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Die Tour de France führt durch das idyllische provenzalische Städtchen Correns. Mitten im Gedränge des Hauptfelds kippt ein Fahrer von seiner Rennmaschine und verursacht einen Massensturz. Das Loch in seinem Rücken stammt von der Kugel aus einem Jagdgewehr. Im Tumult verschwindet aus der Menge der Schaulustigen ein Kind. Kidnapping und ein heimtückischer Mord am gleichen Tag – kann das Zufall sein? Commissaire Papparin gerät ins Schwitzen. Nicht nur wegen der provenzalischen Hitze: Mit der Dopingmafia ist nicht zu Spaßen ist. Die verzweifelte Mutter des verschwundenen Kindes ist die überaus attraktive und von ihm verehrte Schauspielern Nicole de Laterre.
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Seitenzahl: 518
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IGNAZ HOLD
MORDTOUR
Buch
Die Tour de France führt durch das idyllische provenzalische Städtchen Correns. Da geschieht ein Mord – mitten im Gedränge des Hauptfelds kippt ein Fahrer von seiner Rennmaschine und verursacht einen Massensturz. Mit einem Jagdgewehr erschossen, wie die polizeiliche Untersuchung später ergibt. Die Polizei vermutet einen Racheakt aus der Dopingszene.
Commissaire Papperin kämpft gegen die Doping-Mafia, muss aber zu seiner Bestürzung feststellen, dass alles nur inszeniert wurde – zur Ablenkung von einem erschütternden Kidnapping. Der kleine Dominic de Laterre, Sohn der von Papperin verehrten Schauspielerin Nicole de Laterre wurde entführt – mitten aus der Menge der Schaulustigen bei der Tour de France.
Autor
Ignaz Hold, reiselustiger Wissenschaftler, hat seit 25Jahren in der Provence eine zweite Heimat gefunden und kennt diesen Fleck Europas wie seine Westentasche. Er erholt sich, wann immer sein Beruf es ihm erlaubt, vom Stress des Universitätsalltags in seinem Haus in der Haute Provence. Dorthin, in die ländliche Idylle eines provenzalischen Dorfes, zieht er sich zurück um zu schreiben. Neben nüchternen Fachbüchern entstehen dort seine Provencekrimis, in denen er den ganzen provenzalischen Mikrokosmos mit all seinen Problemen, Charakteren und landschaftlichen Reizen einfängt und in spannende Krimis einfließen lässt.
Ignaz Hold
MORDTOUR
Commissaire Papperins zweiter Fall
Verlag ambiente-krimis, Westerham und München
www.ambiente-krimis.de
zweite, überarbeitete Auflage
ISBN 978-3-9815613-2-6
Copyright © 2014 by Ignaz Hold
Alle Rechte vorbehalten
eBook-Konvertierung: CPI books GmbH, Leck
Umschlagfoto: Ignaz Hold
Umschlaggestaltung: Andreas Antretter
Ein Verbrechen wird geplant
Anfang Mai
Es war schummrig im halbleeren Lokal. Nur die Mitte des Raumes wurde von einer Spotleuchte grell angestrahlt. Auf einer mit rotem Velours ausgelegten runden Empore drehte sich ein Mädchen zu Serge Gainsbourgs Chanson Je t’aime langsam um die Chromstange. Sie war noch keine zwanzig Jahre alt und hatte eine glatte bronzefarbene Haut. Sie hatte fast nichts an. Gelangweilt schob sie mit dem Zeigefinger ihren Minislip ein paar Zentimeter nach unten.
Die beiden Männer in der halbrunden Loge nahmen von ihr keine Notiz. Trotz des allgemeinen Rauchverbots umwaberte dichter Zigarettenrauch die beiden. Ganz offensichtlich hatte der Besitzer des Stripteaselokals keine Angst vor Kontrollen. Vielleicht hatte er auch einen Deal mit der Polizei gemacht – gegen Bares keine Kontrollen. Hier im Hafenbezirk von Marseille war das keine Seltenheit.
„Und wenn es nicht klappt?“, wandte der größere und jüngere der beiden ein und zog an seiner Zigarette. „Dann erwischen die nur mich und lochen mich ein. Und du – du bist fein heraus. Das Risiko ist mir zu groß!“ Ostentativ wandte er sich ab und schaute der jungen Stripperin zu.
Sein Gegenüber taxierte ihn abschätzend: Sportlich, muskulös, durchaus gut aussehend, vielleicht ein bisschen wild und ungepflegt. Der Typ, auf den bestimmte Frauen flogen. Loucas hatte er gesagt, heiße er. Doch das war sicher nicht sein richtiger Name. Aber das war egal. Nicht allzu intelligent, aber zuverlässig. Und skrupellos – so zumindest hatte man ihn beschrieben, als er sich in der Szene nach einem geeigneten Helfer umgehört hatte. Beides war für seinen Plan wichtig: Jemand, der bedenkenlos die Arbeit machte, aber dann problemlos auszubooten war.
