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"Mit diesem Buch möchte ich dich einladen, in der Natur zu schreiben. Das Schreiben in der Natur ist mein wertvollstes Mittel, um mir selbst - meinem Innenleben und meiner Gefühlswelt - wieder näherzukommen. Da ich zeitweise depressive Episoden durchlebe, ist diese Wirkung des Schreibens in der Natur unendlich wichtig für mich. Es hilft mir in jeder Lebenslage, mich verbundener zu fühlen und bei mir anzukommen. Probiere das Schreiben in der Natur ebenfalls aus und entdecke seine heilsame Wirkung für dich und deine Seele. Du siehst. Du schreibst. Du denkst. Du fühlst. Die Natur beschenkt dich mit ihrer Schönheit. Durch den Schreibprozess kommt dein Inneres in Bewegung, sodass deine Gedanken sich verändern können. Das wiederum hat Auswirkungen auf deine Gefühle, sodass dich das Schreiben in der Natur deinem inneren Frieden näherbringt. Dieses Buch soll dir dabei als Ermutigung, Inspiration und Anleitung dienen." Die Autorin teilt in diesem erzählenden Ratgeber ihre Schreiborte in der Natur und ihre persönlichen Gedanken. Es geht um Bereiche aus der Persönlichkeitsentwicklung, wie zum Beispiel die Arbeit mit Ängsten und Glaubenssätzen. Es geht um Spirituelles, um Krafttiere, um innere Unruhe, um Veränderung und vieles mehr. Es geht um die Aufs und Abs des Lebens.
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Seitenzahl: 143
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Cathrin Baasner
Meine
Kraftquelle
–
das heilsame
Schreiben
in der Natur
Gedanken
am Meer und am
Fluss
Innensichten
© 2021 Cathrin Baasner
Lektorat und Korrektorat:
Franziska Hülshoff
Cover und Illustrationen:
Carla Wirths
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-39572-5
Hardcover:
978-3-347-39573-2
e-Book:
978-3-347-39960-0
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Eine Einladung zum achtsamen Schreiben in der Natur
„Das Leben in der Natur gibt die Wahrheit der Dinge zu erkennen.“
(Albrecht Dürer)
Für Frank,
der immer zu mir hält
trotz meiner Zweifel,
der meine Liebe zur Natur wiedererweckte,
dessen Liebe mich trägt.
Inhalt
Einleitung
Wie du dieses Buch benutzen kannst
Über mich und wie ich zum Schreiben in der Natur kam
Wo ich schreibe
Wie ich schreibe und wie Natur und Schreiben auf mich wirken
Zu meinen Natureinträgen
Natureintrag 1 - Juli
Erstes Schreiben am Meer in einem Strandpavillon
in Dishoek (Zeeland) - Leben am Strand
Natureintrag 2 - Juli
Gedankenspiele - einfach am Meer sein
Natureintrag 3 - August
Erneute Ankunft in Zoutelande - Meeresmusik
Natureintrag 4 - August
Weckende Wassertropfen
Natureintrag 5 - August
Kuhflecken auf dem Meer
Natureintrag 6 - August
Meditation oder Schreiben im Strandpavillon
Natureintrag 7 - August
Tosendes Meer
Natureintrag 8 - August
Schiffsverkehr, Schwimmer und Gerüche
Exkurs Glaubenssätze
Natureintrag 9 - August
Dunkle Wolken weichen hellen Wolken - Tiefs und Hochs - Glaubenssätze in mir
Natureintrag 10 - August
Meditation auf der Bank
Natureintrag 11 - August
Leuchtturm - ijzeren torentje
Natureintrag 12 - August
Qigong mit Hummel - ausnahmsweise nicht am Meer
Exkurs Qigong
Natureintrag 13 - August
Magische glitzernde Nordsee
