Midnight Stories - Sammelband 1 - Alexa Kim - E-Book

Midnight Stories - Sammelband 1 E-Book

Alexa Kim

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Beschreibung

Der erste Midnight Stories Sammelband enthält alle bisher erschienenen Kurzgeschichten und Novellen ...


Kurzgeschichten

When angels cry
Der Ruf des Wassermanns

Novelle

Touch of Eden
Breath of Eden

Novelle

Sons of Elements (Teil 1, 2 und 3)

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Alexa Kim

Midnight Stories - Sammelband 1

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Impressum

 

Midnight StoriesSammelband 1

von

 

Alexa Kim

 

copyright digitale Ausgabe 2015 by Alexa Kim Coverart by jdesign.at

 

 

Impressum

[email protected]

 

Alle Personen dieser Geschichte sind frei erfunden!Evtl. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

Die Vervielfältigung oder der Weiterverkauf dieses E-Books ist nicht erlaubt.Ein Abdruck, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung der Autorin.

Über die Autorin:

 

Alexa Kim ist das Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin, die bereits für verschiedene große Verlage veröffentlicht hat.

Autorenseite:

http://alexa-kim.blogspot.de/

When angels cry

 

Die Weihnachtszeit ist für Angel nicht gerade die angenehmste Zeit im Jahr. Während andere feiern, macht sie Überstunden, um danach in ihre leere Wohnung zurückzukehren.

Doch als sie auf dem Heimweg überfallen wird, und ein attraktiver Fremder sie rettet, ahnt sie, dass diese Weihnachten anders werden …

Arael ist groß, stark und muskulös … wie einem Gemälde entsprungen. Er umwirbt Angel, obwohl sie nicht der Typ Frau ist, dem die Männer hinterherstarren. Sie ist misstrauisch. Was um alles in der Welt will Arael von ihr?

 

 

 

 

 

Arael

 

Ich war zurück … endlich zurück! Nach einem Jahr voller Blut und Kampf war ich an den Ort zurückgekehrt, an dem ich sein wollte!

Erlaubt war es uns nur ein einziges Mal im Jahr … am Weihnachtsabend. Für diesen einen Tag lebten wir, kämpften wir, bluteten wir. Doch was war schon Zeit, wenn einem die Ewigkeit gehörte … so wie mir?

Wichtig war nur, dass ich immer wieder hierher zurückkehren konnte … zwar war nichts an dieser Welt perfekt … doch was bedeutete schon Perfektion? Ich suchte meinen Trost lieber in der Welt der Menschen.

„Hast du Pläne für diese Nacht?“

Sariel, der neben mir stand, grinste mich an. In seinen Augen stand pure Vorfreude.

„Ich mag keine Pläne … ich lasse mich lieber treiben.“

Er schüttelte den Kopf. „Wir haben nur diese eine Nacht im Jahr. Jede Minute davon ist zu kostbar, um sie mit Suchen oder Warten zu vergeuden. Ich weiß schon, wohin ich gehe. Im letzten Jahr war ich in diesem Club. Schöne Frauen, die das Fest der Liebe wörtlich nehmen. Ich will heute Nacht mindestens drei von ihnen.“

Sein Grinsen wurde breiter, und es stand außer Zweifel, dass Sariel bekommen würde, was er wollte. Wir alle bekamen in der Regel, was wir wollten. Perfektion … so waren wir erschaffen worden … groß und muskulös mit symmetrischen Gesichtern.

Frauen waren fasziniert von uns. Aber Perfektion kann auf Dauer langweilig sein – das dachte wohl auch der, der uns geschaffen hat; vielleicht mag er sie deshalb so gerne … die Menschen – weil sie uns ähnlich sind, aber mit ihren Fehlern, Zweifeln und Schwächen so viel interessanter als wir.

Ich zuckte die Schultern, während Sariel sich abwandte und in der Nacht verschwand. Seine Schritte hinterließen Spuren im frisch gefallenen Schnee. Leider nahmen nicht alle von uns es hin, dass unser Vater seine sehr viel schwächere Schöpfung uns vorzog. Deshalb gab es diesen Krieg, der bereits seit Jahrtausenden tobte und in dem wir bluteten … Bruder gegen Bruder …

Plötzlich drang ein Geräusch an mein Ohr, und ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meiner Umgebung zu. Es hatte sich angehört wie ein erstickter Schrei. Ich wurde neugierig.

Langsam ging ich die Straße entlang. Der Schnee glitzerte im matten Licht der Laternen, aber bis auf die still fallenden Flocken war ich allein. Die Fenster der Häuser waren fast alle erleuchtet. Ich mochte den Sinn für romantischen Kitsch, den die Menschen mit Weihnachten verbanden. Die blinkenden Lichter in den Fenstern, die Sterne aus Stroh, die Tannenzweige, die Kerzen … was ich weniger mochte, waren die Engelsfiguren. Sie wurden uns nicht im geringsten gerecht. Niemand von uns wäre jemals in weißen Hemdchen herumgelaufen, und pauswangige blonde Kinder gab es bei uns schon gar nicht. Was dieser Lichterkranz über den Köpfen der etwas zu gut genährten Kinderengel bedeutete, war mir auch ein Rätsel, das ich bisher nicht hatte lösen können. In der einen Nacht, die mir einmal im Jahr vergönnt war, hatte ich Besseres zu tun, als die Rätsel des Weihnachtsfestes zu lösen.

Unsere wahre Leidenschaft galt nicht den kitschigen Vorstellungen der Menschen, sondern etwas ganz anderem … ihren Frauen! Ich liebte sie … jeder von uns liebte Frauen. Es gab sie mit roten Haaren, mit braunen, mit blonden, große und kleine Frauen … braune, blaue und grüne Augen … und sie alle waren so unterschiedlich und aufregend. Kein Wunder, dass Sariel sich vorgenommen hatte, mindestens drei von ihnen in dieser Nacht zu beglücken.

Ich war anders gepolt als viele meiner Brüder. Nicht, dass ich nicht standhaft genug gewesen wäre, aber ich mochte es einfach, meine Wahl dem Zufall zu überlassen.

Letztes Jahr hatte ich eine hübsche Studentin direkt vor einer Kirche getroffen … und was wir danach bei ihr zu Hause getan hatten, war alles andere als kirchlich. Ich war schon immer der Meinung, dass sich die besten Gelegenheiten ergaben, wenn man nicht nach ihnen suchte.

Wieder lenkte ein Geräusch mich ab und nun erkannte ich auch, was es war - ein ängstliches weibliches Schluchzen, nicht weit entfernt. Kurz darauf folgte ein Lachen … zweifelsfrei ein männliches.

Alles in mir spannte sich an, und ich ging schneller, bog um die nächste Häuserecke – dann sah ich die Frau und die drei Typen.

Sie kniete im Schnee, ihre Jeans waren bereits nass, und sie zitterte – ich weiß nicht, ob vor Kälte oder vor Angst.

„Bitte ...“, sagte sie leise, ohne die Typen anzusehen, die sie eingekreist hatten und ihre Handtasche durchwühlten. Sie trugen Kapuzenpullis, und es war klar, dass sie das hier geplant hatten.

