Mental Health - Werner Katzengruber - E-Book

Mental Health E-Book

Werner Katzengruber

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Beschreibung

Wir alle spüren es täglich: Die Welt befindet sich im Umbruch. Die Zukunft ist ungewiss, die Vorhersagbarkeit geht gegen Null. Die daraus resultierende Unsicherheit schafft Zukunftsängste, die sich massiv auf unsere Gesundheit auswirken. Seit dem Jahr 2000 hat sich unser individuelles Stresserleben verdoppelt. Aktuelle Krisen und technologisch bedingte Transformationen sind allgegenwärtig und sorgen bei den Mitarbeitenden für Unsicherheit und Zukunftsängste.
Was brauchen Menschen in Organisationen und Unternehmen, um in Krisen und Transformationen in einer komplexen und unsicheren Welt erfolgreich sein? Das Buch von Werner Katzengruber beantwortet diese Frage aus mehreren Perspektiven. Psychologie und Neurobiologie stehen hier im Kontext mit Management und Leadership. Die mentale Gesundheit und damit die Resilienz der Organisation sind zu erfolgskritischen Faktoren geworden. In schwierigen Zeiten werden die Qualität der Unternehmenskultur sowie die Fähigkeiten der Führungskräfte auf die Probe gestellt.
Das Buch beschreibt, welche toxischen Faktoren ein Unternehmen von innen heraus zerstören und wie die Rahmenbedingungen für eine resiliente Organisation gestaltet werden können. Es vermittelt wissenschaftlich fundiertes Wissen und jahrzehntelange Erfahrung aus der Praxis des Autors. Zukunftsfähige Organisationen benötigen eine neue Kultur des Verständnisses über die Zusammenhänge zwischen mentaler Gesundheit und Leistungsfähigkeit. So ist dieses Buch auch ein Appell an Führungskräfte, ihre Kompetenzen im Sinne ihrer (Selbst-)Wirksamkeit zu erweitern.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

© 2024 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige gesetzlich geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche markiert sind.

Print ISBN: 978-3-527-51171-6ePub ISBN: 978-3-527-84515-6

Umschlaggestaltung Torge StoffersCoverbild Simple Line - stock.adobe.com

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Impressum

Vorwort: Wie gelingen komplexe Systeme?

Das können Sie von diesem Buch erwarten

Die Struktur des Buches

Wofür dieses Buch?

Prolog: Die Welt im Stress

1 Die Ursachen für eine toxische Unternehmenskultur

Einleitung

Das Schweigen der Angst

Die apokalyptischen Reiter

Warum man einer Organisation nicht vertrauen kann

Dark Leadership

MitläuferInnen statt Mitarbeitende

2 Konzepte zur resilienten Organisation

Einleitung

Mentale Salutogenese im Gesundheitsmanagement

Prosilienz statt Resilienz

Ordarchy statt Hierarchie

Work-Live-Integration

Feedforward-Kultur

Das Feeling Board gegen die Unwissenheit der Hierarchie

Stressmanagement statt Zeitmanagement

Der Stress-Scan

Produktives Scheitern ermöglichen

3 Führung in der Krise

Menschenbilder

Kooperation im Konflikt

Die Rolle und Position der Führungskraft

Kontextorientierte Führung

Krisen stärken Beziehungen und verstärken Abhängigkeiten

Achtsame Führung

Empathie als grundlegendes Prinzip der Führung

4 Wissen für ein neues Bewusstsein

Der blinde Fleck

Der Mensch als wahrnehmungsdynamisches System

Den Verstand verstehen

Teil 1: Eine kurze Einführung in die Anatomie des Geistes

Teil 2: Fakten und populäre Irrtümer über unser mentales Betriebssystem

Teil 3: Stress und Leistung

5 Kommunikation und mentale Gesundheit

Einleitung

Der Kommunikationsprozess aus psychologischer Sicht

Der Kiesler-Kreis

Reframing

Conclusio

Danksagung

Literaturverzeichnis

Der Autor

End User License Agreement

Illustrationsverzeichnis

Kapitel 3

Abbildung 3.1: Die XY-Theorie

Abbildung 3.2: Der Wahrnehmungsschlauch

Abbildung 3.3: Die Position der Führungskraft

Abbildung 3.4: Die Problem-Zone der Führungskraft

Abbildung 3.5: Spannungsfelder in der Führung

Abbildung 3.6: Übung Achtsamkeit

Kapitel 4

Abbildung 4.1: Der Mensch als wahrnehmungsdynamisches System

Abbildung 4.2: Unser Gehirn

Abbildung 4.3: Der Zusammenhang von Stress und Leistung

Abbildung 4.4: Das Drama-Dreieck

Abbildung 4.5: Der Flow-Zustand

Abbildung 4.6: Die Ich-Identität

Kapitel 5

Abbildung 5.1: Der Interaktionsprozess

Abbildung 5.2: Der Kiesler-Kreis

Abbildung 5.3: Der Kiesler-Kreis in allen Ausprägungen

Abbildung 5.4: Kiesler-Kreis – voraussagbare Reaktionsmuster

Orientierungspunkte

Cover

Titelblatt

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Wie gelingen komplexe Systeme?

Das können Sie von diesem Buch erwarten

Prolog: Die Welt im Stress

Fangen Sie an zu lesen

Conclusio

Danksagung

Literaturverzeichnis

Der Autor

End User License Agreement

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Ich habe mich bemüht, in diesem Buch eine inklusive Sprache zu wählen, die alle Geschlechter berücksichtigt. Sollte an einigen Stellen darauf verzichtet worden sein, dann nur im Sinne der leichteren Lesbarkeit. Entsprechende Begriffe und Formulierungen gelten dann im Sinne der Gleichbehandlung natürlich für alle Geschlechter.

Vorwort: Wie gelingen komplexe Systeme?

Hört man die Begriffe »komplexes System« und »Veränderung«, stellt sich bei vielen Menschen schnell ein Gefühl von Resignation ein. Die beiden Begriffe – auch noch in Kombination miteinander – transportieren eben nicht die Idee von Einfachheit oder Leichtigkeit, sondern eher die für unser Gehirn unangenehme Schlussfolgerung: »Oh je – das klingt anstrengend.« Das darf man einem Gehirn nicht verübeln, denn es ist von Natur aus, aufgrund seines sehr hohen Energieverbrauches, einfach faul.

Ist man als Führungskraft in einem Unternehmen für ein solch komplexes System – und möglicherweise auch noch für eine angestrebte Veränderung darin – verantwortlich, und hat man ein Gehirn, das eben dieses Gefühl der Resignation verinnerlicht hat, kann das Gelingen dieser großartigen Aufgabe, die man da übernommen hat, Ressourcen gefährden. Und damit sind nicht nur persönliche Ressourcen gemeint, sondern in Summe und in Folge sogar die Ressourcen eines ganzen Unternehmens.

