Yako - Der Chatte - Gerhard Pflanz - E-Book

Yako - Der Chatte E-Book

Gerhard Pflanz

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Beschreibung

Das Buch schildert das Leben in einem Dorf der Chatten (sprich Katten) im dritten Jahrhundert nach Christus. Der junge Bauernsohn Yako muss erwachsen werden und erlebt so manches Abenteuer. Der Erzähler hat die Lebensumstände in dem Walddorf Schwarzfeld zur damaligen Zeit wiedergegeben, erhebt jedoch keinen Anspruch auf absolute historische Korrektheit. Das möge der Wissenschaft vorbehalten bleiben. Wie es den Familien im Dorf Schwarzfeld weiter ergeht, ist in dem Roman "Saltius - Germane in römischen Diensten" beschrieben. Der Schauplatz beider Romane ist die Region zwischen Rhön und Vogelsberg im heutigen Hessen, dem Siedlungsgebiet der Chatten zur Römerzeit. Die Ortsnamen aus diesem Gebiet wurden, leicht verändert, von bestehenden Orten übernommen. Die Handlung ist erfunden, Ähnlichkeiten von Namen oder Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Buch

Das Buch schildert das Leben in einem Dorf der Chatten (sprich Katten) im dritten Jahrhundert nach Christus. Der junge Bauernsohn Yako muss erwachsen werden und erlebt so manches Abenteuer. Der Erzähler hat die Lebensumstände in dem Walddorf Schwarzfeld zur damaligen Zeit wiedergegeben, erhebt jedoch keinen Anspruch auf absolute historische Korrektheit. Das möge der Wissenschaft vorbehalten bleiben.

Wie es den Familien im Dorf Schwarzfeld weiter ergeht, ist in dem Roman „Saltius - Germane in römischen Diensten“ beschrieben. Der Schauplatz beider Romane ist die Region zwischen Rhön und Vogelsberg im heutigen Hessen, dem Siedlungsgebiet der Chatten zur Römerzeit. Die Ortsnamen aus diesem Gebiet wurden, leicht verändert, von bestehenden Orten übernommen.

Die Handlung ist erfunden, Ähnlichkeiten von Namen oder Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Autor

Gerhard Pflanz, in Schlitz/Hessen geboren, schreibt aus Leidenschaft. Neben dem Schreiben zählt für den Dipl. Ing. und Vater von drei Kindern vor allem seine Familie. Der Autor lebt im hohen Norden im Landkreis Cuxhaven.

Web:

http://www.pflanz-web.de

Mail:

[email protected]

Weitere Titel von Gerhard Pflanz

Saltius - Germane in römischen Diensten

Geschichten für Melissa

Kriegsende in Schlitz

Technisches Wörterbuch (deutsch/engl., engl./deutsch)

Inhaltsverzeichnis

Der Seher

Schwarzfeld

Wandur baut ein Haus

Die Römer

Der Zauberwald

Der Überfall

Rückkehr

Dorfleben

Die Gefangenen

Das Thing

Der Plan

Häuptling Erkmar

Yakos Rettungstat

Der Tausch

Zurück nach Schwarzfeld

Runa

Wandurs Heilung

Die Zweikämpfe

Ermin und Runa

Das Schwert

Neue Pläne

Der Schmaus

Das Kastell

Ulka

Das Urteil

Auf Brautschau

Im Römergebiet

Bei den Chatten

Besuch für Ulka

Räuber an der Wildschweinfalle

Besuch in Stockhim

Verbotene Wege

Abbildungsverzeichnis

Lageplan Schwarzfeld

Langhaus mit Feuerstelle

Wachturm am Limes

Schwert

Yako

Wildschweinfalle

Personenverzeichnis

Einwohner von Schwarzfeld

Yako

17-jähriger Bauernsohn

Rodulf

sein Vater

Brigga

die Mutter

Sanolf

sein Bruder

Balde

die Schwester

Helmfried

Bauer und Schmied

Garda

seine Gefährtin

Hordula

der Sohn - Yakos Freund

Tanka

die Tochter

Bolgur

ein Bauer

Helge

seine Gefährtin

Jodolf

sein Sohn - Yakos Freund

Ernal

sein Sohn

Hegard

sein Sohn

Wandur

Seher und Bauer - neu im Dorf

Nelda

seine Gefährtin

Aus Hirsfild, dem Nachbardorf

Ermin

Bauer und Häuptling,

Gerold

Bauer und sein Vertrauter

Landolf

Seher in Hirsfild

Ulla

Bauerntochter

Ortwen

ihr Vater

Aus dem Markomannendorf

Erkmar

der Häuptling

Irvik

sein Sohn

Runa

eine Heilerin

Aus dem Römerkastell

Frontius

Centurio und Befehlshaber

Saltius

Decurio (Unteroffizier)