„Selbst Schuld, Schlampe … warum bleibst du auch nicht zu Hause und stopfst deine Weihnachtsgans!“

Sie antwortete nicht, und der Inhalt ihrer Handtasche landete vor ihren durchnässten Beinen auf dem Boden. Sie hatte nicht viel bei sich, aber einer der Typen schnappte sich zielsicher die Geldbörse und schnaubte verächtlich, als er den Inhalt herauszog. „Verdammt … ein beschissener Zwanziger? Mehr hast du nicht dabei?“

Sie schüttelte den Kopf, noch immer ohne ihn anzusehen.

„Shit ...“, fluchte der Zweite. „Was jetzt?“

„Wenn sie schon keine Kohle hat, kann sie uns wenigstens noch ein kleines Weihnachtsgeschenk machen.“ Er lachte bösartig, und die anderen beiden fielen in das Lachen ein. „Finde ich auch. Wer will sie zuerst?“

Sie begann noch stärker zu zittern, und hob das erste Mal den Kopf, um den anzusehen, der vor ihr stand. Ihre Augen waren groß und darin spiegelte sich nackte Angst. Sie war jung und wirkte verletzlich.

Ich hatte bisher im Schatten der Häuserecke gestanden, doch nun setzte ich mich in Bewegung. Niemand von ihnen sah mich, wie ich näher kam – die Typen waren zu sehr auf die Kleine fixiert und darauf, was sie ihr gleich antun würden, die Frau wiederum war zu sehr auf ihre Angst fixiert.

Der Typ, der hinter ihr gestanden hatte, packte sie an den Schultern und zog sie nach hinten, sodass sie auf dem Rücken im kalten Schnee landete. Sie wollte schreien, doch seine Hand legte sich auf ihren Mund.

„Verdammt … das wird eine ungemütliche und kalte Nummer“, antwortete der Erste, der vor ihr stand, während er seine Hose öffnete.

„Die Pussy der Kleinen wird dir schon einheizen. Aber beeil dich … wir wollen auch noch unseren Spaß mit ihr.“

Sie lachten erneut, doch zu einer Antwort ließ ich dem Schwein mit der offenen Hose keine Gelegenheit mehr.

Sie waren groß und kräftig … selbst für Menschen … aber gegen mich hatten sie trotzdem keine Chance. Ich überragte den Größten von ihnen um fast zwei Köpfe und packte Offene Hose und den Zweiten, der schon mit einer Beule im Schritt darauf wartete, dass er an die Reihe kam, mit jeweils einem Arm um die Hälse und zog sie in einen Schraubstockgriff. Nur ein wenig mehr Kraft und ihre Genicke wären gebrochen wie Streichhölzer. Doch ich wollte ihnen eine Lektion erteilen. Sie waren jung, wie ich an ihren Gesichtern erkannte, und vielleicht würde ein Schock sie heilen. Außerdem … verflucht sei mein Sinn für menschlichen Kitsch … war Weihnachten, und wenigstens dieser eine Tag im Jahr sollte auch für mich ohne Blutvergießen ablaufen!

„Was zur Hölle ...“, rief derjenige, der die Kleine an den Schultern gepackt hatte.

„Mit der Hölle hat das hier nichts zu tun ...“, antwortete ich und knockte meine beiden Gefangenen aus, indem ich ihre Köpfe gegeneinanderprallen ließ. Sie sackten bewusstlos zu Boden, während ich auf den Dritten zuging.

Er hatte sein Opfer losgelassen und rutschte auf den Knien rückwärts, von mir fort. Während wir auf Frauen anziehend wirken, weil wir ihren natürlichen Instinkt nach Schutz und Geborgenheit ansprechen, wirken wir auf Männer eher einschüchternd. Ein Umstand, den ich auch jetzt nutzte. „Was wolltet ihr der Kleinen antun?“ Ich gab meiner Stimme einen dunklen Unterton.

„Hör zu, Alter … wir wollten ja gar nichts von ihr … wir wollten sie nur einschüchtern ...“

Ich stand vor ihm, setzte meinen Fuß auf seinen Oberkörper und nagelte den mittlerweile vor Panik wimmernden Typen in den Schnee. „Tatsächlich? Wie denn … etwa so? Fühlt sich das einschüchternd an?“

Er nickte und begann zu heulen wie ein Kind. „Bitte, Mann, lass mich gehen … heute ist doch Weihnachten.“

„Genau … und deshalb leben du und der andere Abschaum auch noch.“ Ich beugte mich über ihn, so nah, dass ich seine Angst riechen konnte. Meine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Hör mir gut zu … ich finde euch … und dann wird es nicht Weihnachten sein. Dann bezahlt ihr … und ich verspreche euch, dass ihr eine genaue Vorstellung davon bekommt, wie sich die Hölle anfühlt.“ Ich ließ ihn in meine Augen sehen, ließ auf meinen Pupillen einen Schatten dessen erscheinen, was mein Leben ist … es war nicht ganz das, was die Hölle wirklich ist, aber für einen Menschen erschreckend genug, wie ich dem Entsetzen entnehmen konnte, das sich in seinem Gesicht spiegelte. Körper, blutüberströmt, im ewigen Streit … zerfetzte Haut … der Donner, wenn die Waffen aufeinandertrafen ...

„Wer zum Teufel bist du?“ Die Stimme des Typen war nur noch ein Piepsen.

Ich grinste kalt. „Der Teufel zumindest nicht … und das ist dein Glück!“

„Ich werde nie wieder …“, setzte er an, doch ich gab ihm einen Kinnhaken und er blieb bewusstlos im Schnee liegen.

„Natürlich wirst du nie wieder ...“, sagte ich mehr zu mir selbst, als zu ihm, dann wandte ich mich um, um nach der Frau zu sehen.

Ich war nicht überrascht, dass sie noch da war. Sie hatte es gerade mal bis zur Häuserwand geschafft und kauerte dort zitternd, während sie mich aus großen Augen ansah.

Ihre Handtasche sowie deren Inhalt lagen verstreut im Schnee. Ich sammelte alles ein und ging dann zu ihr, wobei ich mich wunderte, dass sie den Blick nicht abwandte, sondern mich weiterhin ansah … mit Augen, in denen so viel Vertrauen lag, dass es mich kurzfristig aus der Bahn warf. Und obwohl die Ausgangssituation alles andere als vorteilhaft war, wusste ich in diesem Moment, dass ich meine Wahl getroffen hatte. Sie war diejenige, die mein sein würde in dieser Nacht.

 

 

 

Angel

 

Ich wusste in dem Moment, als er auf mich zukam, dass ich hätte weglaufen sollen. Aber meine Beine gehorchten mir einfach nicht. Er hatte die Typen, die mich ausrauben und vergewaltigen wollten, fast mit dem kleinen Finger erledigt und mich vor ihnen beschützt … trotzdem wirkte er alles andere als ungefährlich – hünenhaft groß, muskulös. Die Typen hatte er so souverän überwältigt, wie es sonst nur in Hollywoodfilmen passiert.

Und dann stand er plötzlich vor mir, mit meiner Handtasche. Seine Stimme war ruhig und ein wenig rau. Als wäre es selbstverständlich, streckte er mir seine Hand entgegen. „Du solltest nicht im Schnee sitzen. Du holst dir den Tod.“

Ohne auf meine Antwort zu warten, ergriff er meine Hand und zog mich auf die Beine. Erstmals fiel mir auf, dass er nicht nur einschüchternd war, sondern auch verdammt attraktiv. Braunes, leicht gewelltes Haar, das ihm bis über die Ohren fiel, hohe Wangenknochen, ein markantes Kinn, braune Augen, eine gerade Nase … und perfekte Zähne, die er mir zeigte, als er mich anlächelte. Mit einem flauen Gefühl im Bauch stellte ich fest, dass ich nicht einen einzigen Makel an ihm finden konnte. „Wer bist du?“

Ganz toll! Vielleicht hätte ich mich erst einmal für seine Hilfe bedanken sollen … aber mein Gehirn fühlte sich an wie Mus.

