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"Als ich mich aus der stressigen Geschäftswelt verabschiedete, hatte ich keine Ahnung welchen Weg Gott für mich vorbereitet hatte. Doch als er ihn mir zeigte, wurde für mich ein Traum wahr: Ich machte meine Tierliebe zum Beruf. Heute zähle ich Katzen, Hunde, einen Haufen Hühner, diverse Ziegen und Pferde zu meinen regelmäßigen Gästen. Sie erinnern mich täglich daran, dass es einen wunderbaren Gott gibt, der mich in meiner Unvollkommenheit liebt und mich durch die Höhen und Tiefen meines Lebens begleitet. Bist du neugierig geworden? Dann begleite mich in meinen Alltag als Tierbetreuerin und du wirst einen neuen Blick auf Gott und das Leben gewinnen."
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Seitenzahl: 231
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SCM R. Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-7751-7554-8 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-6081-0 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck
© der deutschen Ausgabe 2022
SCM Verlagsgruppe GmbH · Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: [email protected]
Originally published in English under the title:
My Hair-Raising and Heartwarming Adventures as a Pet Sitter
Copyright © 2020 by Christi Grace
Published by Harvest House Publishers
Eugene, Oregon 97408
www.harvesthousepublishers.com
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
Weiter wurden verwendet:
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
Übersetzung: www.book-translation.de, Dagmar Schulzki
Lektorat: Esther Middeler – www.middeler.com
Umschlaggestaltung: Stephan Schulze, Holzgerlingen
Titelbild und Autorenfoto: © 2020 by Christi Grace
Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach
Für John und Vic, meine neu gefundenen Schätze
Über die Autorin
Vorwort
1 Gideon – Sanftmut auf drei Beinen
2 Gingers Rettung
3 Flucht vor Rocko
4 Sina – eine Lektion in Sachen Vertrauen
5 Ein Wunder für Freddy
6 Hausbesuch mit Hindernissen
7 Molly – ein Hund mit Führungsqualitäten
8 Hollis – 40 Kilo gebündelte Energie
9 Toto – Hündin mit Biss
10 Sylvia – das unsichtbare Haustier
11 Katzen, Kätzchen und eine harte Prüfung
12 Abschied
Christi Grace arbeitet seit über zwölf Jahren als professionelle Tierbetreuerin und teilt dabei Gottes Liebe mit Tieren und deren Besitzern. Sie lebt in Georgia, USA, mit ihrem Mann und vielen Tieren unter einem Dach.
Frag die Tiere, sie werden dich lehren. Frag die Vögel am Himmel, sie verraten es dir. Richte deine Gedanken auf die Erde, sie wird dich unterweisen. Auch die Fische im Meer werden es dir erzählen. Sie alle wissen, dass der Herr sie geschaffen hat. Denn das Leben eines jeden Geschöpfes und der Atem jedes Menschen liegt in seiner Hand.
Hiob 12,7-10
Als ich mich aus der verrückten und stressigen Geschäftswelt verabschiedete, hatte ich nicht die leiseste Ahnung, welchen Weg Gott für mich vorbereitet hatte. Doch als er ihn mir schließlich zeigte, wurde für mich ein Traum wahr. Ich habe Tiere schon immer geliebt. Sie waren Teil meines Lebens, solange ich denken kann, und indem ich mich als Haustiersitterin selbstständig machte, konnte ich den ganzen Tag mit Tieren verbringen. Für mich war das der beste Job aller Zeiten!
Ich freue mich sehr, dass ich meine Reise mit dir teilen kann. Jede Geschichte in diesem Buch ist wahr, und Gott hat jedes einzelne Tier, um das ich mich in über 12 Jahren kümmern durfte, dafür gebraucht, mich eine Lektion fürs Leben zu lehren. Einige der Geschichten sind lustig, andere traurig und manche erzählen von Wundern. Aber jede dieser Begegnungen veränderte mein Leben auf eine ganz erstaunliche Weise und zeigte mir, dass Gottes Liebe für jedes seiner Geschöpfe unendlich ist.
Ich hoffe, dass dieses Buch auch dich zumindest ein kleines bisschen verändern wird.
