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Das Handbuch für die Holzernte Fachwissen von Profis für die tägliche Arbeit im Revier Aktuelle Holzernteverfahren, moderne Forsttechnik und logistische Hintergründe Arbeitssicherheit, Zertifizierung und Vergaberecht, sowie aktuelle Entlohnungsmodelle werden im Kontext erläutert Erwerben Sie notwendige theoretische Grundlagen und lernen Sie anhand von Fallstudien und praktischen Beispielen die moderne Holzernte und Forsttechnik kennen. Im Anhang gibt Ihnen der Autor mit aktuellen Maßzahlen, einem detaillierten Holzernteprojekt und Formatvorlagen für Arbeitsaufträge und Zielvereinbarungen wertvolle Hilfestellungen für Ihre forstliche Praxis.
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Seitenzahl: 318
Holger Sohns
Moderne Holzernte
Ulmer E-Books
Mit einem Holzvorrat von über drei Milliarden Kubikmetern zählt Deutschland zu den wald- und holzreichen Ländern in Europa. Der Cluster Forst- und Holz kann hinsichtlich der Anzahl der Betriebe, der Beschäftigten und des Umsatzes als eine der Leitbranchen in Deutschland bezeichnet werden.
Moderne Holzernte verfolgt das Ziel, waldbauliche Verfahren, Umwelt- und Naturschutz sowie den Einsatz hochentwickelter Technik und fortschrittlicher Ernteverfahren in Einklang zu bringen. Diese forstliche Disziplin umfasst den gesamten Prozess der fachgerechten Fällung, Rückung und Lagerung des Holzes nach ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten, bis hin zu Holzlogistik und Holzabfuhr. Für den in den unterschiedlichen Teilprozessen der Holzernte arbeitenden Menschen ist die ergonomische Gestaltung seines Arbeitsplatzes von wesentlicher Bedeutung.
Die letzten Jahrzehnte haben die Holzernte weitreichend verändert. Innovative Technik, moderne Personalführungsmodelle und die Zertifizierung der Forstwirtschaft bewirkten umfassende Veränderungen.
Die Lektüre dieses Fachbuches soll in erster Linie praktisches Wissen anhand von theoretischen Grundlagen und Beispielen vermitteln. Unterstützt durch zahlreiche graphische Darstellungen, Tabellen und Digitalfotografien wird der Leser in die Lage versetzt, sich über aktuelle Themen der modernen Holzernte zu informieren.
Die Ausführungen aus der Praxis für die Praxis sind daher insbesondere für Studierende der Forst- und Holzwissenschaften, Forstleute, Forstunternehmer und Fachleute verwandter Bereiche und Branchen gedacht.
Ein Dank geht an alle Freunde und Kollegen, die die Entstehung dieses Buches mit konstruktiven Anregungen unterstützt haben. Für den Initialfunken zu diesem Buch und die mentale wie fachliche Mitwirkung danke ich meiner Frau besonders herzlich.
Im Sommer 2011
Holger Sohns
Soweit personenbezogene Bezeichnungen im Maskulinum stehen, wird diese Form verallgemeinernd verwendet und bezieht sich auf beide Geschlechter.
Die Einnahmen aus der Holzernte stellen für nahezu jeden Forstbetrieb, unabhängig von seiner Größe, Baumartenausstattung und vorhandenen Altersklassen traditionell die hauptsächliche Einnahmequelle dar. Gleichzeitig ist die Durchführung einer Holzerntemaßnahme eine der reizvollsten und anspruchvollsten Aufgaben für die Revierleitung in einem Forstbetrieb. Die Revierleitung muss dabei das Handwerkszeug beherrschen und technische Möglichkeiten kennen, um den Einzelfall beurteilen zu können. Dieses Buch will der forstlichen Praxis die verschiedenen Elemente der Holzernte aufzeigen und im gesamtbetrieblichen Kontext darstellen. Grundmaxime der Holzernte ist es, mit geeigneten Arbeitsverfahren und angepasster Forsttechnik möglichst einen betrieblichen Gewinn durch Holznutzung zu erwirtschaften. Die dabei hergestellten Holzsortimente werden für einen zunehmend globalen Holzmarkt produziert, dessen verarbeitende Industrie den gleichen Strukturwandel hinsichtlich Konzentration auf immer weniger, dafür größere Firmen durchlebt, wie die übrige Wirtschaft auch. Für die Forstbetriebe besteht hierbei die Gefahr, dass sie dadurch sehr anfällig für Preisschwankungen des Holzmarktes sind, was finanzielle Planungen erheblich beeinträchtigen kann. Erschwerend wirkt sich auch der immer noch hohe Anteil an manuellen Tätigkeiten in der Forstwirtschaft aus, der dauerhaft ansteigende Fixkosten bedeutet.
