Mit anderen Augen - Jayson Georges - E-Book

Mit anderen Augen E-Book

Jayson Georges

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Beschreibung

Wie kann ich Menschen aus einer anderen Kultur das Evangelium erklären? Wir ahnen es längst: Neben unserer individuellen Persönlichkeit bestimmt auch unsere kulturelle Prägung unsere Identität, unser Weltbild und unsere Ethik – und somit auch unser Verständnis der guten Nachricht von Jesus Christus. Während Christen im Westen traditionell eher die Erlösung von Schuld betonen, sehnen sich die Menschen vieler anderer Kulturen rund um die Welt eher nach Ehre, um Schande abzuwenden, und nach Macht, um ihre Angst zu überwinden. Die befreiende Botschaft von Jesus gilt allen und umfasst viel mehr, als wir erkennen. Tatsächlich geht die Bibel einfühlsam auf die Bedürfnisse aller drei Kulturtypen ein. Sie zeigt uns, wie wir Menschen durch Gottes Gnade von Scham, Angst und nicht zuletzt auch von unserer Schuld geheilt werden können. Der Missionswissenschaftler Jayson Georges hilft uns mit diesem Standardwerk, das Evangelium mit anderen Augen zu sehen und selbst tiefer zu verstehen – und es Menschen anderer Kulturen oder auch Generationen zu eröffnen.

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Dieses Buch als E-Book: ISBN 978-3-86256-795-9

Dieses Buch als gedruckte Ausgabe: ISBN 978-3-86256-090-5

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Fred Eick

Die amerikanische Originalausgabe dieses Buches erschien unter dem Titel The 3D Gospel: Ministry in Guilt, Shame, and Fear Cultures im Verlag Timē Press.

Es ist auch auf Französisch (L’Evangile en 3D), Spanisch (El Evangelio en 3D), Russisch (3D Evangeliye) und Vietnamesisch erhältlich

© 2014 Jayson Georges

Diese Veröffentlichung wurde unterstützt von DMG interpersonal e. V., Sinsheim

Neufeld Verlag Neudorf bei Luhe

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar

Bibelzitate, soweit nicht anders angegeben, wurden der Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, entnommen. © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart

Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf Johannson

Umschlagabbildung: Darrin Henry/Shutterstock.com

Satz: Neufeld Verlag

4. Auflage der gedruckten Ausgabe 2022

© 2018 DMG interpersonal e. V.

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers

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INHALT

Vorwort zur deutschen Ausgabe

1 Dreidimensional

Drei Arten von Kulturen

Entdeckungsreise im Epheserbrief

Das Evangelium im vollen Glanz

2 Kultur

Gleichgewicht halten

Kulturtyp Schuld – Unschuld

Kulturtyp Scham – Ehre

Kulturtyp Angst – Macht

Jede Kulturgruppe belohnt anders

Wie menschliche Bedürfnisse befriedigt werden

Die Welt verstehen

3 Theologie

Die Heilsgeschichte im Blick auf Schuld und Unschuld

Die Heilsgeschichte rund um Scham und Ehre

Schlüsselverse zu Scham und Ehre

Angst und Macht in der Heilsgeschichte

Schlüsselverse zu Angst und Macht

Garten Eden und Sünde

Der Opfertod von Jesus am Kreuz

Systematisierte theologische Kategorien

4 Praxis

Der Heilsplan Gottes

Die Heilsgeschichte

Den Evangelisationsstil anpassen

Wahrheit lehren

Macht erfahrbar machen

Gemeinschaft leben

5 Schluss

Fragen zur Diskussion und Reflexion

Weiteres Material zum Thema

Anmerkungen

Zum Autor

Über die DMG

Mehr aus dem Neufeld Verlag

VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE

MIT ANDEREN AUGEN

In einer Welt, in der geographische Entfernungen kaum mehreine Rolle spielen, in der Menschen verschiedenster Kulturen denselben Bus besteigen und sich um denselben Parkplatz streiten, werden die seelischen Abstände zwischen uns umso deutlicher.

Woher wissen wir, was richtig ist und was falsch? Wer definiert für uns Gut und Böse? Ist es ein innerer Kompass, den wir Gewissen nennen? Oder vielleicht doch eher die Mehrheitsmeinung der Nachbarn? Oder ist es gar die Vollversammlung aller Verwandten, lebend oder tot?

Völkerkundler unterscheiden zwischen Scham-, Schuld- und Angstkulturen. Positiv ausgedrückt geht es diesen Kulturen um Ehre, ein ruhiges Gewissen oder Vollmacht. Und natürlich trägt jeder Mensch jeder Kultur in wechselnden Anteilen auch Elemente der jeweils anderen Kulturen in sich. Auch wer in einer „reinen“ Gewissens-/Schuldkultur aufgewachsen ist, ist beispielsweise nicht völlig frei von dem, was die Nachbarn über ihn denken.

