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Kinderleichte Versuche für Groß und Klein: vielfach erprobt. Experimente, die Kinder gut nachvollziehen können ohne großen Aufwand und Vorbereitung. Denn alle Experimente sind ungefährlich! Das Buch hebt sich von anderen Angeboten auf dem Markt durch eine solidere Deutung der Experimente für die Erwachsenen und einen knappen aber zielführenden Theorieteil ab.
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Seitenzahl: 77
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Gisela Lück
Experimente für Kinder und Erwachsene
Mit Illustrationen von Nikolai Renger
Titel der Originalausgabe: Naturphänomene erleben
Experimente für Kinder und Erwachsene
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlaggestaltung: SchwarzwaldMädel, Simonswald
Illustration außen und innen: © Nikolai Renger, Karlsruhe
E-Book-Konvertierung: epublius GmbH, Berlin
ISBN (E-Book): 978-3-451-80446-5
ISBN (Buch): 978-3-451-32622-6
Jedem Kind kann auf jeder Entwicklungsstufe jeder Lehrgegenstand in einer intellektuell ehrlichen Form erfolgreich gelehrt werden.
Jerome S. Bruner
Impressum
Vorwort
Warum ist die Banane krumm?
Kann ein Kind das denn alles schon verstehen?
Kinder – interessierte und wissbegierige Naturforscher
Sprachförderung durch naturwissenschaftliches Experimentieren
Sind naturwissenschaftliche Kenntnisse denn überhaupt so wichtig?
Kriterien der Experimente
Bevor es losgeht
Versuche rund um die Luft
Luft ist nicht nichts!
Luft – zum Abfüllen
Versuche rund um die Kerze
Die Kerze löschen
Ein selbstgebauter Mini-Feuerlöscher
Rette die Münze!
Das Löschen der Kerze – und ein bisschen Mathematik
Versuche rund ums Wasser
Warum Windeln Babys so lange trocken halten
Warum schwimmt Eis auf dem Wasser?
Der Nordpol im Wasserglas
Wassertemperatur und Löslichkeit im Wasser
In der Natur verschwindet nichts – auch kein Salzkristall
Auch Wasser hat eine Haut
Salatsoße – naturwissenschaftlich betrachtet
Löst sich Zucker in Speiseöl?
Versuche rund um Lebensmittel
Was in der Zitrone steckt!
Kann ein hart gekochtes Ei wieder flüssig werden?
Von Natur aus stabil: Die Eierschale
Wie kommt ein gekochtes Ei in eine Flasche – und wieder heraus?
Blaukraut oder Rotkohl?
Ein natürlicher Fleckentferner
Ein Frühstücksei – chemisch geköpft
Wie aus dem Ei gepellt
Die Eierschale als Modell für Kariesschutz
Entkalker selbst gemacht
Literatur
Wenn es um die naturwissenschaftliche Bildung unserer Kinder geht, hat sich in den letzten Jahren zum Glück einiges positiv verändert: Die meisten Bildungsempfehlungen für den Elementarbereich sehen naturwissenschaftliche Themen in der Kita vor, und auch in der Grundschule steht im naturwissenschaftlichen Sachunterricht das Experiment und seine Deutung auf dem Plan. Und vor allem: Es werden nicht mehr nur biologische Phänomene behandelt, sondern auch chemische und physikalische Themen kommen zum Zug.
Anders als noch vor 20 Jahren wird heute Wert darauf gelegt, dass die Kinder selbst ein Experiment durchführen, ihre Beobachtungs- und Ausdrucksfähigkeit schulen und den Alltagsbezug des naturwissenschaftlichen Hintergrunds erkennen.
Auch außerhalb von Kindergarten und Schule haben sich in wenigen Jahren Kinderuniversitäten, Mitmachlabore für Kinder und Science Center etabliert, die die Fragen der Kinder aufgreifen und mit den Kindern auf Entdeckungstour gehen.
Gerade das gemeinsame Experimentieren von Kindern und Erwachsenen fördert das naturwissenschaftliche Interesse der Kinder und kann einen unvergesslichen Einstieg in die Welt der Naturwissenschaften bedeuten. Nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns Erwachsene.
