Transaktionales Coaching - Werner Katzengruber - E-Book

Transaktionales Coaching E-Book

Werner Katzengruber

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Beschreibung

Das neue Buch von Werner Katzengruber befasst sich mit dem Thema Transaktionales Coaching. Dieser spezielle Coaching-Ansatz, den Katzengruber in 25 Jahren Arbeit entwickelt hat und seit 10 Jahren in seinen Coaching-Ausbildungen sowohl in Unternehmen als auch im Rahmen von Ausbildungen unterrichtet, wird umfassend in diesem Handbuch erläutert.
Es ist für die Praxis geschrieben, auch wenn es eine gute Ausbildung nicht ersetzen kann. Es kann für professionelle Coaches eine Ergänzung bisher eigesetzter Methoden sein und deshalb die Wahlmöglichkeiten erweitern. Für interessierte Laien bringt es einen tieferen Einblick in diese neue Form des Coachings, die im Laufe von über zwei Jahrzehnten entwickelt und in der Praxis reichlich erprobt wurde.
Die Leser finden in diesem Buch alle relevanten theoretischen Grundlagen für die Arbeit mit der Methode des Transaktionalen Coachings. Neben der nötigen Theorie liefert Werner Katzengruber auch nützliche Werkzeuge für die Anwendung.

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Seitenzahl: 482

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Print ISBN: 978-3-527-51165-5ePub ISBN: 978-3-527-84426-5

Umschlaggestaltung: Torge StoffersCoverbild: Adobe Stock, 630523729, AITTHIPHONG

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Was Sie erwartet

Wie das transaktionale Coaching entstand

Wissenschaft und Phänomene

1 Einführung

Was bedeutet transaktionales Coaching?

Wie arbeitet ein transaktionaler Coach?

Letzte Warnung

Wie können Sie erfolgreich mit diesem Buch arbeiten?

2 Grundsätze des transaktionalen Coachings

Empathie ist die Grundlage unserer Arbeit

Transparenz ist der Schlüssel zur gleichberechtigten Zusammenarbeit

Akzeptiere das Realitätskonstrukt des Klienten

Jeder Mensch handelt im Rahmen seiner Möglichkeiten

Fähigkeiten sind eine Frage des Kontextes

Wir machen nichts weg

Das Selbst ist nicht konsistent

Vergangenheit und Zukunft sind Realitätskonstrukte in der Gegenwart

Unterschiede erweitern den Horizont des Möglichen

Der Klient bestimmt das Thema und das Tempo

Hören Sie auch auf das, was nicht gesagt wurde

Nutzen Sie Ihre und die Flexibilität des Klienten

Ziele können hinderlich sein

Die Kunst des Mitfühlens, ohne zu leiden

Persönlich, aber nicht privat

Verstehen bedeutet nicht, einverstanden sein

3 Das Meta-Modell des transaktionalen Coachings

Die Realitätsebene 1

Die Realitätsebene 2

Die Zeit als Realitätskonstrukt

Die Vergangenheit ist auch nicht mehr das, was sie einmal war

4 Grundlagenwissen

Der Mensch als wahrnehmungsdynamisches System

Die Ich-Identität

Selbstwirksamkeit

Krisen sind unausweichlich

Die Fragilität der Wirklichkeit

Ambi- und Multivalenz

Homöostase

Zirkularität

Den Körper als Ressource nutzen

Unbewusst versus unwillkürlich

Der Coach als Placebo

Denken kann krank machen

Bedeutungsgebung

Die Energie folgt der Aufmerksamkeit

Wenn die Lösungsorientierung zum Problem wird

Emotionale Autonomie

Übertragung und Gegenübertragung

Kontext

Coaching und Psychoneuroimmunologie

5 Kommunikative Kompetenz als Schlüsselfaktor

Axiome der Kommunikation

Senden und Empfangen

Mit Fragen fängt das Abenteuer an

Aktives Zuhören

Reframing

Der Kiesler-Kreis

6 Trancearbeit im transaktionalen Coaching

Die Geschichte der klinischen Hypnotherapie

Trance und Suggestibilität

Rapport herstellen

Sprache und Stimme der Trance

Trance-Induktionen

Sprachmuster

Utilisation

Die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen

7 Abwehrmechanismen

Rationalisierung

Verdrängung

Abwertung

Projektion

Altruistische Abtretung

Spaltung

Projektive Identifikation

Projektive Des-Identifikation

Autoaggression

Idealisierung

Verschiebung

8 Das Wichtigste zum Schluss

Setting und Framing

Zuweisungsdynamik

Die Auftragsklärung

Hinweise zum Schutz von Klienten und Coach

Danksagung

Schlusswort

Der Autor

Literaturverzeichnis

End User License Agreement

Illustrationsverzeichnis

Kapitel 1

Abbildung 1.1: Das 4-Phasen-Modell des Lernens

Kapitel 3

Abbildung 3.1: Das Meta-Modell des transaktionalen Coachings

Kapitel 4

Abbildung 4.1: Wahrnehmung und Reaktion

Abbildung 4.2: Die Ich-Identität

Abbildung 4.3: Interaktionsprozess/Zirkularität

Kapitel 5

Abbildung 5.1: Das Sender- und Empfänger-Modell

Abbildung 5.2: Der Sender codiert seine Nachrichten und erkennt am Feedback,...

Abbildung 5.3: Der Kiesler-Kreis

Abbildung 5.4: Kiesler-Kreis – Zwischenformen

Orientierungspunkte

Cover

Titelblatt

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Danksagung

Schlusswort

Der Autor

Literaturverzeichnis

End User License Agreement

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Anmerkung: An dieser Stelle der Hinweis, dass ich mir im Sinne der besseren Lesbarkeit erlaube, das generische Maskulinum als Form der Ansprache zu wählen. Dies geschieht in dem Selbstverständnis, dass sich alle anderen Geschlechter ebenso gleichberechtigt angesprochen fü hlen (dürfen).

Vorwort

Was Sie erwartet

Transaktionales Coaching ist grundsätzlich keine Methode, sondern eine Erfahrung. Da Erfahrungen nur als Wissen weitergegeben werden können, habe ich mich bemüht, dieses Wissen in eine Form zu gießen, um es Ihnen zugänglich zu machen. Erwarten Sie daher bitte keine Schritt-für-Schritt-Anleitung oder eine Gebrauchsanweisung. Transaktionales Coaching ist eine Synthese, gewachsen aus mittlerweile dreißig Jahren Erfahrung in der Transformationsarbeit mit Menschen. Was will dieses Buch? Es möchte nicht nur gelesen, sondern vor allem benutzt werden. Es ist für die praktische Anwendung geschrieben, auch wenn es eine gute Ausbildung nicht ersetzen kann. Es soll Ihren Geist und Ihre Intuition erweitern und Ihnen gleichzeitig fundierte Erkenntnisse vermitteln. Es kann für professionelle Coaches eine Ergänzung bisher eingesetzter Methoden sein und somit die Wahlmöglichkeiten erweitern. In diesem Buch finden Sie sowohl die wesentlichen theoretischen Grundlagen, die ich für die Arbeit mit transaktionalem Coaching für relevant halte, als auch praktische Beispiele in Form von transkribierten Sitzungen.

Natürlich kann ich nur einen kurzen Überblick zu den Modellen geben, aber es gibt zu jedem Themenbereich reichlich Literatur, in der Sie sich vertiefendes Wissen aneignen können. Was Sie in diesem Buch ebenfalls finden werden, sind Werkzeuge, neusprachlich auch Tools genannt. Viele dieser Tools sind professionellen Coaches bekannt und sie wenden sie in ihrer täglichen Arbeit an. Da sich das Buch aber auch an interessierte Laien richtet, fühlte ich mich verpflichtet, zumindest die wichtigsten Werkzeuge kurz zu beschreiben und sie das eine oder andere Mal durch Beispiele zu ergänzen. Die Zielgruppe dieses Buches ist vielfältig und reicht von professionellen Coaches über Psychotherapeuten, Sozialarbeiter und Seelsorger bis hin zu Führungskräften und Menschen, die dieses Wissen für ihre persönliche Weiterentwicklung nutzen wollen. Aus meiner Sicht gibt es kein unnützes Wissen; letztendlich bestimmt die Neugier, was für den Leser wichtig ist. Jede Ausbildung trägt zur persönlichen Entwicklung bei und nicht jeder, der sich für Coaching interessiert, will in diesem Beruf arbeiten. Auch einige Absolventen meiner Akademie hatten nie das Ziel, professionell als Coaches tätig zu werden. Sie wollten ihre Persönlichkeit weiterentwickeln und die Kompetenzen eines Coaches in ihrem beruflichen und privaten Leben einsetzen. So richtet sich dieses Buch auch an diejenigen, die nicht vorhaben, als Coaches zu arbeiten, sondern sich das theoretische Werkzeug und das praktische Handlungswissen für den persönlichen Gebrauch aneignen wollen. Es gibt zu vielen Themen der persönlichen Weiterentwicklung, Seminare und Ausbildungen in unserer Akademie, und wenn Sie sich dafür interessieren, können Sie sich auf meiner Website www.werner-katzengruber.com darüber informieren.