Belgard

Yakos Onkel und Pferdepfleger

Rosella

Verkäuferin aus Gallien

Bauernhof im Römergebiet

Gernot

ein reicher Bauer in Stockhim

Rida

seine Gefährtin

Ulka

seine Tochter

Dankmar

Ulkas Bruder

Frowin

Ulkas Bruder

Hermert

ein Knecht

Herzog im Römergebiet

Norgert

Sohn des Herzogs

Notger

Sohn des Herzogs

Hamar

Sohn des Herzogs

01 DER SEHER

Der Wald stellt sich dem Wanderer als geschlossene Wand entgegen. Dabei ist die Natur nicht feindlich gesinnt, es ist vielmehr wie ein Schutz, um ihre letzten Geheimnisse zu bewahren. Der Wanderer dringt in den Wald ein und ist sogleich umgeben von seinem Zauber und vielerlei Geräuschen. Alles zeigt sich geheimnisvoll und vergebens sucht der Wanderer einen Weg oder einen Pfad, der von Mensch oder Tier verursacht ist. Wo ein Wildwechsel beginnt, endet der schmale Pfad schnell im dichten Gebüsch, welches sich unter den lichten Stellen der mächtigen Buchen zeigt.

Der Weg für den Wanderer geht jetzt steil bergab an einen Fluss. Am Ufer des Flusses ist keine Furt erkennbar. „Da muss ich hinüber, ich muss weiter kommen auf meinem Weg“, sind seine Gedanken. Mächtig strömt das Wasser dahin, es bleibt nur durchzuschwimmen. Mühsam erreicht er das andere Ufer, entledigt sich seiner Kleidung und legt sie zum Trocknen aus. Seinen kurzen Speer hatte er sich unter den Ledergurt gesteckt, was ihn sehr behinderte, aber verzichten auf seinen Handstock, nein nie. Außerdem war das seine unverzichtbare Waffe.

Den Lederbeutel mit persönlichen Dingen und einem spärlichen Mundvorrat hatte er über dem Kopf gehalten. Der Weg steigt jetzt wieder an und noch stehen dem Wanderer zwei mühsame Tage bevor. Als die Dämmerung naht, sucht er sich einen Platz unter einem dichten Busch für ein Nachtlager.

Er holte aus seinem Fellbeutel einige Knochen heraus, die er dem Mond entgegenstreckt. „Sei mir gnädig großer Wotan und beschütze meinen Weg“, ruft er dem Nachtgestirn entgegen. Seine Nachtruhe war begleitet von den Geräuschen des Waldes, die vertraut oder bedrohlich klangen. Unser Wanderer fühlte sich geborgen in der Hand des Allvaters Wotan und erwartete ruhig den frühen Morgen.

02 SCHWARZFELD

Nach zwei weiteren anstrengenden Wandertagen tat sich ein lichtes Tal auf, in dem drei Bauerngehöfte sichtbar wurden. Wandur der Seher näherte sich seinem Ziel. Eine wütende Hundemeute kam ihm wild kläffend entgegen. Mit seinem kurzen Speer wehrte er die Tiere ab. Aus dem ersten Gehöft kam ein Mann, der ihn misstrauisch ansah. „Ich bin Rodulf, das ist mein Haus. Wer bist du und was willst du in unserem Dorf?“, fragte Rodulf der Bauer.

„Ich bin Wandur der Seher und möchte eurem Dorf den Segen Wotans bringen. Dein Bruder Belgard schickt mich, ich habe ihn in einem Römerkastell getroffen.“ Rodulfs Bruder hatte vor vielen Jahren das Dorf Schwarzfeld verlassen und sich im Dorf eines Chattenhäuptlings niedergelassen, wie er in das Kastell gekommen war, wusste Rodulf nicht. „Sei willkommen und tritt ein.“

Sie ließen sich am Feuer nieder und die Hausfrau brachte für den Gast und den Hausherren eine Stärkung bestehend aus getrocknetem Hammelfleisch, Fladenbrot und einem kühlen Trank aus dem Hofbrunnen.

Lageplan Schwarzfeld

„Das ist mein Weib Brigga, meine Söhne Yako und Sanolf, meine Tochter Balda.“ Der Seher segnete das Haus mit den Menschen und den Tieren. Voller Scheu betrachtete Yako den fremden Gast, während dieser sich mit seinem Vater unterhielt. Er mochte etwa 30 Winter zählen und hatte eine kräftige Gestalt. Das geheimnisvolle an ihm war seine offensichtliche Nähe zu den Göttern, das glaubte der 17-Jährige den Segenssprüchen, die der Seher über seine häusliche Umgebung ausgesprochen hatte, zu entnehmen. Rodulf wies dem Seher einen Schlafplatz im hinteren Teil des Gehöftes bei den Schlafplätzen der Familie zu.

Am folgenden sonnigen Frühlingsmorgen zeigte die Natur ihre lichte, freundliche Seite. Vögel zwitscherten, flogen über Büsche und Wiesen und die Menschen erwachten zu neuem Tatendrang nach dem Ende der kalten und dunklen Jahreszeit. Rodulf schickte Yako mit dem Seher zu den Nachbarfamilien, damit dieser sich dort bekannt machen konnte. Auf dem Hof des Nachbars Helmfried traf Yako seinen Freund Hordula. Während Helmfried und der Seher sich unterhielten, machte Yako mit Hordula Pläne für den Tag. „Heute muss ich drei unserer Schweine in den Wald treiben, um sie mit Eicheln und Bucheckern zu mästen“, sagte Yako. „Da gehe ich mit, wir können neue Speere machen und überlegen, wo wir uns eine Baumburg bauen, die unser Geheimnis ist“, sagte Hordula. Ihre alte Baumburg hatten die drei wilden Jungs aus dem dritten Bauernhof zerstört. Mit denen wollten sie nichts zu tun haben, sie würden sich noch für diese Gemeinheit rächen. Schließlich hatten sie viele Tage an ihrer alten Baumburg gearbeitet. „Komm zu mir, wenn du meinen Pfiff hörst“, sagte Yako.