Nehmt mein Joch auf euch. Ich will euch lehren, denn ich bin demütig und freundlich, und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen. Denn mein Joch passt euch genau, und die Last, die ich euch auflege, ist leicht.
Matthäus 11,29-30
Jedes Tier, um das ich mich in all den Jahren kümmerte, bot mir eine neue Gelegenheit, mein Herz zu verschenken, und Gideon war dabei keine Ausnahme.
Gideons Besitzer hatten von mir und meinem Haustiersitter-Service durch den Tierarzt, der ihre Pferde behandelte, erfahren. Jetzt sollte ich Gideon und die anderen Tiere, die sie meiner Obhut anvertrauen wollten, kennenlernen. Als ich über den Kiesweg zum Haus meiner zukünftigen Kunden fuhr, sah ich große, braune Augen, die mich durch die Streben des eisernen Eingangstors der Farm verfolgten. Ich wusste, das musste Gideon sein.
Er war ein goldfarbener Labradormischling mit einem unbeschwerten Gesichtsausdruck. Sein Maul war gerade so weit geöffnet, dass es ein perfektes Lächeln bildete. Und seine freudige Erwartung war offensichtlich – er wedelte so heftig mit dem Schwanz, dass sein ganzer Körper mitschwang.
Die Besitzer hatten mir nicht gesagt, ob ich durch das Tor fahren sollte, deshalb ließ ich mein Auto davor stehen. Ich nahm meinen Block, einen Stift und eine Visitenkarte und machte mich auf den Weg zur Haustür.
Ich weiß nicht, ob das der Moment war, in dem Gideon mein Herz zuflog, oder Sekunden später, als er einige Schritte zurückging, wie um mir Platz zu machen, damit ich das Tor öffnen konnte. Dabei fiel mir auf, dass er seinen rechten Vorderfuß dicht an seinen Körper gezogen hielt, während er auf den verbleibenden drei Beinen umherhopste.
In diesem Augenblick fuhr ein Auto heran und die Besitzer der Farm – ein junges Paar – stiegen aus. Sie hießen mich herzlich willkommen und führten mich hinein. Der Mann, Kirk, erklärte mir, dass Gideon vor etwa drei Jahren von einem Auto angefahren worden sei, und sie gehofft hätten, sein Bein würde ohne das Eingreifen eines Tierarztes heilen. Ich versuchte, meine Verwirrung zu verbergen, aber Kirk sah sie mir wohl trotzdem an. Wie er mir erklärte, waren sie sicher, dass Gideon sein Bein aufstellen und darauf gehen könnte; er fürchtete sich nur zu sehr davor. Mittlerweile, sagte Kirk, komme er jedoch auch auf nur drei Beinen gut zurecht.
Gideon folgte uns, als sie mich herumführten. Als ich sah, wie er durch die Gegend humpelte, tat mir das Herz weh, aber es schien ihn nicht allzu sehr zu stören, obwohl er sich nach einigen Minuten ausruhen musste. Offensichtlich hatte er Freude daran, uns zu begleiten. Dann führte das Paar mich zu den beiden Pferden, für die ich ebenfalls sorgen sollte.
Ich notierte mir alle nötigen Anweisungen und wir vereinbarten, dass ich in zwei Wochen mit der Arbeit beginnen sollte. Gideon begleitete mich wie ein Gentleman zurück zum Tor. Als ich es gerade weit genug öffnete, um hindurchschlüpfen zu können, beobachtete er mich mit seinen großen, braunen Augen, als wolle er sagen: Wo gehst du hin? Du bist doch gerade erst gekommen!
Als ich wegfuhr, blieb Gideon am Tor stehen und sah mir nach. Ich habe das Bild seines freundlichen Abschieds noch immer vor Augen.
Am Tag meines ersten Arbeitseinsatzes wurde ich wiederum auf Gideons typische Art begrüßt. Schon beim Heranfahren sah ich seine großen Augen zwischen den Streben des Tors. Ich freute mich sehr und konnte es kaum erwarten, ihn zu umarmen und Zeit mit ihm zu verbringen.
