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Mein Job ist mein Leben Von Kindheit an faszinierte Mirko Reeh das Kochen. Vor 20 Jahren gab er seinen ersten Kochkurs. Mittlerweile hält er bis zu 120 Kurse im Jahr ab, hat Tausende Rezepte und 44 Bücher geschrieben, war Gast in fast 1500 verschiedenen Radio- und Fernsehproduktionen. Eine Erfolgsgeschichte? Bei Weitem nicht! Denn auf dem Höhepunkt seiner Karriere hätte ihn ein Höhenflug beinahe in die Tiefe gerissen. Wie Mirko Reeh seine Stärken und seine Leidenschaft aus dem Trudeln in den stabilen Weiterflug brachte - das ist die Geschichte hinter dem "verrückten Koch mit dem hessischen Schlappmaul". Und sie wäre unvollständig ohne Mirkos 50 liebste Rezepte aus 20 Jahren Kochschule.
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Seitenzahl: 110
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Vorwort von Mirko Reeh
A Cook is born
Mein Job ist mein Leben
Die Bühne ruft!
Endlich: die eigene Kochschule
Klappe, die erste!
Hoch hinaus und alles verloren
Die Altlasten müssen weg
Der Kapitän zurück am Steuer
Das gute Image zahlt sich aus
Wirbel um die Bestseller
Basic-Fonds
Thai-Chili-Paste
Mirkos Brote
Raz el Hanout Gewürzmischung | Harissa Gewürzmischung
Rote-Bete-Creme | Karotten-Creme | Oliven-Feigen-Creme
Kräuterbutter | Tomatenbutter
Thai-Kartoffelsuppe
Rahmige Linsensuppe mit Steinpilzen und Handkäs´-Chips
Gumbo aus Louisiana
Dressings für Salate
Salat von Rucola und Spinat mit Birne
Handkäs´ mit Mango
Rote Bete mit Spinat und Walnussdressing
Gebackener Limetten-Blumenkohl mit Thaisauce
Antipasti-Pfannkuchen
Handkäs´ mit Raz el Hanout und Tomatenchutney
Gerösteter Blumenkohl mit Granatapfel und Minze
Kohlrouladen in Tomaten-Chili-Oliven-Sauce
Schwarze Tagliatelle mit Gorgonzola
Handkäs´-Burger
Semmelknödel mit Pilzrahmsauce
Schakschuka
Grünkohlsalat mit Cranberry-Sumach-Dressing
Penne mit Lachs und Wodka
Geräuchertes Saiblingstatar
Kabeljau auf Backkartoffeln mit Artischocken
Lachs mit würzigem Rub auf süßem Linsensalat
Spaghetti à la Lemon
Handkäs´ im Schinkenmantel mit Zweierlei vom Radieschen
Nudeltörtchen mit würzigen Lammbällchen
Hessischer Hamburger Royal
Klassische Frankfurter Grüne Sauce („Grie Soß“)
Schweinefilet in Cognacsauce
Würziges Huhn mit Zitrone
Orientalische Hackfleischbällchen
Lammrücken mit Kräutermarinade und Safranreis
Koteletts mit pikanter Sauce
Hacksteak auf Zucchini-Spinat-Gratin
Salbei-Hackröllchen mit mediterranem Gemüse
Schweinefilet mit Kartoffelrolle
Crème brûlée
Mohn-Orangen-Strudel
Pistazieneis mit Thymianhonig
Halbflüssiger Schokoladenkuchen
Orangenkuchen
Toskanischer Kirsch-Käsekuchen
Himbeertraum im Glas
Zitate von Wegbeleitern
Nachwort von Mirko Reeh
Bücher von Mirko Reeh
Essen ist elementar. Ohne geht es nicht. Da hat der liebe Herrgott bei keinem von uns eine Ausnahme gemacht.
Für mich hat das Kochen einen noch höheren Stellenwert. Könnte ich nicht mehr kochen, ich wäre nur noch ein halber Mensch.
Nicht zuletzt haben mir das Kochen und meine Kochschule vor ein paar Jahren den Bobbes gerettet. Warum und weshalb – das haben meine Co-Autorin Barbara Stromberg und ich in diesem Buch aufgeschrieben. Ehrlich und ungeschönt. Wie es steil bergauf ging, wie beinahe alles den Main runtergeschwemmt worden wäre und wie es dann wurde, was es heute ist. So kann es bleiben. Toi, toi, toi.
