Morde und Amouren - Gerhard Pflanz - E-Book

Morde und Amouren E-Book

Gerhard Pflanz

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Beschreibung

Die Aufklärung von zwei Morden in der hessischen Provinz wird für den jungen Kriminalkommissar Berthold Hermann vom Kriminalkommissariat Gießen zu einer schweren Aufgabe. Seine Arbeit bleibt nicht von Anfängerfehlern verschont. Neben dem Kriminalfall gilt es auch seine Beziehungen zu zwei jungen Frauen zu ordnen, was schwer genug für ihn ist. Eine davon soll schließlich seine Lebenspartnerin werden.

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Buch

Der Beruf, und die daraus entstehende Arbeit eines Kriminalbeamten, ist schwer genug. Kommissar Hermann geht seinen Aufgaben mit großem Eifer und Können nach und möchte sich die Anerkennung seines gestrengen Vorgesetzten sichern, was ihm nicht immer gelingt.

Als er sich dazu noch in der Liebe zwischen zwei jungen Frauen entscheiden muss, ist er doppelt gefordert. Ob und wie er seinen beruflichen und privaten Alltag meistert, erfahren wir im Buch.

Schauplatz des Geschehens ist das heutige Bundesland Hessen in den 1920er Jahren. Die Handlung ist erfunden, Ähnlichkeiten von Namen oder Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Autor

Gerhard Pflanz, in Schlitz/Hessen geboren, schreibt aus Leidenschaft. Neben dem Schreiben zählt für den Dipl. Ing. und Vater von drei Kindern vor allem seine Familie. Der Autor lebt im hohen Norden im Landkreis Cuxhaven. Web: http://www.pflanz-web.de Mail: [email protected]

Weitere Titel von Gerhard Pflanz

Yako - Der Chatte

Saltius - Germane in Römischen Diensten

Geschichten für Melissa

Kriegsende in Schlitz

Technisches Wörterbuch (deutsch/engl., engl./deutsch)

Inhaltsverzeichnis

01 Ein Mord

02 Hermann in Wedes

03 Der Geheimbund

04 Ein Verdacht

05 Zurück im Dorf

06 Berichterstattung

07 Sonntagsspaziergang

08 Berthold bekommt Besuch

09 Berthold nimmt Urlaub

10 Bertholds Plan

11 Besuch bei Käthchen

12 Referendar Schuchard

13 Reinshagen in Wedes

14 Berthold nutzt den Urlaub

15 Fingerabdrücke

16 Urlaub zu Ende

17 Berthold hat es schwer

18 Lene klärt auf

19 Die Festnahmen

20 Ende gut, alles gut?

21 Eine böse Überraschung

22 Urteile und das Leben

23 Käthchen und Berthold

Personenverzeichnis

Im Kriminalkommissariat

Berthold Hermann

Kriminalkommissar

Herr Weber

Kriminalrat (Bertholds Chef)

Käthchen Rainer

Sekretärin

Jürgen Reinshagen

Kriminalkommissar

Im Dorf Wedes

Wilhelm Lohn

Bürgermeister

Luise

seine Frau

Karl

sein Sohn

Lene

seine Tochter

Valtin Loos

ein Nachbar

Willi März

Freund von Karl

Elsa

Schwester von Willi, Freundin von Lene

Herbert Vogt

Vorsitzender im Geheimbund

Walter Maul

Dorfbewohner

Johann Weber

Dorfbewohner

In Linden (Dorf der Eltern)

Die Eltern Hermann

Bauer Lotz

Nachbar der Eltern

Grete Lotz

Schulfreundin von Berthold

Sonstige

Notar Gebhard Rainer

Käthchens Vater

Isaak Braun

Fellhändler aus Wiesbaden

Wachtmeister Kreuzer

Polizist aus der Kreisstadt

Wachtmeister Beck

Polizist aus der Kreisstadt

Regierungsrat Schuchard

Albert, sein Sohn

Referendar am Gericht

Hat man das Bücherlesen erst einmal richtig angefangen, so gibt es damit kein Ende das ganze Leben hindurch, es wird einem notwendig wie Atmen und Essen.Hans Fallada (1893-1947)

01 EIN MORD

Alles, was das Böse benötigt, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit.Kofi Annan (1938-2018)

