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Der verwöhnte Benjamin verabredet übers Internet ein Date mit Jakob, einem sehr schönen jungen Mann. Jakob wohnt in der Nähe der Sababurg, die auch Dornröschenschloss genannt wird. Auf dem Weg dorthin verirrt sich Benjamin im wilden Reinhardswald und begegnet faszinierenden, märchenhaften Männern, die offenbar dringend seine Hilfe brauchen. Wird Benjamin ihnen helfen können – und wollen? Und wird er jemals bei Jakob ankommen? Oder ist der junge Mann gar nicht von dieser Welt? - Eine amüsante schwule Erzählung voller Fantasie, Romantik und Erotik. - Leseprobe auf der Webseite von Tilman Janus!
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Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
Märchenprinzen
Impressum
Der verwöhnte Benjamin verabredet übers Internet ein Date mit Jakob, einem sehr schönen jungen Mann. Jakob wohnt in der Nähe der Sababurg, die auch Dornröschenschloss genannt wird. Auf dem Weg dorthin verirrt sich Benjamin im wilden Reinhardswald und begegnet faszinierenden, märchenhaften Männern, die offenbar dringend seine Hilfe brauchen. Wird Benjamin ihnen helfen können – und wollen? Und wird er jemals bei Jakob ankommen? Oder ist der junge Mann gar nicht von dieser Welt?
Eine amüsante schwule Erzählung voller Fantasie, Romantik und Erotik.
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Handlung, Namen und Personen sind frei erfunden. Sollte es Ähnlichkeiten mit realen Menschen geben, wäre es reiner Zufall.
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»M, 20, dunkelblond, braune Augen, Nichtraucher, 1,76, schlank, unbehaart, p/a, 22 cm, für alles zu haben, sucht einen Traumprinzen! Bitte Mail an Benjamin!«
Er las seinen Anzeigentext noch einmal durch. Die zweiundzwanzig Zentimeter waren ein bisschen geschönt, aber es kam ja nicht auf den einen oder anderen Schwanz-Zentimeter an. Er hatte einfach keine Lust mehr, in seiner Kleinstadt auf Prinz Zufall zu warten. Bestimmt gab es in den Weiten des Internets junge Männer, die besser zu ihm passten als die paar Typen, die er bisher kennengelernt hatte. Okay, Sex hatte er bekommen, irgendwie. Aber er wollte einfach mehr. Sensationen? Abenteuer? Den ultimativen Kick? Liebe? Romantik? Vielleicht alles zusammen. Er dachte zu dem Zeitpunkt nicht genau darüber nach.
Benjamin fügte ein kleines Foto, auf dem er nur eine knappe Badehose trug, in den Text ein, setzte eine Wegwerf-E-Mail-Adresse in die Anzeige, tippte auf »senden« und lehnte sich zufrieden zurück.
Durch das Fenster seines Arbeitszimmers schien die Julisonne herein. Benjamin studierte im zweiten Semester Betriebswirtschaftslehre, allerdings mit wenig Begeisterung. Jetzt in den Sommersemesterferien hätte er eine Menge für sein Studium tun können. Er zog es vor, lange zu schlafen, danach zum Brunch und abends in die einzige schwule Kneipe der Stadt zu gehen.
Sein Vater scheffelte mit Exportgeschäften Geld wie Heu. Die Mutter war schon vor drei Jahren mit einem steinreichen Typen über alle Berge gegangen, genauer gesagt über die Drakensberge nach Südafrika. Benjamin bewohnte das oberste Stockwerk der Familienvilla ganz für sich allein. Später einmal sollte er die Firma vom Vater übernehmen. Eigentlich war es ihm egal, was er machen würde, Hauptsache, er müsste sich nicht überarbeiten. Der Vater hatte so viel zu tun, dass er nicht sehr auf Benjamin achtete. Auch dessen Liebesleben interessierte ihn nicht, zum Glück. Benjamin lebte einfach vor sich hin, ohne nennenswerte Sorgen. Wenn er Geld brauchte, bekam er es, ohne sich anzustrengen. Doch seit einiger Zeit nervte ihn diese gummiweiche Leere, die sich Leben nannte. Ein richtiger Mann hätte vielleicht die Leere ausfüllen können, ein Superlover, ein harter Kerl – oder ein zärtlicher Freund, ein märchenhafter Prinz. Er wusste es nicht. Er wollte einfach mal etwas ausprobieren und abwarten, was dabei herauskäme. Wahrscheinlich nichts. Aber zumindest wäre es eine nette Abwechslung.
