5,99 €
Als Aidan zum ersten Mal auf Mark trifft, ist ihm sofort klar, dass er ihn haben muss. Doch wie verführt man einen angeblich heterosexuellen Mann, in den auch noch der beste Freund verknallt ist? Für Aidan ist die Antwort einfach: mit einer gut gesponnenen Intrige.
Rücksichtslos schmiedet er seine Pläne, woraufhin ein perfides Spiel aus Lügen und Täuschungen beginnt, das alle Beteiligten an ihre Grenzen bringt.
Kann ein solches Spiel überhaupt einen Gewinner hervorbringen?
Als Aidan merkt, dass er nicht mehr nur das Herz der anderen riskiert, sondern auch sein eigenes, ist es längst zu spät.
Oder etwa doch nicht?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2022
Aidan & Mark
Nach Plan verführt 1 & 2
3. Auflage
Copyright Text © Ni Jica 2019
Kontakt: [email protected]
Covergestaltung: Ni Jica
Bildmaterial: © Gleb TV - 123rf.com
Korrektur und Lektorat: Iris Biehl-Drucks
Zum Inhalt:
Als Aidan zum ersten Mal auf Mark trifft, ist ihm sofort klar, dass er ihn haben muss. Doch wie verführt man einen angeblich heterosexuellen Mann, in den auch noch der beste Freund verknallt ist? Für Aidan ist die Antwort einfach: mit einer gut gesponnenen Intrige.
Rücksichtslos schmiedet er seine Pläne, woraufhin ein perfides Spiel aus Lügen und Täuschungen beginnt, das alle Beteiligten an ihre Grenzen bringt.
Kann ein solches Spiel überhaupt einen Gewinner hervorbringen?
Als Aidan merkt, dass er nicht mehr nur das Herz der anderen riskiert, sondern auch sein eigenes, ist es längst zu spät.
Oder etwa doch nicht?
Hinweis:
Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine überarbeitete Neuauflage meines Debüt-Romans. Sie ist länger und besser, aber keinesfalls anders. Wer hofft, Aidan sei inzwischen zum herzerwärmenden Clubbesitzer mutiert, der wird hier enttäuscht. Die Charaktere bleiben in ihren alten Rollen und sind noch genauso gestört wie vorher. Vielleicht sind sie nachdenklicher geworden, aber ob es etwas an ihrem Handeln geändert hat? Hm, findet es doch selbst heraus.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und andere Verwendung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Vervielfältigungen und Veröffentlichungen sind nicht gestattet.
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden und entspringen meiner Fantasie. Ähnlichkeiten jeglicher Art wären demnach rein zufällig.
Bei diesem Buch handelt es sich um einen homoerotischen Roman und wendet sich an Leser, die an sexuellen Handlungen zwischen zwei Männern keinen Anstoß nehmen.
Und jetzt die letzte Anmerkung: Denkt im wahren Leben bitte immer an Safer Sex!
Still stehe ich im Türrahmen und beobachte Anna dabei, wie sie mit unbewegter Miene vor ihrem Laptop sitzt. Sie rührt sich nicht, starrt nur auf ihren Bildschirm und in meiner Brust beginnt es zu ziehen.
Ihre braunen Locken sehen zerzaust aus, was mir sagt, dass sie in den letzten Stunden etliche Male hindurchgestrichen haben muss. Ein weiterer Beweis ihrer Verzweiflung. Sie weiß nicht weiter und das zu sehen, tut mir unendlich leid. Wenn ich ihr doch nur helfen könnte.
Ich gebe meinen heimlichen Posten auf und nähere mich ihr langsam. Sie hört nicht einmal meine Schritte auf dem glatten Parkett, was mich leise seufzen lässt, während ich sachte die Arme um sie schließe.
»Mark!«, quiekt sie erschrocken, doch ich lasse mich davon nicht beirren, dränge meinen Körper nur dichter an sie und lege meinen Kopf vorsichtig auf ihrer Schulter ab. Ihr vertrauter Geruch steigt mir in die Nase und Wärme durchflutet mich. Diese Frau bedeutet mir alles. Ich hoffe, sie weiß das und wenn nicht, wird es eindeutig Zeit, dass ich es ihr mal wieder beweise.
»Na, meine Schöne. Alles klar bei dir? Du siehst gestresst aus«, hauche ich, während ich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht streiche.
Meine Hoffnung auf ein kleines Lächeln von ihr erstirbt rasch, als sie schnaubend und mit weit ausholender Geste auf den Bildschirm vor sich zeigt. Mein Blick folgt ihrer Hand, aber ich bekomme nicht viel zu sehen, denn das Blatt ihres Schreibprogrammes ist leer.
»Gestresst? Wie soll das gehen, immerhin kann man das nur sein, wenn man auch etwas arbeitet! Siehst du hier auch nur ein geschriebenes Wort?«
Der einsam blinkende Cursor auf dem jungfräulichen Weiß unterstreicht ihre Worte und bringt mich zum Seufzen. Seit fünf Jahren sind Anna und ich nun zusammen und genauso lange schreibt sie auch schon Erotikromane. Bisher auch immer mit regem Erfolg, nur in der letzten Zeit scheint sie blockiert zu sein. Ich glaube zu wissen, was der Auslöser dafür sein könnte, da ich die Kritiken ihres letzten Romans gelesen habe.
»Ach Liebling, ich denke, du setzt dich zu sehr unter Druck. Bist du immer noch bedrückt, weil dein letztes Buch nicht so gut ankam?«
Sie runzelt hinreißend ihre Stirn und scheint ernsthaft über meine Frage nachzudenken. »Nein! Ja! Vielleicht? Ich weiß nicht …«
Mir entschlüpft ein leises Lachen, bevor ich mich von ihr löse, damit ich mich vor sie stellen kann. Sachte aber bestimmt hebe ich ihr Kinn mit zwei Fingern an und zwinge sie so, mir in die Augen zu sehen. Nun endlich bekomme ich mein ersehntes Lächeln und gleichzeitig auch noch so viel mehr.
Ihre Hand hebt sich an mein Gesicht und beginnt mich zu streicheln, während sie mich mit ihren Augen gefangen hält. In ihrem Blick liegt so viel Zärtlichkeit, dass es mir die Sprache verschlägt und wieder umspült mich eine Woge der Zuneigung für sie. Und nicht nur das!
Ich kann nicht verhindern, dass sich ein schelmisches Lächeln über mein Gesicht legt, als mir ganz plötzlich Gedanken kommen, wie ich mein Mädchen vielleicht doch noch aufmuntern könnte. Zwei gezielte Griffe später sitzt sie vor mir auf dem Schreibtisch und ich dränge mich zwischen ihre Beine, zeige ihr, was ihre Nähe in mir auslöst.
»Weißt du, mein Schatz, vielleicht fehlen dir einfach nur ein paar neue Inspirationen für deine Arbeit.«
Anzüglich grinsend schlingt sie mir ihre Beine um die Hüften und zieht mich noch näher. Ihre Augen funkeln voller Vorfreude. »Das klingt doch endlich mal nach einem vernünftigen Plan«, haucht sie, dann treffen sich unsere Lippen und wir verschmelzen miteinander.
Nun denn, auf zum fröhlichen Inspirationen sammeln. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht ahnen, dass Annas Schreibblockade schon morgen ein Ende haben sollte und damit nicht nur für sie ein neuer Abschnitt unseres Lebens begann, der alles veränderte ...
- Mark-
Es ist Freitagnachmittag. Das Wochenende steht vor der Tür, aber in der Redaktion, in der ich bereits seit drei Jahren arbeite, herrscht immer noch hektisches Treiben. Ich selbst kann darüber nur staunen. Alle haben anscheinend etwas Interessantes zu tun. Alle! Außer mir!
Mehr als gelangweilt schreibe ich gerade einen Artikel über die diesjährige Hundeshow in unserem Örtchen und kann die Augen dabei fast nicht mehr aufhalten. Ist das spannend! Wen es wohl interessierte, dass Frau Müllers Pudel eine ultrageile neue Frisur hatte? Mich schon mal nicht. Ich bezeichne mich sowieso lieber als Katzenmensch. Die sind meistens recht süß und kommen einem auf der Straße auch eher selten so nahe, wie es kläffende, stinkende Hunde gerne mal tun, wenn man nicht rechtzeitig die Straßenseite wechselt.
Unwillkürlich schüttelt es mich. Okay, ich gebe es zu, ich habe Schiss vor den haarigen Biestern. Umso schlimmer, dass ich über sie schreiben muss. Aber das ist nicht der einzige Verdruss auf meiner Arbeit.
