Miss Braitwhistle 3. Miss Braitwhistle hebt ab - Sabine Ludwig - E-Book

Miss Braitwhistle 3. Miss Braitwhistle hebt ab E-Book

Sabine Ludwig

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Beschreibung

Ausgerechnet im letzten Schulhalbjahr der 4a ist Miss Braitwhistle verschwunden. Erst als Aki, Franz und die anderen Kinder beschließen, ihre Klassenkasse aufzubessern, sitzt sie plötzlich wieder hinter ihrem Pult. Doch statt Teekanne und Tasse holt sie eine Thermoskanne aus ihrer Tasche. Und ihre Kreide löst zur Überraschung aller keine Matheaufgaben mehr. Haben sich etwa alle getäuscht? Kann Miss Braitwhistle am Ende gar nicht zaubern?

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Über dieses Buch

Ausgerechnet im letzten Schulhalbjahr der 4a ist Miss Braitwhistle verschwunden. Wo doch am Ende des Jahres eine große Aufführung geplant ist. Erst als Aki, Franz und die anderen Kinder beschließen, ihre Klassenkasse aufzubessern, sitzt sie plötzlich wieder hinter ihrem Pult. Doch statt Teekanne und Tasse holt sie eine Thermoskanne aus ihrer Tasche. Und ihre Kreide löst zur Überraschung aller keine Matheaufgaben mehr. Haben sich etwa alle getäuscht? Kann Miss Braitwhistle am Ende gar nicht zaubern?

 

Funny-fantastisch!

Band 3 der Schulgeschichten-Bestseller über die bezauberndste Lehrerin der Welt

 

 

 

Für Felicitas und Johannes, denen die Geschichte von den verwechselten Blumensträußen bekannt vorkommen dürfte. Danke dafür.

1Wenn eine aus dem Muspott kommt

Ich mag unsere Schule, obwohl sie schon ganz alt ist. Ich mag sie besonders gern, weil sie bald nicht mehr meine Schule ist. Nur noch ein paar Wochen, dann sind Sommerferien und danach werden wir in alle Winde verstreut, wie Frau Klawitter immer sagt. Frau Klawitter ist unsere Musiklehrerin und sie trägt ein Hörgerät. Wenn sie in unsere Klasse kommt, stellt sie es jedes Mal ab. Sie meint, sie hört uns auch ohne Hörgerät, weil wir so schrecklich laut sind.

Wir sind aber nur bei ihr so laut, der Musikunterricht ist einfach schnarchlangweilig. Bei Herrn Fischli, der nicht nur der Direktor, sondern auch unser Sport- und Mathelehrer ist, sind wir nicht ganz so laut und überhaupt nicht laut waren wir bei Miss Braitwhistle. Bei ihr sind in jeder Stunde so viele verrückte Sachen passiert, die hätten wir am Ende noch verpasst, wenn wir laut gewesen wären.

Doch Miss Braitwhistle war nach den Osterferien nicht wiedergekommen. Als wir Herrn Fischli gefragt haben, wo sie bleibt, hat der nur mit den Schultern gezuckt und gesagt: »Ihr kennt doch Miss Braitwhistle, vielleicht kommt sie eines Tages zurück, vielleicht auch nicht.«

Manchmal stehen wir in der großen Pause zusammen und reden darüber, wie es war, als Miss Braitwhistle uns unterrichtet hat.

»Wisst ihr noch, wie im Schwimmbad das Wasser zu Eis wurde und wir alle drauf rumgeschliddert sind?«, sagt Aki und seufzt. »Das hat vielleicht Spaß gemacht.«

»Und wie wir Plumpudding gebacken haben und die Feuerwehr kommen musste«, sagt dann Clemens.

»Ich muss immer an das Buffet auf dem Golfplatz denken, das war echt lecker!«, sagt Max und schmatzt laut. »Jam, jam.«

»Ich fand am schönsten, als die Königin da war und uns die Schildkröten gebracht hat«, sagt Polly.

»Sie hatte einen rosa Hut auf«, sagt Molly.

»Bist du blöd? Der Hut war türkis«, sagt dann Polly und haut Molly ihre Puppe auf den Kopf.

»Ihr seid beide blöd, der Hut war gelb«, sagt Pauline.