Für mich ist aber auch das Essen selbst immer etwas Besonderes. Dafür müssen nicht die Zutaten besonders ausgefallen oder schwierig zu beschaffen sein. Ganz im Gegenteil. Bodenständig und regional verfügbar, dazu leicht nachzukochen ohne Zippelchen und Zuppelchen, gerne mit Highlights und Geschmacksideen aus den Küchen dieser Welt.
Kochen muss keine Frage von Zeit sein. Man kann auch lecker kochen, wenn man keine Zeit hat. Essen müssen wir schließlich alle. Und dann soll es aber bitte etwas sein, das man sich nicht nur so nebenbei in den Mund steckt.
Das möchte ich mit meinen Rezepten erreichen.
Ich hoffe, es gelingt, und wünsche: N‘ gudde Abbo!
Euer Mirko
PS: Alle Rezepte in diesem Buch sind für vier Personen ausgelegt – denn wer isst schon gern alleine?
Bis 1980
Menschen mit dem Sternzeichen Schütze sagt man nach, sie seien weltoffen, optimistisch, direkt und fröhlich. Zumindest auf den hessischen Bub, der am 5. Dezember 1976 in Bad Hersfeld geboren wurde, trifft das zweifellos zu.
Als Entertainment-Koch wird es später Mirko Reehs Markenzeichen sein, mit viel Humor, hessischem Mundwerk und guter Laune den Menschen in der Küche und vorm Fernseher zu zeigen, wie sie die besten Gerichte aus aller Welt mit einfachen Zutaten am heimischen Herd zaubern. Seine Talente für Bühne und Herd zeigten sich schon in der Kindheit, verbunden mit der Eigenschaft, sich einem Thema völlig zu verschreiben. Was damals nicht selten ein Anlass zum Mobbing war, ist heute Grundlage seines Erfolgs.
Beginnen wir am Anfang und lassen den Protagonisten selbst zu Wort kommen: Wie begann deine Leidenschaft für das Kochen?
Ich bin mit meiner vier Jahre jüngeren Schwester sozusagen „ländlich behütet“ aufgewachsen. In meiner Kindheit waren Oma Ilse und meine Mama Carmen-Maria die wichtigsten Personen. Meine Mutter ist noch heute ein Vorbild für mich. Sie ist eine starke Frau, die es nicht immer leicht im Leben hatte. Heute ist sie glücklich, denn sie hat gekämpft und ist letztlich angekommen. Ich bin wirklich stolz auf sie.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, als Fünfjähriger meiner Oma und Mama beim Kochen zuzusehen. Ich habe es geliebt. In der Küche war immer was los, da wurde mit hochgekrempelten Ärmeln geschafft und mit mehligen Händen der Hefeteig auf den Tisch geknallt, dass es nur so staubte. Es gab klassische Hausmannskost, deftig, reichhaltig, frisch und lecker. Und wir Kinder durften immer beim Kochen mithelfen.
Heute liebe ich Pasta über alles, aber bei Oma Ilse gab es eigentlich nie Nudeln, außer Spätzle. Stattdessen kamen mehrmals in der Woche Kartoffeln aus dem Garten auf den Tisch.
Und natürlich Rindfleischsuppe. Mit sieben Jahren hatte ich die Zutaten, die es dafür braucht, und auch die einzelnen Zubereitungsschritte so intus, dass ich richtig Spaß daran hatte, mich von Oma und Mama abfragen zu lassen. Noch mal zwei Jahre später habe ich dann schon mein erstes Drei-Gänge-Menü auf den Tisch gebracht. Ich glaube, ich hatte schon früh ein Gespür dafür, welche Aromen und welche Zutaten zueinanderpassen.
Bis 1990
Und vor allem Spaß daran, am Herd zu stehen und aus verschiedenen Zutaten etwas Neues zu schaffen.
Schon immer „anders“
So verwundert es nicht, dass auch später in der Schule Polytechnik und Haushaltslehre Wunschfächer des kreativen Schülers waren.
