Mord in Bärenklau: Krimi - Peter Wilkening - E-Book

Mord in Bärenklau: Krimi E-Book

Peter Wilkening

0,0

Beschreibung

Roman von Peter Wilkening Im beschaulichen Bärenklau geschieht Unbegreifliches: Die attraktive Maria wird urplötzlich vermisst, ein Unfall scheint ausgeschlossen. Während die Ermittlungen der Polizei scheinbar ins Leere laufen, formiert sich entschlossen eine Bürgerwehr. Man will selbst für Recht und Ordnung sorgen, Bärenklau soll sauber bleiben. Doch die Ereignisse überstürzen sich und was als couragierte Gemeinschaft begann, entwickelt sich zum Mob. Bald kann sich niemand mehr seines Lebens sicher sein – und die junge Maria gerät in Vergessenheit. Bis eines Tages plötzlich Wahrheiten ans Licht kommen, die für alle Betroffenen schwere Folgen haben... Peter Wilkening geboren am 12.6.1962 in Bremerhaven, gelebt in Berlin und Bärenklau (Oberkrämer), verstorben am 3.7.2018

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 133

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Peter Wilkening

Mord in Bärenklau: Krimi

UUID: 2f6f5bba-7954-418e-9441-7c7f5bd1b877
Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Mord in Bärenklau: Krimi

Copyright

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

Mord in Bärenklau: Krimi

Roman von Peter Wilkening

Im beschaulichen Bärenklau geschieht Unbegreifliches: Die attraktive Maria wird urplötzlich vermisst, ein Unfall scheint ausgeschlossen.

Während die Ermittlungen der Polizei scheinbar ins Leere laufen, formiert sich entschlossen eine Bürgerwehr. Man will selbst für Recht und Ordnung sorgen, Bärenklau soll sauber bleiben. Doch die Ereignisse überstürzen sich und was als couragierte Gemeinschaft begann, entwickelt sich zum Mob. Bald kann sich niemand mehr seines Lebens sicher sein – und die junge Maria gerät in Vergessenheit. Bis eines Tages plötzlich Wahrheiten ans Licht kommen, die für alle Betroffenen schwere Folgen haben...

Peter Wilkening geboren am 12.6.1962 in Bremerhaven, gelebt in Berlin und Bärenklau (Oberkrämer), verstorben am 3.7.2018

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Facebook:

https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Erfahre Neuigkeiten hier:

https://alfred-bekker-autor.business.site/

Zum Blog des Verlags!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

1

Sie lebt schon immer in Bärenklau. Sie ist eine Einheimische. Mittlerweile 35 Jahre alt. Sie hat die Wende mit 17 Jahren erlebt. Da fuhr sie mit ihrem damaligen Freund Frank mit seinem Trabbi nach West-Berlin.

Wie waren sie euphorisch und was ist heute noch davon übriggeblieben?

Der Alltag ist schnell wieder gekommen. Die Alltagssorgen. Manchmal wünschte sie sich die alten Verhältnisse zurück. Ihr Freund ist wahrscheinlich an der Wende zerbrochen.

War er vorher bei der LPG als Schlosser beschäftigt, kam für ihn nach der Wende bald die Arbeitslosigkeit. Sein Betrieb wurde abgewickelt. So wie viele andere auch.

Nun hat er fast seinen Lebensmut eingebüßt. Und sie konnte es mit ihm nicht mehr ertragen. Sein ausgeprägter Pessimismus übertrug sich auch auf sie. Sie wollte wieder richtig glücklich sein. Unbeschwert das Leben genießen. Befreit lachen können. Ausgelassen fröhlich sein.

In dieser Phase lernte sie Karl näher kennen. Er war verheiratet, aber an einem Verhältnis sehr interessiert. So kamen sie sich im Frühling des Jahres 1995 näher.