Typisch. Die Mädchen reden immer nur über Klamotten und solche Sachen, während wir Jungs uns um das wirklich Wichtige kümmern.

Um Harry und Willy nämlich, das sind unsere Schildkröten, aber ehrlich gesagt, finden wir sie nicht mehr ganz so wichtig wie vor den Ferien. Da haben wir nämlich Wettrennen mit ihnen veranstaltet. Harry und Willy sind gegen Zorro und Superman, die Rennmäuse aus der 4b, angetreten. Die 4b ist unsere Parallelklasse. Wir sind die 4a. A wie Albtraum, sagt Frau Sauermann immer. Frau Sauermann ist die Klassenlehrerin der 4b und so ziemlich die schlimmste Lehrerin, die ich kenne. Eigentlich müsste man die aus der 4b ja bedauern, aber die tun uns kein bisschen leid, einfach, weil sie so blöd sind.

Wir, das heißt unsere Schildkröten, haben gegen die Rennmäuse sogar gewonnen, allerdings hatte ich da etwas geschummelt, aber das durften die aus der 4b natürlich nicht wissen.

In den Ferien wollten wir dann ein richtiges Rennen veranstalten, ohne Schummelei, aber das ist gründlich in die Hose gegangen.

Und daran ist nur Henni schuld gewesen.

Aki und ich hatten von Herrn Fischli den Schulschlüssel bekommen, damit wir auch in den Osterferien unsere Schildkröten füttern konnten. Tobias und der fiese Albrecht aus der 4b mussten aber auch in die Schule, weil sie sich um ihre Rennmäuse kümmern sollten.

Zuerst haben wir in der Schule lauter Blödsinn gemacht. Wir haben alle Stühle aus den Klassen geholt und vors Lehrerzimmer gestellt, dann haben wir die Kreide verschwinden lassen und gerade, als wir überlegt haben, ob wir die Feuerlöscher nehmen und alles schön mit Schaum einsprühen sollen, hat der fiese Albrecht gerufen: »Halt! Stopp! Seid ihr wahnsinnig?«

»Natürlich nicht«, hat Aki gesagt. »Was meinst du, wie super das aussieht, wenn der ganze Flur eingeschäumt ist.«

»Von wegen super, Herr Fischli weiß doch sofort, wer das gemacht hat«, hat Albrecht gesagt.

»Genau, ihr natürlich«, meinte Tobias. »Schließlich hat er euch den Schlüssel gegeben.«

»Na und? Ihr hattet ihn genauso«, hat Aki gesagt.

Aber in dem Fall hatten Albrecht und Tobias ausnahmsweise mal recht und wir haben die Stühle alle wieder in die Klassen zurückgebracht und die Kreide aus dem Müll geholt und die Feuerlöscher gelassen, wo sie waren.

Wir haben dann verabredet, ein großes Mäuserennen zu veranstalten. Inzwischen gab es genau dreizehn Mäuse, weil Superman vor den Ferien Junge bekommen hatte. Superman ist nämlich in Wirklichkeit gar kein Mann.

Aki und ich hatten uns mit Tobias und Albrecht am letzten Ferientag vor der Schule verabredet und geschworen, dass wir niemandem erzählen, was wir vorhaben. Aber irgendjemand muss dann doch gequatscht haben, denn als wir zur Schule kamen, stand da schon die halbe 4b und die ganze 4a, bis auf Henni. Aber das war normal, die wäre auch nicht gekommen, wenn man ihr eine schriftliche Einladung geschickt hätte, weil sie nämlich nie was peilt.

Wir haben den Käfig mit den Mäusen in die Aula getragen, weil da am meisten Platz ist. Dann haben wir die Stühle so aufgestellt, dass zwischen ihnen ein schmaler Gang war, den die Mäuse langlaufen sollten.

»Und jetzt schließen wir Wetten ab«, hat der fiese Albrecht gesagt. »Wie beim Pferderennen.«

»Wie sollen wir die Mäuse denn unterscheiden?«, hat Annalisa gejammert.

Zorro und Superman konnte man gut auseinanderhalten, weil sie die größten waren und Superman einen weißen Fleck auf dem Rücken hatte, aber die elf Jungen sahen völlig gleich aus.

