Mord für ein Pferd - Timo Nieminen - E-Book

Mord für ein Pferd E-Book

Timo Nieminen

0,0

Beschreibung

Ein Verbrechen, das die finnische Provinz erschüttert: Tähti, ein außergewöhnliches und unschätzbar wertvolles Pferd, wird von der abgeschiedenen Säminginsel gestohlen. Die Täter? Eine skrupellose russische Bande um den eiskalten Ivan, die keine Grenzen kennt. Ihr Plan: mit Tähti die Welt der Pferderennen zu manipulieren und Millionen zu scheffeln. Doch für dieses Ziel gehen sie über Leichen. Ermittler Jussi Linnrös steht vor seinem bisher schwersten Fall. Die Hauptzeugin, die den entscheidenden Hinweis liefern könnte, liegt nach einem brutalen Anschlag im Koma. Linnrös hat kaum Anhaltspunkte und kämpft gegen die Zeit, während die Bande weiter ihre Spuren verwischt. Mit jedem Schritt dringt er tiefer in ein Netz aus Betrug, Gewalt und Intrigen ein, das ihn selbst in Gefahr bringt. Die Spannung steigt, als Linnrös eine heiße Spur findet – doch wird es ihm gelingen, Tähti zu retten und Ivan zur Strecke zu bringen, bevor alles außer Kontrolle gerät? Ein atemloser Wettlauf beginnt, bei dem jede Entscheidung über Leben und Tod entscheiden kann.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 227

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mord für ein PferdEin Fall für Jussi Linnrös

Timo Nieminen

Copyright © 2024 Timo Nieminen

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: Auf der Rückseite

WIDMUNG

Ein herzliches Dankeschön geht an alle, die mich auf meiner Reise als Autor begleitet haben. An meine Familie und Freunde, die immer an mich geglaubt und mich inspiriert haben – euer Rückhalt und eure Geduld bedeuten mir alles. Ein besonderer Dank gilt meinem Verlag und meinem Lektorenteam, die mit scharfem Blick und klugem Rat diesen Krimi erst zum Leben erweckt haben. Auch möchte ich meinen Lesern danken: Ohne euch wäre diese Geschichte nur ein leeres Blatt Papier. Danke, dass ihr meinen Figuren Leben einhaucht und mir die Möglichkeit gebt, mit meinen Geschichten Teil eurer Welt zu werden.

