soziologie nimmt den engl. Begriff, ‚Gap‘ um die Unterschiede der Gleichstellung von Mann und Frau zu kennzeichnen. Wir nutzen den deutschen Begriff, um darauf zu weisen, dass Teile der Gesellschaft an den Denkprozessen kaum teilnehmen. Verständlich ist es bei Menschen, die erst kurz, also 1-10 Jahre in Deutschland sind. Da geschieht meist eine so große Integrationsleistung, die man oft gar nicht genug loben kann, auch wenn unsere Politiker bei Wahlkämpfen auf die weisen, die dies nicht leisten … mit Ängsten kann man aber Stimmen erhalten. Die Frage bleibt, warum die Ämter und Verbände, die diese Integrationsarbeit leisten, von der Genderarbeit zu wenig vermittelt haben. Andere sind auf dem Weg, Polizei und Militär machen sich derzeit viel Gedanken über Genderfragen, auch wenn man manchmal das Gefühl hat, sie tun dies aus dem Erschrecken heraus: Wir brauchen aus funktionalen Gründen die Frauen, aber was fangen wir mit denen an …? Das klingt platt, so wirkt es aber oft.

Im Verlauf des Denkprozesses über diese Gender-Lücke ist uns schließlich aufgefallen, dass auch der universitäre Betrieb weit weg von den gesellschaftlichen Prozessen bezüglich der Gender-Fragen ist, auch wenn gerade dort von Einzelnen intensiv Männerforschung betrieben wird. Auch Medien veranlassen die Gesellschaft sich permanent mit Frauen-Themen befassen, weil sie da die ‚Gender-Opfer‘ wähnen, für die Genderarbeit der Männer sind sie aber nahezu blind und taub.

Wir sind ehrenamtlich in der Männerarbeit unterwegs, vielleicht ermutigen wir professionelle Denker in Sachen Männerarbeit, weitere Gruppen unserer Gesellschaft auszumachen, die solche Prozesse gar nicht wahrnehmen. Ich denke da an die Justiz, wie ist es aber mit Menschen im Bereich der Medizin, in der Frauenarbeit …? Es gibt, so glauben wir in Friedrichshain, noch viel zu tun!

Johannes Simang

Kap. I

Wann ist der Mann ein Mann?

Jürgen: Die Frage „Wann ist der Mann ein Mann?“ ist eine Frage, die sowohl kulturelle, gesellschaftliche als auch individuelle Dimensionen umfasst. Diese Fragestellung hat im Laufe der Geschichte unterschiedliche Antworten gefunden und ist stark von den jeweiligen sozialen Normen und Werten geprägt. Was können wir zur Definition von Männlichkeit beitragen, und wie können wir auf die Herausforderungen eingehen, die mit dem modernen Verständnis von Männlichkeit verbunden sind?

Johannes: Zunächst einmal ist es wichtig, die traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit zu betrachten. In vielen Kulturen wird Männlichkeit oft mit Eigenschaften wie Stärke, Unabhängigkeit, Durchsetzungsvermögen und Rationalität assoziiert. Der Mann wird häufig als der Beschützer, Versorger und Anführer betrachtet. Diese archetypischen Vorstellungen haben sich über Jahrhunderte entwickelt und sind in vielen Gesellschaften tief verwurzelt. Ein Mann wird oft erst dann als solcher anerkannt, wenn er bestimmte Lebensziele erreicht hat, wie zum Beispiel eine stabile Karriere, eine Familie zu gründen oder Verantwortung zu übernehmen.

Detlef: Diese traditionellen Vorstellungen werden aber zunehmend in Frage gestellt. Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte haben dazu geführt, dass auch die Rollenbilder von Männern und Frauen einem Wandel unterzogen werden. Die Gleichstellung der Geschlechter hat neue Möglichkeiten eröffnet und das Bild des Mannes erweitert. Männlichkeit wird heute nicht mehr ausschließlich durch äußere Erfolge definiert, sondern auch durch emotionale Intelligenz, Empathie und die Fähigkeit, Beziehungen zu pflegen. Ein Mann kann heute als ‚Mann‘ angesehen werden, auch wenn er sich in einem Berufsfeld bewegt, das traditionell als ‚weiblich‘ gilt, oder wenn er aktiv in der Erziehung seiner Kinder eingebunden ist.

Dirk: Ein weiterer Aspekt, der in der modernen Debatte über Männlichkeit oft angesprochen wird, ist die ‚emotionale Verletzlichkeit‘. Viele Männer haben in der Vergangenheit gelernt, ihre Emotionen zu unterdrücken und nicht über ihre Gefühle zu sprechen. Diese gesellschaftlichen Erwartungen können zu einem inneren Konflikt führen und das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen. Ein Mann, der in der Lage ist, seine Emotionen zu zeigen und Hilfe zu suchen, wird zunehmend dennoch oder gerade als stark und mutig wahrgenommen, was eine grundlegende Verschiebung in der Auffassung von Männlichkeit darstellt.

