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Eine alte Frau wird mit der Pfanne erschlagen, eine Ehefrau im Streit erstochen, ein Arbeiter wird von Kollegen ertränkt, auf offener Straße wird eine Frau von ihrem eifersüchtigen Geliebten erschossen, eine Mutter stürzt ihr Kind aus dem Fenster in den Tod ... Detailgetreu und spannend beschreibt Wolfgang Swat diese Fälle, dokumentiert die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft, Bevölkerung und Presse, die zur Aufklärung dieser Gewaltverbrechen führten.
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Seitenzahl: 307
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Impressum
ISBN eBook 978-3-360-50006-9
ISBN Print 978-3-360-02117-5
© 2011 Verlag Das Neue Berlin, Berlin
Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin, unter Verwendung
eines Motivs von picture alliance/ZB
Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft mbH
Neue Grünstraße 18, 10179 Berlin
Die Bücher des Verlags Das Neue Berlin
erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.
www.das-neue-berlin.de
Wolfgang Swat
Mord ohne Mörder
Authentische Kriminalfälle aus der DDR
Das Neue Berlin
Vorwort
Die Pressefreiheit ist ein Grundpfeiler des demokratischen Rechtsstaats. Das bedeutet, dass wir auch ihre Schattenseiten hinzunehmen haben. Dazu gehört die mediale Ausschlachtung von Kriminalfällen mit dem Ergebnis, dass das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung vielfach geringer ist als die tatsächliche Kriminalitätsbedrohung. Diktaturen pflegen hingegen nicht nur zum Selbstschutz einen aufgeblasen Sicherheitsapparat mit zwangsläufig präventiven Auswirkungen zu unterhalten, sondern auch die Medien zu instrumentalisieren, um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung nicht zu erschüttern. Dazu bestand in der DDR auch deshalb Anlass, weil nach der Lehre von Marx, Engels und Lenin die Wurzel des Verbrechens nicht in der Natur des Menschen, sondern im kapitalistischen Gesellschaftssystem erblickt wurde, so dass man mit dessen Überwindung allen Ernstes die Hoffnung auf Beseitigung der gewöhnlichen Kriminalität verband. Ereigneten sich also in der DDR spektakuläre Straftaten, die man nicht propagandistisch dem Klassenfeind anlasten konnte, bestand seitens der Staats- und Parteiführung kein Interesse daran, darüber die DDR-Bevölkerung umfassend mittels der Medien zu informieren. Dies hat nach meiner Einschätzung zu einem zu rosigen Bild von der Kriminalitätsbelastung in der DDR bei vielen ihrer ehemaligen Bürger geführt. Daher halte ich es für verdienstvoll, dass Wolfgang Swat durch die Schilderung spektakulärer, vielen DDR-Bürgern aber unbekannter Kriminalfällen in seinem nun schon zweiten Buch falschen Vorstellungen über die gewöhnliche Kriminalität in der DDR entgegenwirkt. Die Darstellung der Verfahrensverläufe belegt im Übrigen, was der Bundesgerichtshof in einer Entscheidung aus dem Jahr 1994 als »allgemeinkundig« bezeichnet hat, nämlich »dass Richter der DDR, zumal in den letzten Jahren, bei der Aburteilung von Taten der gewöhnlichen Kriminalität, insbesondere von Kapitaldelikten, eine Tätigkeit entfaltet haben, die mit dem Wirken von Richtern in der Bundesrepublik Deutschland insofern vergleichbar war, als unter den gegebenen Bedingungen die Verwirklichung von Gerechtigkeit angestrebt wurde.« Auch hätten »die Staatsanwälte der DDR bei der Ahndung gewöhnlicher Kriminalität mitgewirkt und damit zum Schutz der Menschen vor solcher Kriminalität beigetragen.«Daher besteht das weitere Verdienst dieses Buches darin, aus dem Westen stammenden Lesern zu vermitteln, dass Kriminalisten, Staatsanwälte und Richter in der DDR nicht nur politisch agiert, sondern auch anerkennenswerte Strafverfolgung betrieben haben.
Dr. Erardo C. Rautenberg
Generalstaatsanwalt des Landes Brandenburg
Der Schlächter von Eberswalde
Der Schlag hinter die Ohren ist kräftig. Er führt zur Bewusstlosigkeit. Dann der Schnitt mit dem Messer durch den Hals. Das Blut fließt stoßweise im Rhythmus der letzten Herzschläge. Der Junge ist neun Jahre alt, als er dem Kaninchen den Garaus machen muss, weil ihm die Erwachsenen das befohlen haben. Monatelang hatte er das Tier gefüttert, hatte es gestreichelt und sich an sein weiches Fell gekuschelt. Jetzt fühlt er das warme Blut auf seiner Hand.
Am Sonnabend, dem 31. Mai 1969, verschwinden in Eberswalde die Kinder Roman und David. Die Jungs sind dicke Freunde, gehen gemeinsam zur Schule und wohnen mit ihren Eltern in einem Haus als unmittelbare Nachbarn zusammen. Wie so oft haben sie sich verabredet, um mit den Fahrrädern durchs Wohngebiet und die umliegenden Wiesen und Wälder zu stromern. Sie können es kaum erwarten, dass die Eltern sie vom Mittagstisch entlassen.
Die Stadt, 50 Kilometer von Berlin entfernt, wurde im Zweiten Weltkrieg vor allem im Zentrum schwer zerstört. Der Wiederaufbau erfolgt in der DDR nur schleppend, stattdessen entstehen an der Peripherie neue Stadtteile in Plattenbauweise. Durch den Zusammenschluss mit dem Städtchen Finow und den Zuzug Tausender Arbeitskräfte für die wachsende Schwerindustrie, den Eisenbahnwaggonbau und die Forstwirtschaft hat sich die Einwohnerzahl mit 50 000 zu Beginn der 70er Jahre fast verdoppelt. Dennoch bleibt der Stadt inmitten des Eberswalder Urstromtals seine landschaftliche Idylle mit vielen Wäldern und kleinen Seen ganz in Stadtnähe erhalten. Für Kinder ist es eine herrliche Erlebnis- und Abenteuerwelt, in der sie sich fern von städtischen Verkehrsgefahren frei bewegen können.
Roman und David wollen am Vorabend des Kindertages allein sein. Ihre Altersgenossen treffen sie am Abend beim Fackel- und Lampionumzug, doch jetzt brauchen sie keine Spielgefährten. Die Höhle, die sie bauen wollen, soll ihr Geheimnis bleiben.
Als die ansonsten stets pünktlichen Freunde nicht zwischen 18 und 19 Uhr zu Hause eintreffen, werden die Eltern unruhig. Sie beginnen mit der Suche nach ihren Söhnen, befragen Mädchen und Jungen der Umgebung, schauen in alle Ecken des Wohngebietes. Kinder berichten den Eltern, dass sie Roman und David am Nachmittag im Bereich der Drehnitzwiesen am sogenannten »Franzosenbunker« gesehen haben. Der besteht aus den Resten eines einstigen Lagers für französische Kriegsgefangene, die in den beiden letzten Kriegsjahren in Eberswalde für die Hitlersche Kriegsindustrie schuften mussten. In der hereinbrechenden Dunkelheit bleibt die Suche nach den Kindern vergebens.
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