Helmfried stellte dem Seher seine Frau Garda und seine jüngere Schwester Nelda vor, die ohne Gefährten noch bei ihm auf dem Bauernhof lebte. Er war der einzige Bauer, der im Dorf Schmiedearbeit durchführen konnte. Er zeigte dem Seher sein Schmiedefeuer mit Amboss und verschiedenen Werkzeugen. Das war für das Dorf sehr wichtig, ein Schmied wurde immer gebraucht. Helmfried hatte als einziger im Dorf einen kleinen Vorrat an Metallen, welche bei den Römern eingetauscht worden waren gegen Schlachtvieh und Felle.

Die Grenze zum von den Römern besetzten Gebiet verlief in einer Entfernung von etwa zwei Tagesmärschen durch den dichten Buchenwald. Dort war ein Kastell mit einer Besatzung unter dem Befehl eines Centurios.

Anschließend gingen sie noch zum dritten Bauernhof, dazu überquerten sie den Schwarzbach auf Trittsteinen. Auf dem Hof des Bauers Bolgur hielt Yako jedoch Abstand, er mochte die dortigen Jungs nicht, was aber auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie beendeten ihren Rundgang und Yako kehrte mit dem Seher zum väterlichen Hof zurück, wo die Tagesarbeit auf ihn wartete.

Er pfiff seinem Freund und sie machten sich mit drei Schweinen sowie vier Schafen aus dem Besitz des Vaters auf den Weg in den Wald. Die Schafe wurden am Waldrand angebunden und weideten dort Gras und die Blätter des Buschwerks ab. Für die Schweine war ein Pferch aus kräftigen Kiefernstämmen vorbereitet, in den die Tiere hineingetrieben wurden. Unter den Eichen und Buchen, die in frischem Grün prangten, hatten sie bestimmt den Tag über zu fressen und zu wühlen. Das war die Zeit für die eigenen Pläne der beiden Burschen.

Doch so wie gedacht funktionierte es diesmal nicht, denn kaum hatten sie sich einen Platz für ihre Baumburg im dichten Unterholz ausgesucht, als sie vom Schweinepferch angerufen wurden. Es war Wandur der Seher, der sie rief: „Ich brauche eure Hilfe. Zu Ehren von Allvater Wotan und Donnergott Thor ebenso wie zum Schutz von uns allen, der bevorstehenden Aussaat und unseren Häusern werde ich hier einen Altar errichten, dazu brauche ich eure Hilfe.“

Natürlich waren die Jungen sofort bereit bei einer solch wichtigen Angelegenheit zu helfen. Als erstes wurden Steine gesammelt und zu einem kleinen Kreis am Waldrand unter einer mächtigen Eiche aufgeschichtet. Die nächste Arbeit war schwieriger und anstrengender, denn nun musste der Kreis mit Erde aufgefüllt werden. Dazu hatte Wandur zwei grobe Holzschaufeln und zwei Hacken als Werkzeug mitgebracht. Dann wurde die Oberfläche mit dünnen Eichenstämmen ausgelegt, die mit der Axt auf Länge geschlagen waren.

Dank des Fleißes der beiden Jungen und Wandurs tatkräftiger Hilfe war die Arbeit geschafft als die Sonne am höchsten Stand. Nun folgt die Krönung der Arbeit: Wandur hatte zwei Steine aus einem nahen Steinbruch ausgesucht, die als Opfersteine in der Mitte des Altars angeordnet wurden.

Zeit für das einfache, aber kräftige Mahl, welches Yakos Mutter dem Seher mitgegeben hatte.

Die Jungen kümmerten sich um ihre Haustiere und beobachteten dabei staunend den Seher, der am neu erbauten Altar Zwiesprache mit den Göttern hielt. Sie wussten, dass das Wohlwollen der Götter für ihr Dorf, die bevorstehende Aussaat und Ernte unverzichtbar war, gleichgültig ob dem allmächtigen Wotan, dem grimmigen Thor oder dem segensreichen Gott des Frühlings Baldur geopfert wurde. Die Ehrfurcht der beiden Jungen vor dem Seher wuchs noch als er ihnen die Bedeutung der Zeichen auf den Knochen erklärte, welche er bei seinen Handlungen benutzte.