Tagein und tagaus bekomme ich ewig das gleiche langweilige Zeug aufs Auge gedrückt. Aber hey, wenn ich viel Glück habe, darf ich heute vielleicht sogar Rosa, unserer Kummerkastentante, beim Briefe beantworten helfen. Ein echtes Highlight meines Arbeitsalltags. Eigentlich sogar ein riesiger Spaß. Bei den Fragen, die manch einer stellt, habe ich mich schon des Öfteren fast auf dem Boden gekugelt. Ich weiß, das ist fies, aber Schadenfreude ist eben bekanntlich die beste Freude und ich habe hier sonst schon nichts zu lachen.
Missmutig grummle ich vor mich hin und überlege. Irgendwie habe ich heute nicht einmal darauf Lust. Nee, wenn ich ehrlich bin, dann möchte ich im Moment eigentlich nur alles hinschmeißen und nach Hause. Verstohlen schiele ich auf die Uhr. Fünfzehn Uhr. Vielleicht kann ich heute ja mal etwas früher Schluss machen? Der Artikel ist schließlich so gut wie fertig und wie es der Zufall will, unser Chefredakteur gerade außer Haus.
Schon beim Gedanken an diesen Arsch verzieht sich mein Gesicht. David Kramer ist ein arrogantes Ekelpaket, wie er im Buche steht. Seit unserem ersten Aufeinandertreffen können wir uns nicht leiden. Wodurch auch ziemlich schnell geklärt ist, warum ich nur die langweiligen und ungewollten Artikel in Auftrag bekam. Ist das nicht unfair? Der Mann sitzt am längeren Hebel und darf mich jederzeit subtil fertigmachen, während ich brav die Backen halten muss. Würde ihm ja schon gern mal die Meinung sagen. Tue ich auch bestimmt, sobald ich etwas Besseres finde.
Oft habe ich schon darüber nachgedacht einfach zu kündigen und mir woanders etwas aufzubauen. Warum ich diesen Gedanken dann nie in die Realität umsetze? Hmm, weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau, wahrscheinlich aber aus reiner Bequemlichkeit. Außerdem ist eine unbefristete Festanstellung heutzutage wirklich nicht zu verachten, gerade jetzt, wo ich mit einem ganz gewissen Gedanken spiele, will ich nicht unbedingt aufs Arbeitsamt rennen müssen.
Meine Gedanken springen bei dieser Überlegung automatisch zu Anna. Meine Freundin und ich hatten uns mit 21 Jahren auf der Party eines Kumpels kennengelernt. Es war wohl für uns beide die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick gewesen, denn nach nur ein paar Stunden lagen wir zusammen im Bett und am nächsten Morgen war für uns beide auch schon vollkommen klar, dass wir zusammenbleiben wollten.
Fünf Jahre ist das jetzt her und seit vier davon lebten wir sogar bereits zusammen. Wir sind immer noch glücklich, zumindest hoffe ich, dass es Anna genauso geht und deshalb denke ich immer öfter darüber nach, ob es nicht so langsam an der Zeit ist, den nächsten Schritt zu wagen. Eine Hochzeit ... Ein Haus mit Garten ... Kinder ... Das ist der natürliche Weg, den schon viele vor mir beschritten haben, also sollte ich es auch in Betracht ziehen, richtig?
Wie immer zögere ich auch heute bei diesen Gedanken. Ehrlich, ich weiß nicht, warum ich das tue oder was in meinem Inneren mich so vehement davon abhalten will. Es ist schon ein wenig merkwürdig. Ist es die Angst davor, dass sie vielleicht Nein sagt?
Ach Quatsch!
Aber jetzt kommt es ganz dick, denn wenn es das nicht ist, dann muss ich mir notgedrungen die umgekehrte Frage stellen. Habe ich etwa Schiss davor, dass sie Ja sagt?
Das ist ja wohl lächerlich!
»Mark, sei nicht so ein verdammter Feigling!«, gebe ich mir selbst einen gedanklichen Arschtritt. »Morgen fährst du in die Stadt und besorgst einen Ring! Basta!«
Schmunzelnd und über mich selbst den Kopf schüttelnd widme ich mich wieder den letzten Sätzen meines Artikels. Nach vollbrachter Tat schaue ich erneut auf die Uhr. Hmm, eigentlich muss ich jetzt noch eine dreiviertel Stunde hier absitzen, aber …
Ich werfe einen schnellen Blick zur Tür des Chefs und muss grinsen. Da das Büro rundherum verglast ist und die Jalousien hochgezogen sind, kann ich gut erkennen, dass es noch immer einsam und verlassen ist. Mister Wichtigtuer ist also immer noch unterwegs. Wenn das mal nicht mein Glückstag ist!
Mein rebellischer Entschluss steht fest. Wochenende, ich komme! So schnell ich kann, fahre ich meinen PC herunter und packe meine Sachen zusammen. Einem Kollegen gebe ich noch kurz Bescheid, dass ich früher gehen muss, und schon eile ich beschwingt in Richtung Ausgang. Hoch motiviert, weil mit den Gedanken schon längst mit einem Feierabendbier auf der Couch, reiße ich die Tür auf und … renne frontal mit meinem Gesicht gegen eine Betonwand. Zumindest fühlt es sich so an.
Autsch! Verflucht, tut das weh!
Meine schmerzende Nase treibt mir sofort Tränenbäche in die Augen und mit einem Aufstöhnen versuche ich einen Schritt nach hinten zurückzuweichen. Vergeblich, denn irgendetwas oder jemand hält mich am Arm fest.
»Alles in Ordnung mit dir, Kleiner?«
Oh! Siehe da, die Wand kann sprechen! Ich deute ein kleines Nicken an, blinzle mehrmals und wende mich dann dem Urheber der tiefen, grollenden Stimme zu. Zumindest versuche ich es, aber es ist gar nicht so leicht, sich aus dem Griff an meinem Arm zu befreien. Erst scheint es so, als wolle mein Gegenüber gar nicht mehr loslassen, was mich verwirrt. Ich will gerade den Mund öffnen, doch da lässt der Druck plötzlich nach. Ich spüre noch vereinzelte Finger über die nackte Haut an meinem Unterarm streichen, dann bin ich gänzlich frei und kann ein wenig Abstand gewinnen.
Ich atme tief durch und reibe mir unbewusst über den Unterarm, auf dem sich eine stattliche Gänsehaut gebildet hat. Es ist merkwürdig, aber ich spüre die Finger immer noch auf mir. Dabei weiß ich noch nicht mal, wem sie gehören.
Mein Blick ist noch reichlich verschwommen, deswegen muss ich noch einige Male blinzeln, bevor ich wirklich etwas ausmachen kann. Jetzt! Ah ja, das direkt vor mir ist eindeutig eine sehr breite und muskulöse Männerbrust. Da packt mich doch glatt der Neid. Ich sollte eindeutig auch mal wieder ins Fitnessstudio gehen.
Mit einer Hand an meiner immer noch ziependen Nase versuche ich nun in das Gesicht dieser menschlichen Betonwand zu schauen. Dazu muss ich meinen Kopf allerdings fast ganz in den Nacken legen. Wirklich beachtlich, denn ich gelte bei meiner Körpergröße von 1,85m auch nicht gerade als kleinwüchsig.
Endlich am Ziel angekommen starre ich geradewegs in die dunkelsten Augen, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Schwarzer Onyx vermischt mit dunkler Schokolade. Ein unruhiges Zittern läuft durch meinen Körper, woran sein intensiver Blick nicht ganz unschuldig ist. Diese Augen sind ... wirklich intensiv. Stechend und scharf bohren sie sich in mich und scheinen dabei jeden einzelnen Winkel von mir scannen zu wollen.
Meine innere Unruhe steigt und ich schaffe es einfach nicht, unseren Blickkontakt zu unterbrechen. In der Tat ist mir durchaus bewusst, dass ich es nicht einmal versuche.
Irgendwie muss ich ihn dann aber wohl doch zu lange wie ein Idiot begafft haben, denn plötzlich zuckt es in seinen Mundwinkeln und seine Lippen verziehen sich zu einem spöttischen und eindeutig amüsierten Lächeln.
Das sollte eigentlich genug sein, um mich von seinem Anblick loszureißen, doch ich bleibe weiter wie erstarrt stehen und versuche zu verstehen, was gerade mit mir geschieht. Was mich an diesem Anblick fesselt, an diesen Augen, die nun ein wissendes Funkeln annehmen und mich somit nur weiter verstören.
»Na, mein Schöner, gefällt dir, was du siehst?« Mit leicht schräg gelegtem Kopf und dem Zeigefinger auf den Lippen mustert er mich völlig ungeniert von Kopf bis Fuß. »Also mir schon!«
»Was?«, entfährt es mir überrascht und ich mache einen großzügigen Schritt rückwärts. Seine Worte haben mich zwar endlich aus meiner Starre gerissen, aber der Aufprall im Hier und Jetzt fühlt sich hart an. Hart wie Beton. Hart wie ...
