Die verfolgte Kirche - Johannes Simang - E-Book

Die verfolgte Kirche E-Book

Johannes Simang

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Beschreibung

Unendlich viele Menschen wurden verfolgt, weil sie die Botschaft Christi anderen verkündet haben. Die Aussicht auf ein Leben in Liebe und einem emphatischen Miteinander wurde mit unendlich viel Hass verfolgt. Am Ende hat es die Welt aber verändert. Heute leben wir so, als wäre das alles selbstverständlich, als bräuchten wir die Verkündigung nicht mehr. Keine Kirche, kein Korrektiv für eine verrohte Gesellschaft. Um des Wohlstandes willen machen unsere Firmen mit Ländern Geschäfte, in denen Menschen behandelt werden, wie wir es nur aus der Kirchengeschichte kennen, oder genauer gesagt: aus der Geschichte, in der sich eine verrohte Gesellschaft gegen die Kirche wandte. Zeitzeugen wie Eusebius und Theodoret erzählen von all den Grausamkeiten, die auch heute noch geschehen, auch wenn wir sie kaum zur Kenntnis nehmen: Im Iran, in Russland, in China, Nordvietnam und so vielen anderen Ländern mit denen unser Land Handel treibt. Ist das die Zukunft, die wir unseren Kindern übergeben wollen? ... eine verrohte Gesellschaft? ... ohne jede Hoffnung?

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Gewidmet:

Klaus Kartes (Saarlouis)

Inhalt

Johannes Simang – 500 Jahre Kirchengeschichte

1. Rom und das Christentum

2. Die Entstehung der Kirche

3. Die Obrigkeit und die Christen

4. Nationalkirche

5. Die Anfänge des Papsttums

6. Neuordnung der Mächte – kirchlich und staatlich

Johannes Simang – Schismen des 3. und 4. Jh.

Eusebius – Kirchengeschichte

Buch I: Die Zeit Jesu

Buch II: Von Himmelfahrt bis zu Neros Verfolgungen

Buch III: Apostelmission bis Papias

Buch IV: Von Trajan bis Marc Aurel

Buch V: Kaiser Antoninus – Verfolgung der Christen

Buch VI: Von Severus bis Decius

Buch VII: Von Decius bis Gallienus

Buch VIII: Von Gallienus über Diokletian bis Maximus

Buch IX: Von Maximus bis Maximinus

Buch X: Zeit der Befreiung von den Tyrannen

Eusebius:

Die Märtyrer von Palästina (nach Buch VIII)

Theodoret - Kirchengeschichte

Buch V: Die mühsame Konstituierung der Kirche

Vorwort

Dieses Buch ist ein Lesebuch. Die Kirchengeschichte der ersten fünf Jahrhunderte habe ich vor fast 40 Jahren als Prüfungsvorbereitung für unsere Prüfungsgruppe geschrieben. Inzwischen finde ich es eher traurig, dass es nichts Anderes als Obrigkeitsgeschichte ist, in der einige Konflikte hervorgehoben werden. Eigentlich geht es doch darum, nachzuvollziehen, was Christen erlebt und erlitten haben. Darum habe ich auch die Kirchengeschichte des Eusebius übersetzt. Es gibt natürlich viele wissenschaftliche Arbeiten über diese Zeit des Eusebius mit ihren Konflikten, aber der Öffentlichkeit wird es kaum zugänglich gemacht. Ich habe mich daher entschlossen, die philologische Arbeit des amerikanischen Philologen und Kirchengeschichtlers Arthur McGiffert (1890) aus dem Englischen zu übersetzen, um sie allen Christen zugänglich zu machen, damit daraus erfahren wird, mit welcher entsetzlichen Brutalität den Menschen begegnet wurde, die ihren Mitmenschen ihren Glauben und eine Ethik zu vermitteln suchten, die uns bis ins Heute, in eine zivilisierte Welt geführt hat.

Heute sind Menschen dazu bereit, das aufzugeben. Jeder weiß, dass die brutale Wut in vielen Teilen der Welt noch immer da ist. Wir brauchen nur in den Iran, nach Russland, nach China im Umgang mit Uiguren und Tibetern, nach Nordvietnam und in viele andere Länder zu sehen. Da geschieht genau das, was Eusebius vom Leiden der Christen erzählt … und wir alle ebnen diesen Weg, wenn wir dem Wohlstand wie einem Götzen dienen. Für preiswerte Ressourcen und Waren sehen wir über die Qualen, über die Ausbeutung und den Hunger so vieler Menschen hinweg.

Heute werden die Kirchen beschädigt durch die Kindermissbrauchsfälle – das ist furchtbar -, aber in der Kirche sind es 1000 Fälle, die 100000 Fälle in unserer Gesellschaft ignorieren wir. Ohne Kirche wird aber das Sozialgefüge unseres Staates zerbrechen, denn niemand mobilisiert so viel Helfende wie der Glaube, den die Kirchen verkünden. Wie das Sozialgefüge zerbricht, wird doch in allen Bereichen unserer Gesellschaft erfahrbar: In der Armenfürsorge, der Hilfe für Flüchtlinge vor Gewalt und Kriegen, in einem von den eigenen Akteuren ausgebeuteten Gesundheitssystem … Pflege ist kaum bezahlbar, die Kirche, die immer für die Ärmsten da war, ist in einer solch mitleidlosen Gesellschaft gar nicht mehr in der Lage, diesen Aufgaben nachzugehen. Die Gemeinden werden kleiner und immer hilfloser, unsere Gesellschaft immer rücksichtsloser. Den Preis werden unsere Kinder zahlen ...

Die Kirchengeschichte des Theodoret, nach Leon Parmentier, der die Übersetzung 1911 verfasste; das letzte Buch des Theoderet habe ich überarbeitet, um es als einfaches Lesebuch lesbar zu machen - Theodoret hat mit seiner Kirchengeschichte auf die Zeit mit Konstantin und seinen Nachfolgern gewiesen, einer Zeit, in der sich etwas Kostbares für unsere Gesellschaft konstituierte: Unsere Kirche. - Immer wieder gab es Konflikte, auch in der Kirche, darum war ja auch eine Reformation nötig. Kirche ist letztlich ein Abbild dieser Welt. Aber durch Menschen, die sich aufgrund ihres Glaubens berufen fühlen für andere Menschen da zu sein, wurde diese Gesellschaft in eine neue emphatische Welt geführt. Doch wie die Welt verändert sich die Kirche, wenn auch ihre Botschaft die gleiche bleibt. Immer wieder wird man dem einen oder anderen ‚die Leviten lesen‘ müssen, das ist ‚so sicher, wie das Amen in der Kirche‘. Das braucht auch diese Welt – doch zuhören wird man nur Freunden. Und auch das ‚ist so sicher, wie das Amen in der Kirche‘ … die Kirche liebt diese Welt, weil sie eine Schöpfung Gottes ist. Kirche konnte der Gesellschaft bisher Wegweisung geben. Das ist heute anders. Eine Gesellschaft ohne Ziel, eine Gesellschaft ohne Kirche möchte ich nicht erleben.

Eusebius und Theodoret beschreiben nicht nur eine Welt von damals, sondern sie beschreiben, wie Menschen auch heute noch sein können: grausam und ohne Empathie. Amnestie International führt lange Listen darüber, die bis in unser Land reichen. Aber als Korrektiv kann dieser internationale Verband nicht wirken. Das konnte über Jahrhunderte aber die Kirche … und sie könnte es noch …

Wohin geht der Weg? In eine ziellose Welt? Oder in eine Welt, für die Menschenwürde, Liebe und Hilfe am Nächsten Ziele bleiben?

