Mittelstadtrauschen - Margarita Kinstner - E-Book

Mittelstadtrauschen E-Book

Margarita Kinstner

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Beschreibung

Als Marie im Café stolpert und einen Kaffee umstößt, lernt sie nicht nur Jakob kennen, sondern setzt damit auch eine Reihe von Geschichten in Gang. Jakob verliebt sich in Marie und trennt sich von seiner Freundin Sonja, die bald darauf jemand anderen trifft: Gery. Er war der beste Freund von Joe - der früher mit Marie zusammen war und sich mit einem spektakulären Sprung in den Donaukanal das Leben genommen hat. Ein mysteriöses Testament taucht auf, das im Prater verlesen werden soll - in Anwesenheit von Gery und Marie. Ein Debüt aus Österreich, eine Liebesgeschichte, märchenhaft und modern zugleich, ein Roman über Einsamkeit, Freundschaft, Sehnsucht und Liebe - in Wien, der "Stadt der Seele".

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Deuticke E-Book

Margarita Kinstner

Mittelstadtrauschen

Roman

Deuticke

ISBN 978-3-552-06233-7

Alle Rechte vorbehalten

© Deuticke im Paul Zsolnay Verlag Wien 2013

Satz: Eva Kaltenbrunner-Dorfinger, Wien

Schutzumschlaggestaltung und Motiv: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, Anja Filler

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele andere Informationen

finden Sie unter www.hanser-literaturverlage.de

Erfahren Sie mehr über uns und unsere Autoren auf www.facebook.com/ZsolnayDeuticke

Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Teil 1

Verschränkung

1 Marie läuft die Ringstraße entlang. Mückenschwärme fliegen ihr ins Gesicht, in Augen und Nase und auch in den Mund, den sie ein wenig offen stehen hat. Sie streckt die Zungenspitze heraus und fährt sich mit Daumen und Zeigefinger darüber. Von links schiebt sich ein dichtes Wolkenband über die Häuser und vertreibt das Sommerblau. Schon spritzt und spuckt es auf Köpfe und nackte Schultern, eilig flüchten Spaziergänger unter Markisen und retten sich in Kaffeehäuser, Kioskbesitzer rollen die Tageszeitungen unter das Dach, Fensterläden schlagen im Wind, Schirme werden aufgespannt. Maries Absätze klappern auf dem Asphalt, als sie in die engen Gassen des ersten Bezirks hineinläuft. Sie drückt eine Glastür auf und schiebt den roten Samtvorhang zur Seite.

Was für eine Welt!

Touristen beugen sich über Stadtpläne und rühren in hellbraunen Mozartkaffees, weißgelockte Damen stechen mit kleinen Gabeln in cremige Torten. In den Ecken verstecken sich Studenten hinter hölzernen Zeitungshaltern und rascheln mit dem rosafarbenen Papier. Die Espressomaschine rattert und zischt, Löffel klappern, Rauchschwaden schweben über den Köpfen und hocken sich auf rotgepolsterte Bänke. In der Mitte des Saales ein Gewirr aus Marmorplatten, Tischbeinen und Stuhllehnen, dazwischen farbige Rucksäcke und ein von einer Lehne gerutschter Seidenschal. Marie wühlt sich durch, kämpft sich vor, weicht aus und steigt drüber. Eine Gruppe von Teenagermädchen kichert hinter vorgehaltenen Händen, daneben sitzen zwei junge Frauen, eine davon mit einem Säugling im Arm. Ein Spalt im T-Shirt öffnet sich, schon springt eine Warze heraus und ragt in den Raum hinein. Hinter den Zeitungshaltern verrenken sich Hälse, Münder stehen offen, Blicke werden eingebrannt. Und auch Marie stolpert vor lauter Schauen über ein Stuhlbein, hält sich an einem Tisch fest, der dabei ins Wanken gerät. Eine Kaffeetasse kippt um, die Farbe erinnert sie an die Mur, trüb und braun fließt die Flüssigkeit über die Tischplatte und tropft auf den Boden.

Hinter der Zeitung lugt einer hervor. Sieht zuerst seinem Kaffee beim Auslaufen zu, dann Marie in die Augen.

Mit der Liebe ist es so eine Sache. Vater und Mutter kann man sich nicht aussuchen, in eine Familie wird man schließlich hineingeboren. Aber wie ist das mit der großen Liebe (oder auch der kleinen)? Schicksal, sagen die weißgelockten Damen, deren Männer schon seit Jahren unter der Erde liegen. Das ganze Leben, nichts als Schicksal. Wen du heiratest, wie viele Kinder du kriegst, wann du stirbst und ob du davor noch deine Kinder beerdigen musst – alles Schicksal. Da kann man nichts machen, da muss man sich fügen. Und so unrecht haben sie nicht, die alten Damen, denn wer bestimmt schon, ob man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, oder zur falschen Zeit am falschen Ort, oder zur richtigen Zeit am falschen Ort, oder zur falschen Zeit am richtigen Ort? Wer entscheidet, wenn nicht das Schicksal, und wer traut sich am Ende seines Lebens schon zu sagen, welche Zeit die richtige und welche die falsche gewesen ist, welchen Ort man besser aufgesucht und welchen man besser gemieden hätte?

Da steht sie nun, die Frau, die sich Marie nennt und eigentlich Laetitia heißt, im hintersten Eck eines Wiener Kaffeehauses, neben der Mutter mit der großen braunen Warze, an der jetzt genüsslich der Säugling nuckelt.

»Hast du dir wehgetan?«

Mit einer schnellen Bewegung legt Jakob, dessen Kaffee sie umgestoßen hat, die Zeitung beiseite und lächelt sie an.

Das Schicksal in Form einer kaffeebraunen Brustwarze ist etwas ganz Besonderes, so etwas erlebt man nicht alle Tage, so ein Schicksal deutet auf Großes hin. Das spüren auch Marie und Jakob, also tupfen sie emsig mit Servietten und Taschentüchern den verschütteten Kaffee auf und rufen nach dem Kellner. Mit schwitzenden Händen lassen sie das Schicksal seinen Lauf nehmen, Marie, indem sie an ihre eigenen rosafarbenen Brustwarzen denkt und wie sie wohl aussehen werden, wenn sie einmal ein Kind in sich tragen wird, und Jakob, indem er gar nichts mehr denkt. Wie die Rauchschlieren ziehen Maries Worte an seinem Kopf vorbei, im Grunde ist es völlig nebensächlich, was sie redet, geredet wird bald einmal in einem Kaffeehaus, vor allem, wenn sich zwei kennenlernen. Da wird das Reden zum Defibrillator, komm schon, komm, in jeder Mundbewegung die Angst, nicht zu genügen, bleib hier, steh nicht auf, geh nicht weg.

Marie gehört zu den Frauen, die gemocht werden wollen. Vielleicht lächelt sie deswegen so viel.