Wie das transaktionale Coaching entstand

Nach meiner Studienzeit, die mich durch die USA und Asien führte, ließ ich mich Mitte der 90er Jahre in Deutschland nieder. Ich war davon überzeugt, ein gut ausgebildeter Coach zu sein. Ich lernte mein Handwerk von einigen der damals führenden Experten und konnte auf diesem noch jungen Arbeitsfeld sehr schnell Erfolge verzeichnen. Damals war Coaching ein innovatives Konzept, welches vor allem im Businesskontext Anwendung fand. Glücklicherweise wurde ich nach meiner Ausbildung von einer internationalen Unternehmensberatung angestellt, um als Coach und »Trusted Advisor« zu arbeiten. So hatte ich die Gelegenheit, über fünf Jahre lang Erfahrungen zu sammeln, und konnte in dieser Zeit mein theoretisches Wissen in der Praxis anwenden. Ich war damals an mehr als 280 Tagen im Jahr in unterschiedlichen Regionen unterwegs und hatte in Spitzenzeiten bis zu 60 Klienten, mit denen ich parallel arbeiten durfte. Dabei ist ein Phänomen aufgetreten, das zwar einerseits sehr menschlich ist, auf der anderen Seite aber den Kontext des ursprünglichen Auftrags im Business Coaching sprengte. Zu Beginn eines Coachings waren die Inhalte, die sich auf das berufliche Umfeld meiner Klienten bezogen, stets klar definiert. Doch je länger die Zusammenarbeit wurde, umso stärker veränderten sich die Themen und wurden privat. Meine Klienten erzählten mir von ihrer Kindheit und den prägenden Erlebnissen ihrer Jugend, von ihren Beziehungsproblemen, von Abhängigkeiten, von gesundheitlichen Problemen sowie den persönlichen Ängsten und Sorgen, die sie begleiteten. Wenn ich sie darauf hinwies, dass wir die Ebene des Business Coachings verlassen und sowohl mein Auftrag als auch meine Rolle als Coach für diese Form der Zusammenarbeit nicht geeignet sind, akzeptierten sie meine Aussage nur selten. Auf die so häufig an mich gerichtete Frage: »Wollen Sie mir nun helfen oder nicht?« konnte ich nicht guten Gewissens nein sagen. Zudem muss ich zugeben, dass ich auch neugierig war, ob diese im Beruf so erfolgreichen Menschen andere Themen haben als wir sogenannten »normalen« Menschen. Es bestätigte sich meine Annahme, dass die Themen dieselben waren. Der nahende Burnout eines Managers hatte dieselben Ursachen wie der einer Mutter, die jeden Tag unter der Doppelbelastung von Beruf und Familie leidet. Die Ängste eines Geschäftsführers, falsche Entscheidungen zu treffen, hatten oft dieselben psychischen Motive wie die eines Vaters, der sich entscheiden musste, ob er die Beziehung zu seiner Frau nur der Kinder zuliebe aufrechterhält.

Im Laufe dieser fünf Jahre habe ich meine Arbeit immer mehr in die Richtung eines ganzheitlichen Coachings verändert. Ich bildete mich zusätzlich in unterschiedlichen Therapieformen weiter, widmete mich der buddhistischen Psychologie. Die Feedbacks meiner Klienten zeigten, dass der Weg, den ich einschlug, für mich der richtige war. Als ich nach fünf Jahren feststellte, dass ich meine eigene Form des Coachings entwickeln wollte, habe ich mich kurzerhand entschlossen zu kündigen. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit als angestellter Coach und Berater, da sie mich reifen ließ und mir die Chance gab, diesen Reifeprozess in einer sehr verdichteten Zeit zu durchleben. Nun, knapp dreißig Jahre später, haben sich die Anforderungen an einen Coach in allen Kontexten, egal ob beruflich oder im persönlichen Coaching, deutlich verändert. Der Vorwurf, dass Coaches nur die Spitze des Eisbergs sehen und daher auch nur an den Symptomen arbeiten, ist nicht von der Hand zu weisen. Wenn die Kuppe des Eisbergs geschmolzen ist, dann drängen neue Schichten an die Oberfläche und diese wollen auch bearbeitet werden. Dann werden aus mehr oder weniger einfachen Aufträgen plötzlich komplexe Herausforderungen, die mit dem ursprünglichen Verständnis von Coaching nicht mehr viel zu tun haben. Da sich zwischen Coach und Klient auch im Business Coaching ein vertrauensvolles Arbeitsbündnis entwickelt hat, ist es naheliegend, dass sich die Klienten mit ihren privaten Wünschen an ihren Coach wenden. Auf der Seite der Coaches wird das Dilemma dann offensichtlich, wenn sie mit geringen Kenntnissen und daher eingeschränktem Repertoire mit den oft komplexen Themen der Klienten konfrontiert werden. Das Ergebnis kann eine ungünstige Melange aus Erwartungen des Klienten und Fähigkeiten des Coaches sein, die beiden Partnern dieses Kontraktes zum Verhängnis werden kann. Auch die Menschen, die einen Coach aufsuchen, haben sich verändert. Waren es bis spät in die Neunziger noch ausschließlich Führungskräfte und Manager, hat sich die Zielgruppe mittlerweile auf nahezu alle Gesellschaftsschichten ausgeweitet.

Ich bin der Ansicht, dass die Art des Coaches, seinen Klienten zu begleiten, mehr von der Kunstfertigkeit des Coaches und weniger von den erlernten Modellen oder Techniken abhängig ist. Dabei spielt Intuition aus meiner Sicht eine wichtige Rolle. Intuitiv zu arbeiten bedeutet, seine kognitiven Fähigkeiten mit den kreativen Prozessen des Unbewussten zu verbinden. Albert Einstein sagte: »Die Intuition ist ein göttliches Geschenk. Der denkende Verstand ein treuer Diener. Es ist paradox, dass wir heutzutage angefangen haben, den Diener zu verehren und die göttliche Gabe zu entweihen.« Für mich ist eine der wichtigsten, wenn auch schwierigsten Aufgaben, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern meiner Akademie das Vertrauen in ihre Intuition zu vermitteln. Viele meiner Erkenntnisse entstanden durch das bekannte Prinzip von Versuch und Irrtum. Transaktionales Coaching bedient sich der Erkenntnisse und Modelle unterschiedlicher Fachrichtungen und deren Integration in ein nutzbares Konzept. Welche Modelle und Interventionen zu welchem Klienten passen, obliegt der schon beschriebenen Kunstfertigkeit des Coaches. Die Idee vom uniformen Coach muss nach meiner Ansicht aufgelöst werden. Ebenso gilt dies für die Interventionsmodelle, die ebenfalls nicht richtig oder falsch sind, sondern immer im Kontext des vereinbarten Auftrags wirksam sein müssen. Dort, wo sie für den Klienten hilfreich sind, schließen wir auch spirituelle Praktiken mit ein, wie das Gebet oder eine Meditation. Gut ist, was einen hilfreichen Zweck erfüllt. Das ist die einfache Arbeitshypothese, nach der wir arbeiten.

Meine Klienten waren und sind es, die mich ermutigten und dabei unterstützten, immer wieder neue Experimente einzugehen. Der Rückschluss für mich ist, dass nicht ich der Entwickler des transaktionalen Coachings bin, sondern meine Klienten. Sie besitzen die Fähigkeit, mich als Medium oder Werkzeug für ihre Transformation zu nutzen. Diese Haltung ist ein Grundprinzip und daher bin ich meinen Klienten sehr dankbar für das Vertrauen, das sie mir schenken. Jemanden ein Stück seines Weges begleiten zu dürfen ist nicht nur ein Privileg, sondern auch eine fantastische Gelegenheit, mehr über sich selbst zu erfahren. So begegne ich meinen Klienten mit kollegialem Respekt, da ich noch nie eine Sitzung absolvierte, in der ich nicht auch etwas über mich erfahren habe. Ich hatte zahlreiche gute Lehrer aus unterschiedlichen Schulen und sie alle aufzuführen würde den Rahmen dieser Einführung sprengen. Für mich waren die unterschiedlichen psychologischen und therapeutischen Ansätze immer wie ein Puzzle und ich habe sie nie als fertige Bilder gesehen. Auch in meinem Konzept werden Sie Unzulänglichkeiten entdecken und das ist gut so. Nur dadurch ist eine Weiterentwicklung möglich. Da sich transaktionales Coaching als dynamisches Konzept versteht, wird es nie final sein, sondern immer nur den Status quo des Momentes abbilden. Die Inhalte des Buches sind möglichst kurzgehalten und es gibt sicher zu jedem Thema noch viel mehr zu sagen, mehr zu schreiben. Es sind Arbeitshypothesen, Beschreibungen, Vorgehensweisen und Gedanken, die ich mir während meiner Arbeit mit Menschen gemacht habe. Und es beinhaltet Grundlagen, die eher allgemeiner Natur sind und die professionellen Coaches bekannt sind. Sie mögen mir verzeihen, dass ich diese Grundlagen auch in dieses Buch aufgenommen habe. Es ist der Tatsache geschuldet, dass ich auch Leser erreichen werde, die sich gerade am Beginn ihres Weges befinden und denen ich zumindest eine grundlegende Orientierung und Hilfestellung anbieten möchte.