Johannes Simang

Johannes Simang Die ersten 500 Jahre Kirchengeschichte

1. Rom und das Christentum

Die Zeit Cäsars

An den Iden des März, dem 15. März, wurde Cäsar ermordet und damit die republikanische Freiheit wieder geschaffen. Was blieb, war die Krise, in der sich Rom befand. Kriege über drei Jahrhunderte hatte Rom zur Weltmacht gemacht, aber auch die politisch-sozialen Verhältnisse verändert. Die Regierungsschicht war im Verfall begriffen, es regierte im Grunde eine neue Geldaristokratie, die Politik zu einem Schilf im Winde werden ließ. Die Ärmeren wurden ausgebeutet, die Reichen waren auf die Sicherung ihres Wohlstandes bedacht. Skrupellose Landkäufe ließen den Bauernstand verarmen. Reformversuche scheiterten an Lobbyisten, die Politik mittels Stimmankauf betrieben. Arbeitslose Massen strömten in die Städte, vor allem nach Rom, in der Abenteurer, Schwarzhändler, Bordellbesitzer und Hochstapler ihr Unwesen trieben. Aus dieser Kloake kam der junge Cäsar, ein politisches Genie, der wusste, dass dies der Boden für eine staatsmännische Führungspersönlichkeit war. Er konnte sich durch die obligatorischen Siegeszüge gegen Gallien eine Machtbasis schaffen, die ihm halfen, die alten Verfassungsinstitutionen zu entmachten, womit er seine Widersache beseitigte, die Bürgerkriege beendete und für ‚Vollbeschäftigung‘ sorgte. Seine Hausmacht blieben die Soldaten, die ihm gewogen blieben, weil er sie durch Landzuteilungen gefügig machte. Viele durchschauten seine Sehnsucht nach dem Königstitel, aber sie verkannten die Zeichen der Zeit. Das Volk wollte Sicherheit, nicht aber Illusionen von einer republikanischen Freiheit. Sein Großneffe und Adoptivsohn Oktavian hatte aber die nötige Geduld. Nach der Schlacht bei Actium (31 v. Chr.) hatte er seine Hausmacht. Caesar, der seine Ahnenreihe bis zur Göttin Venus zurückgeführt hatte, ließ auch den Adoptivsohn am göttlichen Nimbus teilhaben. Nach dem Mord an Caesar dankte ihm der Senat mit der Verleihung des Würdenamens ‚Augustus‘ als sakralen Würdenamen. Als Kaiser Augustus ist Oktavian in die Geschichte eingegangen, ein Name, der für seine Nachfolger zum Herrschaftstitel wurde.

Gesellschaftliche und kulturelle Situation Roms

Augustus vermochte durch politische Kompromisse Frieden und Sicherheit zu schaffen, wenn auch sein ‚Goldenes Zeitalter‘ jeglicher schöpferischen Kraft entbehrte. Livius kommentierte dies so: „Rom ist so groß geworden, dass es an dieser Größe schon leidet. Verzehren sich die Kräfte des so lange vorherrschenden Volkes doch schon von selbst.“ Er erkannte, dass der ‚lateinische Genius‘ im Grunde ein griechischer Abklatsch war, da sein Glanz, den einst Philosophie und Dichtung erstrahlen ließen, längst verblasst war. Die Weltanschauung war eine nihilistische, die den Oberschichten als einzigen Trost den Luxus ließen, was sie als geistige Armut erfuhren.

Auf dem Gebiet der Religion und der Sittlichkeit gab es für Römer keine persönlichen Überzeugungen mehr, Religion war nur noch Staatsbürgerpflicht. Das leerte bald die Tempel. Augustus glaubte durch Anweisung von oben alles zu erneuern und ließ die Tempel wiederherstellen, setzte Priester zur Ausübung des Kultus ein, doch er scheiterte. In Sachen Moral versuchte er verbindliche Ehegesetz einzuführen, die Unverheiratete benachteiligten. Er stieß auf Widerstand.

Die Monarchie verkam zu einem Klassenstaat. Den sozialen Erfolg bestimmte der wirtschaftliche Erfolg oder die Protektion des Kaisers, der selbst der größte Grundbesitzer war. Rom und Italien brauchten keine Steuern zu zahlen, aber die Provinzen wurden ausgebeutet, Privatspekulationen griffen um sich, Wucherzinsen bis zu 60% monatlich und Bodenspekulationen die ins Unendliche stiegen. Es gab einen unvorstellbaren Raubzug des Kapitals, alles Land wurde auf Kosten der Mittelschicht und der Bauern aufgesogen. Die Menschen, auf Miete angewiesen, waren Mietzinstyrannen ausgesetzt. Sicher waren zum ersten Mal viele Länder des Imperiums ein geschlossener Wirtschafts- und Verkehrsraum mit blühendem Handel und technischem Fortschritt, aber im Abwärtsstrudel traf es die ganze bewohnte Welt (Ökumene).

Die ökonomische Wirtschaftsstruktur vermochte sich noch durch Sklavenhandel auf hohem Niveau zu halten, damit läutete sich aber auch schon der Zerfall ein.

Die syrische Provinz und das Heilige Land

Die Provinz Syrien war eine der am stärksten ausgebeuteten römischen Provinzen. In dieser Provinz lebten die Juden, ein Rest des früheren Volkes Israel. Sie kannten die Stürme der Weltgeschichte: 722 hatte König Sargon die 10 Stämme des Nordreiches deportiert. 568 wurde Jerusalem erobert und viele der Einwohner nach Babylon entführt, die erste jüdische Diaspora. Der persische König Kyros ließ die Juden 538 zurückkehren. Mit Alexander kam das nächste Unglück über die Juden, der Persien und all die Länder rundum eroberte. Judäa kam unter griechische Herrschaft. Es gab Aufstände wie den der Makkabäer, doch eine Hellenisierung war die Folge, die zu vielen Krisen führte. Die Dynastie der Hasmonäer, verbunden mit den früheren Makkabäern verwickelten die Juden immer stärker in die Politik Roms. Als die skrupellosen Herodianer das Ruder übernahmen, schaffte es Herodes der Große, den Römern die Anerkennung der jüdischen Religion abzuringen. Dafür leistete Herodes in Rom den Huldigungseid. Wie ein Fähnlein im Wind hielt er sich erst zu Pompeius, nach dessen Niederlage bei Pharsalus (48 v. Chr.) schloss er sich Cäsar an. Nach dessen Tod setzte er auf Crassius und dann wechselte er mal zu Marc Anton, dann wieder zu Oktavian. In der Zeit rottete er das Haus der Hasmonäer aus und mordete auch Familienmitglieder.

Als Oktavian Alleinherrscher wurde, bejubelte er ihn. Der Senat verlieh ihm darauf die Königswürde.

Jerusalem, inzwischen alles andere als Zion Gottes, war in vielen Parteien zerspalten: Die Pharisäer (die Abgesonderten), eine Laien-Reformbewegung; die Sadduzäer (nach Priester Zadoq 2. Sam.20,25 benannt), eine gebildete Kaste des Priesteradels, streng an den Tempel gebunden und doch mit moderner positiver Einstellung zur Tradition. Von den Pharisäern spalteten sich die Essener (die Frommen) ab, deren Schriftrollen man in den Höhlen von Qumran gefunden hat, offenbar ein in mönchsweise lebender Orden mit ‚bündischem Charakter‘, die in geschlossenen Siedlungen in Gütergemeinschaft und Ehelosigkeit lebten. Dass man dieser Gruppe Jesus, einige Jünger und Johannes den Täufer zuordnete ist eine der vielen romantischen Ideen der Theologen.

