Narada Muni - Andreas Klabunde - E-Book

Narada Muni E-Book

Andreas Klabunde

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Beschreibung

Narada Muni zählt zu den wichtigsten Vertretern der Bhakti Tradition. Sein Wirken als spiritueller Lehrer inspiriert, die nach Gott suchenden Vaishnavas, bis Heute. Seine Lehren sind zeitlos und lebendig. In zahlreichen Geschichten in den Puranas taucht der spirituelle Kosmonaut auf, um die Spiele der Höchsten Persönlichkeit Gottes, in den verschiedenen Inkarnationen, vorzubereiten und zu unterstützen. Narada Muni erleuchtet die Suchenden auf dem Pfad des Bhakti Yogas, der Liebe und Hingabe zu Gott. Beinhaltet alle 84 Naradas Bhakti Sutras. Alle Texte wurden vom Autor interpretiert und kommentiert. Zu den Geschichten aus den Puranas wurden weitere Zitate aus den vedischen Schriften hinzugefügt. Hari Om Tat Sat Liste aller Titel zum Thema Yoga von Andreas Klabunde: 1. Zwischenstopp in Zeit und Raum - Blickwinkel des Daseins 2. Narada Muni - Der heilige Kosmonaut 3. Rama Bhakta Hanuman - Der mächtige Affengott

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Seitenzahl: 172

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Die im Selbst verwirklichte Seele, kann dir wissen offenbaren, da sie die Höchste Wahrheit, gesehen hat.

-Inhalt-

Vorwort

Kapitel 1 Einleitung

Kapitel 2 Naradas vorangegangene Leben

Kapitel 3 Narada ohne Guru

Kapitel 4 Narada und der besondere Bauer

Kapitel 5 Valmiki und das Ramayana

Kapitel 6 Narada verflucht Vishnu

Kapitel 7

Vaishnava Lieder / Sampradayas

Kapitel 8 Der törichte Jäger

Kapitel 9 Chandulal soll nach Vaikuntha

Kapitel 10 Narada wird von Daksha verflucht…

Kapitel 11 Der Sohn der Perlen weinte

Kapitel 12 Wie Narada eine Frau wurde

Kapitel 13 Narada und Damayanti

Kapitel 14 Die zwei Yogis

Kapitel 15

Naradas Bhakti Sutras

Kapitel 16 Vaisnava Cobra

Kapitel 17 Narada, Tumburu und Hanuman

Kapitel 18

Was ist Tilak

Kapitel 19 Zwei Hanuman Geschichten

Kapitel 20

Die Bedeutung von Ekadashi

Kapitel 21 Narada und Maha Prashadam

Kapitel 22 Narada und Prahlad

Vorwort

Der absoluten Wahrheit, dem Summum Bonum, dem Höchsten Schatz, erweise ich meine achtungsvollen Ehrerbietungen!

Den Menschen, die mir auf der Suche nach Selbsterkenntnis weitergeholfen haben, erweise ich ebenso meine respektvollen Ehrerbietungen!

Der Überseele, Paramatma (Sankskrit: Überseele im Herzen), erweise ich meine demütigen Ehrerbietungen!

Narada Muni ist laut den vedischen Überlieferungen ein Reisender, zwischen der Welt der Götter und den Menschen. Zudem wandelt er in verschiedenen Zeitaltern im Universum umher. Er taucht im Epos Ramayana sowie im Mahabharata auf. Seine Anweisungen als spiritueller Meister sind tiefgreifend und reinigend. Es sei jedoch beachtet, dass manche philosophische Erklärungen zu einem bestimmten Yuga (Zeitqualität) passen und andere auf eine auserwählte Person abgestimmt sind. Die meisten Unterweisungen sind zeitlos und für alle Seelen erleuchtend. Narada handelt und predigt je nach Zeit, Ort und Umständen. Sein Thema ist die „Wissenschaft von der Höchsten Wahrheit, dem Höchsten Persönlichen Gott“. Der Weise Narada ist der Erfüller der göttlichen Theaterstücke, indem ihre Darsteller anregt und unterstützt werden. Das Erscheinen von Avataren wird auf den Bühnen der Welten durch seinen Auftritt vorbereitet. Gott nimmt unterschiedliche Gestalten an, um als Inkarnation das verlorengegangene, spirituelle Wissen wiederzubeleben. Diese Spiele werden „Lila`s“ genannt.