Wolfgang: Die Frage nach der Männlichkeit ist auch eng mit der Identität verknüpft. Jeder Mann erlebt seine Männlichkeit auf eine individuelle Weise, die von persönlichen Erfahrungen, kulturellen Hintergründen und sozialen Einflüssen geprägt ist. Es gibt nicht die eine Definition von Männlichkeit; vielmehr existieren zahlreiche Facetten, die das Bild des Mannes bereichern. Ein Mann kann durch seine Fürsorglichkeit, seinen Humor, seinen Mut oder seine Kreativität definiert werden – Eigenschaften, die nicht unbedingt mit traditionellen Männlichkeitsbildern übereinstimmen.

Jürgen: Schließlich ist es wichtig zu erkennen, dass die Definition von Männlichkeit nicht statisch ist. Sie entwickelt sich ständig weiter und ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Veränderungen und der individuellen Erfahrungen. In einer Welt, die zunehmend Vielfalt und Inklusivität schätzt, ist es notwendig, die Begriffe von Männlichkeit und Weiblichkeit neu zu denken und zu hinterfragen. Ein Mann kann ein Mann sein, wenn er sich selbst treu bleibt, seine Werte lebt und die Vielfalt menschlicher Erfahrungen anerkennt und respektiert.

Ralf: Man kann also sagen: Es gibt nicht die eine Antwort, sondern vielmehr ein Spektrum von Möglichkeiten, die Männlichkeit definieren. Letztendlich ist es entscheidend, dass jeder Mann die Freiheit hat, seine eigene Identität zu formen und auszudrücken, unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen oder traditionellen Rollenbildern. Männlichkeit sollte als ein dynamisches Konzept betrachtet werden, das Raum für Vielfalt, Individualität und emotionale Tiefe lässt.

Kap. II

Typisch Mann!

Jürgen: Wenn eine Frau sagt „Typisch Mann!“, ist das eine eher dumme Äußerung, dennoch hängt die angemessene Antwort stark vom Kontext und der Stimmung des Gesprächs ab. Wie kann man darauf reagieren?

Detlef: Ich würde humorvoll: „Ja, wir Männer haben da unsere Eigenheiten! Was ist dir denn aufgefallen?“

Wenn jemand „Typisch Mann!“ sagt, kann das verschiedene Eigenheiten oder Verhaltensweisen implizieren, die oft mit stereotypen Vorstellungen von Männlichkeit verbunden sind. Typische Merkmale oder Verhaltensweisen, die in diesem Zusammenhang häufig genannt werden, sind:

Emotionale Zurückhaltung. Männern wird oft nachgesagt, dass sie ihre Gefühle nicht so offen zeigen oder ausdrücken können wie Frauen.

Johannes: Ein Klischee besagt, dass Männer logischer und weniger emotional agieren, insbesondere in stressigen Situationen.

Männer werden häufig als wettbewerbsorientierter oder ehrgeiziger wahrgenommen, sei es im Beruf oder Sport.

Wolfgang: Es wird oft angenommen, dass Männer technikaffiner sind und sich besser mit Geräten und Technik auskennen.

Männer werden auch oft als pragmatischer oder lösungsorientierter charakterisiert, was zu der Annahme führen kann, dass sie weniger an emotionalen Aspekten interessiert sind.

Dirk: Stereotypen beschreiben Männer oft als selbstbewusst und dominant, was sich in ihrem Auftreten und Verhalten zeigt.

Manchmal wird Männern nachgesagt, dass sie weniger Wert auf Ordnung und Sauberkeit legen, insbesondere im persönlichen Umfeld.

Ralf: Es heißt auch, Männer haben stereotype Interessen, wie Sport, Autos oder Technik, was dazu führen kann, dass sie in diesen Bereichen als „typisch“ wahrgenommen werden.

Es ist aber zu betonen, dass diese Eigenschaften nicht auf alle Männer zutreffen und viele Menschen, unabhängig von Geschlecht, unterschiedliche Verhaltensweisen und Interessen haben. Stereotypen können oft zu Missverständnissen führen und sind nicht immer ein fairer oder genauer Spiegel der Realität.

Wolfgang: Na, da haben wir doch alle Vorurteile gesammelt. Ich würde auf die Aussage ‚Typisch Mann‘ neugierig fragen: „Was genau meinst du damit? Gab es eine bestimmte Situation, die dich dazu gebracht hat, das zu sagen?“

Die Aussage „Typisch Mann!“ kann sich auf eine Vielzahl von Situationen beziehen, in denen das Verhalten eines Mannes stereotypische Männlichkeitsmerkmale widerspiegelt. Ein mögliches Szenario könnte sein, die die Frau im Kopf hat: Vielleicht hat der Mann, den sie vor Augen hat, in einer emotionalen Situation nicht reagiert oder seine Gefühle nicht ausgedrückt, was dazu führte, dass die Frau das Gefühl hatte, er sei nicht empathisch oder verständnisvoll.

Detlef: Ein Grund könnte auch sein: ‚Konfliktvermeidung oder Streitverhalten‘. Der Mann könnte in einem Streit oder einer Diskussion defensiv oder uneinsichtig gewesen sein, was zu der Bemerkung führte, dass er „typisch männlich“ reagiert hat.

Jürgen: Was natürlich Quatsch ist. Manchmal ahne ich einfach, dass bestimmte Situationen zu einem Streit führen. Wenn ich mich darauf nicht einlassen will, reagiere ich auch nicht.

Dirk: Damit beschreibst du aber das, was sie gemeint haben könnte. Wenn der Mann in einer Situation rein rational gehandelt hat, könnte die Frau dies als typisch für Männer empfinden, die weniger Wert auf emotionale Aspekte legen.