Vielleicht ist es Ihnen ja so ergangen wie den meisten von uns und die Fächer Chemie und Physik zählten eher nicht zu Ihren Stärken, im Gegenteil, sie rangierten eher im unteren Beliebtheitsdrittel aller Schulfächer. Vielleicht verbinden Sie mit naturwissenschaftlichen Fächern eher trockene Formeln, chemische Reaktionsgleichungen und Oxidationsstufen, deren Sinn Ihnen bis heute verborgen geblieben ist. Dann nehmen Sie wahrscheinlich gern Hilfe an wenn es darum geht, die richtigen Experimente und vor allem die passenden und kindgerechten Deutungen auszuwählen.
Das vorliegende Buch enthält Anregungen, wie Sie Kinder an die ersten chemischen und physikalischen Naturerfahrungen und deren Deutung heranführen können. Dabei steht das gemeinsame Experimentieren im Vordergrund.
Viel Spaß beim Staunen über Naturphänomene – und bei ihrem Begreifen!
Wohl in keiner anderen Phase sind Kinder so interessiert an den Dingen ihrer Umwelt wie im Alter zwischen fünf und acht Jahren. Sie fragen uns „Löcher in den Bauch“, registrieren alles ganz genau und vor allem: Sie haben eine besonders gute, detailgenaue Erinnerungsfähigkeit. Daher ist gerade dieses Alter so geeignet, die Kinder an naturwissenschaftliche Themen heranzuführen. Aber dies geschieht immer noch zu selten; oftmals scheitert es daran, dass wir selbst uns die Antworten nicht zutrauen.
Das vorliegende Buch gibt Ihnen Anregungen, wie Sie Kinder an die Naturwissenschaften heranführen und ihnen auf viele ihrer Fragen eine Antwort gegeben können. Nur warum die Banane krumm ist, das wird auch hier nicht beantwortet.
Obwohl Kinder im Vor- und Grundschulalter schon ein ausgeprägtes Interesse an naturwissenschaftlichen Fragen zeigen, ist das Zutrauen vieler Erwachsener in die kognitiven Fähigkeiten der Kinder immer noch gering. Vielleicht haben auch Sie sich schon manchmal dabei ertappt, dass Sie einem Kind auf eine interessierte Frage mit „Das verstehst du noch nicht“ geantwortet haben. Die Folgen können fatal sein, denn irgendwann „lernt“ ein Kind, dass seine Fragen nicht zu den erhofften Antworten führen: Die Anfangsmotivation zum naturwissenschaftlichen Fragen, aufgekeimt in der staunenden Wahrnehmung der Dinge, die ein Kind um sich herum beobachtet, bedarf ernst gemeinter Antworten.
Auch unser Bildungssystem hat noch in den 90er Jahren den jungen Kindern offensichtlich kaum naturwissenschaftliches Verständnis zugetraut. Nur so ist es zu erklären, dass die Unterrichtsfächer Chemie und Physik über lange Zeit erst sehr spät eingeführt wurden, in den meisten Bundesländern frühestens ab Klasse 5, in der Regel erst ab Klasse 7 und später. Vermutlich haben deshalb auch Sie in Ihrer Schulzeit erst spät das Fach Chemie auf Ihrem Stundenplan vorgefunden.
Inzwischen ist in Bezug auf naturwissenschaftliche Bildung zum Glück viel Bewegung in die Bildungs- und Lehrpläne gekommen: Physikalische und chemische Themen haben nun endlich ihren Platz im Sachunterrichts-Lehrplan der Grundschule. Dasselbe gilt für den Kindergartenbereich: Alle Bundesländer haben in ihren Bildungsvereinbarungen innerhalb des Bildungsbereichs Natur auch physikalische und chemische Naturerfahrungen aufgenommen – eine hoffnungsvolle Entwicklung, wenn die Theorie nun auch in die Praxis umgesetzt wird und der Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule so gestaltet wird, dass die im Kindergarten erworbenen Naturerfahrungen im Primarbereich ausgebaut werden.
Viel wird da von den Pädagogen verlangt, bedenkt man, dass deren Ausbildung nahezu „chemie- und physikfrei“ war und sie nun oft am Punkt Null beginnen müssen. Daher ist es für sie nicht einfach, unsere nächste Generation an die Themen heranzuführen, denen sie selbst so gerne in ihrer Kindheit begegnet wären! Hier bedarf es der Unterstützung von wirklich allen Seiten! Weshalb wurde das frühe naturwissenschaftliche Interesse von Kindern in den Lehrplänen über einen so langen Zeitraum nicht berücksichtigt? Will man die Gründe aufspüren, die über lange Zeit für die späte Einführung der Fächer Chemie und Physik verantwortlich waren, stößt man auch auf rgumente der Entwicklungs- und Lernpsychologie.