1

In Espoo herrscht an diesem Renntag eine lebhafte Atmosphäre. Das Event findet auf einer sorgfältig präparierten Trabrennbahn statt, umgeben von Tribünen, die von etwa 3.000 begeisterten Zuschauern gefüllt sind. Das Publikum besteht aus Pferdeliebhabern, Familien und Rennsportfans. Die Luft ist voller Spannung, und man hört das Murmeln und die aufgeregten Gespräche der Zuschauer, die mit Spannung auf den Start warten.Zwölf Pferde nehmen an diesem Trabrennen teil, darunter verschiedene Rassen: Amerikanische Traber, Französische Traber und einige Suomenhevonen (finnische Pferde). Die amerikanischen Traber stechen durch ihre schlanke, elegante Erscheinung hervor und sind dafür bekannt, hohe Geschwindigkeiten im Trab erreichen zu können. Die französischen Traber zeigen sich kräftiger und ausdauernder, während die Suomenhevonen mit ihrem kompakten, muskulösen Körperbau ebenfalls für das Rennen gut gerüstet sind, aber mehr durch ihre Zähigkeit und Ausdauer beeindrucken als durch ihre Geschwindigkeit.Die Jockeys tragen bunte Seidenjacken in verschiedenen Farbkombinationen, die die Farben ihrer jeweiligen Rennställe repräsentieren. Sie sind schlank und durchtrainiert, da sie strenge Gewichtsvorgaben einhalten müssen, um die Pferde nicht unnötig zu belasten. Die meisten Jockeys wiegen etwa 55 bis 60 Kilogramm und tragen leichte Helme, Schutzbrillen und Handschuhe.Als das Rennen startet, hält das Publikum den Atem an, und das Hufgetrappel der Pferde über den Sand der Rennbahn ist laut und rhythmisch. Die Pferde beginnen schnell, doch schon bald setzt sich ein Amerikanisches Trabpferd an die Spitze. Seine elegante und kraftvolle Bewegung im Trab ist beeindruckend. Das Pferd zieht mühelos an seinen Konkurrenten vorbei und zeigt dabei die charakteristische Geschwindigkeit und die gleichmäßigen, fließenden Schritte, die für die Rasse typisch sind. Das Publikum jubelt, während die Spannung steigt, als das Pferd mit einer halben Länge Vorsprung auf die letzten Meter zusteuert.Die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt, als das Amerikanische Trabpferd die Ziellinie überquert und das Rennen gewinnt. Die Menge bricht in Applaus und Jubel aus, und einige Fans winken enthusiastisch, während das Pferd und sein Jockey zur Siegerehrung geleitet werden. Der Siegerjockey hebt stolz die Hand und klopft seinem Pferd sanft auf den Hals, während Fotografen den Moment festhalten und die Fans begeistert applaudieren. Es war ein spannendes und unvergessliches Rennen, bei dem alle Pferde ihre Ausdauer und Schnelligkeit bewiesen haben, doch der Sieg des amerikanischen Trabpferds bleibt den Zuschauern als Höhepunkt des Tages in Erinnerung.Ivan Pavlow war ein leidenschaftlicher Pferderenn-Enthusiast und ein erfahrener Wettender. Er hatte eine geheime Untergrundorganisation gegründet, die sich auf Pferdewetten spezialisierte, und sein Hauptgeschäftssitz befand sich in der Stadt Kasan, die für ihre Pferderenntradition bekannt ist. Kasan ist nicht nur ein kulturelles Zentrum, sondern auch ein Ort, an dem Pferderennen regelmäßig stattfinden, und wo die Wetten sowohl legal als auch illegal angeboten werden.In Kasan hatte Ivan nicht nur einen Namen gemacht, sondern auch zahlreiche Kontakte zu einflussreichen Personen in der Rennszene geknüpft. Er kannte die Jockeys, die Trainer und die Besitzer von Rennställen. In der Welt der Pferderennen ist es wichtig, gut vernetzt zu sein, und Ivan hatte sich einen Ruf als jemand erarbeitet, der sowohl das Geschehen auf der Rennbahn als auch die Machenschaften im Hintergrund genau im Blick hatte.In Russland waren die Methoden zur Manipulation von Pferderennen oft skrupelloser. Pferde wurden regelmäßig gedopt, um ihre Leistung zu steigern, indem ihnen leistungssteigernde Substanzen verabreicht wurden. Umgekehrt gab es auch Berichte darüber, dass beruhigende Mittel eingesetzt wurden, um die Favoriten langsamer zu machen, damit sie nicht ihre volle Leistung abrufen konnten. Es war ein gefährliches Spiel, das viele mit viel Geld und hohen Einsätzen spielten. Bestechung war ebenfalls weit verbreitet; Jockeys und Trainer wurden oft bestochen, um bestimmte Ergebnisse zu garantieren oder um das Ergebnis eines Rennens zu beeinflussen.Im