Wolfgang: Vielleicht hat der Mann, an den sie denkt, in einem typisch männlich konnotierten Bereich etwas falsch gemacht, in einer praktischen Situation etwas übersehen oder einen technischen Fehler gemacht, der als „typisch männlich“ angesehen wird, weil Männer oft mit Technik assoziiert werden. Dann hört man so ein ironisches ‚Typisch Mann!‘ … und nicht nur einmal, Frauen können da sehr nachtragend sein, nach dem Motto ‚Männer meinen alles zu können, kriegen es aber am Ende nicht auf die Kette.‘

Jürgens: Dein ganzer letzter Satz war irgendwie Vorurteil pur, aber es kommt mir dennoch sehr bekannt vor.

Johannes: Ähnlich es doch bei Wettbewerben in einem Spiel oder Sport: Wenn der Mann in einem freundschaftlichen Wettbewerb übertrieben ehrgeizig oder wettbewerbsorientiert war, könnte die Frau dies als stereotyp männliches Verhalten wahrgenommen haben.

Detlef: Wenn der Mann in seinem Wohnbereich oder seinem persönlichen Raum unordentlich war, könnte die Frau dies als typisch für Männer sehen, die oft weniger Wert auf Sauberkeit legen.

Jürgen: Was mich anbetrifft, hätte die Frau Recht. Ich mache nur alles ordentlich, wenn Gäste kommen. Da meine Tochter genauso ist, liegt es aber wohl nicht am Mannsein.

Dirk: Oft hängt es aber auch mit einem Interesse an bestimmten Themen zusammen. Vielleicht hat der Mann, den sie vor Augen hat, ein starkes Interesse an einem typischen ‚männlichen‘ Hobby gezeigt, wie Autos oder Sport oder Briefmarken, was die Frau als stereotyp betrachtet.

Aber auch flapsige Bemerkungen oder Witze können dieses ‚Typisch Mann!‘ ausgelöst hat. Wenn der Mann in einem sozialen Kontext einen Witz gemacht hat, der als unangemessen oder respektlos empfunden wurde, könnte dies die Aussage ausgelöst haben.

Johannes: In jedem dieser Fälle könnte die Frau die Wahrnehmung haben, dass das Verhalten des Mannes einem Klischee entspricht, was zu ihrer Bemerkung führt. Indem du nachfragst, kannst du mehr über ihre Perspektive erfahren und möglicherweise Missverständnisse klären.

Dirk: Ich würde der Frau reflektierend antworten, etwa so: „Das ist interessant. Was denkst du, sind die typischen Eigenschaften, die du mit Männern verbindest?“

Jürgen: Ok, dann hörst du: emotionale Zurückhaltung, Rationalität, Wettbewerbsorientierung, Technikaffinität, pragmatisches Denken, Unordnung, Nachlässigkeit, vermeintliche ‚männliche‘ Hobbies, Dominanz und Durchsetzungsvermögen, mangelndes Interesse an Kommunikation und diesen respektlosen Humor.

Ralf: Ich würde eher selbstkritisch reagieren: „Ich hoffe, ich bin nicht das Klischee! Was kann ich tun, um das Gegenteil zu beweisen?“

Detlef: Wenn du selbstkritisch auf die Bemerkung „Typisch Mann!“ reagierst und sagst: „Ich hoffe, ich bin nicht das Klischee! Was kann ich tun, um das Gegenteil zu beweisen?“, könnte die Frau auf verschiedene Weisen reagieren, abhängig von ihrer Persönlichkeit und der Dynamik eurer Beziehung.

Es könnte zu einer offenen Diskussion kommen: Die Frau könnte die Gelegenheit nutzen, um offen über ihre Wahrnehmungen von Männlichkeit zu sprechen. Sie könnte dir Beispiele nennen, warum sie diese Klischees denkt und was sie sich von dir wünschen würde, um das Gegenteil zu beweisen. Dies könnte zu einem tiefen und ehrlichen Gespräch führen.

Dirk: Es könnte auch zu einem konstruktiven Feedback kommen. Sie könnte spezifische Eigenschaften oder Verhaltensweisen ansprechen, die sie als stereotyp empfindet, und dir Vorschläge machen, wie du dich in diesen Bereichen anders verhalten könntest. Dies könnte dir helfen, dich weiterzuentwickeln und Missverständnisse auszuräumen.

Johannes: Wie wäre es mit Ermutigung. Die Frau könnte deine Selbstreflexion und deinen Wunsch, dich zu bessern, positiv aufnehmen und dir versichern, dass du nicht unbedingt dem Klischee entsprichst. Sie könnte dir Beispiele für Situationen nennen, in denen du anders gehandelt hast, um dir zu zeigen, dass du auch andere Seiten von Männlichkeit verkörpern kannst.

Detlef: Vielleicht kommt es zu einer humorvollen Reaktion: Je nach ihrem Humor könnte sie die Situation auflockern und sagen: „Keine Sorge, jeder hat seine Momente!“ oder etwas Ähnliches, um die Stimmung zu entspannen und gleichzeitig deutlich zu machen, dass es Raum für Wachstum gibt.