Devarshi Narada wird in indischen Blockbustern oft als lustiger, cleverer und manipulierender Zeitgenosse dargestellt. Es gibt zahlreiche Comics und Geschichten mit ihm. In der westlichen Welt würde man ihn als mythologische Persönlichkeit betrachten, doch die Vaishnavas (Verehrer Krishnas/ Vishnu`s) sehen ihn als lebendes Beispiel für die Bhakti-Tradition (Bhakti Yoga: Yoga der Liebe und Hingabe zu Gott). Dieser brillante Lehrer lebt in seinen zahlreichen Weisheiten für alle Ewigkeit weiter. Bei näherer Analyse ist der außergewöhnliche Bhakta (Gottgeweihte), eine unerschöpfliche Inspiration auf der Suche nach der ABSOLUTEN WAHRHEIT.

Im Shrimad Bhagavatam wird von Uddhava und Maitreya berichtet. Wobei Uddhava als „besonders reiner“ Gottgeweihter angesehen wird und Maitreya, als nur „Gottgeweihter“ betitelt. Der Unterschied wird damit erklärt, dass Maitreya noch der Ebene philosophischer Spekulationen und fruchtbringendem Handeln, angehörte. Der reine Gottgeweihte ist gefestigt in seiner Liebe und Hingabe zu Gott. Er gilt als Transzendentalist und steht damit über den materiellen Leiden, verursacht durch die Matrix. Seine Beziehung zu Gott ist ewig und stabil.

Narada Muni wird, als Shaktyavesha Avatar bezeichnet, er ist eine Seele, die mit Gottes Eigenschaften und Energien ausgestattet wurde. Er ist nicht Gott selbst, aber der autorisierte Repräsentant Vishnu`s, was ihn zum Avatar macht. Somit ist der Weise Narada der Jagadguru (Lehrer für alle im Universum). In vielen vedischen Texten wird auf die Annahme eines spirituellen Meisters hingewiesen. In der Bhagavad Gita erklärt Krishna zu seinem Freund Arjuna die Bedeutung der Schülernachfolge. Der Guru wird als Vertreter Gottes auf Erden, als direkter Draht zu Gott betrachtet. Die im Selbst verwirklichte Seele hat die Wahrheit gesehen und kann sie unverfälscht an den aufrichtigen Schüler weitergeben. In diesem Sinne, ist auch Uddhava als reiner Gottgeweihter das beste Beispiel für einen echten Guru. Das System der Schülernachfolge dient dem Transport von unverfälschtem Wissen. Die vorangegangenen Acaryas (Acarya: Lehrer der durch sein Beispiel lehrt) teilen ihre Erfahrungen und ihre Weisheiten mit der zukünftigen Generation von Vaishnavas. In vielerlei Hinsicht besteht eine bestehende Nachfolge von Meistern, indem die Bhakti Tradition lediglich weitergereicht wird. Es mag größere Lücken in der Schülernachfolge geben, da reine Gottgeweihte nur selten zu finden sind. Der Transport von Wissen und Erfahrung, kann durch Kommentare und Erläuterungen, wie ein Schatz weiter bestehen und an Nachfolger überreicht werden. Somit profitiert die zukünftige Vaishnavagemeinschaft von „allen“ Vorgängern. Die Acaryas leben in ihren Anweisungen und Schriften weiter.

Narada Muni ist der bedeutendste Vermittler zwischen Gott selbst, den Halbgöttern und den bedingten Lebewesen. Im Folgenden will der Autor seine Geschichten interpretieren und gegebenenfalls kommentieren. Zudem werden Texte, Lieder und Interessantes zusammengetragen.

Der Autor zählt seit vielen Jahrzehnten zur „Gaudiya Vaishnava Sampradaya“, diese wird durch folgende Nachfolge repräsentiert:

Evam parampara-praptam imam rajarhayo viduu (Bhagavad-gītā Text 4.2).