So stellt sich die Frage: Gibt es Wege heraus aus einem solchen »gemütlichen Hirn-Elend«, das sich in Köpfen von Führungskräften und Mitarbeitern vielleicht aufgrund verlorengegangener Balance festgesetzt hat? Reichen dafür die schon bekannten und etablierten Management- und Führungsinstrumentarien, selbst wenn sie scheinbar auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sind? Erreichen diese überhaupt das entscheidende Zielobjekt – das Produkt? Oder fehlt für die Vollständigkeit eines gut gelingenden komplexen Systems wie ein Unternehmen vielleicht ein wichtiger Aspekt, der sich in einem ganz andersartigen System als sehr erfolgreich erwiesen hat, und das sogar über die lange Zeitspanne der Evolution hinweg? Lässt sich aus einem solchen Gedanken heraus eine neue Kompetenz entwickeln, mit Relevanz für ein Unternehmen und seine Führungskräfte?

Als Ärztin für funktionelle Medizin bin ich mit dem meines Erachtens komplexesten System überhaupt beschäftigt – dem Menschen. In diesem speziellen Bereich der Medizin blicken wir auf das »System Mensch« aus einer Perspektive, die sich von den Ansätzen der von mir sogenannten »etablierten Medizin« deutlich unterscheidet. Dieser Blickwinkel stellt andere Fragen und kommt zu differenzierteren Antworten.

Das Faszinierendste im »System Mensch« ist für mich die menschliche Regulationsfähigkeit, die uns durch eine stets gelingende Anpassung im Laufe der unfassbar lang andauernden Evolution erstaunlicherweise dort hingebracht hat, wo wir jetzt sind: noch da.

Der Erfolg der funktionellen Medizin liegt darin, diese Regulationsfähigkeit zu fördern, aufrechtzuerhalten und damit dem Körper auf Dauer genau das zu ermöglichen, wozu er geschaffen ist: sich selbst stets erfolgreich gesund-zu-regulieren.

Wie in einem Unternehmen gibt es auch im menschlichen Organismus am Ende der Kette komplexer Abläufe ein »Produkt«: die gesunde Zelle mit perfekt gelingender Zell-Biochemie. Der Erfolg dieser biochemischen Prozesse ist allerdings völlig abhängig von den steuernden Informationswegen hin zu diesen Abläufen in den Zellen und die entsprechenden Status-Meldungen zurück zur »Chefetage Gehirn«. Diese menschliche Führungsebene trifft aufgrund der gemeldeten Zustände Entscheidungen über die zu steuernden Prozesse. Eine gut gelingende Steuerung im menschlichen Körper ist abhängig von der perfekten Balance im vegetativen Nervensystem mit seinen beiden Anteilen Sympathikus (Gaspedal) und Parasympathikus (Bremse). Eine verlorene Balance auf Kosten des Parasympathikus (Bremse) in diesem Regulationssystem mit fehlender Ressourcen-Schonung und fehlender Regeneration, hat auf das Produkt »gesunde Zellen« auf Dauer eine fatale Wirkung. Die mentale Balance in der »Chefetage Gehirn« ist Ausgangspunkt jeder vegetativen Regulation und damit Grundvoraussetzung und gleichzeitig größte Fehlerquelle für die Gesundheit.

Auch wenn der Vergleich zwischen Körper und Unternehmen auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich wirkt – letztendlich geht es in beiden Fällen um die gelingende Regulation komplexer Systeme mit erstaunlich parallelen möglichen Fehlerquellen.

In Unternehmensstrukturen ist die Situation einer verlorenen Balance mit allen Folgen für das Produkt vermutlich sogar noch deutlicher erkennbar, vor allem deshalb, weil Unternehmensstrukturen sich nicht so schnell und flexibel anpassen können wie das ein menschlicher Organismus kann.

Umso wichtiger scheint mir das Mind-Set in einer Chefetage. Umso wichtiger sind die mentale Gesundheit und Balance in einer Führungsebene. Umso wichtiger ist es, die Kompetenz der Aufrechterhaltung dieser mentalen Gesundheit auch an die übrigen Player in einem Unternehmen weitergeben zu können. Umso wichtiger sind gelingende Kommunikations- und Steuerungswege durch alle Ebenen.

Wie gelingen nun komplexe Systeme?

Genau so! Vermutlich ist es sogar egal, über welches System wir in diesem Zusammenhang sprechen. Mensch, Beziehung, Unternehmen, Gesellschaft, Verein, Politik. Es kommt immer darauf an, mit mentaler Kompetenz und mit Balance die eigene Regulationsfähigkeit aufrechtzuerhalten durch Wahrnehmung, Entscheidungen, Informationsweiterleitung – wieder Wahrnehmung, Korrektur.

Die gesunde menschliche Zelle findet ihre Unternehmens-Entsprechung in einer hohen Qualität des produzierten Endproduktes. Das optimale Milieu für eine passende biochemische Zell-Reaktion findet seine Entsprechung im positiven Arbeitsklima eines Unternehmens. Gute Körper-Regulation zwischen Sympathikus und Parasympathikus findet seine Entsprechung in einer für alle Beteiligten gelingenden Kommunikationskultur zwischen Abteilungen und Führungsebenen in einem Unternehmen.

Der wichtigste Aspekt allerdings – und das haben beide Systeme gemeinsam – ist die mentale Balance und damit die mentale Gesundheit aller Player.

Das vorliegende Buch von Werner Katzengruber kann Führungskräfte dazu ermutigen, die Bedeutung mentaler Gesundheit ernsthaft anzugehen und neue Aspekte in schon etablierte Führungsstrategien zu integrieren. Mental Health kann mit seiner klaren Struktur und seinen praktischen Aspekten hilfreich sein bei der Umsetzung der vorgeschlagenen mentalen Gesundheits-Aspekte – für die Führungskraft selbst und auch für das Team. Die aktive Umsetzung der AHA-Effekte aus dem Buch kann ein klarer wirtschaftlicher Nutzen für das gesamte Unternehmen sein.

Die Sprache des Buches ist klar verständlich, auch für diejenigen, die nicht mit Wissen und Fachsprache der psychologischen Forschung vertraut sind. Die Kapitel sind gut strukturiert und ermöglichen dadurch ein schnelles Nachschlagen gesuchter Themen und Inhalte.

Werner Katzengruber ist ein bemerkenswertes Buch gelungen, das aufgrund seiner ganzheitlichen Betrachtungsweise eine Lücke in der Literatur zum Thema »Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz« füllt. Es bietet wertvolle Erkenntnisse und praktische Ratschläge für Führungskräfte und alle, die an einer gesunden und produktiven Arbeitsumgebung interessiert sind. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen und hoffe, dass es eine breite Leserschaft findet.