Ralfs: Vielleicht ist sie ja auch daran interessiert, gemeinsame Lösungen zu finden: Sie könnte vorschlagen, gemeinsam an bestimmten Verhaltensweisen oder Themen zu arbeiten, um ein besseres Verständnis füreinander zu entwickeln. Dies könnte beinhalten, dass ihr euch regelmäßig austauscht oder an gemeinsamen Aktivitäten teilnehmt, die Empathie und Kommunikation fördern.

Johannes: Vielleicht entsteht eine Reflexion über eigene Stereotypen. Die Frau könnte auch ihre eigenen Vorurteile und Stereotype infrage stellen und erkennen, dass auch sie bestimmte Erwartungen hat. Dies könnte zu einer gegenseitigen Reflexion führen, die eure Beziehung stärkt.

Detlef: „Das hört sich nach Therapie mit anschließender Ehe an“ hätte ich beinahe gesagt, aber ich möchte ja nicht dem Vorurteil dienen, einen respektlosen Humor zu haben

Wolfgang: Den hast du aber, nur nicht deshalb, weil du ein Mann bist, sondern weil du bist, wie du bist, eben ‚Detlef‘.

Jürgen: In jedem Fall ist es wichtig, dass du offen und bereit bist, zuzuhören und zu lernen. Indem du zeigst, dass du an einer Veränderung interessiert bist und die Perspektive der Frau respektierst, schaffst du eine positive Grundlage für einen konstruktiven Dialog. Und, Detlef, dein Humor wird entschärft durch deinen Charme.

Detlef: Ein Glück!

Dirk: Ich würde mich offen für eine Diskussion zeigen, etwa so: „Ich verstehe, dass es manchmal frustrierend sein kann. Lass uns darüber sprechen, was genau dich gestört hat.“

Ralf: Die Frau würde wohl eine Reihe von Punkten ansprechen, die für sie störend sind.

Zum Beispiel: Emotionale Unzugänglichkeit. Sie könnte erwähnen, dass sie sich manchmal frustriert fühlt, weil du deine Emotionen nicht offen zeigst oder nicht über deine Gefühle sprichst, was ihr das Gefühl gibt, dass du nicht wirklich an der Beziehung interessiert bist.

Wolfgang: Auch mangelnde Kommunikation, dann auch deine zu pragmatischen Entscheidungen und das Wettbewerbsverhalten. Das Interesse an bestimmten Themen wäre ein Thema und die vermeintliche Unordnung oder Nachlässigkeit: Naja, all dass, was uns bis jetzt beschäftigt hat. Humor und Sensibilität und die Vermeidung von tiefen Gesprächen, die Unfähigkeit, Hilfe zu akzeptieren: und schließlich generalisiertes Verhalten. Sie könnte auch darauf hinweisen, dass du dich manchmal so verhältst, als würdest du alle Männer in ein und dieselbe Schublade stecken, was sie als ungerecht empfindet.

Johannes: Indem du offen und bereit bist zuzuhören, gibst du ihr die Möglichkeit, ihre Perspektive zu teilen, und schaffst Raum für ein konstruktives Gespräch. Es kann auch hilfreich sein, ihre Punkte zu reflektieren und zu zeigen, dass du bereit bist, an dir zu arbeiten und Veränderungen vorzunehmen.

Jürgen: Die Wahl der Antwort sollte darauf abzielen, das Gespräch offen und respektvoll zu halten und Missverständnisse oder Stereotypen zu klären.

Kap. III

Männliche Identität und Gesellschaft

Jürgen: Ich habe wie immer als Impuls einen Text zum Thema ‚Männliche Identität und Gesellschaft vorbereitet. Ich bitte euch, dies anzuhören und dann mit einer kleinen Analyse die Stärken und Schwächen des Textes zu benennen:

Die Frage nach der männlichen Identität ist ein zentrales Thema in der modernen Gesellschaft, das sowohl individuelle als auch kollektive Dimensionen umfasst. Männlichkeit wird nicht nur durch biologische Merkmale definiert, sondern ist auch das Ergebnis von sozialen, kulturellen und historischen Einflüssen. In diesem Essay sollen die verschiedenen Facetten der männlichen Identität untersucht werden, die Rolle der Gesellschaft bei der Formung dieser Identität beleuchtet und die Herausforderungen angesprochen werden, mit denen Männer in der heutigen Zeit konfrontiert sind.

Definition von Männlichkeit

Traditionell wurde Männlichkeit oft mit Eigenschaften wie Stärke, Unabhängigkeit, Durchsetzungsvermögen und Rationalität assoziiert. Diese archetypischen Merkmale haben sich über Jahrhunderte entwickelt und spiegeln sich in vielen Kulturen wider. Männliche Identität wurde häufig durch gesellschaftliche Erwartungen und Normen geprägt, die Männer in bestimmte Rollen drängen. Diese Rollen umfassen oft den Beschützer, Versorger und Anführer, was zu einem einseitigen Verständnis von Männlichkeit führt.

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Verständnis von Männlichkeit jedoch gewandelt. Mit dem Aufkommen feministischer Bewegungen und der Diskussion über Geschlechtergerechtigkeit wurde deutlich, dass Männlichkeit nicht nur eine feste Kategorie ist, sondern ein dynamisches Konzept, das Raum für Vielfalt und Individualität lässt. Männer sind heute zunehmend aufgefordert, ihre Identität selbst zu definieren und sich von traditionellen Rollenbildern zu lösen.