1. Sri Krishna (Avatar)

2. Brahma (Schöpfer des Universums)

3. Nārada Muni

4. Vyasadeva

5. Madhva

6. Padmanabha

7. Nihari

8. Madhava

9. Akhobhya

10. Jaya Tīrtha

11. Jnanasindhu

12. Dayanidhi

13. Vidyanidhi

14. Rajendra

15. Jayadharma

16. Puruhottama

17. Brahmaya Tirtha

18. Vyasa Tirtha

19. Lakhmipati

20. Mādhavendra Puri

21. Ishvara Purī, (Nityananda, Advaita)

22. Lord Caitanya (der goldene Avatar)

23. Rupa, (Svarupa, Sanatana)

24. Raghunatha, Jiva

25. Krishnadasa

26. Narottamadasa Thakur

27. Vishvanatha

28. (Baladeva) Jagannatha

29. Bhaktivinoda Thakur

30. Gaurakishora

31. Bhaktisiddhanta Sarasvati

32. A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada

1 Einleitung

Narada Muni, ist ein heiliger Bhakta, berühmt in hinduistischen Traditionen, der als reisender Musiker mit Vina das Universum durchquert. Ob er hierzu mystische Fähigkeiten nutzt oder mit einem Vimana (Raumschiff) von einer Welt zur anderen unterwegs ist, mag in verschiedenen Darstellungen, unklar bleiben. Er ist ein fesselnder Geschichtenerzähler, der Nachrichten und erleuchtende Weisheiten verbreitet, um das Herz der Zuhörer für Liebe zu Gott zu öffnen. Er ist eines, der vom Geist Brahmas geschaffenen Kinder (Brahma, dem Schöpfergott). Narada gilt als einer der Unsterblichen oder Chiranjivis aus den hinduistischen Epen (Chiranjivi sind die Unsterblichen, die nach dem Hinduismus bis zum Ende des Kali Yugas, laut Wikipedia, am Leben bleiben. Der Sanskrit-Begriff Chiranjivi bedeutet "unsterblich"). Daher lebt er auch heute noch und wird seinen hingebungsvollen Dienst zu Vishnu fortsetzen. An anderer Stelle wird er als Sohn Brahmas und Saraswatis (Göttin der Musik, Kunst und des Wissens) genannt.

Er zählt zu den zwölf Mahajanas. Das Srimad Bhagavatam listet zwölf große Bhaktas (Gottgeweihte) auf, die als die größten Verehrer Krishnas gelten.

Srimad-Bhagavatam 6.3.20-21

Svayambhur naradah sambhuh kumarah kapilo manuh

prahlado janako bhismo

balir vaiyasakir vayam dvadasaite vijanimo

dharmam bhagavatam bhatah

guhyam visuddham durbodham

yam jnatvamritam

asnute

Übersetzung:

„Lord Brahma, Bhagavan Narada, Lord Shiva, die vier Kumaras, Lord Kapila (Sohn von Devahuti), Svayambhuva Manu, Prahlada Maharaja, Janaka Maharaja, Großvater Bhisma, Bali Maharaja, Sukadeva Gosvami und ich (Yama: der Todesgott) selbst, kennen das wahre religiöse Prinzip. Meine lieben Diener, dieses transzendentale religiöse Prinzip, das als Bhagavata-Dharma oder Hingabe an den Höchsten Herrn und Liebe zu Ihm bekannt ist, ist nicht durch die materiellen Weisen der Natur verunreinigt. Es ist sehr vertraulich und für gewöhnliche Menschen schwer zu verstehen. Jemand, der es gesegneter weise versteht, wird sofort befreit, und kehrt nach Hause zu Gott zurück.“

Narada hat den Segen, unsterblich zu sein. Es wird jedoch auch berichtet, dass Narada Muni vor Erreichen des Stadiums eines reinen Gottgeweihten viele Geburten durchwanderte.

Er wird auch als König aller Weisen oder Rishis bezeichnet, was „Rishiraja“ bedeutet. Er ist mit dem Segen des Wissens von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesegnet. Naradadeva ist ein schlanker Weiser, dessen Aussehen sehr einfach ist. Er wird mit einem Dhoti dargestellt. In der einen Hand hält er eine Khartal und in der anderen eine Vina. Mit diesen Instrumenten, ist er stetig damit beschäftigt die Namen Gottes zu verherrlichen (in alten Filmen hört man ihn unentwegt, „Narayana, Narayana“, chanten). Er hat keinen festen Wohnsitz und reist daher umher, um die Herrlichkeit der Absoluten Wahrheit zu verbreiten. Er ist voller Barmherzigkeit für die bedingten Seelen, welche mit den Leiden des materiellen Daseins schwer kämpfen.

