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Seit seinem Selbstmordversuch hält Tim streng an seinem neuen Motto fest: Halte dich von Männern fern! Seine sexuellen Fantasien lebt er daher nur noch auf einschlägigen Webseiten aus. Dort trifft er in einem Chat auf einen jungen Mann, der sein Gesicht stets hinter einer goldenen Maske versteckt. Beide Männer spüren eine tiefe Verbindung zueinander und stürzen sich in ein gemeinsames Abenteuer, das selbst in Tim wieder Gefühle weckt, die er längst vergessen glaubte.
Als ob die nächtlichen Aktivitäten nicht schon genug Aufregung bedeuten würden, kommt dann auch noch ein Dritter ins Spiel, der Tim um jeden Preis für sich gewinnen will. Wie wird dieses Chaos wohl enden?
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Tim & David
Nach Plan verführt 3
3. Auflage
Copyright Text © Ni Jica 2019
Kontakt: [email protected]
Covergestaltung: Ni Jica
Bildmaterial: © theartofphoto - 123rf.com
Korrektur und Lektorat: Iris Biehl-Drucks
Zum Inhalt:
Seit seinem Selbstmordversuch hält Tim streng an seinem neuen Motto fest: Halte dich von Männern fern! Seine sexuellen Fantasien lebt er daher nur noch auf einschlägigen Webseiten aus. Dort trifft er in einem Chat auf einen jungen Mann, der sein Gesicht stets hinter einer goldenen Maske versteckt. Beide Männer spüren eine tiefe Verbindung zueinander und stürzen sich in ein gemeinsames Abenteuer, das selbst in Tim wieder Gefühle weckt, die er längst vergessen glaubte.
Als ob die nächtlichen Aktivitäten nicht schon genug Aufregung bedeuten würden, kommt dann auch noch ein Dritter ins Spiel, der Tim um jeden Preis für sich gewinnen will. Wie wird dieses Chaos wohl enden?
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und andere Verwendung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Vervielfältigungen und Veröffentlichungen sind nicht gestattet.
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden und entspringen meiner Fantasie. Ähnlichkeiten jeglicher Art wären demnach rein zufällig.
Bei diesem Buch handelt es sich um einen homoerotischen Roman und wendet sich an Leser, die an sexuellen Handlungen zwischen zwei Männern keinen Anstoß nehmen.
Und jetzt die letzte Anmerkung: Denkt im wahren Leben bitte immer an Safer Sex!
- Tim -
Ich stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Es ist Hochsommer, draußen sind gefühlte vierzig Grad im Schatten und ich befinde mich in einer beschissenen Lagerhalle, in der es leider noch schlimmer ist. Die Luft hier drin ist erstickend schwer, was vor allem daran liegt, dass sich nicht mal ein winziger Windstoß hierher verirrt. Und es stinkt! Es riecht nach altem Gemäuer, Schimmel und inzwischen auch nach den verschiedenen Düften der Menschen, die dieses Gebäude heute für sich beanspruchen. Eine fiese Mischung.
Ich wische mir seufzend über die Stirn und spüre dort frischen Schweiß, der sich so langsam einen Weg hinab über meine Schläfen sucht. Ich hasse es, zu schwitzen und sehne mich nach einer belebenden Dusche, doch die wird wohl noch einige Zeit warten müssen, denn die Hitze allein ist es nicht, die mich fertigmacht. In Wirklichkeit gibt es ein weitaus größeres Problem und dieses Problem besitzt sogar einen Namen. Jessie Jensen!
Staub wirbelt durch die Luft und ich muss niesen, während ich dem selbsternannten Supermodel einen verstohlenen Blick zuwerfe. Er ist im Moment unglaublich gefragt in der Modelbranche und ein echter Überflieger. Ich frage mich ehrlich, warum das so ist, denn an seinem guten Charakter kann es schon mal nicht liegen.
Okay, der Charakter spielt vor der Kamera eher eine untergeordnete Rolle, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man einen solch verkniffenen Jungen freiwillig fördern will. Klar ist er hübsch. Sehr hübsch sogar.