Transaktionales Coaching ist keine »Alles für jeden und immer«-Methode, sondern ein Konzept der Wahlmöglichkeiten. Da dieses Buch für Praktiker und diejenigen, die es werden wollen, geschrieben wurde, finden Sie viele transkribierte Beispiele. Sie sollen als Fallbeispiele dienen und sind häufig mit einer Erklärung versehen, warum ich die eine oder andere Methode oder Technik angewendet habe. Erklärte Fallbeispiele sind bei meinen Studenten sehr beliebt, denn sie liefern einen verständlichen Praxisbezug. So kommt es vor, dass zu zwei oder drei kurzen Fragen des Coaches unter Umständen eine längere Erklärung notwendig ist. Bitte haben Sie Verständnis für diese sehr ausführliche Darstellung, aber sie ist nötig, um die Komplexität, aber auch die Faszination unserer Arbeit darzustellen. Um die Lesbarkeit des Buches zu erhöhen, habe ich mich entschlossen, nicht jede empirische Aussage durch den Verweis auf die entsprechende Originalpublikation zu belegen. Bei einem Handbuch für die Praxis schien mir das nicht sinnvoll.

Dieses Buch soll eine Landkarte sein, die Ihnen eine Reise in vielleicht noch unbekannte Gebiete ermöglicht. Sie bestimmen das Tempo und ich rate Ihnen, sich die Zeit zu lassen, die Sie brauchen. Wir wissen, dass die Landkarte nicht das Gebiet ist, und so wird es vorkommen, dass Sie sich das ein oder andere Mal verlaufen. Umwege erhöhen die Ortskenntnis, seien Sie also nicht enttäuscht, wenn Sie den einen oder anderen Umweg in Kauf nehmen müssen. Es gibt in unserem Leben keinen falschen Weg, solange er uns auf den richtigen Pfad führt.

Anm. d. Verfassers: Ich mag das Wort Klient nicht, da es, abgeleitet vom lateinischen Cliens, »Anhänger oder Höriger« bedeutet. Da es im täglichen Gebrauch etabliert ist und eine positive Bedeutung hat, habe ich mich dennoch entschlossen, es zu verwenden.

Wissenschaft und Phänomene

Als ich mit dem Buch begann, habe ich versucht, möglichst wenig Grund zur Kritik zu geben und vor allem der Wissenschaft zu genügen. Im Laufe meiner Entwicklung habe ich durch die Zusammenarbeit mit vielen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Bereichen festgestellt, dass viele dieser Experten daran arbeiten, bestehende Phänomene in einer wissenschaftlichen Form erklärbar zu machen. Wann immer Versuche mit hohem wissenschaftlichem Aufwand betrieben werden und möglichst viele und moderne Geräte dazu benutzt werden, scheint es, als wäre die Wahrheit nicht mehr weit. Eine Maschine kann nicht lügen oder interpretieren, sie kann nur messbare Ergebnisse liefern. Wenn Phänomene auftreten, die nicht mit einer Maschine messbar sind, sind sie für die meisten Menschen nicht existent. Als Beispiel kann die medizinische Hypnose dienen, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann und auch heute noch von vielen Experten als Esoterik bezeichnet wird. Erst seit dem Einsatz von bildgebenden Verfahren wird dieser Form der Psychotherapie mehr Aufmerksamkeit gegeben. Dabei gibt es seit vielen Jahrzehnten zahlreiche Studien, welche die Effektivität und Wirksamkeit dieser Therapieform bei unterschiedlichen psychischen und physischen Gesundheitsproblemen nachweisen.

Durch die Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte wurde deutlich, dass das Zusammenwirken von psychischen und physischen Systemen auch wissenschaftlich belegbar ist. Dass wir weder nur aus Geist noch nur aus Gehirn noch nur aus Organen bestehen, scheint jedem Laien als Selbstverständlichkeit. Zur Verteidigung unserer westlichen Bio-Medizin muss aber klargestellt werden, dass wir uns erst durch die breit angelegte Forschung des tatsächlichen Ausmaßes der Komplexität in der Verbindung unserer unterschiedlichen Systemkomponenten zunehmend bewusst werden. Für den Laien scheint es selbstverständlich, dass wir Menschen als Ganzheit funktionieren. Nun ist auch die Wissenschaft daran zu erkennen, dass alle unsere Funktionen auf das Zusammenspiel und die Kommunikation unserer Systeme und Subsysteme beruhen. Leider sind wir wissenschaftlich noch in einem sehr frühen Stadium der Erkenntnis und daher werden viele Phänomene, seien sie medizinischer oder psychologischer Natur, noch immer als Esoterik oder Zufall bezeichnet. Aus Sicht der Naturwissenschaften ist dies zu akzeptieren, da dort die Regeln für das, was Wahrheit genannt wird, sehr präzise formuliert sind. Ob zum Beispiel Spontanremissionen tatsächlich auf Zufall beruhen oder die Wissenschaft schlicht noch nicht in der Lage ist, zu erkennen, wie diese Heilungsprozesse funktionieren, bleibt eine ungeklärte Frage.

Ich selbst habe beschlossen, diese Phänomene als das zu akzeptieren, was sie sind. Phänomene eben. In der Welt der Wissenschaft muss alles den Gütekriterien wissenschaftlicher Arbeit genügen und das ist auch gut so. Gleichzeitig stellen wir fest, dass wir in einem wissenschaftlichen Paradoxon gefangen sind. Je präziser wir etwas untersuchen, umso größer ist die Gefahr, das Große und Ganze aus den Augen zu verlieren. Es kann also durchaus sinnvoll sein, die Detailebene zu verlassen, um wieder das ganze Bild zu sehen. Seit der Erfindung des Mikroskops sind wir dabei, uns in immer kleinere Teile zu zerlegen. Wir können, dank bildgebender Verfahren, das Gehirn beim Denken beobachten und vielleicht bald unsere Organe in einem 3D-Drucker nachbilden. Alle diese Entwicklungen dienen einem positiven Zweck. Manchmal wäre es allerdings zielführender, wenn wir durch die andere Seite des Mikroskops schauen würden, um das gesamte Bild zu sehen. Erst wenn wir Wissen und Weisheit in einer homöostatischen Beziehung zueinander setzen, werden wir die fantastischen Möglichkeiten erkennen, die uns das Leben bietet. Manchmal besteht das Neue darin, wissenschaftliche Bestätigungen für Phänomene zu erhalten, die für andere Kulturen und unsere Vorfahren bereits als selbstverständlich galten.

Als leidenschaftlicher Musiker vergleiche ich meine Arbeit als Coach mit der eines Komponisten. Jeder, der ein Stück komponieren will, hat dieselbe Anzahl an Tönen zur Verfügung. Und doch entsteht aus nur zwölf Tönen ein Universum an unterschiedlichen Melodien. Insofern sehe ich mich als Komponist, der den vorhandenen Möglichkeiten eine weitere hinzugefügt hat. Allerdings arbeite ich nicht allein. In unserer Akademie werden wir von Experten unterschiedlicher Disziplinen beraten und begleitet. Die ständige Weiterentwicklung unseres Konzeptes in Theorie und Praxis soll eine erfolgreiche Weiterentwicklung unserer Arbeit garantieren.

1Einführung

»Ausbildung heißt das zu lernen, von dem Du nicht einmal wusstest, dass Du es nicht wusstest.«

(Ralph Waldo Emerson)

Was bedeutet transaktionales Coaching?

