Meine Wahrheit 12 -  - E-Book

Meine Wahrheit 12 E-Book

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Beschreibung

Alle 14 Tage neu! Hier sind die dramatischen Geschichten aus dem wahren Leben, authentisch und voller Emotionen! Jede Menge ergreifende Schicksale und aufregende Bekenntnisse – aktuell, ehrlich und persönlich. Jetzt wird endlich mal deutlich Klartext geredet! Geschichte 1: Erschütternde Erkenntnis Ja, er lebt mit mir, aber er wird sich nie scheiden lassen." Sich in einen verheirateten Mann zu verlieben, ist immer ein heikles Unterfangen, besonders dann, wenn man vorher keine Ahnung hatte, dass er bereits vergeben ist… Ich hatte nie vor, eine Geliebte zu sein. Geplant hatte ich das jedenfalls nicht. Was ich dagegen wollte, war mir schon früh klar: eine feste, dauerhafte Beziehung zu einem Mann, dem ich vertrauen konnte und der mit mir durch dick und dünn ging. Nach dem Abitur zog es mich erst einmal in die große, weite Welt hinaus. Ich lebte in Südafrika, Australien und beendete mein Studium in den Vereinigten Staaten. Ich kam also ganz schön rum, wie man so sagt. Ein Kind von Traurigkeit war ich dabei nicht unbedingt. Doch die ganz große Liebe, jene, die Schmetterlinge im Bauch zum Leben erweckt und einen auf rosa Wolken schweben lässt, die blieb aus. Also kehrte ich irgendwann in die Heimat zurück, auch, weil ich ein sehr gutes Jobangebot bekam. Ich sollte das Finanzcontrolling eines großen Krankenhauses übernehmen – die Karrierechance für mich schlechthin. Gleich an meinem ersten Tag dort traf ich Martin, Arzt in der Chirurgie, sehr groß, sehr gut aussehend mit sehr blauen Augen.

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Inhalt

Geschichte 1

Geschichte 2

Geschichte 3

Geschichte 4

Geschichte 5

Geschichte 6

Geschichte 7

Geschichte 8

Geschichte 9

Geschichte 10

Geschichte 11

Geschichte 12

Meine Wahrheit –12–

50 Seiten Private Bekenntnisse

Diverse Autoren

Geschichte 1

Erschütternde Erkenntnis

Roman von Theresa W. (35)

»Ja, er lebt mit mir, aber er wird sich nie scheiden lassen.«

Sich in einen verheirateten Mann zu verlieben, ist immer ein heikles Unterfangen, besonders dann, wenn man vorher keine Ahnung hatte, dass er bereits vergeben ist… Ich hatte nie vor, eine Geliebte zu sein. Geplant hatte ich das jedenfalls nicht. Was ich dagegen wollte, war mir schon früh klar: eine feste, dauerhafte Beziehung zu einem Mann, dem ich vertrauen konnte und der mit mir durch dick und dünn ging.

Nach dem Abitur zog es mich erst einmal in die große, weite Welt hinaus. Ich lebte in Südafrika, Australien und beendete mein Studium in den Vereinigten Staaten. Ich kam also ganz schön rum, wie man so sagt. Ein Kind von Traurigkeit war ich dabei nicht unbedingt. Doch die ganz große Liebe, jene, die Schmetterlinge im Bauch zum Leben erweckt und einen auf rosa Wolken schweben lässt, die blieb aus.

Also kehrte ich irgendwann in die Heimat zurück, auch, weil ich ein sehr gutes Jobangebot bekam. Ich sollte das Finanzcontrolling eines großen Krankenhauses übernehmen – die Karrierechance für mich schlechthin. Gleich an meinem ersten Tag dort traf ich Martin, Arzt in der Chirurgie, sehr groß, sehr gut aussehend mit sehr blauen Augen.