Dr. med. Ursula Eder, MA

Ärztin

Master of Arts für Komplementäre Medizin-

Kulturwissenschaften-Heilkunde

Bestsellerautorin: Das Parasympathikus Prinzip

Das können Sie von diesem Buch erwarten

Das Ziel dieses Buches ist, Ihnen Ideen, Methoden und praktisches Wissen an die Hand zu geben, um sich selbst und die Menschen, mit denen Sie zusammenarbeiten, vor Überlastung und den daraus resultierenden Folgen zu schützen. In dieser von Krisen und Veränderungen gekennzeichneten Zeit benötigen Führungskräfte Ideen und Konzepte, um die mentale Stabilität und Widerstandsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden zu unterstützen. Die bekannten Management- und Führungsinstrumentarien reichen dafür meist nicht aus, da das Wissen um die psychischen Faktoren und deren Einfluss auf die Qualität und Produktivität bis heute kaum Beachtung fand. In Transformationsprozessen und Krisen wird uns dieser Einfluss zunehmend bewusst, doch leider fehlt vielen Organisationen die notwendige Handlungskompetenz. Gerade in diesen Situationen sind Führungskräfte gefragt, die Orientierung geben, Sicherheit vermitteln und empathisch auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen. Psychologische Kompetenz ist die Voraussetzung dafür. Dieses Buch möchte Ihnen Impulse geben, die Sie nutzen können, um für eine stabile mentale Verfassung der Mitarbeitenden und damit der gesamten Organisation zu sorgen. Es geht dabei aber nicht allein um psychologisches Fachwissen, sondern um einen ganzheitlichen Blick auf Organisationen, deren Kultur und das Führungsverständnis, welches für die mentale Widerstandsfähigkeit ausschlaggebend ist.

Meine Kernkompetenz ist, Menschen in Organisationen während Krisen und Veränderungsprozessen zu unterstützen. Ich begleite sie in unterschiedlichen Rollen durch die turbulente Zeit, in der das Alte noch nicht gegangen und das Neue noch nicht eingetroffen ist. Ich arbeite mit ihnen an neue Kompetenzen, an der Mobilisierung ihrer mentalen Ressourcen, der Fähigkeit, auch bei großen Herausforderungen lösungsorientiert zu bleiben und ihre psychische Widerstandskraft zu stärken. Im Laufe meiner Tätigkeit lernte ich unterschiedlichste Arbeitsumwelten kennen und sammelte viele Erfahrungen über die Eigenheiten von Organisationskulturen, Unternehmen und Branchen. Während der mehr als 25 Jahre, in denen ich die ersten fünf in einer internationalen Unternehmensberatung verbrachte, arbeitete ich für den öffentlichen Dienst, Einzelhandelsunternehmen, Krankenhäuser, multinationale Konzerne, Start-ups und traditionelle Mittelständler. Eines, was alle diese Organisationen einte, ist die Tatsache, dass es immer einen direkten Zusammenhang zwischen dem Erfolg und der Kultur der Organisationen gab. Speziell in Krisen und Transformationsprozessen, in denen die Leidensfähigkeit, der Innovationsgeist und die Loyalität der Mitarbeiter auf die Probe gestellt wurden, war die Kultur der Organisationen und die mentale Fitness der Menschen das ausschlaggebende Kriterium für Erfolg oder Misserfolg. Umso mehr wundert es mich, dass viele Organisationen und Unternehmen genau dort ihren größten blinden Fleck haben. Eine Kultur, die den Menschen als zentrales Element für den Erfolg definiert, wird alles tun, um ihn gesund zu erhalten. Diese Kultur kann nicht verordnet werden, sie muss sich aus einer inneren Haltung heraus entwickeln. Damit sie sich gut entwickeln kann, benötigt sie einen guten Nährboden und förderliche Rahmenbedingungen. So wie eine Pflanze Sonne, Erde, Luft und Wasser benötigt, um zu wachsen, benötigen Organisationen eine Kultur, die das Wachsen ihrer Mitglieder fördert. Warum dieser Vergleich? Viele Bemühungen, eine Unternehmenskultur zu entwickeln, scheinen mir wie der Versuch, eine Pflanze zum Blühen zu bringen, indem man ihr mehr Sonne gibt und damit versucht, das fehlende Wasser zu ersetzen. Auch bei der Entwicklung einer Kultur ist es die richtige Balance der Elemente, die für das Erblühen und das stabile Wachstum sorgt. Eine stabile Kultur übersteht, wie eine gut genährte Pflanze, auch so manche Dürreperiode.

Was sind die Kennzeichen einer Kultur, die dem Menschen wertschätzend gegenübersteht? In erster Linie ist es das Verhalten ihrer Führungskräfte. Auch wenn es nicht in unsere, von René Decartes‘ Diktum »cogito ergo sum« (»ich denke, also bin ich«) geprägte Welt passt, sind es unsere Gefühle, die uns durchs Leben tragen. Wir Menschen sind in erster Linie fühlende Wesen und das Denken wird durch unsere Gefühle bestimmt. Daher irrte Descartes, denn wir fühlen, also sind wir. Der weltbekannte Neurowissenschaftler und Psychologe Antonio Damasio hat mit seinen bahnbrechenden Forschungsergebnissen bewiesen, dass die Trennung von Körper und Geist ein historischer Irrtum ist. In seinen Studien wird klar, dass ein vernünftiges Handeln ohne Gefühle nicht möglich ist. Die Erkenntnis allein jedoch ist Makulatur, wenn ihr keine Handlung folgt. Gerade in dieser Zeit, in der die Welt vor nahezu unlösbaren globalen Herausforderungen steht, ist die psychische Gesundheit in einer nicht zu unterschätzenden Bedrohungslage. Das zeigen die aktuellen und überaus besorgniserregenden Zahlen zum Anstieg psychischer Erkrankungen, die von unterschiedlichen Quellen wie Krankenkassen und Forschungsinstituten veröffentlicht werden. Der massive Anstieg von psychischen Krankheiten, allen voran Angststörungen und Depressionen, zeigt, in welche Richtung sich das psychische Befinden unserer Bevölkerung entwickelt. Im Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse steht: »Die meisten Krankheitsfehltage entfielen geschlechterübergreifend im Jahr 2021 wieder auf Erkrankungen mit Diagnosen von psychischen Störungen. Mit 317 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre konnten dieser Erkrankungsgruppe 21,8 Prozent aller Fehltage zugeordnet werden.« Besonders betroffen sind Frauen, bei denen mit durchschnittlich 404 AU-Tagen auf 100 Versicherungsjahre im Vergleich zu den Männern deutlich mehr Fehltage erfasst wurden (Techniker Krankenkasse, 2022). Die Begründung liegt häufig in der Doppelbelastung von Familie und Beruf, die während der Corona-Zeit durch Homeoffice, Homeschooling und soziale Isolation zu diesem fulminanten Anstieg der psychischen Krankheiten führte. Die Prognosen der Krankenkassen und anderer Institutionen lautet, dass mit einer weiter stark ansteigenden Zahl an psychisch bedingten Arbeitsausfällen zu rechnen ist. Zahlreiche Studien zeigen auf, wie wichtig die Steigerung und Pflege des Wohlbefindens der Mitarbeitenden im Unternehmen ist – zum Beispiel der sogenannte »Gallup Q12 Engagement Survey« (Gallup, 1998). Diese Studie umfasst mehrere Jahre und mehrere Hunderttausende Mitarbeitende weltweit. Hier sind einige der wichtigsten Daten und Ergebnisse der Studie:

Mitarbeiterbindung:

Mitarbeiter, die eine hohe Bindung an ihr Unternehmen aufweisen, sind um 87 Prozent weniger gefährdet, das Unternehmen zu verlassen. Die Studie bestätigt im Umkehrschluss auch, dass nur 13 Prozent der weltweiten Mitarbeiter eine hohe Bindung an ihr Unternehmen aufweisen.

