Messverfahren und Klassifikationen in der muskuloskelettalen Radiologie - Simone Waldt - E-Book

Messverfahren und Klassifikationen in der muskuloskelettalen Radiologie E-Book

Simone Waldt

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Beschreibung

<p><strong>Schnell zur Hand: Winkel, Messungen, Klassifikationen</strong></p> <p>Zum raschen Nachschlagen: radiologische Messverfahren und Klassifikationen für orthopädische Erkrankungen.</p> <ul> <li>Das will der Kliniker vom Radiologen wissen: alle wichtigen Klassifikationen, anhand derer Stadium und Prognose festgelegt werden.</li> <li>Eindrucksvolle Visualisierung mit didaktisch exzellenten Zeichnungen.</li> <li>Der aktuellste Wissensstand: mit den neueren orthopädischen Krankheitsbildern.</li> <li>Besonders hilfreich beim Befunden: Strukturierung nach anatomischen Regionen und Krankheitsbildern.</li> <li>Höchster Klinikbezug: Welche Messverfahren und Klassifikationen bei welchen Krankheitsbildern?</li> </ul> <p>Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.</p>

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Seitenzahl: 318

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Messverfahren und Klassifikationen in der muskuloskelettalen Radiologie

Simone Waldt, Matthias Eiber, Klaus Wörtler

3., unveränderte Auflage

423 Abbildungen

Vorwort

„Die besten Bücher sind die, von denen jeder Leser meint, er hätte sie selbst machen können.“

Blaise Pascal, französischer Mathematiker,Physiker und Philosoph (1623–1662)

In kaum einer Subdisziplin der klinischen Medizin findet man wohl eine solch verwirrende Vielzahl von Messverfahren und Klassifikationssystemen wie in der orthopädischen Diagnostik. Ganz sicher aber sind es genug, um als Radiologe, Orthopäde oder Unfallchirurg nicht immer alle Methoden und Referenzwerte „im Kopf“ haben zu können. Dieses Problem ist, wie auch die Idee zu diesem Buch, nicht neu.

Als ich während meiner Ausbildung an der Universität Münster begann, mich mit der orthopädischen Radiologie zu beschäftigen, existierte an unserem radiologischen Skelettarbeitsplatz als wichtiges Utensil ein Aktenordner, der als Loseblattsammlung Kopien aus unterschiedlichsten Lehrbüchern und Zeitschriften enthielt. Die von meinen Vorgängern zusammengetragenen Blätter fassten in ungeordneter Folge wichtige Messungen und Klassifikationen zusammen, die zwar mehr oder weniger häufig eingesetzt wurden, aber offensichtlich nur schwer in das Langzeitgedächtnis des jeweiligen Befunders zu überführen waren. Das im Laufe der Jahre durch Gebrauchsspuren recht unansehnlich gewordene Lehrwerk wurde von meinen damaligen Kollegen und mir schlicht der „Ordner“ genannt, als unverzichtbares Hilfsmittel angesehen, argwöhnisch gehütet und ständig um weitere Seiten und Anmerkungen ergänzt.

Eine ganz ähnliche Sammlung, allerdings in elektronischer Form, wurde später an der Technischen Universität München von Assistenzärzten des Skelettarbeitplatzes erstellt. Diese erreichte zwar nach meinem persönlichen Empfinden nie den Charme des alten „Ordners“, hatte jedoch bezüglich Modernität, Ordnung und Verfügbarkeit und letztlich auch unter hygienischen Gesichtspunkten Vorteile. Außerdem stellt sie den direkten Vorläufer dieses Buches dar.

In diesem Buch werden verschiedenste Messverfahren und Klassifikationssysteme aus allen Bereichen der muskuloskelettalen Radiologie mit Ausnahme der Frakturlehre (damit ließe sich ein weiteres Buch füllen) dargestellt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die Autoren haben versucht, nach Möglichkeit auf die Originalpublikationen zurückzugreifen, um Fehler durch inkorrekte „Überlieferung“ gebräuchlicher Methoden zu vermeiden. Neben der Erläuterung von Messverfahren und Klassifikationskriterien wurde der Versuch unternommen, den tatsächlichen praktischen Stellenwert der einzelnen Methoden zu beleuchten. Weitgehend veraltete Verfahren und Systeme wurden gar nicht oder nur mit entsprechenden Anmerkungen in die Sammlung aufgenommen.

Dieses Buch ersetzt kein Lehrbuch. Es ist als Nachschlagewerk für die tägliche Arbeit gedacht und soll Lernenden und Ausbildenden als externer Speicher für die Dinge dienen, die man sich „einfach nicht merken kann“ und vielfach auch gar nicht merken muss. Natürlich ist es mit dem Ausmessen von Winkeln und dem Jonglieren mit Klassifikationen nicht getan. Der Leser sollte die Zeit, die er durch die Verwendung dieses Buches einsparen kann, dazu nutzen, sich das Grundwissen der orthopädischen Diagnostik anzueignen oder sein bestehendes Wissen auszubauen. Die Möglichkeiten hierfür sind vielfältig.

Ich hoffe, dass dieses Buch seinen Lesern ebenso gute Dienste erweisen wird wie mir seinerzeit der „Ordner“. Ich werde es jedenfalls benutzen.

München, im Frühjahr 2011 Klaus Wörtler

Abkürzungen

A., Aa. Arteria, Arteriae

AASA Anterior Acetabular Sector Angle

AHA akromiohumeraler Abstand

AJCC American Joint Committee on Cancer

aLDFW anatomischer lateraler distaler Femurwinkel

aMPFW anatomischer medialer proximaler Femurwinkel

ALPSA Anterior Labro-Ligamentous Periosteal Sleeve Avulsion

a.–p. anterior-posterior

ARCO-Klassifikation Asscociation internationale de la Reserche sur la Circulation Osseuse

ASSR American Society of Spine Radiology

ASRS American Scoliosis Research Society

ASNR American Society of Neuroradiology

AT-Winkel Antetorsionswinkel

BHAGL Bony Humeral Avulsion of Glenohumeral Ligaments

BWK Brustwirbelkörper

BWS Brustwirbelsäule

CCD-Winkel Centrum-Collum-Diaphysen-Winkel

CE-Winkel Center-End of roof-Winkel

CIC Carpal Instability Complex

CID Concealed Interstitial Delamination; Carpal Instability Dissociative

CLIP Capitolunate Instability Pattern

CIND Carpal Instability Non Dissociative

CSV Central Sacral Vertical Line

CT Computertomografie

DGOT Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Traumatolgie

DISI Dorsiflexed Intercalated Segment Instability

DM Double Major

DMAA Distal Metatarsal Articular Angle

d.–p. dorsopalmar, dorsoplantar

DT Double Thoracic

DXA Dual-X‑Ray-Absorptiometrie

ECF Epiphyseolysis capitis femoris

ED-Winkel Epiphysen-Diaphysen-Winkel

ET-Winkel Epiphysentorsionswinkel

FAI femoroazetabuläres Impingement

FDP Flexor digitorum profundus

FDS Flexor digitorum superficialis

GCTTS Giant Cell Tumor of Tendon Sheaths (Riesenzelltumor der Sehnenscheiden)