Auf einigen Abbildungen wird er als schwarzhaariger Inder dargestellt, aber andere Stellen ihn als „blond“, mit nordeuropäischem Aussehen dar.

Über sein Leben und seine Lehren werden im Narada Purana, im Padma Purana und im gesamten Srimad-Bhagavatam berichtet. Sein spirituelles Niveau ist so erlesen, dass er in diesen Texten manchmal sogar "Bhagavan" genannt wird, ein Begriff, der normalerweise dem Höchsten Herrn vorbehalten ist, und in der Bhagavad-gita (10.26) sagt Shri Krishna selbst: "Von allen Weisen und Halbgöttern bin ich Narada."

Als herausragender Vertreter Gottes wird Naradadeva oft als der ursprüngliche spirituelle Meister angesehen. Der unmittelbare spirituelle Meister ist der Vertreter von Narada Muni; es gibt keinen Unterschied zwischen den Anweisungen von Narada Muni und denen des gegenwärtigen spirituellen Meisters. Er ist der Vater des hingebungsvollen Dienstes.

An dieser Stelle richten wir ein Gebet an den „heiligen Kosmonauten“.

Om ajnana-timirandhasya

jnananjana-shalakaya

cakshur unmilitam yena

tasmai shri-gurave namaha

Übersetzung:

„Ich wurde in dunkelster Unwissenheit geboren, und mein spiritueller Meister öffnete mir mit der Fackel des Wissens meine Augen. Ich bringe ihm meine respektvollen Ehrerbietungen dar.“

2 Naradas vorangegangene Leben

Wer ist Narada Muni und was hat er durchgemacht, um einer der angesehensten Heiligen in der vedischen Tradition zu werden?

Die Geschichte beginnt mit seinen beiden vorherigen Leben. Während des ersten war sein Name Upabarhana, ein Gandharva (Musiker und Sänger) von einem himmlischen Planeten. Upabarhanas schöne Stimme und seine attraktiven Gesichtszüge machten ihn für Frauen anziehend, somit wurde er zum Playboy, verlor seine Stellung und fiel in ein materialistisches Leben.

Sie sind Bewohner höherer Planeten, die für die Besiedlung des Universums verantwortlich sind. Während der Durchführung von sankirtana, dem gemeinschaftlichen Singen der heiligen Namen des Herrn, verherrlichte Upabarhana anstatt Vishnu, die Halbgötter. Die anwesenden Gottgeweihten empfanden diese Aktion als großes Vergehen, denn sankirtana ist nur dazu bestimmt, den Höchsten Herrn zu lobpreisen. Die Devotees verfluchten dann Upabrahana, in seinem nächsten Leben als Sudra (Arbeiter) ohne körperliche Schönheit geboren zu werden.

Glücklicherweise, ob ein Heiliger segnet oder flucht, ist das Ergebnis Segen spendend. Durch die Barmherzigkeit der Heiligen schreitet das Gottesbewusstsein der unglückseligen Seele gereinigt voran.

Das ist es, was schließlich Upabarhana (Narada) in seiner Verblendung und Unwissenheit passierte.

Nachdem der große Weise Vyasadeva eines Tages nach getaner Arbeit aufstand und sich den täglichen Reinigungsritualen unterzog, indem er sich am Ufer der Saraswati niedersetzte, überkam ihn eine tiefe Unzufriedenheit. Sein Ashrama lag an diesem Fluss. Er hatte viele Puranas (religiöse Schriften) und das Epos Mahabharata erschaffen. Sein Geist wurde von tiefer Unruhe getroffen, den trotz all seiner Gelehrtheit, glaubte er das seine Werke unvollständig wären.

Zu dieser Zeit traf Devarshi Narada, so als ob er die Sorgen des Weisen kannte, in Vyasadevas Ashrama ein. Narada grüßte den Verfasser von heiligen Schriften gebührend. Einige Zeit sprachen sie miteinander, wobei Vyasa sein Leid offenlegte.