Mitarbeiterzufriedenheit:

Nur 33 Prozent der weltweiten Mitarbeitenden sind mit ihrer Arbeit zufrieden. Mitarbeitende, die mit ihrer Arbeit zufrieden sind, weisen eine höhere Bindung an ihr Unternehmen auf und fallen seltener krankheitsbedingt aus.

Mitarbeiterengagement:

Nur 15 Prozent der weltweiten Mitarbeiter sind »engagiert« in ihrer Arbeit, was bedeutet, dass sie emotional mit ihrem Unternehmen verbunden sind. Sie sind bereit, zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, um ihre Arbeit zu erledigen.

Mitarbeiterunterstützung:

Mitarbeitende, die sich von ihren Führungskräften unterstützt fühlen, haben eine höhere Arbeitszufriedenheit, ein höheres Engagement und sind loyal zum Arbeitgeber.

Die Ergebnisse sind in verschiedenen Berichten und Artikeln auf der Website von Gallup veröffentlicht. Die Daten zeigen, dass es eine klare Notwendigkeit gibt, das Mitarbeiterengagement und die Mitarbeiterbindung zu verbessern, um die Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern. Ein zentraler Faktor dabei sind die psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz sowie eine mitarbeiterzentrierte Organisationskultur. Dabei ist Kunden- und Mitarbeiterzentrierung kein Widerspruch, sondern ein aufeinander aufbauendes Wechselbeziehungssystem. In diesem Sinne wird nur ein Verständnis dieses transaktionalen Systems die Voraussetzung schaffen, eine resiliente Organisation zu entwickeln. Entscheidend dabei sind das Engagement sowie die fachliche und soziale Kompetenz der Führungskräfte. Sie sind die Multiplikatoren und brauchen seitens der Organisation die entsprechenden Rahmenbedingungen, um die Widerstandsfähigkeit und damit das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu verbessern. Das Ziel ist, die Leistungsfähigkeit dann zu erhalten, wenn sie am dringendsten gebraucht wird – in schwierigen Zeiten.

Mit Beginn der Corona-Krise habe ich eine dramatische Entwicklung bei meinen Kunden, Klientinnen und Klienten wahrgenommen. Zwar waren die Zeiten auch vor der Corona-Krise herausfordernd. Die zunehmende Geschwindigkeit der Digitalisierung, der Einfluss der künstlichen Intelligenz auf unterschiedliche Berufsgruppen, der Wandel der Märkte und die Disruption von Geschäftsmodellen hat viele Unternehmen in Unsicherheit und damit steigende Alarmbereitschaft versetzt. Die Anzahl der durch Überlastung bedingten Krankheitsfälle bis hin zum Burn-out stieg schon, bevor der Corona-Virus die Menschen in Angst und Panik versetzte. Doch in der Folge der Corona-Krise explodierte die Anzahl derer, die sich plötzlich mit psychischen Problemen konfrontiert sahen. Da ich hauptsächlich mit Menschen im Kontext ihres Berufes arbeite und die meisten von ihnen Führungskräfte, Unternehmer oder Manager sind, habe ich es in der Regel mit jenen zu tun, die im Umgang mit außergewöhnlichen Belastungen erfahren sind. Doch seit März 2020, dem Jahr, in dem die WHO die Pandemie ausrief, und der darauffolgenden kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine konnte ich zwei extreme Veränderungen wahrnehmen. Die erste betraf die Themen, welche die Menschen in unseren Sitzungen offenbarten. Üblicherweise kommen die Klienten zu mir, um Klarheit zu finden und gute Entscheidungen zu treffen, beruflich wie privat. In den letzten Jahren änderten sich die Themen und es wurden Existenzängste, zerbrechende Familienstrukturen, Angststörungen und manchmal die pure Verzweiflung, am Leben zu versagen, zu den bestimmenden Inhalten meiner Sitzungen. Die zweite Veränderung betraf die Menschen, die mich um Unterstützung baten. Arbeitete ich vor der Corona-Krise hauptsächlich mit Führungskräften, wurden es während der Krise immer mehr Privatpersonen, die meine Hilfe suchten. Die Geschwindigkeit, mit der ihr Leben buchstäblich auf den Kopf gestellt wurde, war für viele Menschen nicht ohne externe Hilfe zu bewältigen. Die soziale Isolation und der damit zusammenhängende Verlust der Autonomie lösten bei vielen eine Angstspirale aus, an deren Ende der psychische Zusammenbruch stand. Besondern Eltern waren stark betroffen, da sie – selbst psychisch nicht in bester Verfassung – sich auch noch um das psychische Wohl ihrer Kinder sorgten.

Im Kontext von Transformationsprozessen, die wir in dieser Zeit in Organisationen begleiteten und die nicht selten aus der Krise geboren waren, wurde mir das Dilemma vieler Führungskräfte bewusst. Selbst von den äußeren Rahmenbedingungen überfordert, fehlten ihnen das geeignete Wissen und die Werkzeuge, sich selbst und die Menschen in ihrer Organisation souverän und sicher durch die schwierige Zeit zu steuern. Statt beruhigend auf die Mitarbeitenden einzuwirken und ihnen Sicherheit zu geben, wurde der Druck verstärkt und mit Abwertung auf die Überlastung Einzelner reagiert. Die Dynamik, mit der unsere Gesellschaft in eine kollektive Überlastung zu geraten droht, wurde während der Pandemie immer größer. Der enorme Druck führte zu Stress, der von vielen Menschen nicht mehr kompensiert werden konnte, da die erlernten Bewältigungsstrategien dafür nicht geeignet waren. Der Lockdown brachte die Einschränkung der sozialen Kontakte mit sich, während gleichzeitig die Termindichte und der häusliche Stress immer größer wurden.