Jakob, der sich von Maries Lächeln angezogen fühlt (von ihrem Schmollmund, von dem leicht schief stehenden Eckzahn, von den drei Sommersprossen auf ihrer Nasenspitze, von dem Grübchen auf ihrer linken Wange), flirtet los und scherzt sich vor. Als Marie eine Zigarette aus dem Päckchen zieht, gibt er ihr Feuer, weil es sich so gehört, auch wenn er selbst nicht mehr raucht. Und während er ihr beim Rauchen und Reden, beim Gestikulieren und Lächeln zusieht, muss er plötzlich an Sonja denken, daran, wie sie jetzt auf ihrem gelben Sofa sitzt und auf seinen Anruf wartet, das Handy auf dem Designercouchtisch, den Blick auf den Flachbildschirm geheftet, Sonntagabend, es lebe Rosamunde Pilcher, es lebe die Liebe! Heute sind sie nicht wie sonst jedes Wochenende im Wienerwald gewesen, heute hatte der Radiosprecher Regen vorhergesagt, da hat er sagen können, dass er ohnehin noch ins Labor muss, worauf Sonja beleidigt dreingeschaut hat.

Sonja und er, das passt einfach nicht mehr. Die Liebe ist aus, abgebrannt, zu Asche zerfallen, wie der Inhalt des immer voller werdenden Kaffeehausaschenbechers. Alles, was bleibt, sind braune Stummel, geknickt und verformt. Sonja will Spaziergänge im Wienerwald, Sonja will ein Kind, Sonja will Verantwortung übernehmen. Jakob hingegen kann sich ein Leben mit Sonja nicht mehr vorstellen, schon gar kein Leben zu dritt. Also lässt er sich von Maries tanzendem Grübchen ins Kaffeehaus zurückholen. Wovon redet sie eigentlich? Er muss ihr eine Weile zuhören, bevor er den Faden wiederaufnehmen kann, aber sie scheint ohnehin nicht auf kluge Bemerkungen zu warten. Ja, nicht einmal auf ein zustimmendes Nicken. In hastigen Sätzen erzählt sie von sich, von ihrer Arbeit als Lehrerin für Französisch, Psychologie und Philosophie, von ihrer ersten Maturaklasse (keiner ihrer Schüler ist durchgefallen, was für eine Erleichterung!), und davon, wie froh sie ist, die neue Direktorin noch weitere sechs Wochen nicht sehen zu müssen.

»Und du? Was machst du?«

Jakob grinst. Muss daran denken, dass sein Vater sich nichts sehnlicher wünschen würde, als ihn vor einem Haufen junger Leute an der großen grünen Tafel stehen zu sehen, Formeln schreibend, erklärend.

»Ich arbeite gerade an meiner Dissertation, Quantenteleportation auf lange Distanz«, sagt er, und schon hat er Angst, sie zu langweilen, aber sie sieht ihn nur aus großen Augen an und fragt: »Quantentele… wie? Davon hab ich ja noch nie etwas gehört.«

Also erzählt auch er von seiner Arbeit, von dem kleinen Labor unter der Donau, von den Glasfaserkabeln im Wiener Kanalsystem und den Sendestationen und Empfängerstationen mit den Namen Alice und Bob. Von den Lichtteilchen, die er verschränkt, und von den Auswirkungen, die ihre Forschung auf die Zukunft haben wird.

»Wenn du willst, zeig ich dir das Labor. Natürlich nur, wenn es dich interessiert.«

»Und ob es das tut!«, versichert Marie eilig.

So leicht also sichert man sich ein Wiedersehen.

Jakob und Marie, Marie und Jakob. Wenn es den kleinen Liebesgott mit den Pfeilen auf dem Rücken wirklich geben sollte, dann sieht er jetzt zufrieden drein und lächelt noch einmal in die Runde, bevor er sich zu seinem nächsten Auftrag begibt.

Als das Kaffeehaus schließt, spazieren sie durch die Stadt, den gleichen Weg, den Marie auf ihrer Flucht vor dem Regen genommen hat, an Kirchen und Palais vorbei, unter Torbögen durch, hinunter zum Ring, wo jetzt keine Mückenschwärme mehr fliegen. Marie wickelt ihre Arme enger um den Körper, und Jakob, der keine Jacke dabeihat, die er ihr anbieten kann, legt seinen Arm um ihre Schultern, zieht sie heran und sagt: »Du hast ja eine Gänsehaut.« Sonja vor dem Flachbildschirm hat er vergessen oder vielleicht auch nicht, vielleicht verdrängt er ihr Bild nur aus seinem Kopf. Er will jetzt nicht über seine Beziehung nachdenken. Also geht er, seinen Arm um Maries Schultern gelegt, den Donaukanal entlang, über die Brücke zum Augarten, um den Augarten herum, in die Castellezgasse hinein, die Stiegen hinauf und in Maries Wohnung, wo sich sofort eine Katze an seine Unterschenkel schmiegt und laut klagend ihr Futter fordert. Jakob schüttelt das Tier ab und drückt Marie an sich, diese wunderbar fremde Marie, diese wunderbar lächelnde, duftende Marie, er presst seine Lippen auf die ihren und schiebt seine Zunge in ihre Mundhöhle, komm her, geh nicht weg, doch sie stößt sich von ihm ab, dreht lachend eine Pirouette und flattert in die Küche, um eine Dose Katzenfutter zu öffnen.

Und während sich Marie mit der Dose in den Finger schneidet und sich fragt, ob es gescheit gewesen ist, jemanden, den sie erst ein paar Stunden zuvor kennengelernt hat, gleich mit in ihre Wohnung zu nehmen, während Jakob – nur Maries Lächeln wahrnehmend – an ihrem Finger saugt, zieht die Wiener Polizei Joes Leiche aus dem Donaukanal. Teigig und aufgeschwemmt ist sein Leib, ein bisschen wie der von frischgebackenen Müttern im Wochenbett.

2 Der Sommer saugt alles aus, er nuckelt an den Blättern und Flüssen und zieht die Körperflüssigkeiten aus den Leibern. Die Straßenbahnen stinken nach Touristenschweiß und die Autos nach feuchten Managerhemden und frischer Kinderkotze. Auch am Donaukanal riecht es, nach totem Fisch und verfaultem Laub. Nur in Sonjas Wohnung ist es dank der neuen Klimaanlage schön kühl, doch dort will Jakob nicht mehr hinein. Lieber liegt er in Maries Achselhöhle und leckt ihr den letzten Tropfen Schweiß vom Körper. So bekommt er nicht mit, wie Sonja anruft und auf seine Mobilbox kreischt, was das soll, ob er jetzt komplett durchgeknallt sei, ihr einfach so den Schlüssel auf den Küchentisch zu legen, ein feines Arschloch sei er! Aber so ist das Leben nun einmal. Während unter Maries Fenster die Bauarbeiter ins Innerste Wiens vordringen, dringt Jakob ins Innerste Maries vor, und während Sonja die Tränen herunterrinnen, rinnen Jakob die Schweißperlen herunter, bis am Schluss beide ganz dehydriert sind. Was ist aus der großen Liebe geworden? Das gemeinsame Bett gibt es nicht mehr, auch den gemeinsamen Kühlschrank nicht, Sonja trinkt Mineralwasser in ihrer sanierten Altbauwohnung, Jakob trinkt Mineralwasser in Maries Garconniere, und als beide über ihre Lippen lecken, schmecken sie salzig, Jakobs Lippen vom Marieschweiß und Sonjas Lippen von den Liebeskummertränen.