Die Rolle der Gesellschaft

Die Gesellschaft spielt eine entscheidende Rolle bei der Formung der männlichen Identität. Soziale Normen und Erwartungen beeinflussen, wie Männer sich verhalten, welche Eigenschaften sie annehmen und wie sie sich selbst wahrnehmen. Vorbilder, sei es in der Familie, in den Medien oder im Freundeskreis, prägen das Bild, das Männer von sich selbst haben. Die Darstellung von Männlichkeit in Filmen, Werbung und sozialen Medien trägt dazu bei, stereotype Bilder zu verstärken oder zu hinterfragen.

In vielen Kulturen werden Männer ermutigt, emotionale Verletzlichkeit zu vermeiden und stattdessen Stärke und Unabhängigkeit zu zeigen. Dies kann zu einer inneren Zerrissenheit führen, da viele Männer Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen auszudrücken oder Hilfe zu suchen. Darüber hinaus können gesellschaftliche Erwartungen dazu führen, dass Männer sich in ihrer Karriere und im sozialen Leben unter Druck gesetzt fühlen, bestimmte Erfolge zu erreichen, um als „echte Männer“ anerkannt zu werden.

Herausforderungen und Chancen

Die Herausforderungen, mit denen Männer heute konfrontiert sind, sind vielschichtig. Einerseits gibt es den Druck, den traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit gerecht zu werden, was oft zu Stress und psychischen Problemen führt. Studien zeigen, dass Männer im Vergleich zu Frauen seltener Hilfe suchen und häufiger unter psychischen Erkrankungen leiden, ohne dies zuzugeben. Die Angst, als schwach oder verletzlich angesehen zu werden, trägt zu diesem Problem bei.

Andererseits bieten sich auch Chancen, die männliche Identität neu zu definieren. Immer mehr Männer setzen sich aktiv mit ihren Emotionen auseinander und erkennen die Wichtigkeit von Empathie, Sensibilität und emotionaler Intelligenz. Das Aufbrechen von Geschlechterklischees ermöglicht es Männern, vielfältige Rollen einzunehmen, sei es als Väter, Partner oder Berufstätige. Diese Entwicklung fördert nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern auch gesunde zwischenmenschliche Beziehungen.

Die männliche Identität ist ein sich ständig weiterentwickelndes Konzept, das stark von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen geprägt ist. Während traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit nach wie vor Einfluss haben, gibt es einen wachsenden Trend hin zu einer inklusiveren und vielfältigeren Auffassung von Männlichkeit. Männer haben die Möglichkeit, ihre Identität selbst zu gestalten und sich von veralteten Rollenbildern zu befreien. Der Dialog über Männlichkeit und Geschlechterrollen ist essenziell, um ein Verständnis für die Herausforderungen zu entwickeln, mit denen Männer heute konfrontiert sind, und um eine gesunde, respektvolle und integrative Gesellschaft zu fördern.

In einer Welt, die zunehmend Vielfalt und Individualität schätzt, ist es entscheidend, dass Männer die Freiheit haben, ihre eigene Identität zu leben und auszudrücken, ohne in starre Klischees gedrängt zu werden. Nur so kann eine gesunde Männlichkeit entstehen, die sowohl den Männern selbst als auch der Gesellschaft insgesamt zugutekommt.

Detlef: Der Text bietet eine umfassende Analyse der männlichen Identität und deren gesellschaftlicher Einflüsse. Das finde ich erst einmal gut. Dennoch gibt es einige Kritikpunkte, die in Betracht gezogen werden sollten:

Vereinfachung von Männlichkeit: Der Text neigt dazu, ‚Männlichkeit‘ als ein homogenes Konzept darzustellen. In Wirklichkeit gibt es viele unterschiedliche männliche Identitäten, die von Faktoren wie Ethnizität, Sexualität, sozialem Status und kulturellem Hintergrund beeinflusst werden. Die Darstellung vernachlässigt die Vielfalt und die unterschiedlichen Erfahrungen von Männern in verschiedenen Kontexten.

Johannes: Es mag ja an der Kürze des Textes liegen, aber ich sehe einen Mangel an empirischen Belegen: Während der Text auf einige gesellschaftliche Trends hinweist, fehlen spezifische empirische Daten oder Studien, die die genannten Behauptungen untermauern. Eine stärkere Verankerung in der Forschung könnte die Argumentation unterstützen und die Glaubwürdigkeit erhöhen. Studien zu Männerarbeit gibt es ja genug, sie könnten wenigstens angedeutet werden. So bleibt das Gesagte im Ungefähren.

Verschiedene Studien und Forschungsprojekte

in Deutschland, die sich mit der Männerarbeit und der Männlichkeitsforschung beschäftigen. Hier sind einige relevante Studien und Institutionen, die in diesem Bereich tätig sind:

Männerarbeit in der Jugendhilfe: Studien, die sich mit der Rolle von Männern in der Jugendhilfe und der Erziehung beschäftigen, sind häufig zu finden. Eine solche Untersuchung könnte die Bedeutung männlicher Vorbilder und die Auswirkungen auf die Entwicklung von Jungen und Mädchen beleuchten.