Meine Augen wandern zurück zu seiner Brust und ich höre ihn lachen. »Ich sagte, du gefällst mir, Kleiner und so wie es aussieht, lasse ich dich auch nicht ganz kalt.«
Nun werden meine Augen groß. Macht der Kerl mich etwa gerade an? Nee, oder? Als ich ihm geschockt ins Gesicht sehe, wird meine Frage auch schon beantwortet, denn der Kerl leckt sich doch tatsächlich provokant über die spöttisch verzogenen Lippen und zwinkert mir dabei auch noch dreist zu.
Das ist mir ehrlich gesagt zu viel. Ich bin noch nie von einem Mann angemacht worden und weiß auch nicht, wie ich darauf reagieren soll. Also mache ich das, was mir als Erstes in den Sinn kommt und versuche zu flüchten.
»Entschuldigen Sie, ich muss los«, schaffe ich es gerade noch so zu nuscheln, dann bin ich auch schon dabei, an ihm vorbeizuhuschen.
Ich komme nicht einmal zwei Schritte weit, als mich eine andere, mir sehr verhasste Stimme zum Anhalten zwingt.
»Herr Schneider! Machen Sie etwa schon Feierabend?«
Ich lasse innerlich den Kopf hängen. Das kann doch jetzt echt nicht wahr sein!
Doch, kann es und es ist so! Mein heißgeliebter Chef kommt gerade zur Tür rein und stellt sich direkt neben Mr. Betonwand. Mit einem anklagenden Blick mustert er mich und ich könnte schreien. Der hat wirklich ein klasse Timing. Sieht er nicht, dass er mir meinen panischen Abgang versaut?
Okay, ruhig bleiben. Ich hole einmal tief Luft und konzentriere mich dann voll und ganz auf meinen Chef. Die brennenden Blicke des Muskelbergs neben ihm nehme ich gar nicht wahr. Nein, nein!
»Ja, Herr Kramer. Ich bin mit meiner Arbeit fertig und habe noch einen wichtigen Termin.«
Glatt gelogen, aber egal! Wenn ich Überstunden mache, interessiert sich dafür doch auch kein Schwein.
»Ihre Arbeitsmoral lässt manchmal wirklich zu wünschen übrig. Dass mir das nicht zu oft vorkommt!«
Mit einem drohend erhobenen Zeigefinger wird mir nun vor dem Gesicht herumgefuchtelt und ich fühle mich wieder wie ein zwölfjähriger, der den Gartenzwerg seiner Nachbarn mit dem Fußball zerschossen hat. Damals hat es ähnliche Drohgebärden gegeben. Heute hätte ich heimlich darüber lächeln können, wenn ich mit meinem Spießer-Chef allein gewesen wäre. Bin ich aber nicht! Es ist mir peinlich, denn mal ehrlich, muss ein solches Gehabe unbedingt sein und dann auch noch ausgerechnet vor diesem Typen, der mich immer noch die ganze Zeit mit seinen unheimlichen Laseraugen abcheckt?
Ich habe die Schnauze voll und will nur weg. Ich zwinge mir ein Lächeln auf das Gesicht und schlucke jeden bissigen Kommentar herunter. »Nein, natürlich nicht. Ist wirklich wichtig. Also auf Wiedersehen!«
Ohne auf eine weitere Erwiderung zu warten, stürme ich so schnell wie möglich aus dem Gebäude. Oh Mann! Kein schöner Abgang, aber wenigstens kann ich endlich wieder frei atmen. Die Tür hinter mir fällt ins Schloss, doch leider nicht schnell genug, denn ich kann noch ein herzhaftes Lachen aus dem Inneren hören, was mir die Schamesröte ins Gesicht treibt. Mr. Betonwand scheint sich ja köstlich über mich zu amüsieren. Peinlich! Da kann ich nur noch hoffen, dass ich diesen seltsamen Riesen so schnell nicht wiedersehen muss.
Bloß weg hier, schnell nach Hause und diesen beschissenen Tag einfach vergessen!
Als ich nach Hause komme, habe ich mich eigentlich wieder ganz gut im Griff. Jetzt will ich nur noch eines, und zwar abschalten und mein vor mir liegendes freies Wochenende genießen.
Im Wohnzimmer finde ich Anna, die im Schneidersitz auf dem Sofa sitzt und wild auf dem Laptop in ihrem Schoß herumhackt. Als sie mich hört, sieht sie kurz auf und lächelte mich herzlich an. »Hey, mein Schatz! Du bist aber früh zuhause.«
»Ja, war nicht so viel los«, nuschle ich nur und gehe in die Küche, um mir ein Bier zu holen. Sofort verschwindet ihr brauner Lockenkopf wieder vor dem Bildschirm.
Als ich wieder zurückkomme, setze ich mich auf meinen Lieblingssessel ihr gegenüber und beobachte sie. Sie scheint voller Elan zu sein, hat strahlende Augen und lächelt andauernd. Dafür kann es eigentlich nur einen Grund geben.
»Hat dich die Muse doch wieder gepackt?«, frage ich interessiert.
»Ja, die Muse in Form meiner Lektorin. Sunny weiß von meiner Schreibblockade und hatte da so eine Idee«, seufzt sie leise. »Sie hat mir eine Geschichte vorgegeben und ich recherchiere gerade dafür.«
Ich runzle verwirrt die Stirn. »Seit wann lässt du dir einen Plot vorgeben, du schreibst doch sonst nur eigene Werke?«
Ich bekomme einen mürrischen Blick zugeworfen, der mir klarmacht, dass ich gerade in ein Fettnäpfchen getreten bin. Klasse, so was kann ich gut.
»Sie hat mir nur die Idee vorgegeben, den Rest überlässt sie ganz allein mir. Wenn einem selbst nichts einfällt, muss man sich eben helfen lassen. Hast du damit ein Problem?«
»Ich? Gott bewahre! Aber so wie du mich gerade anschnauzt, hast du wohl eher eins damit.«
Zwei mörderische Blicke später lässt sich Anna nach hinten sinken und streckt mir die Zunge raus. »Blöder Klugscheißer, kennst mich einfach zu gut. Na gut, ich war anfangs wirklich nicht so von der Idee überzeugt. Ich will meine eigenen Ideen zu Papier bringen, aber irgendwie ...« Sie macht eine Pause und grinst mich schelmisch an. »Irgendwie hat der Plot was. Er beinhaltet neue und aufregende Dinge, an die ich niemals gedacht hätte. Könnte echt spannend werden, darüber zu schreiben.«
So motiviert habe ich meine Kleine lange nicht mehr gesehen. Es gefällt mir ausgesprochen gut und ich hoffe, dass diese geheimnisvolle Story ihr wieder in die richtige Spur hilft.
»Was recherchierst du?«, will ich neugierig wissen. »Vielleicht kann ich dir ja helfen?«
Sie schaut mir eindringlich mit ihren braunen Äuglein entgegen und schmunzelt. »Mhm ...«, macht sie nur und mir schwant schon Übles. Meine böse Vorahnung wird auch sogleich bestätigt, als sie fragt: »Hast du es schon mal mit einem Mann getrieben?«
Ich verschlucke mich fast an meinem Bier und kann sie mit weit aufgerissenen Augen nur anstarren. »Was?«
Ich muss reichlich belämmert aus der Wäsche gucken, denn sie lacht mich ziemlich herzhaft aus. »Das heißt dann wohl Nein. Schade, dann kannst du mir leider auch nicht helfen.«
Sie muss gemerkt haben, dass ich immer noch auf der Leitung stehe, denn sie wartet keine Erwiderung ab. »Mensch, Mark! Ich soll einen homoerotischen Roman schreiben. Mann und Mann, du verstehst?«
Da ich immer noch schweige, quasselt sie einfach weiter. »Wie gesagt, ich war mir erst nicht sicher, ob das wirklich was für mich ist, aber irgendwie fasziniert und interessiert mich dieses Projekt ja schon. Im Internet habe ich erfahren, dass gerade Frauen diese Art von Geschichten lieben und viele der Autoren dieser Bücher sind sogar selbst weiblich. Kannst du dir das vorstellen? Das ist doch wirklich mega spannend!«
Sie holt noch einmal tief Luft. »Also ja, ich glaube, ich mache das! Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie das zwischen Männern abläuft. Ich meine, es ist mir schon klar, wie der Akt rein technisch abläuft.«
Sie zieht bedeutungsvoll eine Augenbraue nach oben und ich rutsche immer unbehaglicher auf meinem Sessel hin und her. Soll ich mir das jetzt etwa vorstellen? Nee, lieber nicht!