Mit seinem goldblonden schulterlangen Haar, den weichen Gesichtszügen und dem schlanken weißen Körper, wirkt er sehr androgyn. Ich konnte diese Art von Typen noch nie etwas abgewinnen. Für mich müssen Männer groß, muskulös und stark sein. Klein und eher schmächtig bin ich schließlich selbst. Aber wer fragt mich schon nach meiner Meinung?
Ja, ihr habt ganz recht! Niemand! Warum denn auch? Ich bin ja nur Tim, der kleine Twink, der nichts anbrennen lässt und den man so richtig schön in den Arsch (Achtung Zensur) kann. Stimmt schon, genau so bin ich gewesen, aber Zeiten und Menschen ändern sich und ich möchte gerne glauben, dass ich dazugehöre.
Ich schüttle über meine Gedanken den Kopf und versuche, mich wieder auf das Model vor mir zu konzentrieren, denn ich habe immer noch einen Job zu erledigen. Und so sehr der Kerl mich auch ankotzt, muss ich trotzdem zugeben, dass er es wirklich meisterhaft schafft, mit meiner Linse zu spielen.
Mein Zoom zielt auf die feine, weiße Narbe, die von seiner Stirn, über den Nasenrücken, bis hin zur linken Wange verläuft und das Model einzigartig macht. Sie ist sein Markenzeichen und beeinträchtigt sein hübsches Äußeres nicht, sondern verleiht ihr zusätzlich etwas Verletzliches, was sogar etwas in mir anspricht. Ob es wohl das ist, was seinen Erfolg ausmacht?
Es muss so sein, denn in einer Branche aufzusteigen, in der sonst nur immer Perfektion verlangt wird, stelle ich mir nicht einfach vor. Noch vor einigen Jahren wäre es zumindest undenkbar gewesen, dass man jemanden wie ihn für Fotoshootings buchen würde. Aber vielleicht ist ja gerade seine Unvollkommenheit eine Form von Perfektion, die die Menschen so berührt?
Ich muss wieder seufzen. Wenn er doch nur etwas Umgänglicher wäre und mir nicht immer den letzten Nerv rauben würde! Da er exklusiv bei der Modelagentur meiner Schwester Lisa unter Vertrag steht und sie mir viele meiner Fotojobs vermittelt, sind wir leider schon zu oft aufeinandergetroffen. So wie eben auch heute, wo der gute Herr mal wieder eine super Show abzog und zum gefühlt hundertsten Mal die Diva mimte.
»Das Licht ist viel zu hart eingestellt und mein Make-up zerläuft auch schon wieder«, quengelt er gerade erneut los und ich kann nicht anders als innerlich die Augen zu verdrehen.
Wo ist die Baseballkeule, wenn man sie mal braucht? So ein kleiner Schlag auf den Hinterkopf hat doch bei vielen schon Wunder bewirkt. Nicht, dass ich gewalttätig wäre oder so. Ich würde auch nur ganz leicht zuhauen. Bei diesen Gedanken muss ich mich mit Gewalt am Grinsen hindern und konzentriere mich lieber wieder auf meine eigentliche Aufgabe.
»Das geht schon, Jessie. Das Licht ist perfekt und das Gesicht pudern wir schnell nach«, versuche ich gelassen zu erwidern und sende einen eindringlichen Blick zur Stylistin. Diese reagiert prompt und pinselt sofort im Gesicht des Nervtötenden herum, obwohl mir das Make-up eigentlich noch völlig in Ordnung erscheint.
»Warum muss ich eigentlich immer mit Amateuren wie dir arbeiten?«, mäkelt er munter weiter. »Das Shooting hätte schon vor über einer Stunde fertig sein sollen und doch sitze ich hier immer noch mit dir fest.«
Am liebsten würde ich jetzt meine heißgeliebte Kamera nehmen und sie ihm mit Schmackes gegen den Kopf knallen. Gibts es denn so was? Natürlich hätten wir schon längst fertig sein können, wenn das werte Herr Supermodel nicht alle fünf Minuten, wegen irgendeinem Scheiß unterbrechen würde. So ein Stoppel!