GLAD Glenolabral Articular Disruption

HAGL Humeral Avulsion of Glenohumeral Ligaments

HASA Horizontal Acetabular Sector Angle

HE Hounsfield-Einheit

HWK Halswirbelkörper

HWS Halswirbelsäule

ICRS International Cartilage Repair Society

IGHL inferiores glenohumerales Ligament

IKDC International Knee Documentation Committee

in Inch

IS/ISP Infraspinatus

LBK labrobizipitaler Komplex

LDTW lateraler distaler Tibiawinkel

LI Lumbar Index

Lig., Ligg. Ligamentum, Ligamenta

LLK labroligamentärer Komplex

LPFW lateraler proximaler Femurwinkel

LUCL Lateral Ulnar Collateral Ligament

LWK Lendenwirbelkörper

LWS Lendenwirbelsäule

M., Mm. Musculus, Musculi

MCS Medial Clear Space

MCP metakarpophalangeal

MHK Mittelhandknochen

MHz Megahertz

mLDFW mechanischer lateraler distaler Femurwinkel

mLPFW mechanischer lateraler proximaler Femurwinkel

MPFW medialer proximaler Femurwinkel

MPNST maligner peripherer Nervenscheidentumor

MPTW medialer proximaler Tibiawinkel

MRT Magnetresonanztomografie

MT Main Thoracic

MTP metatarsophalangeal

MUCL Medial Ulnar Collateral Ligament

MW Mittelwert

N., Nn. Nervus, Nervi

NASS North American Spine Society

NOS Not Otherwise Specified

OARS Osteoarthritis Research Society

OCD Osteochondrosis dissecans

OMERACT Outcome Measures in Rheumatoid Arthritis Clinical Trials

p.–a. posterior-anterior

PAINT Partial Articular-Sided with Intratendinous Extension

PASA Posterior Acetabular Sector Angle

PASTA Partial Articular-Sided Supraspinatus Tendon Avulsion

PIP proximales Interphalangealgelenk

PISI Palmarflexed Intercalated Segment Instability

PNET primitiver neuroektodermaler Tumor

PPL Parallel Pitch Lines

PTS Posterior Tibial Slope

PVNS pigmentierte villonoduläre Synovialitis

QCT quantitative Computertomografie

ROI Region of Interest

RUS Radius, Ulna, Short Bones

SCOI Southern California Orthopedic Institute

SD Standardabweichung

SE Spin-Echo

SGHL superiores glenohumerales Ligament

SLAC Scapholunate Advanced Collapse

SLAP Superior Labral Anterior to Posterior

SMS Skeletal Maturity Score

SSC Subskapularis

SS/SSP Supraspinatus

STAS Supraspinatus Tendon Articular-Sided but not at a Footprint

SWK Sakralwirbelkörper

TCS Total Clear Space

TEP Totalendoprothese

TFCC Triangular Fibrocartilage Complex

TFO Tibiofibular Overlap

TF-Winkel Tragflächenwinkel

TM Teres-minor/Triple Major

TMT tarsometatarsal

TT-Winkel Tibiatorsionswinkel

TTTG Tibial Tuberosity Trochlear Groove

UICC Union Internationale Contre le Cancer

UTL Ulnar Translation

V Volt

VHL vordere Humeruslinie

WHO Weltgesundheitsorganisation

WOMAC-Score Western Ontario and McMaster Osteoarthritis-Score

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Abkürzungen

1 Beinachse

1.1 Ganzbeinaufnahme

1.1.1 Mechanische und anatomische Beinachse

1.1.2 Grundlegende Messverfahren für die Planung von Osteotomien

1.1.3 Beinlänge

1.2 Computertomografische Torsionswinkel- und Längenmessung

1.2.1 Femurtorsion (AT-Winkel)

1.2.2 Tibiatorsion (TT-Winkel)

1.2.3 Ober- und Unterschenkellängenmessung

2 Hüftgelenk

2.1 Kennlinien des Hüftgelenks im Röntgenbild

2.2 CCD- und AT-Winkel

2.2.1  Projizierter CCD-Winkel

2.2.2  Projizierter AT-Winkel (nach Dunn-Rippstein-Müller)

2.2.3 Reelle CCD- und AT-Winkel

2.3  Pfannenanteversion

2.3.1 Konventionelles Röntgenbild

2.3.2 Rotationsmessung im CT

2.4  Coxa profunda

2.4.1 Verhältnis medialer Azetabulumrand/ilioischiale Linie

2.4.2 CE-Winkel nach Wiberg

2.5  Protrusio acetabuli

2.6 Angeborene Hüftdysplasie

2.6.1 Konzept der bildgebenden Diagnostik

2.6.2 Ultraschalldiagnostik im 1. Lebensjahr

2.6.3 Röntgendiagnostik im Kleinkindesalter (bis ca. 5. Lebensjahr)

2.6.4 Röntgendiagnostik ab dem 5. Lebensjahr

2.6.5 Röntgendiagnostik nach Wachstumsabschluss (Restdysplasien)

2.7 Morbus Perthes

2.7.1 Krankheitsstadien (Waldenström-Stadien)

2.7.2 Catterall-Klassifikation

2.7.3 „Head-at-Risk“-Zeichen

2.7.4 Klassifikation nach Salter und Thompson

2.7.5 Lateral-Pillar-Klassifikation nach Herring

2.8 Epiphyseolysis capitis femoris (ECF)

2.8.1 Frühzeichen auf der a.–p. Röntgenaufnahme

2.8.2 Epiphysendislokationswinkel nach Gekeler

2.9 Hüftkopfnekrose des Erwachsenen

2.9.1 Klassifikation der Hüftkopfnekrose nach Ficat und Arlet

2.9.2 ARCO-Klassifikation der Hüftkopfnekrose

2.9.3 Klassifikation der Hüftkopfnekrose nach Marcus

2.10 Femoroazetabuläres Impingement (FAI)

2.10.1 Cam-Impingement

2.10.2 Pincer-Impingement

2.11 Klassifikation heterotoper Ossifikationen

2.12 Anhang

3 Kniegelenk

3.1 Patellofemorales Kompartiment

3.1.1 Vertikale Position der Patella/Patelladystopie

3.1.2 Horizontale Position der Patella/Patelladystopie

3.1.3 Trochleadysplasie

3.1.4 TTTG-Abstand

3.2 Tibiaplateau

3.2.1 Posterior Tibial Slope

3.3 Menisken

3.3.1 Klassifikation von Meniskusrissen

3.3.2 Klassifikation des Scheibenmeniskus nach Watanabe

3.4 Kreuz- und Kollateralbänder

3.4.1 Tibiavorschub