Als viertes gab es eine national-religiöse Gruppe, die Zeloten (Eiferer). Die gegen jede Form der Fremdherrschaft kämpften. Fast die Hälfte der Jünger dürfte entweder zu ihnen gehört haben oder zumindest ihre Gesinnung geteilt haben. Sie werden ja auch verdächtigt, dass Jesus angeklagt wurde, wahrscheinlich mit Recht.

Herodes starb 4 v.Chr. Mit Genehmigung des Kaisers ließ er seinen Herrschaftsbereich auf seine drei Söhne aufteilen. Jesus wurde kurz vor dem Regierungswechsel geboren.

2. Entstehung der Kirche

Der Anfang

Gleich dem durchsäuerten Teig wurde die Ausbreitung des Christentums als sieghafte Kraft des Evangeliums angesehen. Gleich dem Weizenfeld war es in der Kirchengeschichte aber oft das Unkraut, das ob seiner Pracht Bewunderung fand. Schon die apostolischen Gemeinden hatten kaum Modellcharakter für spätere, was trotz fehlender Kenntnisse über das Alltagsleben aus den Klagen der Apostel sichtbar wird. Schon diese Gemeinden waren nicht durchweg charismatischen Charakters und veränderten sich strukturell zudem sehr schnell. Es traten neben dem Christentum auch zahlreiche andere religiöse Kulte auf, die dem Christentum sogar z.T. ähnlich waren, was zu Synkretismus und Abfall führte. Nur eine verbindliche Ordnung konnte Gemeinden davor schützen, es wurden also Ämter (Presbyter, Episkopen, Diakone) eingeführt, die die katholische Kirche darauf schließen ließ, dass die Gemeinden von vornherein den Keim zu einer werdenden ‚Kirche' in sich trug - für die Urgemeinde mag das gelten, die hellenistischen Gemeinden muss man aber mehr als ‚Kultvereine' sehen, die keine institutionell organisierten Ämter kannten und deren Vertreter Beauftragte des Herrn waren; die Führenden der Gemeinden erhielten das ‚Hirtenamt'.

Die Hierarchien

Die Entwicklung des Bischofsamtes zum monarchischen Episkopats vollzog sich reibungslos und galt als legitime Fortsetzung des Apostolats (s.1.Kirchenordnung: Zwölfapostellehre 110-140). Ignatius von Antiochien, ca. 110-115, forderte das Bischofsamt für jede Gemeinde ein, gewählt aus den Presbytern, denen die Diakone folgen. Diese frühe Lehre von den ‚kirchlichen Ämtern' konnte sich schon auf die Ordnungslehre des 1.Clemensbriefes (ca. 95) gründen. Die Ausweitung der Ämterhierarchie orientierte sich an der Ausweitung des gottesdienstlichen Lebens, dessen Kern Taufe und Abendmahl blieb. Taufe als Aufnahmeritus befähigte zur Teilnahme am Abendmahl, das als schlichtes Essen und Trinken ein Erinnerungsmahl an Tod und Auferstehung Jesu Christi war, oder ein Liebesmahl (Agape), das der Speisung der Armen galt. Schon zu Paulus' Zeiten gab es die Tendenz, das Abendmahl würdiger zu begehen; man schloss es an den Wortgottesdienst (Hymnus, Gebet, Schriftlesung, Predigt) an - im 2.Jh. war dies feste Grundform des Gottesdienstes. Daraus entwickelte sich bald eine Abendmahlsmystik (Weg zur Unsterblichkeit), der Bischof wurde zum Priester, der die geweihte Speise reichen durfte, je zum Dankopfer (Eucharistie); Brot und Wein waren Gegenbilder zum Leib und Blut Christi. Die aus dieser Kultpraxis sich entwickelnde Sakramentenlehre ließ Taufe und Abendmahl zum Zeichen der noch ausstehenden jedoch präsenten Verwirklichung der Gottesherrschaft werden. Das Christentum wurde zur sakralen Priesterkirche und überdies zur ‚Buchreligion'. Schon vor der Entstehung des NT bediente man sich des ersten Offenbarungsbuches, des AT, als Lehrbuch für das wahre Volk Israel - die Christen. Die Kanonisierung des Neuen Testaments war ein schwieriger Vorgang, der erst Ende des 2.Jh. beendet war, die Schriften außerhalb des Kanons (apokryph) wurden aber weiter benutzt.

Die Struktur der Gemeinden

Bis unter Kaiser Marc Aurel (161-180) waren überwiegend Arme und Sklaven Christen. Die ‚Soziale Frage' stellte sich aber aus der Überzeugung, dass diese Welt in Kürze ihr Ende findet (1. Kor.7,31; Röm.13 ,12), nicht - als ‚Knecht Christi' war man ohnehin frei. Mit dem Wandel der Sozialstruktur der Gemeinden änderte sich das Bild, bis auf wenige Berufe (Gladiator, Rennwagenführer, Schauspieler, Wahrsager, Sterndeuter, Kuppler) waren bald alle Schichten vertreten. Soldaten als Macht des Reiches öffnete man sich auch, obwohl gemäß der früheren Kirche immer wieder antimilitaristische Tendenzen aufkamen - so Tertullian (Offizierssohn und Jurist ca. 150/5-ca. 223), katharischer Presbyter und Katechet, der Soldatendienst und Christentum für unvereinbar hielt (Mt. 26,52); hierin blieb er u.a. erfolglos. Die Kirchenzucht wurde unterschiedlich gehandhabt: Dirnen wurden nicht aufgenommen, aber die Mätresse Marcia des Kaisers Commodus (180-192) war Christin (im Bad wegen einer Verschwörung erwürgt), die Fürsprache für die Gemeinden einlegte. Versammlungsort der Gemeinden waren bis zum Ende des 2.Jh. Privathäuser, im 3.Jh. dann gottesdienstliche Räume und Häuser, was mit der Entwicklung der Kirche zur institutionellen priesterlichen Hierarchie zusammenhängt. Basiliken und Kathedralen kamen erst später.

Irrlehren contra Rechtgläubigkeit

Die Übersetzung der christlichen Botschaft geschah in den zeitgenössischen Weltanschauungen, deren Geschichtsdenken sich in der Form des Mythos vollzog. Daraus ergab sich die Einfallsmöglichkeit der Gnosis, jener auf pneumatische Offenbarungen sich gründenden Erlösungslehre, die parasitär den Boden anderer Religionen nutzte. Ihr lag eine Zweiteilung der Wirklichkeit zugrunde, in der man in einer Stufenfolge zur höchsten Wahrheit und Einsicht über Schöpfung und Erlösung gelangen konnte, die also Glaube und Weisheit ineinander schloss. Eine Trennung war kaum möglich, da sie für sich die Rechtgläubigkeit aus der Schrift heraus in Anspruch nahmen. Nur wenige Gebildete erkannten, dass der Gnostizismus die Offenbarungstatsache auflöste und an deren Stelle den Mythos einer überweltlichen Geschichte setzte und so manche christliche Gemeinde gnostischen Charakter hatte - nicht einmal Irenäus (Autor eines 5-bändigen Werk gegen die Gnosis - ca. 142 bis nach 190) vermochte die Vielfalt gnostischer Erscheinungsweisen nicht zu umfassen, die tödliche Wirkung aber erahnte: „So verstanden z.B. die Anhänger Valentinus' (um 170) ihre Gedanken in die kirchliche Ausdrucksweise zu kleiden, also in der Gemeinde zu predigen und dort durchaus Verwirrung zu stiften.