Während ich die Pferde mit Heu versorgte und ihr Futter mischte, blieb Gideon in meiner Nähe. Es war ein heißer Julitag und ich sah, dass es ihm Mühe bereitete, auf seinen drei gesunden Beinen umherzulaufen. Als er immer heftiger hechelte, suchte ich nach seiner Wasserschüssel, aber ich hatte mir bei meinem letzten Besuch nicht notiert, wo sie stand. Schließlich fand ich sie jedoch perfekt positioniert unter dem Regenfallrohr des Hausdachs. Ich sah zu Gideon, der inzwischen im kühlen Matsch lag, und fragte mich, ob er normalerweise dort Wasser trank. Später fand ich heraus, dass es genau so war.
An diesem ersten Tag nahm ich mir die Zeit, Gideons schlechtes Bein zu untersuchen. Ich wollte herausfinden, ob er es aufstellen konnte. Es störte ihn nicht, dass ich es anfasste und sanft daran zog, um zu sehen, ob es sich ausstrecken ließ, und so dachte ich, ich könnte ihm vielleicht helfen, darauf zu laufen. Aber dann merkte ich, dass sein Bein so eng an seinen Körper gepresst war, dass er es nicht bewegen konnte.
Es war offensichtlich, dass dieser kostbare Hund seinen Zustand akzeptiert hatte und sich nicht leidtat. Abgesehen davon, dass er müde war, wenn er längere Zeit umhergehumpelt war, schien Gideon sich in keiner Weise benachteiligt zu fühlen.
Im Laufe des nächsten Jahres kümmerte ich mich noch viele Male um Gideon. Ich hatte große Freude daran, für ihn zu sorgen. Ich liebte seine sanfte Art und es gefiel mir, wie er sein Leben humpelnd meisterte. Es war in Ordnung für ihn, Wasser aus der Regenrinne zu trinken, aber er liebte es, wenn ich ihm stattdessen Wasser aus dem Gartenschlauch gab.
Diesem dreibeinigen Hund war es gelungen, mein Herz zu erobern. Ich hatte meine eigene Meinung über seine Situation und war fest entschlossen, ihm, solange er in meiner Obhut war, so viel Liebe zu geben wie nur möglich. Aber abgesehen davon wusste ich: Es musste noch einen weit bedeutenderen Grund dafür geben, dass er in mein Leben getreten war, als dass ich ihn mit Futter und Wasser versorgte.
Hin und wieder jedoch war Gideon nicht er selbst. Dann humpelte er, wenn ich ankam, nicht wie gewohnt auf mich zu, um mich zu begrüßen, sondern verkroch sich stattdessen unter der Veranda und kam nicht heraus, ganz gleich, wie sehr ich ihm gut zuredete. Ich sprach Kirk und seine Frau auf sein seltsames Verhalten an, aber sie sagten, das sei normal. Sie schrieben es der Hitze zu oder seiner Trennungsangst, wenn sie eine Zeit lang weg gewesen waren.
Eines Tages riefen sie mich überraschend an und sagten mir, dass sie in einen anderen Staat ziehen würden und Gideon nicht mitnehmen könnten. Wäre ich in der Lage, ein neues Zuhause für ihn zu finden – innerhalb von drei Tagen? Wenn nicht, käme er ins Tierheim. Mein Herz wurde schwer. Wie konnte ich in drei Tagen ein Heim für einen dreibeinigen Hund finden? Ich betete zu Gott, dass er mir half, das liebevolle Zuhause zu finden, das dieser kostbare Hund verdiente, und ging zur Arbeit.
Zwei Tage vergingen, ohne dass ich irgendetwas erreichte, aber in meinem Kopf hörte ich immer wieder die Worte: Gib nicht auf. So fuhr ich fort, meinen Freunden, meiner Familie und meinen anderen Kunden von Gideon zu erzählen. Ich informierte auch das Netzwerk von Tierrettern, mit dem ich hin und wieder zu tun hatte, aber niemand konnte Gideon helfen. Schließlich kam der dritte Tag und in mir machte sich Verzweiflung breit. Wie konnte ich zulassen, dass Gideon ins Tierheim gebracht wurde?
Schließlich traf ich eine Entscheidung, von der mein Mann mir später sagte, dass er sie schon die ganze Zeit vorausgesehen hatte: Ich nahm Gideon mit zu mir nach Hause. Ich wusste, dass das nur eine Übergangslösung sein konnte – ich hatte bereits ein Haus voller Hunde und Katzen und einen Stall voller Pferde und konnte auf unserer kleinen Farm nicht noch mehr hungrige Mäuler stopfen. Aber sie verschaffte mir die Zeit, ein wunderbares, dauerhaftes Zuhause für Gideon zu finden.