Die Ängste vieler Führungskräfte, die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren, führte dazu, dass alles verschriftlicht wurde. Meeting folgte auf Meeting und zum Termindruck kamen noch unzählige Mails und Berichte dazu, die konzentriert geschrieben oder gelesen werden mussten. Eine Misstrauenskultur machte sich in einigen Organisationen breit, die so weit ging, dass Privatdetektive Mitarbeitende ausspionierten, um eventuelles Fehlverhalten zu dokumentieren. Es fehlte in den Organisationen an Wissen und Erfahrungen, wie man mit dieser Ausnahmesituation professionell umgehen kann und welche Mittel und Methoden wichtig sind, um sein Team arbeitsfähig zu halten. Die Folge davon waren frustrierte und überforderte Mitarbeitende sowie steigende Krankenstände aufgrund psychischer Überlastung. In dieser Zeit wäre ein bedarfsgerechtes Gesundheitsmanagement bei vielen Unternehmen hilfreich gewesen.

Ich überlegte mir, was ich tun konnte, um den Menschen und Organisationen etwas anzubieten, das ihnen Orientierung gibt und sie psychisch gesund erhält. Zwei Ideen kamen mir in den Sinn. Die erste war, eine Akademie zu gründen und die TeilnehmerInnen in der von mir entwickelten Methode des transaktionalen Coachings auszubilden. Da ich die vielen Anfragen, die ich seit Beginn der Krise erhielt, nicht alle selbst bearbeiten konnte, fand ich diese Idee plausibel. Da ich seit mehr als zehn Jahren Coaches in dieser Methode ausbilde, hatte ich ein Curriculum, das ich nutzen konnte. Doch aufgrund der neuen Situation musste ich wesentlich mehr Inhalte vermitteln und die TeilnehmerInnen intensiver auf die Praxis vorbereiten. Also schrieb ich das gesamte Curriculum neu und begann meine Akademie zu bewerben. Mittlerweile gibt es Wartelisten und ich bin dabei, Teaching-Coaches auszubilden, die meine Methode unterrichten und sie so mehr Menschen zugänglich machen.

Meine zweite Idee ist dieses Buch. Es soll die Leserinnen und Leser dabei unterstützen, die mentale Verfassung ihrer Organisation und ihre eigene stabil und widerstandsfähig zu halten. Seine Inhalte basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und jahrzehntelanger Erfahrung, die ich im Rahmen meiner Arbeit machen durfte. Dieses Buch will Ihnen im Sinne der Selbstfürsorge und der Verantwortung für Ihre Mitarbeitenden eine weitere Führungskompetenz an die Hand geben. Es liegt mir fern, Führungskräfte zu Psychotherapeuten auszubilden oder ein Unternehmen in eine Wohlfühloase zu verwandeln. Eine resiliente Organisation zu entwickeln bedeutet mehr als nur die psychologische Kompetenz des Einzelnen. Die gesamte Organisation muss sich dazu bekennen und die Rahmenbedingungen dafür bereitstellen. Es gibt zahlreiche positive Beispiele, dass das, was wir mentale Gesundheit am Arbeitsplatz nennen, sich tatsächlich in einem Wert für die Organisation messen lässt. Wenn Mitarbeitende sich sicher fühlen, sind sie produktiver. Sie nutzen ihre Fähigkeiten und ihre Energie, um gemeinsam die schwierigen Herausforderungen zu bewältigen, anstatt sich vor Angst in den Selbstschutz zu flüchten. Wir alle gehen aus Krisen gestärkt hervor, wenn wir gelernt haben, sie zu bewältigen. Nutzen Sie die Erfahrung einer Krise, um Ihr Unternehmen mit den geeigneten Mitteln resilienter zu machen. Dieses Buch soll Ihnen dabei als Inspiration dienen.

Die Struktur des Buches

Das Buch besteht aus fünf Kapiteln für die Praxis und einem Prolog. Dieser befasst sich mit den übergeordneten Entwicklungen, die für den nachweislich zunehmend schlechteren psychischen Zustand unserer Gesellschaft verantwortlich sind. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf die Umweltbedingungen richten, die sich zwar bei allen Menschen unterschiedlich auswirken, aber ein kollektives Grundgefühl der Unsicherheit und eines daraus resultierenden Angsterlebens darstellen. Der Prolog soll Ihren Blick für die allgemeinen Entwicklungen schärfen, die zu einer allgemeinen Überlastungssituation unserer Psyche führen, und ist daher weniger für die Praxis geschrieben. Die von mir zitierten Beispiele sind in Teilen durch wissenschaftliche Studien belegt und werden ergänzend aus der Perspektive des eigenen Erlebens beschrieben.

Das erste Kapitel widmet sich den organisationsspezifischen Faktoren, die für zunehmende Krankenstände aufgrund psychischer Überlastung sorgen. Hier beginnt der praktische Teil des Buches. Ich beschreibe, wie toxische Unternehmenskulturen entstehen und wie sich diese in Zeiten von Krisen und Unsicherheit auswirken. Diese Beschreibungen sind sowohl durch wissenschaftliche Forschungen als auch durch meine Erfahrung im Umgang mit Veränderungsprozessen entstanden.

Im zweiten Kapitel werden die Rahmenbedingungen beschrieben, die für eine gelingende Transformation und Krisenbewältigung geschaffen werden müssen. Der dazu notwendige Kulturwandel wird nicht jeder Führungskraft gefallen, da er das Selbstbild des heldenhaften Managers in Zweifel zieht. Es mag meiner humanistischen Ausbildung geschuldet sein, dass ich den Menschen in den Mittelpunkt meiner Arbeit stelle. Da ich als leidenschaftlicher Konstruktivist keinen Anspruch daran stelle, die Wahrheit zu kennen, kann ich Sie hier nur zu einem Perspektivenwechsel einladen.

In Kapitel drei beschreibe ich das Modell des kontextorientierten Führens. Dieses Modell wurde vor mehr als 15 Jahren im Rahmen eines Projektes entwickelt und findet in vielen Unternehmen als kulturtragendes Element der Führung Anwendung. Seine Entstehungsgeschichte geht auf eine Unternehmenskrise im Jahr 1999 zurück, zu deren Bewältigung ich ein Führungsmodell entwickeln sollte, das der Konzern international anwenden konnte. Es musste also einfach vermittelbar und schnell umsetzbar sein sowie vor allen Dingen Rücksicht auf die unterschiedlichen kulturellen Rahmenbedingungen nehmen. Die größte Sorge des Führungsteams war, die Mitarbeitenden zu verlieren, da der Konzern über zwei Jahre ein weltweites Rekrutierungsprogramm durchführte und in dieser Zeit mehr als siebentausend Mitarbeitende einstellte. Sie bildeten die Basis für den Unternehmenserfolg, der durch eine technologisch bedingte Krise in Gefahr geriet. Es dauerte 18 Monate, bis die Krise überstanden war. Einen wesentlichen Anteil zu deren Bewältigung war der Loyalität, der Motivation und der mentalen Widerstandsfähigkeit der Mitarbeitenden zu verdanken. Das Führungsmodell hat sich in dieser schwierigen Zeit bewährt und wurde nach der Krise als unternehmensweite Grundlage des Führungsstils weiterentwickelt. Es ist seither in vielen Projekten angewendet worden und hat sich nicht nur in Krisenzeiten bewährt.