Jayson Georges gelingt es, uns in einfacher Sprache die Augen für die anderen Kulturen in uns selbst zu öffnen. Aber auch, die Welt mit den Augen anderer Kulturen zu sehen. Das Evangelium spricht auf verschiedene Weise zu verschiedenen Kulturen und wir erfassen seinen Reichtum besser, wenn wir uns nicht nur seinem Anspruch an unsere kulturelle Hauptprägung stellen, sondern auch hören, was es unseren beiden Nebentendenzen zu sagen hat.

Da erleben wir „Schuldmenschen“ die Kraft der Erlösung auch für „Scham“ und „Angst“. „Siehe, ich mache alles neu!“, sagt Jesus (Offb. 21,5), und dieses Neue hat wesentlich mehr Facetten, als uns bisher bewusst war.

Pfr. Günther Beck

Missionsleiter, DMG interpersonal

1DREIDIMENSIONAL

Maryam war glücklich. Die junge Frau aus dem NahenOsten hatte begonnen, an Jesus zu glauben. Mitstudenten ihrer Universität hatten ihr die gute Botschaft der Bibel erzählt, allerdings eher so, wie es bei uns in der westlichen Welt üblich ist:

„Wegen deiner Übertretungen bist du von Gott getrennt. Deshalb hattest du Strafe verdient. Jesus ist für deine Sünde gestorben. Glaube an ihn, und all deine Sünden sind dir vergeben.“ Das hatte Maryam eingeleuchtet, seither war sie Christin.

Ihr Glaube war echt. Ihre Sünden waren vergeben, davon war sie fest überzeugt. Und sie freute sich sehr, dass sie jetzt mit Jesus ein neues Leben führen konnte.

Doch Maryam entstammte einer Kultur in Nahost. Im Lauf der Zeit erlebte sie immer öfter Situationen, die mit dem Stichwort Vergebung alleine nicht bewältigt werden konnten. Irgendwie klaffte eine Lücke zwischen dem, was sie als Evangelium gehört hatte, und zentralen Werten ihrer Kultur. Einmal hätte sie beinahe einen hohen Preis dafür bezahlt:

An einem Sonntagabend kehrte Maryam vom Dorf ihrer Mutter in die Stadt zurück. Sie stieg in ein Taxi. Drinnen saßen neben dem Fahrer bereits drei weitere Männer. Nach kurzer Zeit wollten sie Maryam zu einer Tasse Tee zu sich nach Hause einladen und fingen an, kokett zu werden. Als junge Frau fühlte sie sich alles andere als wohl in ihrer Haut und versuchte das Ganze herunterzuspielen.

Unterwegs hielten die Männer dann für eine Runde Wodka an. Betrunken wurden sie noch aufdringlicher. In diesem Augenblick fuhr Maryams Onkel auf der anderen Straßenseite vorbei. Er hätte sie aus der prekären Situation retten können. Doch statt auf die Straße hinauszurennen, ihren Onkel anzuhalten und ihn um Hilfe zu bitten, duckte sich Maryam hinterm Autofenster weg. Auf keinen Fall wollte sie, dass ihr Onkel sie in so einer peinlichen Situation sah. In diesem Moment ging es Maryam vor allem um eines: Schande zu vermeiden und die Ehre ihrer Familie aufrechtzuerhalten.

Glücklicherweise ging diese Geschichte gut aus, Maryam konnte entkommen. Doch es war knapp.

Ein paar Jahre später starb Maryams Bruder. Sie und ihre Angehörigen trauerten sehr. Als ältester Sohn hatte er eine Schlüsselrolle in der Familie inne, was für ein Verlust!

Wenige Wochen nach dem Tod des Bruders träumte Maryam das erste Mal von ihm. Es waren keine guten Träume. Maryam erzählte Freunden und ihrer Familie, dass sie im Schlaf von Geistern gequält werde, die wie ihr Bruder aussahen. Man riet ihr, sie müsse Erde vom Grab ihres Bruders essen, um die Geister zu besänftigen. Maryam suchte ein wirksames Mittel, das ihr Macht über die geistliche Welt und über ihre Träume gab. Wie sollte sie von ihren Qualen befreit werden und wieder ruhig schlafen? Gab es in der Bibel keine Antworten auf ihr Problem?

An Maryams Beispiel sehen wir, dass sie Gottes Erlösung nicht nur in Bezug auf ihre Schuld nötig hatte. Sie benötigte zudem die Befreiung von Scham und Angst – zwei wesentliche Elemente ihrer Kultur. Wenn wir Menschen wie Maryam, sprich: Menschen aus vielen Kulturen dieser Welt das Evangelium erklären, ist ein erweiterter, dreidimensionaler Ansatz erforderlich, der über die Botschaft der Vergebung unserer Schuld durch Jesus Christus hinausgeht. Wir müssen lernen, mit anderen Augen zu sehen.

