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Ein gütiger Junge und eine Gruppe Zwerge helfen der Sonne dabei, ihren verlorenen Sohn wiederzufinden. Kleine Waldbewohner tun sich zusammen, um die Feen zu retten, die von neidischen Hexen drangsaliert wurden. Ein verlachter Bub wird mithilfe seiner Zauberschuhe zum Fußballstar. Ein Korb magischer Kirschen erteilt einem bösen Herrscher seine Lektion. Und ein Spielmann hält eine Armee mit seiner Musik auf. Die Märchen für Jung und Alt sind ebenso vielseitig wie gehaltvoll. Klassische Märchenelemente finden sich darin ebenso wie neuartige Interpretationen. Jede der vielen Geschichten enthält die klare, deutliche Moral, die für das Genre so typisch ist. Und wie bei den bekannten grimmschen Erzählungen findet sich oft ein Stück Weisheit, das kleine und große Leser fürs Leben mitnehmen können.
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Seitenzahl: 100
Inhaltsverzeichnis
Impressum 2
Jakob und die Himmelsbrücke 3
Leopold und der Sonnenknabe 7
Hunkibunki 12
Die Dukatenfee 15
Der gestörte Elfenfriede 17
Der Rollerkurti 20
Otto Wirbelwind 23
Du hilfst mir und ich helfe dir 28
Die Wunderkuh 32
Die Blaumeise 35
Das Taufgeschenk 38
Sonderbare Früchte 41
Der Bergmann 45
Der selbstsüchtige Hexenmeister 49
Der Harmonikaspieler 53
Die Tochter des Mondkönigs 56
Prinzessin Morgenröte 60
Die drei Brüder 64
Kniesepein 67
Das blaue Licht 70
Der eifersüchtige Waldgeist 73
Die tapferen Drei 76
Lunas Wunschbaum 80
Der Stinkstiefel 82
Der Modeteufel 84
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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© 2022 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99130-136-3
ISBN e-book: 978-3-99130-137-0
Lektorat: Thomas Ladits
Umschlagfoto:Engelbert Deusch;Extezy | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
Innenabbildungen:Engelbert Deusch
www.novumverlag.com
Jakob und die Himmelsbrücke
Es war einmal ein Bursche, der hieß Jakob. Er wollte die Welt kennen lernen und ging von daheim fort.
Als Jakob an die Grenze eines fremden Landes kam, wurde er aufgefordert: „Nenn uns den Namen unseres Präsidenten!“ „Ich weiß ihn nicht.“ „Den kennst du doch, er ist oft im Fernsehen.“ „Wir hatten keinen Fernseher.“ „Wart ihr so arm?“ „Nein, aber mein Vater sagte immer, Fernsehen macht dumm und krank! Deswegen hat er keinen Fernseher gekauft. Aber wir hatten eine Badewanne.“ „Wenn du noch nie ferngesehen hast, was willst du dann in unserem Land?“ „Ich will hier arbeiten, Geld verdienen und Leute kennen lernen.“ Der Grenzwächter dachte:Den kann ich ins Land hereinlassen. Er ist dumm und wird bei uns um wenig Geld arbeiten.
In der nächsten Stadt fand er Arbeit. Eines Tages fragte ihn ein Bewohner: „Na, was sagst du zu unserem tüchtigen Präsidenten?“ „Ich kann nichts sagen, ich kenne ihn ja nicht“, entgegnete Jakob. „Jeder kennt ihn, er spricht so oft im Fernsehen.“ „Ich hab noch nie ferngesehen.“ „Das glaub ich nicht! – Hört, ihr Leute, dieser Bursche behauptet, er habe unseren guten Präsidenten noch nie im Fernsehen erlebt.“ „Vielleicht ist er ein Feind unseres Präsidenten und will ihn gar nicht kennen“, meinte einer aus der Schar der Neugierigen, die bei ihnen stehen geblieben waren. „Der ist verdächtig!“, meinte einer. „Bringt ihn zur Polizei!“, rief ein anderer. Die meisten schlossen sich dieser Aufforderung an und so landete Jakob bei der Polizei und bald im Gefängnis. Leute, die nichts Gutes von unserem Präsidenten sagen wollen, sind Staatsfeinde und müssen eingesperrt werden, meinten die Polizisten und der Richter.