„Das sind Zeichen aus der Sprache unseres Volkes, wir nennen sie Runen und die Zeichen sind die Namen der Götter, welche wir anrufen. Hier auf dem Knochen eines Hirsches steht der Name des Donnergottes Thor und wir bitten ihn uns und unsere Ernte vor Unwetter und Feinden zu verschonen. Und auf der Geweihstange steht Wotans Name, er ist unser Beschützer und der Herrscher im Reich der Götter.“ Wandur bemühte sich um eifrige Zwiesprache am Altar, wenn er allein dort war. Er war sich nie sicher, ob seine Segenswünsche für das Dorf auch bei den Göttern ankamen und ob seine Mühen ausreichend waren.

Die nächsten Tage nutzte Wandur, um mit Yako einen Ausflug zum Dorf Sanlot zu machen. Das Dorf lag einen knappen Tagesmarsch von Yakos Haus entfernt und war etwas größer als Schwarzfeld. Der Seher nutzte seinen Aufenthalt dort, um den Bewohnern ebenfalls den Segen der Götter nahe zu bringen. Dazu wurde am ersten Tag mit Hilfe der Einwohner ein Altar ähnlich wie in Schwarzfeld gebaut.

Am zweiten Tag wurde der Fischreichtum in dem Fluss, der an dem Dorf vorbeifloss, begutachtet. Die Bewohner ließen die beiden nicht ziehen ohne eine tüchtige Menge Fisch, die sie ihnen in einem Weidenkorb mitgaben. Am Abend des dritten Tages erreichten die beiden Wanderer wieder das heimatliche Dorf und hatten außer den Fischen auch noch zwei Zicklein von den Bewohnern erhalten, als Dank für die Segnung, die der Seher dem Dorf und den Bewohnern zugedacht hatte.

03 WANDUR BAUT EIN HAUS

Wandur gedachte diese willkommenen Gaben für die Begründung eines eigenen Hausstandes zu nutzen. Die Hälfte der Fische schenkte er Yakos Familie, für den Rest tauschte er von Helmfried eine eiserne Axt und zwei Messer ein. Die Bewohner von Schwarzfeld waren auch nicht kleinlich und hatten ihm zwei Schafe für die Errichtung des Altars und den Segen zugedacht. Er wollte nicht ewig die Gastfreundschaft von Rodulf nutzen. Dazu musste er ein Haus bauen, welches erst einmal einen bescheidenen Umfang haben würde.

Für den Hausbau hatte er ausreichend Hilfe, das ganze Dorf war nur zu gerne bereit, dem Seher zu helfen und ihn damit dauerhaft im Dorf zu behalten. Dennoch dauerte die Arbeit einige Wochen, denn Bäume fällen, Weidenrouten schneiden für die Ausfüllung der Gefache, Fundamentsteine legen, auf denen die Eckpfosten des Hauses errichtet werden konnten, das war keine kleine Arbeit. Aber endlich war es geschafft und die Dachbalken konnten aufgezogen werden. Das waren runde Eichenstämme, die besonders haltbar waren. Nachdem auch Sparren gesetzt waren, wurde das Dach mit Schilf gedeckt. Schilf wuchs in ausreichenden Mengen am nahen Schwarzbach.

Jetzt konnte Wandur an den Innenausbau gehen. Zunächst legte er im hinteren Bereich des Hauses aus Sandsteinen eine Feuerstelle an.

Langhaus mit Feuerstelle

Den vorderen Bereich teilte er auf für Ställe der Schafe und Ziegen, Rinder und Schweine. Im hinteren Bereich sollten die Wohn- und Schlafstellen der Bewohner liegen. Die Stallungen für Rinder und Schweine waren zwar noch leer, aber Wandur war guter Hoffnung, dass sich das bald ändern würde. Nun konnte es an den Einzug gehen. Alle Dorfbewohner kamen und jeder brachte eine kleine Gabe mit. Besonders freute sich Wanduhr über die drei Hühner und einen Hahn, welche Yako ihm im Namen seines Vaters übergab. Von den anderen Höfen erhielt er als wertvolles Geschenk Saatgut für die anstehende Aussaat. Eine besonders gute Nachricht kam von Helmfrieds Haus, denn dessen jüngere Schwester Nelda war bereit in seinen Hausstand einzutreten als seine Magd und Gefährtin, um die tägliche Arbeit mit ihm gemeinsam zu meistern. Sie schenkte ihm eine Streitaxt, welche sie von ihrem Bruder erhalten hatte. Sie fühlte sich schon lange nicht mehr wohl im Haus des Bruders und lebte in ständiger Spannung mit dessen Frau. Für die Axt wollte sie auf Helmfrieds Feld arbeiten, aber der sagte: „Du hast in meinem Haus genug gearbeitet, das ist kein Geschenk, sondern der verdiente Lohn.“

Wandur und Nelda ahnten freilich nicht welche Folgen dieser Entschluss Neldas noch haben sollte. Und nach der ersten gemeinsam im Haus verbrachten Nacht kaufte Wandur von Rodulf für römische Kupfermünzen ein Rind und schenkte es Nelda. Damit und mit Neldas Geschenk an ihn war die Verbindung geschlossen. Sie wurde ihm in der folgenden Zeit zu einer unentbehrlichen Gefährtin, sehr viel Arbeit in Haus und Hof wäre ohne sie unerledigt geblieben. Sie besorgte alles rund um die die Feuerstelle im Haus und versorgte Ziegen, Schafe und das Rind. Die Arbeit ging ihr leicht von der Hand, hatte sie doch mehrere Jahre erzwungen tun müssen, was ihr jetzt große Freude bereitete.