Die Bibel enthält alle erforderlichen Elemente dafür. Das Evangelium ist dreidimensional, es bezieht sich sowohl auf Gottes Vergebung als auch auf seine Ehre und Macht!

DREI ARTEN VON KULTUREN

Missionswissenschaftler beobachten in den vielen Kulturen weltweit drei typische Arten, wie wir Menschen mit Sünde umgehen. Eugene Nida sagte: „Wir müssen davon ausgehen, dass es drei verschiedene Arten von Reaktionen auf Verletzungen von religiös verankerten Normen gibt: Angst, Scham und Schuld.“1 Diese drei moralischen Gefühle, die das Handeln von uns Menschen bestimmen, bilden die Grundlage für drei Kulturtypen in der Missiologie:

Schuld-Unschuld-Kulturen. Darunter versteht man individualistische Kulturen (meist westlich), in denen Menschen als schuldig betrachtet werden, wenn sie das Gesetz brechen. Angehörige einer solchen Kultur versuchen, Unrecht durch Wiedergutmachung oder Vergebung zu begleichen.

Scham-Ehre-Kulturen sind kollektivistisch geprägt und meist eher in den östlichen Ländern anzutreffen. Wer gegen die Erwartungen seiner Gruppe (Familie, Firma, Volk) handelt, bringt damit Scham oder Schande auf sich. Um dieses Problem zu lösen, versucht er, seine Ehre vor der Gruppe wiederherzustellen.

Angst-Macht-Kulturen finden wir in vielen Naturvölkern und indigenen Stämmen. Die Menschen haben Angst vor dem Bösen, vor Geistern, Naturphänomenen und Unheil aller Art. Sie versuchen, durch magische Rituale Macht über die Geisterwelt zu gewinnen und sie zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Diese drei Kulturtypen bestimmen, wie wir Menschen unsere Welt sehen. Im Englischen hat sich dafür der Begriff Groupality etabliert. Genauso wie jedes Individuum eine Persönlichkeit (engl. person-ality) hat, so besitzen auch ganze Kulturen eine Gruppenpersönlichkeit („group-ality“), die sich auf die „organisierten Verhaltensmuster einer Gruppe“ auswirkt.2

Die kulturelle Orientierung einer Person (ihre Gruppenprägung) bestimmt ihr Weltbild, ihre Ethik, Identität und ihre Vorstellung von der Erlösung weitaus mehr als die individuelle Persönlichkeit des Einzelnen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Christen diese drei Arten Kulturen verstehen lernen. Dann können wir den Menschen das Evangelium dreidimensional vermitteln – in seiner vollen Breite, Höhe und Tiefe. Denn die Botschaft von Jesus gilt allen Völkern weltweit; die Bibel geht einfühlsam auf die Bedürfnisse aller drei Kulturtypen ein.

Der Epheserbrief ist ein schönes Beispiel dafür. Er zeigt auf, wie wir Menschen durch Gottes Gnade von Scham, Angst und nicht zuletzt auch von unserer Schuld geheilt werden können.

ENTDECKUNGSREISE IM EPHESERBRIEF

Paulus erklärt in seinem Brief an die Epheser den „unausforschlichen Reichtum“ von Jesus (3,8), in dem das Heil für alle Menschen aller Kulturen weltweit zu finden ist. Kein Wunder, dass sein Brief an die Epheser alle drei Bausteine der Erlösung (hervorgehoben durch den Verfasser) enthält.

Schuld – Unschuld: „In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen nach dem Reichtum seiner Gnade“ (1,7). Gott hat „auch uns, die wir tot waren, durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr errettet!“ (Eph 2,5; beide Verse nach Schlatter 2000).

Scham – Ehre: „Er hat uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens“ (1,5). „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“ (2,19, vgl. 2,12–13).

Angst – Macht: „… wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben durch die Wirkung seiner mächtigen Stärke. Mit ihr hat er an Christus gewirkt, als er ihn von den Toten auferweckt hat und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und jeden Namen …“ (1,19–21). „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels“ (6,10–11).

Diese drei zentralen Aspekte der Erlösung finden wir auch im Gebet von Paulus für die Christen in Ephesus:

„Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben durch die Wirkung seiner mächtigen Stärke“ (1,18–19).

Das Evangelium bleibt immer ein einheitliches Ganzes, aber es hilft uns, unsere eigene Erlösung genauer zu verstehen, wenn wir die einzelnen Aspekte einmal jeden für sich betrachten. Wer einen Blick durch die 3D-Brille der unterschiedlichen Kulturen auf den Epheserbrief wirft, staunt über den Reichtum der Gnade, die Jesus über uns ausgeschüttet hat (1,7–8).3

DAS EVANGELIUM IM VOLLEN GLANZ