*
Weit nach Mitternacht stieg Benjamin aus seinem nagelneuen BMW Z4 Roadster. Mit zwanzig einen solchen Wagen zu fahren, das hatte was, darüber freute sich sogar sein gelangweilter Geist immer wieder. Benjamin strich noch einmal liebevoll über den tiefseeblauen Metallic-Lack, der im Mondlicht schimmerte, und schloss dann die Eingangstür der väterlichen Villa auf. Abgesehen vom Auto war der Abend wieder ein Flop gewesen. Kein Typ hatte ihm gefallen, nicht einmal für einen One-Night-Stand. Sein Schwanz hatte überhaupt nicht reagiert an diesem Abend, und richtig steif geworden war er schon gar nicht. Meistens sah Benjamin auch immer dieselben Kerle in der Kneipe. Er musste einfach raus aus diesem Dunstkreis. Aber wohin?
Vor dem Schlafengehen loggte er sich noch einmal in sein Mailprogramm ein und schaute in sein Postfach. Eine Antwort auf seine Anzeige war eingegangen. Nur eine! Er hatte mit zahllosen Zuschriften gerechnet. Bevor er diese eine Mail öffnete, ging er in sein Badezimmer und schaute in den Spiegel. Er sah doch hübsch aus – oder bildete er sich das nur ein? In sein dunkelblondes Haar, das ihm voll und dicht in den Nacken und die Stirn fiel, hatte er helle Strähnchen eingefärbt, das gab seiner Frisur Leben. Und sonst? Bisher war er zufrieden gewesen. Seine braunen Augen lagen weit auseinander und gaben seinem Gesicht etwas Besonderes. Die Nase war in Ordnung und der Mund eigentlich auch ganz schön, nicht zu schmal und nicht zu blass. Und sein schlanker Körper konnte sich auf jeden Fall sehen lassen. Seitlich am Hals trug er ein kleines Tattoo – das Marszeichen, den Kreis mit dem Pfeil schräg nach oben.
Benjamin seufzte, nahm sein Smartphone und öffnete die Mail.
»Hallo, Benjamin!«, las er. »Du gefällst mir sehr! Ich freue mich schon auf unser Treffen! Mein Name ist Jakob. Komm doch morgen, am Samstag, zu mir, so früh wie möglich! Ich wohne in Hofgeismar, Sababurger Straße.« Es folgte eine Hausnummer. Ein Bild war beigefügt, das einen jungen Mann von so großer Schönheit zeigte, dass Benjamin das Foto vergrößerte und viele Minuten lang anstarrte. Er fragte sich, ob das Bild ein Fake war oder echt. Der Junge hatte hellblondes, glattes, etwas längeres Haar, das wie Seide schimmerte, dazu ein schmales, unglaublich schönes Gesicht, große, tiefblaue Augen, eine feine Nase und kirschrote, volle Lippen, die Benjamin am liebsten sofort geküsst hätte. Jakob war fast nackt. Nur ein undefinierbares, hellblaues Tuch war um eine Hüfte geschlungen und verlief zwischen seinen wunderschönen Schenkeln so, dass Benjamin den Schwanz nicht sehen konnte. Aber alles, was er sah, schien allererste Sahne zu sein! Jakobs glatte, haarfreie Haut leuchtete hell wie Milch, seine Glieder waren schlank und harmonisch, und die schön modellierte Brust schien sich auf dem Bild zu heben und zu senken von seinem leichten Atmen.
Eine merkwürdige Unruhe erfasste Benjamin, die von Sekunde zu Sekunde größer wurde. Ein Kribbeln begann im Bauch, dann schlug sein Herz plötzlich heftiger. Sein Schwanz begann zu wachsen, so stark, dass er in den engen Jeans wehtat.
Benjamin zog sich aus, ohne es wirklich zu merken, warf sich im Schlafzimmer auf sein Bett und begann zu wichsen. Unbewusst schloss er die Augen. Sofort sah er den blonden jungen Mann vor sich, zog ihm in Gedanken das hellblaue Tuch fort und umarmte ihn zärtlich. Es war, als spürte er die warme Haut des Schönen wirklich, als könnte er ihn streicheln und küssen. Benjamin fühlte die Hände auf seinem Gesicht, die warmen Lippen an seinem Ohr. »Komm zu mir!«, schien Jakob zu flüstern. »Komm morgen! Vergiss mich nicht!« Ja, Benjamin spürte sogar etwas Festes, Heißes auf seinem Ständer! Er riss die Augen auf – niemand war da.
Rasch schloss er die Lider wieder, doch er hörte nichts mehr. Er bearbeitete seinen Steifen wie besessen und kam nach wenigen Minuten. Warm spritzte sein Samen über seinen nackten Körper. »Ich komme!«, stöhnte er. »Ich komm zu dir! Morgen!«
Erst nach einigen Minuten fasste sein Gehirn wieder Tritt. Er ging unter die Dusche und grübelte über alles nach. Es war unmöglich, dass er wirklich jemanden gefühlt oder gehört hatte, es war doch kein Mensch in seinem Zimmer gewesen! Wahrscheinlich hatte er ein Bier zu viel getrunken. Benjamin schlüpfte in sein Bett. Während er weiter über diese merkwürdigen Dinge nachdachte, schlief er irgendwann ein.