Das vierte Kapitel widmet sich dem Wissen um den Menschen. Ich schreibe an dieser Stelle bewusst über den Menschen als Ganzes, auch wenn es in erster Linie um seinen mentalen Zustand und seine Fähigkeit zur Selbstregulierung geht. Doch wir Menschen sind mehr als Gehirn und so werden wir uns, wenn auch nur am Rand, mit Themen beschäftigen, die einen Einfluss auf unser körperliches Wohlbefinden haben.

Im fünften und letzten Kapitel lade ich Sie ein, Ihr grundlegendes Verständnis für die psychologischen Faktoren der Kommunikation zu schärfen. Kommunikation ist der Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung schwieriger Situationen. Worte sind wie Messer, sie können als hilfreiches Werkzeug genutzt werden, aber auch dazu, jemanden zu verletzen. Es geht in diesem Kapitel jedoch um mehr als nur Worte, es handelt auch davon, wie aus Ihrer inneren Haltung Kommunikation wird. Dieser Prozess ist unbewusst und daher möchte ich Ihr Bewusstsein darauf lenken. Denn nur was bewusst ist, kann verändert werden.

Wofür dieses Buch?

Der Nutzen dieses Buches kann sich auf unterschiedlichen Ebenen zeigen. Zum einen beschreibt es das Sichtbare, die Fakten, die zur psychischen Überlastung führen. Zum anderen schafft es einen Zugang zu einem neuen Verständnis von Führung und Selbstfürsorge, indem es sich auf die wichtigste Ressource jeder Organisation fokussiert: den Menschen. Es ist für jene geschrieben, die sich entschlossen haben, neue Wege zu gehen. Wie immer, wenn etwas zu Ende geht, ist dies auch der Beginn einer neuen Geschichte. Auch wenn es uns manchmal schwerfällt, konstruktiv nach vorne zu blicken, ist jetzt die Zeit, unseren Blick auf die mentale Gesundheit neu zu fokussieren. In dieser Zeit, in der das Alte noch nicht gegangen und die Zukunft noch nicht anwesend ist, braucht es Führung und Souveränität im Umgang mit dem Wandel. Dieser konfliktbeladene Raum der Gegenwart ist der richtige Zeitpunkt zu handeln.

Dieses Buch verfolgt mehrere Ziele:

Es will Ihr Bewusstsein für die Dringlichkeit, dem Thema der mentalen Gesundheit mehr Aufmerksamkeit zu schenken, schärfen und es will Sie herausfordern, neue Wege einzuschlagen.

Es wirbt für eine neue Haltung im Management und der Führung.

Es versucht ein neues Bewusstsein zu schaffen, indem es Wissen über die Psyche des Menschen vermittelt.

Es will nicht gefallen, sondern zum Denken anregen.

Es hofft, durch das vermittelte Wissen auch Anstöße für neues Denken und mutige Handlungen zu vermitteln.

Es wünscht sich, statt gelesen, benutzt zu werden.

Die Kunst ist, sich an die Vergangenheit zu erinnern und sie gleichzeitig nicht als Hindernis für unsere Zukunft wahrzunehmen. Die Funktionsweise des Gehirns ist bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen nicht sehr hilfreich. Wir sind in unserem kognitiven Denken perfekte Reproduktionsmaschinen. Wir antizipieren aus der Vergangenheit in die Zukunft und vergessen dabei häufig, dass unser Leben in der Gegenwart stattfindet. Für unser Überleben ist dieses Reproduzieren von erlerntem und konditioniertem Verhalten elementar, aber es hindert uns gleichzeitig, Neues entstehen zu lassen. Wir können dieses Denken und Handeln in Routinen ebenso wenig abstellen wie unser kognitives Denken und das sollten wir auch tunlichst vermeiden. Aber wir sollten auch lernen, auf das zu achten, was uns letztendlich zu einer einzigartigen Spezies macht. Die Fähigkeit, sich auch den schwierigsten Situationen anzupassen, indem wir unsere inneren Muster an den neuen Situationen ausrichten. Letztendlich ist alles, was wir tun, nur einem einzigen emotionalen Motiv geschuldet. Wir möchten uns gut fühlen. So einfach dieser Satz klingt, so wahr ist er. Es sind die Emotionen, die unser Leben bestimmen. Im tiefsten Inneren wissen wir, was sich gut und was sich schlecht, richtig oder falsch anfühlt. Schon der Gründervater der modernen Psychologie, Sigmund Freud, wusste, dass das Gehirn alles tut, um Lust zu empfinden und Schmerz zu vermeiden.

Als ich einem meiner besten Freunde über das Vorhaben, dieses Buch zu schreiben, erzählte, sah er mich eindringlich an, machte eine lange und bedeutungsschwangere Pause und schüttelte den Kopf. Ich dachte, gleich zerreißt er meine Idee in tausend Stücke. Was er dann sagte, rührt mich noch heute. »Die Idee ist gut, sie entspricht dem, wie ich dich kenne. Aber sei dir im Klaren darüber, dass du wahrscheinlich damit ziemlich einsam sein wirst. Natürlich kannst du auch Glück haben und den richtigen Zeitpunkt erwischen. Dann hat deine Idee Potenzial.« Nun, da das Buch sich von seinem Schreiber getrennt hat und in die Welt zieht, bleibt abzuwarten, was geschieht.

Prolog: Die Welt im Stress

Wir alle spüren es täglich, die Welt befindet sich im Umbruch. Die durch den Corona-Virus fest verankerte Angst vor unsichtbaren Feinden wurde um das Schreckensszenario eines Krieges in Europa verstärkt. Dazu kommt eine gewaltige technologische und soziale Transformation, die sowohl unsere ökonomische als auch unsere ökologische Welt tiefgreifend verändert. Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Klimawandel, Bio- und Gentechnologie treiben die Gesellschaft und Wirtschaft vor sich her. Wen wundert es, dass bei einer 2022 durchgeführten Studie 67 Prozent der Deutschen beklagten, Angst vor der Zukunft zu haben. Diese Angst verursacht Stress, da die eigene Existenz als unsicher und die Zukunft als unberechenbar angesehen werden. Als weiteres Warnzeichen unserer Zeit nehmen wir soziale Verwerfungen und die Radikalisierung unterschiedlicher politischer und gesellschaftlicher Strukturen wahr. Die Zukunftsbilder, die uns durch die Medien tagtäglich präsentiert werden, verstärken den Eindruck einer düsteren Zukunft. Es gibt keine verlässlichen Informationen mehr, stattdessen werden vermeintliche Wahrheiten von Interessengruppen instrumentalisiert, die damit unterschiedliche, polarisierende Wirklichkeiten in unseren Köpfen erzeugen. Das Instrument für diese Narrative ist das Internet. Während es einst als Instrument der Meinungsvielfalt und Demokratisierung gestartet ist, hat es sich mittlerweile als Beschleuniger der sozialen Spaltung entwickelt. Damit wurde auch das Vertrauen in die einst so verlässlich wirkenden öffentlich-rechtlichen Medien erschüttert.