Gegensatz dazu waren die Kontrollen in Finnland viel strenger. Die Rennveranstaltungen in Finnland hatten strikte Regularien, und die Überwachung der Pferde war intensiv, um Doping und andere Manipulationen zu verhindern. Zudem war das Umfeld in Finnland in der Regel von Ehrlichkeit geprägt, und die meisten Beteiligten hielten sich an die Regeln.Ivan Pavlow war ein imposanter Anblick. Mit fast zwei Metern Höhe und einem stämmigen, kräftigen Körperbau fiel er in jeder Menschenmenge sofort auf. Sein dicker Hals war von Narben gezeichnet, die Geschichten von Kämpfen und Schwierigkeiten erzählten. An seinen Armen und Händen prangten Tätowierungen, die von seinem Lebensstil und seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Untergrundkultur zeugten. Er trug fetten Schmuck, darunter mehrere Ringe und eine auffällige Rolex, die seinen Reichtum und seinen Status in der Unterwelt zur Schau stellten. Sein langer schwarzer Mantel umhüllte ihn wie eine zweite Haut und verstärkte seine bedrohliche Präsenz.Immer an seiner Seite hatte Ivan eine Waffe – eine schlichte, aber zuverlässige Pistole, die er mit einer Selbstverständlichkeit trug, als wäre sie ein Teil seines Körpers. Er hatte gelernt, niemandem zu trauen, und das Gefühl der ständigen Bedrohung führte dazu, dass er immer vorbereitet war.Sein Bruder Vitali war ein treuer Begleiter, der Ivan in vielerlei Hinsicht ähnlich sah. Vitali war sportlich und durchtrainiert, ein Beispiel für die Kraft und Disziplin, die in Russland geschätzt werden. Als guter Ringer und Sambo-Kämpfer hatte er nicht nur Stärke, sondern auch Ausdauer, was ihn zu einem wertvollen Verbündeten in schwierigen Situationen machte.Igor, ein Mann, den Ivan in Kasan kennengelernt hatte, war eine weitere einschüchternde Figur in ihrem Trio. Er war ein brutaler Kerl mit einer Glatze, die seine scharfen Züge noch markanter erscheinen ließ. An seinen Ohren trugen zwei diamantenbesetzte Ohrringe, die im Licht funkelten und seinen rauen Look etwas glamouröser erscheinen ließen. Sein auffälliger Diamantzahn, der einen seiner Schneidezähne ersetzte, war ein Zeichen seines Lebensstils und seiner Vorliebe für das Extravagante.Alle drei Männer waren ebenfalls mit Pistolen bewaffnet, bereit, sich gegen jede Bedrohung zu verteidigen. Sie bewegten sich als Einheit, jeder von ihnen eine Facette der rauen, gefahrvollen Welt, in der sie lebten. Ivan, Vitali und Igor bildeten ein untrennbares Band, das von Loyalität, Vertrauen und dem gemeinsamen Überleben in einer brutalen Realität geprägt war.Ivan Pavlow inspizierte die Pferdeanlage Hippodrom Espoo, ein beliebter Ort für Pferderennen und Wettaktivitäten in der Region. Der Hippodrom ist bekannt für seine erstklassigen Einrichtungen und zieht nicht nur lokale, sondern auch internationale Besucher an, die die Aufregung der Rennen erleben wollen.Im Durchschnitt setzen die Wettenden in Espoo pro Veranstaltung zwischen 50 und 500 Euro, abhängig von ihrem Erfahrungsgrad und ihrer finanziellen Situation. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die leidenschaftlichen Wetter auf einmal auch mehrere Tausend Euro in verschiedenen Wetten riskieren, insbesondere bei größeren Rennveranstaltungen oder wenn ein besonders stark favorisiertes Pferd im Rennen ist.Die Gewinne können erheblich variieren: Bei einem erfolgreichen Tipp auf ein Außenseiterpferd kann der Gewinn im besten Fall das Fünf- bis Zehnfache des Einsatzes betragen, während die Wettenden bei Favoriten oft mit geringeren Quoten rechnen müssen. Insgesamt können bei einem guten Wetttag in Espoo mehrere zehntausend Euro im Umlauf sein, und die Gesamtbeträge, die gesetzt werden, können leicht die Millionenmarke überschreiten.Jedoch geht das Wetten auch mit Verlusten einher. Viele Wetter verlieren nicht nur ihren Einsatz, sondern auch das Gefühl der Kontrolle über ihre Entscheidungen, was zu einem ständigen Kreislauf von Einsätzen und Verlusten führt. Dies ist ein bekanntes Risiko in der Wettbranche, und Ivan kannte diese Dynamik nur zu gut.Mit jedem Rennen, das er beobachtete, stellte er die Strategien und Verhaltensweisen der anderen Wetter genauestens fest, bereit, die Schwächen auszunutzen und seine eigenen Einsätze klug zu platzieren.Ivan lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah Igor und Vitali ernsthaft an. „Wir müssen einen Weg finden, hier viel Geld zu machen“, sagte er in starkem russischen Akzent und nippte an seinem Glas mit purem Wodka, während der scharfe Alkohol ihm ein wohliges Gefühl von Wärme gab. „In Russland habe ich zu viel Geld gewonnen und jetzt wollen viele Leute mich tot sehen. Ich kann hier in Finnland nicht einfach rumhängen und hoffen, dass sie mich vergessen.