Männlichkeitsforschung: An verschiedenen Universitäten, wie der Universität Göttingen und der Universität Frankfurt, werden Forschungsprojekte zur Männlichkeitsforschung durchgeführt. Diese Studien analysieren, wie Männlichkeit konstruiert wird und welche gesellschaftlichen Einflüsse dabei eine Rolle spielen.

Männer und Gesundheit: Studien, die sich mit der Gesundheit von Männern beschäftigen, wie die „Männergesundheitsstudie“, untersuchen geschlechtsspezifische Gesundheitsrisiken und das Gesundheitsverhalten von Männern.

Vereine und Initiativen: Es gibt zahlreiche Initiativen wie die „Väter gGmbH“ oder „Männerberatung“, die Studien und Berichte über die Rolle von Vätern und Männern in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten veröffentlichen.

Männer in der Erziehung: Forschungsprojekte, die sich mit männlichen Erziehern in Kitas und Schulen befassen, sind ebenfalls von Interesse. Diese Studien untersuchen die Auswirkungen männlicher Erzieher auf die Kinder und die Dynamik in Bildungseinrichtungen.

Gender-Studien: An vielen Universitäten werden Gender-Studien angeboten, die auch die Rolle von Männern in der Gesellschaft beleuchten. Hierzu gehören Studien zu Themen wie Genderrollen, Machtverhältnisse und soziale Normen.

Forschung des Deutschen Jugendinstituts (DJI): Das DJI führt regelmäßig Studien durch, die sich mit der Rolle von Männern in der Familie, der Erziehung und der Gesellschaft befassen.

Bundeszentrale für politische Bildung: Diese Institution bietet Materialien und Studien zu Geschlechterfragen, einschließlich der Rolle von Männern in der Gesellschaft.

Weitere spezifische Studien und deren Ergebnisse findet man auf den Datenbanken akademischer Journale oder auf Webseiten der genannten Institutionen zuzugreifen.

Die Studie „Männer in Bewegung“ von Rainer Völz und Paul Zulehner und ‚Männertypen im Wandel der Zeiten‘ sind wichtige Beiträge zur Männlichkeitsforschung und zur Diskussion über männliche Identität in Deutschland.

Wolfgang: Mich stört der Fokus auf Probleme, ohne Lösungsansätze zu benennen. Die Studien identifizieren zahlreiche Herausforderungen, mit denen Männer konfrontiert sind, bieten jedoch nur begrenzte Lösungsansätze oder Strategien zur Bewältigung dieser Probleme an. Eine tiefere Auseinandersetzung mit möglichen Wegen zur Förderung einer gesunden Männlichkeit und der Unterstützung von Männern könnte die Argumentation bereichern.

Dirk: Ich sehe eine unzureichende Berücksichtigung von Privilegien: Der Text erwähnt den Druck, traditionellen Männlichkeitsnormen gerecht zu werden, geht jedoch nicht auf die Privilegien ein, die Männer in vielen Gesellschaften genießen, insbesondere im Vergleich zu Frauen und nicht-binären Personen. Eine differenzierte Betrachtung der Machtverhältnisse könnte die Diskussion um Männlichkeit und Identität erweitern.

Johannes: Ich sehe eine fehlende Einbeziehung der Rolle von Frauen: Obwohl der Text die Auswirkungen gesellschaftlicher Normen auf Männer behandelt, bleibt die Rolle von Frauen und deren Erwartungen an Männer weitgehend unerwähnt. Eine Analyse der Wechselwirkungen zwischen den Geschlechtern könnte ein umfassenderes Bild der Thematik bieten.

Detlef: Für mich ist das Schwarz-weiß-Denken. Der Text impliziert, dass Männer entweder in traditionellen Rollen gefangen sind oder sich in Richtung einer neuen, inklusiven Männlichkeit entwickeln. Dies könnte zu einem reduktionistischen Verständnis führen, das die komplexen Übergänge und Graubereiche in der Identitätsentwicklung von Männern nicht ausreichend berücksichtigt.

Wolfgang: Mir fehlt die historische Perspektive. Der Text könnte von einer tiefergehenden historischen Analyse profitieren, um zu zeigen, wie sich die Konzepte von Männlichkeit über die Jahrhunderte verändert haben und welche spezifischen gesellschaftlichen Veränderungen diese Entwicklungen beeinflusst haben.

Jürgen: Trotzdem. Insgesamt – finde ich - ist der Text dennoch ein wertvoller Beitrag zur Diskussion über Männlichkeit, aber eine differenziertere Betrachtung und eine stärkere empirische Fundierung könnten die Argumentation weiter in der Tat stärken und vertiefen.

Was sind klischeehafte Identitäten

Jürgen: Klischeehafte Identitäten sind stereotype Vorstellungen oder vereinfachte Bilder, die oft mit bestimmten Gruppen von Menschen, insbesondere in Bezug auf Geschlecht, Ethnizität, Sexualität, Beruf und andere Merkmale, assoziiert werden. Diese Klischees sind oft übertrieben, verallgemeinert und reflektieren nicht die Vielfalt und Komplexität individueller Identitäten. Wir kennen sie doch alle, die typischen männlichen Klischees:

Der starke, unemotionale Mann: Männer werden oft als stark und rational dargestellt, die ihre Emotionen nicht zeigen oder über ihre Gefühle sprechen.