Die große Liebe ist austauschbar, wie alles im Leben.

Auch Konsalik-Heftchen sind austauschbar – jede Woche eine neue Ausgabe, ein neues Schicksal, eine neue große Liebe. Deswegen geht die zweiundachtzigjährige Hedi Brunner zur Trafik. Alte Frauen haben zwei dumme Eigenschaften, sie lesen zu viel Konsalik und trinken zu wenig Mineralwasser – Angewohnheiten, die im Sommer das Leben kosten können.

Jakobs Großmutter hat Glück, der Trafikant ruft die Rettung, und eine halbe Stunde später liegt sie unter einem weißen Laken und bekommt Salzlösung in die Venen geträufelt. Auf Jakobs Mobilbox gesellen sich die Mutternachrichten zu den Sonjanachrichten, doch der Presslufthammer unter Maries Fenster macht es möglich, dass Jakob von alledem nichts mitbekommt.

So vergehen die Hundstage, die Katzenhaare kleben an Jakobs Körper und auch die Forschungsarbeit ruht. Als Jakob endlich sein Handy aus der Hosentasche zieht und den Akku auflädt, kommt er mit dem Nachrichtenabhören gar nicht mehr nach. Wo er sei, jammert die Mutter, die Großmutter sei umgefallen, sie brauche jetzt seine Hilfe, wo er verdammt noch mal stecke, kreischt Sonja. Aber man braucht schließlich auch ein wenig Erholung, Zeit für sich. Als Jakob tags darauf mit ein paar Flaschen Mineralwasser und zwei Liebesgeschichten in die Straßenbahn klettert, hat Sonja Glück, diesmal hebt er ab.

Zwei Sitzreihen weiter vorne kaut ein dicker Fahrgast mit dem Namen Herbert Sichozky an seiner Wurstsemmel und hört grinsend zu.

Lange hat man die Großmutter nicht im Krankenhaus behalten. Schon sitzt sie wieder in ihrem Schaukelstuhl, trotz der Hitze eine Decke über den Knien, und liest eines ihrer Konsalik-Heftchen.

»Kein Wunder, dass da dein Kreislauf nicht mitmacht«, sagt Jakob.

Er stellt das Mineralwasser in die Vorratskammer, aber ja, es gehe ihm gut, ja, auch die Doktorarbeit gedeihe, prächtig sogar, bald schon würde er fertig sein. Die Welt will belogen werden und die Großmutter erst recht.

»Und?«, fragt die Großmutter. »Wie geht’s der Sonja?«

Immer die gleichen Sätze, wie eine wärmende Decke im Hochsommer, da kommt keine Luft dazu, Fäulnisgeruch breitet sich aus, aber lüften kann man morgen auch noch, Geheimnisse lüften sich bekanntlich noch schwerer als stickige Großmutterwohnungen, und das will was heißen. Und wenn sie morgen stirbt, denkt Jakob, wozu soll ich sie belasten, soll sie doch glauben, dass ich bald meinen Doktor hab und Sonja heirate. Also lässt er sie zurück, mit zwei neuen Konsalik-Heftchen, sechs Flaschen Mineralwasser und einem Traum vom Urenkel.

Beschwingt läuft er die Treppen hinunter.

Doch dann macht ihm das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. Mit rotem Filzstift kritzelt es in seinen Glücksgefühlen, sodass er am Ende aussieht wie ein Schularbeitsheft. Oberleitungsschaden, heißt es in der Durchsage, und noch denkt sich Jakob nichts dabei. Gemütlich lehnt er sich zurück, jetzt ist wenigstens Platz in der Straßenbahn, jetzt kann er ungestört lesen. Oberleitungsschaden, wie lange wird das schon dauern, zehn Minuten vielleicht. Er sieht auf die Uhr. Er ist früh dran, einen Polster von fünfzehn Minuten hat er locker, also kramt er nach dem Penguin-Classic-Taschenbuch. Wenn Jakob Literatur liest, dann immer alt und englisch. Nach sieben Seiten von Wells’ Time Machine wird er dann aber doch nervös. Noch immer steht der Fahrer am Gehsteig, zwischen den Lippen eine Zigarette, um ihn herum eine Traube gereizter Fahrgäste, und zuckt mit den Schultern. Da geht so schnell nichts weiter. Besorgt sieht Jakob auf die Uhr. Klappt das Buch zu und greift in die Hosentasche. Wo hat er bloß sein Handy? In der linken Gesäßtasche ist es nicht, in der rechten auch nicht, also den Rucksack aufschnüren, alles von unten nach oben wühlen, doch vergeblich, das Handy ist weg. Scheiß Taschendiebe, Dreckspack, elendiges, jetzt haben sie ihm auch noch das Handy geklaut und mit ihm Maries Nummer! Fluchend springt er auf und läuft die Alser Straße hinunter. Warum ist er auch so lange sitzen geblieben, wieso ist er nicht mit den anderen ausgestiegen, sieben Minuten nur mehr, das schafft er nie! Jetzt bekommt er auch noch Seitenstechen. Vielleicht hätte er mit Sonja joggen gehen sollen, so wie sie es sich immer gewünscht hat, dann wäre er jetzt nicht so außer Atem, dann wäre er fit und würde wie eine Gazelle die Alser Straße hinuntersprinten, in fünf Minuten vom Währinger Gürtel zum Stephansplatz. So aber benötigt er ganze dreiundzwanzig Minuten, und als er endlich ankommt, sieht er nur eine Menge Touristen und ein Häufchen Hundescheiße. Also läuft er weiter, die Straße hinunter, über die Brücke zum Augarten, um den Augarten herum, in die Castellezgasse hinein. Läutet, wartet, läutet. Doch Marie ist nicht zu Hause.

3 »Der Vater hat sich mit der Yuccapalme ins Aug gestochen, jetzt wäre es Zeit, dass du endlich wieder einmal kommst!«, hat die Tante befohlen, also ist Marie mit dem D-Wagen zum Südbahnhof gefahren. Jetzt sitzt sie im Intercity 365 mit dem Namen Erzherzog Johann und zuckelt über den Semmering. Der Großraumwagen ist neu, nur das Rattern des Zuges erinnert noch an früher, als der Vater sie zu alten Frauen ins Abteil gesetzt und gebeten hat, man möge doch ein Auge auf das Kind werfen. Wie alt war sie damals? Zehn? Elf? Die Frauen gingen ihr auf den Nerv, ständig hatten sie den Mund offen und verströmten ihren Altweibermundgeruch, zeigten dabei belegte Zungen und falsche Zähne, redeten auf sie ein und glaubten auch noch, sie würde sich für ihre Geschichten interessieren. Bei der Ankunft stand dann die Großmutter am Bahnhof und fragte, warum Hugo nicht mitgekommen sei, eine Frage, die ihr die kleine Laetitia Maria nicht beantworten konnte. Bis zu ihrem Tod wartete die Großmutter darauf, dass ihr Hugo kommen würde, doch Hugo kam nicht. Marie fuhr allein nach Graz, Christtag hin, Dreikönigstag zurück, Palmsamstag hin, Ostermontag zurück, nur in den Sommerferien durfte sie länger bleiben. Der Vater blieb in Wien und musste keine Rücksicht nehmen. Die Frauen, mit denen er sich während Maries Abwesenheit traf, wussten nichts von seiner Tochter, und noch weniger wussten sie von seiner toten Frau. Sie waren da, um den Druck in seiner Brust ein wenig zu erleichtern, ihre Namen spielten dabei keine Rolle.