Nicht direkt Gnostiker war Marcion, Schiffsreeder aus Synope und Sohn eines Bischofs, der ihn jedoch aus der Gemeinde ausschloss. Dies geschah ihm auch in Rom, in der Valentinus Fuß gefasst, man zahlte sogar seine Geldspenden zurück. Ursache war Marcions Umgang mit traditionellem Gut: Ablehnung der christlichen Auslegung des AT, weil der jüdische Jahwe schlicht unvollkommen wäre, seine Schöpfung Untat, seine Gerechtigkeit Grausamkeit.

Das Judaisieren des Paulus durch Kirche mache aber auch eine gründliche Säuberung ntl. Schriften notwendig, damit der Gott, der einen Heilsweg Gebote und Verbote wies, dessen Botschaft ganz Agape und Liebe war, erkannt werden könne. Es galt also ein Evangelium aus den ‚echten' Stücken des Lukas zehn redigierte Paulusbriefe mit der Theologie der Zwei-Götter-Lehre (2.Kor.4,4 - gnostische Spekulationen) bestehend aus dem Gott des Evangeliums / der Erlösung, der sich in Christus offenbart hat, und dem Gott dieser Welt (Jahwe). Christus (frei von der Materie dieser Welt) ist von keinem Weib geboren, sondern nur Abbild eines Menschen. Bis zum 3.Jh. hielt sich die Reformkirche des Marcion (mit eigenem Klerus und Märtyrern) vom Euphrat bis zur Rhone. Zu gleicher Zeit entstand in Phrygien eine Erweckungsbewegung - Montanus, ein früherer Kybele-Priester entstieg dem Taufbad, geriet in Verzückung und predigte in Zungen, zwei anwesende Damen taten es ebenso, sie zogen von Gemeinde zu Gemeinde, das Ende der Welt zu verkünden, Montanus, Prisca und Maximilia (Joh.14,16). Ihre Lehre war chiliastischer Natur (Ich bin der Vater, der Sohn und der Paraklet), die Lebensführung entsprach der Reichserwartung. Ohne Hierarchie und Sakramentalismus wuchsen seine Gemeinde (Bußdisziplin, Vegetarier, kein Wein, Kleiderordnung, Verschleiern der Frauen, Opferkontrolle, Fasten) rapide und breiteten sich bis nach Afrika aus.

Trotz Verdammung genoss er weiter Ansehen (s. Tertullian ca. 150-225), der im Alter Montanist wurde – vorerst totgeschwiegen, waren seine Formulierungen meist die Grundlage für spätere christologische Erscheinungen). Cyprian (auch unter dem Einfluss Tertullians stehend,) war einer der großen Kirchenväter (ca.210-258), Bischof von Karthago, da er sich aber während der decischen Verfolgung versteckte, war sein Ansehen umstritten. Der Kirche größere Autorität zusprechend, legte er in der Schrift ‚De unitate ecclesiae' die Theorie zum Primat Petri nieder (spätere Interpolationen!) s. Mt.18,18f. - Joh.20,21-23: Bischofe als Nachfolger der Apostel waren in ihrer Summe die Kirche repräsentierend allein Gott verantwortlich, monarchische Bischofsgewalt wurde von als Jesus gestiftet angesehen. Die Wirkung war groß, wie man am späteren Aufstiegs des römischen Papsttums sieht, ob Cyprian das gemeint hat?

Christliche Philosophen

Mit Aristoteles fand die klassische Philosophie ihr Ende, mit der Stoa begann ihre Neufassung unter dem Einfluss anderer Weltanschauungen (Begründer: Xenon um 336-264 v.Chr.). Ohne geschlossenes System konnte sich jeder die auf Vernunft gegründete Tugendlehre zu eigen machen. Dem Zeitgeist entsprechend (natürliche Theologie in der Zeit röm. Kaiser) fand sie mit der natürlichen Moral Eingang ins Christentum. Paulus wurde ja im Areopak, da er von Totenauferstehung sprach, ausgelacht (Act.17,17ff.) verwarf dann auch alle Philosophie und darauf sich berufend auch Tertullian.

Die christlichen Apologeten ( gegen die Gebildeten) suchten das Gespräch mit der Philosophie, darunter Justin (ca.110-165) aus Samaria, der nachweisen wollte, dass das Christentum die Vollendung der Philosophie sei. Die anderen Religionen waren von göttlicher Vernunft als Vorbereitung zum Christentum gedacht, große Denker der Klassik und Propheten waren vom göttlichen Logos (Weltvernunft) inspiriert, demnach Christen wahre Vernunftmenschen. Damals kaum erfolgreich folgte die abendländische Kirche lange seiner Geschichtstheologie.

Als praktische Ethik und natürliche Theologie fand die Stoa, besonders Seneca (4 v. Chr. bis 65) und Epiktet (ca.50-120) viele christliche Leser. Seneca, Hofliterat unter Caligula, galt sogar als heimlicher Christ wegen eines gefälschten Briefwechsels mit Paulus. Seine Lehre umriss: Bändigung von Leidenschaften; natürliche Gottesverehrung; Sich fügen ins Schicksal, also durchaus Themen der christlichen Tugendlehre.

Epiktet, ein freigelassener Sklave, vertrat diese Auffassung noch deutlicher und so wurde die Stoa langsam zur christlichen Stoa (statt Zeus setzt man Gott ein). Augustinus nahm das christlich-stoische Naturrecht wieder als christlichen Humanismus auf der Grundlage katholischer Soziallehre; Bestandteil der Dogmatik Zwinglis und Melanchthons und bis heute in der Theologie spürbar. Aber nicht nur Anpassung, auch Kampfschriften gegen das Christentum von Gnostikern gab es, siehe: Celsus (um 180) ‚Wort der Wahrheit', in dem er den Kaiser als zugehörig zur Kultur, zur Väterreligion sah, das Christentum aber aufgrund der Verweigerung des Kaiseropfers als Versinken in die Barbarei. Neben vielen anderen schrieb auch Porphyrios (Schüler Plotins 205-270) 15 Bücher ‚Gegen die Christen', in denen er kirchliche Lehrschriften und das NT zu widerlegen suchte; Plotin war der Begründer des Neuplatonismus, die Umwandlung der Philosophie in eine pantheistische Metaphysik, in der der religiöse Gedanke das Bindeglied aller idealistischer Gedankenströme war - Gott ist Urwesen und Ursprung aller Dinge. Die Vielheit aller Dinge im Kosmos mit dem Einen zu verschmelzen geschehe durch Schauen (Warten bis zur göttlichen Erscheinung), also mystisch-kontemplative Spekulation. Plotins ‚Gegen die Gnostiker' galt den Christen.