„Ich sehe kein Risiko. Du machst das aus dem Hinterhalt, unerkannt. Ich nehme ihn, bring ihn zum Auto, und du haust mit ihm ab. Wohin sage ich dir später.“
„Wann?“
„In sechs Wochen, am 7.Juli.“
„Wann ich den Zaster kriege.“
„Zwei Riesen sofort, ein Viertel in sechs Wochen. Und den Rest, wenn ich ihn übernehme.“
„Wo?“
„Details erst, wenn du zugesagt hast.“
„Um wen es geht, sagst du auch nicht?“
„Am 7.“
Nach wie vor reglos stierte der Loucas Genannte auf die Stripstange mit dem Mädchen.
„Für das Geld macht dir niemand den Job. Das Doppelte!“
„Du spinnst.“
„Dann eben nicht!“ Er leerte sein Bierglas, stand auf, blieb aber abwartend stehen.
Es entstand eine Pause, ausgefüllt von Jane Birkins gestöhntem Je t’aime.
„Also gut – das Doppelte!“
* * *
Der Landcruiser ackerte mühsam über den Schotterweg. Der glich eher einem steinigen Bachbett als einem Fahrweg. Die schon tief stehende Sonne blendete Fahrer und Beifahrer. Es war einsam hier oben. Weit und breit kein Dorf, kein Haus, nur von Felsen durchsetzte Bergwiesen, zahllose Büsche und Sträucher, meist Heckenrosen mit rot leuchtenden Hagebutten. Dazwischen immer wieder Pinienhaine, die wie große grüne Igel in der Landschaft standen.
„Beschissen hier! Wenn du schnell abhauen musst – Pech gehabt. Geht das noch lange so?“, fragte Loucas, der auf dem Beifahrersitz saß, und klammerte sich an die Haltegriffe im Geländewagen. Der Fahrer antwortete nicht, weil er sich darauf konzentrierte, einem größeren Felsbrocken auszuweichen.
„He! Ich hab dich was gefragt!“
„Noch etwa 500 Meter, dort in den Pinien ist es.“ Der Fahrer verließ den Weg, umkurvte ein riesiges Hagebuttengestrüpp und lenkte den holpernden Wagen zu einer dichten Gruppe Bergpinien. Erst ganz kurz davor sah Loucas ein halb verfallenes Haus, eine alte, aus rohen Kalksteinen errichtete bergerie, die sich an einen großen Felsbrocken schmiegte. Früher einmal, als hier noch Schaf- und Ziegenherden weideten, war sie ein Refugium für die Hirten. Hier wurden die Schafe geschoren und der berühmte chèvre, der regionale Ziegenkäse hergestellt. Aber das waren längst vergangene Zeiten. Heute mieden die Hirten die kargen alpes de haute Provence und weideten ihre Herden weiter im Süden, wo das Land nicht so zerklüftet und unwirtlich war. Und der Käse wurde nicht mehr in mühsamer Handarbeit in den Bergerien, sondern durchrationalisiert in fabrikähnlichen großen Bauernhöfen produziert.
„Hier bleibst du mit ihm, bis sich die Aufregung etwas gelegt hat und die Straßensperren wieder weg sind“, unterbrach der Ältere das Schweigen. „Ich weiß nicht, für wie lange. Ein paar Tage bestimmt. Dann komme ich und übernehme.“
„Und bringst den Rest des Geldes mit!“, forderte Loucas.
Eine aus rohen Eichenbrettern gezimmerte Tür verwehrte den Zugang zum Haus. Ein neues Sicherheitsschloss blinkte in der Abendsonne. Der Fahrer sperrte auf.
„Aber klar doch. Komm rein, jetzt besprechen wir die Einzelheiten und wenn es dunkel ist, bringe ich dich zurück nach Marseille.“
* * *
Es war schon fast Mitternacht, als der Landcruiser vor der Brasserie Vieux Port im Zentrum von Marseille anhielt.
Loucas stieg nach der langen Fahrt im ungemütlichen Geländewagen mit steifen Knochen aus. Er streckte sich, beugte sich dann nochmals ins Wageninnere:
„Also, dann erkunde ich in den nächsten Wochen die Lage und das Gelände.“
„Aber unauffällig! Und lass die Finger von der Frau!“
Jean-Luc Papperin lernt eine schöne Frau kennen
Mitte Mai
„Mesdames et messieurs, jetzt kommen wir zum Höhepunkt des Tages, was sage ich, der gesamten diesjährigen Landwirtschaftsmesse: Der Verleihung der Preise – Gold, Silber und Bronze – für die besten Produkte der regionalen Olivenölproduzenten.“
Die Lautsprecher in der kommunalen Allzweckhalle von Brignoles dröhnten auf die dicht gedrängten Zuschauer herab. Vorne, am hell erleuchteten Rednerpult wischte sich der Präfekt des départements Var Schweißtropfen von der Stirne. Dann blickte er neben sich auf den langen, festlich geschmückten Tisch, an dem rund ein Dutzend ältere Männer in dunklen Anzügen saßen.
„Die für die Auswahl der Preisträger verantwortliche Jury unter dem Vorsitz des président de la confrèrie des oleiculteurs de France setzt sich aus den führenden Kapazitäten der Republik zusammen, und zwar: Monsieur …“. Jetzt zählte er eine Reihe von Namen auf. Die Genannten erhoben sich und verbeugten sich hoheitsvoll unter dem überwältigenden Applaus des etwa tausendköpfigen Auditoriums.
