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Auf ihrem Weg zur Schule entdecken zwei Jungen die Leiche einer jungen Frau im Saalbach. Eigentlich könnte der Bruchsaler Kommissar Adam mit seiner jungen Assistentin Lena Hartmann den Fall ganz gut übernehmen. Als Leiter der Sonderkommission werden jedoch zwei Beamte aus Karlsruhe eingesetzt, die zudem beide aus Norddeutschland stammen und sich manches Mal über süddeutsche Bräuche wundern. Die vier ungleichen Kriminalbeamten wachsen trotz anfänglicher Schwierigkeiten zu einem ausgezeichneten Team zusammen und lösen den Fall. Die einzige Frage, die zum Schluss noch offen bleibt, ist rein privater Natur.
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Seitenzahl: 201
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Gabriele Albertini
Mord am Saalbach
Ein Bruchsal-Krimi
Impressum
Zur Autorin Der wohlklingende Nachname wurde durch Heirat erworben: Gabriele Albertini ist Bruchsalerin, sie wurde hier geboren und kam nach einigen Unterbrechungen immer wieder zurück. Viele Jahre unterrichtete sie Latein, Englisch und manchmal sogar Griechisch, doch jetzt kann sie sich als Pensionärin anderen Aufgaben widmen. Als sich herausstellte, dass es noch keinen derartigen Bruchsal-Krimi gibt, beschloss sie einen zu schreiben.
Anmerkung: Die Sprache der Bruchsaler wird in diesem Buch durchgehend hochdeutsch wiedergegeben. Das bedeutet keineswegs eine Missachtung dieser Sprache, sondern erfolgte nur, weil es für Bruslerisch keine Schrift gibt. Orte, Schauplätze und Institutionen sind an die Realität angelehnt, haben aber keinerlei tatsächlichen Bezug zur Handlung. Personen und Handlung sind frei erfunden; Namensähnlichkeiten sind rein zufällig ... aber Bruchsal existiert natürlich wirklich!
Von Gabriele Albertini ist im verlag regionalkultur auch erschienen: Mord in der Huttenstraße. Ein Bruchsal-Krimi
Mord in der Silberhölle. Ein Bruchsal-Krimi Mord im Damianstor? Ein Bruchsal-Krimi
Autorin: Gabriele Albertini
Umschlaggestaltung: Jochen Baumgärtner, vr
Lektorat und Satz: Andrea Sitzler, vr
Endkorrektorat: Ida Eisele, vr
E-Book Erstellung: Henrik Mortensen, vr
EPUB: ISBN 978-3-95505-003-8
Die Publikation ist auch als gedrucktes Buch erhältlich. 124 S., Broschur. ISBN 978-3-89735-628-3. Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detailierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
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1
„Da, im Wasser!“
„Mensch, ist die echt?“
„Ja, ich glaube schon ….“
Dirk Müller und Fabian Seider waren auf ihrem Weg zur Schule. Sie gingen immer zusammen, seit sie beide das Schönborn-Gymnasium besuchten. Es hatte sich ganz von selbst ergeben: Fabian wohnte in der Württemberger Straße, Dirk gleich um die Ecke am Anfang der Augartenstraße. Sie hatten sich nie verabredet, das war nicht nötig. Man wartete eventuell aufeinander, denn dieser gemeinsame Schulweg war eine wichtige Gelegenheit, alle anstehenden Probleme zu besprechen, etwa das Fernsehprogramm vom Vortag oder verschiedene wichtige Fußballspiele. Heute allerdings war ihr Thema die Englisch-Arbeit in der ersten Stunde. Mitten in einer aufgeregten Diskussion über Simple Past und Past Perfect waren sie auf der Brücke über den Saalbach stehen geblieben, an der niedrigen steinernen Brüstung, und blickten nun hinunter.