3.4.2 Ersatz des vorderen Kreuzbands

3.4.3 Klassifikation von Verletzungen des medialen Kollateralbands

4 Fuß

4.1 Fußformen

4.2 Achsenverhältnisse des Fußes

4.3 Übersicht: Messverfahren bei Fußdeformitäten

4.3.1 Längsgewölbe des Fußes

4.3.2 Rückfußgeometrie

4.3.3 Mittelfuß- und Vorfußgeometrie

4.4 Fußdeformitäten bei Erwachsenen

4.4.1 Spreizfußdeformität

4.4.2 Hallux valgus

4.4.3 Kleinzehendeformitäten

4.5 Kindliche und kongenitale Fußdeformitäten

4.5.1 Fußdeformitäten des Kindes- und Erwachsenenalters

4.5.2 Kongenitale Fußdeformitäten

4.6 Fettpolsterhöhe

4.7 Haglund-Ferse

4.7.1 Philip-Fowler-Winkel

4.7.2 Parallele Steigungslinien nach Pavlov

4.8 Konventionell-radiologische Beurteilung der Syndesmose

4.9 Typen des Os tibiale externum nach Lawson

4.10 Klassifikation der Peronealsehnenluxation

5 Schultergelenk

5.1 Akromiontypen nach Bigliani

5.2 Os-acromiale-Typen

5.3 Glenoidversion

5.4 Akromiohumeraler Abstand

5.5 Rupturen der Rotatorenmanschette

5.5.1 Allgemeine Klassifikation

5.5.2 Neuere Typisierung von Rotatorenmanschettenläsionen

5.5.3 Klassifikation von Partialrupturen der Rotatorenmanschette nach Ellman

5.5.4 Klassifikation der Rotatorenmanschettenrupturen nach Snyder

5.5.5 Retraktionsgrad nach Patte

5.5.6 Tangentenzeichen nach Zanetti

5.5.7 Klassifikation der fettigen Degeneration der Rotatorenmanschette nach Goutallier

5.6 Vordere Schulterinstabilität

5.7 Normvarianten des superioren Labrums und des labrobizipitalen Komplexes

5.7.1 Sublabraler Rezessus

5.7.2 Sublabrales Foramen

5.7.3 Buford-Komplex

5.7.4 Insertionstypen der langen Bizepssehne nach Vangsness

5.8 Pathologien des labrobizipitalen Komplexes und der langen Bizepssehne

5.8.1 SLAP-Läsionen

5.8.2 Pulley-Läsionen

5.9 Tendinitis calcarea

5.9.1 Lokalisation von Kalkdepots im konventionellen Röntgenbild

5.9.2 Klassifikation von Kalkdepots nach Gärtner

5.9.3 Klassifikation von Kalkdepots nach Bosworth

5.10 Verletzungen des Akromioklavikulargelenks

5.10.1 Klassifikation nach Tossy

5.10.2 Klassifikation nach Rockwood

6 Ellenbogengelenk

6.1 Kubitalwinkel (Tragewinkel des Ellenbogengelenks)

6.1.1 Humerus-Ellenbogen-Handgelenk-Winkel nach Oppenheim

6.1.2 Humeroulnarer Winkel

6.1.3 Baumann-Winkel

6.2 Hilfslinien und Winkel zur Diagnostik von Frakturen und Fehlstellungen

6.2.1 Vordere Humeruslinie (Rogers-Linie)

6.2.2 Radius-Kapitulum-Achse

6.3 Klassifikation der posterolateralen Rotationsinstabilität nach OʼDriscoll

7 Handgelenk und Hand

7.1 Gelenkwinkel des distalen Radius

7.1.1  Radialer Anstiegswinkel

7.1.2 Palmarinklination des distalen Radius

7.2 Ulnavarianz nach Gelbermann

7.3 Karpalbögen nach Gilula

7.4 Karpale Winkel

7.5 Karpale Höhe

7.5.1  Karpaler Index nach Youm

7.5.2 Höhenindex nach Natrass

7.6  Translationsindex nach Chamay

7.7 Karpale Instabilität

7.7.1 Klassifikation der karpalen Instabilität nach Amadio (ergänzt durch Schmitt)

7.7.2 Klassifikation der perilunären Luxation nach Mayfield

7.7.3 Instabilitätsformen der zentralen Karpalsäule

7.7.4 Klassifikation der skapholunären Dissoziation

7.8 Klassifikation der Lunatumnekrose (Morbus Kienböck) nach Lichtmann und Ross

7.9 Klassifikation der Läsionen des ulnokarpalen Komplexes (TFCC) nach Palmer

7.10 Metakarpalzeichen

7.11 Klassifikation von Ringbandverletzungen

7.11.1 Sonografische Diagnostik von Ringbandverletzungen nach Klauser

7.11.2 Diagnostik von Ringbandverletzungen in der MRT

8 Wirbelsäule

8.1 Physiologische Krümmungen der Wirbelsäule in der Sagittalebene

8.1.1 Lordose der Halswirbelsäule

8.1.2 Kyphose der Brustwirbelsäule

8.1.3 Lordose der Lendenwirbelsäule

8.2 Skoliose

8.2.1 Skoliosewinkel nach Cobb

8.2.2 Skoliosewinkel nach Ferguson

8.2.3 Risser-Zeichen

8.2.4 Abschätzung der Wirbelkörperrotation nach Nash und Moe

8.2.5 Rotationsbestimmung nach Perdriolle

8.2.6 Rumpfüberhang

8.2.7 Skolioseklassifikationen

8.3 Diskushöhensequenz

8.4 Spondylolisthesis

8.4.1 Messmethoden zur Evaluation des ventralen Wirbelgleitens

8.4.2 Messmethoden zur Evaluation sekundärer statischer Veränderungen

8.5 Interpedikularabstand

8.5.1 Direkte Messung

8.5.2 Indirekte Messung

8.5.3 Interpedikularabstand bei Spondylolyse

8.6 Nomenklatur und Klassifikation degenerativer Bandscheibenveränderungen

8.6.1 Pathoanatomische Klassifikation der dorsalen Bandscheibenvorwölbung

8.6.2 Nomenklatur und Klassifikation der lumbalen Diskuspathologie

9 Kraniozervikaler Übergang und Halswirbelsäule

9.1 Atlantodentaler Abstand

9.1.1 Ventrale und dorsale atlantodentale Distanz

9.1.2 Frontale atlantodentale Distanz

9.2 Vertebrales Alignement

9.2.1 Seitliche Röntgenaufnahme

9.2.2 A.–p. Röntgenaufnahme

9.3 Prävertebraler Weichteilschatten

9.4 Basiläre Impression

9.5 Instabilitätskriterien nach Panjabi

10 Muskuloskelettale Tumoren

10.1 Histopathologische Klassifikation

10.1.1 Knochentumoren

10.1.2 Weichteiltumoren

10.2 Staging