Gemäß der aktuellen deutschen Waldbesitzverteilung (BWI, 2004) entfallen rund 44 % auf privates Waldeigentum und 20 % auf den sogenannten Körperschaftswald, die beide weit überwiegend ausschließlich gewinnmaximierte Ziele mit der Holzernte verfolgen und im sonstigen Forstbetrieb häufig auf eine Unterstützung durch öffentliche Gelder zurückgreifen können.
Rund 30 % des Waldes in Deutschland sind im Eigentum der Bundesländer. Dieser öffentliche Wald steht besonders im Fokus der Allgemeinheit, soll er doch einen fast unmöglichen Spagat vollbringen. Auf der einen Seite soll er Gewinne abwerfen und zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte beitragen, auf der anderen Seite zielen umfassende Naturschutzanforderungen auf Teilstilllegungen oder andere Wirtschaftserschwernisse. Weiterhin werden kostenfreie Leistungen für den Tourismus von den umliegenden Gemeinden erwartet und Holzernte eher als Störfaktor wahrgenommen.
Den unterschiedlichen Eigentumsverhältnissen am Wald folgend weisen die Forstbetriebe unterschiedliche Organisationsstrukturen auf. Der Privatwald kommt der gesetzlichen Beförsterungsverpflichtung je nach Größe durch Stellung von eigenem Personal nach oder ist vertraglich an private oder öffentliche Förster gebunden. Diese Tendenz ist auch beim Kommunalwald erkennbar, wenngleich neue Trends in beiden Besitzarten in Richtung von Betreuungsmodellen oder forstlichen Zusammenschlüssen gehen, um die eigene Personalkostenbelastung gering zu halten. Einige kommunale Forstbetriebe wählen sogar den Weg in die Verpachtung ihrer Forstfläche, um damit dauerhaft sichere Einnahmen für die Gemeindekasse zu erwirtschaften. Die öffentlichen Länderforstbetriebe haben in großer Mehrheit den Gang von der traditionellen kameralistisch geführten Landesforstverwaltung entweder in den unselbstständigen Landesbetrieb oder in die Anstalt öffentlichen Rechts gewählt. Die zuletzt genannte Form bietet weitgehende eigene Gestaltungsmöglichkeiten abseits des eher zähen Verwaltungsapparates und eine Ausweitung der Geschäftsfelder für mehr Unabhängigkeit vom Holzmarkt. Durch Ausgründung einer anstaltseigenen GmbH oder eventuell einer Stiftung wird die Erschließung zusätzlicher interessanter Einnahmequellen legalisiert. Tabelle 1 veranschaulicht den Stand der Organisationsmodelle im Jahr 2010 in Deutschland. Das Beispiel der Österreichischen Bundesforste zeigt, dass ein Forstbetrieb ebenso als bundeseigene Aktiengesellschaft erfolgreich betrieben werden kann.
Das Hauptargument für den Wechsel von der tradierten Forstverwaltung zu neuen Rechtsformen ist die damit verbundene Planungssicherheit der Länderhaushalte. Die Forstetats waren in allen Bundesländern etwa seit Mitte der sechziger Jahre in die roten Zahlen gerutscht. Am Beispiel der Bayerischen Staatsforsten und der Niedersächsischen Landesforsten wird deutlich (siehe Tabelle 2), dass allein durch den Wechsel der Rechtsform und der infolge dessen eingetretenen Eigenverantwortlichkeit über die Budgets eine Rückkehr in die Gewinnzone innerhalb weniger Jahre möglich ist und dadurch die Forstbetriebe nicht unerhebliche Summen an die Länderhaushalte abführen können. Die BAYSF bewirtschaften 722.000 ha und die NLF 320.000 ha Fläche.