Sie bewunderte ihn ob seiner Nähe zu den Göttern und war dankbar, dass er sie in seinem Haus aufgenommen hatte. Er hingegen hing mit einer zärtlichen Liebe an ihr, wie ein Ehemann an seiner jungen tüchtigen Frau. Ganz bewusst wurde ihm sein Glück, wenn sie sich bei nachtkaltem Wetter auf dem Felllager nah an ihn schmiegte, schutzsuchend, liebevoll. In Abständen stand sie auf und schürte das Feuer, um es bei Sonnenaufgang nicht neu entfachen zu müssen. Das war eine wichtige Aufgabe, das Feuer sollte nicht ausgehen, ein Brand in dem Holzbau wäre jedoch eine Katastrophe für die Bewohner und das Vieh gewesen.

Besondere Freude bereiteten ihr die Hühner. Von Helmfrieds großem Hühnerhof erbat sie sich zusätzliche Eier und setzte eines ihrer Hühner als Glucke auf zehn Eier. Schon bald piepste und pickte kleines Hühnervolk im Schutz der Henne im Haus herum. Wandur zimmerte einen Käfig zum Schutz der Küken vor Hunden, Katzen und Raubvögeln.

Die nächsten Tage waren angefüllt mit anstrengender Arbeit. Ein Stück Acker musste urbar gemacht werden, um die Saat ausbringen zu können. Mit Rodulfs Hilfe gelang dies, da er Rinder als Zugtiere für den Pflug und die Beseitigung der kleineren Baumstümpfe zu Hilfe nahm. Auch die lichten Flächen am Waldrand wurden zur Aussaat genutzt. Wandur konnte wegen des Zeitpunktes für das Ausbringen der Saat den Bauern wertvolle Hilfe geben, da er sich mit dem Mondkalender auskannte, nach dem von alters her der richtige Zeitpunkt bestimmt wurde. Nelda füllte derweil die Fachwerke des Hauses mit Schilf und Lehm, um Wind und Nachtkälte abzuhalten. Wandur kaufte von Helmfried zwei Schafe, um seinen Viehbestand zu ergänzen. Sesterzen hatte er von früheren Tauschgeschäften mit den Römern.

04 DIE RÖMER

Sein Entschluss stand fest, er wollte auch von Schwarzfeld das römische Lager am Grenzwall besuchen. Seine kurze Zeit dort lag mehrere Jahre zurück, keiner würde ihn erkennen, außer Belgard und der würde schweigen. Er konnte seine Dienste als Dolmetscher bei den Tauschgeschäften mit den in Grenznähe lebenden Chatten anbieten. Das bei den Römern und ihren germanischen Hilfstruppen gesprochene einfache Latein hatte er bei früheren Kontakten mit den Grenztruppen erlernt, er konnte sich gut verständigen. Yako wollte er mitnehmen, um ihm eine noch fremde Welt zu zeigen. Zwischen den Chatten und den Römern bestand allerdings ein angespanntes, um nicht zu sagen ausgesprochen feindliches Verhältnis und er war nicht sicher, ob die Bauern ihm zustimmen würden.

Für die Dorfbewohner waren die Römer seit der Zeit ihrer Väter Grenznachbarn, Handelspartner und gleichzeitig Feinde. Gar zu oft hatten sie versucht weiter in das Land der Chatten vorzudringen und von den Bewohnern Steuern zu fordern. Aber bei Gefahr durch einen äußeren Feind waren die sonst zerstrittenen Chatten einig, traten den Römern unter der Führung gewählter Herzöge entgegen und vertrieben sie aus ihrem Waldland. Das führte dazu, dass die Römer als Grenzbefestigung den Limes bauten und sich weitgehend auf den Tauschhandel mit den Germanen beschränkten.

Als er Rodulf und Helmfried von seinem Plan erzählte, wollten ihm beide ein Teil von ihrem Vieh zum Tausch gegen Metalle, Krüge und Teller mitgeben.

Wachturm am Limes

Von der Idee Yako mitzunehmen war Rodulf nicht begeistert, denn es war schon vorgekommen, dass die Römer junge Germanen mit falschen Versprechungen gelockt hatten und dann in eine Kohorte für langjährigen Militärdienst gepresst hatten. Man einigte sich schließlich darauf, nicht nur Yako, sondern auch Hordula mitzunehmen, da Wandur Hilfe bei der Aufsicht über das Vieh brauchte. In das Römerlager selbst wollte Wandur dann allein gehen, die Jungs sollten sich im Wald verbergen.

Nun blieb noch die Frage, wie das eingetauschte Gut zurück transportiert werden konnte. Rodulf stellte schließlich zwei kräftige Hofhunde in Aussicht, die als Hütehunde dienten, denen aber auch Körbe umgeschnallt werden konnten zum Transport von Lasten. Die beiden Jungs waren begeistert von dem Plan, sie sahen sich schon als Männer, die Aufgaben für Hof und Familie übernehmen konnten. Geduld war angesagt, Wandur wollte das Abenteuer erst bei Neumond wagen, um Yako und Hordula unbemerkt an die Römergrenze führen zu können.