10.2.1 Staging maligner Knochentumoren

10.2.2 Staging von Weichteilsarkomen

10.2.3 Enneking-System

10.3 Chirurgische Resektionsränder, Resektionsstatus

10.4 Radiologische Diagnostik von Knochentumoren

10.4.1 Klassifikation des Destruktionsmusters

10.4.2 Lodwick-Klassifikation

10.4.3 Klassifikation von Periostreaktionen

10.4.4 Klassifikation von Matrixverkalkungen

11 Osteoporose

11.1 Knochendichtemessung

11.1.1 Dual-X-Ray-Absorptiometrie (DXA)

11.1.2 Quantitative CT (QCT)

11.2 Klassifikation osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen

11.2.1 Spinal Fracture Index nach Genant

11.2.2 Spine Deformity Index

12 Arthrose

12.1 Kellgren-Lawrence-Score

12.2 OARS-Atlas nach Altman

13 Gelenkknorpel

13.1 Graduierung von Knorpelläsionen

13.1.1 Klassifikation nach Outerbridge

13.1.2 Klassifikation nach Shahriaree

13.1.3 Klassifikation nach Noyes und Stabler

13.1.4 Klassifikation nach Bauer und Jackson

13.1.5 ICRS-Klassifikation von Knorpelschäden

13.2 Klassifikation akuter chondraler und osteochondraler Verletzungen

13.3 Klassifikation chronischer osteochondraler Läsionen

13.3.1 Stadieneinteilung nach Berndt und Harty

13.3.2 ICRS-Klassifikation der Osteochondrosis dissecans

13.3.3 MRT-Stadieneinteilung nach Nelson/Dipaola

14 Hämophilie

14.1 Petterson-Score

14.2 MRT-Scores

14.2.1 Denver-Score

14.2.2 Hämophilie-Score der Expert MRI Working Group

14.3 Anwendung der Scores

15 Rheumatoide Arthritis

15.1 Radiologisches Scoring

15.1.1 Larsen-Score

15.1.2 Scoring-System nach Sharp

15.1.3 Ratingen-Score

15.2 MRT-Scores

15.3 Anwendung der Scores

16 Muskelverletzungen

16.1 Klassifikation nach Müller-Wohlfahrt

16.1.1 Schmerzhafte Muskelverhärtung (Typ-I-Läsion)

16.1.2 Sogenannte „Muskelzerrung“ (Typ-II-Läsion)

16.1.3 Muskelfaser-/-bündelriss (Typ-III-Läsion)

16.1.4 Muskelriss/Sehnenausriss (Typ-IV-Läsion)

16.2 Andere Klassifikationen

17 Skelettalter

17.1 Grundlagen

17.1.1 Knochenentwicklung

17.1.2 Grundzüge der Skelettentwicklung der Hand

17.2 Bestimmung des Skelettalters

17.2.1 Vor dem 3. Lebensmonat

17.2.2 Nach dem 3. Lebensmonat

17.3 Bestimmung der prospektiven Körperendlänge

17.3.1 Methode nach Bayley und Pinneau

17.3.2 Methode nach Tanner und Whitehouse

17.3.3 Methode nach Roche-Wainer-Thissen

17.4 Computerassistierte Techniken zur Bestimmung des Skelettalters

17.5 Anwendung der Skelettalterbestimmung

Anschriften

Impressum

1 Beinachse

1.1 Ganzbeinaufnahme

Grundlage für die radiologische Analyse der Beinachse ist die Ganzbeinaufnahme im a.–p. Strahlengang.

Um die Beinachse korrekt zu bestimmen, ist die parallele Ausrichtung der Femurkondylen zum Röntgenmedium Voraussetzung. Dies wird durch ventrales Ausrichten der Patellae bei neutraler Stellung beider Kniegelenke erreicht. Wichtigstes Qualitätskriterium der Ganzbeinaufnahme ist die Zentrierung der Patellae zwischen den Femurkondylen ( ).

Abb. 1.1Ganzbeinaufnahme im a.–p. Strahlengang mit regelrecht zwischen den Femurkondylen zentrierter Patella.

Im Allgemeinen geht dies mit einer Stellung der Füße in 8 – 10° Außenrotation einher. Bei Torsionsfehlstellungen der Tibia, die zur Lateralisierung oder Medialisierung der Patella führen, wird die Position des Gelenks durch Innen- oder Außenrotation des Unterschenkels korrigiert, sodass die Patella nach ventral zeigt (unabhängig von der Position der Füße; ).

Abb. 1.2a,bKorrektur von Torsionsfehlstellungen der Tibia bei der Ganzbeinaufnahme. Um bei der Ganzbeinaufnahme eine parallele Positionierung von Femurkondylen und Röntgenfilm zu erreichen, wird die Patella nach ventral ausgerichtet. Drehfehler des Unterschenkels (a) werden durch Innen- oder Außenrotation des Unterschenkels korrigiert (b).

An der unteren Extremität unterscheidet man anatomische und mechanische Achsen:

Anatomische Achsen ( ): Die anatomischen Achsen von Femur und Tibia verlaufen mittdiaphysär und werden durch die Mittelpunkte zweier möglichst weit voneinander entfernter Senkrechten zum Schaft festgelegt.

Abb. 1.3a,bAnatomische Achsen der unteren Extremität.

a Femur.

b Tibia.

Mechanische Achsen ( ): Die mechanischen Achsen von Femur und Tibia werden durch die Mittelpunkte der angrenzenden Gelenke festgelegt. Die mechanischen Achsen von Femur und Tibia bilden physiologischerweise einen Varuswinkel von 1,2°.

Abb. 1.4a,bMechanische Achsen der unteren Extremität.

a Femur.

b Tibia.

1.1.1 Mechanische und anatomische Beinachse

1.1.1.1 Mechanische Beinachse (Mikulicz-Linie, Traglinie)

Die mechanische Beinachse ( ) wird auf der Ganzbeinaufnahme im a.–p. Strahlengang ermittelt. Die Achse wird durch den Mittelpunkt des Hüftgelenks (Femurkopfmittelpunkt) und durch das Zentrum des oberen Sprunggelenks (Mittelpunkt der distalen tibialen Gelenkfläche) gelegt. Die Traglinie sollte etwas medial des Kniegelenksmittelpunkts verlaufen; gemessen wird die Abweichung vom Mittelpunkt des Gelenks nach lateral bzw. medial in Millimetern (mm).