Es war nicht ganz ohne, sich für diese Fächer einzuschreiben, denn ich wurde ohnehin regelmäßig in der Schule verkloppt, weil ich anders war als andere Jungs. Aber das war es mir wert. Die Fächer haben mir sehr viel Spaß gemacht. Und im Unterricht waren hauptsächlich Mädels, und ich hatte meine Ruhe vor den Angriffen der Jungs.
Was genau an mir anders war und sie dazu gebracht hat, mich zu mobben, weiß ich eigentlich nicht so genau. Ich war halt immer schon ein Einzelgänger und habe mein Ding gemacht, statt das zu tun, was alle tun – vielleicht war das der Grund.
Die Ruhe, um sich mit den eigenen Gedanken und Interessen zu beschäftigen, war Mirko schon als Kind sehr wichtig. Wo andere Kinder aus Langeweile die Flusen aus dem Teppich pulten, genoss es Mirko, die kompletten Sommerferien bei Oma Ilse zu verbringen oder mit seiner Mutter und dem Stiefvater im Garten zu sitzen und gemütlich zu essen.
Ich fand es großartig, unendlich Zeit zu haben, um mit der Laubsäge zu arbeiten, riesige Puzzle-Landschaften auszubreiten oder ganze Städte aus Lego zu bauen. Ich konnte auch Stunden damit verbringen, Hörspiele zu hören wie „Die drei???“ oder „Fünf Freunde“.
Die Liebe für die kleinen, bunten Bausteine blieb auch noch im Erwachsenenalter bestehen. Viele Jahre später, 2014, eröffnete Mirko Reeh neben seiner Kochschule in der Wiesenstraße das Brickland, Deutschlands ersten Lego-Indoor-Spielplatz mit Restaurant. Nach zwei Jahren musste es jedoch der Erweiterung der Kochschule und dem Private Food Club weichen.
Und auch Hörspiele ließen Mirko Reeh bis ins Erwachsenenalter nicht los. Bereits in drei Hörspielen von TKKG, Hexe Lili und der Ferienbande lieh er Charakteren seine Stimme, und den „Drei???“ setzte er mit einem Koch-, Lese- und Quizevent in seiner Kochschule ein Denkmal. Und nicht wenige seiner Gäste bekannten dort, nur mit laufendem Kassettenrekorder neben dem Bett einschlafen zu können.
Das aber in Sekunden, sodass sie von vielen Folgen, die sie schon seit
Jahrzehnten besitzen, nur die ersten zwei, drei Sätze von Seite A kennen.
Der wissbegierige Künstler
Ich konnte mich als Kind schon gut mit mir selbst beschäftigen. Es gab wenige Phasen, in denen mir langweilig war, weil ich immer etwas mache, etwas schaffe, etwas lernen möchte. Es ist auch heute noch so, dass ich nicht jeden Tag Halligalli brauche und nie einfach nur auf der faulen Haut liege.
Wenn ich tatsächlich mal Zeit für mich habe, was in den letzten Jahren selten der Fall war, dann beschäftige ich mich gerne mit Kunst. Ich sammle Kunst, ich besuche Kunst in Museen, und ich male auch selbst ab und zu. Meine Kunst ist allerdings ausgesprochen modern, also viel Farbe, weniger die klassische Malerei mit Personen oder Landschaften. Sie zeichnet sich durch prägnante Striche oder Formen aus. Ich interessiere mich sehr für Pop Art, gerne auch kribbelbunt.
Mirko Reeh ist zum Beispiel ein Fan des jungen Künstlers Leon Löwentraut, der mit seinen neunzehn Jahren und seinen „expressiv-abstrakten“ Werken die Kunstwelt aufmischt.
Ich besuche unterwegs mit Vorliebe jedes moderne Museum, an dem ich vorbeikomme – wenn es die Zeit zulässt.
Ideal finde ich es, wenn sich Kunst mit altertümlicher Geschichte verbinden lässt, beispielsweise auf Reisen. Ich kann mich stundenlang mit der darstellenden Kunst beschäftigen, zum Beispiel mit der Kunst, die im Vatikan zu finden ist. Mich interessieren die Kunstwerke, aber auch die Geschichten dahinter, die erzählen, wie das Werk entstanden ist, wer der Erschaffer ist, welche Wege es nahm und natürlich auch wie es schließlich im Vatikan landete.