Clemens von Alexandrien nahm als Apologet die Philosophien positiv auf, um den Gegensatz zwischen Philosophie und Christentum zu überwinden und suchte auf der Grundlage der Heiligen Schrift eine auf philosophische Erkenntnis ruhende Theologie zu entwickeln. Als Ziel der Weisheit Auserwählter (Lehrer nicht Kleriker führen) sah er die ‚wahre Gnosis', um zur unmittelbaren Gottesgemeinschaft durch den Logos zu kommen. Sein Schüler und Nachfolger Origenes (185-254), Sohn eines Märtyrers, und Schüler des Ammonias (Lehrer Plotins und des Porphyrius), baute die von Clemens übernommenen Katechetenschule zu einer wissenschaftlichen theologischen Schule aus, die dann auch das Heer der Helfer seiner literarischen Leistungen stellte: Hexapla (AT-Übersetzung aus 6 Sprachen), Kommentare zu fast allen biblischen Büchern, eine Dogmatik und die Streitschrift gegen Celsus. Theologisch unterschied er den schlichten Gemeindeglauben und die höhere akademische Erkenntnisweise, die kirchlicher Vorstellung nicht bedurfte.

Einer gestuften Trinität folgten die einst vollkommenen mit Willensfreiheit ausgestatteten geistigen Wesen, die durch Schaffung der Materie in Körper gefesselt wurden (Engel, Dämonen, Menschen). Durch Vereinigung des Logos mit der unschuldigen Seele ließ den Menschen zu Gott emporsteigen. Obwohl berühmtester Theologe seiner Zeit, blieb er asketischer Christ (ließ sich entmannen Mt.19,12); der Neid der Kleriker brachte dem Presbyter auch die Exkommunikation durch den alexandrinischen Bischof Demetrius ein. In der decischen Verfolgung wurde er grausam misshandelt und starb an den Folgen. Historisch gesehen hat er das Christentum und den Hellenismus zu einem System erhoben und war eben christlicher Neuplatoniker und Schrifttheologe, der sich in der Auslegung der Allegorese bediente, die dem bloßen Wort laut der Texte die ganze Wahrheit entnahmen, nicht ihre moralischen Erklärungen. Der Sieg der Orthodoxie brachte die Verwerfung Origenes auf dem 5.ökumenischen Konzil in Konstantinopel (553). Dennoch hat er wohl am meisten dazu beigetragen, das Heidentum zu überwinden.

3. Die Obrigkeit und die Christen

Obrigkeit und Religion

Röm. 13,1: „Jedermann sei der Obrigkeit untertan …“ hat das Gesellschaftsbild des politischen Christentums entscheidend geprägt, wird doch die darauf aufbauende Staatstheologie zu einer konservativen Staatsideologie. Eine Obrigkeit ‚von Gott‘ ist durch Vernunft nicht zu beweisen. Auch die frühen Christen hatten kein feindliches Verhältnis zur Obrigkeit. Selbst Tertullian versicherte: Wir treiben Schifffahrt und leisten Kriegsdienst mit euch zusammen und sind in Ackerbau und Handel beschäftigt.“ Und er verwies darauf, dass für Christen Fürbitte für Kaiser und Reich selbstverständlich seien (s. 1. Tim. 2,2; 1.Petr.7,17).

Das politische Restaurationsprogramm des Augustus für die in Verfall begriffenen religiösen Staatskulte sollte die gesicherten Fortdauer der römischen Tradition im Kaiserreich festigen und gegen die zahllosen Religionen, Kulte und Erlösungsmysterien aus dem Osten zu schützen. Bisher war der Staat tolerant gegen die eigentlich verbotenen Religionspraktiken aus dem Osten, daher wurde auch ein adäquates Opfer nur von Beamten, Offizieren und Soldaten verlangt.

Als Loyalitätsbezeugung galt allein das Kaiseropfer, ein staatlicher Akt, der in religiöser Überhöhung nur in Babylon, Persien und Ägypten zu finden war, weil die Herrscher sich als ‚Sohn Gottes‘ verehren ließen. Entsprechend wurde Augustus nach seinem Tod unter die Götter aufgenommen – der Kaiserkult wurde zum Cäsarenwahn, der mit dem Opfer, das man den Staatsgöttern darbrachte, verschmolz.

Nur die Juden in Jerusalem und der Diaspora waren frei vom Kaiseropfer. Sicher auch deshalb, weil die kleine Nation als Vertreter des verhassten Monotheismus zu klein erschein.

Im Schatten des Judentums – von Römern als jüdische Sekte angesehen – war das Christentum geschützt vor Verfolgung. Irgendwann wurde man aber auf die selbständigen ‚kirchlichen‘ Organisationen aufmerksam. Die von Kaiser Nero durchgeführte Christenverfolgung konzentrierte sich aber besonders auf junge Gemeinden in den Großstädten, der auch Petrus und Paulus zum Opfer fielen, ob es aber wirklich eine generelle Christenverfolgung war, darüber streiten sich die Gelehrten.

Nero

Augustus starb ohne männlichen Erben, so wurde Tiberias, sein Stief- und Adoptivsohn zum Kaiser (14-37). Auch er hatte keine Erben. Caligula (Stiefelchen) kam auf den Cäsarenthron, den die Prätorianer niederstachen. Caligulas Onkel Claudius wurde Kaiser (41-54), der zwar als schwachsinnig galt, aber die Regierungsgeschäfte delegierte, sodass er sich seinen Lüsten widmen konnte. In vierter Ehe heiratete er die 16jährige Messalina, die ihm einen Sohn, Britannicus, und eine Tochter Oktavia, schenkte. Mit dem Kaiser lebten aber auch seine Schwestern, zwei Witwen, im Palast, Livilla, die ihren Mann vergiftet hatte, und Messalina, die für ihren Sohn Nero den Thron erkämpfen wollte. Entsprechend ließ sie erst Livilla ermorden, dann traf es Messalina, da sie sie sich vielen Günstlingen des Claudius hingab und sogar eine Nebenehe anstrebte. Sie wurde bei einem bacchantischen Fest ergriffen und umgebracht. Jetzt schlug Agrippinas Stunde. Sie ließ den im Exil befindlichen Seneca nach Rom holen, damit er Nero unterrichte. Dann verlangte sie die Ehe mit Claudius, verheirate Nero mit Oktavia und ließ Nero zum Adoptivsohn und Thronfolger ernennen. Claudius stimmte allem zu und gab seiner Frau den Titel ‚Augusta‘ – sogar das Militärlager in dem im Jahr 50 gegründeten Köln ‚Colonia Agrippina‘ nannte. Danach vergiftete sie Claudius mit einem Pilzgericht.

17jährig wurde Nero nun Kaiser (54-68), wenn auch die wirklichen Herrscher Agrippina und Seneca die Herrscher waren. Seneca war klug, aber korrupt und willensschwach. Industrie und Handel erblühten. Nero nutzte das und sah auch das Intrigenspiel der Mutter. Doch als sie Britannica als Kaiser ins Spiel brachte, ermordete er ihn und bald auch die Mutter. Sogar Oktavia musste in ihren Tod einwilligen, und er erfüllte ihren ‚Wunsch‘. Die neue Kaiserin Sabina Poppea tötete er durch einen Fußtritt in den schwangeren Leib.

Rom war seit Kaiser Augustus als Verwaltungsort ‚hochmodern‘, das bezog sich aber nur auf öffentliche Gebäude, Wohngebäude waren alt und unzureichend. Es gab aus Lehm und Holz geschaffene vielgeschossige Mietskasernen, enge Gassen und ein großes Wohnungselend. Brände waren alltäglich. Nero war von einer notwendigen Sanierung überzeugt, doch die Bewohner der Elendsviertel verließen nicht ihre Wohnungen. Im Juli 64 gab es einen Brand in Rom, der 13 von 14 Stadtbezirke Roms vernichtete, darunter auch kostbare Gebäude, Tempel und Kunststätten. Unendliche viele Menschen starben. Nero konnte man nichts nachweisen, er konnte sich aber auch nicht entlasten.