„Für die Überreichung der Preise“, fuhr der Redner fort, „darf ich etwas ganz Besonderes ankündigen: Eine weit über die Grenzen der Republik hinaus berühmte und beliebte Filmdiva ist eigens aus Paris angereist, um diesem Festakt besonderen Glanz zu verleihen. Begrüßen Sie mit mir unseren strahlenden Stern am Medienhimmel“ – es folgte eine rhetorische Kunstpause – „Madame Nicole de Laterre!“
Die ländlich-pompöse Inszenierung erreichte ihren Höhepunkt. Die bunt uniformierten Mädchen der Tanztruppe Les Mousquetaires du Val warfen ihre Beine in die Höhe und schwenkten ihre mit Federboas geschmückten Arme, begleitet vom Can Can der Kapelle der örtlichen Feuerwehr, der sapeurs-pompiers von Brignoles. Aller Augen richteten sich auf den Eingang zur Bühne, der von einem kunstvoll aus Ölbaumzweigen geflochtenen Schleier verhangen war. Jetzt teilte sich der silbriggrüne Blättervorhang und unter lautem Fanfarengeschmetter stieg eine schlanke junge Frau in einem bodenlangen weißen Satinkleid die Stufen zur Bühne herab.
* * *
Die ersten zehn Reihen waren für die Olivenbauern und die Ölmühlenbetreiber reserviert. Hier saß Jean-Luc Papperin mit seiner Mutter Odile. Gerüchten zufolge sollte die AncienMoulin à Huile F. Papperin in Cabanosque dieses Jahr mit einer Medaille auf der foire agricole, der Landwirtschaftsmesse in Brignoles, ausgezeichnet werden. Die Ölmühle wurde von der Familie Papperin bereits in der vierten Generation betrieben und jetzt von Jean-Lucs Mutter geführt.
Die forsche Musik dröhnte in Jean-Lucs Kopf, währenddessen schweiften seine Gedanken in die Vergangenheit ab. Er schloss die Augen und sah vor sich, wie er als kleiner Junge seinem Vater beim Abfüllen des frisch gepressten Öls half. Damals hatten sie noch keine Plastikkanister verwendet. Alles war aus Blech, teilweise hatten sie auch schon große, silbern glänzende Edelstahlbehälter. In einer Ecke des einzigen Raumes, in dem sich das ganze Geschehen abspielte – Ölmühle, Presse, Öltanks und Verkaufstheke – waren noch die alten Tongefäße ausgestellt, in denen früher das Öl gelagert wurde. Damals zu Zeiten seiner Vorfahren. Aus dieser Zeit stammte auch das F. im Firmennamen. Es stand für Frédéric, den Vornamen seines Großvaters. Nach dessen Geburt im Jahr 1919 hatten Jean-Lucs Urgroßeltern ihn nach dem großen Provencedichter Frédéric Mistral genannt, der damals erst vor kurzem verstorben war. Er wurde und wird in der Provence verehrt, nicht nur, weil er die provenzalische Sprache für die Literatur wiederentdeckt hatte, sondern auch, weil er ein unermüdlicher Verfechter der kulturellen Unabhängigkeit der Provence gegenüber dem zentralistischen Frankreich war. Vor allem letzteres hatte Jean-Lucs heimatverbundenen Urgroßvater stark imponiert und war wohl der Grund für den Taufnamen – Frédéric – seines einzigen Sohnes. Jean-Luc, der seinen Großvater – papy Frédéric hatte er ihn genannt – noch gut in Erinnerung hatte, hörte in seinem inneren Ohr wieder die Stimme seines Opas. Ungezählte Male hatte ihm der alte Mann voller Stolz erzählt, wie sein Vater 1912 den verehrten Dichter zufällig getroffen, ihn angesprochen, und wie dieser ihm die Hand geschüttelt hatte. Sein Großvater hatte das mit so viel Inbrunst berichtet, dass man glauben konnte, er selbst, der damals ja noch gar nicht geboren war, und nicht sein Vater habe, diese Begegnung erlebt. Das große Ölbild des Dichters Mistral hing auch jetzt noch in der Mühle. Nicht mehr in der alten Scheune, sondern im neuen hochmodern eingerichteten Verkaufsraum.
Was hatte es ihn – Jean-Luc – für Mühen gekostet, seine Mutter davon zu überzeugen, das Geschäft zu vergrößern, den damals nicht genutzten Gebäudeflügel in der bastide, dem riesigen Landhaus, umzubauen, neue Produktionsanlagen anzuschaffen und von der Scheune in die neuen Räume umzuziehen. Die alten Geräte erfüllten nur noch museale, dekorative Zwecke und verliehen der ansonsten rational-kühl wirkenden Ausstattung ein rustikales und nostalgisches Flair. All das hatte er – damals schon commissaire der police judiciaire in Paris – von dort aus organisiert.