Ich würde ihm jetzt nur zu gern meine Meinung sagen, aber aus Erfahrung weiß ich, dass es besser ist den Mund zu halten. Ich habe schon einmal über eine halbe Stunde mit ihm über eine Pose diskutiert, die der verbohrte Kerl partout nicht einnehmen wollte, da sie seine Vorzüge angeblich nicht zur Geltung bringen würde. War natürlich alles nur völliger Quatsch gewesen und doch hatte er am Ende gewonnen, weil … Na ja, sagen wir einfach, der Klügere gibt eben nach.
Ich habe Gerüchte gehört, dass er in der Szene angeblich als sehr umgänglich gilt und bei den meisten Kollegen beliebt ist. Ich frage mich, ob das wirklich stimmt und wenn ja, warum er dann bei mir immer das Ekel heraushängen lässt.
Als wir uns vor einigen Monaten kennengelernt hatten, ist er zunächst äußerst charmant gewesen. Wir hatten uns nett unterhalten und sogar miteinander gelacht. Alles war super zwischen uns, bis zu genau dem Moment, als ich seine Einladung auf ein Date ausgeschlagen hatte. Das lag gar nicht daran, dass er nicht mein Typ gewesen war oder ich ihn zu dem Zeitpunkt nicht mochte.
Es ist halt so, dass ich im Augenblick einfach nichts mehr von Männern wissen will und deshalb hätte ich die Einladung damals sogar abgelehnt, selbst wenn Chris Hemsworth persönlich vor mir gestanden hätte. Obwohl ... so weit will ich dann vielleicht doch nicht gehen. Kennt ihr den Kerl? Geiler Körper, ein Lächeln zum Niederknien, ausgestattet mit einem gigantischen Hammer, und ich meine einen richtigen Hammer, nicht das, woran ihr womöglich gerade denkt!
Schmacht! Okay ... Ich nehme meine Aussage von eben lieber zurück. Sollte der heiße Thor Schauspieler mit seinem riesen Teil tatsächlich einmal vor mir stehen, so würde ich eventuell eine Ausnahme machen, aber auch nur dann. Wer würde es sich auch entgehen lassen, einmal über diesen muskulösen Körper zu streichen, zu fühlen, ob er auch wirklich überall so hart ist, wie er aussieht und ...
Ups! Ich denke, das Thema sollte ich lieber nicht weiter vertiefen und zum eigentlichen Kernpunkt zurückkommen. Wo sind wir im Text stehengeblieben? Ach ja, richtig!
Ich hatte also Jessie eine Abfuhr erteilt, da ich von Männerbekanntschaften die Nase gestrichen voll hatte und so wurde aus dem freundlichen Mr. Sunshine ein ziemlich fieser Mr. Rainfall. Sein wahrer Charakter kam zum Vorschein und nun bringt er mich jedes Mal wenn wir uns sehen mit seiner nervigen Art auf die Palme. Eben ganz genau wie jetzt.
»Hör zu, Jessie. Wir brauchen nur noch einen Satz an Fotos, und zwar mit den Seidenhemden. Lass uns das einfach schnell hinter uns bringen, dann können wir beide endlich nach Hause. Ab jetzt keine Unterbrechungen mehr, bitte!«, beschwöre ich ihn und sende ein stilles Stoßgebet gen Himmel.
Ich streiche mir einige klatschnasse braune Strähnen aus dem Gesicht und schaue wieder durch den Sucher meiner Kamera. Ein beleidigtes Gesicht starrt mir entgegen und ich stöhne genervt.
»Was willst du mir damit sagen? Mich trifft ja wohl keine Schuld daran!«
Seine Augen verziehen sich zu kleinen Schlitzen, während seine Lippen bedenklich zu beben anfangen. Oh nein! Ich muss die nahende Gefahr einer Trotzattacke irgendwie abwenden. Was tun? Am besten erst mal schnell mit dem Kopf schütteln.