»Aber ich frage mich, wie fühlt sich das für einen Mann an? Ich meine, ist Analverkehr mit einer Frau dasselbe wie mit einem Kerl? Woher soll ich denn wissen, wie sich Männer dabei fühlen?«
Jetzt rauft sie sich doch tatsächlich die Haare. Dabei würde ich gerade zu gerne mitmachen. »Und herrje, die in der Schwulenszene scheinen sogar ihre eigene Sprache zu haben. Da gibt’s Hop und Tops oder dergleichen und noch vieles mehr. Also da muss ich mich echt noch durchbüffeln. Nun? Was sagst du?«, schließt sie ihren Monolog und sieht mich gespannt an.
Oh Mann! Was soll ich denn dazu sagen? Ich bin nicht homophob oder dergleichen, aber irgendwie ist mir dieses Thema doch unangenehm. Jeder soll so Leben, wie er will. Leben und leben lassen, ist mein Motto. So lange mich kein Kerl anbaggert, ist mir die Schwulenszene daher herzlich egal.
Schlagartig kommt mir ein Gesicht mit schwarzen Augen und spöttisch verzogenem Mund in den Sinn. Mr. Betonwand! Hat der Kerl wirklich versucht mich anzumachen? Bevor ich mir darüber bewusst werde, stelle ich mir diese Frage laut.
»Was hast du gesagt?«, fragt mich Anna verwirrt.
»Ich glaube, ich bin heute sogar einem Schwulen begegnet«, brabbele ich. »Der Kerl hat mich irgendwie so komisch angesehen und irgendwas gefaselt von wegen, ich würde ihm gefallen oder so was in der Art.«
An dieser Stelle verschweige ich lieber, dass ich ihn genauso intensiv angestarrt habe. Es kam mir selbst seltsam genug vor und ist mir irgendwie peinlich. Schon der Gedanke an diesen Mann wühlt mein Inneres unangenehm auf. Anna merkt davon allerdings nichts.
»Echt jetzt?«, jubelt sie und springt dabei freudig in die Höhe. »Das ist ja toll! Kennst du ihn? Hast du seine Telefonnummer?«
Fassungslos starre ich meine Freundin an. »Spinnst du? Ich sagte dir gerade, ich wurde wahrscheinlich angemacht und du fragst mich, ob ich seine Telefonnummer habe?«
Lachend winkt sie ab, tritt auf mich zu und setzt sich auf meinen Schoß. »Ach, da mache ich mir bei dir doch keine Sorgen«, sagt sie schmunzelnd und verschränkt ihre Hände hinter meinem Nacken.
»Wäre aber schon toll einen Schwulen im Bekanntenkreis zu haben. So als sinnvolle Informationsquelle, meine ich.« Schon wieder muss sie herzhaft lachen. »Dann bekäme ich gewissermaßen Erfahrungen aus erster Hand.«
»Du übertreibst«, entgegne ich. »Das Internet bietet dir doch jede Menge an Informationen. Lies doch einfach ein paar Werke deiner Kollegen oder schau dir meinetwegen Schwulenpornos an.« Meine letzten Worte lassen mich unwillkürlich erschaudern.
»Natürlich werde ich das auch tun«, erwidert sie nun leicht gereizt. »Aber du verstehst wohl nicht, wie wichtig mir dieses Projekt ist. Mein letzter Roman war nicht gerade der Renner und somit muss mein neues Buch einfach grandios werden. Hörst du? Es muss einfach perfekt werden. Basta!«
So langsam nervt mich das Gerede. Ich schiebe sie von meinem Schoß herunter und stehe auf. »Tja, da kann ich dir aber leider nicht helfen. Ich habe keine Ahnung, wer der Kerl war und werde ihn mit Sicherheit auch nicht wiedersehen.«
Damit hat sich das Thema für mich erledigt und für sie wohl auch, denn sie verzieht sich mit einem Schmollmund zurück zu ihrem Laptop und sieht nicht mal mehr in meine Richtung. Auch gut. Ich beschließe, sie erst mal runterkommen zu lassen, denn eigentlich will ich gerade selbst meine Ruhe haben, also gehe ich ins Schlafzimmer und werfe mich dort aufs Bett.
Die innere Unruhe, die mich bei dem Zusammentreffen mit Mr. Betonwand erfasst hatte, ist schlagartig wieder da und sie wächst. Warum bin ich eben bei dem Gespräch so gereizt gewesen? Das ist doch sonst auch nicht meine Art. Ich weiß, ich sollte mich viel eher darüber freuen, dass Anna wieder Lust zu schreiben hat. Ich bin echt ein Idiot, aber was soll ich machen?
Ein eigenartiges Gefühl wühlt sich schon die ganze Zeit durch meine Eingeweide und ich kann es weder greifen noch genau definieren. Ich weiß nur eines, es ist gar nicht gut!
Ein schleichendes Gefühl von Angst befällt mich. Es ist wie eine leise Vorahnung, die mich gepackt hat. Irgendwas wird passieren.
- Aidan -
Nur langsam ebbt mein Lachen ab, während ich auf die verschlossene Tür starre, aus der soeben dieser hübsche Mann geflohen ist. Sehr schade. Ich hätte ihn gerne noch länger um mich gehabt.
Meine gute Laune schlägt plötzlich um und ich sehe unwirsch zu David hinüber. Der Kerl ist zwar mein bester Freund, aber im Augenblick kann ich ihn so gar nicht leiden.
»Sag mal, was war das denn eben? Musstest du dem Kleinen so zusetzen? Das ist doch sonst nicht deine Art.«
»Pfff … Soll ich es etwa durchgehen lassen, wenn sich einer heimlich von der Arbeit schleichen will?«
Keine Ahnung, wovon er da redet, denn ich habe dem Gespräch der beiden gar nicht zugehört. Dazu war ich viel zu sehr abgelenkt gewesen. Der Anblick des Kleinen hatte mich gefesselt. Bei Männern vermied ich in der Regel Adjektive wie schön oder hübsch, aber der Kerl war es. Sein wohlgeformter und sportlicher Körper hat meine Augen wirklich erfreut. Und dann diese Hose ... Oh Mann, diese enganliegende Jeans überließ wirklich nicht viel der Fantasie. Was für einen Knackarsch der hatte! Einmal über die kleinen muskulösen Hinterbacken streichen … kräftig zupacken und …
Mir entkommt fast ein Stöhnen und das nur, weil ich daran zurückdenken muss, wie sich die Muskeln des Mannes angespannt haben, als David ihn angesprochen hatte. Armer Kerl ... schien ihm nicht wirklich gefallen zu haben, was mein Freund von sich gegeben hatte. Seine unglaublich grünen Augen hatten geradezu Lichtblitze in Davids Richtung geschossen und mir so ganz nebenbei einen Harten beschert.
Wie diese Augen wohl funkeln werden, wenn er unter mir liegt? Wenn ich mich tief in ihm versenke und dabei seinen hübschen Schwanz melke? Bei diesen Gedanken fährt ein gehöriger Schwall Blut in meinen Schaft und lässt ihn in freudiger Erregung aufzucken. Oh, verdammt! Passiert wirklich nicht oft, dass mich ein Anblick so heiß macht. Liegt vielleicht aber auch an dem himmlischen Geruch, den der Mann verströmt hatte und der mir immer noch in der Nase hängt. Davon muss ich mehr haben!
»Oh nein, Aidan, ich kenne diesen Blick, was heckst du gerade aus?«, reißt mich David aus den Gedanken und ich funkle ihn übermütig an.
»Was denkst du denn?«
David wendet sich mit verkniffener Miene von mir ab. »Egal was es ist, vergiss es bitte einfach wieder!«
»Warum sollte ich?«
Die Haltung meines Freundes verändert sich. Ich kann zwar sein Gesicht gerade nicht erkennen, aber David ist eindeutig ziemlich angespannt. Das ist seltsam. Kann es sein, dass ...? Mir kommt sofort die Erleuchtung.
»Kann es etwa sein, dass du auf ihn stehst?«
»Spinnst du, Aidan?!«, kommt es wie aus der Pistole geschossen. »Ich würde nie so bescheuert sein und mich in eine Hete verknallen! Außerdem sehe ich hier gerade nur eines stehen.«
Mit seitlich gelegtem Kopf und hochgezogenen Augenbrauen wandert sein Blick in meinen Schritt. Ups! Erwischt! Trotzdem will ich mich nicht davon ablenken lassen, deshalb bohre ich auch dreckig grinsend nach. »Er hat dich also abblitzen lassen?«
»Niemand hat mich abblitzen lassen. Ich stehe nicht auf den Kerl!«
Es ist einfach, die Lüge aus dieser simplen Aussage herauszuhören, dafür brauche ich noch nicht einmal in seine zusammengekniffenen Augen zu schauen. Okay, das kann mir nur recht sein.