»Hallo!«, rief er mir in der Cafeteria nach. »Sind Sie neu hier?«

Keine besonders originelle Anmache, zugegeben, aber dafür haute mich sein Lächeln sofort um. Wir kamen ins Gespräch, mehrmals am Tag. Einen Ehering trug er nie, das wäre mir gleich aufgefallen. Ab einem gewissen Alter bekommt man als Frau einen Blick dafür. Und da meine besten Freundinnen bereits mit Mitte zwanzig verheiratet und Mutter waren, fühlte ich mich, gerade dreißig geworden, schon ein wenig unter Zugzwang.

*

Martin und ich verlebten eine wunderbare Zeit. Natürlich arbeiteten wir viel, und sein Beruf als Arzt brachte es mit sich, dass er so manches Wochenende Bereitschaft oder Dienst hatte. Doch Zeit für eine kurze Textnachricht zwischendurch blieb immer.

Ich denke an dich – wollen wir heute Abend noch Salsa tanzen?, fragte er zum Beispiel während seines Samstagsdienstes an. Natürlich wollte ich, lateinamerikanische Tänze waren schließlich meine Leidenschaft. Überhaupt einen Mann zu finden, der gern tanzte, war per se schon eine Herausforderung, einen, der auf Salsa und Tango stand und nicht jenseits der Sechzig war, erst recht. Martin und ich meldeten uns sogar in einem Tanzclub an, damit wir öfter tanzen konnten.

»Sonst nehmen wir es uns immer wieder vor, und es wird nie etwas daraus!«, begründete er seinen Entschluss.

Dass ich begeistert war, lag auf der Hand.

Doch natürlich gab es auch die anderen Tage, die, an denen er wegen eines Notfalls auf der Station absagen musste.

»Tut mir leid, ich kann nicht weg, ich will meine Patientin jetzt nicht allein lassen!«

Er war eben ein guter Arzt, einer, dem man vertrauen konnte, dachte ich.

Wir waren ungefähr ein Dreivierteljahr zusammen, als mir meine Wohnung wegen eines anstehenden Sanierungsvorhabens gekündigt wurde. Das nahm ich zum Anlass, um mit Martin über unsere Zukunft zu sprechen.

»Was hältst du davon, wenn wir uns zusammen eine Wohnung suchen?«, fragte ich vorsichtig.

Bislang hatten wir uns immer bei mir getroffen. Ich hatte zwar eine vage Vorstellung davon, wo er wohnte, aber dort gewesen bin ich nie. Und das kam mir auch lange nicht spanisch vor.

»Findest du nicht, dass es dafür noch ein bisschen früh ist?«, wand sich Martin.

So richtig schien er von dieser Idee nicht begeistert zu sein, dafür war ich es umso mehr. Irgendwann hatte ich ihn so weit, er knickte ein, und wir suchten uns zusammen ein bezauberndes Apartment in der Innenstadt: beste Lage, ein Superblick auf den Marktplatz und luxussaniert. Zusammen, so meine Überlegung, konnten wir uns die Miete spielend leisten, immerhin verdienten wir beide ja genug.

Willst du eigentlich Kinder?«, fragte ich ihn irgendwann aus einer Laune heraus. Ich hatte gerade wieder mit einer Freundin telefoniert, die mir fröhlich verkündete, dass sie inzwischen ihr drittes Kind erwartete.

»Wann ist es denn bei dir endlich so weit?«, wollte sie wissen. »Du denkst aber schon daran, dass deine biologische Uhr tickt?«

So ganz medizinisch ungebildet war ich zwar nicht, dennoch ging mir ihr Satz nicht aus dem Sinn.