Aber es kam ganz anders.

05 DER ZAUBERWALD

Das kleine Dorf der Chatten war rings von Wald umgeben, die wenigen freien Flächen hatte man mühsam frei roden müssen. Wiesen und Felder ragten noch bis in die Randflächen des Waldes hinein, jede freie kleine Stelle wurde genutzt, um Saat auszubringen oder Vieh weiden zu lassen. Selbst in den Tälern im Chattenland ragte der Wald bis an die Flüsse heran. Es wuchsen weitgehend Buchen, Eichen und andere Laubbäume im Wald, an den Flüssen auch Weiden.

Schon immer hatte der Wald für die Chatten und besonders für die Bewohner von Schwarzfeld, etwas Geheimnisvolles, etwas Unerklärliches. Im Wald waren für alle Bewohner unseres kleinen Dorfes sowohl die Götter als auch Riesen, Zwerge, Gnome, Trolle und andere unheimliche Gestalten gegenwärtig. Es wurden allerlei Geschichten erzählt. So hatte zum Beispiel ein Beeren-und Pilzsammler ein wundersames Erlebnis. Er war im Wald von einem herabstürzenden Baum auf dem Boden festgeklemmt worden und konnte sich selbst nicht befreien. Auf seine Rufe nach Hilfe erschien ein kleiner bärtiger Geselle, welcher mit Bärenkräften den Baum anhob und wieder verschwand. Mühsam erreichte der Verunglückte sein Dorf und berichtete den Anwohnern von seinem Geschick. Lange Zeit danach wagte sich keiner mehr allein in den Wald, Frauen und Kinder verlangten immer Begleitung von Männern. Jeder im Dorf war fest davon überzeugt, dass dort im Wald Gnome lebten, aber auch Götter über das Geschick der Menschen wachten. Solche und andere Geschichten wurden gern am Herdfeuer in den Katen erzählt. Die Kinder, welche zuhörten hatten gruselige Gefühle und rückten näher an die Mutter oder größere Geschwister heran. Aber auch diese sahen sich verstohlen um, ob nicht in einem dunklen Winkel des Hauses sich ein Gnom oder sonst ein unheimlicher Geselle versteckt hatte.

Meister in dieser Art der Erzählungen war Helmfried der Schmied. Bei ihm traf man sich an den langen Winterabenden und er erzählte die schon bekannten Geschichten mit seinen eigenen Ergänzungen so spannend, dass es besonders den jüngeren Zuhörern kalt den Rücken herunterlief. So erzählte er zum Beispiel ergänzend zu obiger Geschichte, dass nach der Befreiung des Beerensammlers ein kleines gebeugt gehendes Weiblein erschien, den Gnom am Bart riss und rief: „Komm sofort nach Hause, lass das Menschenkind wo es ist.“ Als dieser nicht hörte, lud sie ihn sich auf den Rücken und beide verschwanden wie der Wind im Buschwerk. Diese Erzählungen steigerten noch das geheimnisvolle welches den Wald umgab.

Umso wichtiger war es, dass mit Wandur ein Seher im Dorf war und den Schutz der Götter für die Bewohner erflehen konnte. Aber woher hatte Wandur seine Fähigkeiten und seinen Zugang zu den Göttern? Barg seine Vergangenheit ein dunkles Geheimnis? Keiner im Dorf wusste es, keiner wollte es wirklich wissen, denn vor allen Dingen nutzte den Bewohnern des kleinen Walddorfes seine Gegenwart und seine Hilfe beim Zugang zu den Göttern und Schutz vor den Geistern.

An einem Sommertag mit Donner und Blitz kamen denn auch die Bewohner von Schwarzfeld zu seiner Kate und baten ihn ein besonderes Opfer für die Götter zu bringen, da Thor nur allzu deutlich durch das Unwetter seinen Zorn gezeigt hatte. Wandur nahm die Opfergaben, ein Zicklein und einen Hahn, entgegen und das ganze Dorf zog zum Altar am Waldrand. Ein Feuer wurde auf den Opfersteinen entzündet, die beiden kleinen Tiere getötet und das Blut über die Opfersteine in das Feuer verteilt. Wandur hob seine Opferknochen aus dem Fellbeutel zum Himmel, drehte sich nach allen vier Himmelsrichtungen und rief Gott Thor an und bat um gutes Wetter und Schutz für die Ernte und das Vieh.

Genauso wichtig war für die Dorfbewohner aber auch der Schutz Wotans für den Wald und ihre Wohnstätten. Die Zeit näherte sich, da verstärkt die Früchte der Buchen und Eichen, als auch Beeren wichtig wurden für die Ernährung der Menschen und das Vieh. Wandur reckte sein heiliges Geweihstück zum Himmel und flehte zu Wotan um seinen Schutz. Die Dorfbewohner verstanden nur wenig davon, denn er benutzte zum Teil ihm geläufige lateinische Worte und die Ehrfurcht vor ihm und seinen Fähigkeiten wuchs. Wie alle glaubte auch Wandur fest an die Macht der Götter und an die Wirksamkeit seiner Bitten. Und seine größte Bewunderin war Nelda, für sie war er ihr und des Dorfes unverzichtbarer Beschützer.

