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Unsere Kanzlei hatte ein neues Mandat von einem Swinger-Club. Als gute Mitarbeiterin wollte ich diesen natürlich mal persönlich besuchen und nahm dafür meine Aushilfe mit.
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Seitenzahl: 22
„Das ist die Buchhaltung eines neuen Mandanten. Schau dir die mal an und frag, wenn was unklar ist!“, meinte ich zu meiner Kollegin, legte ihr den Ordner auf den Tisch und sah, wie sie etwas dumm aus der Wäsche sah. Ich bevorzugte die Methode „learning by doing“ und verzichtete deshalb auf großartige Einweisungen, was in diesem Fall aber etwas forsch war. Sie blätterte in den Unterlagen und hatte keinen Plan was zu machen wäre.
„Wo hast ein Problem?“, fragte ich und sah sie ratlos gucken.
„Keine Ahnung! Irgendwie check ich grad gar nichts!“
„Das Prinzip ist immer gleich. Buch die Bank durch und achte auf die Einnahmen. Gerade bei dem ist das wichtig!“
„Warum?“
„Solche Mandanten werden gerne geprüft! Weißt schon, Rotlicht und so!“, grinste ich und versuchte mich wieder auf meine Arbeit zu konzentrieren. Mein Chef wartete schon etwas länger auf eine Steuererklärung, die unbedingt raus musste.
„Wie Rotlicht?“
„Na Rotlicht halt! Das ist die Buchhaltung eines Swinger-Clubs!“
Sie schaute auf den Ordnerrücken und erkannte erst jetzt, was das für ein Mandant war.
„Ist das der, der im Westen gerade neu aufgemacht hat?“
„Ja, woher weißt du das denn?“, lächelte ich, drückte nebenbei auf den Drucker-Button und wartete bis die Umsatzsteuererklärung ausgedruckt wurde.
„Stand doch groß und breit in der Zeitung, dass die Anwohner Sturm gelaufen sind und sogar der Stadtrat eine Sondersitzung deswegen hatte.
„Und jetzt darfst du den buchen! Krass, oder?“, grinste ich und haute zwischenzeitlich auf den Drucker, der mal wieder seinen Dienst verweigerte.
„Alles schön und gut, nur kapier ich das nicht!“
„Was ist unklar?“
„Eigentlich alles! Was ist das hier für ein Posten?“, fragte sie und schob mir den Ordner hin. Ich sah auf die Zahl, hatte aber leider in diesem Moment keine Zeit ihr das großartig zu erklären.
„Ich geh kurz zum Alten rein, geb ihm die Steuererklärung und dann besprechen wir das!“
Sie nickte nur und wünschte mir gute Nerven. Unser Chef war momentan alles andere als einfach und deshalb wusste ich auch, dass einiges auf mich zukommen sollte. Ich schnappte mir die Unterlagen, atmete tief durch und ging in sein Büro. Gott sei Dank hatte er einen wichtigen Golftermin und so gestaltete sich diese Besprechung als weniger nervenaufreibend wie gedacht. Gerade mal fünf Minuten war ich in der Höhle des Löwen, was sie absolut überraschte. Ganz schnell klickte sie eine Webseite weg, als ich plötzlich wieder ins Büro kam.
„Auf was für einer Schmuddel Seite warst du?“, grinste ich und setzte mich erleichtert auf einen Stuhl.
„Auf gar keiner!“, antwortete sie, lief rot an und versuchte meinen Blicken auszuweichen.