»Ich verspreche dir, dass wir ein Baby haben werden, mein Schatz, aber ich würde gern noch ein oder zwei Jahre damit warten«, beschwor mich Martin. »Heutzutage kann eine Frau auch problemlos mit Mitte, Ende dreißig ein gesundes Baby bekommen, wozu also jetzt irgendwas übers Knie brechen? Wir sind doch gerade so glücklich! Außerdem…« Er sah sich um und deutete mit dem Kopf auf unsere todschicke Einrichtung. »Wir sind gerade erst eingezogen! Und für ein Kind ist das hier nichts!«

Das sah ich zwar etwas anders, schließlich bekam ein Säugling ja nun noch nicht so wirklich viel von seiner Umgebung mit, aber ich gab mich zufrieden. Das Wichtigste war doch, wiegte ich mich in Sicherheit, dass Martin für uns die gleiche gemeinsame Zukunft sah wie ich. Kinder gehörten für mich unbedingt dazu, schön also zu hören, dass er es genauso sah.

»Wir gründen eine Familie, Schatz, wenn die Zeit dafür reif ist!«

*

Die Zeit, so lernte ich, war irgendwie nie so richtig reif für irgendwas. Ob es das Kennenlernen seiner Eltern war, das er hinauszögerte, oder die Öffentlichmachung unserer Beziehung in der Klinik, die er auf Teufel komm raus zu verhindern suchte, immer brachte Martin sehr gute Argumente dagegen vor.

»Die Kollegen tratschen, wenn sie erst mal Bescheid wissen!«, gab er zu bedenken. »Wenn wir uns einmal geoutet haben, dann können wir das nie mehr zurücknehmen! Und wir stehen immer unter Beobachtung!«

Das wollte ich natürlich auch nicht. Auch nicht unbedingt Gegenstand der Gerüchteküche werden. Zudem ging es auch irgendwie um meine fachliche Reputation. Ich wollte ja auch weiterhin ernst genommen werden und nicht nur als Anhängsel des Stationsarztes gelten. Also hielt ich mich bedeckt, niemand in der Klinik ahnte, dass Martin und ich ein Paar waren. Und auch in meinem Freundeskreis wussten nur Wenige, dass es da überhaupt einen Mann an meiner Seite gab. Dass die ganze Sache nicht vorher aufflog, war vermutlich wirklich reiner Zufall.

Weihnachten hatte er Dienst, sodass es keine gemeinsamen Aktivitäten gab, und zu meinem Geburtstag verschleppte mich meine beste Freundin auf eine Schönheitsfarm. Doch Kurztrips nach Paris und Venedig legten Martin und ich schon ein, wenngleich es nie zu dem langersehnten sechswöchigen Trip durch Australien kam. Aber träumten davon nicht viele? War das ein Grund, gleich alles in Frage zu stellen?

Am Ende war es Luci Altmann, eine sehr hübsche Krankenschwes-

ter, die mich unfreiwillig darauf hinwies, dass meine Zukunftsträume mit Martin auf äußerst wackligem Fundament standen.

»Ach, wenn ich nicht wüsste, dass er verheiratet ist, würde ich ihn mir sofort schnappen!«, raunte sie mir mit Blick auf Martin zu. »Er ist wirklich ein richtiges Sahneschnittchen! Aber verheiratete Männer sind für mich absolut tabu!«

Sie zwinkerte mir zu, und ich war viel zu verwirrt, um die ganze Tragweite dessen, was diese lächerliche Feststellung beinhaltete, zu erfassen.

*

Stimmt das, du bist verheiratet?«, empfing ich an diesem Abend Martin. Ich hatte eine ganze Weile mit mir gerungen, aber letztlich musste ich diese Frage einfach stellen.

»Aber nur noch auf dem Papier, Theresa!«, beruhigte mich Martin umgehend. »Zwischen mir und Gabi läuft doch schon lange nichts mehr!«

»Und warum hast du es mir dann nie erzählt?«, fragte ich weiter.

Nun sollte aber bitteschön alles auf den Tisch. Und Martin spielte mit, machte er mir zumindest weis.

Er sah wirklich zerknirscht und reumütig aus, als er sagte: »Ich wollte dich einfach nicht verlieren! Du bist doch die Frau, von der ich immer geträumt habe! Wenn ich dich doch nur vor Gabi getroffen hätte!«

Zumindest waren keine Kinder im Spiel, versicherte er mir zumindest. Auch wenn ich vorgab, ihm zu glauben, ein Funken Misstrauen blieb.