Mit der einbrechenden Dunkelheit, dem hell lodernden Feuer und Wandur vor dem Altar mit dem geheimnisvollen Wald im Hintergrund meinten die Dorfbewohner die Nähe der allmächtigen Götter, aber auch das bedrohliche Dasein der Waldgeister zu verspüren. Das Opfer war ihnen nicht leichtgefallen, sie lebten keinesfalls im Überfluss und mussten ihre Nahrung sorgsam einteilen. Doch durch ihren Glauben an die Macht der Götter wussten sie, dass ohne deren Schutz Not und Elend drohten.

06 DER ÜBERFALL

Für den nächsten Tag wurde eine Jagd vereinbart. Rehe waren von Beeren sammelnden Frauen am Waldrand gesehen worden und Wildschweine hatten das Gatter zu einem Feld durchbrochen und den Acker aufgewühlt. Zu früher Stunde, eben vor Sonnenaufgang, machten sich alle Männer und die Söhne der Bauern auf den Weg in den Wald. Man hatte beschlossen, Wild mit einer Treibjagd den Männern des Dorfes zu zutreiben, welche mit Speeren und Pfeil und Bogen an der vorher bestimmten Stelle auf Lauer lagen.

Alles klappte wie vorgesehen und als die Männer mit zwei Wildschweinen und einem erlegten Reh auf dem Weg zurück waren, kamen ihnen Frauen entgegen, die aufgeregt berichteten, dass Wandurs Hof überfallen worden war. Dort angekommen, mussten sie feststellen, dass Nelda verschwunden war, geraubt und entführt. Die zu Hause gebliebenen berichteten, dass eine Räuberbande von zwölf Männern Wandurs Haus, welches am nächsten zum Wald lag, überfallen hatte und schon kurz darauf wieder abgezogen war. Neldas Verschwinden hatte man nicht bemerkt.

Etwa eine Stunde später war Ermin, der Häuptling des benachbarten Hauptdorfes, mit seinen Männern erschienen, um die Räuber zu verfolgen. Diese hatten vorher sein Dorf überfallen und Häuser angezündet, Frauen und Kinder weggeschleppt. Er und seine Männer waren wie die Männer in Schwarzfeld nicht im Ort gewesen. Der Häuptling erklärte, dass es sich wohl um eine Bande Markomannen handeln müsste, die an der Grenze zu den Chatten lebten. Die Leute aus dem Hauptdorf hatten sich nicht lange aufgehalten, sondern die Verfolgung der Räuber fortgesetzt und grausame Rache geschworen.

Wandur war entsetzt über Neldas Verschwinden und wollte sofort die Verfolgung aufnehmen. Rodulf und die anderen Männer rieten bis zum Morgen abzuwarten, da die Dunkelheit schon einsetzte und wollten ihn dann begleiten. Bei den ersten Sonnenstrahlen brach Wandur mit Rodulf, Yako und Hordula auf. Er versprach sich von seiner kleinen Truppe größeren Erfolg, da man sich ungesehen und ungehört bewegen konnte. Die beiden Jungen hatte er mitgenommen, um sie an der Erfahrung eines Kampfes teilhaben zu lassen. Sie waren groß und kräftig und würden mit Sicherheit ihren Mann stehen beim aufeinander Treffen mit den Räubern. Die beiden Männer waren mit Pfeil und Bogen, ihren Kurzspeeren und Messern bewaffnet. Den Jungen hatte man Langspeere als Bewaffnung gegeben, was sich noch auszahlen sollte.

Schon nach kurzer Zeit hörten sie Geräusche einer Gruppe, die ihnen entgegenkam. Sie verbargen sich im dichten Busch, Yako und Hordula mit tüchtigem Herzklopfen, und erwarteten die Ankömmlinge. Es war der Clanhäuptling mit seinen Männern. Sie schleppten acht Gefangene mit sich und die geraubten Frauen und Kinder, die verängstigt auf Wandur und seine Männer sahen. Der Häuptling mustere sie misstrauisch und seine Männer umringten Wandurs kleine Gruppe und bedrohten sie mit ihren Speeren, dann erkannte er aber Rodulf und fragte „Wo wollt ihr hin, wer ist das?“ und deutete auf Wandur. „Das ist Wandur unser Anführer, ein Seher. Er wohnt erst seit kurzer Zeit in unserem Dorf“, sagte Rodulf.