“Vitali, der sportlich und muskulös war, nickte zustimmend. „Wir müssen klug vorgehen. Was hast du im Sinn?“„Ich habe einen Plan“, antwortete Ivan und stellte sein Glas auf den Tisch. „Wir brauchen einen Mann, der Finnisch und Russisch spricht. Jemand, der uns helfen kann, die lokalen Wetten zu verstehen und wie wir die richtigen Leute erreichen können. Und wir brauchen ein gutes Pferd, eines, das uns helfen kann, bei den Rennen zu gewinnen.“Igor, der brutale Kerl mit der Glatze und den auffälligen Diamantenohrringen, grinste und zeigte seine Zähne, in denen einer von ihnen mit einem Diamanten ersetzt war. „Ich kann die richtigen Leute finden, um ein gutes Pferd zu bekommen. Ich habe noch ein paar Kontakte in der Pferdewelt, die wir nutzen können. Wenn wir das richtige Pferd haben und die richtigen Wetten platzieren, können wir ein Vermögen machen. “Ivan überlegte kurz, dann nickte er. „Das ist gut. Wir müssen schnell handeln. Je schneller wir das Pferd haben und unser Netzwerk aufbauen, desto besser sind unsere Chancen, hier in Finnland erfolgreich zu sein.“Vitali sah Ivan direkt an. „Und wenn wir das Geld haben, was dann? Wirst du dich dann wieder zurückziehen oder bleiben, um das Leben zu genießen?“ „Das hängt davon ab, ob ich die Ruhe finden kann, die ich in Russland nicht hatte“, antwortete Ivan nachdenklich. „Aber ich verspreche dir, wenn wir das Geld haben, werde ich alles tun, um die Vergangenheit hinter mir zu lassen. Lass uns jetzt einen Plan schmieden, bevor jemand unsere Schritte bemerkt. “Die drei Männer schlossen sich zusammen, bereit, alles zu riskieren, um in Finnland neu zu beginnen und die dunklen Schatten ihrer Vergangenheit hinter sich zu lassen. Igor und Vitali verließen die Pferdeanlage in gemächlichem Tempo, ihre Schritte betont ruhig, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Am Tor warf Igor einen letzten Blick zurück zu Ivan, der ihnen mit einem knappen Nicken und einer Zigarette im Mund hinterherschaute. „Wir melden uns,“ sagte Igor, bevor sie einstiegen und davonfuhren.Der schwarze Mercedes, neu und modern, glitt leise über die schmale Landstraße, die von Bäumen gesäumt war. Innen war es einen Moment lang still, abgesehen vom leisen Summen des Motors und dem gelegentlichen Knirschen des Kieses unter den Reifen. Schließlich durchbrach Igor die Stille. „Wir brauchen einen Dolmetscher,“ sagte er mit einer Ruhe, die dennoch keine Diskussion zuließ.Vitali, der konzentriert fuhr, zog kurz die Augenbrauen hoch, während er die Kurve nahm. „Muss das jetzt sein?“ fragte er, obwohl er die Antwort bereits erahnte.„Ja,“ entgegnete Igor trocken, ohne den Blick von der vorbeiziehenden Landschaft abzuwenden. „Ohne Übersetzer kommen wir nicht weiter. Ivan erwartet Fortschritte, und du weißt, was passiert, wenn wir ihn enttäuschen.“Vitali seufzte und fuhr mit etwas mehr Nachdruck. „In Ordnung. Wir fahren in die Stadt. Aber ich hoffe, der Dolmetscher weiß, worauf er sich einlässt.“Igor lächelte schief, seine Augen glitzerten. „Das wird er herausfinden.“Igor und Vitali saßen in der schwarzen Limousine, einem eleganten Mercedes A-Klasse, dessen glänzende Karosserie im Sonnenlicht schimmerte. Die Limousine war nicht nur ein Zeichen ihres Reichtums, sondern auch ein Ausdruck ihres Status. Mit weichen Ledersitzen und modernster Technik ausgestattet, bot das Fahrzeug sowohl Komfort als auch Stil. Während sie durch die Straßen von Espoo fuhren, sahen sie die modernen Gebäude und die geschäftigen Menschen, die an ihnen vorbeizogen.„Wir sollten einen guten Platz finden, um zu essen“, sagte Igor, während er durch die Straßen navigierte. „Ich kenne ein russisches Lokal hier in der Nähe.