Der Begriff »transaktional« bezieht sich auf komplexe wechselseitige Beziehungen. Es gibt innere Konflikte, unklare Gefühle und unbewusste Handlungsmotive, die dem Klienten unbekannt sind und trotzdem sein Leben beeinflussen. Im transaktionalen Coaching befassen wir uns mit diesen komplexen Beziehungen, die unser Verhalten und unsere Gefühle beeinflussen. Wir arbeiten mit intrapsychischen und interpersonellen Prozessen und in der Folge mit deren unterschiedlichen Auswirkungen auf das Leben unserer Klienten. Intrapsychische Prozesse sind Gedanken und Gefühle, die in uns selbst ablaufen. Wenn wir über interpersonelle Prozesse sprechen, meinen wir damit die Interaktionen mit anderen Menschen. Diese werden durch die jeweilige Situation, den Kontext, beeinflusst. Wir passen unser Verhalten einer bestimmten Situation an, das heißt, wir übernehmen bestimmte Regeln und Normen im Verhalten. Zu den intrapsychischen Prozessen zählen wir zum Beispiel Selbstgespräche, die Haltungen und Meinungen, die wir über uns selbst haben, sowie die Form der psychischen Selbstfürsorge. Jede Form von Konflikten, intrapsychisch oder interpersonell, stört unser Gleichgewicht und unsere Suche nach Harmonie. Geht es uns körperlich schlecht, hat dies Auswirkungen auf unsere psychische Verfassung. Sind wir traurig oder niedergeschlagen, machen sich diese psychischen Zustände auch in unserer körperlichen Befindlichkeit bemerkbar. In der Biologie wird dieser grundlegende Prozess des Ausgleichs Homöostase genannt. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet Gleichgewicht. Alle biologischen Systeme sind kontinuierlich veränderten Bedingungen ausgesetzt und benötigen ein Regulationssystem, um zu überleben. Ein Beispiel für Homöostase ist die Regulation der Körpertemperatur. Steigt die Körpertemperatur, beginnt der Körper durch die Absonderung von Schweiß und die damit verbundene Kühlung der Haut, diese zu senken. Wenn die Körpertemperatur sinkt und wir frieren, werden wärmende Mechanismen wie zum Beispiel der Schüttelfrost aktiviert, um den Körper zu erwärmen. Im Zen-Buddhismus ist eine der grundlegenden Aussagen, dass nur der Weg der Mitte zur Harmonie führt. Auch unsere Psyche ist permanent um Ausgleich bemüht und drückt dies durch psychische und körperliche Vorgänge aus. Dass alles mit allem verbunden ist, trifft auf die Arbeit mit transaktionalem Coaching wortwörtlich zu. Denn die intrapsychischen Befindlichkeiten wirken nicht nur auf das Individuum, sondern werden im Kontakt mit anderen Menschen offenbart.

Die meisten Coaching-Ausbildungen zielen darauf ab, die aktuellen Probleme der Klienten durch Modelle (Tools) zu lösen. Diese folgen in der Regel einem klaren Prozess. Das Ziel ist, möglichst schnell eine positive Veränderung zu erzielen. Die Gefahr, dass dabei nur sehr oberflächliche Lösungen gefunden werden, da die tieferliegenden Ursachen nicht adäquat adressiert werden, ist nicht zu unterschätzen. Nachhaltig positive Effekte können ausbleiben, wenn nicht ausreichend Zeit für die Ergründung der Ursachen gewährt wird. Eine Vernachlässigung der Ursachenforschung für innere Konflikte kann nicht zu ihrer dauerhaften Lösung führen. Dennoch hat dieses Vorgehen im Coaching seine Berechtigung. Insbesondere in Situationen, in denen eine schnelle Intervention möglich ist, zum Beispiel bei einem sachlich orientierten Problem.

Im transaktionalen Coaching wählen wir einen ausgewogenen Ansatz und achten, sofern dies vom Klienten gewünscht wird, auf den Ursprung des aktuellen Problems. Wir verbinden unterschiedliche Disziplinen und nutzen das breite psychologische Wissen unterschiedlicher Therapieformen ebenso wie Erkenntnisse der Hirnforschung, der Neurobiologie sowie unterschiedlicher, für unsere Arbeit relevanter Wissenschaften und Methoden. Konkret geht es darum, sowohl intrapsychische als auch interpersonelle Wechselbeziehungen zu betrachten und ihre wechselseitigen Auswirkungen auf die unterschiedlichen Lebensbereiche zu ergründen.

Auf die Frage, was transaktionales Coaching ist, bleibt die beste Antwort, was es nicht ist. Transaktionales Coaching ist keine Psychotherapie. Das grenzt den Begriff eindeutig von der professionellen Arbeit eines Psychotherapeuten ab. Ein Psychotherapeut arbeitet mit behandlungsbedürftigen Patienten, das heißt, es liegt ein eindeutiges Krankheitsbild vor, welches im ICD oder DSM beschrieben ist. Die Frage, die geklärt werden muss, ist, ob eine Lebenskrise oder eine schmerzvolle Trennung als behandlungsbedürftige Krankheit eingeschätzt werden muss. Die existenzielle Angst vor dem Verlust seines Arbeitsplatzes ist ebenso wie der Wunsch nach einem sinnerfüllten Leben oder einer harmonischen Partnerschaft per Definition keine Krankheit. Wer einen Psychotherapeuten benötigt und wo auch ein gut ausgebildeter Coach hilfreich sein kann, entscheidet am Ende der Klient. Was Coaches generell untersagt ist, ist, ein Heilversprechen zu geben. Aber das müssen sie auch nicht, denn ihre Klienten sind ja nicht krank. Ich selbst arbeite sehr vertrauensvoll mit Psychotherapeuten und Ärzten zusammen und sehe diese Zusammenarbeit als Bereicherung. Zusammenfassend geht transaktionales Coaching über den Rahmen des Coachings, wie ich es in den letzten Jahren kennengelernt habe, hinaus. Selbstverständlich kann transaktionales Coaching weder ein psychologisches Studium noch eine therapeutische Ausbildung ersetzen.

Wenn Sie eine neue, leichtverdauliche Coaching-Methode erwarten, muss ich Sie enttäuschen. Mein Ziel war es, einen Kontrapunkt zu den durch Leichtigkeit und Einfachheit bestechenden Konzepten zu setzen. Mein Fundament ist der psychologische Konstruktivismus und daher bitte ich Sie, die Inhalte dieses Buches als Möglichkeiten zu sehen und keinesfalls als Wahrheit. Kritiker werden mir vorwerfen, einen Methodenmix aus unterschiedlichen Ansätzen entwickelt zu haben, und ich gebe ihnen Recht. Ich selbst sehe mich nicht als Erfinder, sondern als Synthetiker. Man kann daher meine Arbeit als eklektisch bezeichnen. Transaktionales Coaching will nichts Trennendes, sondern etwas Integrierendes und Bereicherndes sein. Konkurrenzdenken in Bezug auf andere Methoden oder Schulen liegt mir fern.

Fazit

Transaktionales Coaching ist ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl innere Gedanken und Gefühle (intrapsychische Prozesse) als auch Beziehungen zu anderen Menschen (interpersonelle Prozesse) einbezieht. Es berücksichtigt, wie diese Faktoren unser Leben beeinflussen, und zielt darauf ab, Gleichgewicht und Harmonie zu finden. Dieser Ansatz unterscheidet sich von traditionellen Coaching-Methoden, indem er eine tiefere Analyse und Bearbeitung der Ursachen für Probleme anstrebt, anstatt sich nur auf die Lösung aktueller Symptome zu konzentrieren. Transaktionales Coaching integriert Erkenntnisse aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und ist darauf ausgerichtet, die unterschiedlichen Lebensbereiche der Klienten zu verbessern. Es ist jedoch keine Psychotherapie, sondern eine eigenständige Methode, die auf persönlicher Entwicklung und Selbstwirksamkeit basiert.

Wie arbeitet ein transaktionaler Coach?

Unsere Aufgabe besteht darin, unseren Klienten die intrapsychischen und interpersonellen Wechselwirkungen in ihren Ursachen und Auswirkungen bewusst zu machen. Die Bewusstseinsbildung ist eine der zentralen Aufgaben unserer Arbeit. Nur was bewusst ist, kann verändert werden. Dabei achten wir auf die kontinuierlichen gegenseitigen Beeinflussungen und Veränderungen von intrapsychischen und interpersonellen Prozessen. Unser Blick ist auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Klienten gerichtet und wir betrachten zwei Realitätsebenen. Was genau damit gemeint ist, erkläre ich im Kapitel 3, in dem ich das Meta-Modell des transaktionalen Coachings vorstelle.

Wir fördern die Selbstwirksamkeit und Eigenermächtigung unserer Klienten. Dies geht Hand in Hand mit Selbstreflexion und Bewusstseinsentwicklung. Wir berücksichtigen den Kontext, in dem die Klienten ihre Erlebnisse schildern. Dies ermöglicht uns angemessene Hypothesen über die Ereignisse, Gefühle und Verhaltensweisen sowie deren Auswirkungen. Die Zusammenarbeit auf kollegialer Basis ist zentral, denn der Klient weiß am besten, was ihm in der jeweiligen Situation am hilfreichsten erscheint. Das bedeutet, nicht wir führen den Klienten durch einen Prozess, sondern wir arbeiten wechselseitig. Klient und Coach führen sich gegenseitig im Coaching-Prozess. Wir sprechen Einladungen aus, oft in Form einer Frage, und der Klient gibt uns Rückmeldung, ob er diese annimmt. Durch sein Feedback übernimmt er ebenfalls die Verantwortung für den Prozess und das eigene Handeln. Wir stärken damit die Selbstwahrnehmung und Fähigkeit zur Selbstregulation.

Da unsere Arbeit nicht nur auf die Beseitigung von Symptomen gerichtet ist, benötigen wir ein Verständnis der zugrundeliegenden psychischen Prozesse. Dabei greifen wir auf die Erkenntnisse der Tiefenpsychologie zurück. Sie repräsentiert den Zweig der Psychologie, der sich auf das Unbewusste und dessen Einfluss auf das menschliche Erleben fokussiert. Sie geht davon aus, dass tiefliegende, oft unbewusste psychische Prozesse zu einem hohen Anteil unser Denken, Fühlen und Handeln bestimmen. Ziel der Tiefenpsychologie ist es, ungelöste Konflikte und verdrängte Gefühle bewusst zu machen, um sie zu verarbeiten und dadurch die persönliche Entwicklung zu fördern.