Der frühe Weg auf die Bühne
Wer jetzt glaubt, Mirko Reeh habe als Kind nur in der Küche, unter einem Baum oder in seinem Zimmer gehockt, der irrt. Denn er suchte schon früh den Weg auf die Bühne und trat im Sommer als Komparse bei den Bad Hersfelder Festspielen auf. Schnell gab es auch Sprechrollen für den kleinen Nachwuchsdarsteller. Mit fünf Jahren sang Mirko – auf eigenen Wunsch – im Kinderchor und später dann im Jugendsingkreis und Festspielchor. Seinen allerersten Fernsehauftritt – damals singend – hatte er tatsächlich auch schon mit fünf Jahren im ZDF.
Ich selbst kann mich nicht mehr daran erinnern, aber es wird erzählt, dass ich „Sah ein Knab ein Röslein stehn“ zum Besten gegeben habe. Ich bin wirklich froh, dass ich diese Chance, auf die Bühne zu gehen, bekommen habe.
Das Singen liegt bei ihm in der Familie, denn sein Onkel ist Wilfried Gliem, besser bekannt als einer der „Wildecker Herzbuben“, die als Schlagerduo mit „Herzilein“ einen großen Hit landeten. Gemeinsam mit Mirko performten sie das Lied in ihrer Show „Die Wildecker Herzbuben und ihre Freunde“ auf der Bühne.
Was meine Schulkameraden nach der Schule beschäftigt hat, war nichts für mich. Ich habe eigentlich auch in der Jugend recht wenig mit Gleichaltrigen unternommen. Ich glaube, ich war ungefähr achtzehn, als ich zum ersten Mal in der Dorfdisco war. Eigentlich hat mich das gar nicht interessiert, aber ich bin einfach mitgegangen.
Lieber kochen als küssen
Die Welt der Erwachsenen war für Mirko Reeh greifbarer als die Welt der Gleichaltrigen.
Mit einer Ausnahme, die nach ihm griff: die Mädels.
Ich war noch nicht aus der Schule zurück, da haben schon die Mädchen angerufen. Aber passiert ist mit ihnen meistens nicht sonderlich viel, bis auf wenige Ausnahmen.
Die größere Faszination übte die Kochkunst auf ihn aus.
Für mich bedeutet Kochen alles. Es ist mein Leben schon seit dem fünften Lebensjahr. Und im Grunde wollte ich auch nie etwas anderes machen, aber ich habe dann doch ab 1992 ein bisschen studiert.
„Ein bisschen studiert“, damit ist das berufsbezogene Studium in Offenbach mit dem griffigen Namen „Wirtschaft und Verwaltung im Bereich Post und Telekommunikation im gehobenen, nichttechnischen Postdienst“ gemeint.
Bis 2005
Und für Mirko Reeh bedeutete diese Ausbildung eine steile Karriere vom Briefzusteller zum Personalchef.
Damals vor fünfundzwanzig Jahren in der Gegend rund um Bad Hersfeld hatte man die Wahl zwischen Post oder Bahn. Ich habe gar nicht weiter darüber nachgedacht.
Und dann war es letztlich so, dass ich mich voll und ganz, ohne Ablenkung, in meinen Job geworfen habe. Schon damals galt für mich: mein Job, mein Leben.
Ich habe natürlich auch Freunde und pflege meinen Freundeskreis, der mir auch wichtig ist. Aber die einzige Konstante in meinem Leben ist meine Leidenschaft fürs Kochen. Für mich wäre es ein Riesenproblem, wenn ich nicht mehr kochen könnte. Mir würde nicht nur etwas fehlen, sondern es wäre, als würde man einen Teil von mir herausreißen.
Noch dazu ist es wirklich das, was mir am meisten Spaß macht: das Kochen für andere. Nicht für mich.
Mein kompletter Tagesablauf dreht sich um das Thema Kochen. Was man deutlich merkt, wenn man sich meinen Bücherschrank zu Hause ansieht. Darin stehen fast nur Kochbücher und Bücher über Kunst.
Was ich allerdings nicht zu Hause habe, ist eine Küche, und auch in meinem Kühlschrank findet man eigentlich so gut wie nie etwas zu essen. Wozu auch? Ich bin von frühmorgens bis spätabends unterwegs, oft auf dem Markt und in der Kochschule oder auf Reisen, und wenn ich dann mal zu Hause bin, gehe ich am liebsten bei befreundeten Köchen essen.