*
Benjamins kleine Heimatstadt lag im östlichen Nordrhein-Westfalen. Von dort aus bis nach Hofgeismar in der Nähe von Kassel war es gar nicht besonders weit, nur etwas mehr als hundertfünfzig Kilometer. Er war am Samstag schon um zehn Uhr aufgestanden, für seine Verhältnisse wirklich früh. Die Sonne schien angenehm warm. Benjamin fuhr mit offenem Verdeck. Sein Z4 schwebte über die Bundesstraße wie eine leichte Segelyacht. Auf seinem Navi sah er, dass er über die »Deutsche Märchenstraße« schipperte, und musste leise lachen. Das passte doch zu einem Date mit einem Traumprinzen!
Dessen Name, Jakob, kam ihm wieder in den Sinn. Der Typ hatte gar keinen Nachnamen geschrieben, aber viele Jakobs würde es in diesem einen Haus bestimmt nicht geben. Benjamins Schwanz regte sich bei dem Gedanken an den schönen Jungen, aber er musste noch warten.
Gegen drei Uhr nachmittags bog Benjamin bei Gottsbüren in die Sababurger Straße ein. Das war weit weg vom Stadtgebiet von Hofgeismar. Die Straße führte offenbar in einem Bogen durch Felder und Wälder. Am Straßenrand gab es Hinweisschilder, dass dort irgendwo eine alte Burg liegen sollte, eben die Sababurg. Das interessierte Benjamin nun wirklich nicht besonders. Er fragte sich, wo Jakob wohnte – mitten auf dem Feld? Aber die Straße war lang. Benjamin fuhr noch ein paar Kilometer weiter. Inzwischen erstreckte sich rechts und links nur noch dichter, düsterer Wald. Wieder gab es ein Schild, dass es sich um den Reinhardswald, den letzten Urwald Deutschlands handelte. Na, okay! Das interessierte ihn auch nicht.
Plötzlich fiel ihm siedendheiß ein, dass er Jakob nicht geantwortet hatte! Der wusste ja gar nicht, ob Benjamin nun käme oder nicht!
Er fuhr an den Straßenrand. Der Wagen holperte über Steine und Wurzeln. Benjamin hielt an. Als er sein Smartphone zur Hand nahm, wusste er Jakobs E-Mail-Adresse nicht mehr. Er hatte darauf auch überhaupt nicht geachtet, weil er so unglaublich von Jakobs Bild fasziniert gewesen war. Darüber hatte er das Antworten und alles andere vergessen. Benjamin versuchte, sich in seinen E-Mail-Zugang einzuloggen, doch das Programm rödelte nur, er bekam keine Internetverbindung. Also würde es ein Überraschungsbesuch werden. Hoffentlich war Jakob überhaupt zu Hause!
Benjamin wollte den Wagen wieder starten und drehte den Zündschlüssel. Der Motor sagte keinen Ton. Ungläubig versuchte er es noch einmal. Wieder nichts. Das konnte doch nicht wahr sein! Eben war der Wagen noch wie eine Biene über die Straße geschnurrt! Nicht einmal der Anlasser war zu hören, die ganze Elektrik schien tot zu sein.
Ärgerlich stieß Benjamin einen nicht salonfähigen Fluch aus und begab sich zur Motorhaube. Er hatte allerdings keine Ahnung von Autotechnik. Aber vielleicht hätte er eine Eingebung, wenn er nur intensiv genug auf den Motorblock starren würde.
Diese Hoffnung trog. Benjamin umrundete seinen Z4 mehrmals, kontrollierte die Reifen, schaute, ob irgendein Ast von unten irgendetwas blockierte, aber er konnte nichts entdecken. Wahrscheinlich war der Anlasser defekt. Also musste er den Automobilclub anrufen und stundenlang warten, bis einer dieser gelben Engel auftauchen würde. Oder aus Hofgeismar ein Taxi rufen, seinen schönen Wagen im Wald stehen lassen und später einen Abschleppdienst beauftragen. Benjamin konnte es nicht glauben, dass der neue Superwagen einfach versagte.