Es passierte im Wald in Bärenklau. Auf einem Spaziergang. In der Nähe des Hochstandes. Er hatte eine Decke mitgebracht und ging ihr sogleich an die Wäsche. Aber er war zugleich zärtlich und erfahren. Sie spürte bei ihm Geborgenheit und Sicherheit.

Ganz anders als bei Frank. Und Karl stellte auch in Aussicht, sich für sie eines Tages zu entscheiden und sich von seiner Frau zu trennen.

Damals als junge Frau mit 23 Jahren glaubte sie an ihn. Heute würde sie es nicht mehr tun. So war sie eigentlich während des Verhältnisses mit Karl nie richtig glücklich und fühlte sich eher ausgenutzt. Aber sie ließ die Sache noch eine Weile weiterlaufen.

Bis sie 3o wurde. Da machte sie einen Schlussstrich und beendete diese Geschichte. Sehr zum Leidwesen von Karl. Nun bettelte er um eine Fortsetzung. Er versuchte es mit allen möglichen Beteuerungen und Verlockungen. Aber sie blieb standhaft, wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem bisherigen Leben. Ihre berufliche Geschichte ist auch schnell erzählt. Sie machte 1990 Abitur und fing dann eine Ausbildung zur Bankkauffrau in „West-Berlin“ an.

Diese beendete sie vier Jahre später erfolgreich. Danach arbeitete sie in Berlin bei der Profitbank und verdiente mit 22 Jahren bereits gut.

Leider wurde sie wenige Jahre später in einen Unterschlagungsfall verwickelt und zur Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses aufgefordert, obwohl sie keine Schuld trug. Dies kommt ihr heute im Rückblick wie ein böser Alptraum vor. Sie kennt den wahren Schuldigen, aber die Leitung der Bank schenkte ihr keinen Glauben. Und sie konnte es nicht beweisen. Mit 27 schon arbeitslos und unehrenhaft entlassen. Das war eine schwere Zeit. Aber nach 2 Jahren fand sie wieder einen Job.

Man gab ihr wieder eine Chance. Im Supermarkt. In Leegebruch. Bei Super Aktiv. Sogar als Filialleiterin. Da konnte und kann sie ihre kaufmännischen Bankkenntnisse einbringen.

Seit 6 Jahren ist sie jetzt dort beschäftigt. Und sie ist zufrieden. Mit sich und ihrem Leben. Sie ist selbständig und unabhängig. Im Remontehof hat sie eine kleine aber feine Einliegerwohnung bezogen. Sie hat in Bärenklau noch ihre Eltern, Bekannte und Freunde. Mit Frank und Karl hat sie aber keinen Kontakt mehr.

Und das ist auch besser so.