An einem wunderschönen Sommermorgen im Jahre des Herrn 1927 klingelte im Bezirkskriminalamt Gießen das Telefon. „Herr Kriminalrat, ein Anruf aus Lauterbach“, meldete das Fräulein aus der Zentrale. „Was wollen denn die hinterm Vogelsberg schon wieder?“, dachte der vielgeplagte Kriminalrat Weber und legte seine Zigarre in den Aschenbecher. „Ja, stellen Sie durch.“ Nachdem er sich gemeldet hatte, ertönte eine aufgeregte Stimme aus der Ohrmuschel: „Hier spricht Wachtmeister Kreuzer aus Lauterbach. Ich möchte ein Kapitalverbrechen melden…“ „Ja, dann reden Sie schon Wachtmeister, was ist denn passiert?“

„Ich wurde heute aus Wedes vom Bürgermeister über ein Verbrechen informiert. Er kam mit dem Fahrrad, die haben noch kein Telefon. Ich bin dann sofort mit ihm zurückgefahren und habe hinter dem Dorfbackhaus eine Menschenansammlung vorgefunden.“ Der Kriminalrat seufzte, „was will der mir noch alles erzählen“, dachte er. „Ich bin bis zum Eingang des Backhauses gegangen und da lag ein regungsloser Mensch, scheinbar tot. Ich habe alle Leute nach Hause geschickt und den Platz rund um das Backhaus abgesperrt.“ „Wo sind Sie jetzt?“, fragte Weber. „In Lauterbach auf der Dienststelle“, kam die Antwort. „Fahren Sie schnellstens zurück nach Wedes und sorgen Sie dafür, dass am Tatort nichts verändert wird. Ich schicke ihnen Kommissar Hermann, er kann in drei Stunden da sein.“

Der Kriminalrat hatte auf der an der Wand befestigten Landkarte des Regierungsbezirkes das Dorf entdeckt und rief durch die offene Bürotür: „Fräulein Rainer, schicken Sie mir den Hermann her.“ Die Sekretärin kam in das Büro: „Der hatte gestern Spätdienst und kommt heute erst um 12 Uhr, Herr Kriminalrat.“ „Schicken Sie jemanden hin, er soll sofort herkommen.“ „Es ist sonst niemand da, ich setze mich aufs Fahrrad und hole ihn her.“ Der Kriminalrat nickte und sah sie prüfend an. Die Sekretärin bekam einen roten Kopf und verschwand. „Die hat mit dem Hermann ein Techtelmechtel, hoffentlich kommt sie auch sofort wieder. Der wird noch im Bett liegen“, dachte der welterfahrene Weber und schmunzelte. „Da wäre mir auch was eingefallen.“

Eine halbe Stunde später klopfte es und Hermann erschien. „Wo bleiben Sie denn so lange?“. „Ich bin sofort gekommen“, sagte der noch jugendliche Kommissar und ließ sich auch von den prüfenden Blicken seines Vorgesetzten nicht beirren. Er war ein schlanker groß gewachsener junger Mann von 25 Jahren mit freundlichen, offenen Gesichtszügen und trug ein leichtes Jackett mit dazu passenden Hosen aus kariertem Wollstoff. Ein dunkelblauer Binder machte seine Kleidung perfekt für die Erwartungen seines Vorgesetzten.

„Wir haben aus Wedes eine Meldung über einen möglichen Mordfall. Nehmen Sie den Laubfrosch und machen Sie sich auf den Weg. Vor Ort treffen Sie einen Wachtmeister Kreuzer aus Lauterbach.“ Er zeigte ihm das Dorf auf der Landkarte. „Gleich hinterm Vogelsberg. Sichern Sie den Tatort und achten Sie auf jedes Detail, na, Sie wissen schon. Der Bürgermeister soll den Leichnam dann in der Leichenhalle auf dem Friedhof einschließen, bis wir ihn abholen.“

Hermann verschwand und kurz darauf hörte man das krächzende Geräusch des Laubfrosches. „Geben Sie mir von Lauterbach Nachricht, was geschehen ist“, hatte ihm Weber noch nachgerufen.

Hermann zuckelte über die leeren Landstraßen Richtung Osten. „Wenn Käthchen jetzt dabei wäre, könnten wir einen schönen Ausflug machen“, dachte er abgelenkt an seine Freundin. Aber dann konzentrierte er sich auf seine Aufgabe und war nach drei Stunden in Lauterbach und wenig später erreichte er das Dorf des Geschehens.