Natureintrag 14 - August - etwas später am Tag
Glitzernde Schatztruhe
Natureintrag 15 - August
Ein Morgen nur für mich
Exkurs Emotion-Freedom-Technic
Exkurs Morgenseiten
Natureintrag 16 - August - später am selben Tag
Bunte Punkte am Strand
Natureintrag 17 - August
Kaffee auf meiner Bank - Gedankenchaos - Tabuthemen - ein intensiver Morgen
Natureintrag 18 - August - später am selben Tag
Hitze, Möwen und Urteile über andere
Natureintrag 19 - August
Gesunder Schlaf und Dankbarkeit
Natureintrag 20 - August - am Abend
Sonnenuntergang
Natureintrag 21 - August
Unwahre Gedanken - Gedankenspirale - Herz über Kopf
Exkurs Gedankenspirale
Natureintrag 22 - August - später am selben Tag
Ermattet wie ein Krokodil - Eis hilft immer - Gedanken - Möwen
Natureintrag 23 - August
Frei - unfrei - Herz über Kopf - Angstbewältigung
Exkurs Inneres Kind
Natureintrag 24 - August
Meeresfarben - Seehundwetter - freie Tiere - Liebe zu meinen Kindern
Natureintrag 25 - August
Herzklopfen - ein Auf und Ab der Gefühle - Annehmen meiner Angst
Natureintrag 26 - September
Kühe - Mutterliebe - Schreiben am Fluss
Natureintrag 27 - September
Eisvogelfest
Natureintrag 28 - September
Paar-Kür, Schwäne, das Eisbergmodell und der Klimawandel
Exkurs Eisbergmodell
Natureintrag 29 - September
Miese Stimmung - Frieden beginnt in mir
Natureintrag 30 - September
Wenn Tiere mein Sein und Handeln unterstützen
Natureintrag 31 - September
Über das Ehren und Achten der Natur
Natureintrag 32 - September
Alles irgendwie doof und irgendwie nicht
Natureintrag 33 - September
Schachmatt - Hoffnung
Natureintrag 34 - September
Abendstimmung - Gedanken zu schmerzhaften Gefühlen, Zweifeln, Ängsten und Heilung
Natureintrag 35 - Oktober
Veränderung in mir oder Anhaften
Natureintrag 36 - Oktober
Fluss-Meditation
Natureintrag 37 - Oktober
Ein sommerlicher Tag im Herbst ohne sommerliches Gemüt - Spiritualität
Natureintrag 38 - Oktober
Zurück in Zoutelande - Beziehungsversprechen
Natureintrag 39 - Oktober
Ruhe mit Lichtpunkten - Schönheit - Herzensenergie
Natureintrag 40 - Oktober
Kuhflecken - Unruhe - Ängste
Natureintrag 41 - Oktober
Das benommene Rotkehlchen - eine Krafttierbegegnung im Garten
Exkurs Krafttiere
Natureintrag 42 - Oktober
Ein letzter Oktobertag auf meiner Bank - vom Hygge-Gefühl
Natureintrag 43 - Oktober
Zurück am Fluss - Unruhe vs. Ruhe
Natureintrag 44 - Oktober
Impressionistische Malerei
Natureintrag 45 - Oktober
Halloween - Mittagsruhe - Stippvisite
Natureintrag 46 - November
Klirrende Kälte - Veränderung - Jubilada
Natureintrag 47 - November
Zurück am Meer - Ultraschall
Natureintrag 48 - November
Ein besonderer Morgen - Sternschnuppen - Wünsche
Natureintrag 49 - Januar
Eisige Kälte - Nebel - Klarheit
Natureintrag 50 - Januar
Sonnenstrahlen - Lebensratgeber für Lebensratgeber
Natureintrag 51 - Januar
Selbstfindungszeit
Exkurs zu meiner Tagesroutine
Natureintrag 52 - Januar
Intensiveres Spüren, Fühlen - die Kegelrobbe und ihre Botschaft
Natureintrag 53 - Februar
Der Ruf des Eisvogels
Schlusswort
Dank an
Weiterführende Literatur und Quellen
Die Autorin in Kürze
Einleitung
Ich freue mich sehr, dass du dieses Buch in den Händen hältst. Es ist so schön, dass ich dein Interesse wecke.