»Nein, natürlich nicht! Ich meine nur, dass wir endlich fertig werden sollten, bevor ich komplett weggeschmolzen bin. Ich kann gleich in meinen Klamotten eine Runde schwimmen gehen.«
Ich versuche, einen betont lockeren und scherzhaften Ton anzuschlagen, um die Schärfe aus meiner vorherigen Aussage zu nehmen. Ich darf unter keinen Umständen eine weitere Diskussion riskieren. Und außerdem stimmt meine Behauptung. Meine schwarze, knielange Hose und mein weißes T-Shirt sind inzwischen so durchnässt, dass sie mir wie eine zweite Haut am Körper kleben.
Der Gesichtsausdruck des Angesprochenen ändert sich abrupt. Ich kann fast körperlich spüren, wie sein Blick nun langsam über meinen ganzen Körper gleitet und dabei viel zu lange in meinem Schritt verweilt.
Ein süffisantes Grinsen stiehlt sich in seine Mundwinkel und er blitzt mir keck mit seinen himmelblauen Augen entgegen. »Ich sehe schon. Linksträger! Gibt es den auch in größer?«
Himmel! Was ist denn heute mit diesem Kerl los? Ich will endlich nach Hause, unter die kalte Dusche springen, mir einen kühlen Drink mixen und mich dann ganz gemütlich in mein klimatisiertes Wohnzimmer pflanzen. Ist das denn wirklich zu viel verlangt?
»Nicht für dich!«, kontere ich etwas heftiger als beabsichtigt. »Wenn du jetzt genug gesehen hast, dann zeig mir endlich, was du draufhast. Ich habe heute noch was vor.«
Sein Ausdruck ändert sich wieder und wird kalt und herablassend. Zu meiner Verwunderung enthält er sich aber eines weiteren Kommentars und wirft sich tatsächlich in Pose.
Erleichtert seufze ich und drücke im Sekundentakt auf den Auslöser. Man kann von dem Kerl halten, was man will, aber wenn er sich erst mal ins Zeug legt, ist er nicht mehr zu bremsen und einfach anbetungswürdig. Das findet zumindest meine Kamera, die ihn einfach liebt und ein grandioses Bild nach dem anderen einfängt. Er posierte aber auch wie der Teufel und spielt mit der Linse wie kein anderer. Seine grazile Ausstrahlung, mit denen er die nur halb geschlossenen Hemden präsentiert, ergeben einen krassen Kontrast zu der alten und heruntergekommenen Lagerhalle, die uns hier als Kulisse dient. Klar werden die Fotos da famos und sind dank seiner Zusammenarbeit bereits nach wenigen Minuten im Kasten. Warum ging das nicht gleich so?
»Danke, Jessie, das war’s«, kann ich ihm deshalb wenig später zurufen und bekomme dafür ein erschöpft wirkendes Lächeln von ihm geschenkt. Wow, anscheinend wird er zahm, wenn er müde ist. Das sollte ich mir für die Zukunft merken.
»Zufrieden, Herr Meisterfotograf?«
»Das werde ich sehen, nachdem ich die Bilder überprüft habe. Ich glaube aber, es sind einige Schmuckstücke dabei.«
Jessie erwidert nichts mehr darauf, sein Lächeln wird allerdings strahlender und wie ich finde auch ehrlicher, bevor er mir kurz zuzwinkert und sich dann an seine Stylistin wendet, die ihm Schweiß und Make-up vom Gesicht wischt.
Für mich ist das anstrengende Set beendet und ich räume zusammen.
Einige Zeit später sitze ich auf einem Stuhl und schaue mir zufrieden die Ergebnisse auf dem Laptop vor mir an, als jemand von hinten an mich herantritt und mir über die Schulter blickt. Ein Geruch von leichtem Schweiß, Minze und etwas, das ich nicht genau benennen kann, weht zu mir herüber. Absolut lecker!
Das denke ich mir zumindest, bis ich den Herangetretenen erkenne. Blonde Strähnen fallen auf meine Schulter und ich runzle verwirrt die Stirn. Jessie? Och nö! Der ist doch sonst immer der Erste, der von einem Set verschwindet, warum dann heute nicht?