Tab. 1. Organisationsmodelle der Forstbetriebe in Deutschland
Bundesland
Rechtsform
Name
Baden-Württemberg
Anstalt öffentlichen Rechts
Forst BW
Bayern
Anstalt öffentlichen Rechts
Bayerische Staatsforsten
Brandenburg
Landesbetrieb
Forst Brandenburg
Berlin
Landesforstverwaltung
Berliner Forsten
Bund
Anstalt öffentlichen Rechts
Bundesforsten
Hamburg
Landesforstverwaltung
k. A.
Hessen
Landesbetrieb
Hessen-Forst
Mecklenburg-Vorpommern
Anstalt öffentlichen Rechts
Landesforst Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Anstalt öffentlichen Rechts
Niedersächsische Landesforsten
Nordrhein-Westfalen
Landesbetrieb
Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Rheinland-Pfalz
Landesbetrieb
Landesforsten Rheinland-Pfalz
Saarland
Landesbetrieb
SaarForst
Sachsen-Anhalt
Landesbetrieb
Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt
Sachsen
Landesbetrieb
Sachsenforst
Schleswig-Holstein
Anstalt öffentlichen Rechts
Schleswig-Holsteinische Landesforsten
Thüringen
Anstalt öffentlichen Rechts
ThüringenForst
Tab. 2. Jahresüberschussentwicklung von BAYSF (2009) und NLF (2009) im Zeitraum 2007 bis 2009
Geschäftsjahr
Forstbetrieb
Jahresüberschuss Mio €
2007
Niedersächsische Landesforsten
14
2007
Bayerische Staatsforsten
52,2
2008
Niedersächsische Landesforsten
14,6
2008
Bayerische Staatsforsten
62
2009
Niedersächsische Landesforsten
2,5*
2009
Bayerische Staatsforsten
35,1*
* Nach Angabe beider Unternehmen ist der deutliche Rückgang gegenüber den Vorjahren durch die Weltwirtschaftskrise bedingt
Der Forstbetrieb steht über ein mannigfaltiges Netzwerk von Beziehungen mit Akteuren aus Volkswirtschaft und Gesellschaft in stetem Austausch. Eine darauf abgestimmte Aufbauorganisation ist mittlerweile in fast allen Länderforstbetrieben umgesetzt. Sie kann neben einem Erhalt des traditionellen Reviersystems mit Unterstützung durch funktionelle Spezialisten (Wegebau, Naturschutz, Waldpädagogik et cetera) auch zunehmend durch reine Funktionalisierung der Tätigkeiten ausgeprägt sein. Im letztgenannten System gibt es kein territoriales Reviersystem mehr, sondern eine Aufteilung nach forstlichen Aufgaben, wie zum Beispiel Holzernte, Marketing oder Waldbau.
Die Holzernte ist formal gesehen der forstlichen Produktion (Speidel, 1984) zu zuordnen. Sie dominiert aber aufgrund ihrer finanziellen Dimension bezüglich Einnahmen und Aufwendungen alle anderen betrieblichen Bereiche. Insbesondere gibt es vielfältige Berührungspunkte zu den forstlichen Disziplinen des Waldbau und Wegebau. In den Bayerischen Staatsforsten wurden im Geschäftsjahr 2008 rund 91 % aller Einnahmen durch den Holzverkauf erbracht (BAYSF 2009). Thüringenforst (2009) erlöste im Jahr 2008 rund 51,3 Mio. € durch den Verkauf von Holz, bei einem gleichzeitigen Betriebsaufwand für die Holzernte von 22,5 Mio. € (44 %). Weitere Bedeutung erhält die Holzernte durch die Schwere und Gefährlichkeit bei der manuellen Arbeitsausführung, ihrer potentiell großen Vielfalt an verfahrenstechnischen Möglichkeiten, den hohen Grad an Komplexität zwischen vollmechanisierten Holzernteverfahren und Abfuhrlogistik, sowie den häufigen Termindruck bei Holzerntetätigkeiten bedingt durch die Gefahr der Verschlechterung der Holzqualität und durch die Witterungsabhängigkeit. Die Holzernte kann daher als Schlüsselbaustein im Forstbetrieb angesehen werden, der hauptsächlich über seinen ökonomischen Erfolg entscheidet.