Lautes Klatschen riss Jean-Luc aus seinen Erinnerungen. Er sah seine Mutter sich erheben und zögernd zum Podium gehen. Die Traumfrau im weißen Seidenkleid ging auf sie zu. In ihrer Hand glänzte und blitzte eine Goldmedaille im grellen Scheinwerferlicht. Während der Präsident der Jury anhob „Meine liebe Odile Papperin, wieder einmal haben Sie …“. Die Worte drangen nicht bis in den Kopf von Jean-Luc. Er hörte nichts mehr, sah nur die Frau. Er stierte auf sie, wie sie seiner Mutter die Medaille an einem roten Band um den Hals hängte und sie küsste – auf die linke und auf die rechte Wange. Sie war unglaublich schön.
* * *
An einem der hohen Partytische unterhielt sich Odile Papperin mit dem Präfekten und der Schauspielerin.
„Darf ich Ihnen meinen Sohn Jean-Luc vorstellen?“
Sie zog ihren Sohn, der mit seinem leeren Glas vorbeiging und der Champagnertheke zustrebte, an ihren Tisch.
„Jean-Luc ist eine große Stütze für mich. Ohne ihn wäre unser Erfolg heute nicht möglich gewesen. Er war es, der mich überzeugt hat, unseren Maschinenpark zu modernisieren, und überhaupt hilft er mir, wo es geht, bei der Arbeit, in der Ölbaumplantage genauso wie bei der Bewältigung der Bürokratie.“
Es folgten die üblichen Floskeln „… enchanté … sehr erfreut …“.
Papperin fühlte sich sichtlich unwohl in der für ihn ungewohnten Umgebung. Allein schon der unbequeme dunkle Anzug und die Krawatte störten ihn, die anzuziehen ihn seine Mutter überredet hatte. Er kleidete sich lieber salopp und lässig, mit Jeans, sportlichem Hemd und Pulli oder modischem Jackett. Nicht dass er schlampig aussehen wollte. Nein er legte durchaus Wert auf elegante Markenkleidung. Eine besondere Vorliebe hatte er für die Kreationen eines namhaften, aus Südfrankreich stammenden Modeschöpfers.
Odile fuhr mit der Lobrede auf ihren Sohn fort.
„Er macht das alles in seiner Freizeit. Hauptberuflich ist er Kommissar der police judiciaire, der Kriminalpolizei in Aix.“
„Wie interessant!“ Die Traumfrau blickte ihm tief in die Augen.
„Madame de Laterre wohnt ganz in unserer Nähe“, wandte sich Odile an ihren Sohn. „Sie hat sich vor kurzem bei Montfort ein kleines Schlösschen gekauft.“
Der Filmstar wandte die Augen nicht von commissaire Papperin.
„Attraktiver Mann, wie alt er wohl ist? Dreißig? Fünfunddreißig? Groß, klassisches Profil mit wolligen schwarzen Kraushaaren.“ Laut sagte sie:
„Das interessiert mich wirklich. Ich habe so meine Erfahrungen mit der Polizei. Kommen Sie, erzählen Sie, wie es hier auf dem Lande …“
Papperin hatte keine Lust, sich in solch belangloses Geplauder einzulassen. Er hatte genug um die Ohren – beruflich wie privat. Da war der Streit mit Nia, seiner noch in Paris wohnenden Lebensgefährtin. Und das schwelende Verhältnis zu seiner Mitarbeiterin Jeannine – sie hatte sich in ihren Chef verliebt und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Missmutig sah er den Filmstar an. Das fehlte gerade noch, dass ihn diese Diva um den Finger wickelte, die ihn aber – wie er sich eingestehen musste – doch sehr beeindruckte.
„Hab keine Lust“, wollte er gerade unwirsch antworten.
„Die Preisträger werden gebeten zum Fototermin vor die Festhalle zu kommen“, dröhnte die grelle Lautsprecherstimme und verhinderte die sich anbahnende Missstimmung.
„Komm Jean-Luc, du musst auch mit auf das Foto!“, zog ihn seine Mutter fort. Dann wandte sie sich an den Filmstar:
„Wissen Sie was? Kommen Sie doch einfach mal bei uns vorbei, zum Aperitif? Wir würden uns sehr freuen, nicht wahr Jean-Luc? Ja? Wie wäre es morgen um fünf Uhr? Gut! Wir sind leicht zu finden: Ancien moulin à huile Frédéric Papperin in Cabanosque. Nicht weit von Montfort. Au revoir, bis morgen!“
Mit diesen Worten zog sie Jean Luc hinter sich her zum Ausgang der Festhalle. Ganz offensichtlich hatte sie die ablehnende Miene ihres Sohnes nicht zur Kenntnis genommen.
* * *
„Danke, dass Sie mich hergebracht haben. Und fahren sie vorsichtig nach Aix. Es sind so viele Sonntagsfahrer unterwegs.“ Mit einer lässigen Handbewegung verabschiedete Nicole ihren Bodyguard. „Macho!“, dachte sie und zog ihre Stirn missbilligend kraus, als er den Porsche mit Vollgas so beschleunigte, dass die Steine der gekiesten Auffahrt durch die Luft geschleudert wurden. Dann wandte sie sich dem Haus zu, aus dem ihr die Hausherrin mit ausgestreckten Armen schon entgegeneilte.