„Mein Name ist Arael ...“

„Angel ...“, gab ich zurück und versuchte, meiner Stimme einen einigermaßen festen Klang zu verleihen, was natürlich total daneben ging.

Er musterte mich irritiert, was nicht selten passierte, wenn jemand meinen Namen hörte. „Ich bin am ersten Weihnachtsabend geboren, deshalb hielten meine Eltern den Namen für eine gute Idee.“

Er nickte, schien aber eher nachdenklich als belustigt, obwohl sein Name kaum ungewöhnlicher war als meiner. „Ich bringe dich nach Hause, Angel.“

Sofort bildete sich ein Knoten in meinem Magen. Er wollte mich nach Hause bringen? Dann würde er wissen, wo ich wohne … andererseits hatte er mich gerade gerettet … und er war anziehend … sogar sehr.

Arael bemerkte mein Zögern und hob eine Braue. „Möchtest du noch so ein paar Typen wie denen da begegnen?“

Ich schüttelte den Kopf, und er zog seine Lederjacke aus, um sie mir über die Schultern zu legen. Sie war viel zu groß, und erst jetzt bemerkte ich, dass er unter der Jacke nur ein schwarzes Shirt trug. Seine Beine steckten in engen Jeans, die mich ahnen ließen, dass auch das letzte Detail an ihm perfekt sein musste, und als er sich umdrehte, fiel mein Blick auf das knackigste Männerhinterteil, das mir je unter die Augen gekommen war.

Hitze schoss mir zwischen die Schenkel, und ich schämte mich furchtbar für diese unangemessene Reaktion meines Körpers. Hallo? Erde an Angel … du bist gerade fast vergewaltigt und ausgeraubt worden … Sex ist gerade nicht an der Spitze deiner To Do Liste! Ich musste mich kurz räuspern, und wandte schnell den Blick ab, als Arael sich wieder zu mir umdrehte. Peinlich berührt, meinte ich so etwas wie Belustigung in seinen Augen zu lesen. Er hatte bemerkt, dass ich ihn angestarrt hatte! Natürlich wusste so ein Typ, was für einen Eindruck er auf Frauen hinterließ. Ich hingegen … klein, schulterlange braune Haare, blasse Haut und in diesem Moment wahrscheinlich mit vor Kälte blauen Lippen und nass wie eine Katze … der pure langweilige Durchschnitt … hatte keine solche Wirkung auf Männer. Und schon gar nicht auf so einen, lästerte mein Verstand. Klar, dass ihn mein Blick belustigte! Ich beschloss, dass ich vor Arael nichts zu befürchten hatte. Erstens hatte er mich gerade davor bewahrt, vergewaltigt und ausgeraubt zu werden … auch wenn es in beiden Fällen nicht viel zu holen gab bei mir … und zweitens konnte er ganz andere Frauen haben als mich. Ich befand für mich, dass er wirklich nur hilfsbereit war – und allein das war etwas, was mir in der letzten Zeit nicht oft passiert war.

„Danke … und nein … ich möchte auf keinen Fall noch einmal solchen Typen begegnen“, griff ich seine letzte Frage auf. „Ich wohne nicht weit von hier.“

Mit seiner viel zu großen Lederjacke auf meinen Schultern lief ich neben Arael her wie ein begossener Pudel. Ich hätte ihn gerne heimlich von der Seite beobachtet, aber leider war das nicht möglich, weil ich dazu meinen Kopf in den Nacken hätte legen müssen. Das wäre sofort aufgefallen. Arael war mindestens Einsfünfundneunzig, wenn nicht gar noch größer. Mit meinen bescheidenen Einsdreiundsechzig wirkte ich winzig gegen ihn.

„Was tust du an Weihnachten so spät abends auf der Straße? Solltest du nicht mit deiner Familie zusammen sein?“

„Ich habe Überstunden gemacht. Meine Schwester und meine Eltern wohnen in einer anderen Stadt. Ich fahre morgen zu ihnen.“ Ich biss mir auf die Lippen. Das war nur die halbe Wahrheit. Ich hatte wirklich Überstunden gemacht … wie jedes Jahr an Weihnachten, weil ich nichts Besseres zu tun hatte und meine Kollegen mit ihren Familien feiern wollten. Meine Mutter starb, als ich noch ein Kind war, und mein Vater folgte ihr vor drei Jahren. Tatsächlich hatte ich eine Schwester, die allerdings mit ihrer Familie nach Australien ausgewandert war. Unseren obligatorischen Weihnachtsanruf hatten wir wegen der Zeitverschiebung längst erledigt. Meine Freunde feierten mit ihren eigenen Familien.

Die Kollegen waren immer sehr dankbar, wenn ich die lästige Pflicht der Überstunden am Weihnachtsabend übernahm, und mich lenkte es vom Gefühl der Einsamkeit ab, das mich seit dem Tod meines Vaters vor allem in der Weihnachtszeit einholte. Unser Blumenladen war einer der wenigen, die an Heiligabend nicht bereits mittags schlossen. Mein Chef war ein geldgieriger Ausbeuter, der wusste, dass es immer noch verzweifelte Menschen gab, die auf den letzten Drücker ein Geschenk suchten. Allerdings hatte ich keine Lust, Arael das alles zu erzählen … ich wollte nicht noch mitleiderregender auf ihn wirken, als ich es ohnehin schon tat. Er würde mich nach Hause bringen, sich verabschieden und dann mit seiner perfekten Familie und seiner ebenso perfekten Freundin Weihnachten feiern. Denn dass jemand wie er sich in meinem Universum bewegte, war schier unmöglich. Er war anziehend und wahrscheinlich hatte er einen guten Job. Ich konnte nur schätzen, wie alt er war. Ende Zwanzig. Arael war der Typ Mann, dem nicht nur alle Türen im Leben offenstanden, sondern auch alle Betten.

„Da sind wir ...“, sagte ich ein wenig deprimiert, als wir vor meiner Haustür standen. „Also dann ... danke noch mal fürs Retten und so ...“

„Bist du heute Abend ganz alleine?“

Ich wich seinem Blick aus und suchte schnell nach einer Lüge, aber irgendwie fiel mir keine ein. „Na ja … heute Abend schon.“

„Dann bleibe ich.“

Ich starrte ihn an. An Selbstbewusstsein mangelte es ihm ja nun wirklich nicht.

„Das ist nett, aber wirklich nicht nötig.“

Er sah mich fragend an und hob eine Braue, genau wie vorhin, als er irritiert auf meinen Namen reagiert hatte. „Das weiß ich, aber ich bin auch allein. Also können wir den Abend auch zusammen verbringen.“

Er war also Weihnachten auch allein … na klar, und im Himmel ist Jahrmarkt!

„Also … ich kenne dich doch gar nicht ...“

Er grinste offenherzig. „Dann ist das doch eine gute Gelegenheit, mich kennenzulernen … Angel.“

Ich schätze, ich starrte ihn an wie ein Schaf nach der Schur, und plötzlich hörte ich mich „Ok“ sagen. Ich war verloren … ich wusste es in diesem Augenblick. Die Art und Weise, wie Arael mich ansah, wie er meinen Namen aussprach … die Souveränität in seinem Blick, seinen Gesten … und vielleicht auch ein wenig der Wunsch, am Weihnachtsabend nicht allein zu sein, brachten mich dazu, etwas zu tun, was ich nie zuvor in meinem Leben getan hatte. Ich schloss die Haustür auf und nahm einen Fremden mit in meine Wohnung.