JEAN PIAGET
Pionier mit folgenreichen Fehlschlüssen
Zu den bedeutendsten Entwicklungspsychologen mit Einfluss auf unser Bildungssystem zählt ohne Frage der Schweizer Psychologe Jean Piaget (1896–1980), der in zahlreichen empirischen Untersuchungen die „Entwicklung des Erkennens“ – so ein Titel seines mehr als 10 Bände umfassenden Gesamtwerks – erforschte.
Sein Untersuchungsschwerpunkt lag in der Fragestellung, wie sich die Erkenntnisfähigkeit des Menschen, seine geistigen Strukturen stufenweise entwickeln. In seinen Studien kommt Piaget zu folgendem Entwicklungsaufbau, der allgemein als „Stadientheorie“ bekannt geworden ist:
Während in den ersten zwei Lebensjahren die senso-motorische Phase überwiegt, also das Ertasten, das Fühlen und die Ausbildung der Motorik die Entwicklung des Kleinkindes bestimmen, wird diese Entwicklungsstufe in den darauf folgenden Jahren bis zum siebten Lebensjahr durch die sogenannte prä-operationale oder auch vorlogische Phase abgelöst, in der Kinder nach Piagets Auffassung noch nicht in der Lage sind, logische Verknüpfungen herzustellen, etwa im Sinne von „immer wenn …, dann … “ Auch Kausalbezüge im Sinne von „das ist so, weil“ können noch nicht erfasst werden. Dies gelingt nach Piaget erst in der nächsten Phase zwischen ca. 8 und 12 Jahren, die von Piaget als „konkret-operationale Phase“ bezeichnet wird. Die letzte Entwicklungsstufe schließlich, die „formal-operationale Phase“, ermöglicht dann auch das logische Schließen bei nicht konkret gegebenen Objekten. Sie bezieht sich auf das abstrakte Denken.
Seit den Untersuchungen Piagets sind inzwischen viele Jahre vergangen und auch wenn er selbst diese Altersangaben eher als ungefähre Zeitabschnitte für die Entwicklung gesehen hat, haben sich in der Zwischenzeit vor allem zwei Kritikpunkte an dieser Stadientheorie empirisch bestätigt:
1. Kinder können in der Regel schon am Ende der Kindergartenzeit logisch denken und
2. die abstrakte Phase wird bei weitem nicht von allen Jugendlichen erreicht.
Was aber hat das mit unseren heutigen Lehrplänen für Naturwissenschaften zu tun? Unter der Annahme, dass das Verständnis der naturwissenschaftlichen Fächer Chemie und Physik ein hohes Abstraktionsvermögen verlangt, wurde deren Einführung auf ein Alter der Schülerinnen und Schüler festgelegt, in dem die formal-operationale Phase erreicht ist. Dabei blieb völlig unberücksichtigt, dass bereits viel früher ein Interesse der Kinder an naturwissenschaftlichen Fragen besteht. Zudem überfordert ein theorielastiger Chemieunterricht manch einen Heranwachsenden, weil er eben doch noch nicht in der Lage ist, abstrakt zu denken. Wie schade ist es daher, wenn der Chemieunterricht nicht nur viel zu spät, sondern dann auch noch fern von jedem Praxisbezug und ohne Experimente durchgeführt wird, wo es doch kaum ein Fach gibt, das so konkret und anschaulich sein kann.
Wenden wir uns im Folgenden einem Entwicklungspsychologen zu, der indirekt schon sehr früh darauf hingewiesen hat, dass bereits die frühen Jahre für eine erste naturwissenschaftliche Auseinandersetzung geeignet sind.
ERIK ERIKSON
Wegbereiter der Stadienentwicklung
Erikson verwendet vor allem zwei zentrale Begriffe, durch die er sich von anderen Konzepten abgrenzt, nämlich das „epigenetische Prinzip“ und die Begriffe „Identität“ bzw. „Identitätskrise“, deren Klärung uns mitten in die Entwicklungspsychologie Eriksons hineinführt.