2

Er wohnt seit 13 Jahren in Bärenklau. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern. Beide Kinder wurden hier geboren. Sie sind seinerzeit von „West-Berlin“ aus Kostengründen hierher umgezogen. In eine schöne Doppelhaushälfte mit 160 qm Wohnfläche zuzüglich Dachboden und einem schönen Garten. Gerade vor ein paar Wochen wurde die Hausfassade neu gestrichen. Jetzt strahlt sie wieder in einem frischen Gelbton. Das passt gut zu dem roten Dach. Für 430.000,– DM konnten sie damals ihr Häuschen erwerben. In Berlin hätten sie für die gleiche Qualität 200.000,– DM mehr bezahlt. So nehmen sie den weiten Arbeitsweg von 40 km auf sich. Es lohnt sich trotzdem. Auch die Steuer hilft ein wenig dabei. Sie wohnen im Knutbärweg in der Bärensiedlung. Mit dem Haus haben sie bereits ein wenig Pech gehabt. Zuerst musste das Dach neu gedeckt werden, dann war die Terrasse zu sanieren. Da kamen schnell 30.000,– DM zusammen. Und das war nicht alles. In den 13 Jahren haben sie insgesamt mehr als 35.000,– € ins Haus gesteckt. Sie sprechen in diesem Zusammenhang immer von einer Sparbüchse mit einem großen Loch. So müssen auch sie ihr Geld zusammenhalten. Sicherlich verdient er als Bankdirektor einer kleinen Filiale in Berlin ganz gut, aber sie wollen ja auch ein wenig leben. Sich auch mal einen Urlaub gönnen. Den Kindern soll es gut gehen. Deshalb hatten sie vereinbart, dass seine Frau für die Kinder dasein und nicht mehr arbeiten gehen sollte. Das Schulgeld für die Privatschule in Berlin-Frohnau bezahlt sich auch nicht von allein. Aber wenn er nach getaner Arbeit am Nachmittag nach Hause kommt, fühlt er sich unendlich wohl. Entweder im Winter im Haus am offenen Kamin sitzen oder im Sommer auf der schönen Terrasse entspannen. Mit einem kühlen Getränk oder auch zwei. Da lohnt sich der Aufwand. Beruflich befindet er sich gegenwärtig in einer kleinen Sackgasse. Es hatte in der Vergangenheit einmal eine unangenehme Angelegenheit gegeben. Seitdem haftet ein kleiner Makel auf ihm. Auch wenn man ihm seinerzeit nichts anhängen konnte. Für höhere Aufgaben kommt er zunächst nicht mehr in Betracht. Er hat diese Sache verdrängt und aus seinem Gedächtnis gestrichen. Es ist ja auch schon so lange her. Wenn die Erinnerungen kommen, dann spricht er seiner Frau gegenüber von einer Verschwörung. Und sie glaubt ihm. Sie hält zu ihm. Sie liebt ihn schließlich.

3

Er ist seit der Gemeindereform der Gemeindedirektor von der Gemeinde Oberkrämer. Vorher war er in der Gemeindeverwaltung Oberkrämer der Abteilungsleiter des Hauptamtes. Die Gemeinde Oberkrämer besteht aus den Ortsteilen Bärenklau, Schwante, Vehlefanz, Bötzow, Marwitz, Neu-Vehlefanz und Eichstädt. Er wird auch Karl der Große genannt, weil er in seiner Gemeinde alles entscheidet und nichts ohne ihn läuft. Vor der Wende war er in keiner Partei, aber man sagt ihm auch heute noch Stasi-Kontakte nach. Doch dieses Thema wird unter seinen Parteifreunden gemieden. Man will es sich nicht mit ihm verscherzen. Eine Zeit lang wurde er sogar als Kreisrat vom Landkreis Oberhavel gehandelt. Aber irgendwie hat es dann doch schließlich nicht gereicht. Er ist zufrieden, mit dem was er erreicht hat. Vor zwei Jahren wurde die Dotierung seiner Stelle angehoben. Nun bekleidet er die Besoldungsgruppe A 16. Immerhin wird er damit bezahlt wie ein Schulleiter und Oberstudiendirektor oder leitender Oberregierungsdirektor. Das ist doch schon etwas. Und er musste hart dafür arbeiten.

Privat führt er eine glückliche Ehe. Schon seit vielen Jahren. Er hat zwei erwachsene Söhne. Ja gut, wenn man so lange zusammen ist, dann kommt man manchmal im Ehealltag auf dumme Gedanken. So erging es ihm mit Maria. Sie war so viel jünger als er. Er erlag einfach ihren Reizen. Mit 23 wirkte sie so fraulich und gleichzeitig jugendlich. Er musste sie einfach haben und besitzen. Und die 25 Jahre Altersunterschied merkte man ihm überhaupt nicht an. Er liebte sie stets wild und ungestüm. Da konnten auch die jungen Burschen nicht mithalten.

Für seine Frau tat ihm diese Episode schon leid. Sie ließ sich natürlich in Bärenklau, seinem Wohnort, nicht verheimlichen. Aber alle schwiegen und taten so, als wäre nichts. Er ist froh, dass er nach 7 Jahren wieder heil aus dieser Affäre herauskam. Zugegeben, von sich aus hätte er diese Beziehung nicht aufgelöst.