»Gut, dann macht es dir ja sicher nichts aus, wenn ich ihn mir schnappe!«
Das ist keine Frage, nur still und einfach eine Feststellung, die ich meinem Freund mitteile und damit auch gleich klarmache, dass ich keine Rücksicht auf ihn nehmen werde. Das kann ich nicht, weil ... Hmm, so genau ist mir das noch nicht klar, ich weiß nur, dass ich es einfach nicht kann. Punkt!
David wird blass. Natürlich, schließlich kennt er mich und weiß, wenn ich einmal jemanden will, kann mich nichts aufhalten. »Aidan, hör auf damit. Mark ist eigentlich ein guter Kerl. Er lebt in einer langjährigen Beziehung mit einer Frau und ...« Er unterbricht sich und wirft mir einen zögerlichen Blick zu. »Und du solltest ihn echt nicht verarschen.«
Ich kann mir nur schwer ein Lachen verkneifen. »Du weißt, ich stehe auf Ärsche.
Da wir immer noch allein in der Vorhalle stehen, blecke ich spielerisch die Zähne und lecke mir anschließend lasziv über die Lippen. David weicht einen Schritt zurück und zeigt deutlich, was er von meiner kleinen Showeinlage hält, nämlich gar nichts. Spielverderber.
»Kannst du auch mal ohne deinen Schwanz denken? Und was Mark angeht, der hat deine perfiden Spielchen nicht verdient. Lass ihn in Ruhe!«
»Perfide Spielchen? Hey, ich will den Kleinen nur ficken!«
David schlägt sich verzweifelt die Hand vor die Stirn. »Genau das ist das Problem! Du gehst über Leichen, wenn du einen Kerl flachlegen willst. Oh Mann, Aidan! Der Typ ist hetero. HETERO! Was tust du, wenn er dich nicht will?«
Ein teuflisches Grinsen legt sich über mein Gesicht. »Dann werde ich ihn eben davon überzeugen müssen mich zu wollen. Aber keine Sorge, der Hübsche ist lange nicht so hetero, wie du vielleicht denkst. Ich konnte es in den Tiefen seiner Augen sehen. Er wird mein hingebungsvoller kleiner Bottom sein. Wart’s nur ab.«
Fast schon resigniert holt David einmal tief Luft. »Ich bitte dich hier und jetzt, lass die Finger von Mark. Ich kann ihn zwar nicht wirklich leiden, aber jemanden wie dich hat selbst er nicht verdient.«
»Jemanden wie mich?« Pikiert hebe ich eine Augenbraue, denn das klingt schon sehr nach einer Beleidigung! Diese Vermutung bestätigt mir David auch sogleich.
»Ja, jemanden wie dich! Jemand ohne ein wirkliches Gewissen. Für dich zählt doch nur die Jagd und was danach aus deinen Eroberungen wird, ist dir scheißegal!«
Ich will widersprechen, doch da macht er auch schon weiter mit seiner Schimpftirade. »Hast du eigentlich jemals jemanden wirklich geliebt? Hast du in einem Menschen jemals etwas anderes als ein Spielzeug gesehen? Komm schon, wach doch endlich auf! Selbst du kannst nicht ewig so weitermachen.«
Seine Worte treffen mich tiefer, als er überhaupt ahnen kann, aber ich werde ihn auch nicht aufklären und schweige, woraufhin David wütend in Richtung seines Büros davonstürmt. Ich bleibe allein zurück, was mir Zeit gibt, mich von seinen Worten zu erholen.
Hinter meinen Schläfen pocht es. Er hat ja mit vielem recht. Ich bin ein egoistischer Bastard, der die Menschen nur als Spielzeug betrachtet. Das war nicht immer so, sondern erst seit ...
Nein! Ich schüttle meinen Kopf und verdränge damit auch zugleich unliebsame Erinnerungen. Es ist egal, aus welchem Grund ich so bin, wie ich eben bin. Ich kann mich nicht mehr ändern und habe das auch gar nicht vor. David kennt mich seit fünfzehn Jahren und sollte sich endlich auch damit abfinden.
Bleibt jetzt nur die Frage, warum er eben so ausgerastet ist? Dass er mehr von diesem Mark will, als er zugibt, konnte ich an seinem Verhalten erkennen, aber warum sagt er mir das nicht klar und deutlich? Warum leugnet er es? Oder redet er sich diese Lügen etwa selbst ein?
Und wieder kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Das ist auch wieder etwas, was ich an den meisten Menschen nicht leiden kann. Sich selbst verleugnen oder sich etwas vormachen, das können sie gut. Ich dagegen tue so etwas nicht. Ich weiß, was ich will und wenn ich etwas will, dann hole ich es mir. Und David kann eigentlich froh sein, dass ich jetzt Mark haben möchte, denn seien wir mal ehrlich, wenn ich mit dem Jungen fertig bin, wird er wahrscheinlich nie wieder an eine Frau denken. Ich habe die Glut in ihm gesehen und werde sie zum Brennen bringen, bis niemand jemals diese Flammen löschen kann. Wenn ich genug habe, hätte David also freie Bahn. Vielleicht wäre zuvor sogar ein Dreier möglich?
Der Gedanke entringt meiner Kehle ein bedrohliches Knurren und lässt meinen Körper beben. »Meins!«, schießt es mir plötzlich durch den Kopf und ich fühle wieder das mehr als bekannte Ziehen in meinen Lenden. Nein! Dieser Mann gehört definitiv mir. David wird das einsehen müssen.
Ich fahre mir unruhig mit den Händen durch die Haare und versuche meinen inneren Aufruhr zu beruhigen. Diese Gier kenne ich nicht von mir und sie beunruhigt mich. Kein Mensch hat das Recht, mich so aus der Ruhe zu bringen. Schon gar nicht, wenn ich diesen Menschen gerade mal zwei Minuten gesehen habe.
Es dauert ein paar Minuten, aber dann habe ich mich wieder im Griff und die vorangegangenen Gefühle so weit unterdrückt, dass sie mir nur noch wie blasse Erinnerungen vorkommen.
Ich habe genug Zeit verschwendet. Breit grinsend und selbstsicher wie eh und je gehe ich auf das Büro des Chefredakteurs zu. David und ich haben noch so einiges zu besprechen.
- David -
Himmel Herrgott! Ich bin so wütend auf Aidan und leider auch auf mich. Laut fluchend gehe ich in meinem Büro auf und ab. Kein anderer schafft es, mich mit seiner Art innerhalb kürzester Zeit so auf hundertachtzig zu bringen.
Ich gebe es gerne zu, ich bin ein blöder Vollidiot! Warum muss ich Aidan auch ausgerechnet in die Redaktion einladen? Wir hätten die Eröffnung seines Clubs und den dazugehörigen Aufhänger für die Zeitung auch bei mir Zuhause besprechen können. Aber, nein! Ich will ihn ja unbedingt mit meiner Professionalität beeindrucken.
»Keine Sorge, Aidan. Ich stelle dir den besten Redakteur zur Verfügung, um für deinen Club Werbung zu machen. Wir ziehen das Ding ganz groß auf!« Blabla ... »Verlass dich auf mich, dafür sind Freunde doch da!« Blabla ... Kotz!
So oder so ähnlich habe ich ihm das erst vor ein paar Tagen selbst verkündet. Jetzt kann ich mir dafür eigentlich nur noch in den Arsch treten. Hätte mir doch klar sein müssen, dass er auf einen gewissen Mark Schneider aufmerksam wird. War doch klar, dass der Kerl, in den ich seit drei Jahren heimlich verschossen bin, genau in sein Beuteschema fällt.
Ich habe es vergessen, nur für ein paar Augenblicke vergessen, was für ein Mensch ... Nein, sorry, was für ein Mistkerl Aidan ist und genau das wird mir nun zum Verhängnis. Wieder falsch! Es wird Mark zum Verhängnis werden!
Mark … Ich weiß, dass ich mich in der Vergangenheit nicht immer ganz fair ihm gegenüber verhalten habe, aber für mich erschien es immer besser so. Jedenfalls besser, als wenn er merkt, wie es wirklich in mir aussieht - oder unter meinen Klamotten, wenn er vor mir steht und ich nicht anders kann, als ihn heimlich anzubeten.
Was hätte ich tun sollen? Hätte ich, als nur in der Familie geouteter Schwuler, etwa hingehen und ihn um ein Date bitten sollen? Nee, nicht auszudenken seine Reaktion. Außerdem ist er zu 100% ein Hetero. Davon bin ich mehr als überzeugt, auch wenn Aidan eben mit seiner Aussage etwas an dieser Überzeugung gerüttelt hat. Stimmt es, was er sagt? Hat er etwas in Mark sehen können, was mir bisher verborgen blieb?