Er positioniert seine Arme rechts und links von mir und kesselt mich so zwischen sich und dem Computertisch ein. Schlagartig wird mir ziemlich mulmig. So nah ist mir seit über einem Jahr kein Mann mehr gekommen und jetzt rückt mir ausgerechnet der Kerl, den ich total und absolut nicht leiden kann dermaßen dicht auf die Pelle, dass ich Klaustrophobie bekomme. Die Welt ist echt ungerecht und ich ein armer Leidender, dem heute einfach nichts erspart bleibt. Selbstmitleid - Ende.
»Schön! Da sind ja doch noch ein paar ganz passable Fotos bei unserem Shoot herausgekommen«, wird mir mit samtig weicher Stimme in den Nacken gehaucht und selbstverständlich rückt er dabei noch näher an mich heran.
Aha, siehst du schlecht? Dann kauf dir eine Brille, Kerl!
»Ja, der Kunde wird bestimmt zufrieden sein«, gebe ich notgedrungen zurück und überlege dabei fieberhaft, wie ich so schnell wie möglich von ihm wegkomme, ohne dass es zu sehr nach Flucht aussieht.
Ich möchte vor diesem Schönling nur ungern zugeben müssen, dass er mich nervös macht. Nee, damit hätte er etwas gegen mich in der Hand und ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Teufel in Engelsgestalt das gnadenlos bei unserem nächsten Zusammentreffen ausnutzen würde. Nennt mich paranoid, aber es ist immer fatal, wenn dein Gegenüber deine Gefühle kennt. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede.
Ich fange wieder an zu schwitzen, als Jessie seine Hand über meine legt, die eben noch die Maus bedient hat. Was ist das? Indirektes Händchenhalten? Jessies Verhalten wird mir immer suspekter, als er beginnt, durch die Bilder zu scrollen. Jetzt müsste ich meine Hand eigentlich wegziehen, aber irgendwie scheine ich vergessen zu haben, wie man sich bewegt, also rühre ich mich nicht und warte ab, was noch kommt.
»Sehr schön!«
Heißer Atem trifft auf meinen Hals und bevor ich es mich versehe, vergräbt sich Jessies Nase in der zarten Haut hinter meinem Ohr. Okay, also damit habe ich nun nicht gerechnet und ehrlich, es ist auch überhaupt nicht gut. Gar nicht und absolut nicht gut!
Ich zucke etwas zusammen und versuche mich zu erinnern, wie man atmet, denn an dieser Stelle bin ich mehr als nur ein bisschen empfindlich. Kaum berührt er dort meine Haut, da bekomme ich auch schon eine stattliche Gänsehaut und kleine, heiße Fünkchen wirbeln wie wild durch meinen Körper. Holla ...!
»Du riechst gut«, raunt er mir leise zu und lässt blitzschnell seine Zunge herausfahren, um über meine sensible Haut zu lecken. Genüsslich stöhnt er leise auf. »Und schmecken tust du noch viel besser.«
Seine Stimme klingt verdächtig heiser und mir wird sehr, sehr heiß. Ich weiß ja, dass ich vorhin noch über Jessie gelästert habe, aber ehrlich ... Hey, ich bin auch nur ein Mann und wenn ein sehr gutaussehender Kerl einem anderen den Hals leckt, dann ruft das eben bestimmte Reaktionen hervor! Und was soll ich tun? Meinem Körper ist der Charakter eines Menschen egal und daher reagiert er auch sehr empfindlich auf Jessies Liebkosungen.
Natürlich merkt er das und ich nehme an, dass ihn das irgendwie motiviert, denn als Nächstes wandern seine Hände über meine Brust abwärts und streifen dabei auch noch wie zufällig meine Brustwarzen. In meinem Unterleib beginnt es zu kribbeln und mir wird klar, dass ich ihm sofort Einhalt gebieten muss, sonst hängt mein Arsch gleich über diesem Tisch und bekommt von Jessies Schwanz Gesellschaft.