Da bewunderte er die Stärke von Maria. Das hätte er ihr nicht zugetraut. Nun nach 5 Jahren hat er dieses Verhältnis aus seinen Gedanken verdrängt. Es geht ihm ohne diese Beziehung erheblich besser. Er muss nicht mehr ständig seine Frau belügen. Und sie verstehen sich auch wesentlich besser als früher. Manchmal dachte er, dass seine Frau sogar ein wenig stolz auf ihn wäre, da er bei einer erheblich jüngeren Frau landen konnte.

Jedenfalls ist sie auch heute noch immer sehr aufmerksam ihm gegenüber.

Er hatte damals nur einen Fehler gemacht. Ein einziges Mal ist er schwach geworden und hat sich verplappert. Hat zu viel von sich Preis gegeben. Sich offenbart. Gegenüber Maria. Im Anschluss an eine besonders schöne und intensive Liebesnacht im Hotel. Er erzählte aus seiner Vergangenheit. Von der Stasi und ihren Methoden und von seiner Mitwirkung, wenn auch nur in einem einzigen Fall. Wenn er daran zurück denkt, könnte ihm schlecht werden.

Warum hat er sich nur so gehen lassen? Hoffentlich hält Maria dicht. Er will schließlich seine baldige Pensionierung nach A 16 nicht gefährden.

Aber ein Funken Unsicherheit bleibt zu jeder Zeit bestehen.

4

Er fühlt sich schlecht. Gestern hat er in der kleinen Kneipe in Bärenklau wieder einen über den Durst getrunken. Nun ist auch seine Brieftasche leer. Wenn der Kater einsetzt, wird ihm seine Misere erst richtig bewusst. Mit 45 Jahren soll sein Leben schon am Ende sein, den Höhepunkt weit überschritten haben. Er will dies nicht akzeptieren. Er will noch etwas erleben. Glücklich sein. Verreisen. Vielleicht auch eine Familie gründen. Und nicht arbeitslos sein. Anderen Menschen, wie seiner Mutter, nicht auf der Tasche liegen.

Aber er hat sie immer noch nicht überwunden. Die Trennung von Maria. Obwohl es schon über 12 Jahre her ist, er liebt sie immer noch. Er denkt oft an sie. Aber wie hat sie ihm wehgetan. Hat ihn verlassen. Wegen diesem alten Typen. Nur weil der mehr Materielles zu bieten hatte. Was kann er denn für seine Arbeitslosigkeit? Er will ja arbeiten. Aber man lässt ihn nicht. Man gibt ihm keine Chance.

Er hat Maria kennengelernt, da war sie gerade 16. Ein Jahr vor der Wende. Er war ihr um 10 Jahre älterer Beschützer. Und ihr erster richtiger Mann. An ihrem 17. Geburtstag hat er sie defloriert. Es war zwar für ihn nicht das erste Mal, einige wenige Mädchenbekanntschaften lagen bereits hinter ihm. Aber es war trotzdem schön für sie beide. Er glaubt auch zu wissen, dass sie bei diesem ersten Mal gekommen ist. Da hat sich halt seine Erfahrung ausgezahlt.

Als plötzlich die Wende kam im November 1989 waren sie überglücklich. Gemeinsam fuhren sie in den Westen. Der Hoffnung entgegen. Wenn er in diesen Momenten gewusst hätte, was die Wende und der Beitritt der DDR zur BRD für ihn noch bedeuten würde. Er hätte sich zur Wehr gesetzt. Aber so dachten alle, der Kapitalismus kommt und das muss gut sein.

Man hatte die Rechnung nur ohne den egoistischen Kapitalisten gemacht. Der verfolgt nicht das Ziel, Wohltaten und Almosen zu verteilen. Der sucht nur neue Absatzmärkte. So gab es zunächst zum Appetit anregen und im Blick auf die nächsten Wahlen das Begrüßungsgeld für jeden Besucher. Aber dann steigerte die Industrie ihren Absatz, erschloss den riesigen Markt der DDR ohne Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen. Die Folge war durch den Wendebonus ein starker Anstieg des Wirtschaftsaufschwunges. Nur profitieren konnten davon die wenigsten. Alte unrentable Betriebe wurden abgewickelt. Man benötigte sie einfach nicht mehr.