»Wer weiß, was er dir noch verheimlicht!«, bestätigte auch meine beste Freundin die nicht tot zu kriegende Stimme des Teufelchens in meinem Ohr. »Was, wenn sie gar nichts von dir weiß? Und in ihrer Unwissenheit davon ausgeht, dass sie mit ihrem treuen Traummann glücklich verheiratet ist?«, gab sie zu bedenken.

»Nein, auf keinen Fall!«, fegte ich ihren Einwand beiseite. »Sie muss was gemerkt haben! Ich meine, wir sehen uns fast täglich, und mehrmals in der Woche übernachtet er bei mir. Das muss ihr doch aufgefallen sein!«

Bianca nickte. »Ja, vielleicht. Vielleicht hatte er aber auch nur verdammt gute Ausreden! Er ist Arzt, schon vergessen? Stationsarzt im Schichtdienst! Das ist doch geradezu perfekt, wenn man eine Affäre verheimlichen will!«

War ich das? Eine Affäre? Plötzlich kam ich mir richtig schlecht und schmutzig vor, und ehe ich mich versah, kullerten die Tränen.

»Hey, nicht weinen!«, tröstete mich meine Freundin. »Du musst mit ihm reden, ihm klarmachen, dass das so natürlich nicht geht. Dann soll er sich klar entscheiden, verstehst du?«

Ich verstand das, natürlich. Und Martin überraschenderweise auch.

»Ich wollte dich nie in so eine Situation bringen!«, erklärte er mir und sah mich dabei mit dem für ihn so typischen treuen Blick an. »Deshalb habe ich Gabi ja nie erwähnt. Wir führen nicht die Art Ehe, die du dir vorstellst, wirklich nicht! Wir sind seit zwanzig Jahren verheiratet, ich war viel zu jung, sie übrigens auch, aber unsere Familien hielten es für eine gute Idee. Also haben wir geheiratet. Und heute, zwei Jahrzehnte später, lebt jeder sein eigenes Leben, Anknüpfungspunkte gibt es da kaum noch!«

Dass da noch irgendwas im Argen lag, spürte ich förmlich. Doch Martin wollte nicht so recht mit der Sprache raus, und auch ein paar Tage später, als ich einen neuen Versuch unternahm, blockte er ab. Für ihn war das Thema durch.

»Dann weiß sie von uns?«, fragte ich ihn ganz deutlich.

Martin wand sich. »Natürlich habe ich ihr nicht gesagt, dass ich eine andere habe, absichtlich verletzen will ich sie ja auch nicht. Schließlich ist es für sie ja vielleicht auch demütigend, betrogen worden zu sein!«

Das fand ich zwar eine sehr merkwürdige Art der Argumentation, allerdings fiel mir nicht viel ein, was ich da hätte dagegen halten können. Außer meiner ganz klaren Forderung: »Ich möchte mit dir mein Leben verbringen, Martin! Ich möchte eine Familie gründen, mit dir! Und ich möchte, dass du der Vater meiner Kinder bist! Das geht nicht, wenn du mit einer anderen Frau verheiratet bist, aus welchen Gründen auch immer!«

»Ich werde es ihr sagen, und wir finden eine Lösung!«, schwor mir Martin. Und bat mich dann, ihn nicht zu drängen.

»Bitte, Theresa, ich muss den richtigen Zeitpunkt abwarten, es muss alles passen, damit es problemlos über die Bühne geht. Gabi ist einigermaßen launisch, verstehst du? Deshalb bitte ich dich, frag mich jetzt bloß nicht jeden Tag, ob ich schon mit ihr gesprochen habe!«

Ja, er baute vor, somit nahm er mir den Wind aus den Segeln und jede Möglichkeit, die Sache irgendwie zu beschleunigen.

*

Während der folgenden vier Monate passierte jedenfalls gar nichts. Er redete natürlich nicht mit Gabi.