Vedavyasa sagte: „Narada, ich schuf ein Epos in Form von Geschichten. All mein Geschick trug ich im Mahabharata vor, aber nach Vollendung der Texte erhielt ich keine Zufriedenstellung meines Herzens. Dieses gewaltige Werk führt zur Essenz der Veden.“

Darauf erwiderte Narada Muni wohlwollend: „Das große Mahabharata ist sehr detailliert und offenbart die Essenz der vedischen Schriften, aber … es fehlt etwas außerordentlich Wichtiges, um die Absolute Wahrheit zu preisen.“

„Was habe ich übersehen, großer Weiser Narada?“, fragte Vyasa verblüfft.

Narada lachte und antwortete, glücklich eine solche Frage erhalten zu haben: „Mein lieber Vyasa. Es sind die Taten und Spiele des Herrn, die die Gottgeweihten auf immerdar erfreuen. Durch die Lilas der Höchsten Persönlichkeit Gottes geht das Herz der Geweihten auf. Die Taten des Herrn sind die Quintessenz und fördern die Sehnsucht der Zuhörer. Der Bhakta wird in seiner Hingabe beflügelt. Es gibt keinen besseren Weg, als durch hingebungsvollen Dienst Shri Krishna auf sich aufmerksam zu machen.“

Darauf erzählte Naradaji die Geschichte seines früheren Lebens als Sohn einer Dienstmagd.

„Meine Mutter arbeitete für den Lebensunterhalt ihrer Familie in Häusern der wohlhabenden. Sie arbeitete sehr hart und liebte mich, ihren Sohn, sehr. Da ich ohne Vater war, war es die alleinige Aufgabe meiner Mutter, mich großzuziehen. Eines Tages kam eine Gruppe von Sadhus in unser Dorf. Durch ihre Anwesenheit heiligten sie den Ort. Ich gesellte mich so oft ich konnte zu den Heiligen und fand gefallen daran, diesen Sadhus meine bescheidenen Dienste anzubieten. Ständig folgte ich ihnen und suchte ihre Nähe. Saßen die Weisen zusammen und aßen geheiligte Speisen, so wartete ich darauf die übriggebliebenen Nahrungsreste zu ergattern. Diese nahm ich erfreut zu mir.

An der Seite der Heiligen sitzend, lauschte ich ihren Diskussionen und hörte fasziniert den zahlreichen Geschichten über Bhagavan Shri Krishna zu. Tagelang rezitierten sie Gebete und trugen immer neue Lilas vor. Sie liebten es offensichtlich zu meditieren und den Höchsten Gott anzubeten. Auch ich beteiligte mich am Bhajan und absorbierte meinen Geist in die Taten und Spiele Gottes. Mein Herz wurde auf natürliche Art und Weise bewegt, so dass der Wunsch nach hingebungsvollen Dienst entstand. Ich sehnte mich danach Shri Bhagavan höchst persönlich zu sehen.

Seitdem erinnerte mein Verstand immer wieder die Spiele Gottes. Mein Leben nahm damit eine glückliche Wende. Ich war erst fünf Jahre alt, aber ich interessierte mich nicht mehr für die vergängliche Welt. Damals hatte ich das starke Gefühl, dass ich mit diesen Sadhus gehen sollte. Jedoch wurde ich von der Zuneigung meiner Mutter gestoppt, außer mir, hatte sie niemanden in dieser Welt. Sie arbeitete hart um mir ein angenehmes Leben zu ermöglichen, daher überkam mich das Gefühl ihr verpflichtet zu sein. Einige Tage blieben die Sadhus in meinem Heimatdorf. Mit ihrer Hilfe hatte ich einen Weg gefunden, das Bhavsagar (eine festgefahrene Lebenslage) loszuwerden.

Vyasji, eines Tages kam meine Mutter abends nach der Arbeit nach Hause. Genau in diesem Moment biss eine Schlange meine Mutter und sie starb in meiner Gegenwart. Schließlich halfen mir die Dorfbewohner meine Mutter auf dem Bestattungsplatz einzuäschern. Zu dieser Zeit überwand ich den unerträglichen Schmerz des Todes meiner geliebten Mutter und löste mich von den Leiden des materiellen Daseins. Nach dem Tod meiner Angehörigen hatte ich niemanden mehr und ich suchte Zuflucht bei Shri Krishna. Jetzt gab es niemanden mehr, der mich in dieser Welt aufhalten konnte. Ich war frei zu gehen, wohin ich wollte.