„Herzlich willkommen! Welch große Ehre für unsere Ölmühle, Madame de Laterre! Kommen Sie, kommen Sie bitte, im Innenhof ist schon alles vorbereitet. Welche Freude, Sie hier begrüßen zu dürfen!“
Odile Papperin überschlug sich fast vor Freundlichkeit. Sie freute sich wirklich sehr, aber ihr Verhalten war auch nicht ganz uneigennützig. Denn der Besuch dieses Filmstars war besser als jede kostspielige Werbekampagne für ihre Ölmühle. Und sie – Odile Papperin – würde schon dafür sorgen, dass der Var Matin und vielleicht auch La Provence in einer ihrer nächsten Ausgaben ausführlich von diesem Besuch berichteten.
Sie fasste die Diva vertraulich am Arm und führte sie durch den großen altmodischen Salon in den Hof. Auf einem Steintisch unter der riesigen, kühlen Schatten spendenden Platane war alles für den Aperitif vorbereitet – im Sektkühler zwei Flaschen, ein Champagner und ein Rosé aus einem bekannten Weingut, Schalen mit verschiedenen Oliven, Croutons bestrichen mit Tapenade und Anchoiade und eine Fougasse, das für die Region typische Olivenbrot, gefüllt mit Tomaten, Zwiebeln und Chorizo, bereits in mundgerechte Häppchen geschnitten.
Alphonse, einziger Festangestellter der Ölmühle und rechte Hand von Odile Papperin, bediente die beiden ungleichen Frauen, während sich langsam ein Smalltalk entwickelte.
„Eigentlich wollte mein Sohn – Jean-Luc, sie haben ihn ja schon kennengelernt – längst hier sein. Ich vermute, es ist ihm etwas dazwischen gekommen.“ Sie bemerkte die enttäuschte Miene ihres Gastes und meinte tröstend: „Aber er kommt sicher noch. Er ist nämlich leitender Kommissar der police judiciaire in Aix und unheimlich beschäftigt. Sie glauben gar nicht, wie viel Verbrechen es hier gibt. Aber greifen Sie doch bitte zu, es muss alles aufgegessen werden.“
„Merci, mehr darf ich nicht.“
„Sie müssen auf Ihre Linie achten. Verstehe, dicker dürfen Sie nicht werden – bei Ihrem Beruf!“, kam die nicht ganz taktvolle Antwort von Odile. Nach einer längeren peinlichen Pause: „Oh, da ist er ja doch!“
Sichtlich müde und erschöpft kam Jean-Luc Papperin aus dem Haus in den Hof.
„Maman, ich brauche etwas zu trinken.“ Der vom Stress des Berufsalltags gezeichnete Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch weiter, als er Odiles Besuch erblickte. „Nicht mal zuhause hat man Ruhe“, dachte er, gab sich aber dann einen Ruck. „Meiner maman zuliebe“, sagte er sich und wandte sich freundlich an den Gast.
„Madame de Laterre, ich hatte ganz vergessen, dass Sie heute zum Aperitif bei meiner Mutter sind. Endlich ein Lichtblick an diesem sonst so düsteren Tag“, überspielte er Odile zuliebe seine schlechte Laune. Er hielt dem Filmstar die Hand zur Begrüßung hin, zögerte etwas, als sie ihm stattdessen ihr Gesicht für die üblichen Begrüßungsküsschen zuwandte. Er wollte es beim Händedruck belassen, aber sie fasste ihn an beiden Schultern und küsste ihn rechts und links auf die Wange. Sie duftete verführerisch und ihre Haut war seidenzart. Trotzdem, das änderte nichts an seiner griesgrämigen Laune. Abwehrend machte er einen Schritt rückwärts.
Odile Papperin, die nichts von alledem bemerkt zu haben schien, setzte die Konversation unbekümmert fort:
„Neulich bei der Preisverleihung haben Sie eine geheimnisvolle Bemerkung fallen lassen, sie hätten so Ihre Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Das klang irgendwie negativ. Was hat ihnen die Polizei getan und wo war das? Welche Polizei – hoffentlich nicht deine Kollegen, Jean-Luc!“ Und zu ihrem Gast gewandt, mit erklärender Miene: „Die police judiciaire“.