Der Saalbach floss wie ein wilder Gebirgsbach unter der Brücke durch, das Rauschen war sehr laut, fast zu laut für eine normale Unterhaltung. Auf dem Grund des Baches wuchsen allerlei Pflanzen, deren grüne Ranken sich im Wasser bewegten. Die Ufer auf beiden Seiten waren gemauert. Nur an einer Stelle ragte ein Gebüsch weit in das Wasser hinunter. An dieser Stelle schwebte ein Mädchen im Wasser. Man konnte das Gesicht kaum sehen, die blonden Haare wehten darüber. Aber da sie von der heftigen Strömung bewegt wurden, gaben sie gelegentlich die Augen frei, weit aufgerissene Augen mit starrem Blick. Der Körper bewegte sich kaum, ein Arm leicht ausgestreckt, der andere am Ufer irgendwie festgehakt, als wollte sich das Mädchen in dem Busch festhalten.
Aber natürlich hatte dieses Mädchen keinen Willen mehr. Das erkannten Dirk und Fabian sofort. Wer so im Wasser liegt, das Gesicht unter der Oberfläche, ist tot. So etwas, oder etwas Ähnliches, hatten sie schon oft im Fernsehen gesehen. Dass es das auch in Wirklichkeit gab, war fast ein wenig überraschend.
Die beiden Jungen standen nebeneinander auf der Brücke, die Arme auf die steinerne Brüstung gestützt, und schauten hinunter.
„Ich dachte immer, Wasserleichen müssten fürchterlich aussehen. Aufgeblasen und so.“
„Sie sieht nicht schlecht aus. Schau mal, sie war beim Joggen. Das ist doch ein Jogginganzug, nicht wahr?“
„Wahrscheinlich. Frauen tragen so etwas. Frauen haben für alles eine besondere Kleidung. Ob es ein Unfall war? Aber im Saalbach kann man doch nicht ertrinken. Das Wasser ist höchstens einen halben Meter tief.“
„Höchstens. Eher weniger. Sie kann nicht ertrunken sein. Außer natürlich, sie ist ins Wasser gerutscht, hat sich den Kopf angeschlagen und ist ohnmächtig geworden. Dann könnte sie ertrunken sein. Aber das wären zwei Zufälle: erst gerutscht, dann an einer entsprechenden Stelle aufgeschlagen. Ich finde, das ist ein bisschen viel Zufall. Eher unwahrscheinlich.“
„Und Selbstmord? Aber wenn jemand sich umbringen will, sucht er sich bestimmt einen tieferen Fluss aus.“
„Also“, sagte Fabian und holte tief Luft, „ist sie wahrscheinlich ermordet worden. Der Mörder hat ihr den Kopf so lange unter Wasser gehalten, bis sie ertrunken ist. Oder aber er hat sie vorher schon umgebracht und dann in den Saalbach geworfen.“
„Es ist natürlich nicht festzustellen, wo er sie reingeworfen hat.“
„Sehr gescheit war es jedenfalls nicht. Er hätte doch wissen müssen, dass der Saalbach nicht tief ist und dass die …“ – Fabian musste schlucken – „..die Leiche irgendwo hängen bleibt.“
„Das war kein kluger Mörder“, erklärte Dirk.
„Tja“, sagte Fabian und nahm seinen Rucksack von der Schulter. „Wir kommen hier nicht weiter. Wir müssen die Polizei anrufen.“ Er kramte sein Handy aus dem Rucksack und wählte 110. Im letzten Moment verließ ihn der Mut, und er streckte Dirk das Handy hin.
„Im Saalbach schwimmt eine Leiche“, sagte Dirk etwas atemlos.