Mit Hilfe dieses Buches möchte ich dich ermutigen, in die Natur zu gehen, dich von ihr berühren zu lassen, zu schauen, was sie in dir auslöst, und dein Erleben schriftlich mit Worten auszudrücken.
Für mich ist das Schreiben in der Natur mein heilsamstes Werkzeug. Ich wünsche mir, dass meine Kraftquelle auch eine Kraftquelle für dich sein kann.
Dieses Buch ist für dich geschrieben,
• wenn du das Schreiben in der Natur für dich entdecken möchtest.
• wenn du die Wirkung der Natur und ihre heilsame Kraft während des Schreibens erfahren möchtest.
• wenn du bereits durch das Lesen dieses Buchs spüren möchtest, wie die Natur hilft, neue Ideen und Lösungen für dein Leben zu finden.
• wenn du, so wie ich, psychische Herausforderungen zu bewältigen hast.
• wenn du nach Anregungen suchst, um neue Gedanken zu denken oder das Leben aus anderen Perspektiven betrachten möchtest.
• wenn du Mut und Kraft benötigst, deinen persönlichen Weg zur Heilung zu gehen.
• wenn du an Persönlichkeitsentwicklung interessiert bist und nach kurzen und zusammenfassenden Erklärungen zu verschiedenen Themen und Übungen suchst.
Jedes Schreiben in der Natur lässt dich mit dir in Kontakt kommen.
Jedes Schreiben in der Natur führt zu einer Begegnung mit dir selbst, und sei es zunächst nur eine Annäherung.
Jedes Schreiben in der Natur bringt dir ein kleines Stückchen Heilung für deinen Weg.
Schön, dass mein Buch dich dabei begleiten darf.
Wie du dieses Buch benutzen kannst
Die Nutzung dieses Buchs bleibt natürlich letztlich dir überlassen.
Du kannst dieses Buch chronologisch durchlesen.
Genauso ist es möglich, einen Natureintrag gezielt im Inhaltsverzeichnis auszusuchen, der dich gerade anspricht, vielleicht weil es ein Thema ist, mit dem du dich gerade selbst beschäftigst.
Eine andere Idee ist, das Buch einfach blind aufzuschlagen, mit dem Wunsch, dass dein aktuelles Thema von selbst zu dir kommt.
In jedem Fall empfehle ich dir, die einleitenden Seiten zum Schreiben in der Natur vor den Natureinträgen zu lesen, um das Schreiben in der Natur leichter für dich selbst entdecken zu können.
Es macht auch Sinn, den Abschnitt „Über mich und wie ich zum Schreiben in der Natur kam“ oder „Die Autorin in Kürze“ vorher zu lesen, damit du verstehst, aus welcher Lebenssituation heraus ich schreibe.
Wenn du magst, gönne dir nach dem Lesen eines Natureintrags eine kleine Pause, denn jeder Text ist in sich geschlossen. Nimm dir gerne Zeit, um ihn auf dich wirken zu lassen.
Über mich und wie ich zum Schreiben in der Natur kam
An dieser Stelle möchte ich ein paar äußere Fakten über mich erzählen. Ich denke, dass sie zu einem besseren Verständnis meiner gedanklichen Texte, meiner Natureinträge, beitragen können.
1964 wurde ich geboren. Ich wuchs behütet auf, was mich jedoch mit vielen Ängsten ausstattete. Unbewusste Manipulation, Kontrollzwänge, Leistungsorientiertheit und dominierendes Verhalten seitens meiner Eltern prägten mich. Ich wurde zu einem verantwortungsbewussten, doch stillen Kind, das sich jahrelang nicht traute, Fragen zu stellen. In den Augen anderer war ich ein liebes Kind, da ich mich allem fügte, um geliebt zu werden. Eine eigene Meinung fand keinen Respekt. Ich spürte früh, dass etwas mit mir und meinem Umfeld nicht in Ordnung war. Doch hatte ich gelernt zu funktionieren. Auch im Erwachsenenalter war ich mir selbst nicht wichtig genug, um mein Augenmerk auf meine Bedürfnisse zu legen, bzw. überhaupt zu merken, dass diese nicht erfüllt wurden. Eine wirkliche Veränderung wurde erst in Gang gesetzt, als ich 2011 an einer schweren Depression erkrankte.