„Doch schon, in Paris.“ Nicole de Laterre griff die Chance dankbar auf, den gut aussehenden Polizisten wieder für sich zu interessieren. Der Mann, der ihr gegenüberstand, war viel zu interessant und attraktiv, um ihn einfach links liegen zu lassen. Andererseits – er schien nichts von ihr zu wollen. Sie blickte ihn mit gespielter Zurückhaltung an:
„Ich glaube nicht, dass sie das interessiert? Es ist zu lange her. Mit der alten Geschichte sollten wir unsere Zeit nicht vergeuden. Es ist hoffentlich Vergangenheit. Reden wir von etwas Angenehmerem.“
Odile unterbrach sie: „Aber nein, das interessiert uns sehr, nicht wahr? Sag doch auch was, Jean-Luc!“
„Sie sagten ‚hoffentlich’“, ließ sich der Angesprochene widerwillig in das Gespräch einbinden. „Also doch nicht ganz Vergangenheit?“
Odile, begierig etwas über die Schauspielerin zu erfahren, das sie ihren Freundinnen im Dorf weiter erzählen konnte, brüstete sich: „Jean-Luc kennt seine früheren Pariser Kollegen noch gut, er ist mit ihnen ständig in Kontakt. Wenn Sie denken, dass er Ihnen irgendwie behilflich sein kann, dann erzählen Sie.“
Nun erfuhren Odile und commissaire Papperin vom Beziehungsdrama der Schauspielerin Nicole de Laterre, mit ihrem seit gut einem Jahr von ihr geschiedenen Mann Juan Manuel Detejo, einem spanischen Formel-1-Rennfahrer, und deren gemeinsamen Sohn Dominic. Nach der Scheidung hatte ihr Ex-Mann gerichtlich versucht, ihr das Sorgerecht für ihren Sohn Domi zu nehmen. Seine Anwälte hatten als Begründung vorgebracht, die Mutter habe wegen ihrer zahlreichen Filmverpflichtungen und ihrer nicht minder zahlreichen Liebhaber keine Zeit, sich um den Sohn zu kümmern. Obwohl alle Gründe belegt und bewiesen wurden, hatte das Gericht doch der Mutter das alleinige Sorgerecht zugesprochen. Ihre Anwälte hatten das Gericht überzeugt, dass Frau de Laterre trotz dieser Anschuldigungen stets ein inniges Verhältnis zu ihrem Sohn gehabt habe und immer noch habe, und dass der Vorwurf der internationalen Verpflichtungen bei der bekannten Rastlosigkeit und Unstetigkeit des Formel-1-Zirkus in weitaus stärkerem Maße auf den Kläger, Herrn Detejo, zutreffe. Von seinen ungezählten und von der Boulevardpresse genüsslich verbreiteten Frauengeschichten ganz zu schweigen. Ausschlaggebend sei dann aber gewesen, dass der damals vierjährige Sohn Dominic bei der behutsam geführten Befragung durch gerichtlich bestellte psychologische Gutachter eindeutig erkennen ließ, dass er lieber ganz bei seiner Mutter bleiben wolle.
„Das ist doch alles bestens ausgegangen. Wieso haben Sie dann etwas gegen die Polizei?“, warf Odile Papperin ein.
Die Geschichte war allerdings noch nicht zu Ende. Nachdem Juan Manuel Detejo auch beim Berufungsgericht unterlegen war, hatte er noch im Gerichtssaal einen Tobsuchtsanfall bekommen und begonnen, die Zeugen zu verprügeln und das Inventar zu demolieren, was ihm eine beträchtliche Geldstrafe eingebracht hatte. Als er von den Gerichtsdienern aus dem Saal geführt wurde, hatte er sich noch mal umgedreht und seine Exfrau hasserfüllt angeschrien: „Und ich hol mir den Domi – mit allen Mitteln. Das kannst du nicht verhindern.“
„Ja und dann ging das Drama erst richtig los“, fuhr Frau de Laterre fort. „Mein Ex hat ihn auf Schritt und Tritt verfolgt. Ich hatte Domi vormittags in einem an sich gut gesicherten privaten Kindergarten in Paris untergebracht. Ich konnte und wollte ihn ja nicht wegsperren. Er sollte mit Gleichaltrigen spielen können. Sein Vater hatte mehrmals versucht, in den Kindergarten einzudringen – Gott sei Dank ohne Erfolg. Dafür hat er Domi dann mehrere Tage lang vor dem Tor abgepasst und wollte ihn überreden, in sein Auto zu steigen. Das hat unser Kindermädchen verhindern können. Meine Bitte um Polizeischutz für Domi wurde aber von der Gendarmerie mehrmals abgelehnt. Schließlich hat er es doch einmal geschafft, meinen Sohn ins Auto zu zerren. Jetzt endlich hat die Polizei reagiert – aber die sind natürlich zu spät gekommen. Nur durch einen Glücksfall ist man beim Einchecken im Flughafen Charles de Gaulle auf die beiden aufmerksam geworden, weil Domi sich laut weinend geweigert hatte, mit seinem Vater durch die Passkontrolle zu gehen.“
„Dann haben sie Ihren Mann doch gefasst und wegen Kindesentführung angeklagt. Und jetzt sitzt er, oder?“, fragte Papperin, der der Erzählung mit wachsendem Interesse zugehört hatte.
„Was denken Sie! Nein, Juan konnte sich als Vater von Domi ausweisen. Zum Glück haben sie mich informiert. Als ich dort ankam war mein Ex verschwunden. Die beiden Passbeamten dort haben den Ernst der Lage nicht begriffen. Man hat mir Domi übergeben. Auf meinen Wunsch, Anzeige wegen Entführung zu erstatten meinten sie, solche Familiengeschichten würden sie öfters erleben. Ich solle das nicht so ernst nehmen, morgen sei wieder alles gut, mein Mann käme sicher wieder zu mir zurück. Es war nichts zu machen. Sie wollten nicht einmal Rückfrage bei der police nationale in Paris nehmen.“
„Unfassbar!“, murmelte Papperin.