Es hat nie auch nur ein Anzeichen dafür gegeben, dass er sich zu dem eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Seine langjährige Freundin bestätigt meine Theorie zudem. An dem kann man sich eigentlich nur die Finger verbrennen. Aber es ist okay für mich. Man kann sich eben nicht immer aussuchen, in wen man sich verliebt und es gibt nicht immer ein Happy End. All diese Dinge habe ich mir schon oft vor Augen geführt und es ist mir wirklich klar.
Aber Aidan … Nein, er ist ganz und gar nicht der Typ, der sich mit solchen umstrittenen Gefühlen herumärgert. Er ist schon immer recht gefühlskalt und rücksichtslos gewesen, wenn es darum ging, seine Triebe zu befriedigen. Bis heute habe ich ihn teilweise sogar dafür bewundert. Er will etwas und nimmt es sich. Alles ohne Regeln und es scheint ihm zudem noch sichtlich Spaß zu machen. Allerdings hört der Spaß auf, wenn es gefährlich wird und mein guter Freund kann verdammt gefährlich werden.
Wie bekomme ich Mark nun aus der Schusslinie? Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, das wilde Wesen in Aidan zu bändigen, wenn es einmal eine Beute gewittert hat? Ich weiß es einfach nicht und genau das macht mir schwer zu schaffen. Ich habe keinen Einfluss auf Aidan, daran ändert auch eine jahrzehntelange Freundschaft nichts.
So wie es aussieht, bleibt mir also nur noch eines übrig, und zwar Augen zu und durch und dann dafür beten, dass Aidan schnell die Nase von Mark voll hat. Der Kerl langweilt sich doch schnell und fickt kaum einen Mann ein zweites Mal. Mit etwas Glück bleibt der Schaden gering, oder noch besser, Mark lässt ihn von vornherein abblitzen und Aidan verliert die Lust am Spiel.
Bei diesem Gedanken muss ich selbst lachen. Aidan und aufgeben? Nie und nimmer!
Ein lautes Klopfen lässt mich aus meinen Überlegungen hochfahren. Da steht er nun, der wahrhaftige Teufel in Menschengestalt, 1,95m geballte Manneskraft, und sieht mir scheinbar zerknirscht entgegen. Scheinbar … aber er kann mich längst nicht mehr täuschen. Alles nur Fassade!
Ruhig betrachte ich ihn. Er ist schon immer eine Augenweide gewesen. Keine klassische Schönheit. Nein, nein! Es ist eher die raue Wildheit, die so an ihm fasziniert. Er kann sich noch so gut tarnen, sein wahres Wesen blitzt immer irgendwie durch. Etwas in seinem Inneren ist dunkel und kennt keine Gnade, man kann es in seinen Augen erkennen, wenn man nur genau hinsieht. Es bringt die Menschen in seiner Umgebung dazu, sich kleinmachen zu wollen, manche bewegt er sogar zur Flucht, wie man heute auch ganz wunderbar an Mark sehen konnte und wieder andere fallen ihm ehrfürchtig vor die Füße. Ich bin immer noch am Überlegen, welche Sorte Mensch von allen nun am klügsten ist.
Mein Blick trifft seinen und ich kann nur wieder staunen. Die schwarzen Augen, umrahmt von dichten Wimpern, dazu das fast hüftlange schwarze Haar, das, wie meistens in der Öffentlichkeit, zu einem langen, glatten Zopf zusammengefasst ist, kann man nur als ungewöhnlich und schön bezeichnen. Und das Schlimmste ist, er weiß es! Er weiß um seine Ausstrahlung und wie er mit ihr spielen muss, um genau das zu bekommen, was er will. Das erklärt auch die Arroganz, die ihm aus jeder Pore zu triefen scheint. Selbstbewusst und sicher sieht er mich auch jetzt an.
»Wieder beruhigt?«, fragt er mich und lächelt dabei honigsüß.
»Ja, komm rein und setz dich«, fordere ich ihn brummend auf. Mit fast schon katzenhafter Anmut folgt er meiner Aufforderung. Blöder Angeber!
»Also …«, fängt er an. »Ich habe mir überlegt, dass du mir einen deiner Schreiberlinge für ein oder besser noch zwei Tage abstellst. Er sollte sich mit dem Club komplett vertraut machen können, denn umso besser wird der Artikel. Werbung ist gerade in der Anfangszeit das A und O, aber das weißt du ja selbst, nicht wahr? Ich denke …«
Ich unterbreche ihn unwirsch mit meiner Hand, denn ich habe die Nase gestrichen voll von seinen Spielchen. Dieses durchtriebene Früchtchen soll nicht denken, dass er mich verarschen kann! »Lass mich raten! Der perfekte Kandidat für diesen Posten wäre in deinen Augen ein gewisser Mark Schneider.«
Das Letzte was ich höre, bevor ich meinen Kopf gegen die Schreibtischplatte hämmere, ist ein gesäuseltes: »Oh, my Dear, wie gut du mich doch kennst!«
Oh ja, ich kenne ihn. Leider. Die Jagd ist eröffnet!
- Aidan -
Als ich beschwingt aus der Redaktion trete, lasse ich mir noch einmal das eben geführte Gespräch mit David durch den Kopf gehen. Ist eigentlich ganz gut gelaufen. Mein bester Freund hat sich erstaunlich schnell wieder eingekriegt.
Blieb ihm ja eh nichts anderes übrig, grinse ich selbstzufrieden in mich hinein und reibe mir heimtückisch lächelnd die Hände. Oh ja, ich weiß genau, was ich für ein manipulativer Arsch sein kann, aber was soll’s? Vom Zurückstecken kommt man ganz sicher nicht ans Ziel und mein derzeitiges Ziel ist Ansporn genug, um alle Skrupel zu vergessen.
Phase 1 meines Plans von Verführe die hübsche Hete ist soeben erfolgreich angelaufen. Mark wird am nächsten Freitag meinen Club besichtigen und am Samstag bei der Eröffnungsfeier natürlich auch anwesend sein. Was der Kleine wohl dazu sagen wird, wenn er erfährt, dass es sich um einen schwulen Sexclub handelt? Wird es seine heimlichen Neigungen – und die hat er mit Sicherheit, denn auf mein Gaydar kann ich mich immer verlassen - weiter schüren? Es dürfte auf jeden Fall interessant werden.
Den Freitag werde ich jedenfalls dazu nutzen, ihm erst mal alle Räume zu zeigen und selbstverständlich genauestens zu erklären. Er muss ja schließlich wissen, worüber er schreibt. Vielleicht ist ja sogar eine private Vorstellung drin?
Lachend schüttele ich den Kopf. Nein, wohl kaum. Wäre aber auch irgendwie langweilig, wenn es anders wäre. Also Freitag erst mal sachte anheizen und ihm auf den Zahn fühlen. Vielleicht bekomme ich das ein oder andere heraus, worauf er steht? Hmm ... so was kann nie schaden!
Samstag kann ich dann eventuell sogar den ersten Vorstoß wagen. Wenn der Club gut gefüllt und die Stimmung der Leute aufgeheizt ist, wird das bei ihm bestimmt auch seine Spuren hinterlassen. Männer ticken schließlich alle gleich. Apropos aufgeheizte Stimmung. Wie aufs Stichwort meldet sich prompt mein Schwanz zu Wort. Ist ja klar, dass mich die Ausarbeitung meines Plans in wachsende Erregung versetzt.
Ich greife mir mein Handy. Termine habe ich heute keine mehr, also kann ich mich für den Rest des Abends ruhigen Gewissens meinem Druckabbau widmen. Schnell finde ich die Nummer, die ich Suche und wähle. Nach nur wenigen Sekunden wird abgehoben und angespannte Erwartung knistert durch die Leitung.
»In einer Stunde bei mir«, mehr sage ich nicht und lege auf. Warum soll ich auch noch mehr Zeit verschwenden? Tim, der kleine Twink, wird kommen. Das weiß ich und so mache ich mich voller Vorfreude auf den Weg.
Zwei Stunden später betrete ich mein Appartement, welches sich praktischerweise direkt über meinem Club befindet. Es ist riesig und loftartig aufgebaut. Nur das Bad und das Schlafzimmer besitzen Trennwände und bieten Privatsphäre, die mir eigentlich aber am Arsch vorbeigeht. Meine wenigen Möbel sind zwar stilvoll aber eher schlicht und spiegeln ganz gut wider, dass ich von unnötigen Schnörkeleien oder Kitsch nichts halte. Alles hier ist einfach und pragmatisch, so wie ich es mag.
Ich habe mir extra viel Zeit mit meinem Heimweg gelassen, habe sogar noch etwas gegessen und all das nur, weil ich genau weiß, wie sehr das den Kerl reizt, den ich gleich ficken werde. Warum auch nicht? Er weiß, wo der Ersatzschlüssel liegt und ebenso weiß er, was ich von ihm erwarte.