Bis dahin war es ein schönes Geschenk, Gideon bei uns zu haben. Seine sanfte Persönlichkeit erfüllte unsere Farm mit Wärme. Er liebte es, in unserem Stall neben den Pferden zu liegen und über die Wiesen zu hüpfen. Auch meine Hunde liebten ihn. Wenn wir im Garten saßen, legte Gideon sich oft neben uns auf den Boden, während die anderen Hunde auf ihm herumturnten und an seinen Ohren zogen. Er war so ein guter Kamerad und er liebte die Aufmerksamkeit. Keiner der anderen Hunde schien Gideons Behinderung zu bemerken.
Ich betete weiterhin für ihn – nicht nur, dass er ein Zuhause fand, sondern auch, dass er die Liebe bekam, die er verdiente. Gideon hatte mich so viel darüber gelehrt, wie man sich über die Ungerechtigkeit der Welt hinwegsetzt und damit fertig wird, auch wenn es nicht einfach war.
Ich wusste, Gott würde etwas tun.
Gideon blieb etwa sechs Wochen bei uns. Dann sagte mir eine meiner Kundinnen, die es zuerst abgelehnt hatte, Gideon bei sich aufzunehmen, dass ihre Tochter ihm ein neues Zuhause geben wollte. Und nicht nur das – sie wollte auch sein Bein in Ordnung bringen lassen.
Gott ist so gut!
Es war ein bittersüßer Samstag, als meine Kundin und ihre Tochter kamen, um Gideon abzuholen. Ich freute mich sehr für ihn, doch gleichzeitig fiel mir der Abschied schwer. Gideon war zu einem Teil unseres Lebens geworden. Wenn ich sein sanftes Fellgesicht sah, vergaß ich oft alle Gründe, warum ich ein neues Zuhause für ihn finden musste. Aber ich wusste auch, dass es das Beste für ihn war, an einen Ort zu kommen, an dem er im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Das hatte er noch nie gehabt.
Wenn ich sah, wie Gideon umherhumpelte, berührte mich das in meinem tiefsten Innern und schenkte mir Trost. Es erinnerte mich daran, dass es einen wunderbaren Gott gibt, der mich in all meiner Unvollkommenheit liebt. Er blickt auf mich herab und sieht mich umherhumpeln, aber er hat Mitgefühl für mich und bietet mir seine erstaunliche Gnade an. Und er weiß, dass es eines Tages ein besseres Zuhause für mich geben wird – ein Heim, in dem meine Unvollkommenheit von mir abfällt wie ein unnützes Anhängsel.
Es mag sich seltsam anhören, aber ich glaube, Gideon wusste, wo er an diesem Tag hinging – nach Hause. Er schloss die Tochter meiner Kundin sofort ins Herz und wich nicht mehr von ihrer Seite. Und auch sie verliebte sich sofort in ihn, genau wie ich es vorausgesehen hatte. Als es für sie an der Zeit war, loszufahren, sprang Gideon in ihr Auto. Es versetzte mir einen kleinen Stich, dass er sich nicht einmal mehr zu mir umdrehte, aber ich wusste, dass er jetzt dort sein würde, wo er sein musste.
Während der nächsten Tage war ich gleichzeitig beschwingt, erleichtert und dankbar. Gott hatte mein Gebet beantwortet, und ich glaube, er hatte auch Gideons Gebet beantwortet. Seine neue Besitzerin hielt den Kontakt zu mir und schickte mir Bilder von ihm, wie er zusammengerollt auf ihrem Bett lag, von seinem neuen Futternapf, seinen neuen Spielsachen und seiner neuen Familie, die ein Pferd, eine Katze und ein Kaninchen einschlossen. Mein Herz war so erfüllt, dass es fast platzte.
Ihr nächster Schritt bestand darin, sein Bein untersuchen zu lassen. Die Einschätzung ihrer Tierärztin deckte sich mit meiner Vermutung und so beschloss sie, es amputieren zu lassen. Es war in seiner Position verfestigt und ließ sich nicht mehr korrigieren. Sie vereinbarten einen Termin und wir alle warteten hoffnungsvoll auf den großen Tag.