Einen ersten Zugang zum Schreiben fand ich in der frühen Pubertät, wann immer ich mit mir nichts anzufangen wusste oder meine Schwärmereien für Jungen nicht das von mir erhoffte Glück fanden.
Später schrieb ich hauptsächlich in Tagebücher, wenn mich Schicksalsschläge ereilten, ich mich in depressiven Stimmungen befand oder ich nach dem Sinn des Lebens suchte.
Aus erster Ehe bin ich Mutter dreier erwachsener Kinder (zwei Jungen und ein Mädchen), die mein Leben bereicherten und bereichern. Ich bin sehr dankbar, dass ich Mutter werden durfte. Gleichzeitig tat ich mich häufig schwer mit meinen mütterlichen Gefühlen, sodass meine Kinder zu meinen Lehrmeistern wurden. Vieles in meiner persönlichen Entwicklung wurde durch die Kinder angestoßen. Was die Bindung zu ihnen betrifft, lerne ich heute noch dazu.
Ich habe 28 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet. Diesen Beruf musste ich aus gesundheitlichen Gründen 2019 aufgeben und wurde mit 55 Jahren frühpensioniert.
Heute lebe ich mit meinem jetzigen Mann Frank in Hattingen am Rande des Ruhrgebiets. Meine Kinder sind bereits ausgezogen und ich kann die gewonnene Zeit mir und meinem Schreiben widmen.
Wie zuvor erwähnt, brach vor circa zehn Jahren mein selbst aufgebautes, labiles Kartenhaus mit einer schweren Depression zusammen. Ein erster Klinikaufenthalt folgte. In den folgenden Jahren häuften sich depressive Episoden und eine weitere Diagnose gesellte sich 2019 hinzu: die der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (kptbs), die auch als Entwicklungstrauma oder Bindungstrauma bezeichnet wird.
Für mich ist heute klar, dass meine depressiven Episoden eine Folge der frühkindlichen Belastungsstörung sind.
Nach langjähriger Therapie und einem zweiten Klinikaufenthalt 2019, suchte ich weiter nach Wegen, um mit mir und meinem Leben im Alltag klarzukommen, indem ich viele Kurse zur persönlichen Weiterentwicklung belegte und belege.
Durch dieses ständige Ausprobieren und Üben fand ich schließlich den Weg zum Schreiben in der Natur.
Jahrzehntelang hatte ich den Zugang zu meiner Naturverbundenheit verloren, obwohl schon mein Vater ein Naturliebhaber war. Zu viele frühkindliche Abwehrmechanismen wirkten in mir, die mich von der Natur fernhielten. Doch war ich nicht in der Lage, diese zu erkennen.
Erst mein jetziger Mann konnte mir vor etwa 17 Jahren wieder meine Augen für die Natur öffnen. Mit seiner Faszination für die Phänomene der Natur steckte er mich an. Ich entdeckte die Schönheit in den Wolken, am Himmel, in den Wäldern, den Bergen, an Flüssen und am Meer. Ich spürte meine Affinität zur Natur deutlicher und meine Hingezogenheit wuchs.
So kam es, dass ich 2019 während und nach meinem zweiten Klinikaufenthalt auch das Schreiben in der Natur für mich entdeckte. In der Klinik durfte ich die Kraft und Verbindung zur Natur verstärkt erfahren. Wöchentliche achtsame Exkursionen in den Wald - die Naturwege - erdeten mich.