Nero ließ die Christen als Brandstifter ausrufen, die Ärmsten in Rom. Er inszenierte eine gnadenlose Christenhetze, sinnlose Schauprozesse und ließ sie bestialisch töten, so per Kreuzigung, als lebende Pechfackel in Parks verbrennend oder in Tierfelle eingenäht wilden Tieren überlassen, doch dies blieb auf Rom beschränkt. Auch hier kann man von einer generellen Christenverfolgung nicht sprechen.

Neros Terrorherrschaft brachte ihm viel Gegner. Es gab Verschwörungen und Aufstände. Anschläge auf ihn beantwortete er mit Massenhinrichtungen. Seneca fiel ebenso in Ungnade und machte Suizid. Als seine Truppen einen neuen Imperator aus ihrer Mitte ausriefen, wählte auch Nero den Suizid.

Unsichere Zeiten für Christen

Inzwischen wusste man, dass das Christentum keine jüdische Sekte war, da die Christen unberührt vom Untergang Jerusalems und der Katastrophe des politischen Judentums ihren Kult weiter praktizierten. Erst mit Domitian (81-96) wurde es für die Christen gefährlich. Anfangs war er politisch erfolgreich, Britannien wurde erobert und der Limes vollendet. Die Gegner, Chatten, Markomannen, Draker, konnte er in Schach halten. Er war ein eifriger Bauherr mit Interesse an Kultur, besonders Musik und Architektur, viele Künstler waren seine Günstlinge, ansonsten war er maßlos, eitel, übermäßig selbstbewusst, aber mit dem Alter zunehmend misstrauisch. Er ließ sich als ‚Herr und Gott‘ anreden, man musste ihm Hände und Füße küssen und übernahm persönlich das Amt des Zensors als ‚Sittenrichter‘. Den Kampf seines Vaters Vespasian gegen die Stoiker setzte er fort und permanent verlangte er als Zeichen der Loyalität das ‚Kaiseropfer‘.

Dies führte zu Misstrauen und schweren Konflikten, die selbst nicht die Verwandtschaft verschonten. Die Anklage lautete stets ‚Atheismus‘, was natürlich besonders die monotheistischen Christen anbetraf. Kennzeichen war die Verweigerung des Kaiseropfers. In Razzien ließ er viele Christen umbringen, selbst seinen Vetter Flavius Clemens und dessen Gattin Flavia Domitilla, die wohl dem Christentum nahestanden.

Opfer gab es wohl vor allem in Kleinasien … mit Ephesus als Mittelpunkt. Eifrige Beamte zelebrierten hier Kaiseropfer in besonderen Festakten, was zur Verfolgung zahlreicher Verweigerer führte und besonders viele Opfer zeitigte.

Schließlich fiel Domitian einer Palastrevolution zum Opfer, an der auch seine Gemahlin beteiligt war.

Dem 64jährigen Nerva (96-98) folgte dann Trajan (98-117), ein Ex-General, dem es um Ruhe und Ordnung ging. Auf die Anfrage des Stadthalters von Bithynien, Plinius d. Jü., wie man mit Christen verfahren solle, gab er die Anweisung: ‚Man solle sie befragen, sagen sie ‚Ja‘, mahne man sie unter Strafandrohung dreimal ihr Bekenntnis zu verleugnen. Tun sie es nicht, seien sie hinzurichten.‘

Als der Statthalter weitere Einzelheiten erfragte, die Abgefallene Christen betrafen, verweigerte Trajan ein Reichsgesetz, sondern verfügte: ‚Christen sollen nicht vom Behörden aufgespürt werden, auch solle man nicht anonymen Anzeigen nachgehen und wer vom Christentum abfalle, solle nicht bestraft werden, nur die, die es verweigerten.‘

Zweifelsohne eine politische Entscheidung, die Christsein unter Strafe stellte, aber es gehe nicht um ‚Glaube‘, sondern um das ‚politische Bekenntnis zum Staat‘.

Für Tertullian war das ein Problem. Es hieß, man sei als Christ strafwürdig, nahm man aber am Kaiseropfer teil, sei das christliche Bekenntnis unerheblich. Als Jurist, der er war, hätte er den damit verbundenen Freiraum der Gemeinden erkennen müssen. Ein anderes Problem: Trajan überließ es den Statthaltern, das ‚Wie‘ des Umgangs mit den Christen zu bestimmen. Gingen sie Denunziationen nach, gab es viele Opfer. So wurden Krankheitsepidemien, Naturkatastrophen, Hungernöte und jegliches Unheil zur Gefahr für Christen, deren ‚geheime‘ Bräuche vielen verdächtig vorkamen. Männer wie Ignatius von Antiochien, Polycarp von Smyrna, Justin und viele Bischöfe und Gemeindeglieder wurden in der Zeit Trajans und seiner Nachfolger so zu Märtyrern - ein Titel, den die Kirche den Blutopfern in Scilli (Nordafrika), Lyon, Vienna und andernorts beilegten.

Natürlich gab es auch die weniger Standhaften, ‚Lapsi‘ (Abgefallene) genannt. Auch die Gnosis lehnte das Martyrium ab. Das Leben war dem Gnostiker wertvoller als der Tod. Andere wie die Montanisten priesen das Martyrium als höchstes Ziel. Dennoch gab es viele Bereiche im Reich, die nicht betroffen waren. Man lebte als Christ im 2. Jh. zwischen Duldung und Hoffnung.

Mit den ‚Philosophen‘ auf den Cäsarenthron änderte sich dies nicht, aber dennoch gab es neue Impulse für die Christen.

Mit Hadrian (117-138) kam es zur geistigen Wende. Die Kultur Athens kam wieder zu Ehren, man las wieder Plato und Epiktet, prächtige Bauen entstanden, ja ein völlig neues Stadtviertel in Rom und das Riesenprojekt des Antiochus Epiphanes mit der Vollendung des Zeus Tempels zu Füßen der Akropolis. Er ließ sich auch in Eleusinische Mysterien einführen in seiner Sehnsucht nach Jenseitsglaube, Sehnsucht nach Unsterblichkeit und Eins sein mit Gott. Er sagte der bisherigen imperialistischen Eroberungspolitik ab, schuf Frieden und duldete sogar Landabtretungen. Ziel war der Panhellenismus, der Ost und West verbinden sollte. Viel auf Reisen, nahm er seinen geliebten Jüngling stets mit, der aber in Ägypten im Nil ertrank. Er blieb aber seiner hellenistischen Kulturpolitik treu, die auch die östlichen Mysterienreligionen einschloss. Er ließ sich am Tiber ein Grabdenkmal errichten (die Engelsburg, die später Päpsten als Zuflucht diente). Ein Tempel, den er in Rom bauen ließ ist heute Teil der Börse.