„Später, in Paris haben Ihre Kollegen vom Quai des Orfèvres das doch etwas ernster genommen und den Polizeischutz verstärkt. Anklage wurde allerdings nicht erhoben. Seitdem ist nichts mehr passiert. Juan-Manuel fährt wieder Rennen überall auf der Welt und hat uns bisher in Ruhe gelassen. Zur Sicherheit habe ich unsere Wohnung in Paris aufgegeben, bin mit Domi hierher aufs Land gezogen und habe einen privaten Bodyguard engagiert. Außerdem wohnt Gian-Carlo, mein neuer Lebensgefährte bei uns. Seitdem ist der Polizeischutz für Domi aufgehoben. Und ich habe für dieses Jahr alle Termine abgesagt, weil ich mich ganz meinem Sohn widmen will.“
„Recht so!“, pflichtete ihr Odile bei. „Eine Mutter gehört zu ihrem Sohn. Hier bei uns sind Sie sicher. Es fällt sofort auf, wenn sich Fremde hier herumtreiben.“
* * *
„Madame Papperin, das war eine ganz reizende Einladung, aber ich muss jetzt leider zurück zu Domi. Ich möchte ihn nicht zu lange allein lassen. Heute ist nur das Kindermädchen da, um auf ihn aufzupassen. Mein Freund ist für ein paar Tage verreist und mein Bodyguard, der mich hergebracht hat, musste nach Aix. Könnten sie mir bitte ein Taxi rufen?“
Wie sich nach einigen Telefonaten herausstellte, war das einzige in der Region verfügbare Taxi mit einem Krankentransport unterwegs nach Toulon und würde erst in zwei Stunden zurück sein.
„Machen sie sich keine Sorge, meine Liebe, mein Sohn wird sie nach Montfort bringen. Nicht wahr, Jean-Luc, dass tust du doch gerne?
Was blieb ihm da anderes übrig, als sich dem Schicksal zu beugen.
* * *
„Mmmh … wie bitte? Entschuldigen Sie, ich habe gerade nicht zugehört, musste mich auf den Verkehr konzentrieren“.
„Es ist sicher sehr spannend als Kommissar hier“, hatte sie ihn gefragt. „Aix, Marseille. Mafia, Drogen, Menschenhandel. Ich stelle mir das irre aufregend vor.“ Frau de Laterre versuchte Papperins Aufmerksamkeit zu erregen. Er blickte nur geradeaus auf die Straße.
„Das passt schon“, war seine einsilbige Antwort.
„Hier auf dem Lande, in Montfort, da ist es ruhig … richtig idyllisch. Aber ein bisschen mehr Abwechslung wäre schon schön. Die Männer hier – Bauern, Hobbyjäger und Kaufleute.“ Sie neigte sich näher zu Papperin hinüber. „Nichts Aufregendes, finden Sie nicht auch.“ Ihre Hand legte sich auf sein rechtes Knie. „Also ich vermisse den Jetset schon sehr.“
„Ich gar nicht!“
„Warum ist er nur so zurückhaltend?“, fragte sie sich. Laut sagte sie: „Kommen Sie, erzählen Sie mir, von Ihren Fällen. Marseille, Nizza, Côte d’Azur, Spielcasinos, Schießereien. Das interessiert mich wirklich.“ Langsam schob sich ihre Hand seinen Oberschenkel entlang.
„Merkt sie denn nicht, dass ich nichts von ihr will“, fragte er sich, spürte aber gleichzeitig eine nicht unangenehme Erregung.
Er stieß ihre Hand von seinem Bein. Das fehlte gerade noch, eine Affäre mit dieser Frau, zusätzlich zum Streit mit Nia und seinen nach wie vor unklaren Gefühlen seiner Assistentin Jeannine gegenüber. Obwohl – sie war traumhaft schön.
* * *
„Vielleicht hätte ich doch nicht so hart mit ihm ins Gericht gehen, ihm nicht so viele Vorwürfe machen sollen“, dachte Nia, Papperins Lebensgefährtin, vor ihrem Computer im 17. Stock eines Pariser Bürohochhauses. Sie haderte mit sich, ihrem Schicksal und mit der Zukunft. Wenn er sie jetzt tatsächlich ernst nahm? „Ich will dich nie mehr sehen“, hatte sie ihm ins Gesicht geschleudert. Das war voreilig. Sie wusste eigentlich nicht, was da wirklich war mit seiner Kollegin, in der Felsnische, nach dem Überfall* [* Ignaz Hold, Mistralmorde – Commissaire Papperins erster Fall], und vor allem danach. Vielleicht sollte sie ihn bitten, sich wieder zurück nach Paris versetzen zu lassen. Aber das würde er wohl nicht machen. Er stammte schließlich aus der Provence, aus der Ölmühle in Cabanosque.
„Soll ich ihm nachlaufen und dort hinunter ziehen? Aber mein Job hier – expert comptable – Wirtschaftsprüferin in der Metropole. Soll ich ihn anrufen? Nein besser: ich schreibe ihm eine Mail!“
Sie begann zu tippen: „Mon cheri!“ Nach fünf Minuten hielt sie an und las was sie geschrieben hatte. Dann löschte sie alles.