Auf dem Weg ins Schlafzimmer entledige ich mich bereits meiner Schuhe und ziehe mir auch gleich das Hemd aus. Auf meinem Bett kann ich Tims Gestalt ausmachen. Ein ansehnlicher Mann. Nicht so schön, wie das Bürschchen von heute Nachmittag, aber dieser hier ist nackt, willig und räkelt sich in meinem Bett, das bringt ihm einen Pluspunkt ein.
Er liegt ausgestreckt mit einem leicht angewinkelten Bein auf der Seite, seinen Kopf in der Armbeuge gebettet und schaut mir mit einem halbgeschlossenen und sehr lasziven Blick entgegen. So gefällt mir das.
Meine Erregung drückt sich schmerzhaft pochend gegen meine Jeans, als ich ihn wortlos von oben bis unten mustere. Nur langsam gehe ich auf ihn zu, während ich meine Erektion aus ihrem viel zu engen Gefängnis befreie. Tims Reaktion darauf ist einmalig. Seine Augen werden größer und sein Atem geht schneller. Fahrig leckt er sich über die Lippen und wartet, dass ich endlich zu ihm komme und ihm gebe, was er braucht. Hmm, kann er haben.
Ich stütze mich mit einem Knie auf dem Bettrand ab, greife schwungvoll in das volle braune Haar unter mir, biege seinen Kopf zurück und zwinge ihn so auf den Rücken. Mir offenbart sich eine zarte Haut über sehnigen Brustmuskeln und einem flachen Bauch, doch meine Erregung ist schon zu weit fortgeschritten, als dass ich diesem Anblick die rechtmäßige Beachtung schenken könnte.
»Aufmachen«, knurre ich.
Mit einem lustvollen Aufflackern in den Augen öffnet der Kleine langsam den Mund, während ich mich rittlings über seine Brust schwinge. Mein Griff in seinem Haar wird kräftiger. Ich überstrecke seinen Kopf noch weiter in den Nacken, fixiere ihn so und streiche anschließend hauchzart mit einem Finger über seine überdehnte Kehle. Ein schmerzhaftes und dennoch lustvolles Stöhnen entweicht noch seinen Lippen, bevor ich meine Geduld verliere und meinen Schwanz tief in seinen Rachen gleiten lasse.
Ein Strahl elektrisierender Lust durchschießt meine Lenden, als sich die feuchte, enge Hitze um mich schließt. Wie von Sinnen werfe ich meinen Kopf in den Nacken und stoße von purem Verlangen erfasst, immer wieder tief in die heiße Höhle vor mir. Als sich meine Hoden schon fast schmerzhaft immer mehr zusammenziehen, werde ich langsamer. Fast schon träge ziehe ich mich zurück, genieße den Augenblick, lasse ihn länger anhalten.
Mit verklärten Augen und einem leisen Wimmern auf den Lippen, sieht mein Spielgefährte zu mir auf. Ich lockere den Griff in seinem Haar und fange an, sachte die malträtierte Kopfhaut zu massieren. Tim dankt es mir. Als er laut aufstöhnt, nutze ich die Chance und treibe meine Zunge tief in seinen Mund, erobere ihn, während ich genüsslich mich selbst schmecke und bringe den Kleinen so unter mir zum Erbeben.
Meine Hände wandern derweil über seine glatte Brust, suchen und finden die Brustwarzen und zwirbeln sie, bis sie sich zu harten Knoten aufgerichtet haben. Tim bäumt sich leicht auf, keucht laut in meinem Mund und versucht sich meiner lustvollen Folter zu entziehen. Für einen kleinen Moment ergötze ich mich daran, kneife sogar noch ein wenig fester zu, aber für ein noch längeres Vorspiel fehlt mir schlichtweg die Geduld und so gebe ich nach und entlasse Tim aus meinen Armen.
Erleichterung, aber auch Enttäuschung spiegeln sich in den Augen meines Spielgefährten wider, aber wenn er sich nicht entscheiden kann, dann tue ich das eben und ich sage, es reicht. Ich will nur noch schnell zum Abschuss kommen.
Im Nachttisch krame ich nach Gleitgel und werfe es neben mir aufs Bett. Abwartend sehe ich Tim an, doch der Kerl will mich anscheinend ärgern und rührt sich nicht. Ich seufze innerlich. Gut zu ficken ist er ja, aber er geht mir bisweilen echt auf die Nüsse. Ohne klare Ansagen geht bei dem gar nichts.
»Umdrehen«, fordere ich deshalb und Tim wirft mir daraufhin sein unterwürfigstes Lächeln zu.
Drauf geschissen, denn es gibt echt nichts Widerwärtigeres, als geheuchelte Hingabe. Nur, weil mein Schwanz endlich zu seinem Recht kommen will, spiele ich überhaupt mit und versuche gar nicht erst, seine Spielerei in echte Unterwürfigkeit zu verwandeln. Ich weiß, ich könnte es, aber er ist es mir nicht wert. Nicht heute. Nicht, nachdem ich jemanden gewittert habe, der sehr viel kostbarer erscheint.
Tim scheint zu merken, dass er heute nicht das volle Programm bekommt und dreht sich nach einem verwirrten Zögern auf den Bauch. »Braver Junge!«, kommentiere ich das und schlage ihm leicht auf eine seiner prächtigen Arschbacken, aber es passiert mehr aus Gewohnheit. Egal, denn auf Tim hat es seine gewünschte Wirkung. Der Junge streckt mir mit einem leisen Aufschrei sein Hinterteil entgegen und stöhnt angetan. Gelernt ist eben gelernt.
Jetzt aber endlich zur Sache! Ein Kondom liegt bereits griffbereit neben Tims Kopf. Ich nehme es, reiße es mit den Zähnen auf und stülpe es mir über. Anschließend beschmiere ich meinen Schwanz großzügig mit Gleitgel und verreibe auch etwas an Tims bereits gedehnten Eingang. Der Junge hat wie immer gute Vorarbeit geleistet, damit ich mich nicht unnötig damit aufhalten muss. Guter Mann, und so gierig auf meinen Schwanz, wie mir das starke Zucken an seinem Loch verrät. Tja, da will ich das Schätzchen mal nicht länger hinhalten und ihm etwas geben, woran er zu knabbern hat.
Mit einem kräftigen Stoß treibe ich meinen Schaft tief in ihn. Er jault laut auf und windet sich unter mir, aber ich mache mir deswegen keine Sorgen. Tim steht auf die harte Tour und braucht den ersten Schmerz, damit er so richtig in Fahrt kommt. Ich gebe ihm trotzdem Zeit, warte, bis er sich an meine Größe gewöhnt hat und bewege mich erst, als er sich mir endlich entgegen drückt. Ich starte mit einem langsamen Rhythmus, stoße zwar immer wieder tief, aber nicht fest zu. Den Kleinen unter mir macht das wahnsinnig und er knurrt mich schon bald unwirsch an. Okay, genug der Spielerei. Ich schlinge einen Arm um seine Hüften und greife nach seinem Schwanz, reibe und pumpe ihn im gleichen Takt, den mein Schwanz in seinem Arsch vorgibt. Und dieser Takt ist inzwischen rasend schnell und selbst für mich kaum noch kontrollierbar.
Grüne Augen haben sich in mein lustvernebeltes Hirn geschlichen und dominieren alles. Der Arsch, in den ich stoße, ist nicht mehr länger der eines schmächtigen kleinen Twinks, sondern der eines gutgebauten Adonis mit blonden Haaren. Ich greife nach seinen Strähnen, kralle mich an ihnen fest und stoße härter in seinen Leib. Ich spüre, wie er zittert und höre, wie er vor Wonne aufschreit, doch das ist mir nicht genug. Nein, es ist lange nicht genug!
Wie im Wahn gebe ich mich meinem animalischen Drängen hin und beginne mich immer heftiger in meinem derzeitigen Gespielen zu bewegen. Ich verändere leicht den Winkel, suche und finde seine Prostata. Volltreffer! Ich höre einen Schrei, aber er ist mir nicht laut und eindringlich genug. Wieder zu wenig!
Ich verfalle in eine Art Raserei, die ich weder verstehen noch aufhalten kann und werde noch zudringlicher. Ich will den Mann unter mir zum Kommen bringen. Ich will wissen, ob das Grün sich verdunkelt, wenn er die Kontrolle verliert oder ob sie heller werden. Er soll mir alles zeigen, mir alles geben. Meine Bemühungen nehmen zu.