Wandur trat vor und sagte: „Man hat meine Gefährtin aus Schwarzfeld entführt, aber ich sehe sie nicht bei den befreiten Frauen.“ „Wir haben alle Frauen und Kinder befreit, deine Gefährtin war nicht dabei“, sagte Ermin. Wandur berichtete ihm noch einmal was er von dem Überfall auf seinen Hof wusste, als einer von Ermins Männer sagte: „Wir haben auf dem Weg zurück Spuren gesehen, danach hat sich eine kleine Gruppe von drei oder vier Männern von dem Räubertrupp abgewendet und einen anderen Weg eingeschlagen. Möglich, dass diese deine Gefährtin mitgeschleppt haben.“

Wandur überlegte, ob er die Gefangenen befragen sollte, aber als er deren elende Gestalten sah, blutig geschlagen, misshandelt, spürte er, dass es wohl zwecklos wäre. Ermin bot an, ihm den Mann, der die Information über die Restgruppe der Räuber gemacht hatte als Führer mitzugeben: „Ich gebe euch Gerold als Führer mit, das wird die Verfolgung erleichtern.“ Dann schenkte er Wandur ein Schwert mit Gurt, welches sie von den Räubern erbeutet hatten, wünschte Erfolg und den Segen der Götter.

Mit Gerold an der Spitze machten sie sich wieder auf den Weg. Yako und Hordula sahen mit Grausen dem abziehenden Trupp mit dem Häuptling und den grausam behandelten Gefangenen nach. Wandur ging Neldas Geschick nicht aus dem Sinn. Hatte man sie gefoltert und misshandelt, lebte sie überhaupt noch? Er war fest entschlossen sie zu finden und zu befreien. Er sagte zu Gerold: „Ich werde nicht eher ruhen, bis ich Nelda gefunden habe.“ „Wir bleiben bei Dir und unterstützen Dich, wir werden Dich nicht im Stich lassen“, entgegnete Rodulf und die beiden Jungs stimmten ihm zu.

„Wir wissen von früheren Überfällen der Markos, dass sie ihre Gefangenen meist als Sklaven an die Slaven verkaufen, die an ihrer entfernten Grenze siedeln. Um den Wert der Entführten nicht herabzusetzen wird man sie nicht foltern oder misshandeln, da musst Du keine Sorge haben“, sagte Gerold. Der war trotzdem voller Zweifel und in großer Sorge. Gerold hatte den Schimpfnamen für ihre Feinde gebraucht, um zu zeigen, wie er sie verachtete und auch hasste.

Nach angestrengter Wanderung auf dem kaum erkennbaren Pfad hob der an der Spitze marschierende Gerold den Arm und deutete auf eine schmale Spur, welche vom Pfad in das dichte Unterholz führte. „Seid leise und duckt euch hinter die Büsche, hier ist die Stelle, wo sie sich von der Hauptgruppe getrennt haben. Sie werden Nelda wohl mitgeschleppt haben“, sagte er. „Dort im Wald kommen sie kaum voran, sie werden abgewartet haben, bis ihre Verfolger abziehen und dann auf diesen Pfad zurückkehren wollen.“ Er besprach sich leise mit Wandur und man beschloss hier die Dämmerung abzuwarten, dann dem Pfad zu folgen, zum Lagerplatz der Räuber.

Gerold schlich ein gutes Stück voraus, kam bei einbrechender Dämmerung zurück damit der Rest der Gruppen ihm folgte. Wandur, der ungeduldig darauf gewartet hatte, war sofort auf den Beinen und wollte eiligst voran, doch Gerold mahnte zur Ruhe und Vorsicht: „Das Lager der Markos kann in der Nähe sein. Vielleicht warten sie hier bis sich alle Aufregung um ihren Überfall wieder gelegt hat“, war seine Meinung. Er sollte recht behalten, schon nach einem weiteren Stück Weg kam er wieder zurück zu den Männern aus Schwarzfeld und schickte sie zur Seite in die dichten Büsche. Er selbst ging mit Wandur voraus. Sie ließen ihre Proviantbeutel und Waffen, die sie behinderten, zurück und schlichen gebückt durch das dichte Unterholz.

Schon nach kurzer Zeit entdeckten sie das Lager. Die Markos hatten ein Feuer angezündet und durch den Geruch des Rauches war Gerold auf das Lager aufmerksam geworden. Er hielt Wandur zurück, der näher heranreichen wollte, um etwas von Nelda zu sehen. Sie beobachteten vier Männer, die um das Feuer saßen, von Nelda keine Spur. Sie schlichen zurück und beschlossen bei Einbruch der Dunkelheit die Räuber zu überwältigen. Wandur teilte Rodulf, Yako und Hordula ihren Plan mit und gab den beiden Jungen noch ganz besondere Anweisung für den Angriff auf das Lager.

Bei Dunkelheit schlichen sie gemeinsam auf das Lager zu. Nur schwaches Mondlicht erhellte den nachdunkeln Wald. Die Markos hatte sich auf ihre Schlafplätze gelegt, nur einer saß an einen Baum gelehnt und war offenbar als Wächter bestimmt. Auf ein Zeichen von Gerold schoss Wandur einen Pfeil auf ihn ab, der seinen Hals durchbohrte. Der Marko konnte nur noch einen gurgelnden laut von sich geben, dann sackte er zusammen. Gleichzeitig sprangen Yako und Hordula auf und richteten ihre Langspeere auf die Leiber zweier Markos, welche aufstehen wollten, geweckt von einem verdächtigen Geräusch. Als sie die Spitzen der Speere an ihren schutzlosen Leibern spürten, ließen sie sich aber wieder auf den Rücken fallen und rührten sich nicht.