Vergeblich wartete der vermögende Einflussreiche mit dem Namen Ausnützer auf Jakob. Als er drei Tage von Jakob nichts hörte, suchte er ihn und fand ihn im Gefängnis. Als Ausnützer vom Grund der Verurteilung hörte, ging er zum Richter und machte ihm den Vorschlag: „Zeigen wir ihm einen Fernseher, dann werden wir ja sehen, wie er sich anstellt.“ Der Richter, der nicht ungerecht sein wollte, ging auf den Vorschlag ein.
Er stellte einen Computerschirm, ein Videogerät und einen Fernseher auf, dann ließ er Jakob kommen und befahl ihm, den Fernseher einzuschalten. Jakob drückte und drehte an allen drei Geräten, aber keines funktionierte. Endlich entdeckte er die Anschlusskabel, die nirgends angeschlossen waren. Er zog daran, aber kein Gerät wollte funktionieren. „Genug! Du bist wirklich dumm! Du darfst mit Ausnützer gehen!“ Dass er dumm genannt wurde, ärgerte ihn, aber er war sehr froh, dass er nicht mehr in das finstere Gefängnis musste.
Ausnützer gab ihm wieder Arbeit, Unterkunft und Verpflegung, zahlte aber sehr wenig. Ausnützer war mit Jakob sehr zufrieden. Jakob war über den Arbeitsplatz sehr froh, weil ihm die Tochter seines Arbeitgebers sehr gut gefiel. Die Tochter erwiderte die Zuneigung und teilte dies ihrem Vater mit. „Was, den willst du heiraten? Der Dummkopf konnte, bevor er zu uns kam, nicht einmal einen Fernseher einschalten! Der ist nichts für dich!“ Da weinte die Tochter und weil sie gar nicht aufhören wollte, sagte der Vater zu ihr: „Schick Jakob zu mir. Ich will sehen, ob er deiner würdig ist.“
Als Jakob zu ihm kam, sagte Ausnützer: „Wenn du mir den vollen Rucksack vom Ort der Zufriedenheit bringst, kannst du meine Tochter heiraten. Die Adresse hab ich leider verloren. Du wirst sicher den Ort finden.“ „Was ist im Rucksack drinnen?“, fragte Jakob. „Im Rucksack sind nur gute Wünsche drin, die für den, der ihn öffnet, in Erfüllung gehen. Komm ja nicht ohne ihn zurück!“ Mit diesen Worten drängte er ihn aus seinem Haus.Den bin ich los, dachte sich Ausnützer.
Jakob war guten Mutes und begann sofort mit der Suche. Im Telefonbuch entdeckte er ein Hotel „Zur Zufriedenheit“ und eilte dorthin, aber vom Wünsche-Rucksack wusste dort niemand etwas. Er fragte viele Leute um den Ort der Zufriedenheit, aber keiner konnte ihm helfen.
Eines Nachts träumte er vom Weg zum Ort der Zufriedenheit. Er ging auf einem Waldweg: Blumen blühten am Weg, Vögel sangen und die Sonne schien. Jakob fühlte sich wohl. War er durstig, so konnte er frisches Quellwasser trinken. War er hungrig, so fand er reife Beeren. Am dritten Tag kam Nebel auf und er erreichte eine Stelle, wo gerade eine Brücke zusammengefallen war. Da hörte er eine Stimme: „Das war die Brücke der guten Gedanken. Die guten Gedanken der Menschen auf der Erde sind die Bausteine dieser Brücke. Es gibt immer zu wenig Bausteine, deshalb erreichte noch niemand den Ort der Zufriedenheit. Nur über diese Brücke kommst du hin!“
In den folgenden Tagen erlebte Jakob eine freudige Überraschung. Er kam in die Gegend, von der er schon geträumt hatte. Bei der unfertigen Brücke kam er nicht mehr weiter. Aber Jakob hatte eine gute Idee. Er ging denselben Weg zurück, auf dem er gekommen war, bis in die nächste Stadt. Dort veröffentlichte er einen Hilfeaufruf in der Zeitung. Gesucht wurden Helfer, die wenigstens eine Minute lang einen guten Gedanken abschicken wollten, damit Jakob über die Brücke der guten Gedanken den Ort der Zufriedenheit erreichen konnte. Einen Tag später brachte die Post so viele Zuschriften zu Jakob, dass sie nicht einmal in einem großen Wäschekorb Platz hatten. An jedem folgenden Tag wurde die Menge größer. Deshalb konnte Jakob am festgesetzten Tag ohne Schwierigkeiten die Brücke der guten Gedanken überqueren und kam ins Paradies. Hier gefiel ihm alles. Den ganzen Tag war er froh.