„Gemütlich“, kommentierte er, während er sich in meinem Wohnzimmer umsah.

Kaum hatte ich die Tür geschlossen, ging mir durch den Kopf, wie leichtsinnig ich war. Selbst wenn er mich vor einer Vergewaltigung bewahrt hatte und aussah wie einem Gemälde entsprungen – wer sagte denn, dass er nicht das Gleiche vorhatte wie die drei Typen, und es nur klüger anging?

„Willst du etwas trinken?“, fragte ich, und hoffte, dass meine Stimme nicht meine aufkommende Panik verriet.

Arael wandte den Blick von meinem Bücherregal ab und sah mich an. „Gerne … egal was.“

Immerhin war er nicht wählerisch. Ich nahm zwei Gläser aus dem Küchenschrank und langte zum obersten Brett meines Regals, auf dem ich eine Flasche Bitter Lemon verstaut hatte. Ich kam mal wieder nicht dran. Seit Jahren sagte ich mir, dass ich die Getränke woanders aufbewahren sollte, aber bisher war ich zu faul zum Umräumen gewesen.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und reckte den Arm so weit es ging, weil ich keine Lust hatte, vor Arael total unsexy den Tritt zu benutzen. Er findet dich ohnehin nicht sexy …, trällerte mein Verstand.

„Lass mich dir helfen.“ Araels Hand griff um mich herum nach der Flasche, und ich lief rot an, als ich spürte, dass er dicht hinter mir stand. Ich konnte die Hitze seines Körpers spüren, die harten Muskeln seines Sixpacks, als er an mir vorbeilangte.

Oh Gott! Jetzt nur nicht ohnmächtig werden oder zittern oder irgendwas anderes Blödes tun …, betete ich stumm.

Bevor Arael ein paar Schritte zurücktrat, fuhr er mir wie zufällig mit der Hand über den Nacken; und natürlich reagierte mein Körper sofort. Meine Nippel versteiften sich, und durch meinen Unterleib zuckte ein Stromschlag. Ich musste mich kurz an der Arbeitsplatte der Küche festhalten und nach Luft schnappen, weil meine Knie so weich wurden. Und all das löste nur eine einzige Berührung aus … was wäre erst, wenn Arael ... Nein, denk nicht mal dran!

„Alles in Ordnung? Du wirkst nervös.“

Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich zu fangen, dann wandte ich mich zu ihm um und tat so, als hätte ich seine Berührung gar nicht wahrgenommen. „Danke …“

Sein Blick verriet mir in diesem Augenblick, dass seine Berührung alles andere als zufällig gewesen war und er mich längst durchschaut hatte.

Mistkerl … Was für ein Spiel veranstaltete er hier mit mir? Machte es ihm etwa Spaß, mich vorzuführen? Araels Augen fixierten mich und die Art, wie er in der Küchentür stand … groß, dunkel, entschlossen … ließ mich die Luft anhalten. Die Flasche hatte er zur Seite gestellt, stattdessen wanderte sein Blick über meinen Körper, so als könne Arael es nicht erwarten, sein Weihnachtsgeschenk auszupacken.

„Hast du Angst vor mir, Angel?“

Seine Stimme klang ein wenig amüsiert. Ich war versucht zu lügen, denn irgendwo hatte ich mal gelesen, dass es besser ist, seine Angst nicht zu zeigen. Manche Täter lassen von ihrem Opfer ab, wenn es ihnen zu selbstbewusst ist. Obwohl ich bezweifelte, dass Arael sich abschrecken lassen würde, zwang ich mich zu einem kühlen Blick. „Sehe ich so aus?“

„Ja … tust du!“

Ok, der Plan war gescheitert. Langsam mischte sich zu meiner Angst aber auch Wut. Warum hatte ich das Gefühl, Arael mochte es, mit mir zu spielen? Vor allem störte mich der Umstand, dass es nur einen einzigen Weg aus dieser Situation gab. Ich würde durch die Küchentür gehen müssen, aber dafür musste ich mich an Arael vorbei quetschen; und dafür wiederum musste ich ihm gefährlich nah kommen. „Hör zu … ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir geholfen hast. Aber vielleicht ist es besser, wenn du jetzt gehst.“

Sein markantes Kinn zuckte nicht einmal bei meinen Worten. Stattdessen stieß er sich vom Türrahmen ab und kam auf mich zu. Arael erinnerte mich an einen schwarzen Panther, der seine Beute gesichtet hat. Ich beschloss, auf alles zu pfeifen, was ich mal von wegen Angst nicht zeigen irgendwo gelesen hatte, und wich vor ihm zurück.

„Siehst du … du hast Angst.“

Ich prallte erneut mit dem Rücken gegen die Arbeitsplatte und hielt die Luft an. Arael blieb vor mir stehen und sah auf mich herunter. Von Wohlfühlabstand schien er nicht viel zu halten. Groß, muskulös und raumeinnehmend nahm er mir jede Fluchtmöglichkeit. Ich spürte die Hitze seines Körpers durch meine nasse Kleidung hindurch. „Ich habe dich gewählt für diese Nacht, Angel.“

„Ge … wählt?“ Jetzt bestand kein Zweifel mehr, dass ich Angst hatte. Meine Stimme klang piepsig. „Was meinst du damit?“

Seine Augen waren so seltsam. Während ich noch überlegte, was sie so anders machte, fiel es mir plötzlich auf. Seine Pupillen reflektierten nichts … sie waren schwarz, und nicht ein Funken Licht spiegelte sich darin. „Wer … bist du?“ Die Worte rutschten mir einfach so heraus.

„Ein Krieger …“

Mein Herz schlug mir bis zum Hals – und obwohl ich Angst hatte, reagierte mein Körper noch immer auf Arael. „Und was … willst du von mir?“

Seine Hand berührte meine Schulter, und es fühlte sich an, als würde sie sich durch den Stoff meines Pullovers bis auf meine Haut brennen. „Das weißt du doch längst.“

Ich schüttelte den Kopf, und er lächelte wieder amüsiert. „Macht dir der Gedanke so sehr Angst, dass ich dich ficken will, Angel?“

Ich schnappte nach Luft. Oh Gott! Das hatte er jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Meine Augen konnten nicht aufhören, ihn anzustarren. Normalerweise hätte ich geglaubt, ein Irrer steht vor mir – doch tief in meinem Innern wusste ich, dass Arael nicht irre war. Er war anders … und er wollte mich! Und im Himmel ist doch Jahrmarkt … kreischte mein Verstand, bevor ich ihm verbot, sich zu verabschieden. Ich musste ruhig bleiben.

„Warum ausgerechnet mich?“

Arael zeigte seine perlweißen Zähne, als er lachte. „Weil du süß bist, Angel … und weil du mir in dieser Nacht über den Weg gelaufen bist … und weil du alles andere als abgeneigt bist ...“

„Oh ...“. Mehr brachte ich nicht heraus.