»Dann rede du doch mit ihr!«, schlug Bianca vor.

»Ich? Nein, nie im Leben! Die ahnt ja nichts, nein, ich werde ihr Leben nicht zerstören, egal, wie sie gefühlsmäßig zu Martin steht. Aber er ist es ihr schuldig, mit ihr zu reden!«

Auch wenn ich mich vor Bianca rausredete und rechtfertigte, so richtig wohl fühlte ich mich bei dem Gedanken nicht, einer anderen Frau den Mann weggenommen zu haben. Auch wenn ich zu meiner Entschuldigung nur vorbringen kann, dass ich nichts von ihr gewusst hatte.

Es war ein Samstag, als ich Martin einfach hinterherfuhr. Mal wieder wollte er mit Gabi reden, und mal wieder befürchtete ich, dass das nichts wurde. Warum auch immer. Also lieh ich mir von Bianca deren Wagen, denn meinen kannte Martin ja, und folgte ihm.

Er wohnte also in einem Vorort, stellte ich fest. Komisch, dass ich mich das nie ernsthafter gefragt hatte! Vor einem großzügigen Einfamilienhaus stoppte er und verschwand wenig später mitsamt seinem Mercedes in einer großen Einfahrt. Zur Straße war alles mit einer Mauer abgesperrt, aber an der Seite erkannte ich einen Zaun. Ich parkte, dann schlich ich mich am Grundstück vorbei. Ich fühlte mich dabei wie ein Dieb, wie jemand, der etwas Verbotenes tut, und mein Herz zersprang fast vor Aufregung. Hoffentlich entdeckte mich keiner!

Es war ein schöner Sommertag, und als ich einen Blick auf Gabi erhaschte, die im Garten saß, blieb mir fast das Herz stehen.

*

Sie sitzt im Rollstuhl!«, berichtete ich Bianca. Ich fühlte mich wie in Trance. War das nicht vielleicht der wahre Grund, warum er sie nicht verließ? Weil sie behindert war und er sich wie ein Schuft fühlen würde, so eine Frau einfach sitzen zu lassen?

»Du weißt, was alle über solche Männer denken, die eine hilfsbedürftige Frau im Stich lassen?«, brachte Bianca es auf den Punkt. »Vielleicht solltest du ihn mal darauf ansprechen?«

Doch das wagte ich nicht sofort. Was hätte ich denn auch sagen sollen? Dass ich ihm nachspionierte? Also provozierte ich weitere Gespräche in der Richtung, auch wenn ich wusste, dass Martin sie hasste. Doch er gab nichts zu, verriet mit keinem Wort etwas über den Gesundheitszustand seiner Frau.

Dann passiert etwas Ungeplantes, ich wurde schwanger. Wie ich das Martin angesichts der Tatsache, dass er mit einer anderen verheiratet war, beibringen sollte, wusste ich nicht. Deshalb legte ich ihm kurz und schmerzlos den positiven Schwangerschaftstest aufs Kopfkissen.

»Heißt das das, was ich denke, dass es heißt?«, fragte er und schaute mich richtig aufgeregt an. Es sah fast so aus, als freute er sich darüber!

»Ja, ich bin schwanger!«, sprach ich es aus.

»Wirklich? Von mir? Wir bekommen ein Baby? Mann, das ist ja unglaublich!«

Ja, er freute sich wirklich, stellte ich fassungslos fest. »Du bist verheiratet!«, erinnerte ich ihn. »Mit einer anderen! Kannst du dir vielleicht vorstellen, wie ich mich fühle?«, fragte ich ihn.

Martin zog mich liebevoll in den Arm. »Ich kann es mir vorstellen, und ich verspreche dir, dass ich alles regeln werde! Garantiert! Wir bekommen ein Baby, glaub mir, ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet, doch noch Vater zu werden!«

Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. »Was meinst du damit? Los, raus mit der Sprache, Martin, ich erfahre es ja doch!«, bedrängte ich ihn.