Um verborgene Inhalte aus dem Unbewussten in das Bewusstsein zu heben, nutzen wir die Erkenntnisse der therapeutischen Hypnotherapie. Sie wird auch als klinische oder medizinische Hypnose bezeichnet. Seit der Begründer der modernen therapeutischen Hypnose, Milton Erickson, durch seine bahnbrechenden Erkenntnisse die Psychologie und Psychotherapie bereicherte, arbeiten viele seiner Nachfolger erfolgreich an ihrer Weiterentwicklung. Einst von Skeptikern als esoterische Praktik betrachtet, hat sich die Wirksamkeit der Methode durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt. Neuroimaging-Studien, die durch bildgebende Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) unterstützt wurden, haben darüber hinaus Einblicke in die neuronalen Prozesse während der Hypnose ermöglicht und ihre positive Wirksamkeit bestätigt. Wir hypnotisieren unsere Klienten nicht im klassischen Sinn der Hypnotherapie. Arbeiten aber, wenn erwünscht und hilfreich, in einer leichten bis mittleren Trance mit ihnen.

Wir folgen der Multimind-Theorie, deren Ursprung in der Arbeit des Psychologen und Neurobiologen Robert Ornstein liegt. Seine Kernaussage ist, dass der Mensch aus einer Vielzahl an Persönlichkeitsanteilen besteht, die sich zu seinem Selbst organisieren. Seine These ist, dass die menschliche Psyche keine homogene Einheit bildet, sondern aus unterschiedlichen »Multiminds« besteht. Die unterschiedlichen Anteile repräsentieren unterschiedliche Denk- und Wahrnehmungsstile, die kontextabhängig aktiviert werden. Seine Forschungen zeigten, dass diese Multiminds nicht nur auf der neurologischen Ebene existieren, sondern auch von sozialen, emotionalen und kulturellen Einflüssen geprägt sind. Die Erkenntnis, dass die Persönlichkeit kein monolithisches Gebilde ist, wird heute in weiten Teilen der Psychologie akzeptiert. Indem Klienten Zugang zu ihren verschiedenen Persönlichkeitsanteilen erhalten, schaffen sie damit ein besseres Verständnis für ihre intrapsychischen Konflikte. Dieser integrative Ansatz ermöglicht es im Coaching, individuell angepasste Interventionen zu entwickeln, indem der Klient mit seinen Anteilen in Kontakt tritt. Die Identifizierung und Verarbeitung intrapsychischer Konflikte werden damit erleichtert.

Im Konzept des »Lernens am Modell« des Psychologen Albert Bandura dient der Coach als Vorbild für effektive Verhaltensweisen. Dies ermöglicht Klienten, neue Verhaltensweisen, wie etwa Kommunikationsfähigkeiten, durch Beobachtung und Nachahmung zu lernen. Banduras Ansatz betont, dass Menschen durch Beobachten anderer lernen, was über die eigene Erfahrung hinausgeht. Banduras Konzept beruht auf der Bedeutung von Vorbildern und deren Wirkung auf das Verhalten und die Entwicklung eines Menschen. Coaches können durch ihre eigenen Handlungen Alternativen zum aktuellen Verhalten des Klienten anbieten. Hintergrund von Banduras Konzept ist die Tatsache, dass Menschen nicht nur durch eigene Erfahrung lernen, sondern auch durch Beobachten und Nachahmung anderer. Das einfachste Beispiel sind Kinder, die in den ersten Lebensjahren ihre Eltern, später die Mitglieder ihrer Peer-Group imitieren. Durch die enge Interaktion im Coaching-Prozess können Klienten theoretische Konzepte auch in der praktischen Umsetzung erleben. Banduras Ansatz erweitert das traditionelle Lernmodell und betont die soziale Komponente des Lernprozesses.

Im transaktionalen Coaching arbeiten wir auch mit dem Mittel der Psychoedukation. Diese bezieht sich auf das gezielte Vermitteln von psychologischem Wissen und Konzepten, um das Verständnis der Klienten für die eigenen mentalen Vorgänge zu fördern. Durch dieses Vorgehen können die Klienten nicht nur ihre Verhaltensmuster und die darunter liegenden psychischen Dynamiken besser verstehen. Sie erhalten gleichzeitig die Möglichkeit, effektivere Strategien zur persönlichen Weiterentwicklung zu finden. Der Coach als Wissensvermittler kann dazu beitragen, dass die Klienten ihre Selbstwirksamkeit stärken und mehr Verantwortung für den Veränderungsprozess übernehmen lernen. Dieser Ansatz hat sich als wirkungsvolles Instrument im Coaching erwiesen und basiert auf Transparenz und einer kollegialen Haltung, die den Klienten als gleichwertigen Partner im Prozess betrachtet. Psychoedukation kann eine transformative Kraft im Coaching-Prozess entwickeln, die nachhaltige Veränderungen stärkt, indem sie durch das vermittelte Wissen zu einem Bewusstsein für die eigenen mentalen Prozesse führt.

Ob transaktionales Coaching systemisch ist, hängt davon ab, wie man »systemisch« definiert. Es kann für Teams und organisationale Effizienz nützlich sein, aber es beachtet auch individuelle Bedürfnisse. Systemisches Coaching konzentriert sich oft auf die Struktur und Prozesse eines Systems, was zu einer Vernachlässigung emotionaler und individueller Aspekte führen kann. Folgt man der Definition von Niklas Luhmann, dem Begründer der Systemtheorie, wird der Fokus auf die Autonomie von Systemen gerichtet. Dies birgt die Gefahr, dass individuelle Stimmen im Chor des Kollektivs ungehört bleiben. Emotionale Bedürfnisse des Einzelnen und die Motivation des Individuums geraten somit in den Hintergrund. Dies führt aus meiner Sicht zu einem unvollständigen Verständnis der Dynamiken innerhalb eines Systems. Transaktionales Coaching unterscheidet sich, da es sowohl auf individuelle als auch auf systemische Bedürfnisse eingeht und sich an den spezifischen Kontext des Klienten anpasst. Es ist somit kontextorientiert, nicht ausschließlich systemisch.

Fazit

Ein transaktionaler Coach hilft Klienten, die Wechselwirkungen zwischen ihren Gedanken, Gefühlen und Beziehungen zu anderen zu verstehen. Wir legen Wert auf Selbstreflexion und Selbstwirksamkeit, wobei wir den Kontext, in dem Klienten agieren, berücksichtigen. Der Fokus liegt darauf, Bewusstsein für psychische Dynamiken zu schaffen und Selbstwirksamkeit sowie Selbstregulation zu stärken. Unsere Methode integriert Erkenntnisse aus der Tiefenpsychologie und Hypnotherapie und fördert die persönliche Entwicklung durch das Verstehen und Akzeptieren verschiedener Persönlichkeitsanteile. Transaktionales Coaching kombiniert diese Methoden mit einem kontextorientierten Ansatz, der individuell auf den Klienten zugeschnitten ist. Im Coaching-Prozess folgen wir einem kooperativen Ansatz, bei dem der Klient aktiv teilnimmt und Feedback gibt.

Letzte Warnung

Dieses Buch ist nicht zur Selbstoptimierung geeignet. Optimiert wird überall, sowohl bei der Ernährung, der Fitness, dem Aussehen als auch dem Einkommen. Der größte Markt in dieser Selbstoptimierungsindustrie findet sich im Bereich der Psychologie, denn ohne eine optimierte Psyche scheint es unmöglich, diesen ständigen Optimierungsstress bewältigen zu können. Der Effekt ist ähnlich wie beim Trinken von Salzwasser. Je mehr man davon trinkt, umso durstiger wird man. Auf diese Weise gleichen die Ergebnisse vieler Selbstoptimierungsversuche häufig einem Schlachtfeld, deren Trümmer aus gescheiterten Beziehungen und den ungeliebten Anteilen der eigenen Persönlichkeit bestehen. Zu akzeptieren, dass die Umstände das Ergebnis des eigenen Handelns sind, fällt vielen schwer. Die Umstände im Außen zu verändern ist selten hilfreich, wenn sich nicht gleichzeitig die Umstände im Inneren verändern. Viele Menschen tragen den Wunsch nach Transformation in sich und die meisten scheitern an einer simplen Tatsache. Es ist unbequem, lieb gewonnene Rituale, seien sie im Denken, im Fühlen oder im Handeln, zu ersetzen. Zudem benötigen nachhaltige Veränderungsprozesse Zeit, um sich einzustellen. Damit sind wir bei einem weiteren kritischen Faktor: der Zeit. In unserer Hochleistungsgesellschaft gibt es offensichtlich immer zu wenig davon, daher muss auch das mit der Veränderung unserer eigenen Persönlichkeit schnell gehen. Tatsache ist, dass Veränderungsprozesse so lange dauern, wie sie eben dauern. Ein neues Bewusstsein zu entwickeln und aus dem gut konditionierten und zum erheblichen Teil unbewussten Gewohnheitsdenken herauszutreten, ist für viele Menschen ein Lebensprojekt, das Disziplin erfordert.