Abb. 1.5acMechanische Beinachse (Traglinie, Mikulicz-Linie). Die Achse verläuft durch den Mittelpunkt des Femurkopfs und durch den Mittelpunkt der distalen tibialen Gelenkfläche.

a Schematische Darstellung.

b Vergrößerung des schematischen Verlaufs der Achse durch das Kniegelenk.

b Ermittlung der Achse auf der Röntgenaufnahme.

Mechanische Beinachse

Normwerte (mediale Achsabweichung): 4 mm ± 4 mm (nach Bhave u. Mitarb.) bzw. 9 mm ± 7 mm (nach Paley u. Mitarb.)

Genu valgum: Abweichung darüber hinaus (> Normwert − Standardabweichung) nach lateral

Genu varum: Abweichung darüber hinaus (> Normwert + Standardabweichung) nach medial

1.1.1.2 Anatomische Beinachse

Die anatomische Beinachse ( ) wird auf der Ganzbeinaufnahme im a.–p. Strahlengang beurteilt. Es wird der nach oben spitze Winkel zwischen den anatomischen Femur- und Tibiachsen gemessen.

Abb. 1.6a,bAnatomische Beinachse. Die anatomische Beinachse wird durch die Femur- und die Tibiaschaftachse festgelegt.

a Schematische Darstellung.

b Ermittlung der Achse auf der Röntgenaufnahme.

Anatomische Beinachse

Normwerte:6,85° ± 1,4°

Genu valgum:> 8,3°

Genu varum:< 0°

Physiologischerweise besteht eine geringe Valgusstellung zwischen anatomischer Femur- und Tibiaachse. Eine komplett gerade Beinachse ist daher als unphysiologisch zu bewerten. Wenn der femorotibiale Winkel negativ wird, liegt ein Genu varum vor.

[1]  Bhave et al. (nicht publizierte Ergebnisse)

[2]  Paley D, Herzenberg JE, Tetsworth K et al. Deformity planning for frontal and sagittal plane corrective osteotomies. Orthop Clin North Am 1994; 25: 425 – 465

[3]  Paley D. Principles of deformity correction. Berlin: Springer; 2001

1.1.2 Grundlegende Messverfahren für die Planung von Osteotomien

Abb. 1.7a–dDarstellung der Basislinien der Gelenke, wie sie an der unteren Extremität eingezeichnet werden, um die Gelenkwinkel zu bestimmen.

a Proximaler Femur.

b Distaler Femur.

c Proximale Tibia.

d Distale Tibia.

Der mediale und der laterale Winkel in Bezug auf eine Achse ergänzen sich logischerweise auf 180°. Es wird normalerweise der Winkel von beiden angegeben, dessen Normwert unter 90° liegt. Am proximalen Femur wird übereinkunftsgemäß der Winkel zur anatomischen Achse medial und der Winkel zur mechanischen Achse lateral gemessen.

Es ergeben sich die in , und dargestellten Winkel, die in Bezug zu den Basislinien der Gelenke bei der Planung von orthopädischen Korrekturosteotomien herangezogen werden.

Tab. 1.1

Normwerte und Streubereiche der Gelenkwinkel nach Paley.

Winkel

Normwert (°)

Streuung (°)

aMPFW

anatomischer medialer proximaler Femurwinkel

84

80 – 89

mLPFW

mechanischer lateraler proximaler Femurwinkel

90

85 – 95

mLDFW

mechanischer lateraler distaler Femurwinkel

88

85 – 90

aLDFW

anatomischer lateraler distaler Femurwinkel

81

79 – 83

MPTW

medialer proximaler Tibiawinkel

87

85 – 90

LDTW

lateraler distaler Tibiawinkel

89

86 – 92

Abb. 1.8Gelenkwinkel nach Paley in Bezug zu den mechanischen Achsen von Femur und Tibia. Angegeben sind die Normwerte mit den entsprechenden Streubereichen in Klammern.

a LDTW= lateraler distaler Tibiawinkel

b LPFW= lateraler proximaler Femurwinkel

c mLDFW= mechanischer lateraler distaler Femurwinkel

d MPTW= medialer proximaler Tibiawinkel

Abb. 1.9Gelenkwinkel nach Paley in Bezug zu den anatomischen Achsen von Femur und Tibia. Angegeben sind die Normwerte mit den entsprechenden Streubereichen in Klammern.

a aLDFW= anatomischer lateraler distaler Femurwinkel

b LDTW= lateraler distaler Tibiawinkel

c MPFW= medialer proximaler Femurwinkel

d MPTW= medialer proximaler Tibiawinkel

[4]  Paley D. Principles of deformity correction. Berlin: Springer; 2001

1.1.3 Beinlänge

An der Ganzbeinaufnahme in standardisierter Aufnahmetechnik kann die Beinlänge folgendermaßen gemessen werden ( ): Durch Anlegen einer horizontalen Tangente an die obere Hüftkopfkontur wird der kranialste Punkt des Hüftkopfs festgelegt. Zwischen diesem Punkt und dem distalsten Punkt des medialen Femurkondylus, der durch eine horizontale Tangente an den medialen Femurkondylus festgelegt wird, wird die Femur- bzw. die Oberschenkellänge gemessen. Die Unterschenkel- bzw. die Tibialänge wird zwischen dem distalsten Punkt des medialen Femurkondylus und dem Zentrum des distalen Tibiaplateaus bestimmt. Entsprechend wird die Gesamtlänge zwischen dem Oberrand des Hüftkopfs und dem Zentrum des Tibiaplateaus gemessen.

Abb. 1.10a,bBeinlängenmessung in der Ganzbeinaufnahme.

a Bestimmung der Länge des Femurs (F) bzw. des Oberschenkels und der Tibia (T) bzw. des Unterschenkels.

b Bestimmung der Gesamtbeinlänge (G).

1.2 Computertomografische Torsionswinkel- und Längenmessung

1.2.1 Femurtorsion (AT-Winkel)

Zur Messung des AT-Winkels werden axiale CT-Aufnahmen des proximalen und distalen Femurs in Gelenkhöhe angefertigt. Dabei wird die Untersuchung in Neutralstellung der unteren Extremität durchgeführt. Um die Schenkelhalsachse möglichst genau und reproduzierbar festzulegen, sollten Aufnahmen mit großer Schichtdicke angefertigt werden (empfehlenswert ist eine Schichtdicke von 10 mm).

Der AT-Winkel wird zwischen der Schenkelhalsachse und einer an die Hinterkante der Femurkondylen angelegten Tangente gemessen ( ). Die Tangente an die Hinterkante der Femurkondylen wird auf der Schicht eingezeichnet, auf der die Femurkondylen mit dem größten Durchmesser zur Darstellung kommen.

Abb. 1.11a-cMessung des AT-Winkels mittels CT.

a Bestimmung der Winkel zwischen der Schenkelhalsachse und der Horizontalen bzw. zwischen der Tangente an die Hinterkante der Femurkondylen und der Horizontalen.

b Addition der so erhaltenen Winkel zum AT-Winkel.

c Schematische Darstellung der Bestimmung des AT-Winkels.