“Nach kurzer Zeit hielten sie vor dem „Borscht & Blini“, einem gemütlichen russischen Restaurant in einem charmanten, historischen Gebäude. Die warme, einladende Atmosphäre des Lokals wurde von einem kräftigen Aroma traditioneller russischer Gerichte begleitet. Die Wände waren mit Gemälden aus der Heimat dekoriert, und die rustikalen Holztische und -stühle schufen ein Gefühl von Gemütlichkeit.Als sie eintraten, wurden sie sofort von einem freundlichen Kellner begrüßt, der ihnen einen Tisch an einem Fenster anbot, von dem aus sie die vorbeigehenden Passanten beobachten konnten. Igor bestellte mit sicherer Stimme in Russisch, während Vitali sich umblickte, als ob er die Umgebung im Auge behalten wollte.„Ich hätte gerne Bortsch, gefolgt von einem klassischen Beef Stroganoff mit Kartoffelpüree“, sagte Igor, während Vitali ein paar Blini mit saftiger Füllung und saurer Sahne wählte. „Und wir sollten ein paar Wodka bestellen, um die Stimmung zu heben.“Während Igor und Vitali auf ihr Essen warteten, war Ivan immer noch auf der Pferderennbahn beschäftigt. Er beobachtete aufmerksam die Pferde, die im Paddock herumstolzierten, und die Jockeys, die in bunten Farben gekleidet waren. Die Atmosphäre war elektrisch, die Aufregung der Zuschauer war spürbar, während die Pferde vor dem Rennen gesattelt wurden. Ivan konzentrierte sich auf die Bewegung der Pferde, ihre Muskulatur und die Ausstrahlung der Jockeys. „Das richtige Pferd muss stark und schnell sein, und der Jockey muss in der Lage sein, es zu führen“, murmelte er vor sich hin, während er sich Notizen machte und die Vorbereitungen beobachtete. Die Klänge der jubelnden Menge und das Rufen der Buchmacher füllten die Luft, und Ivan wusste, dass er auf dem richtigen Weg war, um sein Ziel zu erreichen.Vitali und Igor hatten gerade ihre Mahlzeit beendet, als Igor den Blick über den Raum schweifen ließ und auf einen Mann am anderen Ende des Lokals deutete. „Siehst du den Kerl da hinten, der mit der Frau finnisch redet?“ fragte er Vitali, seine Augen auf den Unbekannten gerichtet. „Der hat vorher auf Russisch beim Kellner bestellt. Ich glaube, das ist unser Mann.“Der Typ, den Igor anvisierte, war in der Tat auffällig. Er hatte glattes, dunkelbraunes Haar, das perfekt zurückgekämmt war, und trug eine schwarze Lederjacke, die ihm einen rebellischen, zugleich aber auch eleganten Look verlieh. An seiner Seite saß ein junges Mädchen, das einige Jahre jünger war als er. Sie schien an ihm interessiert, was den Eindruck verstärkte, dass er ein gewisses Charisma hatte – ein wahrer Charmeur. Doch trotz seiner anziehenden Erscheinung konnte man in seinem Verhalten eine gewisse Unruhe spüren. Es war offensichtlich, dass er schon einmal in Schwierigkeiten geraten war, denn seine Augen schienen stets nach potenziellen Bedrohungen Ausschau zu halten. Igor hatte recht; dieser Kerl hatte bestimmt Dreck am Stecken, und das konnte man fast riechen. Es war bekannt, dass Borislav Lucic bereits im Gefängnis gewesen war, verurteilt wegen Autodiebstahl.Nachdem sie dem Kellner ein großzügiges Trinkgeld gegeben hatten, machten sich Igor und Vitali auf den Weg zu Borislavs Tisch. Der Charmeur bemerkte sie erst, als sie näherkamen, und sein Gesicht zeigte einen kurzen Ausdruck der Irritation. „Kennen wir uns?“, fragte Borislav, seine Stimme klang misstrauisch.„Noch nicht“, erwiderte Igor gelassen. „Ich bin Igor und das ist Vitali. Wir kommen aus Russland, wie du hören kannst, und wir brauchen einen Dolmetscher. Da haben wir an dich gedacht.“Borislav spürte sofort, dass es sich um etwas Kriminelles handelte, und obwohl ihm das nicht ganz geheuer war, war ihm auch bewusst, dass die Russen bekannt dafür waren, großzügig zu sein. Das Glitzern von Geld war ein starker Anreiz. Igor legte ihm einen dicken Umschlag mit 1000 Euro auf den Tisch, die frischen Noten machten ein leises Geräusch, als sie die Tischplatte berührten. „Morgen um 12:00 bist du auf der Pferderennbahn“, fügte Igor in einem bestimmten, unmissverständlichen Ton hinzu.Borislav zögerte nicht lange. Er nahm den Umschlag an, ohne den Inhalt zu prüfen, und nickte stumm. Die Anspannung in seiner Miene blieb, doch die Aussicht auf das Geld überlagerte seine Bedenken. Igor und Vitali verließen das Lokal mit einem Gefühl der Erleichterung, bereit, ihren Plan in die Tat umzusetzen.