Es gab dort ein Fernrohr, mit dem konnte man dorthin schauen, woran man gerade dachte. Jakob sah durch und dachte an Maria, die Tochter des Ausnützers. Sie wartete noch immer auf Jakob. Ihr Vater hatte ihr schon einige Heiratskandidaten vorgeschlagen, aber sie hatte immer abgelehnt.
Jetzt dachte Jakob an Rückkehr. „Wo gibt es den Rucksack mit den guten Wünschen?“, fragte Jakob. „Diesen Rucksack gibt es nicht! Die guten Wünsche trägt jeder Mensch in sich. Mit guten Gedanken kannst du deine Umgebung verändern!“ – Das wollte Jakob und mit diesem Vorsatz machte er sich auf den Rückweg zu Maria.
Sie sah ihn kommen, lief ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und war glücklich. „Endlich bist du wieder da!“
Ausnützer hatte den Jubelschrei der Tochter auch gehört und entdeckte Jakob. Was Ausnützer sah, gefiel ihm überhaupt nicht. Doch als ihn Jakob begrüßte, verflog dessen Groll, ja, er gab sogar seine Zustimmung zur baldigen Hochzeit. Jakob hatte im Paradies die Fähigkeit bekommen, jeden Menschen, den er anblickte, glücklich zu machen.
Mit seinen wohlwollenden Blicken und seinen Werken machte er alle in seiner Umgebung froh, und so lebten sie alle glücklich bis an ihr seliges Ende.
Leopold und der Sonnenknabe
Es war einmal eine sonderbare Zeit, in der die Sonne bei uns so heiß schien, dass kleine Teiche an einem einzigen Tag verdunsten konnten und die Erde breite Risse bekam. Manchmal fiel warmer Regen zur Erde, ohne dass eine Wolke am Himmel sichtbar war.
Die Menschen waren ganz verzagt. Für sie und die Tiere gab es nicht mehr genügend Trinkwasser. Auf den Feldern wuchs nichts mehr. Die Bäume waren ganz ohne Blätter. Die Hitze bedrohte alle Lebewesen.
Da entschloss sich eines Tages der kleine Leopold, zur Sonne zu gehen. „Ich will sie bitten, nicht mehr so heiß zu scheinen“, sagte er zu sich.
Leopold stieg auf einen hohen Berg und rief immer wieder: „Sonne, Frau Sonne!“ Doch sie gab keine Antwort. Für ihn wurde es immer heißer. Viel Schweiß rann dem mutigen Leopold übers Gesicht und es fiel ihm immer schwerer, laut zu rufen, weil er sehr großen Durst hatte.
Als er eine Höhle gewahrte, ging er hin, um sich im Schatten auszuruhen.