Gemäß der Waldgesetzgebung müssen alle Waldfunktionen gleichrangig Beachtung finden. Ein Primat der Holzernte vor anderen Funktionen ist rechtlich nicht vorgesehen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Einstellung der Bevölkerung zur Holznutzung in heimischen Wäldern, denn sie kann nicht zuletzt über ihr Wahlverhalten oder Engagement in Verbänden erheblichen Einfluss auf den Waldbesitz nehmen.
Der Holzverbrauch in Deutschland steigt stetig an und aktuelle Prognosen bestätigen diesen Trend auch für die Zukunft. Neben der stofflichen gewinnt zunehmend auch die energetische Verwertung an Bedeutung und führt zu einer ausgeprägten Konkurrenzsituation am Holzmarkt.
Die Forst- und Holzwirtschaft gehören nach Umsatz und der Anzahl der Beschäftigten zu den Leitbranchen in Deutschland. Es werden in 130.000 Betrieben rund 800.000 Arbeitnehmer beschäftigt und ein Umsatz von cirka 108 Milliarden € erzielt (Haf 2009).
Viele Faktoren haben direkten oder indirekten Einfluss auf die Holzernte und die produzierten Sortimente. Sie beeinflussen damit maßgeblich die Arbeitsbedingungen und das Betriebsergebnis des Forstbetriebes.
In Mitteleuropa liegt die durchschnittliche Hiebsgröße bei etwa 150 bis 600 Fm. Bei zu kleinen Hieben entstehen wesentlich höhere Kosten je Festmeter, da sich feste Kostenbestandteile wie zum Beispiel Umsetzen der Schutzhütte, Einweisung und Kenntnis der Hiebsfläche, Organisation und Holzaufnahme et cetera auf zu wenig Hiebsmasse und damit potentielle Erlöse verteilen müssen.
Allerdings kann sich dieser Prozess bei sehr großen Hieben ab 2.000 Fm auch wieder umkehren, zum Beispiel durch die Anlage zusätzlicher Polter, hohe Rückeentfernung und starke Beanspruchung der Erschließung.
Eine Standardisierung der erzeugten Produkte führt in der Regel zu günstigeren Kosten. Zu viele Holzsorten mit zu wenig Masse je Sorte führen zu höheren Kosten durch erhöhten Aushaltungs-, Bringungs- und Verwaltungsaufwand. Ein mehr an Sorten lohnt sich nur bei Differenzen der Holzerlöse von mindestens fünf Euro je Festmeter (Fm). Insbesondere beim Einsatz von Harvestern in Nadelholzreinbeständen empfiehlt sich eine Beschränkung auf maximal vier Sortimente. Beim Einsatz in Hanglagen sollte weiter reduziert werden.
Mit zunehmendem Stamminhalt fallen die Zeitbedarfswerte für Aufarbeitung und Rücken und damit auch die Holzerntekosten unabhängig vom Arbeitsverfahren. Zeitbedarf und Kosten verhalten sich also proportional, während die Erlöse bei sinkenden Stückmassen degressiv fallen. Das Stückmassegesetz findet seinen Ausdruck in allen Holzerntetarifen und Rückesätzen. Es gilt unabhängig von Holzart und -sorte und wirkt auf die Gesamtzeit genauso wie auf alle Teilzeiten.
Abb. 1. Das Stückmassegesetz und die kritische Durchmessergrenze.
Der Schnittpunkt beider Kurven wird als „Kritische Durchmessergrenze“ bezeichnet und gibt den Moment an, wo Holzerlöse und Aufarbeitungskosten einander entsprechen. Bis zu diesem Zeitpunkt – im Verlauf eines Bestandeslebens gesehen – werden häufig Pflegemaßnahmen hinausgeschoben, um in den Bereich der Kostendeckung zu gelangen. Die Werbung von Energieholz mit modernen hochmechanisierten Verfahren kann diese Grenze deutlich beeinflussen und daher den Zeitpunkt erheblich nach vorn verschieben.
Die Beachtung der „Räumlichen Ordnung“ ist eigentlich ein Element des Waldbaus, wirkt sich aber auch indirekt bei der Holzernte positiv aus. Insbesondere sind hier die Art des Hiebsfortschritts und die Richtung der Feinerschließung zu nennen.