2

In Finnland, insbesondere auf der Säminginsel im Saimaa-See, lebten einst zahlreiche Wildpferde. Heute gibt es dort halbwilde Pferde, die in einer malerischen Region mit weiten Wiesen und dichten Wäldern beheimatet sind. Diese Pferde leben in großzügig umzäunten Weideflächen, wo sie sich frei bewegen können und soziale Strukturen bilden, während sie gleichzeitig von den Menschen betreut werden.Die Dorfbewohner schätzen die natürliche Umgebung und kümmern sich um die Gesundheit der Pferde, indem sie regelmäßige Impfungen und Entwurmungen durchführen und in den Wintermonaten Futter bereitstellen. Zudem gibt es Programme, die Kindern den respektvollen Umgang mit den Tieren beibringen und das Bewusstsein für den Schutz der Natur fördern.Um die Population stabil zu halten, erfolgt auch eine kontrollierte Zucht, die darauf abzielt, die charakteristischen Merkmale der lokalen Rasse zu bewahren. Diese halb-wilden Pferde sind somit ein wichtiges Element der finnischen Natur, und die Menschen in der Region setzen sich leidenschaftlich für ihren Schutz und Erhalt ein.Auf der Säminginsel leben Pekka und Tina Jokinen, ein Ehepaar in den späten vierziger Jahren, das ihr ganzes Leben den Suomenhevonen gewidmet hat, einer finnischen Pferderasse, die für ihre Vielseitigkeit und Robustheit bekannt ist.Pekka und Tina haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Pferde nicht nur zu züchten und zu pflegen, sondern auch die Traditionen und das Wissen über die artgerechte Haltung und den Umgang mit den Tieren zu bewahren. Sie engagieren sich aktiv in der Gemeinschaft, indem sie Workshops und Programme anbieten, die den respektvollen Umgang mit den Suomenhevonen fördern.Zusätzlich betreiben sie eine kleine Pferdefarm, auf der sie die Pferde trainieren und für verschiedene Zwecke einsetzen, wie z.B. für Reitausflüge, therapeutisches Reiten und als wertvolle Helfer in der Landwirtschaft. Durch ihre Arbeit tragen Pekka und Tina dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung der Pferde in der finnischen Kultur und Natur zu stärken und deren Erhalt für zukünftige Generationen zu sichern.In jener besonderen Nacht, als der Mond hoch am Himmel stand und die Sterne funkelten, erlebte Tina Jokinen, die erfahrene Veterinärin, ein Wunder der Natur: die Geburt eines Fohlens. Es war eine ruhige und klare Nacht auf der Säminginsel, und die Luft war erfüllt von der Erwartung und dem sanften Wiehern der Pferde.Die Geburt begann sanft, als die schwangere Stute auf die Wiese trat und einen geschützten Platz suchte. Tina beobachtete aufmerksam, während die Stute sich in den Wehen wand und das Hengstfohlen schließlich geboren wurde. Mit einem kräftigen Schrei und einem sanften Plumps kam das Fohlen auf die Welt, seine nassen, schimmernden Felle funkelten im Mondlicht.Was diese Geburt jedoch zu etwas ganz Besonderem machte, war die Stärke und Vitalität des kleinen Hengstes. Er war ein kräftiges Männchen, das mit bemerkenswerter Entschlossenheit auf seine Beine sprang, kaum dass er das Licht der Welt erblickt hatte. In einem Augenblick, der wie ein Zauber wirkte, stand er wackelig, aber aufrecht da, seine großen, leuchtenden Augen strahlten Neugier und Lebensfreude aus. Tina spürte sofort, dass in diesem Fohlen etwas Außergewöhnliches steckte.Sie tauften das Fohlen „Tähti“, was auf Finnisch „Stern“ bedeutet. Dieses Tier war nicht nur einfach ein weiteres Fohlen; es schien, als wäre es von einem anderen Stern gekommen. Tähti hatte eine beeindruckende Muskulatur, die schon in jungen Jahren sichtbar war. Seine Beine waren lang und kräftig, perfekt proportioniert für ein Pferd. Das Fohlen hatte eine natürliche Eleganz und einen energischen Bewegungsstil, der es ihm erlaubte, nicht nur zu rennen, sondern auch mit Leichtigkeit schneller als jedes andere Pferd zu laufen.Was Tähti besonders machte, war seine außergewöhnliche Intelligenz und seine schnelle Auffassungsgabe. Bereits in seinen ersten Lebenswochen zeigte er eine bemerkenswerte Fähigkeit, mit seiner Umgebung zu interagieren und das Vertrauen zu Menschen zu gewinnen. Sein unerschütterlicher Charakter und seine Spielbereitschaft ließen ihn nicht nur in den Augen von Tina, sondern auch in den Herzen aller, die ihn sahen, wie einen zukünftigen Champion erscheinen.Nina und Pekka hatten von Anfang an eine besondere Verbindung zu Tähti, dem außergewöhnlichen Fohlen, das in einer Nacht geboren wurde, die sie nie vergessen würden. Nach eineinhalb Jahren hatte sich Tähti zu einem majestätischen, kräftigen Pferd entwickelt, das in seiner Erscheinung und Geschwindigkeit alles übertraf, was Pekka je gesehen hatte. Die Aufzucht und Pflege dieses Tieres waren für das Paar zu einer Herzensangelegenheit geworden.Mit einer beeindruckenden Statur, die für ein Pferd außergewöhnlich war, und einer muskulösen, athletischen Figur, die ihm eine beneidenswerte Wendigkeit verlieh, schien Tähti für die Rennbahn geschaffen. Die beiden erlebten, wie das Pferd an Stärke und Schnelligkeit gewann und sie waren sich einig, dass ein solches Tier nur einmal in einer Million geboren werden konnte.Tina, die als Veterinärin genau wusste, wie wichtig eine gute Ausbildung und eine liebevolle Hand bei der Aufzucht eines Pferdes sind, ritt Tähti täglich aus. Dabei genoss sie die Verbindung, die sie mit dem Pferd aufbaute, und die Freiheit, die sie fühlte, wenn sie mit ihm durch die Wälder galoppierte. Für Pekka und Tina war Tähti mehr als nur ein Pferd – es war wie ein Kind für sie, ein Familienmitglied, das sie in ihrem Zuhause und in ihren Herzen willkommen geheißen hatten. Da, das Paar keine eigenen Kinder hatte, war Tähti für sie der Inbegriff von Freude und Hoffnung, ein Symbol ihrer Liebe und Hingabe, das sie nie missen wollten.