Die Operation verlief ohne Komplikationen. Die Tierärztin sagte, sobald Gideons Wunde verheilt sei, würde er sogar noch besser zurechtkommen als vorher, weil er das Gewicht des unnützen Beins nicht mehr mit sich herumschleppen musste. Ich war so dankbar und freute mich für ihn.
Während der nächsten Wochen hielt mich seine Besitzerin ständig auf dem Laufenden über seine Fortschritte, und die Berichte waren immer positiv. Gideon gewöhnte sich daran, dass sein Bein nicht mehr da war, und es schien ihn absolut nicht zu stören. Er genoss sein glückliches Leben in seinem neuen Zuhause und den neuen Start ohne sein altes Gepäck.
Gideons Neuanfang wies erstaunliche Parallelen zu meinem eigenen Leben auf. Bevor ich Jesus in mein unabhängiges Leben ließ, war ich Gideon sehr ähnlich. Ich schleppte nutzloses Gepäck mit mir herum und weigerte mich, Gott meine Last tragen zu lassen. Ich »humpelte« durchs Leben und tat alles auf meine Weise. Aber dann zeigte mir ein Retter sanft einen anderen Weg. Er holte mich ab und gab mir ein neues Leben. Er nahm mir das alte Gepäck ab, das meine Freiheit einschränkte, und ich wurde wirklich frei!
Was für ein Geschenk wartet auf uns, wenn wir Gott unsere Last geben, so wie Gideon die seine abgeben konnte!
Nehmt mein Joch auf euch. Ich will euch lehren, denn ich bin demütig und freundlich, und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen. Denn mein Joch passt euch genau, und die Last, die ich euch auflege, ist leicht.
Matthäus 11,29-30
Während Gideons Wunde zu einer winzigen, kaum sichtbaren Narbe verheilte, fiel seiner neuen Besitzerin ein altes Muster auf. Gideon versteckte sich immer wieder unter dem Bett und wollte nicht mehr hervorkommen. Er weigerte sich sogar, nach draußen zu gehen, was er normalerweise sehr gern tat. Sie war sehr besorgt. Ich schlug ihr vor, ihn vom Tierarzt untersuchen zu lassen. Der Befund war nicht gut. Der Arzt führte ein paar Tests durch und stellte fest, dass Gideon Leukämie hatte. In den bisherigen routinemäßigen Blutuntersuchungen hatte es keinen Hinweis darauf gegeben, aber das Ergebnis war eindeutig.
Als ich an die Jahre, in denen ich mich um Gideon gekümmert hatte, zurückdachte, erinnerte ich mich an all die Tage, an denen er sich so seltsam verhalten hatte. Das traf mich wie ein Schlag in den Magen, weil der Tierarzt sagte, dass Gideon wahrscheinlich schon eine ganze Zeit immer wieder mit Symptomen zu kämpfen gehabt hatte. Weder ich noch Gideons Besitzerin konnten die Neuigkeiten glauben – wir wollten sie nicht glauben. Die Prognose, dass Gideon noch einige gute Jahre vor sich haben könnte, war uns kein großer Trost.
Mir kamen die Tränen. Ich hatte geglaubt, das sei Gideons Happy End. Ich dachte, er hätte jetzt endlich das Leben, das er verdiente und das ich mir für ihn wünschte. Doch in den nächsten Monaten verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide. Sechs Monate nach seiner Adoption bekam ich einen tränenreichen Anruf. Das war der Tag, von dem sich keiner von uns gewünscht hatte, dass er kommen würde.
Ich denke noch oft an Gideon. Wenn ich mir den Tag, an dem ich diesen erstaunlichen dreibeinigen Hund kennenlernte, ins Gedächtnis rufe, sehe ich immer noch sein unbekümmertes Gesicht am Tor. Ich weiß, dass Gott ihn aus vielerlei Gründen in mein Leben geschickt hat, und ich bin dankbar – nicht nur für den Segen, dass ich ihn lieben durfte, sondern auch, dass er die letzten sechs Monate seines Lebens bei einer Familie verbringen konnte, die ihm die Liebe schenkte, die er verdient hatte.
