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Ein nach Österreich geflüchteter Bosnier erhält den ehrenvollen Auftrag, als Reiseleiter eine Gruppe von Gläubigen zum Hadsch, der Großen Pilgerreise nach Mekka, zu begleiten. Nach einer 38 Stunden dauernden Reise kommen die Pilger erschöpft in Mekka an. Zuvor mussten sie die geschlagene sechs Stunden dauernde Qual der Einreiseformalitäten durchstehen. In Mekka selbst bestehen alle darauf, ihren ersten Tawaf (die Umrundung der Kaaba im Innenhof der Heiligen Moschee) sofort, das heißt, mitten in der Nacht zu verrichten. So wurde es ihnen dringend empfohlen; tagsüber sei das Gedränge lebensgefährlich. Doch wie sich herausstellt, ist es das auch mitten in der Nacht. Und so kommt es auch diesmal wieder zu einer Massenpanik. Und unter den Opfern befindet sich der Wiener Reiseleiter.
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Seitenzahl: 14
Veröffentlichungsjahr: 2025
Karl Plepelits
Der heiligste Ort der Welt
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Inhaltsverzeichnis
Titel
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Impressum neobooks
Gewaltige Trompetenstöße werden laut, und hoch vom Himmel her sieht er inmitten eines überirdischen Lichtkreises einen gewaltigen Engel mit vier Flügeln herabschweben, prachtvoll gekleidet in das leuchtende Grün des Heiligen Propheten, eine goldene Trompete an seinen Lippen.
Er weiß, das ist der Todesengel Israfil. „Nein! Nein! Nein!“, schreit er verzweifelt auf.
Aber Israfil beachtet seine Schreie nicht. Unbeirrt schwebt er auf ihn herab, kommt ihm immer näher. Immer gewaltiger klingen die Trompetenstöße in seinen Ohren. Bald dröhnen sie so schmerzhaft, ohrenbetäubend, markerschütternd laut, dass ihm Hören und Sehen vergeht.
Nach schweren Schicksalsschlägen, schon im Bosnienkrieg – da war er noch ein Kind – und dann nach seiner Flucht nach Österreich meinte es das Schicksal im Jahre 2017 allem Anschein nach endlich gut mit Herrn Resul Ibrahimović. Als Kenner des Arabischen, des Türkischen und seiner Muttersprache Bosnisch (früher sagte man Serbokroatisch) schien er den Verantwortlichen in Wien der geeignete Mann zu sein, als Reiseleiter eine Gruppe von Gläubigen zum Hadsch, der Großen Pilgerreise nach Mekka, zu begleiten. So kam er in den Genuss eines Gratishadsch, während alle übrigen Pilger weit über dreitausend Euro berappen mussten und, wie er gesprächsweise erfuhr, oft schon jahrelang darauf gespart hatten. Schließlich ist jeder volljährige und gesunde Muslim, der dazu in der Lage ist, verpflichtet, mindestens einmal in seinem Leben nach Mekka zu pilgern. (Frauen dürfen es nur mit einem männlichen Begleiter. Allerdings muss das ein Verwandter sein, mit dem eine Heirat verboten ist.)
Zuvor besuchten alle Reiseteilnehmer einen Vorbereitungskurs