Darunter auch seine ihm lieb gewordene LPG. 10 Jahre war er hier tätig. Hat seine Schlosserlehre für landwirtschaftliche Maschinen erfolgreich absolviert. Sie waren auf der Arbeit wie eine Familie. Einmal wurde er auch zum Arbeiter des Jahres ausgezeichnet. Er war rundum zufrieden in dieser Zeit. Er fühlte sich sicher und geborgen. Sein Einkommen reichte für einen kleinen Trabbi. Wohnen konnte er noch zuhause in Bärenklau bei seiner Mutter.

Heute wohnt er zwar immer noch bei seiner Mutter, aber seine Hartz IV-Mittel reichen vorn und hinten nicht. An Urlaub ist überhaupt nicht zu denken. Die einzige Abwechslung bietet ihm die Mitgliedschaft in der freiwilligen Feuerwehr. Dort wird er anerkannt und respektiert. Er hat gerade erst die Beförderung zum Zugführer erfahren. Da war er wieder ein wenig stolz auf sich.

5

Friedrich Wilhelming wohnt seit 11 Jahren in Bärenklau. Jetzt hat er Zeit zum Schreiben. Zu seinem eigentlichen Hobby. Er ist von seinem Dienstherrn in den Vorruhestand geschickt worden. Aufgrund seines angeschlagenen gesundheitlichen Zustandes. Ganz unrecht war ihm dies nicht. Schon gar nicht nach der jahrelangen Vorgeschichte. Aber den eigentlichen Anlass hätte er sich trotzdem gern erspart.

Nachdem er den Streit mit seinem Arbeitgeber verbunden mit Disziplinarverfahren, Arbeitsplatzwechsel und vertrauensärztlicher Untersuchung sofort nach dem Tod seiner Mutter halbwegs überstanden hatte, gewann er wieder an Stabilität und veröffentlichte sein erstes Buch mit Kurzgeschichten.

Entgegen seiner eigenen und allgemeiner Erwartung berichtete die Presse, insbesondere die lokale, sehr freundlich über sein Erstlingswerk. Das verhalf ihm zu einer gewissen Bekanntheit im Bereich seines Wohnortes. Er konnte über 2.000 Bücher verkaufen.

Damit hätte er nie gerechnet. Somit verdiente er bereits mit seinem ersten Buch einige Tausend Euro. So ergab sich auch eine Einladung zur Buchlesung in der Theaterscheune „Tiefste Provinz“. Hier geht es u.a. darum, neuen, bisher unbekannten Autoren die Möglichkeit zugeben, Auszüge aus ihren Werken vorzutragen.

An diesem Abend wurde auch über Rechtsradikalismus, insbesondere unter Jugendlichen gesprochen. Nach Beendigung der Veranstaltung passierte es dann. Auf dem Weg zum Auto wurde er von mehreren vermummten Gestalten überfallen und zusammengeschlagen. Bewusstlos brach er zusammen. Wenig später wurde er von anderen Gästen aufgefunden und der Rettungswagen alarmiert.

Im Krankenhaus wurde eine schwere Gehirnerschütterung festgestellt. Er hatte noch einmal Glück im Unglück. Aber die psychischen Folgen bis hin zur Schlaflosigkeit reichten schließlich für seine Frühpensionierung. Nun kann er sich ganz seiner eigentlichen Neigung widmen. Beliebt ist er nicht im Dorf.

Da er schon in seinem ersten Buch über das Geschehen im Dorf und einzelne Personen, wenn auch abstrakt, geschrieben hat, beäugt man ihn kritisch und hofft, in seinen Geschichten nicht vorzukommen. Aber er hat Zeit, im Dorf herum zu laufen und so neue Inspirationen und Ideen zu erlangen.