„Ich nehme an, du hast ein Schlafzimmer? Oder soll die erste Runde gleich hier beginnen?“

Erste Runde? Schon wieder glotzte ich ihn an, als hätte er mir soeben erklärt, dass er ein Alien vom Planeten Delta 7 war und beschlossen hätte, mich zur Mutter einer neuen Spezies zu machen. Hatte Arael etwa vor, mich die ganze Nacht hindurch …? „Schlafzimmer ...“, flüsterte ich panisch.

„Du bist wirklich süß.“ Er lachte und hob mich so selbstverständlich auf seine Arme, dass ich nicht einmal hätte schreien können, wenn ich nicht ohnehin vor Angst erstarrt gewesen wäre. Jetzt war mir klar, weshalb Vergewaltigungsopfer sich in manchen Fällen nicht wehrten. Das Einzige, was nach wie vor funktionierte, waren meine Augen … ich starrte Arael nach wie vor an, während er mit dem Fuß die Schlafzimmertür aufstieß, mich vergewaltigungsuntypisch sanft auf das Bett legte, und dann ohne zu Zögern damit begann, mich auszuziehen.

In diesem Moment hätte ich mir gewünscht, mir nicht das bequeme Doppelbett, sondern ein Einzelbett gekauft zu haben, als ich die Wohnung eingerichtet habe. Damals hatte ich einen Freund und dachte, es wäre die große Liebe. Aber wie das so ist ... der Freund war längst Geschichte … das Doppelbett war geblieben.

„Es wird ohnehin Zeit, dass du aus den nassen Sachen herauskommst.“ Lächerlicherweise klang er fast fürsorglich. Auf jeden Fall war er äußerst geschickt darin, Frauen Hosen und Pullover auszuziehen, denn beides schälte er mir im Handumdrehen vom Körper. Meine Schuhe und nassen Socken hatte ich ausgezogen, als ich die Wohnung betreten hatte.

Mit einem Fingerschnippen löste Arael den Verschluss meines BHs, während seine andere Hand sich an meinem Slip zu schaffen machte; und dann lag ich nackt auf meinem Bett, während er noch immer vollkommen angezogen war. Ich fühlte mich noch hilfloser, als vorhin mit den drei Typen. Wenn er wenigstens grob oder gewalttätig gewesen wäre, hätte ich schreien können. Aber so war ich einfach nur überrumpelt.

Wieder betrachtete Arael mich wie ein Weihnachtsgeschenk. Zumindest schien ihn nicht abzuschrecken, was er sah. Mit einem Ausdruck der Panik starrte ich auf die Beule in seiner Hose. Heilige Christbaumkugel! Scheinbar war tatsächlich alles an seinem Körper XXL!

Sein Blick fing meinen auf, und seine Hände legten sich auf meinen Bauch. Sofort zitterte ich … und obwohl ich nach wie vor Angst hatte, konnte ein anderer Teil sich Arael nicht entziehen.

„Du wirst bereit für mich sein, Angel. Überlass es mir einfach.“ Er zog sein Shirt über den Kopf, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich hatte nichts anderes erwartet. Sein Sixpack war definiert und ausgeprägt. Perfekt …, trällerte mein Verstand erneut, bis mein Blick an seinen Armen und Schultern hängen blieb. Ich kniff die Augen zusammen, weil ich glaubte, dass mir meine Sinne einen Streich spielten. Bisher hatte ich nur Perfektion an Arael ausmachen können, doch was ich sah, entsetzte mich zutiefst. Die Haut war von Narben übersät, alten, die bereits verblasst waren, aber auch von neueren. Es waren so viele, dass ich sie nicht hätte zählen können. Für mich sah es aus, als wäre er gefoltert worden!

Arael bemerkte mein entsetztes Gesicht und wich meinem Blick aus. „Ich sagte dir, dass ich Krieger bin.“

Es war eine seltsame Art mir zu sagen, dass er Soldat war, aber manche Frauen schrecken vor Männern zurück, deren Beruf es ist, zu kämpfen und wenn nötig auch zu töten. Trotzdem fragte ich mich, in welchem Krieg sich Arael diese Narben zugezogen hatte.

„Es sind nur die Arme … stört es dich?“, bemerkte er, ohne mich anzusehen, während er aus seiner Hose stieg und sie mit dem Fuß in die Zimmerecke beförderte. Seine Erektion reckte sich mir entgegen, während er auf mich zukam.

Das war zu viel. Ich rollte mich seitwärts vom Bett. Wenn ich die Zimmertür erreichen konnte, hatte ich eine Chance, mich im Badezimmer einzuschließen und auf dem Weg dahin mein Handy zu schnappen und die Polizei zu rufen.

Ich kam nicht weit. Starke Arme packten mich um die Taille und zogen mich zurück. Ich hörte Arael fluchen, als er mich wieder auf das Bett warf und mit dem Gewicht seines Körpers unter sich fixierte. Sein Blick war angepisst – alle Belustigung daraus verschwunden. „Ich habe dich vor diesen Idioten gerettet und sicher nach Hause gebracht. Du gehörst mir für diese Nacht, Angel.“

Seine Haut fühlte sich heiß an meiner an, und plötzlich war es mir, als würden seine Augen etwas widerspiegeln … Kämpfe von unsagbarer Grausamkeit und Gewalt. Ich zuckte zurück, und Arael schloss schnell die Augen.

„Verdammt … du hast mich aus der Fassung gebracht. Noch nie hat eine Frau mich abgewiesen.“ Plötzlich hatte sein Gesichtsausdruck etwas Verletztes. „Sind es die Narben auf meinen Armen? Stoßen sie dich ab?“

Ich schüttelte den Kopf. Langsam begann ich mich an das Gefühl zu gewöhnen, dass mein Körper unter seinem gefangen war; in einer Mischung aus Scham und Irritation stellte ich fest, dass es mich sogar erregte. „Nein … aber du bist seltsam … anders.“

Anstatt zu antworten, legte Arael mir seine Hand über die Augen. Ich spürte seine Erektion an meinem Bauch, während er in mein Ohr flüsterte. „Hör auf zu denken, Angel … akzeptiere, dass ich dich gewählt habe.“

Ich wusste, dass es falsch war ... absurd … die gesamte Situation war nicht normal. Aber leider war das meinem Körper vollkommen egal. Er reagierte alles andere als abweisend auf ihn.

Als Arael seine Hand wieder von meinen Augen nahm, wusste ich, dass ich verloren hatte. Der angepisste Ausdruck in seinem Gesicht war verschwunden, Entschlossenheit lag in seinem Blick. Seine Hände fuhren über meinen Hals, meine Schultern und umschlossen schließlich meine Brüste. Er gab ein knurrendes Geräusch von sich, während er meine Brüste knetete und meine Nippel mit den Fingern zwickte. Ich schnappte nach Luft. Jede Berührung, egal ob sanft oder hart, schoss mir zwischen die Schenkel. Nässe bildete sich zwischen meinen Schamlippen.

„Deine Haut ist weich und du riechst gut. Ich wünschte ...“ Arael schloss die Augen, und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre mir in den Sinn gekommen, dass er Witterung aufnahm, wie ein Tier es getan hätte. Seine Stimme klang plötzlich rau. „Ich kann mich kaum beherrschen, meinen Schwanz in deine enge Pussy zu stoßen ... sie zu zwingen, mich aufzunehmen.“

Allein seine Worte lösten fast einen Orgasmus bei mir aus. So hatte noch kein Mann mit mir gesprochen. Zurückhaltung war ganz sicher nicht sein Ding. Wie, um seine Worte zu bestätigen, gab Arael mich frei, um sich auf die Fersen zu setzen, und meine Schenkel zu spreizen. Ich krallte meine Finger in das Laken und hob meine Hüften, als er seinen Finger zwischen meine Schamlippen gleiten ließ. Kurz fiel mir ein, dass meine Brüste zu klein waren und mein Hintern zu rund … und Arael das wahrscheinlich auch gerade feststellte.