Bald entwickelte ich die Gewohnheit, allein in den Wald zu gehen und meine Gedanken zu notieren, wann immer ich etwas zu verarbeiten hatte. Ich spürte, dass ich mich durch das Notieren meiner Gedanken noch mehr in mir verankern konnte.
Nach der Klinikzeit etablierte ich das Schreiben in der Natur für mich, indem ich aktiv mit meinen Schreibutensilien losging, wann immer mir danach war.
Das Schreiben in der Natur wurde zu meinem selbstwirksamsten Werkzeug. In der Natur finde ich alles, was ich brauche.
Weitere persönliche Texte von mir findest du auf meinem Blog cathrins.lebensblog.
Hier schreibe ich regelmäßig seit 2018 Blogartikel über meine Weiterentwicklung und meinen Heilungsweg, SeelenFarbenFetzen (Gedanken, die meiner Seele entspringen), Lyrisches, Kurzgeschichten und Rezensionen.
www.achtsam-frauueber50sein-cathrin.de
Wo ich schreibe
Ich liebe es, in der Natur zu sitzen und zu schreiben. Meist sitze ich an Gewässern. Mal schreibe ich am Fluss, mal am Meer.
Meine Gedanken beginnen zu fließen wie das Wasser selbst, das nicht anders kann als zu fließen. Ich lasse mich von dieser Natur - in ihrer verschiedenartigen Kraft und Schönheit - inspirieren. Es schreibt wie von selbst mit meiner Hand, fließt also, wobei Aspekte meines Seins näher beleuchtet und beachtet werden.
Schreibe ich am Fluss, sitze ich an der Ruhr in Hattingen auf einer großen Weidenwurzel. Ich wohne in unmittelbarer Nähe des Flusses. Neben dem wunderschönen Blick auf das fließende Gewässer schenkt die Wurzel mir ein erdendes Gefühl. Ich werde augenblicklich ruhiger, der Druck auf meinem Herzen lässt nach, was sehr bezeichnend ist für einen unruhigen Menschen wie mich. Diesen Platz taufte ich daher schnell „Happy Place“.
Schreibe ich am Meer, in das am Ende jeder Fluss fließt und darin aufgeht, befinde ich mich in Zeeland (Niederlande). Hier verbringe ich einige Wochen des Jahres. Im Örtchen Zoutelande habe ich mein zweites Zuhause. Auf einem Campingplatz kauften wir vor acht Jahren ein Chalet, ein kleines Mobilheim, das seitdem zu meinem Rückzugsort geworden ist. So oft es geht, laufe ich zum Meer. Dort setze ich mich meistens auf meine Lieblingsbank, um zu schreiben. Diese Bank steht auf einer hohen Düne und bietet den freien und weiten Blick auf das Meer.
Dass ich hauptsächlich an Gewässern schreibe, liegt also daran, dass ich dort lebe. Gleichzeitig bilden sie eine wunderbare Metapher für das Leben selbst. Alles fließt, immer weiter, in eine Richtung und nicht zurück. Die Umstände geben dem Fluss die Richtung vor. Auch unser Leben fließt durch die Zeit. Und uns bleibt letztendlich nichts anderes als diesem Lebensfluss vertrauensvoll zu folgen.
Das Schreiben in anderen Naturlandschaften (Wald, Berge, Heide, Parks, Gärten, …) bringt seine ganz eigenen Reize mit sich, die ich durchaus verlockend finde. Denke ich an den Duft der Fichten im Wald und an die Möglichkeit, die botanischen Duftstoffe von Nadelbäumen einzuatmen, möchte ich auch diese Gelegenheiten gerne zum Schreiben nutzen.
Diese ergaben sich bisher allerdings wenig, sodass die Texte in diesem Büchlein an Gewässern und ab und zu in Gärten entstanden.
An welchem Ort ich meine Texte geschrieben habe, ob am Meer, am Fluss oder im Garten, erkennst du an den unterschiedlichen symbolischen Illustrationen.