Was er jetzt wohl gerade machte? Mit Jeannine, seiner Assistentin? Oder mit einer anderen? An der nahen Côte d’Azur, da gab es jede Menge reiche und schöne Frauen.
* * *
Brigadier Jeannine Dalmasso starrte auf den Bericht der Spurensicherung. Sie sah die Bilder und die Buchstaben, aber sie nahm sie nicht zur Kenntnis. Ihre Gedanken waren weit weg von der ihr übertragenen Aufgabe. Wo er jetzt wohl gerade war?
„Wieso setzt er mich nur auf Fälle an, an denen er selbst nicht mitarbeitet“, grübelte sie. „Er behandelt mich wie eine Fremde.“ Bei den täglichen Besprechungen blickte er sie nie an. Bis zu dem Überfall damals, bei Saint Isidore, waren sie doch so ein tolles Team. Jetzt siezte er sie sogar wieder. Das hielt sie nicht länger aus. Sie sollte sich versetzen lassen. Oder vielleicht doch erst versuchen, mit ihm zu reden?
* * *
Die Reifen von Papperins Polizeifahrzeug knirschten über den Kiesweg zum Château Merveille, dem neuen Wohnsitz der Schauspielerin. Das verwunschene Schlösschen lag nicht weit vom Ort Montfort in den Hügeln inmitten eines lichten Pinienhains, von der Außenwelt abgeschirmt und geschützt durch eine hohe Natursteinmauer. Ein massives Eisenportal hinderte Papperin am Weiterfahren. Auf den Ruf von Frau de Laterre „Pierrot, machen Sie schon das Tor auf!“, erschien ein Mann – ein Muskelpaket – in der Tür des Wärterhäuschens. Als er sich überzeugt hatte, wer hier Einlass begehrte, machte er kehrt. Nahezu gleichzeitig schwangen die beiden lanzenbewehrten Flügel des Einfahrtstors lautlos zur Seite.
Ein kleines Privatsträßchen führte zu dem großen Kiesrondell vor dem Haupteingang des Château.
„Ich bedanke mich für ihren Besuch. Vor allem meiner Mutter haben Sie eine sehr große Freude damit gemacht. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl hier in Frankreichs Süden.“
„Seien Sie doch nicht so förmlich! Wir sind doch auf dem Lande und fast Nachbarn. Also dann, au revoir! Wirklich, ich möchte Sie gerne Wiedersehen.“ Sie ignorierte seine zum Abschied hingestreckte Hand, sondern beugte sich hinüber und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Die Hitze und das Geschrei der Zikaden traf sie fast wie ein Keulenschlag, als sie die Wagentür öffnete und ausstieg. Beim Wegfahren sah Papperin im Rückspiegel ein Kind aus dem Haus rennen und sich in die Arme der Schauspielerin werfen. Sie hob es hoch und drehte sich mit ihm ein paar Mal im Kreise.
Die Tour de France kommt
Sonntag, 6.Juli
„Maman, morgen kommt die Tour de France durch Correns, haben sie im Fernsehen gebracht.“ Dominic stürmte voll Begeisterung in das Studio, in dem seine Mutter über einem Drehbuch brütete. „Gian-Carlo hat gesagt, er geht mit mir hin – wenn du es erlaubst. Bitte, bitte: darf ich?“
„Domi, du weißt doch, dass das nicht geht. Es ist viel zu riskant.“
„Aber ich will da hin. Das ist doch nicht weit von hier, und ich bin auch ganz, ganz vorsichtig.“
„Nein, ich erlaube es nicht! Noch mal so einen Kummer wie damals in Paris überstehe ich nicht. Und außerdem bin ich am Montag nicht da.“
„Aber wenn Gian-Carlo doch mitkommt und ganz fest auf mich aufpasst?“
„Ich habe nein gesagt. Basta!“
„Du bist gemein, maman!“
„Warum schreit ihr so?“ Ein schlanker großer Mann kam ins Zimmer und schaute die beiden Streithähne fragend an.
„Gian-Carlo, ich darf nicht.“ Domi lief zu ihm und klammerte sich an sein Bein.
„Wenn es deine Mama sagt, dann geht es eben nicht.“ Und zu seiner Freundin gewandt: „Wovor hast du hier Angst? Was kann da schon passieren? Wir haben niemandem gesagt, dass du dieses Haus gekauft hast. Kein Mensch weiß, dass ihr hier wohnt. Ihr steht nicht im Telefonbuch. Du kannst doch den Jungen nicht wegsperren.“
Der Wortwechsel ging noch einige Zeit weiter. Dabei verschoben sich die Gewichte immer mehr zu Gunsten von Dominic.
„Also gut. Aber unter einer Bedingung: Du, Gian-Carlo, nimmst ihn an der Hand und lässt ihn nicht los, die ganze Zeit über. Ich lasse Pierrot hier, er fährt euch hin und bleibt bei euch. Außerdem muss Geneviève mitkommen.
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