Diese Effekte gehen mit einer gesteigerten Betriebssicherheit einher, was wiederum zu einer planbaren Wirtschaftsweise führt und das Risiko von Zwangsnutzungen minimiert. Unproduktive aber notwendige Arbeiten wie zum Beispiel Sammelhiebe aufgrund von Sturmereignissen oder Insektenkalamitäten können so im Zaum gehalten werden.
Äußere Umstände wie die Topographie, die vorhandene Erschließung und nicht zu letzt die Witterung unter denen die Holzernte am aktuellen Objekt durchgeführt wird, beeinflussen die Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter und Einsatzmöglichkeiten von Betriebsmitteln. Häufig sind sie Ursachen oder Anlass für die Entstehung von Bestandes- oder Bodenschäden, wenn ihnen nicht genug Aufmerksamkeit zu Teil wurde.
Topographie: Die Geländeausformung hat erheblichen Einfluss auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis des Forstbetriebes, denn der Mechanisierungsgrad wird durch sie sehr beeinflusst. Aus den Auswertungen der jährlichen Unfallberichte wird auch ihr Einfluss auf das Unfallgeschehen der Forstbetriebe deutlich, denn erwartungsgemäß nimmt der Anteil an Stürzen zu, je mehr Hanglagen vorhanden sind.
Erschließung: Eine Folge der vorgegebenen Topographie sind meist die Erschließung bzw. die potentiellen Erschließungsmöglichkeiten. Neben den Wegezeiten der Arbeitskräfte ist hier vor allem die Transportentfernung (Rückeentfernung) zu nennen, die sich beträchtlich auf die Holzerntekosten auswirken kann. Je nach Gelände müssen verschiedene Erschließungs- bzw. Feinerschließungsmittel in Betracht gezogen werden – dabei sind die in Frage kommenden Arbeitsverfahren zu berücksichtigen.
Witterung: Die Witterung hat neben einem gewissen Einfluss auf die Motivation der Arbeitskräfte vor allem Wirkung auf die Durchführbarkeit der Holzerntemaßnahme zum geplanten Zeitpunkt überhaupt. Langanhaltende Nässeperioden, extreme Schneelagen oder plötzliches Tauwetter können die Arbeiten völlig unmöglich machen oder aus Gründen der Bodenschonung oder Unfallgefahr zumindest empfindlich unterbrechen.
Bei der Auswahl von Arbeitsverfahren und Betriebsmitteln stehen der Revierleitung mehrere Möglichkeiten offen. Die Entscheidungen darüber müssen in Abhängigkeit vom Ausbildungsstand der Regiearbeitskräfte, der Verfügbarkeit von eigenen oder von Unternehmermaschinen und der bereits dargestellten topographischen und erschließungstechnischen Restriktionen getroffen werden. Genauso wichtig wie die vorgenannten Aspekte sind Erkenntnisse über die verkaufbaren Sortimente und deren Preisniveau, ökologische Rahmenbedingungen und ergonomische Gesichtspunkte, sowie die potentielle Unfallgefährdung der Arbeitskräfte.
Im Rahmen einer Nutzwert-Analyse können diese Gesichtspunkte miteinander abgewogen werden. Ganz wesentlich für den betrieblichen Erfolg einer Holzerntemaßnahme ist eine sorgfältige Vorkalkulation des holzerntekostenfreien Erlöses mit den verschiedenen möglichen Arbeitsverfahren und den dabei produzierten Sortimenten. Dieser Abwägungsprozess hat das jeweilige Bestverfahren zum Ziel und sollte für alle bedeutenden Hiebsmaßnahmen durchgeführt werden. Als Hilfestellung können Kalkulationstools, wie zum Beispiel das Programm „Holzernte“ der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA-Freiburg, 2009) dienen, mit denen treffsicher und fundiert vorkalkuliert werden kann.