Mit einem Knurren stoße ich noch einmal tief in seinen Leib und kann mich dann selbst nicht mehr zurückhalten. Mein Orgasmus kommt hart und schnell und ich spüre auch, wie sich mein Geliebter über meine Hand ergießt. Ich will jubeln, doch das Triumphgefühl bleibt aus, denn die grünen Augen, die mich bis eben noch verfolgten, verschwinden und lassen in mir ein seltsam bitteres Gefühl zurück. Die Illusion ist verflogen und was bleibt, ist ein frustrierter Laut, der durchs Schlafzimmer hallt und mit sich nichts als Kälte bringt ...
Es dauert etliche Minuten, bis ich wieder zu Verstand komme, doch ich verstehe immer noch nicht, was gerade geschehen ist. Wie konnte ich nur so die Kontrolle über mich verlieren? Und das alles wegen einem Mann, den ich nicht einmal kenne. Diese verflixten Augen aber auch. Sie hatten sich geradewegs durch meine Haut gebrannt und nun wurde ich sie einfach nicht mehr los. Dasselbe gilt übrigens auch für einen bestimmten Liebhaber, der einfach nicht weiß, wann er zu gehen hat.
Ich sehe den selig lächelnden Mann neben mir an und werde immer unruhiger. Außer zum Sex mag ich es nicht, wenn jemand mit mir zusammen im Bett liegt. Tim weiß das eigentlich, aber heute braucht er anscheinend länger um sich zu erholen.
Gemächlich dreht er sich zu mir auf die Seite und stützt sich dabei auf seinem Arm ab. »Du warst heute aber schnell zu Gange«, stellt er grinsend fest.
»Und? Schien dir nicht wirklich etwas ausgemacht zu haben, oder?«
Ich mustere ihn reichlich selbstgefällig. Beschwert hatte sich bisher bei mir noch niemand, schließlich sorge ich immer dafür, dass meine Spielgefährten auch auf ihre Kosten kommen.
»Ich wundere mich nur, normalerweise sind deine Spielchen etwas, wie soll ich sagen … raffinierter«, erwidert er schmunzelnd, was mir tierisch auf den Geist geht. »Obwohl ich gestehen muss, dass ich dich noch nie so leidenschaftlich erlebt habe. Versteh’ mich nicht falsch, mit dir ist es immer geil, aber heute war es irgendwie anders, eindringlicher.«
»Passt dir daran irgendetwas nicht? Tja, dann weißt du ja, wo die Tür ist«, entgegne ich völlig genervt und erhebe mich.
Was soll denn der Mist jetzt? Muss ich mich jetzt etwa dafür rechtfertigen, dass ich es ihm richtig besorgt hatte? Bestimmt will er nicht hören, dass ich in Gedanken bei jemand ganz anderem war, also soll er mich bloß in Ruhe lassen, bevor ich es ihm um die Ohren haue.
»Ach, komm schon«, versucht Tim mich sofort zu beschwichtigen. »So meinte ich das doch gar nicht! Du warst nur so … drängend. Ist irgendwas passiert?«
»Nichts ist passiert«, fahre ich ihn an. Ich weiß, das ist fies, aber ich bin momentan so durch den Wind, dass ich gar nicht anders kann. »Ich hatte Druck und fertig! Dafür haben wir doch unser Fickabkommen, schon vergessen?«
»Okay, reg dich ab! Ich hab’s ja kapiert.«
Tim hebt beide Hände in die Luft und schüttelt den Kopf über mich. »Dachte nur, nachdem wir es jetzt schon seit einigen Monaten miteinander treiben, könnten wir ruhig auch mal etwas persönlicher werden.«
Panik erfasst mich. Persönlicher werden? Ist der Mann verrückt geworden? Ich habe von Anfang an für klare Verhältnisse gesorgt. Nur Ficken und das war’s!
»Raus hier«, knurre ich gefährlich leise.
»Komm schon, Aidan! Echt jetzt?«
Tim wirkt fassungslos, aber ich verstehe es nicht. Was erwartet er eigentlich von mir? Bis heute habe ich gedacht, wir würden ähnlich ticken. Wenn er nun doch mal als Sex von mir will, gibt es keine Chance, dass wir uns jemals wiedersehen können.
»Ich sagte, raus! Und damit du es weißt, unser kleines Arrangement ist hiermit Geschichte!«
Mit einem letzten wütenden Blick auf ihn wende ich mich ab und stürme ins Bad, wo ich mich sofort unter die Dusche stelle. Das kühle Nass hilft etwas, um mich runterzufahren und meine innere Aufgewühltheit ein wenig zu schmälern. Allerdings hilft es nicht gegen die Wut in mir, die sich wie ein rotglühender Schleier über meine Sicht legt.
Ich bin wütend auf mich, auf Tim und vor allem auf das grünäugige Monster, das mich kurzzeitig meiner Kontrolle beraubt hatte. Allein der Gedanke, dass ein Mann mir nach einem Blick so unter die Haut geht ... Scheiße, es hätte niemals so weit kommen dürfen. Niemals!
Und dann auch noch dieses Theater mit Tim! Was denken sich diese Kerle nur immer. Nur weil man sie mehr als einmal fickt, wollten sie gleich ‚persönlicher‘ werden. Hach, wie erbärmlich! Ich bin nicht der Typ für Beziehungen, will sie nicht und Gott verdammt, ich brauche sie auch nicht! Das ist alles viel zu kompliziert!
Nein, Gefühle zu investieren schadet einem nur und wenn du dich zu sehr auf jemanden einlässt, können diese Gefühle dich sogar zerstören. Nicht mit mir! Nicht mehr! Nie wieder!
Als ich wenige Zeit später ins Schlafzimmer zurückkomme, ist Tim verschwunden. Erleichterung durchflutet mich. Ich kann nicht einmal Reue darüber empfinden, dass ich ihn auf diese Weise aus meinem Leben geworfen habe, denn ich weiß, dass es für uns beide das Beste ist. Tim hat zu hohe Erwartungen gestellt und die kann und will ich einfach nicht erfüllen. Eine Bindung kommt für mich nicht infrage. Nicht mit ihm und auch mit keinem anderen.
Ich ziehe die Laken mit den verbliebenen Überresten unserer gemeinsamen Nacht ab und schleudere sie in eine Ecke. Der Geruch nach Sex stört mich gerade und so reiße ich die Fenster auf und schnappe ächzend nach der frischen Luft.
Okay, das Problem mit Tim ist erst mal gelöst, aber es gibt da ja noch eines. Wie bekomme ich Grünauge, alias Mark Schneider aus meinem Kopf? Ich überlege minutenlang, bevor es mir wie Schuppen von den Augen fällt. Aber sicher doch, einmal gefickt, wird er kaum noch einen Reiz auf mich ausüben! So war es bisher bei jedem Mann und er wird da auch keine Ausnahme sein.
Endlich legt sich die Unruhe in meinem Inneren und das gewohnt spöttische Grinsen schleicht sich in mein Gesicht. Ich fühle mich zwar noch nicht ganz wie der Alte, aber mit dem Wissen, dass es bald wieder so sein wird, kann ich leben.
Ich greife nach dem Telefon und wähle Davids Nummer. Kann ja nicht schaden, meinen heute gefassten Verführungsplan, ein klein wenig zu beschleunigen.
-Mark-
Ziemlich spät am Samstagmorgen wache ich auf. Annas Betthälfte neben mir ist leer und unberührt. Ich runzle verwirrt die Stirn. Ist sie gestern etwa gar nicht mehr ins Bett gekommen? Wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert.
Ich kann mir ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. Na, dann gibt es nachher wohl so einige Verspannungen zu lösen und als guter Freund werde ich mich natürlich gerne dazu bereit erklären, ihr diese zu nehmen. Gähnend und streckend strample ich die warme und viel zu gemütliche Bettdecke von mir.
Aufstehen! Kaffeemaschine anschmeißen und dann ab unter die Dusche. Guter Plan!
Auf dem Weg in die Küche muss ich am Wohnzimmer vorbei und siehe da, tatsächlich, da liegt sie, meine Anna. Völlig verdreht, noch den Laptop im Arm, schläft sie den Schlaf der Gerechten auf der Couch. Ich kann mir ein Kichern nicht wirklich verkneifen. Schön ist es ja, sie endlich wieder so passioniert zu sehen. Gut gelaunt gehe ich weiter in die Küche.
Kaffee aufsetzen, duschen und dann meine Freundin wachküssen! Ich muss zugeben, mein Morgenplan wird immer besser. Dass ich gestern noch so aufgewühlt und überreizt gewesen war, kann ich gar nicht mehr verstehen.
Nein, Mark, sage ich mir. Den gestrigen Tag schiebst du ganz schnell in die hinterste Schublade deines Gehirns und holst ihn nie wieder raus!
Hach ja, ich strotze heute ja geradezu vor lauter guten Ideen. Nichts und niemand wird mir heute noch die Laune verderben können. Das denke ich mir zumindest und das genau so lange, bis mein Telefon klingelt.