Kreuzer war auf einem Stuhl am Backhaus eingeschlafen, wurde aber von dem Motorgeräusch des Laubfrosches geweckt. „Keine besonderen Vorkommnisse, Herr Kommissar“, meldete er. „Hermann“, stellte sich dieser vor, „und Sie sind sicher Wachtmeister Kreuzer.“ Der erwiderte „Jawohl, aus Lauterbach.“ „Wo liegt denn der Leichnam?“

„Hier gleich um die Ecke“, diensteifrig zeigte der Wachtmeister dem jungen Kriminalisten die Richtung. Da lag ein regungsloser Körper, abgedeckt mit einem Tuch. Hermann lüftete das Tuch und blickte erschrocken in eine schreckliche Schädelwunde, welche wohl den Tod herbeigeführt hatte. Er untersuchte den Körper des Mordopfers und machte sich Notizen. In einigem Abstand hatten sich an der von Kreuzer angebrachten Absperrung aus rot-weißem Band einige Neugierige eingefunden, wohl angelockt von dem Auto.

Hermann holte eine Plattenkamera mit Stativ aus dem Wagen und machte aus zwei verschiedenen Richtungen Aufnahmen von dem Leichnam. „Gehen Sie zum Bürgermeister, er soll den Toten in der Leichenhalle am hiesigen Friedhof aufbahren lassen. Wir holen ihn morgen ab nach Gießen. Wenn er einen Sarg hat, wäre das nicht schlecht. Ich muss den Tatort noch aufmessen, die Absperrung muss bestehen bleiben!“

Hermann machte sich an das Aufmaß der Örtlichkeit und fertigte eine Skizze an. Die Lage der Leiche markierte er mit einer rot-weißen Schnur, welche er mit Steinen beschwerte. Eine Markierung mit Kreide war auf dem sandigen Boden nicht möglich. Der Bürgermeister kam nicht, so einfach wie Hermann sich das vorgestellt hatte, war das hier in der tiefsten Provinz nicht. Er war mit seinem Pferdegespann auf eines seiner Felder gefahren, um zu ackern. Seine Frau schickte den Sohn, der ihn holte.

Hermann stellte sich vor. Der Bürgermeister hieß Lohn. „Einen Sarg auf Vorrat haben wir nicht. Eine Leichenhalle auch nicht, aber einen abschließbaren Raum in der Friedhofskapelle“, sagte er. „Dann bedecken Sie ihn mit dem Tuch und schließen Sie den Raum ab. Ich muss jetzt nach Lauterbach, den Kriminalrat informieren, komme dann aber wieder.“

Der Kriminalrat knurrte nur, als er sich meldete. „Na, was haben Sie, Hermann?“ Der musste erst die Reste seines verspäteten Vesperbrotes runterschlucken, ehe er antwortete: „Ganz offensichtlich ein Mordfall, Herr Kriminalrat. Eine männliche Leiche, etwa 1,70m groß und kräftig gebaut. Der Tod ist eingetreten durch eine tiefe Wunde in der Schädeldecke, könnte von dem Schlag mit einer Axt kommen.“

Der Kriminalrat fragte: „Wer ist der Tote?“ „Er ist nicht aus dem Dorf. Der Bürgermeister meint, es ist der Rinderfell-Händler Braun, der das Dorf in regelmäßigen Abständen besucht und Felle aufkauft. Er wird in die Friedhofskapelle gebracht und dort eingeschlossen, einen Sarg haben die hier nicht.“ „Ich lasse ihn morgen nach Gießen abholen in die Pathologie. Bleiben Sie in Wedes, irgendeinen Schlafplatz werden Sie schon finden und versuchen Sie mehr herauszufinden, zum Beispiel etwas über die Tatwaffe und ob er beraubt wurde.“

Das war Hermann zwar nicht recht, aber einen dienstlichen Befehl konnte er nicht ablehnen. Klick, Gespräch beendet, der Kriminalrat Weber machte nicht viele Worte, außerdem stand sein Feierabend bevor, die Kegelfreunde warteten.