Erneut zückte er sein Smartphone. Kochend vor Wut stellte er nun fest, dass er anscheinend in einem Funkloch festsaß. Er bekam überhaupt keine Verbindung, weder ins Internet noch ins Telefonnetz. Die Verabredung mit dem Märchenprinzen fing ja »wunderbar« an! So machtlos hatte Benjamin sich noch nie gefühlt. Er konnte nicht das Geringste dagegen tun, dass er allein und ohne Technik vollkommen hilflos war. Sein Geld nutzte ihm gar nichts. Er musste sich zu Fuß aufmachen, um in eine belebte Gegend zu gelangen, denn weit und breit war kein anderer Wagen zu sehen. Die ganze Zeit über war Benjamin völlig allein auf der Straße gefahren. Sobald doch noch jemand vorbeikommen würde, wollte er natürlich winken, doch vorerst blieb nur Laufen. Der einzige Trost war, dass die Batterie des Roadsters noch nicht leer zu sein schien und er immerhin das versenkte Hardtop hochfahren konnte, wie auch immer. Nicht, dass sich noch ein Wildschwein in seinem Wagen breitmachen würde!
Benjamin setzte sich also in Bewegung. Ab und zu wollte er die Handyverbindung testen, denn vielleicht war die Funkstille schon nach der nächsten Kurve behoben.
Kaum war er ein paar Schritte gegangen, hörte er seltsame Töne. Eine einzelne, helle männliche Stimme sang ein sehr melodisches Lied. Die Melodie schien direkt aus dem Wald herauszuschallen. Vielleicht ein Waldarbeiter, der auf Opernsänger umschulen wollte? Benjamin vergaß seinen Ärger etwas und folgte neugierig dem Klang. Denn dort, wo das Lied herkam, musste es zumindest einen Menschen geben, der ihm vielleicht weiterhelfen konnte.
Das letzte Mal war er als Kind durch den Wald gegangen, mit seiner Mutter, zu Hause in Nordrhein-Westfalen. Das war eine Fichten-Schonung gewesen, sehr öde. Der Wald, durch den er nun lief, sah ganz anders aus. Uralte Bäume standen dort, teilweise verfallen wie hohle Zähne. Herabgestürzte Äste lagen kreuz und quer auf dem mit alten Blättern übersäten Erdboden. Die hohen Laubbäume waren gewachsen, wie sie wollten. Hier hatte nie jemand »aufgeräumt«, nie jemand einen Baum abgesägt.
Benjamin kam auf eine kleine Lichtung. In der Mitte erhob sich ein zerfledderter Baumstumpf, überwachsen von großen Pilzen. Ein mächtiger Ameisenhaufen, auf dem es krabbelte und wimmelte, lehnte sich an den Stumpf an.
Plötzlich stießen ein paar Krähen auf Benjamin nieder, aus heiterem Himmel. Er wehrte sie ab, doch sie umschwirrten ihn immer dichter. Sie waren außergewöhnlich groß, geradezu riesig. Solche Krähen hatte er noch nie gesehen. Sie landeten auf dem Waldboden und bildeten einen Kreis um ihn. Er zählte sechs Vögel. Ihr Gefieder schimmerte blauschwarz in der Sonne. Die kräftigen Schnäbel wirkten wie gefährliche Waffen.
»Verschwindet!«, rief er und stieß mit den Füßen nach ihnen, um sie zu verscheuchen. Ein bisschen fühlte er sich wie im Hitchcock-Film »Die Vögel«. Sie flogen auf und stießen furchterregende Krächzlaute aus. Ihre Flügelspannweite war enorm, wahrscheinlich mehr als ein Meter. Es dämmerte Benjamin, dass es sich um Raben handeln könnte. Raben? Waren die nicht beinahe ausgestorben? Sie zogen mit schweren Flügelschlägen ab und verschwanden über den hohen Wipfeln.
Benjamin blickte sich um. Schweigender Urwald umgab ihn. Wo war er hergekommen? Wo hatte die Sonne gestanden, als er in den Wald hineingegangen war? Er konnte sich nicht erinnern. Kalte Angst erfasste ihn. Verirrt im Wald! Ohne Telefon, ohne Auto, ohne Essen und Trinken! Benjamin versuchte, sich zu konzentrieren. War er nicht nur ein paar Schritte von der Straße weg? Er versuchte es in der Richtung, die ihm am wahrscheinlichsten erschien. Nach fünf Minuten kam er zu einem Gestrüpp, das er bestimmt noch nie gesehen hatte. Also zurück, die andere Seite probiert. Auch hier erschien ihm alles völlig unbekannt. Panik machte sich in ihm breit. Hier gab es wahrscheinlich keine Förster oder Jäger – wer sollte ihn finden?
Eisern versuchte er, sich zu beruhigen. Jetzt war Besonnenheit gefragt! Die blöden Vögel hatten ihn total durcheinandergebracht. Er lauschte. Woher war der Gesang gekommen? Es war nichts mehr zu hören. Benjamin stand ganz still da und überlegte: Die Straße hatte ungefähr nach Süden geführt. Er war von der Fahrtrichtung aus rechts in den Wald gegangen, nach Westen.