Er ist in den 11 Jahren hier weder bei den Einheimischen angekommen, noch konnte er viele Kontakte unter den zugezogenen Wessis aufbauen. Und dies trotz seiner jahrelangen Mitarbeit in der Partei. Das bringt wahrscheinlich seine schriftstellerische Ausrichtung mit sich. Immer den Beobachter spielen, stets daran denken, was man über den gerade erlebten Moment schreiben könnte.

Eingebürgert hat sich ein kleiner Stammtisch an jedem ersten Sonntag im Monat im Dorfgasthof. Neben dem Pfarrer Sven Böhlmann nehmen er und ein befreundeter Maler, Richard Fahrenheit, und der Ortsteilvorsteher teil. Am kommenden Sonntag ist es mal wieder soweit.

6

Heute treffen sie sich. Der Stammtisch. Im Dorfgasthof in Bärenklau. Der Pfarrer Sven Böhlmann, der Maler Richard Fahrenheit, der Ortsteilvorsteher Frank Egon Schulze und der Schriftsteller Friedrich Wilhelming. Schnell wird die erste Runde Bier bestellt. Große (0,5 l) versteht sich. Da sie sich schon seit über drei Jahren regelmäßig treffen, ist es schwierig geworden, neue Themen ausfindig zu machen. Sie wissen viel voneinander, natürlich erzählen sie sich nicht alles. Die Konversation bleibt stets an der Oberfläche. Nur selten, wenn der Alkoholkonsum ungewöhnliche Ausmaße annimmt, werden auch persönliche Dinge, manchmal sogar intimerer Art angesprochen. Heute ist dies aber nicht der Fall.

Das Dorfgeschehen der letzten Woche wird besprochen. Herr Brasche, Ehrenmitglied der freiwilligen Feuerwehr und Kirchenvorstand ist im Alter von 75 Jahren an Krebs gestorben. Er wurde auf dem Bärenklauer Dorffriedhof beigesetzt.

Der Pfarrer ist froh, ein Gemeindeglied für die ehrenamtliche Verwaltung gewonnen zu haben. Den hauptamtlichen Berliner Friedhofsverwalter Sören Hanke. Bei immerhin zehn Beerdigungen im Jahr kommt ganz schön was an Verwaltungskram zusammen.

Manchmal drehen sich die Gespräche auch um Frauen. Dann beginnt die Männerrunde zu prahlen. Da nur der Ortsteilvorsteher zur Zeit ledig ist, werden ihm oft Vorschläge für eine neue Partnerschaft unterbreitet. Dann fällt immer wieder der Name von Maria. Sie ist 35 Jahre alt und ledig. Sie steht durch ihr attraktives und frauliches Aussehen bei den Junggesellen im Dorf und in der Umgebung hoch im Kurs.

Auch Frank Egon wäre nicht abgeneigt, konnte aber bisher trotz mehrerer Versuche bei ihr nicht erfolgreich landen. Welcher Mann wäre bei Maria nicht interessiert? Beim Silvesterball trug sie eine enge weiße Bluse. Deutlich zeichneten sich ihre großen und festen Brüste darunter ab.

Aber ihr scheint nicht an einer neuen Partnerschaft gelegen zu sein. Sie will nach ihren unliebsamen Erfahrungen unabhängig und solo bleiben. Schon viele haben es versucht, aber immer vergeblich. Schade drum.

Einige enttäuschte Männer haben daher schon das Gerücht aufgebracht, dass Maria lesbisch wäre. Der Stammtisch konnte sich bisher dieser Ansicht nicht anschließen. Und Frank Egon schon gar nicht. Er will die Hoffnung nicht aufgeben. Dann wird das Thema gewechselt. Das in vier Wochen anstehende Osterfeuer wird erörtert. Schließlich weist Richard auf seine nächste Ausstellung im Kunstzentrum in Hennigsdorf hin. Seine Stammtischgenossen versprechen zu kommen.