Dieser Gedanke ernüchtert mich und ich kann endlich handeln. Ich schiebe den hinterhältigen Verführer von mir fort und springe dann schnell auf die Füße. Abstand zwischen uns zu bringen hat nun oberste Priorität!
»Was soll das?«, zische ich ihm zu und weiß dabei noch nicht, ob ich eher wütend oder fassungslos sein soll.
Jessie wirkt dagegen sehr gelassen und zuckt nur mit den Schultern. Seine blauen Augen funkeln sogar belustigt, was ich nun weniger witzig finde. »Ich habe nur mein Glück versucht«, kommt es rotzfrech aus seinem dreckig grinsenden Mund.
Okay, nun bin ich echt fassungslos. So etwas Dreistes hätte ich ja noch in jedem Gayclub erwartet, aber nicht hier am Arbeitsplatz und schon gar nicht von ihm. Da benimmt er sich nach meiner Abfuhr monatelang wie ein Arsch und nun schleckte der mich einfach ab? Hallo? Sehe ich etwa wie ein Eis am Stiel aus? Und wir wollen bitte auch nicht das Begrapschen vergessen. Nein, nein, so etwas tut ein gut erzogener Schwuler nicht!
Ich schaue mich schnell um, ob jemand etwas mitgekriegt hat, aber zum Glück ist nur noch Daniel, ein Praktikant, anwesend und der kümmert sich gerade um den Abbau der letzten Requisiten und scheint nichts bemerkt zu haben. Wäre auch noch schöner, wenn irgendwelche Gerüchte aufkämen.
Ich habe früher einen sehr schlechten Ruf gehabt. Oft hat man mich hinter meinem Rücken als billige Schlampe bezeichnet, doch seitdem ich anständig und brav von jedem Kerl die Finger lasse, hat das aufgehört. Ich bin auch sehr froh darüber, denn ich möchte von nichts und niemandem an die alten Zeiten erinnert werden. Genau deshalb stellt auch Jessie und seine Anmache für mich eine Gefahr dar, der ich auf keinen Fall nachgeben darf.
»Wenn du Notstand hast, kann ich dir gerne ein paar Adressen nennen, wo du dir Abhilfe verschaffen kannst. Aber lass mich bitte in Ruhe. Ich habe kein Interesse an Männerbekanntschaften jeglicher Art.«
Die Ansage sollte genügen, deshalb wende ich ihm den Rücken zu und packe meine Sachen zusammen. Die Bilder werde ich mir dann eben später in Ruhe zuhause ansehen. Das macht eh mehr Sinn, da ich sie dann auch gleich bearbeiten kann.
»Warum? Ich weiß, dass du schwul bist. Sei wenigstens ehrlich, wenn du jemandem eine Abfuhr erteilst, und red nicht so einen Unsinn. Keine Männerbekanntschaften? Ach komm schon, Mann!«, faucht Jessie mich gekränkt an und ich seufze gepeinigt.
Gekränkter Stolz kann zu einer bösen Sache werden, gerade in unserem Business, in dem auch viel von unserem Ruf abhängt. Natürlich macht man sich immer mal irgendwo Feinde, aber man muss es ja nicht forcieren. Deshalb sehe ich auch ein, dass es besser ist, wenn ich ihm meine Lage erkläre, bevor unser Arbeitsverhältnis noch drastischer darunter zu leiden beginnt.
»Also, hör zu«, starte ich leise meinen Erklärungsversuch und blicke ihm dabei fest in die Augen. »Was ich eben gesagt habe, ist tatsächlich keine Ausrede. Ich treffe mich seit einem Jahr und sieben Monaten schon nicht mehr mit irgendwelchen Männern. Ich habe keine Dates und auch keine flüchtigen Sexbekanntschaften. Ich bin artig und das solltest du in meiner Gegenwart auch sein, denn ich bin derzeit sehr glücklich mit mir und meiner Hand und möchte an diesem Arrangement in der nächsten Zeit auch nichts ändern. Akzeptiere das bitte und versuche nicht mehr mich anzumachen.«
Nun ist er es, der mich überrascht und fassungslos anstarrt. »Was? Warum? Und überhaupt ... Wieso?«