Wir alle sind dankbar für das Geschenk, dass wir Gideon in unserem Leben haben durften.
Lieber Herr, danke für dein wunderbares Geschenk der Erlösung und der Gnade. Vergib mir, wenn ich versuche, an meiner Last festzuhalten, statt sie loszulassen und darauf zu vertrauen, dass du sie für mich trägst. Lehre mich, dass wahre Freiheit nur in dir zu finden ist. In Jesu Namen. Amen.
Gott dagegen beweist uns seine große Liebe dadurch, dass er Christus sandte, damit dieser für uns sterben sollte, als wir noch Sünder waren.
Römer 5,8
Es war ein kühler Sonntagmorgen im Frühling, als ich den langen, unbefestigten Zufahrtsweg zum Haus meiner neuen Kundin entlangfuhr. Ihr Heim war ein kleines, aber makelloses Farmhaus im Ranchstil. Was mochte es für mich bereithalten? Ich war voller freudiger Erwartung.
Meine Gummistiefel in der Hand, ging ich auf dem schmalen, von Bäumen gesäumten Weg zum Haus. Einige Perlhühner begrüßten mich, indem sie meine Ankunft jedem innerhalb eines Radius von acht Kilometern lautstark verkündeten. Aus einem eingezäunten Bereich waren acht neugierige Augenpaare auf mich gerichtet, während ihre Besitzer zusammenliefen, um zu sehen, was sich hier tat. Weiter hinten neben einem einfachen Scheunenanbau pickten mehr Hühner, als ich zählen konnte, fleißig Körner vom Boden.
Ich ließ meine Gummistiefel fallen und schlüpfte aus meinen Flipflops. Ja, Flipflops. Obwohl die Temperatur bei nur knapp 16 Grad lag, trug ich meine geliebten Flipflops. Da ich in Florida geboren und aufgewachsen war, fiel es mir sehr schwer, die Gewohnheit, Flipflops zu tragen, abzulegen, selbst bei kühleren Temperaturen. Ich schlüpfte in meine warmen, gefütterten Gummistiefel und wandte meine Aufmerksamkeit den acht Augenpaaren zu, die mich beobachteten. Mittlerweile verfolgten die Ziegen jede meiner Bewegungen.
Ich zog meinen Spickzettel aus der Tasche meines Sweatshirts und sah mir nochmals an, was ich mir während meines Kennenlern-Besuchs mit Iris, ihrer Besitzerin, ein paar Wochen zuvor notiert hatte. Ich wollte jede Ziege anhand der Beschreibung identifizieren können.
Es war mein erster Job, bei dem ich Ziegen und Hühner hüten musste. Meine bisherigen Begegnungen mit Ziegen beschränkten sich auf einige Streichelzoobesuche in meiner Kindheit, von denen eine alles andere als angenehm gewesen war. Ich war ein bisschen nervös, aber ich war recht zuversichtlich, dass ich schnell herausfinden würde, wie ich mit ihnen umgehen musste, und meine Vorfreude überwog meine Unsicherheit bei Weitem.
Als ich ihre Anwesenheit überprüfte, sah ich nicht nur auf die Größe und das Fell jeder Ziege, sondern rief auch jede bei ihrem Namen. Erstaunlicherweise reagierten sie darauf. Beim Klang ihres Namens stellte eine nach der anderen die Ohren auf und blickte aufmerksam in meine Richtung. Schließlich kam ich zu dem Namen »Ginger« auf meiner Liste. Iris hatte mir auch im Hinblick auf die Persönlichkeit jeder Ziege eine detaillierte Beschreibung gegeben. Meine Notizen über Ginger beinhalteten die Worte »Matriarchin« und »nicht die klügste Ziege«.
Ginger war ein kleines weißes Weibchen mit braunen, schlaffen Ohren und einem braunen Gesicht. Zwei der jüngeren Ziegen waren ihre Kinder, aber sie war selbst noch recht jung. Iris hatte nicht bemerkt, dass Ginger schwanger gewesen war, als sie sie kaufte. Einen Monat später wurden ihre beiden reizenden Zicklein geboren – eine große Überraschung.
Ich beobachtete Ginger, während sie am Zaun stand. Einer der Böcke stupste sie spielerisch mit dem Kopf an, was sie jedoch nicht zu beeindrucken schien.