Sein Blick fixierte mich, während seine Stimme noch rauer wurde. „Ich habe gut gewählt. Du bist reizvoll … und eng.“ Sein Blick loderte nun fast.

Reizvoll? … Ich? … In einem letzten klaren Augenblick versuchte ich, meine Schenkel zu schließen und flüsterte: „Bitte …“

Verärgert runzelte er die Stirn. „Du hast noch immer Angst vor mir?“ Ehe ich wusste, wie mir geschah, umklammerte Arael meine Schenkel mit seinen Armen und drängte sie auseinander. Als ich weit aufgespreizt vor ihm lag, senkte er seinen Kopf. Ich schrie auf, als seine Zunge tief in mich stieß. Arael fickte mich tatsächlich mit seiner Zunge, um sie dann langsam zwischen meinen Schamlippen hinaufgleiten zu lassen.

Ich keuchte, als er meine Klit erreichte und sie mit harten Schlägen zu traktieren begann. „Ich will, dass du mich willst“, raunte Arael gegen meine Pussy, während er abwechselnd über meine Klitoris leckte, um im nächsten Moment hart daran zu saugen.

„Oh Gott ...“, stieß ich hervor, und krallte meine Hände fester in die Laken. Was tat ich da bloß? Ich lag auf meinem Bett, mit einem Fremden zwischen meinen Schenkeln, der mich gegen meinen Willen zum Höhepunkt brachte … und trotzdem war meine einzige Beschwerde ein lächerlicher Versuch gewesen, meine Schenkel zu schließen.

„Komm schon, Angel … du brauchst mich genauso, wie ich dich“, knurrte Arael, und ehe ich überhaupt fähig gewesen wäre zu denken, begann er meine Klit noch härter zu lecken.

Ich bog meine Fußsohlen durch, stemmte mich gegen die Matratze und kam erschreckend zügellos, während ich jammerte und schrie.

Nur langsam kehrte mein Verstand in meinen Kopf zurück, und ich konnte nichts dagegen tun, dass mir Tränen aus den Augen liefen. Noch nie hatte ich mich so nackt und ausgeliefert gefühlt.

Araels Arme gaben meine Schenkel frei, ohne mir jedoch die Möglichkeit zu lassen, sie zu schließen. Stattdessen ließ er sich zwischen meine Beine gleiten und rutschte raubkatzengleich höher, bis sein Gesicht nah an meinem war. Mit der Zungenspitze nahm er eine Träne von meiner Wange. „Ich mag deine Tränen, Angel. Sie berühren mich auf eine seltsame Art.“

Ich hätte ihn gerne angeschrien, getreten, ihm gesagt, dass ich ihn nicht wollte. Das wäre richtig gewesen … normal und geistig gesund. Aber die unglaubliche Wahrheit war … ich wollte ihn. Obwohl er mir keine Wahl gelassen hatte, zu entscheiden … ich wollte Arael so sehr, dass es wehtat.

Seine Erektion lag heiß und pochend auf meinem Bauch. „Brauchst du mich jetzt, Angel?“

Ich nickte, unfähig zu sprechen.

Sein Gesicht war ernst. „Gut … ich brauche dich auch, Angel. Sogar sehr.“

Plötzlich spürte ich seine Lippen auf meinen, und wieder war es, als würde ein Stromschlag mich in die Matratze drücken. Araels Zunge drängte rücksichtslos in meine Mundhöhle, und ich schmeckte mich selbst an ihm. Wie von allein gruben sich meine Hände in Araels Haar, zogen seinen Kopf tiefer. Er stöhnte gequält, während er mit seiner Zunge in meinen Mund stieß, als würde er mich ficken. Automatisch spreizte ich meine Schenkel für ihn und hob mein Becken. Arael blieb meine Reaktion nicht verborgen. Während er mich weiter küsste, glitt seine Hand zwischen uns, um seinen Schwanz in Position zu bringen. Ich stöhnte, als seine Eichel ungeduldig gegen meinen Eingang drückte und mich zwang, sich ihm zu öffnen. Er grollte zufrieden gegen meinen Mund, als mein Muskel ihm nachgab und sein Schaft sich langsam in mich schob. Erschrocken krallte ich meine Finger in Araels Schultern. Er ließ meinem Körper kaum Zeit, sich an ihn zu gewöhnen. „Du bist zu groß … ich kann das nicht“, stieß ich panisch hervor.

„Du kannst, Angel … ich brauche dich“, raunte er atemlos in meinen Mund, während seine Arme meinen Oberkörper umklammerten, als würde er befürchten, ich würde ich mich ihm entziehen. Als ob das möglich gewesen wäre. Er war viel stärker als ich. Das Einzige, was ich tun konnte, war zu versuchen, mich zu entspannen, während Arael mir ein wenig Zeit gab, indem er nicht weiter vorwärtsdrängte. Es funktionierte … meine Muskeln entspannten sich, das unangenehme Gefühl ließ nach.

„Du bist soweit“, stöhnte er und versenkte sich mit einem Beckenstoß tief in mir. Erneut japste ich auf und bog meine Zehen durch. Ein begehrliches Ziehen ließ meine Muskeln seinen Schwanz fest umschließen. Ich wollte ihn … Gott im Himmel … ich brauchte ihn.

„Ich wusste, dass du eng bist ...“, raunte Arael gegen mein Ohr, dann fing er an, sich langsam in mir zu bewegen. Sein Blick hielt meinen gefangen, während ich die Beine um seine Taille schlang, um ihn noch tiefer in mir zu spüren. Mittlerweile glitt sein Schwanz widerstandslos in mich. „So gut ...“, grollte er zwischen den Stößen.

Ich wollte denken, aber konnte es nicht. Arael war in mir, um mich herum, und ließ mir keinen Raum, etwas anderes zu fühlen, als ihn. Wie zur Bestätigung umfasste er meine Handgelenke und fixierte sie neben meinem Kopf auf dem Bett. Die Stöße seines Beckens wurden schneller und härter. „Ich will in dir kommen ...“, stieß er beinahe rasend vor Lust hervor. „Ich kann nicht mehr warten!“ Sein Körper erstarrte mit einem letzten harten Stoß und ich konnte das Zucken seines Schwanzes in mir spüren, während Arael seinen Samen in mich pumpte. „So gut … so verdammt gut ...“, flüsterte er mit geschlossenen Augen, während die Verkrampfung seines Höhepunktes ihn langsam freigab.

Ohne Vorwarnung brach Arael über mir zusammen, umschlang mich mit seinen Armen und zog mich mit sich, sodass ich an seinen Rücken gepresst auf dem Bett lag. Mein Verstand war durchtränkt von unterschiedlichsten Gefühlen. Lust, Glück, Wärme, Zufriedenheit. Was war gerade mit mir passiert? Wie konnte es sein, dass ein Fremder diese Gefühle in mir hervorrief?

 

 

Arael

 

Was bei den sieben Höllen war das? Was hatte diese Frau an sich, mich dazu zu bringen, so maßlos die Kontrolle zu verlieren? Noch nie hatte ich meinen Samen in einer Frau verspritzt! Was daraus werden konnte, war ja allseits bekannt. Vor Tausenden von Jahren hatten ein paar von uns die absurde Idee gehabt, einen Versuch zu riskieren.