Mit Marc Aurel (161-180) bestieg später ein ‚Philosoph‘ den Thron, der der stoischen Philosophie huldigte, die anfangs von einem favorisierten demokratischen Staatsideal zur Rückkehr in monarchische Vorstellungen gefunden hatte und damit auch für Marc Aurel annehmbar wurde. Für Christen hatte aber auch jener keine Sympathien, doch wollte er Philosophen schaffen, keine Märtyrer. Aus einem etwas flachen philosophischen Tagebuch ‚Selbstbetrachtungen‘ ist nur ein Satz beeindruckend für einen Kaiser, der letztlich an seiner grüblerischen Einsamkeit litt: „Dieses winzige Stücklein Zeit gilt es im Einklang mit der Natur zu durchschreiten und heiter abzuscheiden, wie wenn eine Olive, reif geworden, herabfällt, indem sie die Mutter preist, die sie getragen, und dem Vater Dank weiß, der sie erzeugt hat.“

Reich und Kirche in der Krise

Der Nachfolger von Marc Aurel, sein Sohn Commodus (180-192), besaß nichts von dem intellektualistischen Glauben an eine sinnvolle Weltordnung. Er war vielmehr politisch unfähig, ein religiöser Schwärmer, der ein Zeitalter des Glaubens erhoffte und der Magie der östlichen Religionen erlegen war. Er ließ sich in die Mysterien der ‚Großen Mutter‘, der ägyptischen Isis, des iranischen Mithras und des syrischen Dolichenus (Soldatengott) einweihen, nannte sich ‚gottseliger‘ Commodus, zeigte sich mit Löwenfell und Keule bekleidet als Erscheinung des Herkules, einer Herrschergestalt des hellenistisch-römischen Gottkönigtums. Er stieg mit Gladiatoren in die Arena und ließ sich als Meisterschütze feiern. In seinem Palast haben Frauen und Jünglinge wie in einem Harem gelebt, unter ihnen auch eine Christin namens Marcia, die wohl zu denen gehörte, die letztlich seinen Tod mit betrieb. Sie gaben ihm langsam wirkendes Gift, dann ließen sie ihn durch einen Ringer aus der Arena erwürgen.

Seine Nachfolge trat wieder ein Militär an. Der Soldatenkaiser Septimus Severus (193-211), semitisch-phönizischen Geblüts aus dem Lande Hannibals. Erst beseitigte er alle Rivalen, dann folgte der Umbau des politischen Systems, der mit der Abschaffung des Senats begann. Mit der Armee im Hintergrund ließ er sich verehren wie ein Herrscher seiner punischen Heimat, ließ die dort verehrten Götter Isis, Serapis, Kybele verehren und handelte auf der Basis eines Schicksalglaubens, den Astrologen bestimmten. Mit seiner (zweiten) Frau Julia Domna, einer Tochter des Oberpriesters des Baals und des Sonnengottes Mithras in Emesa begründete er eine afrikanisch-syrische Kaiserdynastie und schuf einen beispiellosen religiösen Synkretismus. Dieser künstliche Polytheismus ließ die Menschen erkennen, dass all die Götter nur Chiffren und Ausdrucksformen einer Gottheit waren. Doch das durfte man nicht öffentlich sagen.

Caracalla (211-217), der Sohn des Kaiserpaares, der ihm nachfolgte war ein sadistischer Verbrecher, der den Bruder vor den Augen der Mutter umbringen ließ, um nicht die Macht teilen zu müssen. Etwa 20.000 Sympathisanten des Bruders ließ er ebenso umbringen. Die Politik überließ er seiner ehrgeizigen Mutter. Seine einzige politische Tat war, dass er allen Provinzen das Bürgerrecht verlieh, was aber nur wegen der Steuereinnahmen geschah. Er liebte das Leben in Militärlager. In Mesopotamien fiel der denn auch einer Meuterei zum Opfer. Da die Mutter an Brustkrebs litt und ihren Leben durch Nahrungsentzug ebenfalls ein Ende setzte, ließ seine Schwester den 14jährigen Sohn Elgabal (218-222) zum Kaiser ausrufen. Als Priester des Sonnengottes Emesa wollte er diesen zum Hauptgott ausrufen. Als seine Mutter die Unfähigkeit des jungen Mannes erkannten, zwangen sie ihn, den 13jährigen Vetter als Adoptivsohn anzunehmen und als Nachfolger zu präsentieren. Als Elgabal und seine Mutter der Wut der Soldaten zum Opfer fiel, wurde der Vetter Alexander Severus zum Augustus ausgerufen (222-235). Dessen Mutter Julia Mamaea führte nun die Regierungsgeschäfte, eine kluge, ehrgeizige, aber auch geizige Frau. Alexander musste mit auf Feldzüge gegen die Perser und die Germanen, aber seine Sache war der Frieden, nicht der Krieg. Die Soldaten brachten eines Tages das ‚Muttersöhnchen‘ nebst Mutter um, was die Dynastie der Severer beschloss.

Für die Christen war die Zeit des Synkretismus eine Ruhephase, in der sie missionierten und teils auch obere Schichten der Gesellschaft erreichten. Zur rechtlichen Anerkennung der Christen kam es aber noch nicht. Einzelne Statthalter verfolgten immer wieder Christen, so in Karthago und Ägypten.

Die nachfolgenden Militärs, die herrschten, richteten den Staat wirtschaftlich zu Grunde, der Geldwert sank, wodurch der Haushalt kollabierte. Mit staatlicher Bautätigkeit konnten die wahren Zustände noch verschleiert werden. In den Kerngebieten sank die Zahl der Bewohner, Sklavenhandel entfiel durch eine defensive Außenpolitik. Arbeitsmangel suchte man durch ausländische ‚Gastarbeiter‘ zu überdecken, aber vor allem der Militärhaushalt stieg ins Unermessliche. Ausfallende Zahlungen an Soldaten suchte man durch Orden und Geschenke zu überdecken, doch die Situation an den Grenzen wurden immer bedrohlicher. An der Donau und am Rhein stürmen germanische Völker heran, am Euphrat die Parther und nach deren Vernichtung das neugebildete neupersische Reich unter der Dynastie der Sassaniden (226).

Aus Illyrien stammende Soldatenkaiser (249) kämpften um die Einheit des Reiches. Darum wurden orientalische Mysterienkulte von Decius (249-251) verboten – alle Bewohner des Reiches mussten 250 ein Bittopfer leisten, um den Reichsgedanken in den Vordergrund zu rücken. Viele Christen blieben standhaft, bezahlten es aber mit Verhaftung, Eigentumsentzug und Hinrichtung. Die Kirche gewährte diesmal den Lapsi Verzeihung … und sicherte damit ihr Überleben. Die Zahl dieser ‚Abgefallenen‘ war groß. Cyprian, der Bischof von Karthago, hielt sich versteckt, andere besorgten sich Bescheinigungen, wodurch andere für sie umgebracht wurden, oder bei manchen genügte das Streuen von Weihrauchkörnlein mit abgewandtem Gesicht der Opferkommission und sie stellten ihnen die benötigte Bescheinigung aus. Massen drängten aber zum Opfer, eine formelle Absage an den Glauben wurde nicht gefordert.

Kaiser Valerian griff wegen der immer trostloseren Lage für das römische Reich zu härteren Methoden: er verbot Gottesdienste, verlangte von Klerus das Staatsopfer und konfiszierten Kirchengüter. Genau wie all die Jahre zuvor war das Vorgehen der Behörden nicht einheitlich. So schlug dann auch der Sohn Valerians, Galienus (260-268), eine eher tolerante Taktik ein, die fast einer Anerkennung des Christentums gleichkam, aber der Mithrasglaube kam gloriös zur Geltung, weil das Heer ihn annahm. Als Kaiser Aurelian (270-275) gegen die Königin Zenobia auszog, soll eine Lichterscheinung des Sol invictus ihnen den Sieg verheißen haben. Das geschah, daher zog Aurelian nach Emesa, um dort dem Sonnengott zu huldigen und ihm einen Tempel zu errichten, dem Gott, der nun zum Reichsgott wurde.