»Wir markieren sie mit Filzer«, hat Aki vorgeschlagen. Er hat wirklich immer die besten Ideen. Aber so einfach war das dann doch nicht, weil die jungen Mäuse sich nicht festhalten lassen wollten. Schließlich hatte dann aber doch jede von ihnen eine Zahl auf dem Rücken.

»Zorro und Superman laufen außer Konkurrenz«, meinte Tobias.

»Wer setzt einen Euro auf die Nummer eins?«, hat Albrecht gefragt. Er hat sich einen Bleistift hinters Ohr geklemmt und ganz wichtig getan.

»Ich!«, hat Hugo geschrien. »Die Nummer eins wird bestimmt Erster!« Typisch Hugo, so doof ist auch nur er.

»Dann her mit dem Euro«, hat Albrecht gesagt und was auf einen Zettel geschrieben.

»Ich hab aber kein Geld«, hat Hugo gesagt und ein dummes Gesicht gemacht.

Wir haben alle ein dummes Gesicht gemacht, denn keiner von uns hatte Geld dabei.

Albrecht hat den Käfig mit den Mäusen hochgehoben und gesagt: »Dann war’s das, Leute. Pech für euch. Bei einer Quote von eins zu zehn hättet ihr leicht aus einem Euro zehn machen können.«

Aus einem Euro zehn?

»Und aus zehn Euro?«, hat Max gefragt und ganz gierig geguckt. Wahrscheinlich überlegte er schon, wie viele Süßigkeiten er sich davon kaufen konnte.

»Hundert Euro«, meinte der fiese Albrecht und grinste breit.

»Und aus tausend Euro zehntausend, na und?«, sagte Clemens und warf lässig seinen Schal zurück. »Ich hab gerade mal zehn Cent dabei.«

Albrechts Grinsen wurde noch breiter, seine Zahnspange glitzerte gefährlich. »Wir könnten ja so nett sein und euch was leihen.« Er hat sich zu Tobias umgedreht und gesagt: »Wie viel haben wir zurzeit in der Klassenkasse?« Tobias hat aus seinem Rucksack eine kleine Kassette gezogen und sie aufgeschlossen. Dass er die Klassenkasse der 4b dabeihatte, hätte uns gleich stutzig machen sollen.

»Genau fünfzig Euro«, hat Tobias gesagt.

Na toll, die 4b hatte natürlich jede Menge Geld. In unserer Klassenkasse herrschte Ebbe, wie immer.

»Dann leih mir zehn Euro«, hat Max gesagt.

Die Mädchen und Hugo wollten alle nur einen, Aki und ich wollten fünf. Wennschon, dennschon.

Albrecht hat uns das Geld gegeben und wir mussten unterschreiben, dass wir es bekommen hatten.

»Das ist ja wie auf der Bank«, hat Polly gesagt.

»Genau, da muss man auch was unterschreiben«, hat Molly gesagt. »Und dann ist das Geld weg.«

Hugo rückte seine Brille zurecht. »Was steht hier? Dreißig Prozent Zinsen? Da will ich lieber doch nichts.«

»Unterschrieben ist unterschrieben«, hat der fiese Albrecht gesagt und Hugo den Zettel weggerissen.

Annalisa hat gleich angefangen zu heulen. »Aber diese blöden Prozente hatten wir noch gar nicht!«

»Wir schon«, hat Rosa aus der 4b gesagt und geseufzt. Natürlich, die hatten ja auch Mathe bei Frau Sauermann.

»Keine Panik«, meinte Tobias. »Wenn sich einer von euch einen Euro geliehen hat und damit zehn Euro gewinnt, dann muss er uns nur den einen Euro und dreißig Cent zurückgeben.« Er hat uns ganz lieb angelächelt. »Dreißig Cent, das ist doch gar nichts.«

»Das sind zwei Cola-Lutscher«, meinte Max, aber Aki hat ihn in die Seite geboxt und er war still.

Inzwischen haben die Mäuse angefangen, unruhig in ihrem Käfig herumzulaufen und an den Stäben zu knabbern.