Iris hatte mir auch gesagt, dass Ginger sich oft selbst in Schwierigkeiten brachte (daher meine Notiz: »nicht die klügste Ziege«). Damals lachte ich darüber und dachte nicht groß darüber nach. Denn schließlich, sagte ich mir, in welche Schwierigkeiten konnte sich eine Ziege schon bringen?
Ich steckte meinen Notizzettel wieder in meine Tasche und ging auf das Tor zu. Sofort rannten mir alle acht Ziegen nach und drängten sich voll freudiger Erwartung am Tor. Ich wusste, dass sie entwischen würden, wenn ich ihnen auch nur die geringste Chance dazu gäbe. Glücklicherweise gelang es mir, mich durch das Tor in den Pferch zu schieben, bevor eine von ihnen die Gelegenheit beim Schopf ergreifen konnte.
Doch als ich jetzt umringt von den Ziegen in dem Pferch stand, fing mein Herz an zu klopfen. Niemand hatte mich davor gewarnt, dass sich die Ziegen so stark an das Tor drängen würden, doch wie ich später lernte, ist das ein typisches Verhalten dieser Geschöpfe. Ich stellte mir vor, wie ich den gesamten Sonntag damit verbrachte, die entwischten Ziegen wieder einzufangen.
Einige der Böcke stupsten mich sanft mit ihren Hörnern an. Ich versuchte, ruhig zu bleiben, obwohl sie mir damit die schlechte Erfahrung, die ich als Kind gemacht hatte, wieder in Erinnerung riefen. Tatsächlich war ich traumatisiert. In einem Streichelzoo hatte mich eine Ziege mit gesenktem Kopf quer über ein großes Feld gejagt, bis ich mich schließlich in einer Scheune auf einen großen Heuhaufen retten konnte. Mein Onkel Steve musste uns hinterherrennen und die Ziege in Schach halten, damit sie mich nicht aufspießte. Ich fragte mich, ob sich heute eine ähnliche Szene abspielen würde. Aber ich bewahrte die Fassung und sagte mir, dass ich schließlich mittlerweile erwachsen war. Es wäre nicht gut, wenn die Nachbarn mitansehen müssten, wie die Haustiersitterin panisch durch den Ziegenpferch rannte.
Glücklicherweise schien keiner der Böcke die Absicht zu haben, mir seine Hörner in ein Körperteil zu rammen. Mit einem erleichterten Aufseufzen schickte ich ein schnelles »Danke, Herr« zum Himmel. Als ich mich in Bewegung setzte, folgten mir sämtliche Ziegen in der Erwartung ihres Frühstücks dicht auf den Fersen.
Das Ziegenfutter wurde in einem Plastikcontainer in einem kleinen Schuppen gelagert. Ich hatte mir die exakte Menge notiert, die ich ihnen geben und wo ich es verteilen sollte, damit sie sich nicht darum balgten. Ich schüttete das Futter an die entsprechenden Stellen und säuberte dann ihre Wassertröge.
Als Nächstes musste ich die Hühner füttern und ihren Stall ausmisten. Ich war erstaunt, wie schnell die Hühner wussten, wo sie Futter finden würden und wie eifrig sie mir hinterherrannten. Manche Menschen sagen, Hühner seien dumm, aber das ist nicht wahr. Sie mögen nicht die klügsten aller Tiere sein, aber sie sind definitiv nicht dumm.
Ich war Hühnern und Ziegen noch nie so nahe gekommen und hatte viel Spaß dabei, mich um sie zu kümmern. Zu meinen Aufgaben gehörte auch, die Eier aus den Legenestern der Hühner einzusammeln. Iris hatte mir gesagt, dass ich gern welche davon mitnehmen durfte. Manche waren sogar noch warm. Einige Hennen saßen jedoch noch auf ihrem Nest, sodass ich die Eier unter ihnen hervorholen musste. Die meisten von ihnen reagierten freundlich, aber einige hackten auf meine kalte Hand ein.
Nachdem ich meine Aufgaben erledigt hatte, fühlte ich mich unglaublich gesegnet, weil ich tun konnte, was ich liebte, und neue Erfahrungen sammeln durfte, die die meisten Menschen vielleicht nie machen würden.