Marie kaut an den Fingernägeln und sieht aus dem Fenster. Erinnert sich an die Heumanderl, die hier früher auf den Feldern gestanden sind, und an die Vorfreude, die mit jedem von ihnen gestiegen ist. Die Heumanderl hat es nur im Sommer gegeben, knapp nach Schulschluss, wenn die großen Ferien wie eine saftige grüne Spielwiese vor ihr lagen und Wien mit jeder Station weiter wegrückte – Wiener Neustadt, Mürzzuschlag, Bruck an der Mur. Bei der Großmutter in Graz gab es frisch gekochtes Essen und Vanillepudding und die Grottenbahn, mit der sie jedes Mal fuhren, eine Decke über den Schultern, eine zweite über den Knien, vorbei an den Igelfamilien aus Wachs und den bunten Märchenfiguren. Danach auf den Schlossberg hinauf, zum Uhrturm, Griaß di Gott, mei liabes Graz, die Treppen wieder hinunter. Manchmal auch mit der Zahnradbahn hinauf und die Treppen hinunter oder die Treppen hinauf und mit der Zahnradbahn hinunter. Immer Schlossberg, immer Begrüßungslied, immer Grottenbahn. Danach acht Wochen lang Eggenberger Bad, Spaziergänge im Stadtpark und Puddingkochen.

Am Ende der Ferien packte die Großmutter lange, in zwei Hälften geteilte Steirersemmeln, die sie mit Dachsteiner Wurst und Essiggurken belegte, in Maries Rucksack, dazu füllte sie Himbeersaft in eine ausgewaschene Maresi-Flasche. Am Bahnhof kauften sie bunte Heftchen mit Sprechblasen, Micky Maus, Donald Duck, Tick, Trick und Track. Der Geschmack der Semmeln und die bunten Hefte zögerten den Abschied ein wenig hinaus, deswegen hob Marie die Hälfte der Jause und der Geschichten bis zum nächsten Tag auf, da schmeckte die Wurst dann schon ranzig und der Himbeersaft wie der Kakao, den die Volksschullehrerin immer auf die Heizung stellte.

Marie nimmt den Daumennagel aus dem Mund. Die Nagelhaut ist rot und hängt in Fetzen. Sie sieht auf die Uhr. In dreißig Minuten ist sie in Graz.

Warum ist der Vater wieder dorthin gezogen? Ausgerechnet Graz hat er sich ausgesucht, und dann auch noch die Wohnung der Großmutter. Das letzte Fleckchen Geborgenheit, achtundvierzig Quadratmeter Heimat. Eine Küche, in der einmal Pudding gekocht worden ist, ein Bett, in dem es nach Weichspüler gerochen hat, und ein Klo, in dem über der Schüssel immer ein zarter Rosenduft geschwebt ist. Wie hat es die Großmutter bloß geschafft, diesen Duft ins Klo zu bringen, und warum schafft sie, Marie, es nie?

Jetzt riecht es in der Großmutterwohnung nicht mehr nach Usambaraveilchen und Rosenseife, jetzt riecht es nach Aschenbecher und Steirer Schlosskäse und nach dem Fußschweiß des Vaters.

Vielleicht hätte Marie die Wohnung damals doch nehmen sollen.

»Magst nicht hier einziehen?«, hat die Großmutter gefragt, als sie nur noch flüstern konnte, Falten um den Mund und rotgeäderte Augen. Aber ohne Arbeit, wie hätte Marie das finanzieren sollen? In Graz bekommt man so schwer einen Lehrerposten. Alle kommen sie nach Wien, so wie ihre Cousine, die extra von Thal nach Wien gezogen ist, weil sie keine Stelle bekommen hat, nicht in Thal und nicht in Graz, und jetzt arbeitet sie als Begleitlehrerin an einer Ottakringer Schule, darf sich um die schwierigen Fälle kümmern, die keiner haben will, und den Kindern Deutsch beibringen.

Marie sieht aus dem Fenster. Erkennt die Kartonfabrik. In zwanzig Minuten wird sie am Hauptbahnhof sein, bis dahin muss sie ihr Lächeln wiedergefunden haben. Wo versteckt es sich? Hinter dem Sitz ist es nicht, auch nicht oben auf der Gepäckablage. Marie sieht die Großmutter vor sich, wie sie den Mund aufreißt und das Zwerchfell zum Zucken bringt. Das war ihr Lieblingsspiel. Die Großmutter tat, als hätte sie das Lachen verloren, und dann begaben sie sich auf die Suche, sahen überall nach, im Spülkasten, unter dem Teppich, im Alibert und hinter dem Duschvorhang. Einmal fand Marie das Lachen in einer der Mülltonnen im Innenhof. »Schau, da ist es!«, rief sie und rannte zur Großmutter, um es ihr in den Mund zu stecken, worauf die Großmutter laut lachte und das Echo an den Treppenhauswänden abprallte und über die Stiegen purzelte.

Marie schultert die Sporttasche. Die Großmutter steht nicht am Bahnsteig, wird nie wieder hier stehen. Marie fährt mit der Rolltreppe hinunter, geht an den Imbissständen vorbei, bekommt den Geruch von Kebab und Ammoniak in die Nase und fährt auf der anderen Seite wieder hoch. Die Straßenbahn steht schon in der Station. Marie legt dem Fahrer ein Zwei-Euro-Stück in die Hand, nimmt Fahrschein und Wechselgeld entgegen, stellt die Tasche ab und lässt sich auf den Sitz fallen.

Der Vater isst gerne Steirer Schlosskäse, ein Relikt aus seiner Jugend. Sonst ist von seiner Jugend nichts mehr übrig, alles riecht nach Verwesung. Marie öffnet das Fenster, lehnt den Oberkörper nach draußen und atmet das Vogelgezwitscher ein.

»Mach das Fenster zu, du weißt doch, dass mich diese Pollen umbringen«, sagt der Vater. Auf seinem linken Auge klebt ein Wattebausch. Als er mit dem Messer ein Stück vom Brot herunterschneidet, fallen Krümel auf seine Knie.