Das Dorf meiner Jugend verließ ich ohne Furcht und ging in den dichten Wald. Dort setzte ich mich unter einen Baum und fing an, über Shri Bhagavan zu meditieren. So vertieft in Hingabe und Meditation sah ich Lord Muralidhar nach einiger Zeit in meinem Herzen. Der Herr lächelte mit einer Flöte in seinen Händen. Ich war überglücklich, die göttliche Gopal-Form Gottes sehen zu dürfen, aber diese göttliche Offenbarung verschwand in nur wenigen Augenblicken. Ich meditierte angestrengt wieder und wieder. Ich wollte diese Form erneut sehen, aber es gelang mir nicht. Viele Tage mühte ich mich, die göttliche Form wiederzusehen, aber sie kam nicht wieder zu mir zurück.

Als Akashvani (Stimme vom Himmel) meine unablässige Bemühung sah, sagte er zu mir: „Du wirst die Gopalaform vorerst nicht wiedersehen. Nicht in diesem Leben. Nachdem dein Karma verbraucht ist, wirst du mit Privilegien im nächsten Leben gesegnet sein. Dann kannst du meine göttliche Form erneut sehen.“

Darauf wartete ich darauf, dass mein Leben endete und erneut im neuen Körper begann.

Vyasji, als die Zeit des Todes nahte, gab ich den Körper auf und wurde in Brahmas Seele vertieft.

Nach dem Ende des vorherigen Zyklus, als Brahmaji diese Schöpfung begann, entstanden seine Söhne Marichi, Prajapati Daksha usw., darauf erschien ich, Narada, als der ehrenwerte Sohn von Lord Brahma. Ich streife durch die Welt und preise Gott seither. Schreibe das Bhagavat Purana, indem du die Taten und Spiele Shri Bhagavans im Detail beschreibst.“

Kommentar:

Das bedingte Lebewesen verstrickt sich in die materielle Matrix so sehr, dass seine Situation mit der eines festen Knotens verglichen wird. Weder der Anfang noch das Ende sind ermittelbar. Aus eigener Kraft die Fesseln der materiellen Bedingungen zu überwinden erscheint schier unmöglich. Naradaji beschreibt anhand seines eigenen Werdeganges die gefährliche Lage. Unüberlegte Schritte und überhebliche Ansichten schaffen die Grundlage für den Abstieg in die Dunkelheit der Unwissenheit. Die Seele wird mehr und mehr von den Schleiern der materiellen Natur bedeckt. Das Lebewesen wird durch seine Sünden und seine frommen Tätigkeiten an die Matrix gebunden. So wandelt die Seele von Körper zu Körper und muss die Früchte seiner Tätigkeiten genießen oder erleiden.

Narada Muni erklärt anhand seines Beispiels eine besondere Barmherzigkeit die hier zum Tragen kommt. „Ajnata sukriti“ bedeutet, das Empfangen des grundlosen Segens von Gott oder eines Gottgeweihten. Ohne sich für diesen Vorgang qualifiziert zu haben, erhält die bedingte Seele eine Chance auf Befreiung von den Bedingungen der Matrix und die Möglichkeit den Kreislauf von Geburt und Tod zu unterbrechen.

Das Wirken Devarshi Naradas in seinem Leben als Sohn Brahmas, ist geprägt vom Wunsch die bedingten Seelen aus der Dunkelheit zu führen. In diesem Zusammenhang wird der Heilige als besonders „gewitzt“ bezeichnet. Er macht keinen Unterschied zwischen dämonischen oder göttlichen Lebewesen. Seine Medizin heilt die Seele von der Illusion und befähigt, sie einen Blick hinter den Schleier zu werfen. Das Ziel des Gottgeweihten liegt im Wunsch alle Seelen im hingebungsvollen Dienst für Bhagavan zu beschäftigen. Schließlich sehnt sich der Vaishnava danach Prema Bhakti, die reine Liebe im Dienst zu Gott, zu erreichen.