»Wir haben denen seit zwei Tagen nichts zu essen gegeben«, hat der fiese Albrecht gesagt. »Dann rennen sie besser.«

Tobias und Clemens haben sich als Schiedsrichter hinten an die Tür gestellt, sie sollten entscheiden, welche Maus als Erste ins Ziel kommt.

Ich hab auf die Nummer sieben getippt, weil sie im Käfig wie eine Verrückte herumgerannt ist. Das war aber ein Fehler, denn als Albrecht die Käfigklappe öffnete, blieb sie als Einzige drin sitzen und fing an, sich zu putzen.

»Lauf los, du Schlafmütze!«, hab ich geschrien und da hat sie sich endlich auf den Weg gemacht.

Und dann ging die Post ab! Vorneweg Zorro und Superman, hinterher flitzten die Mäusejungen.

Wir haben geschrien und gepfiffen und geklatscht.

»Lauf, lahme Elf!«, rief Aki. »Sonst mach ich dir Feuer unterm Hintern.«

»Schneller, Nummer vier!«, rief Pauline.

»Wo ist die Eins? Wo ist meine Maus?«, hat Hugo gerufen und seine Brille geputzt. Aber auch dann hat er sie nicht gesehen, die Nummer eins war nämlich gleich unter den Stühlen verschwunden. Aber die anderen waren fast am Ziel angekommen, da ging auf einmal die Tür auf und Henni streckte ihren Kopf rein. »Ich hab gehört, hier soll was stattfinden?«

»Tür zu! Schnell!«, hab ich geschrien. Aber es war zu spät. Die Mäuse rannten einfach weiter und an Henni vorbei in den Flur.

Und dann waren sie weg. Wie vom Erdboden verschluckt.

Nur Zorro und Superman waren noch da. Tobias und Clemens haben sie sich gegriffen und zurück in den Käfig gesteckt.

»Und was sagen wir, wenn Frau Sauermann fragt, wo die anderen abgeblieben sind?«, hat Albrecht gefragt und ein ängstliches Gesicht gemacht.

»Fressen Mäuse nicht ihre Jungen?«, meinte Clemens.

»Aber gleich alle elf?«, hat Tobias gesagt und auch nicht sehr glücklich ausgesehen.

»Nicht unser Problem«, sagte Aki.

Wir haben Albrecht und Tobias das geliehene Geld zurückgegeben und sind verschwunden.

»Geschieht der 4b nur recht, wenn sie ordentlich Ärger bekommt«, meinte Pauline.

Aber den Ärger sollten leider wir bekommen.

Als wir nämlich nach den Ferien wieder in die Schule gekommen sind, lag auf jedem unserer Tische ein Zettel. Auf meinem stand:

 

Am meisten Angst machten mir die drei Pünktchen. Den anderen auch. Insgesamt wollte die 4b von uns fünfzehn Euro haben, dafür, dass wir keine fünf Minuten das Geld aus ihrer dämlichen Klassenkasse in der Hand gehalten hatten.

»Das nennt man Wucher«, hat Clemens gesagt.

Aber das half uns auch nicht weiter. Also haben wir gezahlt. Ich hatte noch etwas von dem Geld übrig, das mir meine Tante zu Ostern geschenkt hatte. Mit dem hab ich dann Akis Schulden bezahlt, er war nämlich völlig pleite.

»Nimmst du etwa auch Zinsen?«, hat Aki mich gefragt.

»Natürlich nicht«, hab ich gesagt. »Ich will nur, dass du mir hilfst, der 4b eins auszuwischen.«

»Ehrensache! Weißt du auch schon, wie?«

»Keine Ahnung, aber mir wird schon noch was einfallen.«

2Jetzt geht’s um die Wurst

Als wir am nächsten Tag in die Schule gekommen sind, standen die aus der 4b vor dem Schultor und jeder hatte eine dicke fette Eiswaffel in der Hand. Albrecht, der fiese Klotz, hatte fünf Kugeln! Hoffentlich fiel ihm eine davon runter und in den Dreck.

»Wo habt ihr denn das Eis her?«, hat Max gefragt.

»Na, von wo wohl?«, hat Tobias gesagt. »Aus dem Cortina natürlich.«

In den Osterferien hatte direkt gegenüber von unserer Schule eine Eisdiele aufgemacht. Die hatten da mindestens hundert Sorten! Eine leckerer als die andere.