3

Um Punkt 12:00 erschien Borislav auf der Rennbahn, seine Schritte waren zögerlich, doch als er Igor sah, winkte dieser ihm zu und er ging in deren Richtung. Borislav wirkte angespannt, als er auf den Platz gegenüber von Ivan gesetzt wurde. Ivan, ein imposanter Mann mit einer bedrohlichen Aura, stellte sich mit einem selbstbewussten Lächeln vor.„Hör zu, Junge,“ begann Ivan, „ich spiele keine Spielchen. Wenn du tust, was ich dir sage und loyal bist, werden wir die besten Freunde. Wenn nicht, dann kann ich dir versichern, dass wir dir die Eier abschneiden.“ Seine Stimme war kalt und durchdringend, während er Borislav fest anblickte. „Hast du das verstanden?“Borislav kannte die Einschüchterungsmethoden seiner Landsleute nur zu gut und blieb unbeeindruckt. „Wenn ihr mich gut bezahlt, bin ich dabei,“ antwortete er schlicht, seine Miene blieb ungerührt. Ivan registrierte, dass dieser Mann aus dem richtigen Holz geschnitzt war. Borislav zeigte keine Angst, und das gefiel Ivan.„Nun gut, dann habe ich eine erste Aufgabe für dich,“ sagte Ivan, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und Borislav genauer musterte. Er hatte vor, ihn auf die Probe zu stellen, um zu sehen, ob dieser tatsächlich die Loyalität und die Fähigkeiten besaß, die er suchte. Ivan wusste, dass Borislav wichtig sein könnte, um seine Pläne in Finnland umzusetzen.Die Aufgabe, die Ivan Borislav stellte, überraschte ihn. Ivan legte ihm eine Zeitschrift auf den Tisch: Minä ja Hevonen (Ich und das Pferd) – ein renommiertes Magazin, das sich auf alles rund um Pferde und Reitsport spezialisiert hatte. Die Zeitschrift wurde von einem führenden finnischen Verlag herausgegeben und war seit über zwei Jahrzehnten in der Branche etabliert. Sie hatte sich einen Namen gemacht durch qualitativ hochwertige Berichterstattung, interessante Interviews und tiefgehende Artikel über Pferderassen, Trainingstechniken und die besten Reitturniere in Finnland.In dieser speziellen Ausgabe war ein Artikel über Tähti, das außergewöhnliche Pferd von Pekka und Tina Jokinen, abgedruckt. Der Artikel beleuchtete das Wunderpferd, das als der ganze Stolz der Säminginsel galt. Tina, die als Trainerin und Tierärztin fungierte, hatte ein ausführliches Interview gegeben, in dem sie die einzigartigen Eigenschaften von Tähti beschrieb. Sie sprach darüber, wie das Fohlen, das mit einem besonderen Potenzial geboren wurde, nicht nur schnell und kräftig war, sondern auch über eine außergewöhnliche Intelligenz und einen starken Willen verfügte.Borislav las den Artikel Satz für Satz und übersetzte ihn dabei hervorragend ins Russische. Er vermittelte die Faszination, die von Tähti ausging, und betonte die bemerkenswerte Verbindung zwischen dem Pferd und seiner Trainerin. Ivan hörte aufmerksam zu, während Borislav mit Begeisterung erzählte, wie Tina die Liebe und Hingabe für ihr Pferd beschrieb, und konnte die Bewunderung in ihren Worten spüren.Als Borislav schließlich fertig war, lächelte Ivan zufrieden. Er wusste, dass er dieses Pferd haben musste. Tähti war nicht nur ein Pferd; es war ein Juwel im Pferdesport, und Ivan sah die Möglichkeit, mit diesem Wunderpferd im Wettkampf ganz oben mitzuspielen und sich ein imperiales Geschäft aufzubauen. Die Geschäfte würden bald beginnen, und Borislav war der Schlüssel zu seinem Erfolg.Ivan winkte Igor heran und