Der Vorgang von Bhakti Yoga ist einfach und erhaben zugleich. Allein durch das Hören der heiligen Namen oder Taten des Herrn wird das versteinerte Herz wieder weich und lebendig. Die geeigneten Speisen die zu Gott geopfert wurden, bringen die bedingte Seele nach unzähligen Leben wieder mit dem göttlichen in Kontakt. Somit wird ein Samen gesetzt. Die „Bhakti Lata“, die Pflanze des hingebungsvollen Dienstes beginnt zu wachsen. Mit Liebe und Hingabe gepflegt, kann sie sich voll, zur Freude Shri Shri Radha Krishnas, entfalten.

Narada hilft Vyasadeva, sein Werk zu vervollkommnen, indem er die Bedeutung der transzendentalen, göttlichen Spiele als letztliches Ziel festlegt. Ein Leben allein auf Grundlage von philosophischer Spekulation und frommen Tätigkeiten ausgerichtet, gilt nicht als vollkommen. Wenn Liebe und Hingabe für Gott ausbleiben, ist das Leben als verschwendet anzusehen. Das Höchste Ziel aller Schriften und vedischen Rituale, ist das Erwecken der ins materielle Dasein verstrickten Seele. Die schlummernde Beziehung zu Gott wiederzubeleben, die Höchste Wahrheit.

3 Narada ohne Guru

Bereits zur Zeit, als Narada Muni die drei Welten des Kosmos besuchte kam er in eine Versammlung auf Svargaloka (Welt der Halbgötter). Alle Halbgöttinen und Halbgötter waren zugegen. Sie saßen zusammen, um ein vedisches Feuerritual durchzuführen, jedoch Narada erhielt einen erniedrigten Platz am Ort. Er musste tiefer als alle anderen Platz nehmen. Diese Tatsache beschäftigte ihn und somit wendete er sich an seinen Vater Brahma.

Naradaji fragte: „Was hat es damit auf sich, dass mir ein Platz der niedriger als der anderer ist, zugewiesen wurde?“

„Das liegt einfach daran, dass du bisher keinen Guru akzeptiert hast“, antwortete Brahma ihm freundlich.

Devarshi Narada dachte über diese Worte nach und erkannte, dass er tatsächlich keinen Guru Mantra erhalten hatte. Obwohl er immer die Namen Gottes sang oder rezitierte, wurde ihm dies nicht exklusiv von einem Guru initiiert.

Darauf sprach Narada zu den Anwesenden: „Im Morgengrauen will ich mich auf den Weg machen einen Guru zu finden und Weihung von ihm akzeptieren.“

Sogleich verließ der Muni die Veranstaltung und versprach bald zurückzukommen.

An einem Gewässer in den frühen Morgenstunden traf Naradaji auf einen fleißigen Fischer. Dieser war gerade dabei ein Fischernetz zu weben. Der Muni trat an den Mann hoffnungsvoll heran und sprach den alten Mann respektvoll an. Narada bezeichnete ihn als würdig sein Guru zu werden. Somit bat er demütig um Einweihung.

Der Fischer erwiderte verzweifelt: „Ich bin nicht würdig als Guru betitelt zu werden. Ich selbst habe nie eine Einweihung von einem Guru erhalten, wie kann ich also einer für dich sein?! Außerdem kenne ich keinen Guru Mantra, den ich dir geben könnte.“

Trotz der verfahrenen Situation entschloss, Narada Muni den alten Mann zu drängen ihm seine Gedanken mitzuteilen und ihn als Schüler zu akzeptieren.

„Sag mir was dich in diesem Moment bewegt!“, wollte der Muni wissen.

Der Fischer dachte nicht lange nach und rief: „Haribolo, Haribolo, Haribolo!“ - Chante Shri Hari, chante Shri Hari, chante Shri Hari!

Zufrieden kehrte Narada Muni zur Versammlung der Halbgötter zurück. Nachdem er den Anwesenden erklärte, dass er mittlerweile einen Guru gefunden hatte und von ihm, einen Mantra erhielt, wurde ihm ein Platz zugewiesen.

Die Götter waren neugierig und überzeugten den Muni, ihnen seinen neuen Guru vorzustellen. Naradaji verließ erneut den Versammlungsort mit dem Auftrag, seinen Meister mitzubringen.