»Gibt’s das da umsonst?«, hat Henni gefragt.

»Wie blöd bist du denn?«, meinte Albrecht. »Natürlich nicht.«

Aki hat mich angeschaut und ich hab Aki angeschaut und wir haben beide das Gleiche gedacht: Die hatten das Eis von unserem Geld gekauft!

Albrecht hat seine Zunge rausgestreckt und sie ganz langsam und genüsslich über seine fünf Eiskugeln gezogen.

»Frau Sauermann hat uns noch Geld dazu gegeben«, hat Tobias gesagt. »Zum Trost, weil nämlich unsere Mäusejungen weg sind.«

Und Rosa, an der mal wieder alles rosa war, natürlich auch ihr Eis, hat ein paar Tränen kullern lassen. »Die Eltern haben ihre Babys gefressen und nun sind sie mausetot.«

»Von wegen tot. Ihr wisst doch ganz genau, dass die abgehaun sind«, hat Annalisa gesagt und Rosa böse angeguckt. Kein Wunder, bisher war nämlich Annalisa Weltmeisterin im Losheulen gewesen, aber Rosa konnte das mindestens genauso gut.

»Willst du mal von mir probieren, Rosa?«, hat Tobias gefragt. »Ich hab Vanille mit gerösteten Mandelsplittern.«

»Und ich Himbeersahne!«

»Wer will Nussnougat kosten?«

»Und wer Kirschjoghurt?«

So schrien die aus der 4b durcheinander und leckten gegenseitig an ihren Eiswaffeln.

Der fiese Albrecht hatte Rumtraube. Typisch! Dabei dürfen Kinder das gar nicht essen, weil Schnaps drin ist.

Wir haben natürlich so getan, als würden wir uns nicht die Bohne was aus Eis machen, dabei hätte ich am liebsten einem die Tüte aus der Hand gerissen. Max auch, der hat Rosas rosa Eis angestiert, als wollte er es hypnotisieren, damit es aus Rosas Waffel springt und ihm in den Mund.

Aki und ich sind in die Schule rein und haben gekocht vor Wut. Wenn doch bloß Miss Braitwhistle da gewesen wäre, die hätte der 4b Flöhe angehext oder ekligen Ausschlag oder Haarausfall oder sonst was Fieses. Wir waren nämlich fest davon überzeugt, dass Miss Braitwhistle zaubern konnte.

Wo war sie? Und warum hatte sie uns im Stich gelassen?

Während wir noch überlegten, wie wir es der 4b am besten heimzahlen konnten, rannten plötzlich Tobias und Albrecht an uns vorbei und verschwanden im Klo.

Als sie wieder rauskamen, hat sich Albrecht den Bauch gehalten und gesagt: »Fünf Kugeln waren vielleicht doch eine zu viel.«

Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut.

»Wir klauen denen einfach das Klopapier«, hat Aki vorgeschlagen.

Das war mal eine gute Idee. In der großen Pause sind wir auf die Toilette und haben das Klopapier aus den Kabinen geholt. Hugo stand die ganze Zeit daneben, ruckelte an seiner Brille und meinte: »Das ist bestimmt verboten.«

Damit er uns nicht weiter nervte, haben Max und Clemens ihn an den Armen festgehalten und Aki und ich haben Hugo mit Klopapier eingewickelt, sodass er aussah wie eine Mumie. Zwei Erstklässler, die bloß mal Pipi machen wollten, haben sich so erschreckt, dass sie schreiend weggerannt sind. Da haben wir anderen uns auch in Mumien verwandelt. Und immer, wenn einer aufs Klo wollte, sind wir aus den Kabinen gesprungen und haben gruslige Mumiengeräusche von uns gegeben: »Huhuhuhu« und »Wihihihihi«.

Als es zur Stunde klingelte, haben wir uns schnell das ganze Papier vom Leib gerissen und in die Kloschüsseln gestopft. Dann sind wir in die Klasse gestürzt, denn Herr Fischli hatte gesagt, er hätte eine Überraschung für uns. Womöglich war die Überraschung ja Miss Braitwhistle und da wollten wir auf keinen Fall zu spät kommen.