»Du sollst doch nicht so viel rauchen«, sagt Marie, die am Fenster hängt und mit den Zehen eine leere Zigarettenschachtel wegkickt. »Und jetzt erst recht nicht, wegen dem Augendruck.«

Sie zieht den Kopf wieder zurück. Dabei holt sie sich ein Lächeln aus der Luft, ein Lächeln für den kranken Vater. Sie schließt das Fenster, hebt die leere Zigarettenpackung vom Boden auf und geht in die Küche. Dort riecht es wie vor einer süditalienischen Mülltonne bei vierzig Grad Celsius und Streik der Müllabfuhr. Marie geht zum Herd und hebt den Deckel des Emailgeschirrs hoch. Im Topf tanzen die Fettaugen mit den Schimmelflecken Walzer, alles dreht sich, nicht nur im Topf, auch in Maries Magen, sie rennt aufs Klo, schüttet die Rindsuppe in die Muschel, schluckt im letzten Moment die Säure, die ihr vom Magen hochsteigt, hinunter.

»Was machst du denn, die Suppe war doch noch gut!«, ruft der Vater.

Aus dem Wohnzimmer hört Marie das Schnappen seines Feuerzeugs. Sie spült die Suppe hinunter und setzt sich aufs Klobrett. Stellt sich vor, wie es wohl aussähe, wenn der Augendruck die Vateraugäpfel zum Platzen brächte. Ein Plopp, dann Hüpfen über den Teppichboden. Sie lehnt die Stirn gegen die kühlen Fliesen. Bleibt eine Zeitlang sitzen, steht dann auf und geht ins Badezimmer, wo sie nach der Colgate der Großmutter sucht. Der Vater benützt Blendamed. Marie drückt Zahncreme auf den Finger und fährt sich damit über die Zahnreihen.

Am Abend fahren sie mit der Straßenbahn zum Hauptplatz und kämpfen sich durch das Gedränge. Der Vater murmelt: »Scheiß Touristen, ein Gerempel ist das, das hält ja keiner aus«, in Maries Kopf summt der Erzherzog-Johann-Jodler, den die Großmutter immer so gerne gesungen hat. Wo i geh und steh, tuat mir das Herz so weh.

Sie gehen die Sporgasse hinauf, vorbei am Café Sorger, neben dessen Tischen die Mutter damals auf das Kopfsteinpflaster geknallt ist. Im Stadtpark rennen die Kinder gegen Hunde an, werfen ihnen Stöckchen zu und werden gerade noch rechtzeitig von ihren Müttern am Hosenträger zurückgehalten, bevor sie den Hunden in den Teich nachspringen. Wie gerne würde sich Marie zu ihnen setzen, die Schuhe von den Füßen streifen, den Kindern beim Heulen und den Hunden beim Entenjagen zusehen, doch der Vater geht am Parkcafé vorüber, er hasst den Stadtpark, und Mütter mit Kleinkindern hasst er ganz besonders.

Das Gasthaus, in das sie der Vater führt, ist noch düsterer, als die Großmutterwohnung es ist, seitdem er eingezogen ist. An der Bar steht ein junger Mann, gesenkter Kopf, krummer Rücken, trüber Blick. Starrt in sein Bier, als warte er auf bessere Zeiten. Auf was wartet er, denkt Marie, was soll hier schon passieren?

Am Stammtisch sitzen Männer und erzählen einander von ihren Seitensprüngen, alle paar Sekunden dröhnt tiefes Männerlachen aus der Ecke. In ihren Erzählungen gleiten sie in Gestalt eines Schwans zur Erde herab, werden die Bierbäuche weggezaubert, sind sie die Götter des Olymp.

»Wann musst du wieder zum Arzt?«, fragt Marie den Vater, der wie ein trotziges Kind mit der Gabel in den Rindfleischstücken stochert und Brot ins Kernöl bröckelt.

»Am Freitag.«

Da schreit auf einmal einer vom Stammtisch herüber: »Wie geht’s der Helga?«

Marie dreht sich um. Roter Schädel, Walrossbart, den Arm über der Wirtshausbank, die Augen zusammengepresst, das Lachen hinter den Adamsapfel gequetscht. Und auch der Vater quetscht etwas hinter den Adamsapfel, nämlich das Stück Rindfleisch.

»Das ist meine Tochter, die Laetitia«, sagt er. Seine Stimme, die fest klingen soll, kippt, wie ein ausgekommener Flummi hüpft sein Kehlkopf über Wiesen und Felder, während der Schnauzbart am Nachbartisch weiterbohrt, ekelhaftes Grinsen im fleischigen Gesicht. Sein Blick klebt am Wattebausch des Vaters, Laetitia als Tochter interessiert ihn nicht mehr.

»Na, hat sie dir die Augen ausgekratzt?«

»Er hat sich an der Yuccapalme verletzt«, erklärt Marie, als müsse sie den Vater beschützen, dabei gehört er doch zu ihnen, denkt sie, sonst würden sie ihn nicht nach dieser Helga fragen.

Sie dreht sich wieder um.

»Wer ist denn die Helga?«

Helga wäre die erste Frau, die einen Namen trägt, doch der Vater sagt nur »Niemand« und ruft nach dem Kellner.

Beim Verlassen des Wirtshauses nickt er der Stammtischrunde zu, man nickt zurück und hebt die Hand zum Gruß. Als Marie zur Tür geht, spürt sie die Blicke der Männer, die sich wie Nadelstiche in ihren Rücken bohren.

In der Wohnung der Großmutter schenkt der Vater Wein ein, zwischen seinen Fingern tanzen grüne Ranken, hellrot schwappt die Flüssigkeit gegen den Glasrand.

»Weißt du, so was wie mit deiner Mutter erlebt man nur einmal. Da kann eine Helga einfach nicht mithalten.«

Marie will nicht über die Mutter reden. Nicht über die Mutter und nicht über des Vaters Liebe, die niemand auslöschen kann, weder der Tod noch eine Helga. Sie sieht in die Ecke, wo der Gummibaum der Großmutter steht und seine verstaubten Blätter ins Dunkel reckt. Als würde er nach ihr greifen, ihr zuflüstern: Hol mich hier raus.

»Du bleibst doch über Nacht, oder?«, fragt der Vater. Seine Stimme ist leise, sein Blick klebt am Weinglas.

Also erzählt Marie von der Schule, in der sie arbeitet, vom Seminar, das sie in der ersten Ferienwoche besucht, und vom Seminarleiter, der sich nicht vorbereitet und nur planlos vor sich hin geredet hat. Der Vater hört stumm zu, mehr als ein »Mhm« kommt ihm nicht über die Lippen. Als Marie nichts mehr einfällt, das sie ihm noch erzählen könnte, geht er ins Bad. Marie hört das Wasser rauschen, dann Zahnputzgeräusche und hochgehusteten Schleim, der ins Becken geworfen wird. Der Vater kommt im Schlafanzug wieder heraus, wünscht ihr eine gute Nacht und geht in das kleine Zimmer, in dem Marie in den Ferien immer geschlafen hat, aber das ist lange her, damals war sie noch ein Kind.