Machtkämpfe im Reich

Aurelian wurde aber ebenso ermordet, in den folgenden neun Jahren sieben weitere Kaiser. Erst Diocletian (284-305) brachte das Ende des alten Rom. Diocletian, ein Illyrer im Heer in Dalmatien aufgewachsen fühlte sich Rom verpflichtet und wollte in Sinne des Wiederherstellers des Reiches, wie man Aurelian betitelte, das Werk vollenden. Restauration bringt aber eben auch Konflikte mit sich, an denen Diocletian scheiterte. Im Mittelpunkt seiner Reform stand die neue Einsetzung einer Reichsverfassung, die die Machtverteilung sichern sollte. Dazu machte er seinen Jugendfreund und Kriegskameraden Maximian zum Mitregenten, der später den Titel Augustus führen durfte. Diocletian hatte seine Residenz in Nikomedien und herrschte über den Osten, Valerian den Westen mit Sitz in Mailand. Sie leiteten ihre Herkunft von antiken Göttern ab, Diocletian führte den Beinamen ‚Jovius‘, um als von Jupiter herkommend erkennbar zu sein. Maximian den Beinamen ‚Herculius‘.

Wegen der Größe des Reiches wählten sie weitere Helfer, die ihnen als Augusti folgen sollten. Im Osten Galerius, ein militärischer Draufgänger, der mit der Tochter Diocletians, Valeria verheiratet wurde, nachdem er seine erste Frau entlassen hatte; Im Westen Constantius, der ebenfalls seine Lebensgefährtin samt Kind verstieß, um die Stieftochter Maximians, Theodora zu heiraten. Somit waren diese Cäsaren die Schwiegersöhne der Augusti. Galerius hatte seine Residenz im slowenischen Sirmium, Constantius in Trier.

Entsprechend wurden die Provinzen neu organisiert, sie wurden vor allem kleiner, ihre Zahl größer (96), aber Oberbezirken (12) unterstellt. Der Senat wurde weiter kaltgestellt, denn die Kontrolle wurde einem militärisch geordneten Beamtentum unterstellt. Dann wurde der Staat zum größten Bauherrn, der vor allem Sportstätten, Badeanstalten und militärische Zweckbauten erstellen ließ. Das Heer wurde viermal so groß wie vorher, finanziert von Steuerzahlern, die sich einem neuen Steuersystem unterwerfen mussten, also vor allem durch Grundstücksbesitzer und Pächter, die sich keine Steuerprivilegien sichern konnten.

Wegen des Währungsverfalls wurde ein neues Münzsystem eingeführt, wobei der Staat Goldmünzen hortete und kleine Kupfermünzen stetig an Wert verloren. Viele zahlten deshalb ihre Abgaben mit Naturalien. Dem Preisanstieg setzte Diocletian einen Tarif für Höchstpreise entgegen, der natürlich oft trotz Strafen umgangen wurde. Rom war zu einer Militärdespotie geworden.

Religiös war Diocletian nicht, wollte aber, dass ihm die ‚unsterblichen Götter‘ gewogen bleiben. Das Anwachsen der Christengemeinden hatte Diocletian geduldet, denn unter den Beamten und im Heer gab es viele Christen. Die Gemahlinnen der Augusti und Cäsaren galten als Christinnen. Anders ging er mit aus Persien kommenden Lehren um, da sie den Anspruch erhoben, eine Weltreligion zu sein. In den Augen Diocletians hatte Religionen wie die Buddhas, Zarathustras und Jesu nur eine räumlich beschränkte Wirkung. Aber die Religion Manis verfolgte er, die einen Gegensatz von Licht und Finsternis als Weltbild propagierten, also das absolut Gute, das dem absolut Bösen gegenübersteht, wie es aus der Gnosis bekannt ist. Damit das Licht voll zum Leuchten komme, müsse das Licht von den Fesseln des Bösen befreit werden, was durch Askese und Ablehnung aller materiellen Dinge gelinge. Mani war schon vom persischen Priesteradel bekämpft und letztendlich gekreuzigt worden, was aber dem Glauben nur neuen Auftrieb gab.

Diocletian sah in dem in Persien bekämpften Glauben dennoch die Lehre des Landesfeindes, der das römische Volk anstecken und vergiften wollte. Manichäische Missionstätigkeit sah er als Werk ausländischer Agenten, dem er in einem Edikt (298) mit großem Hass begegnete. So befahl er eine ‚Reinigungsaktion‘, die im Heer begann. Er befahl ein Kaiseropfer. Wer sich verweigerte wurde aus dem Heer ausgestoßen. Nun drangen Offiziere und Beamte auch auf die Ausrottung der inzwischen mächtig gewordenen christlichen Kirche. Nun wollte auch Galerius die Ausrottung der Christen, dem Diocletian erst zustimmte, nachdem er ein Orakel befragt hatte. Er ließ vier Edikte verfassen (Feb. 303 – Mai 305), die im ganzen Reich gültig sein sollten: Zerstörung der Gemeinderäume, Verbrennung aller christlichen Literatur, Aberkennung der bürgerlichen Rechte, Verlust aller Ämter für Christen.

Der nächste Schritt war Verhaftung der Kleriker und schließlich verlangte der das Opfer von allen Laien in der christlichen Kirche. Dennoch verbot er nicht das Christentum und hob auch nicht den Rechtscharakter der christlichen Ortsverbände auf, sondern wollte das Christentum von innen her austrocknen.

Aber es war auch leicht, die Vorgaben zu umgeben: Man lieferte falsche Bücher aus usw. Aber mehr noch gaben sich als Märtyrer hin. Viele endeten in Arbeitslagern und Bergwerken nach furchtbaren Folterungen. Die Verfolgung galt für das ganze Land, wurde aber im Westen Roms kaum durchgeführt, während im Osten die Arbeit unzähliger Gemeinden zum Erliegen kam. Letztlich konnte der Staat den Widerstand aber nicht brechen. Im Mai 305 legten er von Krankheit gezeichnet und sein Mit-Augustus die Ämter nieder. Die Cäsaren Constantius und Galerius traten an ihre Stelle. Zwei Günstlinge des Galerius wurden nun zu Cäsaren ernannt. Constantius starb aber 306 auf einem Feldzug nach England in York. Bei ihm war sein Sohn Konstantin (Sohn der verstoßenen 1. Frau Helena). Vom Heer zum Heerführer ausgerufen, trat er die Nachfolge des Vaters als Augustus an. Da das System des Diocletian zusammenbrach – zeitweise gab es sechs Augusti, die verbissen um die Herrschaft kämpften. Auch Galerius war erkrankt und rang mit Maximin Daja, der die Herrschaft anstrebte. Licinius, der Konstantins Gegenpart als Augustus war, gelang es, von Galerius 5 Tage vor seinem Tod ein Toleranzedikt (311) zu erwirken, da er den Kampf gegen die Christen als gescheitert ansah. Dann ließ er alle Statthalter verkünden: „Entsprechend unserer Erlaubnis sollen die Christen zu ihrem Gott für unsere, des Staates und ihre eigene Wohlfahrt beten, damit die Unversehrtheit der Res publica allseits verbürgt ist und sie unbesorgt in ihren Wohnsitzen leben können.“

Maximin Daja, nach dem Tod des Galerius ‚Oberkaiser‘, ließ noch einige Martyrien durchführen, aber das änderte nichts an den Abbruch der Verfolgungen und die wiedergeschenkte Freiheit und rechtliche Anerkennung für die Christen.

5. Anfänge des Papsttums

Roms Weg zur Macht