Aber als Herr Fischli in die Klasse kam, ist er allein gewesen.

»Wo ist denn die Überraschung?«, hat Aki gefragt.

Herr Fischli hat seine Aktentasche aufgemacht und wir haben alle gestöhnt, denn aus seiner Aktentasche ist noch nie was Gutes gekommen.

Er hat eine bunte Karte rausgezogen. »Ich habe Post für euch.«

Wir hatten noch nie Post gekriegt, wer sollte uns schon schreiben? Aber Clemens, der ja von uns allen der Klügste ist, hat’s gleich gewusst. »Die Karte ist bestimmt von Miss Braitwhistle.«

Herr Fischli hat genickt. »Genau, ich lese sie euch vor und dann gebe ich sie rum.«

»Steht drauf, wann sie kommt?«, hat Pauline gefragt.

»Au ja, sie soll kommen!«, hat Max gerufen.

»Miss Braitwhistle kommt?«, hat Henni gesagt. »Das ist aber schön.«

»Seid doch mal still und lasst Herrn Fischli vorlesen«, hab ich gesagt.

Herr Fischli hat sich geräuspert. »Hier steht My dear children, das heißt …«

»Das heißt, wir sind ihre lieben Kinder!«, hat Annalisa gerufen. So viel Englisch hatten wir inzwischen gelernt.

»Ist das alles?«, hat Henni gefragt.

»Er ist doch noch gar nicht fertig mit Vorlesen«, hat Aki gemeint.

»My dear children«, fing Herr Fischli noch mal von vorn an. »Ich hoffe, dass ihr hattet schone Osterferien und –«

»Sie kann kein Ö«, hat Clemens gesagt. »Das kann kein Engländer.«

»Ruhe jetzt, sonst lese ich nicht weiter!«

Wir waren still, mucksmäuschenstill.

»Osterferien und dass die Schule nicht ist zu bitter fur euch.«

»Sie kann auch kein Ü«, hat Pauline gemurmelt.

»Es grußt harzlich aus Newcastle upon Tyne eure Brenda Braitwhistle.«

»Sie kann auch kein Ä«, hab ich gesagt.

»Seit wann schreibt man herzlich mit ä?«, wollte Clemens wissen.

»Und mehr schreibt sie nicht?«, fragte Hugo. Er sah sehr enttäuscht aus und wir waren es auch.

Herr Fischli hat sich die Karte ganz nah an die Augen gehalten und gesagt: »Halt, hier steht noch etwas: PS: Sagt der 4b, sie soll suchen in die Harmonium.«

Herr Fischli hat uns angeschaut. »Versteht ihr das?«

Wir haben auch nicht verstanden, was Miss Braitwhistle damit meinte. Das Harmonium ist so eine Art Klavier, nur dass es noch scheußlicher klingt, vor allem, wenn Frau Klawitter darauf spielt. Es steht in der Aula und wird nur bei der Einschulungsfeier benutzt.

»Gut, dann dürft ihr euch die Karte jetzt anschauen, aber keinen Streit, bitte!«

Natürlich gab es Streit, denn jeder wollte die Karte zuerst angucken. Polly und Molly haben jede an einer Ecke gezerrt, sodass die Karte beinah in der Mitte durchgerissen wäre. Aki hat sie den beiden weggenommen und sie haben sich mal wieder geprügelt und mit ihren Puppen aufeinander eingeschlagen. Dabei war auf der Karte nichts Besonderes zu sehen, nur eine riesige Brücke.

»Wohnt da Miss Braitwhistle?«, hat Henni gefragt.

»Unter der Brücke?«, meinte Clemens. »Natürlich nicht.«

»Die auf der Briefmarke kenn ich!«, rief Hugo.

Kein Wunder, das war nämlich die englische Königin und die hatte uns ja besucht.

Dann hat Max Aki die Karte weggenommen und Pauline hat Max geschubst und Max ist umgefallen und Pauline auf ihn drauf und dann lag die Karte unter Max’ Po und keiner konnte sie mehr angucken.

»Schluss, es reicht jetzt!«, hat Herr Fischli gerufen und sehr ungemütlich ausgesehen. »Setzt euch auf eure Plätze und nehmt eure Hefte raus. Wir schreiben einen Mathetest.«