Zur Festlegung der Schenkelhalsachse wurden unterschiedliche Methoden vorgeschlagen:

Die Achse kann approximativ auf einer Schicht festgelegt werden, auf der Anteile sowohl des Femurkopfs als auch des Schenkelhalses angeschnitten sind (s.  ).

Um die Schenkelhalsachse genauer darzustellen, können, soweit das mit der zur Verfügung stehenden Software möglich ist, aneinander grenzende CT-Schichten auf dem Befundungsmonitor addiert bzw. deren Mittelwert berechnet werden.

Nach Murphy u. Mitarb. wird die Schenkelhalsachse am genauesten als Gerade konstruiert, die durch den Hüftkopfmittelpunkt und durch die Mitte der Schenkelhalsbasis verläuft ( ). Die Basis des Schenkelhalses kommt auf einer relativ weit kaudal gelegenen Schicht als Ellipse zur Abbildung. Der Mittelpunkt dieser Ellipse und der Hüftkopfmittelpunkt, der mittels Kreisschablone konstruiert wird, werden zur Schenkelhalsachse auf addierten Bildern verbunden.

Abb. 1.12a,bMessung des AT-Winkels nach Murphy. Die Schenkelhalsachse wird auf summierten Aufnahmen durch das Zentrum des Hüftkopfs und durch das Zentrum der Schenkelhalsbasis festgelegt.

1= Schenkelhalsachse

2′= Parallele zu 2

2= Tangente an die Hinterkante der Femurkondylen

a Ermittlung der Schenkelhalsachse auf der CT-Aufnahme.

b Schematische Darstellung.

Um die Auswertung zu vereinfachen, können die Winkel, die am proximalen und distalen Femur bestimmt werden, zunächst gegen eine Horizontale ausgemessen und dann entsprechend addiert bzw. subtrahiert werden. Wenn die Winkel zur Horizontalen das gleiche Vorzeichen tragen, werden sie subtrahiert; tragen sie unterschiedliche Vorzeichen, wie in , werden sie addiert. Nach Dihlmann und in anatomischen Lehrbüchern wird folgender Normwert für die Antetorsion des Schenkelhalses angegeben:

Schenkelhalsachse

Normwert: α = 10 – 15° Antetorsion

zeigt alterskorrigierte Normwerttabellen und Bewertungsschemata, wie sie vom Arbeitskreis für Hüftdysplasie der DGOT vorgeschlagen wurden. In sind unterschiedliche Studien aufgeführt, in denen Referenzpopulationen zur Etablierung von Normwerten bzw. Normwerttabellen untersucht wurden. Die divergierenden Ergebnisse sind im Wesentlichen auf die erhebliche Schwankungsbreite des AT-Winkels zurückzuführen. Außerdem ist der Antetorsionswinkel stark altersabhängig und nimmt vom Säuglingsalter, in dem er über 30° beträgt, auf die oben angegebenen Normwerte im Erwachsenenalter ab.

Tab. 1.2

Ergebnisse von Studien zur Normwertbestimmung des AT-Winkels bei Erwachsenen.

Messverfahren

Anzahl n

AT-Winkel Mittelwert (± Standardabweichung) (°)

Intervall (°)

Dunlap et al. 1953

konventionelles Röntgen

200

10

5 – 26

Budin u. Chandler 1957

Übersicht über die vorhandene Literatur

  –

8 – 15

Tomczak et al. 1997

MRT

 25

22,2

0 – 37

CT

 25

15,7

3 – 48

Schneider et al. 1997

MRT

 98

10,4 ± 6,2

Strecker et al. 1997

CT

505

24,1 ± 17,4

Jend 1986

CT

 32

15,3 ± 11,9

Auch größere Abweichungen des AT-Winkels bei Jugendlichen normalisieren sich im Verlauf häufig spontan, wobei keine definierten Kriterien vorliegen, um den Verlauf sicher zu prognostizieren.

[5]  Budin E, Chandler E. Measurement of femoral neck anteversion by a direct method. Radiology 1957; 69: 209 – 213

[6]  Dunlap K, Shands AR Jr, Hollister LC Jr et al. A new method für determination of torsion of the femur. J Bone Joint Surg Am 1953; 35: 289 – 311

[7]  Jend HH. Computed tomographic determination of the anteversion angle. Premises and possibilities. RöFo 1986; 144: 447 – 452

[8]  Murphy SB, Simon SR, Kijewski PK et al. Femoral antetorsion. J Bone Joint Surg Am 1987; 69: 1169 – 1176

[9]  Schneider B, Laubenberger J, Jemlich S et al. Measurement of femoral antetorsion and tibial torsion by magnetic resonance imaging. Br J Radiol 1997; 70: 575 – 579

[10]  Strecker W, Keppler P, Gebhard F et al. Length and torsion of the lower limb. J Bone Joint Surg 1997; 79: 1019 – 1023

[11]  Tomczak R, Guenther KP, Rieber A et al. MR imaging measurement of the femoral antetorsional angle as a new technique: comparison with CT in children and adults. Am J Roentgenol 1997; 168: 791 – 794

1.2.2 Tibiatorsion (TT-Winkel)

Auch die Tibiatorsion wird in Neutralstellung der unteren Extremität gemessen. Um Fehler zu vermeiden, muss die Längsachse der Tibia während der Untersuchung parallel zur z-Achse des Geräts ausgerichtet sein.

Es werden axiale CT-Schnitte der proximalen und distalen Tibia in Höhe des Knie- und Sprunggelenks angefertigt. Der TT-Winkel wird zwischen einer Referenzlinie in Höhe des Tibiaplateaus und einer Referenzlinie im Bereich des Pilon tibiale gemessen. Proximal sollte eine Schicht knapp oberhalb des Fibulaköpfchens als Messebene gewählt werden. Distal sollte das Pilon tibiale in größter Ausdehnung erfasst sein.

Mehrere Methoden zur Festlegung der Referenzlinien auf diesen Aufnahmen sind in der Literatur beschrieben und evaluiert worden ( ):

Tab. 1.3

Ergebnisse von Studien zur Normwertbestimmung des TT-Winkels bei Kindern und Erwachsenen.