forderte ihn auf, sich zu setzen. Er blickte Borislav an und erklärte ruhig, dass er für den nächsten Tag einen Helikopter organisieren sollte. "Wir machen einen Ausflug zur Säminginsel", sagte er mit einer Selbstverständlichkeit, als würde er über einen geschäftlichen Termin sprechen. Borislav schluckte und fragte etwas stockend: "Was wollen wir denn da?""Wie ein gelassener Geschäftsmann" erwiderte Ivan: "Ich möchte dieses Pferd kaufen. Ich will es besitzen und mit ihm Pferderennen gewinnen. Das ist doch einleuchtend. Schau dich um, wir sind auf einer Pferderennbahn. Das hier ist quasi mein Büro. Du wirst mir einfach nur bei den Verhandlungen helfen und übersetzen, damit wir zu einem guten Geschäft kommen."Ivan schob einen dicken Umschlag über den Tisch, der deutlich schwerer war als der erste, den er Borislav gegeben hatte. "Das sind 2000 Euro in 100-Euro-Scheinen", sagte er. Als Borislav den Umschlag öffnete und die Scheine sah, wurde er sofort entspannter. Er nahm einen Wodka und stieß mit Ivan an, um die Geschäfte zu besiegeln.Mit jedem Schluck fühlte sich Borislav wohler in der Situation. Die anfängliche Nervosität schwand und wurde von einer aufkeimenden Vorfreude abgelöst. Vielleicht sind das ja wirklich nur Pferdesportler, dachte er, während er die beiden Männer beobachtete. Ivan und Igor schienen sich gut zu verstehen, und die Atmosphäre am Tisch war jetzt viel freundlicher und entspannter. Borislav spürte, dass er Teil von etwas Großem werden könnte, und das machte ihn neugierig auf den nächsten Tag.Am nächsten Morgen stiegen Ivan und Borislav in den modernen Helikopter, den Igor für ihren Ausflug zur Säminginsel gebucht hatte. Es handelte sich um einen Airbus H130, ein beliebtes Modell für Rundflüge, bekannt für seine hervorragende Sicht und komfortable Kabine. Die großen Fenster ermöglichten den Passagieren einen atemberaubenden Blick auf die finnische Landschaft, während sie sich vom Flughafen Vantaa in Richtung der malerischen Insel aufmachten.Der Pilot war ein sportlicher Mann mit einem breiten Grinsen und einer entspannten Ausstrahlung. Er hatte bereits viele Jahre Erfahrung und sprach fließend Russisch, was Borislav ein wenig beruhigte. Als Ivan in den Helikopter einstieg, passte er mit seiner imposanten Statur nur mühevoll hinein. Er setzte sich an den Fensterplatz, während Borislav nervös auf dem Platz neben ihm Platz nahm. Es war sein erster Helikopterflug, und sein Herz schlug schneller als gewöhnlich.Das Wetter war perfekt: der Himmel war klar und die Sonne schien hell, ideal für einen Flug. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h flogen sie über die atemberaubende Landschaft Finnlands. Unten erstreckten sich dichte Wälder und glitzernde Seen, die im Sonnenlicht funkelten. Borislav starrte fasziniert aus dem Fenster, während sie über die sanften Hügel und schimmernden Gewässer glitten.Während des Fluges spürte Borislav, wie die Aufregung in ihm wuchs. Die Geschwindigkeit und der Blick auf die Landschaft ließen ihn die Nervosität für einen Moment vergessen. Ivan hingegen schien gelassen, genoss die Aussicht und dachte bereits an die bevorstehenden Verhandlungen auf der Säminginsel. Der Flug war ein wahres Erlebnis, und als der Helikopter sanft auf der kleinen Landebahn auf der Insel landete, waren beide Männer bereit für das, was kommen würde.