02 HERMANN IN WEDES

Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind!J.W. von Goethe (1749-1832)

Die Frage nach dem Schlafplatz war schnell geklärt: „Einen Gasthof haben wir hier nicht, Sie können bei mir schlafen“, sagte der Bürgermeister. Und zum Abendbrot war er auch eingeladen.

Er begrüßte die Hausfrau Luise, eine hübsche Mittvierzigerin, freilich etwas übergewichtig wie das auf dem Dorf so sein musste, den 18-jährigen Sohn Karl, die Tochter Lene, eine 17-jährige Schöne mit einem üppigen blonden Haarschopf. Der Bürgermeister stellte die Familienmitglieder vor. Die Hausfrau trug die dorfübliche Tracht, bestehend aus einem dunkelblauen Rock, einem hellen Hemd mit darüber geschlungenem buntbesticktem Brusttuch und eine grün gemusterte Schürze. Unter dem Rock sind bestimmt noch zwei weitere Unterröcke, vermutete Hermann.

Die Tochter war eine Augenweide für unseren Kommissar. Sie trug keine Tracht, sondern einen braunen wadenlangen Rock und eine beige Bluse. Wie die Mutter auch eine Schürze, sie war ja in die tägliche Arbeit auf dem Bauernhof des Bürgermeisters eingebunden. Neu war das Schuhwerk der Frauen für Berthold Hermann. Die Mutter trug selbstgemachte Hausschuhe mit einer gesteppten Stoffsohle und gestricktem Oberteil bis an die kräftigen Waden, verziert mit bunter Stickerei und einer Borte.

Die Tochter trug die gleichen Hausschuhe, jedoch ohne das gestrickte Oberteil. Hermann musste sich Mühe geben, nicht dauernd hinzusehen, um dem Bürgermeister gegenüber die gebührende Höflichkeit zu wahren.

Die Tochter sprach ein Gebet zum Abendbrot und alle ließen es sich schmecken. Hermann auch, er liebte deftiges Essen. Es gab Pellkartoffeln mit Specksoße und Bratwurst. Alles aus eigener Herstellung, ebenso wie das im Backhaus gebackene Roggenbrot, bemerkte die Gastgeberin. Nachdem Hausfrau und Tochter abgeräumt hatten, stellte Bürgermeister Lohn zwei Flaschen Bier und zwei Schnapsgläser auf den Tisch: „Jetzt wollen wir einen Selbstgebrannten genießen.“ Sohn Karl holte noch eine Flasche und ein Schnapsglas und setzte sich grinsend mit an den Tisch. „Na gut“, sagte der Vater, „einen darfst du mittrinken, Prost.“ Karl leerte sein Schnapsglas mit den beiden Männern und verschwand mit der noch vollen Bierflasche. „Jetzt rennt er wieder zu seiner Freundin“, sagte der Vater.

Er schenkte noch einmal ein und bot dem Kommissar das Du an: „Das vereinfacht unsere Gespräche. Ich bin Wilhelm.“ „Berthold“, entgegnete der Kommissar, dem sein Dasein nach zwei Schnäpsen und einem tüchtigen Zug aus der Bierflasche schon etwas leichter vorkam. Seine Freundin kam ihm in den Sinn, die nannte ihn immer Holdie, in liebevoller Abwandlung seines Vornamens. Er hatte sie aber gebeten, dies im Kreis seiner Freunde zu unterlassen, der dann entstehende Spott hätte nicht zu einem Kriminalkommissar gepasst.

Mutter und Tochter saßen auf der Bank vor dem Haus und Hermann sagte: „Das ist gut, Wilhelm, ich habe nämlich noch einige Fragen zu unserem Kriminalfall.“ Der hatte inzwischen nachgeschenkt, aber Hermann nippte nur an seinem Glas. „Sonst vergesse ich noch meine Fragen“, dachte er.