Messverfahren

Untersuchte Altersgruppe

Anzahl n

Tibiatorsion (°)

Staheli u. Engel 1972

klinische Untersuchung

Kinder:

Geburt bis 1 Jahr

2 – 8 Jahr

9 – 13 Jahre

Erwachsene

160

 20

 4 – 7

 9 – 11

12 – 14

14 ± 5

Hutter u. Scott 1949

Kadaverstudie

Erwachsene

 40

20 (0 – 40)

Jakob et al. 1980

CT

Erwachsene

 45

30

Schneider et al. 1997

MRT

Erwachsene

 98

41,7 ± 8,8

Strecker et al. 1997

CT

Erwachsene

504

34,9 ± 15,9

Clementz 1988

Durchleuchtung

Erwachsene:

rechts

links

200

100

100

30,7 ± 7,8

28,6 ± 7,6

[12]  Clementz BG. Tibial torsion measured in normal adults. Acta Orthop Scand 1988; 59: 441 – 442

[13]  Hutter CG, Scott W. Tibial torsion. J Bone Joint Surg Am 1949; 31: 511 – 518

[14]  Jakob RP, Haertel M, Stussi E. Tibial torsion calculated by computerised tomography and compared to other methods of measurement. J Bone Joint Surg 1980; 62-B: 238 – 242

[15]  Jend HH, Heller M, Dallek M et al. Measurement of tibial torsion by computer tomography. Acta Radiol Diagn (Stockh) 1981; 22: 271 – 276

[16] Keats TE. Atlas of Radiologic Measurement. St. Louis: Mosby; 2001

[17]  Schneider B, Laubenberger J, Jemlich S et al. Measurement of femoral antetorsion and tibial torsion by magnetic resonance imaging. Br J Radiol 1997; 70: 575 – 579

[18]  Staheli LT, Engel GM. Tibial torsion: a method of assessment and a survey of normal children. Clin Orthop Relat Res 1972; 86: 183 – 186

[19]  Strecker W, Keppler P, Gebhard F et al. Length and torsion of the lower limb. J Bone Joint Surg 1997; 79: 1019 – 1023

1.2.3 Ober- und Unterschenkellängenmessung

Entsprechend der Beinlängenmessung an der Ganzbeinaufnahme kann die Länge von Ober- und Unterschenkel (bzw. von Femur und Tibia) an einem in Neutralstellung der Beine angefertigten Topogramm bestimmt werden ( ).

Abb. 1.15Beinlängenmessung mittels CT.

F= Länge des Femurs (bzw. des Oberschenkels)

T= Länge der Tibia (bzw. des Unterschenkels)

G= Gesamtbeinlänge

Oberschenkellänge: Die Oberschenkellänge wird zwischen dem Oberrand der Hüftkopfkontur und dem distalsten Punkt des medialen Femurkondylus gemessen. Diese beiden Punkte werden am besten durch das Anlegen von horizontal verlaufenden Tangenten festgelegt.

Unterschenkellänge: Der mediale Femurkondylus und das Zentrum des distalen Tibiaplateaus werden entsprechend zur Bestimmung der Unterschenkellänge verwendet.

Gesamtlänge: Zur Messung der Gesamtlänge des Beines wird der Abstand zwischen dem Oberrand des Hüftkopfs und dem Mittelpunkt des distalen Tibiaplateaus gemessen.

2 Hüftgelenk

2.1 Kennlinien des Hüftgelenks im Röntgenbild

Bei der Diagnostik von anlagebedingten und erworbenen Pathologien des Azetabulums ist es hilfreich, auf folgende Kennlinien (deren durchgehende Darstellung und Bezug zueinander) zu achten ( ):

Iliopektineale Linie (Linea arcuata, Linea terminalis): Die iliopektineale Linie ist die Kennlinie des vorderen Pfeilers.

Ilioischiale Linie: Diese Linie wird im kranialen Anteil durch den tangential getroffenen hinteren Anteil der Lamina quadrilateralis und im kaudalen Anteil durch das Os ischiadicum (mediale Begrenzung) gebildet; die ilioischiale Linie ist die Kennlinie des hinteren Pfeilers.

Pfannendach.

Köhler-Tränenfigur: Die Köhler-Tränenfigur wird lateral durch den medialen Anteil der Hüftpfanne und medial durch den anterioinferioren Anteil der Lamina quadrilateralis gebildet. Die Lamina quadrilateralis ist die Rückwand des Azetabulums, die der Beckenlichtung nach innen zugewandt ist und annähernd eine viereckige ebene Fläche darstellt.

Ventraler Pfannenrand.

Dorsaler Pfannenrand.

[20]  Armbuster TG, Guerra J, Resnick D et al. The adult hip: an anatomic study. Part I: The bony landmarks. Radiology 1978; 128 (1): 1 – 10

2.2 CCD- und AT-Winkel

2.2.1  Projizierter CCD-Winkel

Der projizierte CCD-Winkel ( ) wird auf der Beckenübersichtsaufnahme und auf der a.–p. Aufnahme des Hüftgelenks bzw. des Femurs ermittelt. Der Winkel wird durch die Schenkelhalsachse und durch die Femurschaftachse gebildet.

Abb. 2.2CCD-Winkel. Schematische Darstellung.

Die Schenkelhalsachse kann folgendermaßen festgelegt werden ( ): Der Hüftkopfmittelpunkt wird mit der Kreisschablone bestimmt. Dann werden die Schnittpunkte des Kreises mit der medialen und lateralen Begrenzung des Schenkelhalses verbunden. Die Senkrechte auf diese Linie, die durch den Hüftkopf zieht, ist die Schenkelhalsachse.

Abb. 2.3a,bFestlegung der Schenkelhalsachse auf der Beckenübersichtsaufnahme und der a.–p. Aufnahme des Hüftgelenks.

Orientierende Bestimmung der Schenkelhalsachse.

M= Hüftkopfmittelpunkt

A= Schnittpunkt des Kreises mit der lateralen Schenkelhalskortikalis

B= Schnittpunkt des Kreises mit der medialen Schenkelhalskortikalis

1= Schenkelhalsachse (Senkrechte zu A – B durch M)

Genaue Rekonstruktion der Schenkelhalsachse nach M. E. Müller.

M= HüftkopfmittelpunktA= lateraler Punkt an der stärksten TaillierungB= Punkt am medialen Schenkelhals (durch 2. Kreisbogen)1= Schenkelhalsachse (Senkrechte zu A – B durch M)2= Femurschaftachse

(Quellenangaben: Muss modifiziert neu gezeichet werden)

Nach M. E. Müller erfolgt die genaue Rekonstruktion des CCD-Winkels folgendermaßen:

Bestimmung des Hüftkopfmittelpunkts mit der Kreisschablone: Als Bezugspunkte für den Kreisbogen gelten der laterale Anteil (äußerster Punkt) der Epiphyse und die mediale Ecke des Schenkelhalses.

An der stärksten Taillierung des Schenkelhalses wird lateral ein Punkt markiert.

Ein weiterer Kreisbogen durch diesen Punkt wird mit dem Hüftkopf als Zentrum konstruiert.

Die Schnittpunkte des Kreises mit dem Schenkelhals werden verbunden.

Die Senkrechte auf diese Gerade durch den Hüftkopfmittelpunkt stellt die Schenkelhalsachse dar.

Die Femurschaftachse ist die Mittellinie zwischen den Schaftkonturen des Femurs.