Marie spült die Weingläser ab. Raucht noch eine Zigarette und geht dann ins ehemalige Großmutterschlafzimmer. Dort öffnet sie das Fenster und sieht auf den leeren Büroparkplatz hinunter. Plötzlich muss sie an die Spinnenfrau denken, von der sie als Kind so oft geträumt hat. Komm doch, komm, wenn du dich traust!, lockte sie mit ihren langen Fingernägeln, nahm Marie bei der Hand, und dann flogen sie vom Wiener Kinderzimmer bis zur Großmutter nach Graz, wo sie die Schlafzimmertür mit ihren langen dünnen Fingern öffnete. Die Großmutter sah von ihrem Bett auf und lächelte Marie entgegen. »Jetzt bist du endlich wieder da«, streckte sie ihre Hand nach ihr aus, doch als Marie zu ihr hinübergehen wollte, war der Weg mit Spinnennetzen verhangen.

Als sie von ihrem eigenen Schreien aufwachte, stand der Vater jedes Mal mit geröteten Augen und hilflosem Blick in der Tür.

Draußen werfen Männer ihr dumpfes Lachen gegen Häuserwände und fangen es wieder auf. Marie schließt das Fenster und kramt nach dem Handy. Sie hat noch immer keine Antwort von Jakob. Jetzt fragt sie sich, ob er vielleicht böse auf sie ist, weil sie ihm so knapp vor ihrem Treffen die SMS mit der Absage geschickt hat. Er hat ihr sein Labor zeigen wollen, den Tunnel unter der Donau, in dem die Lichtteilchen in den langen Glasfaserkabeln entlangschießen. Bestimmt glaubt er, dass ich mich nicht für seine Arbeit interessiere, denkt sie.

4 »Joe ist tot«, sagt Marie am nächsten Morgen. Sie sitzen beim Frühstück, Marie hat Semmeln und Marmelade besorgt.

»Joe?«, fragt der Vater. »Welcher Joe denn?«

»Na, Joe, du weißt schon«, sagt Marie und muss daran denken, dass er jetzt in irgendeinem Kühlraum liegt. »Ich hab dir doch von Joe erzählt, ich war mit ihm zusammen!«

»Joe. Kann mich nicht erinnern«, sagt der Vater.

Marie greift nach der Zigarettenpackung. Das ist so typisch für ihn, denkt sie. Joe interessiert ihn genauso wenig, wie ich ihn interessiere.

Ganz anders die Kronen Zeitung. Die interessiert sich nämlich durchaus für Joe. Noch mehr interessiert sie sich jedoch für Joes Mutter. Riesengroß prangt das Bild der trauernden Mama auf der Doppelseite, dabei hat sie sich die letzten Jahre kein bisschen um ihren Sohn gekümmert. Soll er doch schau’n, wo er bleibt, hat sie sich gedacht, man kann doch nicht ewig für sein Kind sorgen. Aber das sagt sie dem Reporter von der Krone nicht. Stattdessen weint sie sich die Augen aus den Höhlen. »Mein armes Kind«, schluchzt sie immer wieder und rubbelt mit dem Taschentuch in den Augenecken, sodass sie noch roter, noch authentischer nach trauernder Mutter aussehen.

Marianne Schreyvogl wippt mit den braunen Dauerwellen, und der Fotograf knipst eifrig. Schon hat er die Überschrift im Kopf, singt ein Lied in seinen Ohren: Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus. Mariannes Junge wird nie wieder nach Hause kommen. Der kleine Johannes, der sich von allen Joe nennen ließ, ist in den Donaukanal gefallen, und keiner hat ihm geholfen.

Die Kronen Zeitung ist die meistverkaufte Tageszeitung Österreichs, deswegen liegt sie auch auf dem Schoß der alten Hedi Brunner.

»Da ist schon wieder einer von der Bruck’n g’hupft«, sagt sie und schüttelt den Kopf. Ihre Tochter Traude schlägt im Nebenzimmer auf die Kissen ein und streicht das Leintuch glatt.

»Was hast g’sagt? Ich versteh dich doch nicht, wenn ich die Betten mach!«

»Der Jakob hat sein Telefon da liegen lassen! Geh, sei so lieb und nimm’s ihm mit, ich seh ihn ja kaum. Und anrufen kann ich ihn ja nicht, wo doch sein Telefon da ist.«

»Als ob du ihn sonst anrufen würdest«, murmelt Traude und holt den Staubsauger aus dem Abstellraum.

Traude Stierschneider ist nicht nur aufopfernde Mutter, sie ist auch aufopfernde Tochter. Die wahren Opfer ihrer Aufopferung sind die Beopferten selbst. Wie das goldene Kalb umwuselt Traude die Mutter und nimmt ihr das letzte Restchen Würde.

Hedi Brunner sitzt im Schaukelstuhl, die Zeitung auf den Knien, und zählt das Ticken des Sekundenzeigers. Dabei wippt sie im Takt, vor-zurück, vor-zurück. Aus der Küche dringt Geschirrklapperoffbeat, aus dem Badezimmer Waschtrommeldownbeat. Vor-zurück schaukelt Hedi, während die Holzpantoffeln der Traude auf dem stumpfen Parkett klappern. »Geh rutsch ein Stückerl, sonst komm ich mit dem Wischer nicht ins Eck.«

Jetzt ist sie bald fertig, denkt Hedi, die den Putzplan der Tochter auswendig kennt. Den Boden wischt sie immer ganz zum Schluss, aus der Fensterecke heraus, am Fernseher vorbei, sich selbst aus dem Zimmer, über den Gang in die Küche, wo sie den Eimer ausleert und den Fetzen über die Heizung hängt.

»Und vergiss nicht, ab morgen kommt das Essen auf Rädern!«

Dann endlich fällt die Tür ins Schloss. Hedi atmet tief ein und aus, legt die Zeitung beiseite und steht auf. Der Schaukelstuhl wippt noch ein wenig nach. Sie geht über den gewaschenen Vorzimmerboden in die Küche, bricht sich ein Stück Schokolade ab und steckt es in den Mund.

5 Marie steht am Hernalser Friedhof und sieht zu, wie man den Sarg in die Tiefe lässt. Ein wenig abseits steht sie, denn mit der Joemutter will sie nichts zu tun haben. Sicher sein will sie. Dass es wirklich wahr ist, dass der Ertrunkene, von dem sie in der Zeitung gelesen hat, ihr Joe ist. Schade eigentlich, denkt sie, auch wenn er ein Arschloch war. Aber die große Liebe vergisst man eben nicht so schnell, da bleibt immer ein bisschen Resthoffnung. Doch jetzt ist Joe tot.

Als ihr Handy läutet, springt sie schnell hinter eine Hecke. Es soll niemand mitbekommen, dass sie hier ist, nicht Joes Mutter und Joes bester Freund Gery erst recht nicht.

Es ist Jakob. Tagelang hat er nichts von sich hören lassen, und ausgerechnet jetzt ruft er an.

»Ich ruf dich später zurück«, flüstert Marie in den Hörer und sieht den anderen dabei zu, wie sie Rosen auf den Sarg werfen. Rosen, denkt sie, warum werfen sie nicht Hanf hinunter, Joe konnte Rosen nicht ausstehen.