Statt sich auf ständige Leistungssteigerung zu konzentrieren, sollte der Schwerpunkt im Leben auf Selbstakzeptanz und Wohlbefinden liegen. Der Trend zur Selbstoptimierung führt zu unrealistischen Erwartungen, deren Folgen Stress, Burnout und ein geringes Selbstwertgefühl sind. Wichtig ist, ein Gleichgewicht zwischen persönlichem Wachstum und der Anerkennung und Wertschätzung des eigenen Selbst zu finden. Echtes Glück und Zufriedenheit stammen oft aus der Akzeptanz des eigenen Selbst und der eigenen Grenzen, nicht aus ständiger Selbstverbesserung.

Jeder Mensch ist ein Original und als solches auf die Welt gekommen. Leider verlieren wir schon früh in unserem Leben unsere Ganzheit. Von Kindesbeinen an lernen wir die Dinge zu trennen. Wir trennen den Körper vom Geist, die Arbeitszeit von der Freizeit, die Liebe von der Erotik, den Erfolg von der Empathie, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Ziel scheint zu sein, möglichst alt zu werden und in dieser Lebensspanne möglichst viel zu erledigen. Wer sein Leben im Erledigen-Modus verbringt, wird nie irgendwo ankommen, schon gar nicht bei sich selbst. Daher ist ein Ansatz im transaktionalen Coaching, unseren Klienten zu befähigen, sich diese Ganzheit wieder zurückzuholen, um sein Leben nicht als Kopie zu verbringen. Das Zitat eines Teilnehmers eines Seminars lautet sehr treffend: »Es gibt keine To-do-Liste nach dem Tod.«

Fazit

Die Anstrengungen, sich kontinuierlich selbst zu optimieren, führen selten zu nachhaltiger Zufriedenheit. Die Ursache ist häufig in unrealistischen Erwartungen zu finden, die statt Selbstakzeptanz und Wohlbefinden Stress und Frustration auslösen. Transaktionales Coaching ist kein Weg zur Selbstoptimierung. Die Betonung unserer Arbeit liegt auf der Wiedererlangung von Ganzheit und Authentizität des Individuums, nicht auf dem Erreichen externer Ziele.

Wie können Sie erfolgreich mit diesem Buch arbeiten?

Damit die Inhalte dieses Buches ihre Wirkung entfalten können, benötigen Sie Zeit, um Ihre Erkenntnisse im Inneren zu manifestieren. Wie schon geschrieben, ist dieses Buch für die aktive Arbeit gedacht, unabhängig davon, ob Sie an sich oder mit Klienten arbeiten. Um ein besseres Verständnis für Lernvorgänge zu erhalten, greife ich hier auf das bekannte 4-Phasen-Modell des Lernens zurück. Menschen lernen nicht linear, sondern entwickeln ihre Fähigkeiten in unterschiedlichen Phasen. Diese Phasen werden in dem genannten Modell, das von dem Psychologen Martin M. Broadwell und seinem Kollegen Noel Burch entwickelt wurde, wie folgt beschrieben (siehe auch Abbildung 1.1):

Abbildung 1.1: Das 4-Phasen-Modell des Lernens

Phase 1: Unbewusste Inkompetenz

Wenn ich nicht weiß, dass ich etwas nicht weiß, könnte man diesen Zustand als den der absoluten Glückseligkeit bezeichnen. Warum? Wenn ich keinen Mangel spüre, habe ich auch keinen Grund, diesen Zustand zu ändern. Aus dieser Perspektive ist Glück die Abwesenheit von Mangel. In dieser Phase sind wir uns der Unfähigkeit in einem bestimmten Bereich nicht bewusst. Wir haben weder Erkenntnisse oder Erfahrungen und erkennen auch nicht, dass wir diese benötigen. Wir können dies am Beispiel Autofahren gut erklären. Wenn ich als Säugling in meinem Kinderwagen geschoben werde, habe ich noch kein Verständnis dafür, was Autofahren für mich bedeuten könnte. Es fehlt der Impuls eines Defizites, welches ich beheben möchte. Je älter ich werde, umso wichtiger wird die Fähigkeit, selbst Auto fahren zu können. Bis ich in die zweite Phase eintrete, die ich Ihnen gerne in meinem Fall schildere.

Phase 2: Bewusste Inkompetenz

Sobald wir unser Defizit erkannt haben, treten wir in die zweite Stufe ein. Das Bewusstsein für unser Defizit wächst zunehmend und wir erkennen die Notwendigkeit, dieses durch Lernen zu eliminieren. Als mir bewusst wurde, wie vorteilhaft es wäre, Auto fahren zu können, schlich ich mich heimlich in die Garage, in der das Auto meiner Eltern stand. Ich war 14 Jahre alt und hatte nicht die Absicht, mit dem Auto einen Ausflug zu machen. Aber ich wollte zumindest den Motor zum Laufen bringen. Also setzte mich ins Auto und startete. Leider hatte mein Vater den ersten Gang eingelegt und ich wusste damals noch nicht, dass ich die Kupplung vor dem Starten betätigen musste. Das Auto machte einen Satz nach vorne an die Garagenwand, begleitet von einem lauten Knall. Wie erstarrt saß ich in dem Auto und war somit in der Phase der bewussten Inkompetenz angelangt. Ich wusste jetzt, was ich nicht konnte, und gleichzeitig stieg die Motivation, das Autofahren erlernen zu wollen. Der Drang nach Unabhängigkeit, Mobilität und der damit zusammenhängenden Selbstbestimmung wuchs bis zu meinem 18 Lebensjahr.

Phase 3: Bewusste Kompetenz

In dieser Stufe haben Sie die notwendige Kompetenz und das relevante Wissen erworben. Die Ausführung der erlernten Tätigkeit erfordert jedoch viel Konzentration und Aufmerksamkeit, was in meinem Fall mit einem Totalschaden einherging. Als ich kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag meine Führerscheinprüfung bestand, fühlte ich mich so richtig erwachsen. Als ich mit meiner damaligen Freundin durch die Stadt fuhr, sah ich meinen Fahrlehrer auf der entgegengesetzten Spur entgegenkommen. Wild gestikulierend versuchte ich ihn auf mich aufmerksam zu machen, während das vor mir fahrende Auto bremste. Die Folgen waren ein Totalschaden bei meinem Auto, ein Schleudertrauma bei meiner Freundin und das Ende einer Beziehung. Ich hatte einen Führerschein, aber souverän Auto fahren konnte ich noch nicht. Das lag daran, dass ich während des Fahrens noch darüber nachdenken musste, was ich als Nächstes tun musste, und gleichzeitig war ich noch nicht in der Lage, potenzielle Gefahren richtig abzuschätzen. Motor starten, Kupplung drücken, ersten Gang einlegen, Blinker setzen, Schulterblick und dann langsam die Kupplung kommen lassen. Das alles waren bewusste Prozesse, die mich vom Wesentlichen abgelenkt haben, auf die Straße und den Verkehr zu achten.

Phase 4: Unbewusste Kompetenz

Im Laufe der Zeit schlich sich eine positive Routine ein und ich fuhr unbewusst kompetent. Ich musste nicht mehr darüber nachdenken, wie die einzelnen Schritte sind, um das Auto sicher durch den Verkehr zu führen. Ich fuhr antizipativ, das heißt, ich beobachtete den Verkehr und bereitete mich auf unterschiedliche Szenarien unbewusst vor. Wird der Autofahrer die Spur wechseln? Bleiben die Kinder bei Rot tatsächlich stehen? Kennt der Fahrradfahrer die Rechts-vor-links-Regel? Diese Gedanken spielen sich unbewusst in meinem Gedächtnis ab, während ich gleichzeitig über die Inhalte meines nächsten Seminars nachdachte. Autofahren wurde zu einer Routine wie das morgendliche Zähneputzen oder der Blick in meinen Briefkasten. Viele kennen das Phänomen von langen Autofahrten, bei denen man am Ziel sich nicht mehr genau erinnern kann, wie man dort angekommen ist. Manchmal hat man das Gefühl, die Fahrt wäre in einer Art Trance geschehen. Die Gefahr bei dieser unbewussten Routine ist, dass man wieder in die erste Phase unseres Lernprozesses zurückfällt, also so routiniert wird, dass man plötzlich die relevanten Ereignisse im Straßenverkehr übersieht.