„Was kannst du mir über den Fellhändler berichten?“ Der Bürgermeister nahm einen kräftigen Schluck Bier und sagte: „Der kommt nur einmal im Jahr, deswegen war ich erst auch nicht sicher, aber er ist es, ich habe mir ihn in der Kapelle noch einmal angesehen. Merkwürdig ist nur, Du hast ja keine Geldbörse oder einen Geldgürtel bei ihm gefunden, Geld musste er aber hier im Dorf haben, er wollte ja Felle kaufen und musste natürlich die Bauern dafür bezahlen.“

Hermann fragte: „War er hier aus der Gegend?“ „Nein, wir wissen nicht, wo er herkam. Er war ein schweigsamer Mensch jüdischen Glaubens, hat nicht viel erzählt, aber ordentlich bezahlt. Sein Handkarren steht auf dem Hof, der blieb oft das ganze Jahr hier stehen. Damit hat er die Felle zur nächsten Bahnstation transportiert.“ Hermann hatte inzwischen ausgetrunken und Wilhelm schenkte noch einen ein. „Dann schläfst Du auch gut, Berthold. Meine Frau hat das Bett oben in der Kammer gemacht“, sagte er. Dem war es recht, aber weitere Fragen fielen ihm durch die reichlich genossenen Getränke auch nicht ein. Und gut geschlafen hat er dann auch.

Der nächste Tag begann mit Sonnenaufgang wie auf einem Bauernhof üblich. Das Vieh wurde gefüttert oder auf die Weide getrieben. Hermann wurde wach und genoss noch eine Stunde im Bett. Der gestrige Tag ging ihm durch den Kopf, viel geredet, viel geschehen, aber noch kein verwertbares Ergebnis bezüglich des Mordes, nur, dass es wohl ein Raubmord war, das Geld des Opfers war weg.

Wilhelm kam in die Kammer: „Waschen kannst Du dich auf dem Hof an der Pumpe, ein Handtuch liegt da. Auf dem Tisch in der Küche kannst du dich zum Frühstück bedienen. Ich muss wieder auf den Acker, bin aber zur Mittagszeit zurück.“ Hermann bedankte sich und wusch sich an der Pumpe auf dem Hof. Das war umständlich, wenn man den Pumpenschwengel bediente, konnte man den Kopf nicht unter das Wasserrohr halten und wenn man den Kopf oder Oberkörper unter das Rohr hielt, hatte man kein Wasser.

Die Tochter des Hauses stand mit einer Freundin am Hof und sagte: „Ich pumpe, dann haben Sie Wasser.“ Hermann nickte dankbar, hatte aber nicht mit dem Übermut der Mädchen gerechnet, die pumpten so kräftig, dass nicht nur Kopf und Oberkörper etwas abbekamen, sondern auch seine Hose und die Schuhe nass wurden. Kichernd verschwanden die beiden Mädchen. „Ich erwische euch noch“, rief der Kommissar hinter ihnen her, musste aber doch schmunzeln über den Jungmädchen-Streich. Nach dem kräftigen Frühstück startete Hermann den Laubfrosch, was nach einigen Versuchen auch gelang und fuhr in die Kreisstadt zur Berichterstattung an den gestrengen Kriminalrat.

„Nicht viel, was Sie da erfahren haben. Bleiben Sie weiter dort, der Wagen mit dem Sarg kommt um die Mittagszeit. Geben Sie unbedingt auch die Ausweispapiere des Opfers mit und versuchen Sie etwas über Verdächtige aus dem Dorf zu erfahren“, klick, aufgelegt. Der Herr Kriminalrat war nicht sehr gesprächig und litt noch etwas an den Nachwirkungen des gestrigen Kegelabends.

Der Wagen kam, wie zugesagt, kurz vor Mittag. Hermann kannte den Fahrer und gab ihm die Ausweispapiere des Opfers mit. Ein Vertreter des Staatsanwaltes war mitgekommen und sah sich den Leichnam und den Tatort genau an. Hermann gab die notwendige Auskunft.

Auf dem Hof fragte er den Bürgermeister, ob er weiter hier wohnen könnte, was dieser bejahte. Er vereinbarte mit ihm einen Betrag von drei Mark für Verpflegung und Nachtquartier pro Tag. Die Hausfrau strahlte, endlich kam etwas Bargeld in die immer knappe Haushaltskasse.

Nach dem Mittagessen sprach er den Bürgermeister auf einen Verdacht bezüglich des Täters an. Der konnte sich nicht vorstellen, dass es jemand aus dem Dorf war: „Keiner im Dorf hatte etwas gegen den Händler, wir waren froh, wenn er kam und wir die Felle verkaufen konnten. Ich kann mir nicht denken, dass der Täter einer aus unserem Dorf ist.“