Der Leistungsgrad ist ein Begriff aus der Arbeitswissenschaft und wird zur Einschätzung der Arbeitsleistung benutzt. Er ist ein Maß für den Einsatz und die Wirksamkeit der verrichteten menschlichen Arbeit (Schlaghamersky 1989) und wird beschrieben durch:
Die Normalleistung ist nach REFA (2004) definiert als „Leistung, die von jedem geeigneten, geübten und voll eingearbeiteten Waldarbeiter mit ordnungsgemäßem Werkzeug und im zweckmäßigen Arbeitsablauf unter Wahrung der Betriebssicherheit ohne Gesundheitsschädigung auf die Dauer des Arbeitslebens im Durchschnitt der täglichen Arbeitszeit erreicht und erwartet werden kann, wenn die Arbeitszeit und die in den Vorgabezeiten enthaltenen Verteil- und Erholungszeiten eingehalten werden.“
Die Beurteilung der IST-Leistung erfordert viel Schulung, Übung und Erfahrung, da die beobachteten Arbeitskräfte je nach Übungsgrad, Motivation, Leistungsfähigkeit und Geschicklichkeit different sind. Demnach spielen Faktoren eine Rolle, die nicht alle nur erlernbar, sondern die auch vom Talent der Arbeitskraft abhängen und kaum beeinflussbar sind.
Der Leistungsgrad stellt dar, wie viel Prozent der Normalleistung von der beobachteten Arbeitsperson im Einzelfall erreicht werden. Ein Leistungsgrad 130 bedeutet, dass die aktuell beobachtete Leistung 30 % über der Normalleistung liegt.
Durch Steigerung der Motivation, Erhöhen des Ausbildungsstandes und Gestaltung günstiger Arbeitsbedingungen kann der Leistungsgrad angehoben werden.
Die Effektivität einer eingesetzten Maschine hängt davon ab, ob sie zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und in der bestmöglichen Konfiguration eingesetzt wird. Der Leistungsgrad des Bedieners spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Werden mehrere Arbeitsmaschinen in aufeinander folgenden Arbeitsprozessen eingesetzt, baut auch das Arbeitsergebnis der einzelnen Prozesse auf einander auf und bedingt damit letztlich das quantitative und qualitative Gesamtergebnis.
Grundsätzlich wird zwischen Langholz- und Kurzholzmethode unterschieden.
Die Langholzmethode ist das klassische Verfahren der Holznutzung und weltweit immer noch führend etabliert. Bis Ende der 1980er Jahre war dieses Verfahren auch in Deutschland das allein dominierende. Mit Einzug der Harvestertechnologie ist seine Bedeutung allerdings deutlich geschrumpft.
Das Kennzeichen des Langholzverfahrens ist, dass das Holz in fallenden Längen im Schlag ausgehalten wird. Zumindest innerhalb einer Qualitätsstufe werden keine Trennschnitte im Schaft geführt. Der Einschnitt erfolgt erst nach dem Verkauf beim Kunden, der dadurch bis zuletzt eine Einwirkungsmöglichkeit über die weitere Verwendung behält. Für den Waldbesitzer ergeben sich höhere Holzerlöse, bei allerdings höherem Gefahrenpotential von Bestandesschäden bei der Bringung des Langholzes. Überwiegend wird nach dieser Methode das Holz motormanuell oder teilmechanisiert aufgearbeitet und mit Seilschleppern gerückt, wenngleich auch die vollmechanisierten Arbeitsverfahren mit Harvester und Klemmbankschlepper in diesen „Markt“ drängen und sich auch hier mit sehr günstigen Erntekosten behaupten können. Die Langholzmethode wird künftig im reinen Durchforstungsbereich, von unbefahrbaren Lagen abgesehen, immer mehr an Bedeutung verlieren. Sie ist jedoch im Bereich der Zielstärkennutzung und hier vor allem im Laubholz sicher auch weiterhin ein bestimmendes Verfahren. Immer dann, wenn hochwertige Sortimente vom Markt nachgefragt werden, bei denen es auf eine genaue Stammansprache und Aushaltung ankommt, ist die motormanuell ausgeführte Langholzmethode aus der Praxis nicht weg zu denken.