Sie können das Lernen auch beschleunigen, indem Sie so oft als möglich üben. Je häufiger Sie wiederholen, umso schneller kommen Sie in eine positive Routine. Aber Achtung, zu viel Routine wiegt uns in gefährlicher Sicherheit. Je mehr wir glauben, uns auf unsere erlernte Routine verlassen zu können, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir Fehler begehen. Also wieder auf der Stufe der bewussten Inkompetenz landen. Das gilt für das Autofahren ebenso wie für die Arbeit als Coach. Piloten werden in regelmäßigen Abständen getestet, damit ihre Routine nicht zu falschen Entscheidungen führt und ihre Aufmerksamkeit fokussiert bleibt. Als Coach überprüfe ich meine Routinen immer wieder durch Supervisionen und den kollegialen Austausch. Für einen Coach, der sich für transaktionales Coaching interessiert, ist es zudem hilfreich, regelmäßig selbst einen psychologischen Coach oder Psychotherapeuten aufzusuchen. Das eigene Leben zu reflektieren, schafft persönliches Wachstum und kommt daher auch ihren Klienten zugute. Ein weiterer Faktor beim Lernen ist die Lernmotivation bzw. die Frustration, wenn etwas nicht so gut gelingt, wie man es sich vorgestellt hat. Die meisten Lernprozesse bescheren Ihnen zu Beginn einen schnellen Lernerfolg bzw. Erkenntnisse. Als Beispiel können wir einen 100-Meter-Läufer wählen. Vom schlechten 100-Meter-Läufer zum durchschnittlichen ist der Aufwand nicht übermäßig hoch. Schon nach wenigen Trainingseinheiten wird sich die Zeit deutlich verbessern. Von einem durchschnittlichen zu einem guten 100-Meter-Läufer ist der Aufwand schon deutlich höher und der Erfolg stellt sich nicht mehr so schnell ein. Der Weg von einem guten zu einem exzellenten 100-Meter-Läufer ist von intensivem Training, Rückschlägen und Entbehrungen gekennzeichnet. Selbst wenn Sie bis hierher durchgehalten haben, werden Sie die 100-Meter-Distanz noch nicht unter zehn Sekunden laufen. Bis Sie dieses Ziel erreichen, dauert es Jahre intensiven Trainings. Während meines Studiums habe ich eine Arbeit gelesen, in der behauptet wurde, dass 93 Prozent der Menschen bei einem Wirkungsgrad von ebenfalls 93 Prozent ihrer Potenziale aufhören, an ihren Zielen zu arbeiten, und sich anderen Themen widmen. Ob dies tatsächlich der Realität entspricht, weiß ich nicht, da ich die Studie nicht mehr finden konnte. Aber es klingt für mich plausibel, dass die meisten Menschen aufhören, an sich zu arbeiten, wenn es so richtig anstrengend wird. Will ich Ihnen damit sagen, dass Sie immer 100 Prozent erreichen müssen? Nein, keinesfalls, manchmal ist gut genug durchaus akzeptabel. Aber wenn Sie als Coach besonders werden wollen, sollten Sie den Anspruch haben, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Fazit

Um mit diesem Buch erfolgreich zu arbeiten, sollte Sie sich Zeit nehmen, um die Konzepte zu verinnerlichen und anzuwenden. Das 4-Phasen-Modell bietet eine einfache, aber effektive Methode, um den individuellen Lernprozess nachzuvollziehen und zu strukturieren. Es erinnert uns daran, dass Lernen ein gradueller Prozess ist, der Geduld, Wiederholung und Feedback benötigt. Indem wir verstehen, auf welcher Stufe des Lernens wir uns befinden, können wir gezieltere Maßnahmen treffen, um unseren Lernerfolg zu strukturieren. Die regelmäßige Reflexion durch Üben und Praxis ist der beste Weg zur erfolgreichen Anwendung der erlernten Inhalte. Im Kontext des transaktionalen Coachings geht es allerdings nicht um Perfektion, sondern um Sicherheit im Umgang mit den Herausforderungen der Klienten.

2Grundsätze des transaktionalen Coachings

»Kein Ansatz, der sich auf Wissen, auf Training, auf die Annahme irgendeiner Lehre verlässt, kann auf Dauer von Nutzen sein. Haltung ist entscheidend, nicht Worte.«

(Carl R. Rogers, 1902 – 1987, US-amerikanischer Psychologe und Psychotherapeut)

Ursprünglich lautete die Überschrift »Axiome des transaktionalen Coachings«. Ein Axiom ist laut Definition eine allgemeingültige Wahrheit, die keinen Beweis benötigt. Meine Haltung verbietet es mir, einen so starken Begriff zu nutzen, da in meiner Welt nur wenige absolute Wahrheiten existieren. Daher habe ich mich entschieden, Ihnen grundsätzliche und hilfreiche Hinweise für die Arbeit anzubieten. Durch sie drückt sich auch unsere Haltung im transaktionalen Coaching aus. Sie bilden das Fundament, auf dem wir unsere Beziehung zum Klienten gestalten, und prägen so die Einstellung und das Verhalten eines Coaches, der nach diesem Modell arbeitet. Viel von dem, was transaktionales Coaching bedeutet, finden Sie in diesen kurzen Grundsätzen.

Empathie ist die Grundlage unserer Arbeit

Einfühlungsvermögen ist ein grundlegendes Prinzip, denn ohne Empathie gibt es keinen wahrhaftigen Kontakt. Die Fähigkeit, sich in die Welt seines Klienten hineinzuversetzen, macht unsere Arbeit erst möglich. Nur ein Coach, der sich in die Lage des Klienten hineinversetzen kann, bietet einen sicheren und unterstützenden Rahmen. In einem Coaching kann die dünne Linie zwischen Hineinfühlen und Mitleiden fließend sein. Wenn die Klienten schmerzhafte Erfahrungen teilen, ist es oft schwierig, einfühlsam zu reagieren. Das ist vor allem dann der Fall, wenn wir selbst emotional belastet sind. Daher ist es wichtig, sich selbst regelmäßig durch Supervision und achtsame Selbstwahrnehmung emotional stabil zu halten. Ansonsten können wir von der emotionalen Intensität mancher Ereignisse auf der Seite der Klienten überwältigt werden. Wenn Sie als Coach das gleiche Leid empfinden wie Ihr Klient, verlieren Sie den Kontakt zu ihm. Der Unterschied zwischen Einfühlen und Mitleiden liegt in der Art der emotionalen Beteiligung. Die Gefühle der Klienten zu verstehen und sich einzufühlen, bedeutet nicht, die emotionalen Belastungen zu übernehmen. Mitleiden hingegen könnte dazu führen, dass die professionelle Distanz beeinträchtigt wird.

Ein Phänomen, das sich in vielen Coaching-Ausbildungen durchgesetzt hat, ist das sogenannte Pacing (Spiegeln). Dieser natürliche soziale Prozess, bei dem sich die Körperhaltung, Sprache und Stimme dem Gesprächspartner angleichen, wird in vielen Ausbildungen als »Werkzeug« zur Empathiebildung vermittelt. Aus meiner Sicht kann ein Tool keine Empathie erzeugen, denn Empathie muss aus dem Herzen kommen. Ist dies gegeben, spricht nichts dagegen, sich Methoden oder Werkzeugen zu bedienen, um seiner Empathie Ausdruck zu verleihen. Wenn ein wahrhaftiger Kontakt zustande kommt, wird sich das Phänomen des sich gegenseitigen Spiegelns auf natürliche Weise einstellen.

Praxisbeispiel: Dialog zwischen Coach (C) und Klient (K) unter dem Aspekt der Empathie

K: In letzter Zeit fühle ich mich wirklich überfordert bei der Arbeit. Die Projekte stapeln sich und ich habe das Gefühl, nicht mithalten zu können

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C: Das klingt wirklich stressig. Es muss schwer sein, sich unter diesem Druck zu befinden

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K: Ja, genau. Manchmal habe ich das Gefühl, dass niemand versteht, wie viel auf mir lastet

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C: Es ist wichtig, dass Sie wissen, dass Ihre Gefühle hier Raum haben. Können Sie mir mehr darüber erzählen, was diesen Druck für Sie ausmacht?

K: Nun, ich bin ständig besorgt, Fehler zu machen. Und ich will niemanden enttäuschen, besonders nicht meinen Vorgesetzten

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C: Es klingt, als würden Sie eine große Last der Verantwortung tragen. Und es ist nachvollziehbar, dass Sie sich Sorgen um die Qualität Ihrer Arbeit machen

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K: Ja, das tue ich. Aber es ist schwer, darüber zu sprechen, ohne sich schwach zu fühlen

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C: Es erfordert tatsächlich viel Mut, sich diesen Gefühlen zu stellen. Ich bewundere Ihre Fähigkeit, sich offen auszudrücken. Lassen Sie uns gemeinsam erkunden, wie wir den Druck mindern können, ohne Ihre Professionalität zu beeinträchtigen

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K: Das wäre wirklich hilfreich. Ich weiß nur nicht, wo ich anfangen soll

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C:

Verständlich. Manchmal kann der erste Schritt darin bestehen, anzuerkennen, dass es in Ordnung ist, Unterstützung zu suchen. Unsere Arbeit hier ist ein sicherer Ort für Sie, um Strategien zu entwickeln, die Ihnen helfen, sich weniger überfordert zu fühlen

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In diesem Dialog zeigt der Coach Empathie, indem er aktiv zuhört und die Gefühle des Klienten anerkennt, ohne selbst emotional überwältigt zu werden. Der Coach behält eine professionelle Distanz bei, bietet aber gleichzeitig Unterstützung und Anleitung, was den Unterschied zwischen Einfühlen und Mitleiden veranschaulicht.