Projizierter CCD-Winkel

Normwerte bei Erwachsenen: ca. 120 – 130°

Coxa valga: > 130°

Coxa vara: < 120°

Durch die Antetorsion des proximalen Femurs erscheint der CCD-Winkel höher, als er tatsächlich ist.

[21]  Müller ME. Die hüftnahen Femurosteotomien. 1. Aufl. Stuttgart: Thieme; 1957

2.2.2  Projizierter AT-Winkel (nach Dunn-Rippstein-Müller)

Die Methode nach Dunn-Rippstein-Müller wird derzeit am häufigsten zur Rotationsfehlerbestimmung, d. h. zur Berechnung der reellen CCD- und AT-Winkel, eingesetzt. Der projizierte AT-Winkel wird auf der Röntgenaufnahme nach Rippstein (auch Rippstein-II-Aufnahme genannt) gemessen. Zur Einhaltung standardisierter Bedingungen wird die Rippstein-Aufnahme mithilfe eines Lagerungsgestells angefertigt. Die Aufnahme wird in 90°-Flexion und 20°-Abduktion angefertigt ( ).

Abb. 2.4a,bAufnahmetechnik nach Dunn-Rippstein-Müller zur konventionell-radiologischen Ermittlung des AT-Winkels. Schematische Darstellung.

a Ansicht vom Fußende.

b Seitansicht.

Der AT-Winkel wird zwischen der Horizontalen (durch das Lagerungsgestell vorgegeben) und der Schenkelhalsachse gemessen ( ). Korrekterweise wird die Schenkelhalsachse entsprechend der Methode nach Müller (s. S.  ▶ 11) bestimmt. Bei diesem Verfahren entspricht der berechnete AT-Winkel dem Winkel zur Kondylenquerachse.

Abb. 2.5Rekonstruktion des AT-Winkels nach Dunn-Rippstein-Müller.

M= Hüftkopfmittelpunkt

A= lateraler Punkt an der stärksten Taillierung

B= Punkt am medialen Schenkelhals (durch den 2. Kreisbogen)

1= Schenkelhalsachse (Senkrechte zu A – B durch M)

2= Horizontale (durch das Lagerungsgestell vorgegeben)

3= projizierter AT-Winkel

2.2.3 Reelle CCD- und AT-Winkel

Durch geometrische Umrechnungsverfahren können die projizierten CCD- und AT-Winkel in die reellen Winkel umgerechnet werden.

Berechnung des reellen AT-Winkels:

(2.1)

Berechnung des reellen CCD-Winkels:

mit:

α= reeller AT-Winkel

α2= projizierter AT-Winkel

β2= projizierter CCD-Winkel

γ= Abduktionswinkel der Oberschenkel = 20°

Um in der klinischen Routine eine schnelle Berechnung der Werte zu ermöglichen, bietet es sich an, Umwandlungstabellen zu verwenden. Etabliert ist die von Müller 1957 veröffentlichte Tabelle ( ). Alternativ kann heute ein Computerprogramm verwendet werden.

Tab. 2.1

Diagramm zur Ablesung der reellen Werte des AT-Winkels (obere Zahl) und des CCD-Winkels (untere Zahl) (Quelle: Müller 1957).

Projizierter AT-Winkel (°)

  5

 10

 15

 20

 25

 30

 35

 40

 45

 50

 55

 60

 65

 70

 75

 80

Projizierter CCD‑Winkel (°)

100

  4

101

  9

100

 15

100

 20

100

 25

100

 30

 99

 35

99

 40

 98

 45

 97

 50

 96

 55

 95

 60

 94

 65

 94

 70

 93

 75

 92

 80

 91

105

  5

105

  9

105

 15

104

 20

104

 25

103

 31

103

 35

102

 41

100

 46

100

 51

 99

 56

 98

 60

 97

 65

 96

 70

 95

 75

 94

 80

 92

110

  5

110

 10

110

 16

109

 21

108

 27

108

 32

106

 36

106

 42

105

 47

104

 52

103

 56

101

 61

 99

 66

 98

 71

 97

 76

 95

 80

 93

115

  5

115

 10

115

 16

114

 21

112

 27

112

 32

111

 37

110

 43

109

 48

107

 52

105

 57

104

 62

102

 67

101

 71

 99

 76

 96

 81

 94

120

  6

120

 11

119

 16

118

 22

117

 28

116

 33

115

 38

114

 44

112

 49

110

 53

108

 58

106

 63

104

 68

103

 72

101

 77

 98

 81

 95

125

  6

125

 11

124

 17

123

 23

121

 28

120

 34

119

 39

118

 44

116

 50

114

 54

112

 58

109

 63

107

 68

105

 72

103

 77

100

 81

 95

130

  6

130

 12

129

 18

127

 24

126

 29

125

 35

124

 40

122

 46

120

 51

117

 55

116

 60

112

 64

109

 69

107

 73

104

 78

101

 82

 96

135

  7

135

 13

133

 19

132

 25

131

 31

130

 36

129

 42

126

 47

124

 52

120

 56

118

 61

114

 65

112

 70

109

 74

105

 78

102

 82

 96

140

  7

139

 13

138

 20

137

 27

135

 32

134

 38

132

 44

130

 49

127

 53

124

 58

120

 63

117

 67

114

 71

111

 75

107

 79

103

 83

 97

145

  8

144

 14

142

 21

141

 28

139

 34

138

 40

136

 45

134

 50

131

 55

128

 59

124

 64

120

 68

117

 72

114

 75

110

 79

104

 83

 98

150

  8

149

 15

147

 22

146

 29

144

 35

143

 42

141

 47

138

 52

136

 56

134

 61

129

 65

124

 69

120

 73

116

 76

112

 80

105

 84

100

155

  9

154

 17

152

 24

151

 32

149

 38

148

 44

145

 50

142

 54

139

 58

137

 63

132

 67

128

 71

124

 74

119

 77

115

 81

108

 84

103

160

 10

159

 18

158

 27

157

 34

155

 44

153

 46

151

 52

147

 57

144

 61

141

 65

134

 69

132

 73

128

 76

122

 79

116

 82

111

 82

105

165

 13

164

 23

162

 33

160

 40

159

 47

158

 53

156

 57

153

 62

148

 67

144

 69

140

 73

135

 76

130

 78

122

 81

119

 83

113

 86

106

170

 15

169

 27

167

 37

166

 46

164

 53

163

 58

159

 63

157

 67

154

 70

150

 73

145

 76

142

 78

134

 80

130

 83

122

 84

118

 87

113

[22]  Dunn DM. Anteversion of the neck of the femur. A new method of measurement. J Bone Joint Surg Br 1952; 34: 181 – 186

[23]  Müller ME. Die hüftnahen Femurosteotomien. 1. Aufl. Stuttgart: Thieme; 1957

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