Ein Kichern löst sich von ihren Lippen und sickert durch die Thujenhecke. Hüpft auf Gerys Schulter und setzt sich in den Gehörgang der Marianne Schreyvogl.

Die dreht sich um. Wer hat da so blöd gelacht? Leidend wirft die trauernde Mutter ihren wimperntuschverhangenen Blick in die Menge und hält die schwarze Tasche fest umklammert, bereit zuzuschlagen, doch alle stehen sie mit ernsten Gesichtern da.

»Psst«, sagt Marianne zu ihrem Bruder, dem guten Onkel Willi, der so gerne mit seinem kleinen Neffen gespielt hat. »Hörst du das?«

Willi horcht, doch da ist nichts, nur die Vögel zwitschern ausgelassen.

»Ich hör nichts«, sagt er und denkt: Er wird ihr doch nichts sagen, der kleine Johannes, man hört ja öfter von Seelen, die noch drei Tage lang über den toten Körpern schweben und versuchen, Kontakt mit den Lebenden aufzunehmen.

»Das sind nur die Vögel«, sagt er deshalb schnell zur Schwester und zu sich: Dreh jetzt nicht durch, jetzt hast du es ja hinter dir.

Es war keine leichte Zeit für den guten Willi damals, als man seinen Neffen in die Psychiatrie steckte. Manisch-depressiv sei er, hatte man der verzweifelten Mutter erklärt, doch dann schob man Joes Verhalten schließlich doch auf die Scheidung. Und das mit der Scheidung, denkt Willi jetzt, das wird schon stimmen, jeder Junge hängt schließlich an seinem Vater.

»Komm, wir müssen los, die anderen sind schon am Weg ins Gasthaus.«

Willi nimmt die Schwester am Arm und führt sie zum Ausgang. Als er zur Seite blickt, bemerkt er die junge Frau. Wieso gafft sie so herüber, hat die keinen Anstand, immer diese Gaffer, sensationsgeil sind die, gehen auf fremde Beerdigungen und sehen den anderen beim Trauern zu. G’sindl, elendiges.

Marie sieht den beiden nach. Ob das der Onkel ist, von dem Joe erzählt hat? Irgendetwas ist damals vorgefallen, wenn sie nur wüsste, was, aber Joe hat nie viel erzählt, nur dass der Willi ein perverses Schwein sei. Seine Mutter hat Joe sogar noch mehr gehasst als seinen Onkel. »Weißt du«, hat er zu ihr gesagt, »wenn sich etwas achtzehn Jahre lang in dich hineinbohrt, dann hast du keine Chance, dem jemals zu entrinnen, dann wirst du irgendwann einmal genauso ein Arschloch, ob du es willst oder nicht.«

Marie geht zum Grab und sieht auf die Rosen, deren Köpfe von der Erde niedergedrückt werden. Jetzt bin ich dich also endgültig los, denkt sie.

Aber das mit dem Denken und Glauben ist schon immer eine eigene Sache gewesen.

6 Wie leicht haben es doch diejenigen, die nicht mehr auf der Suche nach der großen Liebe sind, die die Suche entweder aufgegeben haben oder sich mit dem begnügen, was sie einst gefunden haben. Stierschneiders, zum Beispiel, haben die große Liebe längst hinter sich. Wohlig lehnt man sich zurück und genießt, dass man einander hat. Und auch sonst haben sie alles, der pensionierte Professor sein Arbeitszimmer mit dem ledernen Sessel, in das er sich noch immer so gerne zurückzieht, und seine Gattin ihr duftendes Reich zwischen Bratpfannen und Suppentöpfen.

Kochen ist Traudes Leidenschaft, ist das Kochen doch die reinste Form der Liebe. Ohne Essen kann der Mensch nicht leben, und was gibt es Schöneres, als die, die man liebt, am Leben zu erhalten. So gebiert sie immer wieder aufs Neue, nicht nur den Sohn, sondern auch den Gatten. Traude Stierschneider kann mit der neuartigen Knauserigkeit nichts anfangen. Alle sind so geizig heutzutage, niemand gönnt dem anderen mehr etwas. Eine Frau, die ihrem Mann ein Gemüseschnitzel hinstellt, wo soll das denn, bitteschön, hinführen? Ohne eine Unterlage wird der Mensch nicht satt, da sucht er sich sein Vergnügen woanders, geht ins Wirtshaus und kommt am Ende gar nicht mehr nach Haus. Da hat sie es geschickter angestellt, ihr Norbert ist immer gern nach Haus gekommen. Nach so viel Vergeistigung auf der Universität war er ganz ausgehungert, da hat sie das Essen schon parat gehabt. Nur neuerdings, seit er das Zepter an die Jugend weitergegeben hat, wird er ein wenig unberechenbar, da steht sie manchmal schon eine Viertelstunde mit dem fertigen Essen da, und er ist noch immer nicht daheim. Aber das wird sie ihm auch noch abgewöhnen, da muss wieder eine Ordnung einziehen, so ein ungeregelter Tagesablauf ist nämlich nicht gesund, schon gar nicht für einen Pensionisten. Jetzt, da Norberts Zeit nicht mehr in Vorlesungen und Seminare eingeteilt ist, muss Traude das Einteilen für ihn übernehmen, also kocht sie seit kurzem zu Mittag. Punkt zwölf steht das dampfende Essen auf dem Tisch, und wehe Norbert, wenn er die Knödel kalt werden lässt.

Heute ist ein ganz besonderer Freudentag, denn heute kommt der Bub zum Essen. Traude Stierschneider steht in der Küche, die Schürze umgebunden, und sticht in den Braten. Fein wird der wieder, der Duft hängt schon im Stiegenhaus und lockt auch Norbert Stierschneider an, der vom Bummeln kommt.

»Mmh, Gasthaus Schmatz!«, sagt dieser und schlüpft in die Lederpantoffeln. »Schweinsbraten, ich hab’s gleich im Erdgeschoss gerochen. Ist der Bub schon da?«

Noch bevor Traude den Mund aufbringt, läutet es auch schon an der Gegensprechanlage. Da ist er ja, der Bub, Zeit wird’s, der Braten ist gar und die Knödel liegen auch schon auf der Servierplatte. Schnell schlüpft sie aus der Schürze und stellt das dampfende Essen auf den Tisch. Mit glänzenden Augen beugt man sich über die Teller, und schon wird gekaut und geschmatzt, Fett spritzt aufs weiße Tischtuch, aber das macht nichts, die Mutter hat das neueste Waschmittel, das Geheimnis jeder perfekten Hausfrau, so ein Mittel würde sogar das Turiner Grabtuch wieder zum Strahlen bringen. Stolz nimmt sie einen zweiten Knödel. »Du auch, Jakob, iss, schaust eh so mager aus. Und mitnehmen kannst auch noch was, für morgen und übermorgen.«

Nach dem Essen stapelt die Mutter die Teller aufs Tablett, jetzt darf geredet werden, über die Uni und das Forschungsprojekt. Der Vater holt die Pfeife aus der Lade, stopft Tabak nach, und Jakob muss berichten, vom Quantenkanal im Untergrund, von den Fortschritten und Rückschlägen sowie von Professor Blasbichler, den er nicht leiden kann, aber das sagt er nicht, denn der Professor ist ein ehemaliger Kollege des Vaters, und als Sohn muss man stolz sein, für die Kollegen seines Vaters arbeiten zu dürfen.