Transparenz ist der Schlüssel zur gleichberechtigten Zusammenarbeit

Wir sind transparent in der Anwendung unserer Interventionstechniken, da Klient und Coach ein gleichberechtigtes Arbeitsbündnis eingehen. Somit wird der Klient als kollegialer Partner in die gemeinsame Arbeit eingeladen. Die Bereitschaft des Coaches, den Klienten in seine Hypothesen und Denkprozesse Einblick zu gewähren, bildet die Basis für eine vertrauensvolle Beziehung und schafft die Grundlage für wirksame Interventionen. Der Coach sollte ein breites Spektrum an Interventionsmöglichkeiten anbieten können und in der Lage sein, dem Klienten unterschiedliche Angebote für sein Anliegen zu unterbreiten. Frei nach dem Grundsatz: »Wenn etwas nicht funktioniert, versuchen wir etwas anderes.« Indem der Coach seine Hypothesen und Interventionen offenlegt, ermöglicht er dem Klienten einen Einblick in seine Denk- und Vorgehensweise. Damit ermutigt der Coach seinen Klienten zur Kollaboration und zum gemeinsamen Erkunden geeigneter Möglichkeiten, sein Anliegen zu bearbeiten. Die Transparenz des Coaches dient nicht nur dem Klienten, sondern beinhaltet gleichsam ein wertvolles Feedback für den Coach, auf dessen Grundlage er sein Vorgehen kontinuierlich anpassen kann.

Schon in der Auftragsklärung sollten wir unseren Klienten über unsere Vorgehensweise informieren und ihn zum kritischen Dialog ermuntern. Vermitteln Sie dem Klienten das Gefühl, dass Sie nur dann erfolgreich arbeiten können, wenn Sie seine Unterstützung erhalten. Informieren Sie ihn auch während des Coaching-Prozesses über Ihre Hypothesen und das geplante Vorgehen. Wir fördern eine konstruktiv-kritische Grundhaltung unserer Klienten, da diese unsere Arbeit bereichert und ein wichtiges Element unserer persönlichen Weiterentwicklung ist. Wir sprechen Einladungen aus, offerieren Angebote und der Klient entscheidet, welche davon er annehmen möchte. Damit eröffnen Sie Ihrem Klienten Wahlmöglichkeiten und stärken seine Selbstwirksamkeit. Das bedeutet nicht, dass Sie jede Intervention ankündigen und erklären müssen. Vielmehr drückt es Ihre innere Haltung aus, den Klienten als gleichwertigen Partner im Coaching-Prozess zu verstehen.

Praxisbeispiel: Dialog zwischen Coach (C) und Klient (K) zum Thema Transparenz

C: Bevor wir beginnen, möchte ich mit Ihnen unsere Arbeitsweise besprechen. Ich glaube an eine transparente und gleichberechtigte Zusammenarbeit. Das heißt, Sie sind ein aktiver Teil dieses Prozesses. Wie klingt das für Sie?

K: Das klingt interessant. Was genau meinen Sie mit transparenter Zusammenarbeit?

C: Nun, zum Beispiel werde ich Ihnen meine Hypothesen und die Gründe für bestimmte Interventionen, die ich vorschlage, offenlegen. Ich möchte, dass Sie verstehen, warum ich bestimmte Techniken anwende und wie sie Ihnen helfen können

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K: Das klingt gut. Ich mag die Idee, in den Prozess einbezogen zu werden

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C: Schön, dass Sie dazu bereit sind. Durch Ihr Feedback weiß ich, ob meine Vorgehensweise funktioniert oder nicht. Daher kann ich, wenn etwas nicht funktioniert, etwas anderes anbieten. Daher ist es für unsere Zusammenarbeit wichtig, dass Sie Ihre Gedanken zu unseren Sitzungen offen teilen. Ihr Feedback ist entscheidend, damit wir die richtigen Lösungen finden

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K

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Ist diese Vorgehensweise nicht ungewöhnlich? Ich habe eigentlich gedacht, Sie führen mich als Experte durch den Prozess

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C: Genau das werde ich auch tun. Um aber sicherzustellen, dass die von mir eingeschlagene Richtung bei Ihnen auch zu wirksamen und nachhaltigen Veränderungen führt, bin ich auf Ihre Mitarbeit angewiesen. Sie sind schließlich der Experte für Ihr Leben

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K: Mir kommt diese Vorgehensweise sehr entgegen. Wie lautet denn Ihre Hypothese in meinem Fall?

C: Zum Beispiel habe ich die Hypothese, dass Ihr aktuelles Arbeitsumfeld zu Ihrem Stress beiträgt. Basierend darauf schlage ich vor, Techniken zur Stressbewältigung zu erarbeiten. Wie klingt das für Sie?

K: Das könnte sicher hilfreich sein. Ich bin auch neugierig auf andere Möglichkeiten, mit dem aktuellen Stress besser umzugehen

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In diesem Dialog veranschaulicht der Coach den Ansatz der Transparenz und gleichberechtigten Zusammenarbeit, indem er seine Denkprozesse und vorgeschlagenen Interventionen mit dem Klienten teilt. Der Klient wird ermutigt, sich aktiv zu beteiligen und Feedback zu geben, wodurch eine Atmosphäre der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts geschaffen wird.

Akzeptiere das Realitätskonstrukt des Klienten

Einer der Pfeiler, auf der sich unsere Methode gründet, ist der psychologische Konstruktivismus. Dieser betont, als theoretische Grundlage, die individuelle Konstruktion der Realität. Menschen schaffen ihre individuelle Realität aus Informationen ihrer inneren und äußeren Repräsentationen, die sich meist unbewusst als »Erfahrungsmuster« etablieren. Aus diesen Mustern werden Glaubenssätze und Werte, die als Verhalten ausgedrückt werden und die Reaktion auf das individuelle Realitätskonstrukt sind. Somit lässt sich am Verhalten ein Teil der individuellen Realität erkennen und im Coaching bearbeiten. Dies gelingt nur, wenn der Coach dieses Konstrukt akzeptiert und keine Wertung anstellt. Durch diese wertfreie Annahme des Realitätskonstrukts des Klienten erhalten wir einen tieferen Einblick in die grundlegenden Motivationen und Absichten seines Verhaltens. Daher ist die Akzeptanz der unterschiedlichen Realitätskonstrukte die Grundhaltung in unserer Arbeit. Auch wir als Coaches leben in unserem Realitätskonstrukt und sollten uns dieser Tatsache bewusst sein. Die individuelle Realität findet ihren Ausdruck in der Kommunikation, sowohl verbal als auch nonverbal. Durch sie vermitteln wir unsere innere Welt nach außen und offenbaren unserem Gesprächspartner unsere Haltungen, Glaubenssysteme, Werte, Überzeugungen und noch vieles mehr. Es gibt keine richtige oder falsche Realität, nur unterschiedliche, und genau in dieser Unterschiedlichkeit liegt die Herausforderung, aber auch die Faszination unserer Arbeit.

Praxisbeispiel: Dialog zwischen Coach (C) und Klient (K), in dem die Konstruktion der Realität geklärt wird.

C: Ich möchte, bevor wir mit unserer Arbeit beginnen, mit Ihnen über die Idee sprechen, dass jeder von uns seine eigene Realität konstruiert. Das bedeutet, Ihre Sicht der Welt ist einzigartig und geformt durch Ihre persönlichen Erfahrungen. Meine Welt natürlich ebenso. Daher ist meine Aufgabe, Ihre individuelle Realität zu verstehen. Das gelingt mir am besten, wenn Sie offen und ohne Rücksicht auf Normen oder Konformitäten Ihr Bild der Welt vermitteln. Wie sehen Sie das?

K: Das klingt ein bisschen abstrakt. Meinen Sie, dass mein Blick auf die Welt nicht die Wahrheit ist?

C:

Exakt. Es geht nicht darum, was wahr oder falsch ist, sondern darum, wie Sie Ihre Welt erleben und verstehen. Ihre Glaubenssätze und Werte, die aus Ihren Erfahrungen entstehen, formen Ihre Realität. Wenn ich diese verstehen lerne, kann ich auch den Sinn und die positive Absicht Ihres Verhaltens besser nachvollziehen

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K: Das ist interessant. Ich habe nie darüber nachgedacht, dass mein Verhalten direkt mit meiner individuellen Sicht der Welt zusammenhängt. Ich habe noch nicht einmal darüber nachgedacht, dass ich und jeder andere Mensch eine individuelle Sicht der Welt haben

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C: Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist, Ihr Realitätskonstrukt zu akzeptieren und zu verstehen. Es geht nicht darum, Ihre Sichtweise zu beurteilen, sondern sie zu verstehen. Vielleicht können wir an einem aktuellen Problem gleich feststellen, wie unterschiedliche Realitäten einen Konflikt erzeugen

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