Zu den Langholzverfahren gehören auch alle Vollbaumverfahren, bei denen Voll- oder Rauhbäume zumindest bis zur Waldstraße gebracht, um dann hier weiter aufgearbeitet zu werden. Neben der Motorsäge zählen Seilschlepper, Klemmbankschlepper und Seilkran zu den klassischen Arbeitsmaschinen. Die Arbeitsprozesse des Fällens und Einschneidens sind überwiegend manuell geprägt und finden auf der gesamten Hiebsfläche durch Forstwirte statt. Die Bringung erfolgt häufig per Seil vom Erschließungsmittel Rückeweg aus im Hebe- oder Schleifvorgang. Trägerfahrzeuge sind zumeist Allradschlepper mit vier oder sechs Rädern. Verglichen mit der Kurzholzmethode ist die Aufarbeitung von Langholz lohnintensiver und witterungsabhängiger.
Die Kurzholzmethode stammt ursprünglich aus Skandinavien. Sie konnte sich von dort aus mit der Verbreitung der Harvestertechnologie ab 1990 mittlerweile weltweit etablieren. Die Niedersächsischen Landesforsten ernteten im Jahr 2000 bereits 40 % ihres gesamten Holzeinschlages mit Harvestern in der Kurzholzmethode. Im Geschäftsjahr 2006 betrug deren Anteil am Einschlag knapp 900.000 FM oder 50 %, bei einer künftigen Zielsetzung von 70 %. Im Flächenland Niedersachsen waren im Jahr 2008 mindestens 160 Harvester von Forstunternehmen im Einsatz.
Kennzeichnend für das Kurzholzverfahren ist, dass der wichtigste Produktionsschnitt in die vom Kunden vorher definierte Länge in Abhängigkeit vom Zopfdurchmesser bereits unmittelbar nach der Fällung am Hiebsort statt findet. Der Käufer gewinnt somit schon sehr frühzeitig, eigentlich schon bei der Planung der Erntemaßnahmen, bestimmenden Einfluss auf den gesamten Prozess und seinen zeitlichen Ablauf. Die Kurzholzmethode ist die Domäne der Harvesterverfahren und wird aufgrund ihrer geringen Bestandes- und Bodenschäden, ihres kostengünstigen Einsatzes und ihrer terminlich gesehen deutlich besseren Planbarkeit die Langholzmethode auf Dauer betrachtet immer weiter verdrängen. Die enorme Produktivität moderner Harvester-Forwarder-Kombinationen mit einer Durchschnittsleistung von nahezu 20 Fm/h ist für den Markt der Massensortimente, der optimierten Abfuhrlogistik und den industrialisierten Prozessen im Verarbeitungswerk der kompatible Partner. Motormanuelle oder teilmechanisierte Arbeitsverfahren zur Aufarbeitung von Kurzholz sind durchweg unrentabel geworden.
Alle Arbeitsprozesse werden vollmechanisiert von einem Maschinenführer aus einer Kabine heraus mittels Kranarbeit ausgeführt. Sie sind weitgehend durch den Bordcomputer automatisiert und laufen rechnergestützt optimiert ab. Kranarbeit erfordert immer eine höhere Feinerschließungsdichte in der Hiebsfläche. Die meisten Forstbetriebe haben sich für eine Erschließung mit einem Rückegassennetz im 20 m Raster entschieden. Die Prozesse vom Fällen über das Einschneiden und Ablegen erfolgen durch den Harvester. Die Holzbringung und Polterung übernimmt der Forwarder. Beide Arbeitsmaschinen verfügen über sechs oder acht Räder und leistungsfähige Forstkräne. Die Arbeitsbedingungen für den Bediener in der vollklimatisierten Kabine sind ergonomisch günstig. Einer geringen Anzahl von Arbeitsunfällen und einer weitgehenden Witterungsunabhängigkeit stehen einem Trend zur Vereinsamung während der Arbeit und den ökonomischen Zwang zur ganzjährigen Vollauslastung der Maschineneinheit gegenüber.
Die Neumaschinenverkäufe (siehe Tabelle 3) in Deutschland werden vom Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) erfasst und verdeutlichen anschaulich die Verbreitung und den zeitlichen Verlauf in der Entwicklung beider Verfahren.
Tab. 3. Neumaschinenverkäufe in Deutschland (Nick 2007 und 2008, Hofmann 2009)
Maschinenart
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009*
Harvester
73
89
156
203
198
235
123
31
Forwarder
102
149
183
258
235
275
178
78
Skidder
100
140
k. A.
