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Gegenseitige Liebe auf den ersten Blick: Gibt's das wirklich? Aber sicher gibt es das. Ich (männlich, sehr erwachsen) kann's bezeugen. Und wenn das in Gegenwart meiner festen Freundin geschieht und diese nicht allzu spießig denkt (nein, tut sie nicht), dann kann alles Mögliche passieren. Aber ist das kein Dauerzustand. Die Neue sucht nämlich einen leibhaftigen Ehemann. Also wird ein solcher organisiert, sogar ein ungewöhnlich vorbildliches Exemplar, und alle sind glücklich und zufrieden. Alle? Nein, alle nicht. Mir gesteht die "Neue": Ja, ich bewundere ihn. Aber dich liebe ich.
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Seitenzahl: 43
Karl Plepelits
Mich aber liebt sie
Liebesgeschichte
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Titelbild
Akt
Akt
Akt
Impressum neobooks
Gibt es so etwas wie Telepathie?
Später Abend im Herbst.
Ich bin auf dem Heimweg und denke die ganze Zeit an Cynthia. Kaum habe ich vor meinem Wohnhaus eingeparkt und den Motor abgestellt, da läutet mein Handy, und am Apparat ist eben sie: Cynthia, die junge irische Englischassistentin an der Wiener Schule, an der ich selbst Englisch unterrichte. Cynthia, mein süßer Darling.
„Toby, Darling“, flötet sie, „bist du böse, dass ich so spät anrufe?“
„Aber nein. Ich freu mich ja ...“
„Aber weißt du. ich musste die Nadeschda trösten.“
„Die Nadeschda? Wer ist das?“
„Du weißt doch, meine neue Mitbewohnerin in der WG. Ihr Freund hat sie sitzenlassen. Sie ist total untröstlich. Und das hat so lang gedauert. Und? Magst du trotzdem noch zu mir kommen, Toby?“
Klar will ich das. Ich starte erneut und brause direkt zu Cynthia. Ich brauche nicht einmal zu läuten. Sie erwartet mich schon an der Haustür, umarmt und küsst mich innig in aller Öffentlichkeit und noch inniger in ihrer Wohnung. Von ihrer Mitbewohnerin ist zum Glück nichts zu sehen. Einer weiteren Liebesnacht steht nichts im Weg.
Irgendwann hören wir aus der gemeinsamen Küche leise Geräusche und schließen daraus, dass Cynthias Mitbewohnerin nach Hause gekommen ist. Na gut, dann stehen wir halt auf – der Not gehorchend, nicht dem eignen Trieb.
Wir betreten das Wohnzimmer, und ich erstarre vor Überraschung, vor Entzücken. Vor uns steht ein unglaublich süßes Menschenkind, noch dazu in einem reizvollen Miniröcklein. Wie gelähmt halte ich inne und starre sie an wie ein Gespenst, nein, wie eine griechische Göttin, die vom Olymp herabgeschwebt ist. Sie sitzt am Tisch und schnabuliert, springt auf, sobald sie mich erblickt, und starrt mich ihrerseits mit großen Augen an. Mein Herz klopft wie verrückt. Das gibt's doch nicht, sage ich mir. So was hab ich noch nie erlebt.
„He, was ist denn mit euch los?“, sagt Cynthia verwundert. „Ja, Toby, Darling, das ist die Nadeschda. Sie stammt aus Russland und studiert in Wien Deutsch und Englisch. Und der Herr hier ist Tobias, mein Darling.“
Da erwache ich aus meiner Erstarrung und begrüße Cynthias Mitbewohnerin, wie es sich gehört. Und während mich Cynthia dann bis zur Haustür begleitet, verrät sie mir, warum Nadeschda gar so untröstlich ist.
„Sie sucht nämlich einen Mann zum Heiraten. Dringend. Weißt du, sie möchte unbedingt in Österreich bleiben. Einen hatte sie ja schon an der Angel. Und jetzt hat der Kerl sie wegen einer anderen sitzenlassen.“
Einige Tage danach, es ist Samstag, besuche ich Cynthia erneut, diesmal per U-Bahn, um mich beim Alkohol nicht einschränken zu müssen. Sie hat ein köstliches Abendessen angekündigt. Ihre Wohnung duftet schon verführerisch nach den Köstlichkeiten, die auf dem Herd brutzeln. Viele Köche, sagt man, verderben den Brei. Aber zwei Köchinnen machen den Brei offenbar doppelt so köstlich. Ja, neben Cynthia werkt in der Küche mit auffallendem Eifer die wieder reizvoll kurzberockte Nadeschda.
Zu meinem geheimen Missvergnügen speisen wir zu dritt. Und als hätte Nadeschda selbiges geahnt, spendiert sie russischen Wodka und schenkt mir und auch sich selber reichlich nach, nicht hingegen der Cynthia. Die bleibt beim Wein. Das tue ich zwar anfänglich auch, da ich gegen Wodka skeptisch bin. Dieses Gesöff habe ich noch nie gekostet. Und was der Bauer nicht kennt ... Aber schließlich probiere ich den Wodka doch, und bald mundet er mir fast so gut wie das Essen selbst.
Auf diese Weise weicht mein geheimes Missvergnügen, weicht Cynthias und Nadeschdas Ernst allmählich ungeheurem Frohsinn und allgemeiner Ausgelassenheit, um nicht zu sagen, Zügellosigkeit. Gesättigt und angeheitert, wie wir alle drei sind, übersiedeln wir bald auf die Wohnzimmercouch. Als Hahn im Korb muss ich natürlich zwischen den beiden Damen sitzen. Und die rücken mir mit der Zeit immer näher. Schon verlieren Cynthia und ich alle Scheu, uns zu küssen, und beginnen vor Nadeschdas staunenden Augen Zärtlichkeiten auszutauschen.
„Ein toller Liebhaber, mein Darling“, murmelt Cynthia, lieblich seufzend, sobald wir davon fürs Erste genug haben. „Und so zärtlich.“
Gibt es so etwas wie Telepathie?
Später Abend im Herbst.
Ich bin auf dem Heimweg und denke die ganze Zeit an Cynthia. Kaum habe ich vor meinem Wohnhaus eingeparkt und den Motor abgestellt, da läutet mein Handy, und am Apparat ist eben sie: Cynthia, die junge irische Englischassistentin an der Wiener Schule, an der ich selbst Englisch unterrichte. Cynthia, mein süßer Darling.
„Toby, Darling“, flötet sie, „bist du böse, dass ich so spät anrufe?“
„Aber nein. Ich freu mich ja ...“
„Aber weißt du. ich musste die Nadeschda trösten.“
„Die Nadeschda? Wer ist das?“
„Du weißt doch, meine neue Mitbewohnerin in der WG. Ihr Freund hat sie sitzenlassen. Sie ist total untröstlich. Und das hat so lang gedauert. Und? Magst du trotzdem noch zu mir kommen, Toby?“
Klar will ich das. Ich starte erneut und brause direkt zu Cynthia. Ich brauche nicht einmal zu läuten. Sie erwartet mich schon an der Haustür, umarmt und küsst mich innig in aller Öffentlichkeit und noch inniger in ihrer Wohnung. Von ihrer Mitbewohnerin ist zum Glück nichts zu sehen. Einer weiteren Liebesnacht steht nichts im Weg.