Detlef: Der Versorger auch: Der Mann als Hauptverdiener, der für die finanzielle Sicherheit der Familie verantwortlich ist.

Der Sportfan auch: Männer werden häufig als leidenschaftliche Fans von Sportarten dargestellt, die viel Zeit mit Sport und Wettkämpfen verbringen.

Der Handwerker: Das Klischee des Mannes, der handwerklich begabt ist und sich mit Technik und Werkzeugen auskennt.

Dirk: So gab es ja auch weibliche Klischees: Die fürsorgliche Mutter: Frauen werden oft als primäre Betreuerinnen ihrer Kinder dargestellt, die ihre Karriere zugunsten der Familie aufgeben.

Die emotionale Frau: Frauen werden häufig als emotionaler und sensibler wahrgenommen, was manchmal zu der Annahme führt, dass sie weniger rational sind.

Die Modebewusste: Das Klischee der Frau, die viel Wert auf ihr Aussehen legt und sich für Mode interessiert.

Ralf: Es gab aber auch ethnische Klischees, denen Menschen auf ihre Weise entsprechen sollten, so stereotype Latino: Oft als leidenschaftlich, musikalisch und temperamentvoll dargestellt; klischeehafte Asiatische: Oft als fleißig, intelligent und schüchtern beschrieben, mit einem starken Fokus auf Bildung; der schwarze Kriminelle: Ein schädliches Klischee, das häufig in den Medien verbreitet wird und auf Vorurteilen über Kriminalität basiert. Ihnen gegenüber wird häufiger Gewalt angewendet wird, weil man von Gewalttaten ihrerseits ausging.

Wolfgang: Wie es auch berufliche Klischees gab: der typische Banker: Oft als kalt, berechnend und materialistisch dargestellt; die Lehrerin: Frauen in der Bildung werden häufig als fürsorglich, geduldig und emotional dargestellt, während Männer in diesem Beruf oft als weniger engagiert wahrgenommen werden.

Detlef: So gibt es auch sexuelle Klischees, etwa: der hyper- sexuelle Mann: Männer werden oft als sexuell aggressiv und ständig auf der Suche nach sexuellen Abenteuern dargestellt; Die schüchterne, unsichere Frau: Frauen werden häufig als weniger erfahren oder schüchtern in Bezug auf Sexualität dargestellt.

Johannes: Alter und Lebensstil, der alte Grantler: Ältere Menschen, besonders Männer, werden oft als mürrisch oder technophob dargestellt; der junge Hipster: Jüngere Menschen werden häufig als stilbewusst, kreativ und alternativ dargestellt, oft mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und Individualität.

Jürgen: Was bleibt: Klischeehafte Identitäten sind problematisch, weil sie die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Identitäten nicht berücksichtigen und oft zu Vorurteilen und Diskriminierung führen. Es ist wichtig, diese Stereotypen zu hinterfragen und ein umfassenderes Verständnis von Identität zu fördern, das die Einzigartigkeit und Komplexität jedes Einzelnen anerkennt. Indem wir Klischees aufbrechen und Vielfalt feiern, können wir eine inklusivere und gerechtere Gesellschaft schaffen.

Kap. IV

1.Studie ‚Männer in Bewegung‘

Jürgen: Die Studie ‚Männer in Bewegung‘ untersucht, wie Männer ihre Identität in einer sich verändernden Gesellschaft gestalten. Zentrale Aspekte dieser Studie sind:

Identitätsentwicklung: Die Studie analysiert, wie Männer mit traditionellen Männlichkeitsnormen umgehen und welche neuen Formen von Männlichkeit sie entwickeln. Dabei wird der Einfluss von sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen betrachtet.

Gesundheit und Wohlbefinden: Ein weiterer Fokus liegt auf der physischen und psychischen Gesundheit von Männern sowie den Herausforderungen, die mit der männlichen Identität verbunden sind.

Soziale Beziehungen: Die Studie beleuchtet die Bedeutung von Freundschaften und familiären Beziehungen für Männer und wie diese Beziehungen deren Identität beeinflussen.

Rollenbilder: Es wird untersucht, wie sich die Wahrnehmung von Männlichkeit verändert hat und welche neuen Rollenbilder für Männer entstehen.

Studien von Rainer Völz

R. Völz ist ein Forscher, der sich intensiv mit Themen der Männlichkeit, Geschlechterrollen und Männerarbeit beschäftigt. Zu seinen Arbeiten gehören:

Männlichkeit und Gewalt: Völz untersucht die Zusammenhänge zwischen Männlichkeit und Gewalt, insbesondere wie gesellschaftliche Erwartungen an Männer zu gewalttätigem Verhalten führen können.

Männerarbeit in sozialen Kontexten: In seinen Studien analysiert er, wie Männerarbeit in verschiedenen sozialen Kontexten (z. B. in der Schule, in der Jugendhilfe) gestaltet werden kann und welche Ansätze erfolgreich sind, um Männer in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

Gender-Sozialisation: Völz befasst sich auch mit der Sozialisation von Jungen und Männern und den Auswirkungen von Geschlechterrollen auf deren Entwicklung.

Interventionen und Programme: Er hat Programme zur Förderung einer positiven Männlichkeit entwickelt und evaluiert, die darauf abzielen, Männern zu helfen, gesunde Identitäten zu entwickeln und gesellschaftliche Normen zu hinterfragen.