Martin zögerte noch eine Weile, doch ich ließ nicht locker. Und endlich rückte er raus mit der Sprache. »Gabi und ich haben sehr jung geheiratet!«, erzählte er mir.

Das wusste ich ja schon, also hinterfragte ich es nicht weiter. Erst als er zögerte weiterzusprechen, ahnte ich, dass mir diese Beichte vielleicht nicht gefallen würde.

»Jedenfalls heirateten wir, weil Gabi schwanger war. Unsere Familien, beide aus besten Kreisen und wir wie gesagt noch sehr jung und mitten im Studium, setzten sich zusammen. Gabi studierte damals auch Medizin, so hatten wir uns überhaupt erst kennen gelernt. Die große Liebe war es für uns beide nicht, eher eine Affäre, wie man als Student viele hat, nur blieb die eben leider nicht folgenlos.

Als Gabi im sechsten Monat schwanger war, hatte sie einen schweren Autounfall. Ich war nicht schuld, bitte, das darfst du nicht glauben, ich saß nicht mal mit im Wagen. Ihr Vater saß am Steuer und war wohl einen Moment unaufmerksam. Das hat er mit seinem Leben bezahlt. Seine Frau leider auch, sie saß neben ihm. Gabi wurde schwer verletzt, ihr Rückenmark wurde geschädigt, und sie verlor unser Baby.

Sie lang sehr lange im Krankenhaus, war danach noch ein paar Jahre in psychiatrischer Behandlung, um den Verlust des Kindes und ihrer Eltern zu verarbeiten. Zudem war klar, dass sie keine Kinder mehr würde bekommen können. Während sie also behandelt wurde, studierte ich weiter.

Ich machte Karriere und orientierte mich nach vorn. Ich hatte vor dir auch schon andere Freundinnen, doch mit denen konnte ich mir nie eine Zukunft vorstellen.

Gabi und ich sind wie zwei alte Bekannte, die sich dann und wann ein Haus teilen. Da gibt es kein Eheleben, keinen Sex, gar nichts. Sie hat niemanden mehr, keine Freunde, keine Familie, sie war ein Einzelkind. Natürlich fühle ich mich für sie verantwortlich! Doch ich verspreche dir, ich regele das. Wir werden heiraten, und unser Kind wird mit uns beiden aufwachsen!«

Als er geendet hatte, merkte ich, wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Wie hatte ich ihn nur bedrängen können? Mein Gott, was diese arme Frau alles durchgemacht hatte, das wollte ich mir gar nicht vorstellen.

»Ich habe Geduld!«, versprach ich Martin. »Aber du musst es klären. Und zwar wirklich bald!«

Er versprach es, zum wer weiß wievielten Mal, und ich glaubte ihm.

Oh, schön blöd, ehrlich!«, sagte mir Bianca, als ich ihr davon erzählte, ganz deutlich, was sie davon hielt. »Er hält dich hin, versucht, sich aus der Affäre zu ziehen, pass bloß auf, dass er dich nicht noch ganz sitzen lässt!«, warnte sie.

Auch wenn ich es nie so drastisch ausgedrückt hätte, so sprach meine Freundin damit etwas aus, das ich innerlich irgendwie befürchtete. Seitdem ich wusste, dass Martin mich von Anfang an angelogen hatte, und sein Verschweigen rechnete ich ihm als Lüge an, nagten schon Zweifeln an mir. Zweifel, die kamen und gingen, größer und kleiner wurden. Ich konnte es nicht beeinflussen, ich fühlte mich dieser Situation hilflos ausgeliefert, doch ich sah auch keine Alternative.

»Wenn ich ihn verlasse, wächst mein Kind ohne Vater auf!«, erinnerte ich Bianca an den Ernst der Lage. »Du weiß, dass ich immer eine Familie wollte. Nun bekomme ich ein Baby, da kann ich die Beziehung zu Martin nicht mehr so einfach aufgeben!«

Auch wenn sie es ungern zugab, so verstand sie mich schon. Sie hatte ja selbst Kinder.