169
129
* Rückgang durch die Weltwirtschaftskrise bedingt
Tab. 4. Aufarbeitungsgrade bei der Holzernte:
Ganzbaum
Baum mit Ästen und Wurzelstock
Vollbaum
Baum mit Ästen, aber ohne Wurzelstock, ungezopft
Rauhbaum
gezopfter Vollbaum
Ganzschaft
entasteter Schaft vom Fällschnitt bis Zopf
Rohschaft
grob- bis unentasteter Ganzschaft
Sorten
in der Regel sauber entasteter Schaftteil (mit oder ohne Rinde) aufgeteilt nach Sortimenten
Langholz
ab 7 m Länge
Kurzholz
bis 7 m Länge
PZ-Abschnitte
Profilzerspanerabschnitte in Fixlängen zwischen 3 m und 6 m Länge
Kranlängen
zwischen 3 m und 7 m lang, verwendet in manchen Tarifen für die Aufarbeitung von Laubindustrieholz (z. B. EST)
Waldhackschnitzel
gehacktes Holz in Chipform
Bündel
Hiebsreste jeglicher Art zu Bündeln verpresst und z. B. mit Schnüren umwickelt
Der Aufarbeitungsgrad gibt die Bearbeitungsintensität an, die am jeweiligen Produkt Anwendung gefunden hat. Je nach dem welches Produkt vom Markt nachgefragt wird, kann die Revierleitung die Aufarbeitungsintensität steuern. Einige der in Tabelle 4 dargestellten Produkte stellen lediglich Zwischenstufen dar, die in Abhängigkeit vom angewendeten Arbeitsverfahren temporär entstehen.
Zwischen diesen verschiedenen Alternativen der Aufarbeitung – von der sehr extensiven „nur Fällung“ bis zur kompletten intensiven Aufarbeitung mit Sortentrennung – liegen vom jeweiligen Zeitbedarf her sehr große Unterschiede. Diese zeitlichen Differenzen schlagen sich anschließend deutlich in den Erntekosten für den Waldbesitzer nieder. Hier liegt der wesentliche Grund für die bereits erwähnte Vorkalkulation. Die Revierleitung entscheidet letztlich, wie viel Kapital in Form von Löhnen oder Unternehmerdienstleistungen investiert wird, um den gewünschten Aufarbeitungsgrad zu erreichen, der durch den am Holzmarkt erzielten Holzverkaufserlös die Aufwendungen wieder einspielt.
In der Holzernte werden typische Ablaufabschnitte unterschieden, die in allen Arbeitsverfahren zumindest ansatzweise wiederzufinden sind. Sie können bei Arbeitsstudien als Messpunkte Verwendung finden:
Aufsuchen des Baumes
Fällvorgang, einschließlich freischneiden des näheren Umfeldes um den zu fällenden Stamm herum
Entasten und Zopfen, entfernen von Ästen entsprechend den Vorgaben des Waldbesitzers (in der Regel rindeneben), abtrennen der Baumkrone (ab Derbholzstärke = 7 cm Durchmesser).
Wenden, drehen des Stammes, um unten liegende Äste zu entfernen
Restentasten
eventuell Entrinden, entfernen der Rinde
Ausformen, Ablängen und Einteilen (sortieren) entsprechend den Vorgaben des Waldbesitzers in verschiedene Qualitätsstufen
eventuell Spalten, von Brennholzanteilen
eventuell Hacken, Herstellung von Hackschnitzeln
Aufmass und Holzaufnahme, buchmäßige Erfassung des aufgearbeiteten Holzes
Transport 1: Vorliefern aller Sortimente (manuell) bis Rückegasse. Vorrücken aller Sortimente (Tier oder Maschine) bis Rückegasse (Lagern 1, temporäres ablegen der Sortimente an der Rückegasse)
Transport 2: Rücken aller Sortimente von Rückegasse bis Waldstraße
Lagern 2, ablegen (poltern) der Sortimente an der Waldstraße für die Holzabfuhr
Transport 3: Abfuhr von Waldstraße bis zum Werk
Entlohnung, Begleichung von Dienstleistungsrechnungen, Holzbuchführung, Dokumentation, Abrechnung mit dem Holzkäufer
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