Jürgen: Sowohl die Studie „Männer in Bewegung“ als auch die Arbeiten von R. Völz leisten einen wichtigen Beitrag zur Männlichkeitsforschung und zur Diskussion über die Rolle von Männern in der heutigen Gesellschaft. Sie helfen, ein besseres Verständnis für die Herausforderungen zu entwickeln, mit denen Männer konfrontiert sind, und bieten Ansätze zur Unterstützung von Männern in ihrer Identitätsentwicklung.

Damals, bei der Vorstellung hat Rainer Völz die Methodik vorgestellt, also Informationen darüber, welche Forschungsmethoden in der Studie verwendet wurden (z. B. qualitative Interviews, quantitative Umfragen, Fallstudien), um uns zu helfen, die Validität und Zuverlässigkeit der Ergebnisse besser einzuschätzen. Er hat auch eine klare Definition der Zielgruppe der Studie gegeben: Welche Altersgruppen, sozialen Schichten oder kulturellen Hintergründe wurden untersucht?

Detlef: Ich würde mir die Hervorhebung kulturelle Unterschiede helfen. Eine Betrachtung, wie unterschiedliche Kulturen oder Gesellschaften Männlichkeit definieren und erleben, könnte die Ergebnisse bereichern und einen internationaleren Kontext bieten.

Johannes: Informationen über die langfristigen Auswirkungen der identitätsbezogenen Veränderungen auf Männer und ihre sozialen Beziehungen wären interessant. Gibt es Hinweise darauf, wie sich diese Veränderungen im Laufe der Zeit entwickeln?

Dirk: Es wäre nützlich zu erfahren, welche konkreten Empfehlungen oder Maßnahmen aus der Studie abgeleitet werden können, um Männer in ihrer Identitätsentwicklung aktiv zu unterstützen. Das hat mir gefehlt.

Wolfgang: Eine Diskussion darüber, wie die Erkenntnisse der Studie mit anderen Disziplinen (z. B. Psychologie, Soziologie, Gender Studies) in Beziehung stehen, könnte die Relevanz und Anwendbarkeit der Ergebnisse erhöhen. Solche interdisziplinären Ansätze habe ich vermisst. … und letztlich kritische Perspektiven. Eine

kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen oder der Methodologie der Studie könnte dazu beitragen, potenzielle Bias oder Einschränkungen zu erkennen.

Dirk: Was meinst du denn mit ‚Bias‘?

Jürgen: ‚Bias' bezieht sich auf eine systematische Verzerrung oder Voreingenommenheit in der Datenerhebung, -analyse oder -interpretation, die zu ungenauen oder irreführenden Ergebnissen führen kann. In der Forschung kann Bias verschiedene Formen annehmen, wie zum Beispiel:

Auswahlbias: Wenn die Stichprobe nicht repräsentativ für die gesamte Population ist, können die Ergebnisse verzerrt sein.

Bestätigungsbias: Wenn Forscher unbewusst Informationen suchen oder interpretieren, die ihre Hypothesen unterstützen, während sie gegenteilige Beweise ignorieren.

Messbias: Wenn die Instrumente oder Methoden zur Datenerhebung ungenau oder unzuverlässig sind, kann dies die Ergebnisse beeinflussen.

Veröffentlichungsbias: Wenn Studien mit positiven Ergebnissen wahrscheinlicher veröffentlicht werden als solche mit negativen oder neutralen Ergebnissen.

‚Bias‘ kann die Validität und Zuverlässigkeit von Forschungsergebnissen beeinträchtigen, weshalb es wichtig ist, diese potenziellen Verzerrungen in der Methodologie und den Ergebnissen einer Studie zu erkennen und zu adressieren.

Jürgen: Mir hat im Nachhinein ein Vergleich zu anderen Studien gefehlt. Ein Vergleich der Ergebnisse mit ähnlichen Studien könnte zusätzliche Einsichten bieten und die Einordnung der Ergebnisse in den bestehenden Forschungsstand erleichtern. Vielleicht habe ich das auch nur nicht mehr in Erinnerung. Ich will nicht zu kritisch sein, aber durch die Berücksichtigung dieser Aspekte könnte die Studie noch umfassender und hilfreicher für das Verständnis der Männlichkeitsforschung und der Herausforderungen, mit denen Männer in der heutigen Gesellschaft konfrontiert sind, werden.

2. Studie: Männertypen im Wandel der Zeiten.

Männer sind nicht gleich Männer Eine Analyse der Männertypen und ihrer Werte

In der modernen Gesellschaft sind Geschlechterrollen und –identitäten einem ständigen Wandel unterworfen. Die Studie von Völz und Zulehner, die vier Männertypen identifiziert – traditionelle, pragmatische, neue und verunsicherte Männer – bietet einen aufschlussreichen Blick auf die Vielfalt männlicher Identitäten im deutschsprachigen Raum. Diese Typen stehen nicht nur für unterschiedliche Lebensstile, sondern auch für unterschiedliche Werte und Weltanschauungen, die von sozialen, kulturellen und psychologischen Faktoren geprägt sind.

Die vier Männertypen

Der traditionelle Mann, der mit 19 Prozent der Befragten die kleinste Gruppe bildet, repräsentiert ein konservatives Rollenverständnis. Er sieht sich als Hauptverdiener