Gewalttätige Halbmenschen waren das Resultat gewesen. Ich hatte Angel noch nicht einmal gefragt, ob sie etwas nahm, um nicht schwanger zu werden. So etwas passierte mir nie … niemals! Es war einfach unmöglich … und jetzt das! Das Verlangen, in ihr abzuspritzen, war so maßlos gewesen, dass ich ihm einfach nachgegeben hatte. Fuck! Und frohe Weihnachten …

Ich löste mich von Angel, als hätte ich mich an ihr verbrannt. Die Nähe zu ihr machte mir plötzlich Angst und ich brauchte Abstand.

Ohne sie weiter zu beachten, stand ich auf, ging aus dem Schlafzimmer, hinein ins Badezimmer und drehte den Wasserhahn auf. Kaltes Wasser, um wieder klar zu werden. Das war es, was ich jetzt brauchte!

Das Wasser half. Mein Kopf begann wieder zu arbeiten, und je klarer ich wurde, desto stärker wurde mir bewusst, dass ich nicht noch einmal mit ihr schlafen konnte. Ich wollte es … sie erregte mich und gab mir dabei ein Gefühl von Wärme, das mich verunsicherte. Ich musste gehen … sofort. Ich würde mich anziehen, ihre Wohnung verlassen und sie nie wiedersehen. Das wäre das Beste.

Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, saß sie in ein Laken gewickelt auf dem Bett und sah mich fragend an. Ihr Anblick versetzte mir erneut einen Stromschlag. Warum reagierte ich dermaßen auf diese Frau? In Jahrtausenden war mir das nicht passiert.

„Du willst gehen?“ Ihre Stimme klang traurig, und ich musste mich beherrschen, sie nicht anzusehen, während ich meine Sachen zusammensuchte. Ich wollte nicht gehen … die Wahrheit war, dass ich bleiben wollte … die ganze Nacht, dass ich ihr versprechen wollte, im nächsten Jahr wieder zu kommen … und im Jahr darauf …

„Es liegt nicht an dir“, antwortete ich und bemühte mich, meiner Stimme einen harten Klang zu geben. Die Wahrheit war, dass ich mich zerrissen fühlte, wie noch nie.

„Bitte … bleib …“, flüsterte sie, und ich gab dem Bedürfnis nach, sie anzusehen. Falsch … tu das nicht, Mann … du bist nicht du selbst in ihrer Gegenwart!

Der verletzte und verständnislose Ausdruck in ihren Augen, die blasse Haut ihrer Schultern … die Kontur ihres Körpers unter dem Laken, in dem ich meinen Samen verspritzt hatte ... Ein tiefes Grollen suchte sich seinen Weg meine Kehle hinauf, und ich spürte, wie mein Schwanz innerhalb weniger Sekunden wieder hart wurde.

Wir brauchen nicht lange, um für eine Frau bereit zu sein. Ich schätze, die Idee unseres Schöpfers war, unsere ungezügelte Energie in seinen Dienst zu stellen. Vielleicht hat er uns deshalb keine Frauen gegeben.

Ich konnte sehen, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Mein Herz zog sich zusammen. „Tu das nicht“, flüsterte ich, weil ich sie nicht weinen sehen konnte. Jeden … nur sie nicht.

„Tut mir leid“, antwortete sie und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Sie wirkte verloren, einsam und allein. Ich vergaß meine guten Vorsätze und ging zu ihr. Ich konnte sie in die Arme nehmen, sie ein wenig trösten und dann gehen … wenigstens das war ich ihr schuldig.

Sie schmiegte sich an mich, legte ihre Arme um meine Schultern. Mein Schwanz schmerzte - vielleicht war es keine gute Idee gewesen, ihr so nah zu kommen. Ich war noch immer nackt … und das Laken, das sie um ihren Körper gewickelt hatte, war dünn.

„Bleib … bitte“, flüsterte sie noch einmal an meinem Ohr. Das Laken rutschte ihren Körper hinunter, ihre warme weiche Haut rieb sich gegen meine. Meine Selbstbeherrschung war dahin.

Ich zog das Laken zur Seite und beugte mich vor, um einen ihrer Nippel zwischen meine Zähne zu nehmen. Sie schnappte nach Luft und streckte sich mir entgegen. Wie von selbst glitt meine Hand zwischen ihre Schenkel. Mit dem Finger tauchte ich zwischen ihre Schamlippen, die noch immer nass von meinem Samen waren – eine Tatsache, die meine Erregung bis an ihre erträglichen Grenzen anstachelte.

Ihre Lippen waren leicht geöffnet, ihre Augen geschlossen. Sie stützte sich auf ihren Handflächen ab und reckte sich mir entgegen, während ich gleichzeitig ihren Nippel saugte und mit dem Finger ihre Klitoris zu reizen begann. „Angel ...“, knurrte ich, und spürte meinen inneren Alarmknopf schrillen. Wir haben gelernt, zurückhaltend mit Frauen umzugehen, doch in diesem Moment brach meine wahrte Natur durch, und als sie leise stöhnend kam und sich dabei an meiner Hand rieb, brachen in mir alle Ketten.

Mit einem Arm umfasste ich ihre Taille und drapierte sie vor mich auf Hände und Knie. Ihr einladendes Hinterteil streckte sich mir entgegen. Ich hatte gedacht, sie wäre entsetzt oder zumindest schockiert, doch stattdessen seufzte sie und bot sich mir geradezu an.

Ich beugte mich über ihren Rücken, sodass ich nah an ihrem Ohr war. „Du solltest mir jetzt sagen, dass ich aufhören soll …“

Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung. Ihre Augen waren noch immer so verdammt vertrauensvoll, dass ich es kaum fassen konnte. „Ich will nicht, dass du aufhörst.“

„Ich bin nicht, was du denkst. Ich bin … anders“, versuchte ich sie zu warnen.

Sie brauchte einen Moment, bis sie antwortete, und ich dachte, sie würde mich endlich abweisen. Stattdessen schloss sie die Augen und senkte den Kopf ein wenig. „Das ist mir egal. Du fühlst dich nicht falsch für mich an.“

Ihre Worte drangen in mein Herz, wo sie ein warmes Gefühl hinterließen. Mit einem zischenden Laut, drückte ich meinen Schwanz gegen ihren Eingang. Dieses Mal versank ich ohne Probleme in ihr.

Sie stöhnte und legte ihren Kopf auf die Matratze. Während ich hinter ihr kniete und sie mit langsamen Stößen fickte, betrachtete ich ihr Gesicht. Ich liebte die Art, wie sie sich mir hingab. Angel befriedigte ein tief vergrabenes Bedürfnis in mir. Ich hatte nie etwas gehabt, das mir gehörte und wenn, so hatte ich es nicht lange behalten dürfen. Krieg und Kampf … dafür waren wir geschaffen worden. Diese eine Nacht im Jahr war alles, was uns zugestanden wurde. Mir kam der Gedanke, dass es ungerecht war … und das es auch für mich etwas anderes geben könnte als Krieg und Kampf. Ich hatte gehört, dass es möglich war … aber dafür hätte ich alles hinter mir lassen müssen und Teil ihrer Welt werden; die Ewigkeit gegen ein paar Jahrzehnte eintauschen … der Gedanke erschreckte mich.