„Warum hast du unsere Ruhe gestört?“, wurde Leopold am Höhleneingang gefragt. „Entschuldige“, stammelte der kleine Leopold, „Ich wollteeuchnicht stören. Ich wollte die Sonne rufen und sie bitten, nicht mehr so heiß zu scheinen, sonst müssen alle Kinder, alle großen Leute, und die vielen Tiere sterben.“ „Na ja, wenn das so ist“, sagte der Zwerg und sah den Buben von oben bis unten an. „Wenn du der Sonne zu nahe kommst, musst du vor lauter Hitze sterben. Weil du aber ein gutes Herz hast, will ich dir helfen. Warte ein wenig!“
Nach einiger Zeit kam der Zwerg aus dem Inneren der Höhle zurück. Er hielt Leopold einen Telefonhörer hin und sprach: „Damit kannst du die Sonne anrufen. Du brauchst nur an die Sonne zu denken und dann sprichst du hinein.“ Vor der Höhle übergab der Zwerg dem Buben das Zaubertelefon. Leopold dachte an die Sonne und sprach: „Frau Sonne! Liebe Frau Sonne!“ „Wer ruft mich? Wer?“ „Ich bin’s, der kleine Leopold.“ „Ich sehe dich nicht. Wo bist du?“ „Ich bin auf der Erde, auf dem hohen Berg. Von hier rufe ich dich an. Bitte, liebe Frau Sonne, scheine nicht mehr so heiß, sonst müssen alle Menschen und Tiere vor lauter Hitze sterben.“ „Das geht nicht“, erwiderte die Sonne barsch. „Aber dann müssen mein Vater und meine Mutter, meine Geschwister und die anderen Leute sterben“, schluchzte Leopold. „Ich muss meinen Sohn suchen“, erwiderte die Sonne.
„Ja, hast du ihn verloren?“, fragte der Bub. „Nein, er wurde mir geraubt! Jeden Tag werde ich alle Winkel der Erde genau absuchen, bis ich ihn gefunden habe. Dabei komme ich der Erde zu nahe und alles verbrennt, ich weiß, aber ichmussdoch meinen Sohn finden!“ Dabei rannen ihr Tränen die Wangen herunter.
„Ich helfe dir“, tröstete Leopold. „Ich suche für dich, vielleicht habe ich mehr Glück. Wie sieht er denn aus?“ „Er ist ganz blond. Seine langen Locken strahlen. Daran ist er leicht zu erkennen.“ „Ich will deinen Sohn suchen.“
„Hoffentlich hast du bald Erfolg, kleiner Leopold!“, rief sie noch, dann musste sie sich aber beeilen, um am Himmel rasch weiterzukommen.
„Wo könnte ich den Sonnenknaben suchen?“, fragte Leopold den Zwerg. „Ruf ihn an!“ Poldi dachte an den Geraubten und sprach: „Sonnenknabe, hörst du mich?“ „Wer ruft mich?“ „Ich heiße Leopold und will dich gerne befreien. Wo steckst du?“ „Ich bin in einem großen Berg eingeschlossen.“ „Wie bist denn dort hingekommen?“, wollte Leopold wissen. „Pst! Er kommt“, konnte Leopold noch verstehen, dann hörte er eine erbärmliche Stimme: „Ach, da bist du ja! Im Schlaf hab ich geglaubt, ich hab dich mit jemandem reden gehört. Zu meinem Glück bist du allein. Hätte ich mir denken können, dass niemand in meinen Berg hereinkommt. Ach, ich bin sooo müde.“ – „Jetzt schläft er, der Berggeist. Er hat mich geraubt und hier eingesperrt. Ich muss täglich durch die Höhlengänge gehen und sie erleuchten. Wo der Berg liegt und wie man hinauskommt, weiß ich noch nicht.“
Der kleine Leopold rief ganz aufgeregt noch einmal die Sonne an und berichtete ihr alles, was er wusste. Frau Sonne war darüber sehr erfreut, aber sie konnte keinen Rat geben, wie man den Berg finden könnte. Poldi versprach: „Ich werde alle Leute und Tiere danach fragen, vielleicht finde ich ihn. Auf Wiederhören!“ „Auf Wiederhören, tüchtiger Leopold!“
„Lieber Zwerg, kannst du mir sagen, in welchem Berg der Sonnenknabe gefangen ist?“ „Nein, ich weiß es nicht. Aber vielleicht weiß es der Zwergenkönig. Gehen wir zu ihm.“ Der Zwergenkönig wusste es auch nicht.