Wie ich schreibe und wie Natur und Schreiben auf mich wirken
Zum Schreiben richte ich mir meinen Sitzplatz ein, manchmal mit einer Decke, hole meine Schreibutensilien (Schreibbuch und Kugelschreiber/Tintenroller/Bleistift - mehr braucht es nicht) aus meiner Tasche, schaue beobachtend in die Landschaft, lasse sie auf mich wirken und lege einfach los. Ich überlege nicht, worüber ich schreiben möchte, sondern schaue und schreibe einfach, ohne Ziel, ohne Erwartungen, nur um des Schreibens Willen.
Abgesehen von der Natur ist sicherlich das Schreiben mit der Hand ein wichtiger Aspekt. Unsere Hand als Teil unseres Körpers ist direkt mit unserem Herzen verbunden.
Ich bin es, die schreibt. Und das, was ich schreibe, kommt aus mir.
Das Schreiben mit der Hand transportiert meine Gefühle viel ehrlicher, intensiver und emotionaler als das Schreiben auf einer Tastatur. Zwischen mir und dem Papier ist nichts anderes als der Stift. Ich bin näher dran und kann dadurch tiefer gehen. Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass beim handschriftlichen Schreiben Hirnregionen aktiviert werden, die für das Denken - die Sprache und das Gedächtnis - zuständig sind. Dies führt zu einer viel stärkeren Vernetzung der Informationen im Gehirn. Das heißt, wir verstehen uns selbst besser, wenn wir mit der Hand schreiben.
Ich sitze also in der Natur mit dem Stift in der Hand. Es zeigt sich von alleine, was gesehen werden möchte. Die Wirkung zwischen der Natur und mir ist wechselseitig.
Ich bin mit dem, was in mir ist und von außen auf mich wirkt, in wechselseitiger Beziehung.
Erst stimme ich mich auf die Landschaft ein. Manchmal schaue ich nur Sekunden, manchmal Minuten und manchmal auch länger. Wenn ich dann schreibe, spüre ich die Wirkung der Landschaft auf mich. Dabei lässt jede Landschaft ihre eigene Atmosphäre entstehen.
Indem ich schaue, öffne ich mein Herz und komme ins Staunen. Der Raum in mir wird weiter. Die Natur verwandelt meine Gedanken, die auch poetischer werden können. Ich werde achtsamer und fange an, die kleinen Dinge zu sehen. Dieses staunende Gefühl bereichert mich ungemein. Ich werde demütig. Wenn ich das, was ich sehe, in Worte fasse und notiere, werde ich achtsam dem Gesehenen und dem Gefühlten, also dem Leben gegenüber. Es festigt sich etwas in mir, wird runder, klarer, manchmal so, als ob Puzzlestücke sich zusammenfügen. Gedanken werden losgetreten, die zu weiteren Gedanken führen. Die Wirkung des Schreibens in der Natur tut mir einfach gut, hat etwas Heilsames für meine Seele und fühlt sich immer befriedigend an.
Viele medizinische Studien belegen, dass allein das Schreiben eine heilende Wirkung besitzt. Die Natur tut ihr Übriges dazu. Gerade weil ich an einer psychischen Erkrankung leide, finde ich mit dem Schreiben in der Natur eine Möglichkeit, mich wieder mehr zu spüren, Spannung loszulassen und aktiver und lebendiger zu werden.
Indem ich in die Natur schaue, kann ich bewusst meinen Fokus setzen, beispielsweise auf das Wasser oder auf eine Blüte. Das Schauen wird zu einer Meditation. Mein Anker ist das Schauen und weniger das Atmen, sodass über das Schauen mein Atem ruhiger wird. Ich beruhige mich, erde mich, indem ich bewusst beobachte, sodass das Schreiben darüber besonders heilend wirkt.
Dabei ist es egal, wie es mir gerade geht, was ich natürlich nicht wortwörtlich meine. Fakt ist:
Jede Stimmung ist in der Natur willkommen, ist natürlich. Die Natur ist uns wohlgesonnen.