»Du trinkst doch noch einen Kaffee mit uns?«, fragt die Mutter, die Schürze wieder umgebunden, die Hände rot und aufgeweicht vom Abwaschwasser. Der Vater dreht das Radio an und klopft die Pfeife aus.

»Die Oma bekommt jetzt Essen auf Rädern«, informiert die Mutter den Sohn im Flüsterton.

»Pscht!«, macht der Vater und hebt den Zeigefinger an die Lippen.

Im Radio spricht man von Koalitionsbruch und Neuwahlen, da wird die Mutter gleich ganz rot im Gesicht. Mit geschwollenen Backen sitzt sie da und hält die Luft an, bis das Wetter als Tiefdruckgebiet auf den dampfenden Kaffee herabkommt, denn bis zum Verkehrsfunk hat Schweigen zu herrschen.

»Eine Frechheit ist das. Was das wieder kostet!«, regt sie sich auf, als der Vater das Radio wieder ausschaltet. Wie auf hoher See wogen ihre Brüste unter der Schürze, dass Jakob ganz schwindlig wird vom Hinschauen.

»Wie wenn die den Staat nicht schon genug geschädigt haben, die sollen lieber arbeiten. Dauernd diese Streiterei. Das hat’s früher nicht gegeben!« Heftig schlägt sie mit dem Löffel gegen den Tassenrand.

»Jetzt reg dich doch nicht so auf«, sagt der Vater, »ändern kann man’s ohnehin nicht.«

Ich könnte ihnen jetzt erzählen, dass ich Sonja verlassen habe, denkt Jakob, früher oder später werden sie es sowieso herausfinden, dann werde ich mir wieder anhören müssen, dass ich endlich Verantwortung übernehmen soll. Mit vierzig, wenn dir dann plötzlich einfällt, dass du eine Familie gründen willst, wirst keine Frau mehr finden, wird die Mutter wieder raunzen, und der Vater wird schweigend die Pfeife ausklopfen und mit einem Blick dasitzen, der sagen wird: Eh klar, mit seinen Beziehungen ist es wie mit dem Studium.

»Ich muss noch zur Uni«, sagt Jakob und springt auf, woraufhin der Stuhl ins Wanken gerät, Gleichtakt mit dem Mutterbusen.

»Was, jetzt noch?«, klagt die Mutter. »Zahlt sich das denn überhaupt noch aus, es ist doch schon halb vier!«

»So lass ihn doch«, sagt der Vater mit stolz geschwellter Brust, »wer weiterkommen will, muss hart arbeiten.«

Also fährt die Mutter in die Höhe und aus der Schürze heraus, mit der Hand in die Haushaltskasse und mit dem Hunderter in des Sohnes Gesäßtasche. Dann füllt sie eine Tupperware-Schüssel mit dem restlichen Schweinsbraten und wickelt die Knödel in Alufolie.

»Und lass dich mal wieder bei der Oma anschau’n!«

Jakob hat jedoch Besseres vor, als sich bei der Oma anschau’n zu lassen, Jakob schaut lieber selbst an, und zwar Marie. Jetzt, da er sein Handy endlich wiederhat, ist er seinem Ziel einen erheblichen Schritt näher.

7 Sonja hingegen ist wieder allein. Deswegen ist sie nach Einbruch der Dunkelheit die Stufen hinuntergestiegen, dorthin, wo die Rücken zum Fließband werden. Verschwitze Oberkörper werden von rechts nach links befördert, in der Luft mischt sich Biergebräu mit Menschengebräu, alles Hopfen und Testosteron. So riecht die Gier der Unberührten, da hilft all das künstliche Zeug nicht, sei es nun von Chanel oder Hugo Boss. Wie ein Raubtier hinter Gittern streicht die Einsamkeit durch das Gewölbe des Innenstadtlokals und wirft ihren verzweifelten Blick in die Runde. Da wird Gewand abgelegt und Hand angelegt, in den Ecken und Schlupfwinkeln tastet man sich vor, ergründet Seelen und Körper, zeig mir deine Einsamkeit und ich zeig dir meine, und schon pulsiert und hämmert es, eine einzige Baustelle aus Leibern und Empfindungen. Da wird aufgerissen, vorgedrungen, Rohre werden neu verlegt, der Schweiß tropft in die Schächte und Gruben. Feierabend ist noch lange nicht, hier unten zeigt sich die Sonne erst nach Sperrstunde. Der Teufel streift durch sein Reich und schürt die Flammen mit Schnaps, erbarmungslos lässt er die Peitsche knallen, bis alle ganz wund sind und sich die Leiber krümmen. Da sitzt noch einer, der quält sich nicht genug, bei dem müssen wir nachhelfen, alles eine Frage der Befeuchtung, ein Glas noch und schon hat man ihn so weit. Die Peitsche knallt und drängt zur Arbeit, faul herumsitzen gibt es hier nicht. Hoppauf, nicht schlappmachen, und schon geht sie weiter, die Reise nach Jerusalem, da vorne, da ist noch eine frei, und wer übrig bleibt, der hat verloren.

Der Teufel geht um in Paris, in Lourdes und in Nizza, und er geht um in Berlin und in Wien. Als Gefallener ist er für all jene da, die selbst ganz unten sind. Hier, in dem kleinen Kellerlokal im Bermudadreieck Wiens, heißt er Herbert Sichozky, Burning Herbie, seines Zeichens Barbesitzer und selbsternanntes Gesangstalent. Während Herbie die Gläser poliert, beobachtet er die Germanistikstudentin, die sich jeden Freitag- und Samstagabend hinter dem Tresen ihre Miete verdient. Sie weiß mit den Männern umzugehen, stachelt sie an, macht sie geil, gehen will hier keiner so bald, und so bestellen sie alle ein zweites und drittes Mal, und wenn sie ins Sinnieren kommen, stellt sie ihnen eine kleine Spende des Hauses hin – »Auf die Liebe!« –, und schon erwachen die schlaffen Lebensgeister unterhalb des Tresens und beginnen erneut zu flackern. Ein blonder Mittdreißiger mit Bürstenhaarschnitt lässt sich zuzwinkern, die Studentin schenkt ihm ein und deutet auf die Brünette an der Bar: »Na, wäre die nicht was für dich? Komm, spendier ihr was, setz dich zu ihr!« Und schon schwingt der Bürstenhaarschnitt seinen athletischen Körper Richtung Sonja, lehnt sich lässig gegen den Tresen und zündet sich eine Zigarette an. Mit zufriedenem Grinsen im teigigen Gesicht beobachtet Herbie das Geschehen. Da wird brav geflirtet und konsumiert, die gehen bestimmt nicht vor Sperrstunde. »Gut gemacht«, zwinkert er der Studentin im Vorbeigehen zu. »Du bist eben doch meine beste Kraft.«