Ich packte Angels Hüften und stieß härter in sie. „Würdest du mich haben wollen, Angel? Jeden Tag … dein ganzes Leben lang?“ Meine Hoden zogen sich schmerzhaft zusammen. Was ich fühlte, überstieg die normale Erregung, die ich kannte. Es war eine Mischung aus starken Gefühlen, Sehnsucht und rasender Geilheit. Ich packte ihre Hüften fester und stieß schneller und härter in sie, während ich meine Kiefer zusammenpresste. Sieben Höllen konnten nicht schlimmer sein, als das hier! Sie brachte mich dazu, diese Dinge mit ihr zu tun … sie grob zu behandeln. Ich konnte und durfte nicht …

„Ja ...“, keuchte sie plötzlich. „Ich würde dich jeden Tag in meinem Leben haben wollen!“

Ihre Worte ließen meinen Schwanz explodieren. Ich rief ihren Namen, während mein Samen heiß in ihren Körper spritzte. Es war so gut, sie zu nehmen, es war so gut, in ihr zu kommen, es war so … falsch …

Schwer atmend zog ich mich aus ihr zurück. Es war schon wieder passiert … ich hatte schon wieder die Kontrolle verloren, und mich in ihr verspritzt. Außerdem hatte ich sie auf eine Art genommen, die mich an meinem Verstand zweifeln ließ. Wozu würde Angel mich noch bringen?

Langsam stand ich auf und wandte meinen Blick von ihr ab. „Es tut mir leid … ich wollte das wirklich nicht.“

„Was?“ Sie lag auf dem Bett und sah alles andere als unzufrieden aus. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen leicht glasig. Oh Gott … ich wusste, dass ich sie spätestens in drei Minuten wieder nehmen würde … vor allem, wenn sie mich mit diesem verletzten Ausdruck ansah … und ihre Tränen. Ich durfte es nicht soweit kommen lassen.

„Ich muss kurz ins Bad“, sagte ich sanft und zwang mir ein Lächeln ab. Sie lächelte zurück.

Ich ging aus dem Schlafzimmer und zog mir auf dem Weg zur Haustür mein Shirt über, schlüpfte hastig in meine Hose und griff nach meinen Schuhen. Ich würde sie draußen anziehen. An einer Erkältung oder Grippe würde ich nicht sterben … ich würde überhaupt nicht sterben …

Ich stellte mir vor, wie es wäre bei ihr zu bleiben mit allen Konsequenzen. Panik erfasste mich. Ich konnte das nicht … noch nicht einmal für sie. Mein Leben erschien mir nicht besonders erstrebenswert, und ich hatte diese Welt immer geschätzt, weil sie nicht perfekt war … weil sie Vergänglichkeit besaß. Doch selbst ein Teil dieser Welt zu sein, machte mir Angst.

Leise schloss ich die Haustür. Angel würde erst bemerken, dass ich fort war, wenn ich genug Abstand zwischen uns gebracht hatte. Sie würde mich vergessen, und es war besser so.

Als ich auf der Straße stand, hatte es angefangen zu schneien. Kalte Flocken trafen meine Haut, ich hatte meine Jacke bei ihr gelassen, aber ich brauchte sie nicht. Ich würde nicht erfrieren … ich konnte es nicht einmal. Mein Blick fiel auf meine vernarbten Arme. Das war ich … das war mein Leben, in das ich zurückkehren musste.

Hastig schlüpfte ich in meine Schuhe und stapfte durch den Schnee davon. Er dämpfte meine Schritte, und ich wusste, dass es nicht Mut, sondern Feigheit war, die mich von Angel forttrieb. Sie hatte mir etwas gegeben, das ich nicht gekannt hatte … etwas, das ich nie wieder haben würde, soviel war klar.

Ein Teil von mir wollte umkehren, bei ihr bleiben, aber der andere Teil war stärker.

„Vergiss mich, Angel ...“, flüsterte ich leise vor mich hin, während ich aus ihrem Leben verschwand.

 

 

Ein Jahr später …

 

Angel

 

Ich nahm meine Jacke aus dem Spint und schlüpfte hinein. Meine Füße taten weh vom langen Stehen. Schon wieder hatte ich die Überstunden am Weihnachtsabend übernommen, aber trotzdem hatte ich mir geschworen, dass ich dieses Weihnachten einen Schlussstrich ziehen würde. Die schmerzenden Erinnerungen des letzten Jahres hatten mich wie Parasiten gequält, je näher Weihnachten rückte. Seine Augen, seine Stimme, sein Körper, seine Worte … Arael! Ich hatte ihn nie wieder gesehen. Trotzdem hing seine Jacke noch an meiner Garderobe.

Ich war am Boden zerstört gewesen, als er sich einfach aus meiner Wohnung geschlichen hatte, dann voller Hoffnung, dass er wiederkommen würde, weil er seine Jacke nicht mitgenommen hatte. Er hatte sie mir um die Schultern gelegt, als er mich nach Hause begleitet hatte, nachdem die drei Typen versucht hatten, mich zu vergewaltigen.

Aber er war nicht zurückgekommen. Ich hatte einsehen müssen, dass er aus meinem Leben verschwunden war und nicht vorhatte, zurückzukehren.

Das Jahr nach Arael war hart gewesen. Ich hatte verzweifelt versucht, meine innere Mitte zu finden, war sogar ein paarmal ausgegangen. Es hatte nichts gebracht. Keines meiner Dates hatte mich berührt, obwohl ein oder zwei nette Typen dabei gewesen waren, die ernsthaftes Interesse an mir gehabt hätten. Aber was nutzte es, wenn man die Zuneigung, die einem entgegen gebracht wurde, nicht zurückgeben konnte?

Die Leere war geblieben, und die Jacke. Aber heute würde ich mich vom letzten Stück Hoffnung trennen, an dem ich festgehalten hatte. Ich musste endlich aufhören, zurückzublicken.

„Frohe Weihnachten, Angel“, rief mein Chef mir hinterher, der gekommen war, die Ladenkasse zu übernehmen, während ich die Tür des Blumenladens hinter mir zuzog. „Hast du jemanden mit dem du feierst?“

„Natürlich ...“, zwang ich mich zu einer gut gelaunten Antwort und fügte in Gedanken hinzu mich selbst …

Ich trat auf die Straße in den frisch gefallenen Schnee. Dass es auch dieses Jahr wieder eine weiße Weihnacht gab, machte es nicht besser. Bilder von Arael, der neben mir durch den Schnee ging, flackerten vor meinem inneren Auge auf.

„Hör auf ...“, murmelte ich vor mich hin. „Du wirst genau das tun, was du dir vorgenommen hast … du gehst nach Hause und wirfst diese verdammte Jacke in die Mülltonne. Ab heute wirst du damit anfangen, ihn zu vergessen.“

Automatisch wollte ich nach rechts abbiegen, anstatt nach links. Seit ich letztes Weihnachten auf dem Rückweg von der Arbeit überfallen worden war, ging ich einen anderen Weg zur Arbeit und zurück, der etwas länger aber sicherer war, weil er über die gut besuchte Hauptstraße führte.

Bevor ich losging, spähte ich nach links. Sicher würde nichts passieren, wenn ich heute den alten Weg nahm. Vielleicht würde es mir helfen, mit Arael und meinen Erinnerungen abzuschließen. Nicht gut … gar nicht gut …, ermahnte mich mein Verstand, aber meine Füße setzten sich bereits wie von selbst in Bewegung.