Auch in der Wirtschaft hat sich durch die Unberechenbarkeit der Zukunft eine Krise entwickelt, die massive Auswirkung auf die psychische Stabilität der Menschen hat. Die Zukunft aus den Erfahrungen der Vergangenheit fortzuschreiben, funktioniert nicht mehr. Viele Unternehmen sehen sich in Gefahr und reagieren mit Stellenabbau und radikalen Veränderungsprozessen, die das Überleben sichern sollen. Viele dieser Prozesse sind technologiegetrieben und wurden durch die Krise verstärkt. Gleichzeitig leidet die Wirtschaft unter einem Mangel an Fachkräften und motivierten Mitarbeitenden. Die Anzahl der inneren Kündigungen steigt offenbar parallel zu den Anforderungen, die eine neue Generation von Mitarbeitenden an die Arbeitgeber stellt. Viele Unternehmen und Führungskräfte sehen in dem technologischen Wandel die sogenannte vierte industrielle Revolution. In dieser neuen Ära werden alle Probleme durch Technologie gelöst. Mittels künstlicher Intelligenz, Mensch-Maschinen-Interfaces, bionischer Medizin und selbstlernenden Mikroorganismen wird sogar die Unsterblichkeit prophezeit. Gleichzeitig erleben wir eine Welle der Nostalgie, vor allem in der Politik. Konservative Parteien beschwören die alten Werte, versprechen Sicherheit und Berechenbarkeit. Denen gegenüber stehen die sozial-ökologisch geprägten Parteien, die den drohenden Weltuntergang propagieren, der nur durch radikale Veränderungen in unserem Lebensstil abgewendet werden kann. Beide Seiten befinden sich in einer Art Glaubenskrieg und feuern die Spaltung der Gesellschaft weiter an. Das Experiment, mit begrenzten Ressourcen ein unbegrenztes Wachstum zu erreichen, ist, voraussagbar, gescheitert. Die sozialökonomischen, gesundheitlichen, gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen sind zu offensichtlich, wir können sie nicht mehr ignorieren. Die durch Migration ausgelösten gesellschaftlichen und politischen Krisen offenbaren die Uneinigkeit der Welt.

Aufgrund der zunehmenden Klimaveränderungen, der Vernichtung von Ackerfläche durch Erosion und den intensiven Anbau von Monokulturen wird es weitere Migrationsströme geben. Laut einer Umfrage denken rund 37 Prozent der in Afrika lebenden Menschen darüber nach, ihr Land zu verlassen. Die Perspektivlosigkeit macht sich vor allem unter den besser ausgebildeten Männern breit. Seit wir die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels kennen, steigt der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid weiter. Ganze Lebensräume stehen vor dramatischen Veränderungen, die im schlimmsten Fall bedeuten, dass 25 Prozent der Weltbevölkerung von Überschwemmungen betroffen sein könnten.

Wir erzeugen unter Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Antibiotika Lebensmittel, welche die Umwelt vergiften und den Menschen krank machen. Die Anzahl der an krankhaftem Übergewicht (Adipositas) leidenden Menschen nimmt in den reichen Nationen wie USA und Europa kontinuierlich zu. Die Zahl der Fettleibigen nimmt erschreckende Ausmaße an. Allein in den USA sind es 40 Prozent der Frauen, 35 Prozent der Männer und 17 Prozent der Kinder. Parallel dazu sterben jährlich 5,1 Millionen Kinder unter 5 Jahren an Unterernährung, das sind 45 Prozent der Hungertoten weltweit. Gesamt hungern 821 Millionen Menschen auf diesem Planeten. 161 Millionen Kleinkinder sind chronisch unterernährt und jedes vierte Kind weltweit ist untergewichtig. Diese Kinder leben in Entwicklungsländern und daher in Armut. Hunger ist somit nach wie vor das größte Gesundheitsrisiko weltweit (CDC, 2022).

Die Finanzmärkte in einst erfolgreichen Wirtschaftsräumen sind nur noch durch starke Manipulationen der Geldmarktpolitik aufrechtzuerhalten. Nicht erst seit der Pleite von Lehman Brothers wird uns bewusst, dass das kapitalistische System seine Grenzen überschritten hat. Die Logik des Geldes wird als Ursache für die elementare Ungerechtigkeit in unserer Welt verantwortlich gemacht. Die Kluft zwischen arm und reich hat sich in den letzten Jahren dramatisch entwickelt. Die britische Wohlfahrtsorganisation Oxfam hat ermittelt, dass ganze ein Prozent der Weltbevölkerung mehr als 50 Prozent des weltweiten Wohlstandes besitzen (Oxfam, 2020, a).

Während unsere Müllberge immer höher werden, müssen knapp 900 Millionen Menschen mit weniger als zwei Dollar am Tag überleben. Armut ist eine der größten Gefahren für Frieden, denn sie bietet den Fundamentalisten, ob religiös oder politisch motiviert, die optimale Grundlage, um ihre Macht auszudehnen.

Unsere Gesundheitssysteme sind zu Krankheitssystemen geworden, die verzweifelt nach Mitteln zur Symptombekämpfung suchen, obwohl wir wissen, dass eine ungesunde Lebensführung in den meisten Fällen die Ursache vieler Krankheiten ist. Was Lebensmittel betrifft, sind mittlerweile Mikroteilchen aus Plastik fester, wenn auch unfreiwilliger, Bestandteil unserer Nahrung. Insektenschutzmittel lassen sich in 99,6 Prozent der untersuchten Erwachsenen nachweisen. Besonders psychische Krankheiten, deren Ursache häufig in der Überbelastung der Menschen zu finden ist, weisen drastische Steigerungen auf. Seit den siebziger Jahren hat sich die Zahl der Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen mehr als verfünffacht. In Deutschland sind pro Jahr etwa 29 Prozent der Erwachsenen von einer psychischen Krankheit betroffen. Nach Schätzungen des British Medical Journals begehen weltweit ca. 820 000 Menschen Suizid, Tendenz steigend. Bei jungen Erwachsenen nehmen psychische Störungen dramatisch zu. Der größte Anteil der an Hochschüler verschriebenen Medikamente entfällt auf Präparate zur Behandlung des Nervensystems. Die Verordnung von Arzneimitteln zur Behandlung des Nervensystems stieg seit 2006 um fast 60 Prozent an.