Als Reaktion kam die völlig unerwartete Frage: „Wie alt bist du?“
„Dreizehn, fast vierzehn.“
„Hör mal, dann bist du groß genug, um zu wissen, dass man mit einem Notruf bei der Polizei keinen Spaß macht.“
„Aber das ist kein Spaß –“
„Falscher Alarm ist ein strafwürdiges Delikt. Es würde deine Eltern eine schöne Stange Geld kosten. Denk mal drüber nach, und lass dich nicht noch einmal erwischen.“
Fassungslos starrte Dirk auf das Handy. „Er hat aufgelegt. Was sagst du dazu? Das war so ein alter Polizist, der denkt, Kinder sind grundsätzlich blöd. Was machen wir nun?“
Fabian zuckte die Achseln. „Wir müssen warten, bis Erwachsene vorbeikommen.“
Die Augartenstraße war menschenleer. Sie schauten in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und dann hinauf bis zu der Stelle, wo die Straße im rechten Winkel auf die Bergstraße traf: Es war niemand zu sehen.
„Eigentlich müssten um diese Zeit alle Leute unterwegs ins Geschäft sein!“
„Da kommt jemand!“
Endlich zeigte sich ein Fahrrad aus Richtung Bergstraße. Dirk und Fabian stellten sich auf die Straße und winkten.
Auf dem Fahrrad kam eine junge Frau, auf dem Rücksitz saß ein kleines Mädchen. Die Frau musterte die Jungen misstrauisch und bremste.
„Sie müssen uns helfen“, sagte Fabian.
„Wir brauchen Ihre Hilfe“, sagte Dirk gleichzeitig.
Die Frau war noch immer argwöhnisch, aber was sie in den Mienen der Jungen las, ließ sie doch schließlich absteigen.
„Schauen Sie mal hier herunter!“
„Was ist los? Oh. O mein Gott. Wer ist das? Halt mal das Fahrrad.“
Die Frau beugte sich nun auch über die Brüstung und betrachtete voller Entsetzen die Tote. Das kleine Mädchen auf dem Fahrrad begann zu quengeln.
„Ihr müsst sofort die Polizei anrufen.“
„Das haben wir schon versucht, aber sie glauben uns nicht. Rufen Sie bitte an.“
Dirk reichte der Frau das Handy. Fabian hielt das Fahrrad fest.
Diesmal wurde die Nachricht von der Polizei akzeptiert.
2
Kommissar Adam war schon lange bei der Kriminalpolizei Bruchsal. Tatsächlich konnte er sich schon ausrechnen, wann man ihn pensionieren würde, aber damit hatte er es nicht eilig, im Gegenteil, es grauste ihn ein wenig bei dem Gedanken. Er kannte ganz Bruchsal, und alle kannten ihn. Jeder nannte ihn Adam, was natürlich korrekt war, solange man ihn mit „Herr Adam“ anredete. Aber auch die, die ihn duzten, sagten Adam zu ihm. Irgendwie schien es keinem bewusst zu sein, dass er doch wohl einen anderen Vornamen haben müsste.
Adam hatte viele Jahre lang ein erstklassiges Team gebildet mit seinem Freund Greiner, der sogar noch etwas älter war. Diesen hatte man jedoch ganz plötzlich vor zwei Jahren nach einem kleinen Schlaganfall vorzeitig pensioniert. Adam bekam eine neue Assistentin, eine junge Polizistin namens Lena Hartmann.
Er war zunächst skeptisch gewesen, doch stellte es sich sehr schnell heraus, dass Lena lange nicht so störrisch war wie seine eigenen Töchter. Auch wusste sie unglaublich viele Dinge, von denen er keine Ahnung hatte, und sie hielt es offenbar für selbstverständlich, dass alles, was mit Computern und moderner Technologie zu tun hatte, ihr Arbeitsbereich war. Sie hatte noch nie auch nur andeutungsweise davon gesprochen, er müsse sich endlich, endlich mit dem Gebrauch eines Computers vertraut machen. Adam fand das geradezu wohltuend.
Auch jetzt, als sie mit den beiden Jungen sprach, hatte sie ein interessantes kleines Gerät, das die Aussagen aufnahm und ihr später bei der Niederschrift des Protokolls zweifellos sehr hilfreich sein würde.
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