Ich ging nochmals meine Notizen durch, um sicherzustellen, dass ich alle meine Pflichten erfüllt hatte. Nach einem letzten prüfenden Blick auf den Hühnerstall und die Wasserbehälter, machte ich mich auf den Rückweg und achtete darauf, dass das Tor hinter mir einrastete. Ich würde am Abend nochmals wiederkommen, um zu sehen, ob alles in Ordnung war, und die Hühner in ihrem Stall zu Bett zu bringen.
Als ich noch einen letzten Blick zurückwarf, sah ich, wie Ginger aus der Scheune kam – und dann stolperte und hinfiel. Bestürzt beobachtete ich, wie sie immer wieder versuchte aufzustehen, aber jedes Mal erneut zu Boden stürzte. Ich lief zu ihr und half ihr hoch, doch sobald ich meinen Griff lockerte, knickten ihre Beine wieder ein. Ich geriet in Panik. Was war hier los? Ich sah mich um, ob vielleicht eine Schlange in der Nähe war. Ich konnte keine entdecken, aber das bedeutete nicht, dass Ginger nicht gebissen worden war.
Ich fragte mich, ob ich jetzt zusehen musste, wie sie vor meinen Augen starb, und betete: Lieber Herr, bitte hilf mir. Schenk mir Weisheit. Ich weiß nicht, was ich tun soll!
Gingers Besitzer waren nicht im Land. Sie hatten mir für den Notfall die Telefonnummer ihres Hotels gegeben, aber sie waren mehrere Zeitzonen entfernt und hatten mir gesagt, dass die Telefonverbindung sehr unzuverlässig war. Dennoch versuchte ich, sie von meinem Handy aus zu erreichen, kam jedoch nicht durch.
Ginger kämpfte weiterhin. Manchmal konnte sie sich für ein paar Schritte auf den Beinen halten, doch dann fiel sie wieder zu Boden. Ich hatte keine Ahnung, was mit ihr passiert war. Noch vor wenigen Minuten war sie völlig normal gewesen, und jetzt schien sie ernsthaft krank zu sein. In meiner Hilflosigkeit begann ich zu weinen. Ich wusste nichts über Ziegen, abgesehen von dem, was Iris mir gesagt hatte, und das war nicht sehr viel. Aber ich wusste, dass Ginger in Gefahr stand, sich in diesem Zustand lebensbedrohlich zu verletzen.
Schließlich holte ich mein Handy wieder heraus und rief meinen Tierarzt an. Da es Sonntag war, erreichte ich nur seinen Anrufbeantworter und hinterließ eine Nachricht. Glücklicherweise rief er mich umgehend zurück. Ich berichtete ihm, was passiert war, aber er sagte mir, dass er keine Ziegen behandelte. Er gab mir jedoch die Telefonnummer einer Tierärztin, die mir möglicherweise helfen konnte.
Auch bei ihr landete ich auf dem Anrufbeantworter. Als sie mich einige Zeit später zurückrief, erklärte sie sich bereit, mir zu helfen, aber sie verlangte 250 Dollar für einen Hausbesuch. Sie sagte mir, dass eine Ziege im Durchschnitt um die 35 Dollar kostete, sodass die meisten Menschen kein Geld dafür ausgaben, sie von einem Tierarzt behandeln zu lassen. Es war billiger, sich einfach eine neue Ziege zu kaufen.
Ich war schockiert. So hatte ich das noch nie betrachtet. Ich glaubte, dass der Wert der Tiere nicht daran gemessen werden sollte, wie viel man für sie bezahlen musste, sondern daran, wie sehr man sie liebte.
Ich war nicht befugt, eine hohe Tierarztrechnung zu akzeptieren, deshalb dankte ich der Tierärztin nur für ihren Rückruf. Ich war völlig niedergeschlagen. Ginger ging es immer noch sehr schlecht, aber da ich nichts für sie tun konnte, machte ich mich auf den Heimweg. Die ganze Fahrt über betete ich um Weisheit, um Hilfe und was immer nötig war. Als ich nach Hause kam, rief ich bei der tierärztlichen Hochschule an der Universität unseres Staates an, die knapp hundert Kilometer von unserem Wohnort entfernt war.