Auch der demografische Wandel hinterlässt seine Spuren und zeigt eine beunruhigende Prognose. Die zehn Länder mit der höchsten Geburtenrate sind Angola, Niger, Uganda, Mali, Sambia, Burundi, gefolgt von Burkina Faso, Malawi, Somalia und Liberia. Diese Länder verfügen über eine positive Geburtenrate, während diese in den wohlhabenden Ländern sich innerhalb der letzten 35 Jahre fast halbierte.

Auch in der Bildung rasen wir in unserer Wissensgesellschaft mit Hochgeschwindigkeit in eine Sackgasse. Das Bildungssystem setzt unsere Kinder und jungen Erwachsenen einem enormen Stress aus, was zur Folge hat, dass leistungssteigernde Drogen wie Methylphenidat, besser bekannt unter dem Markennamen Ritalin, mittlerweile von jedem fünften Studenten in Deutschland und geschätzt von jedem dritten in den USA konsumiert wird. Gleichzeitig nehmen die soziale Kompetenz und Empathie kontinuierlich ab. In Deutschland musste ein Gesetz verabschiedet werden, das es verbietet, Sterbende zu filmen. Hintergrund dieses Gesetzes ist die Tatsache, dass bei Unfällen die Opfer beim Überlebenskampf gefilmt und diese Szenen in den sozialen Medien veröffentlich wurden.

Momentan sehen wir nur die Spitze des Eisbergs, das, was unter der Wasseroberfläche liegt, ist uns noch zu wenig bewusst. Aber die Kuppe des Eisbergs schmilzt sehr schnell und immer mehr kommt an die Oberfläche. Es wird kaum möglich sein, diese Entwicklung zu ignorieren. Die Corona-Krise machte uns schnell klar, wie verletzlich wir als Individuen sind und wie leicht unsere Wirtschafts- und Sozialsysteme aus der Balance geraten können. Wir erlebten ein Versagen der politischen Institutionen sowie die dramatischen Schwächen eines Gesundheitssystems, das immer mehr auf Kosteneffizienz getrimmt wurde. Auch die Anfälligkeit der Globalisierung wurde uns bewusst, die mit ihren komplexen Lieferketten auf ein Ereignis dieser Tragweite nicht vorbereitet war. Es fehlte plötzlich an existenziellen Teilelieferungen für die Industrie, an Medikamenten und Sicherheitskleidung für die im Gesundheitswesen arbeitenden Menschen.

Die Bevölkerung fing an, Hamsterkäufe zu tätigen und Lebensmittel zu bevorraten. Ein Phänomen, das wir nur aus Kriegszeiten kannten. Wir wurden jäh aus unseren Routinen gerissen und standen vor einer völlig neuen und nicht vergleichbaren Herausforderung. Wir bekamen ein Gefühl dafür, wie es ist, wenn unser Leben sich verändert. Die alltäglichen Hiobsbotschaften traten in den Hintergrund und fokussierten unsere Aufmerksamkeit auf die existenzielle Bedrohung durch einen unsichtbaren Feind. Doch kaum war die eine Krise überstanden, entbrannte ein kriegerischer Konflikt, der das Potenzial eines neuen Weltkrieges in sich trägt. Seit der Kuba-Krise war die Weltgemeinschaft noch nie so nahe an einem atomaren Armageddon.

Aber die seit langer Zeit bestehenden Probleme kehrten nach der Pandemie zurück in unser Wahrnehmungsfeld. Sie richten unsere Aufmerksamkeit wieder auf den katastrophalen Zustand unseres Planeten und die großen Herausforderungen, vor denen wir stehen. Die plötzlich über uns hereinbrechende Inflation, die damit einhergehenden Teuerungsraten für Energie und Lebensmittel trafen uns hart und zwangen die Politik zu geldpolitischen Entscheidungen, die noch viele Generationen abtragen müssen. Eine gerade im Entstehen befindliche weltpolitische Neuordnung schafft ein neues Lebensgefühl der Unsicherheit, die sich in unterschiedlichen Ängsten manifestiert. Während der Corona-Krise konnten unsere Ängste noch klar benannt werden. Die Angst vor dem Virus und seinen Folgen wurde gegen die Angst vor den notzugelassenen Impfstoffen und deren unbekannten Nebenwirkungen gesetzt. Die Politik befeuerte die nun drohende Spaltung der Gesellschaft und die Medien taten das Übrige dazu. Darauf folgten neue Angstszenarien, die sich in der Gesellschaft breitmachten. Die Ängste betrafen den Verlust der Demokratie und die damit einhergehende Gefahr eines totalitären Staates, die Angst vor finanziellem Ruin, die Angst vor Vereinsamung und einige mehr. Während dieser Zeit konnte man die Ängste wenigstens noch klar einer Ursache zuordnen. Doch mit Beginn des Ukraine-Russland-Krieges wurden die Ängste diffus und die Unsicherheit in der Bevölkerung stieg. Mit dieser Unsicherheit stieg auch die Anzahl derer, die dem psychischen Druck nicht mehr standhalten konnten.

So gleicht unser Leben dem Tanz auf einem Vulkan. In allen Lebensbereichen stehen wir vor Herausforderungen, die mit unseren bestehenden Systemen, Technologien und Strategien nicht mehr zu bewältigen sind. Ein wesentlicher Teil der notwendigen Veränderung wird sich nicht erzwingen lassen, sondern muss aus Erkenntnis, einem neuen Bewusstsein und Eigeninitiative entstehen. Es gibt viele Anzeichen für ein Auf- oder Erwachen. Vor allem die neuen Generationen scheinen ein deutlich klareres Bewusstsein dafür zu haben, was sie von ihrer Zukunft erwarten. In erster Linie ist es ein intakter Planet und sie klagen dieses Recht bei denjenigen ein, die gegenwärtig die Verantwortung für die Zukunft tragen. Vielleicht fragen Sie sich, was das alles mit der psychischen Gesundheit in Ihrer Organisation zu tun hat, mit Ihrer Verantwortung als Führungskraft, ManagerIn oder UnternehmerIn. Die Antwort ist einfach. Wenn Sie in Zukunft erfolgreich bleiben wollen, werden Sie nicht umhinkommen, Ihrer persönlichen mentalen Gesundheit und der Ihrer Organisation mehr Augenmerk zu schenken. Dazu gehört auch, die Entwicklungen außerhalb Ihres begrenzten wirtschaftlichen Kosmos in Ihr Denken und Handeln einzubeziehen. Der Grund, warum ich diese These vertrete, mag persönlich und aus meiner individuellen Erfahrung als Coach und Berater gespeist sein. Doch der erschreckende Anstieg der psychischen Erkrankungen, die sich durch Überlastung und Ängste entwickeln, summiert sich nicht nur zu einem volkswirtschaftlichen Schaden von gigantischem Ausmaß. Er ist auch ein Appell für ein neues Handeln in der Führung allgemein.