*

Heute ist unsere Tochter Greta bereits ein Jahr alt. Und Gabi weiß vermutlich immer noch nicht die volle Wahrheit, auch wenn Martin und ich inzwischen in ein eigenes Haus gezogen sind.

Er ist immer noch nicht geschieden, will abwarten, bis sich Gabi weiter psychisch stabilisiert, angeblich bekommt sie neue Medikamente, sagt er zumindest. Inwieweit ich ihm glauben kann, weiß ich nicht. In der Klinik weiß nach wie vor keiner, dass wir ein Paar sind; in der Geburtsurkunde von Greta ist er aber als Vater genannt.

Martin ist der Mann meiner Träume, der Vater meiner Tochter und derjenige, mit dem ich alt werden möchte. Doch ich fürchte, ich werde ihm wohl nie wieder hundertprozentig vertrauen können, denn letzte Zweifel werden nach den Erfahrungen, die ich mit ihm gemacht habe, wohl immer bleiben.

– ENDE –

Geschichte 2

Vertraulich

Roman von Lena (32)

»Mein Mann ist viel älter und hat schon alles mit anderen erlebt.«

Als ich mich in einen zweifach geschiedenen Mann verliebte, ahnte ich nicht, was auf mich zukam. Auch der große Altersunterschied stört mich bis heute nicht. Was mir wirklich zu schaffen macht, ist, dass es anscheinend nichts gibt, was Arne nicht schon mal erlebt hat.

Arne und ich lernten uns im Supermarkt kennen. Ich hetzte nach dem wie immer viel zu späten Feierabend noch schnell durch die Gänge, während Arne schon eine ganze Weile nach dem richtigen Rotwein suchte, als ich ihn im Weinregal fast umfuhr. Ich hatte es eben eilig. Wir sahen uns an, und ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, mich sofort und unsterblich verliebt zu haben.

»Ich habe schon fast nicht mehr daran geglaubt, dass es so etwas gibt!«, erzählte ich meiner Freundin Betti ganz aufgeregt. Natürlich hatten wir sofort Telefonnummern getauscht, und ich wartete geradezu auf ein Zeichen von ihm.

Noch während ich mit Betti telefonierte, schickte er mir eine Nachricht – und lud mich zum Essen ein. Danach waren wir praktisch sofort ein Paar. Dass er fast fünfzehn Jahre älter war als ich, störte mich überhaupt nicht.

»Er wirkt viel jünger!«, erklärte ich Betti.

Seit einem Jahr war sie nun schon verheiratet, mit Timo, ihrem ehemaligen Klassenkameraden. Und am Nachwuchs bastelten die beiden auch schon wie wild. Eine Partnerschaft wie die ihre hatte ich auch schon gehabt, nur war ich damit nie so glücklich wie Betti, mir war der erste Freund einfach nicht genug gewesen. Und im Gegensatz zu ihr hatte ich schon das Bedürfnis gehabt, mich auszuprobieren und zu schauen, was es da vielleicht sonst noch gab. Dass ich damit die erste große Liebe sausen ließ, nahm ich in Kauf, damals dachte ich ja noch, dass es nicht so schwer sein konnte, den einzig Richtigen zu finden.

Während meine Freundin ihren Richtigen also tapfer festhielt und verteidigte, suchte ich eifrig, und spätestens mit dreißig war klar: So einfach war es wohl doch nicht.

*

Oh, Arne war da wie die Antwort auf meine Gebete, die Erfüllung meiner Wünsche. Er nahm mich ernst, wir redeten stundenlang über Gott und die Welt und zum ersten Mal fühlte ich mich in einer Beziehung auch als Mensch gewürdigt und anerkannt.

»Ich finde es schön, deine Meinung zu hören!«, machte mir Arne klar. Und hielt mit seiner auch nicht hinter dem Berg.