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'Direkt, brutal, amoralisch, sexistisch. Brillant.' Wiener Hoke Moseley bekommt von seinem Chef den Auftrag, fünfzig bereits zu den Akten gelegte Morde neu aufzurollen: neue Hoffnung für die Toten und damit neue Probleme für den vom Leben ohnehin schon stark gebeutelten Detective. Denn chronisch pleite und übergewichtig muss Moseley sich bereits mit dem Tod eines Junkies, stumpfsinnigen Dienstverordnungen, liebestollen Hunden und verwesenden Rentnern auseinandersetzen. Und plötzlich stehen auch noch Hokes minderjährige Töchter vor der Tür und wollen bei ihm wohnen. 'Zum ersten Mal Willeford zu lesen ist genau wie die erste Berührung mit der Musik von Miles Davis: Wir werden von der gleichen kalten, sardonischen Knappheit attackiert, aber gleichzeitig gibt es bizarre Wendungen und eine echte, liebevolle Note.' Janwillem van de Wetering
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Seitenzahl: 410
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Charles Willeford
NEUE HOFFNUNG FÜR DIE TOTEN
Der zweite Hoke-Moseley-Fall
Deutsch von Rainer Schmidt
Durchgesehen und mit einem Nachwort von Jochen Stremmel
Durchgesehene Neuausgabe 2015
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel New Hope for the Dead.
© 1985 by Charles Willeford
© für diese Ausgabe by Alexander Verlag Berlin 2002
Alexander Wewerka, Postfach 19 18 24, 14008 Berlin
info@alexander-verlag.com
www.alexander-verlag.com
Alle Rechte vorbehalten.
Bearbeitung der Übersetzung: Jochen Stremmel
Satz/Layout/Umschlaggestaltung: Antje Wewerka
ISBN 978-3-89581-401-3 (eBook)
Charles Willeford, geboren 1919 in Arkansas, mit acht Jahren Waise und mit vierzehn Eisenbahntramp, war ein hochdekorierter Panzerkommandant im Zweiten Weltkrieg und später Boxer, Radiosprecher, Maler und Englischlehrer. Als Journalist und Literaturkritiker schrieb er für den Miami Herold, als Autor veröffentlichte er zahlreiche Bücher. Er starb 1988 in Miami. Neue Hoffnung für die Toten (1985) ist der zweite Band einer vierteiligen, in Miami angesiedelten Serie mit Detective Sergeant Hoke Moseley.
In seinem zweiten Fall bekommt Hoke Moseley von seinem Chef den Auftrag, fünfzig bereits zu den Akten gelegte Morde neu aufzurollen: neue Hoffnung für die Toten und damit neue Probleme für den vom Leben ohnehin schon stark gebeutelten Detective. Denn chronisch pleite und übergewichtig muß Moseley sich bereits mit dem Tod eines Junkies, stumpfsinnigen Dienstverordnungen, liebestollen Hunden und verwesenden Rentnern auseinandersetzen. Und plötzlich stehen auch noch Hokes minderjährige Töchter vor der Tür und wollen bei ihm wohnen.
»Niemand schreibt einen besseren Kriminalroman als Charles Willeford.«
Elmore Leonard
Für Betsy und die Jungs
»Daß der Mensch unglücklich ist, kommt daher, daß er nicht still in einem Zimmer sitzen kann.«
Pascal
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Krimis im Alexander Verlag Berlin
1
»CRAP«, sagte Sergeant Hoke Moseley zu seiner Partnerin, »ist das Kurzwort, mit dem Sie sich in Miami zurechtfinden können.« Er warf einen Seitenblick auf Ellita Sanchez, während er in den zweiten Gang herunterschaltete, und wartete darauf, daß sie nickte.
Soviel sollte sie wissen, sie hatte sieben Jahre lang in der Einsatzzentrale der Polizei gearbeitet, daher brauchte man ihr nicht zu erklären, daß C für Courts, R für Roads, A für Avenues und P für Places stand. Außerdem stimmte es auch nicht immer, daß Courts, Roads, Avenues und Places stets von Norden nach Süden verliefen. Manchmal beschrieben sie auch Halbkreise und wilde Arabesken, vor allem die Roads.
Hokes größtes Problem mit Ellita bestand darin, Konversation zu machen. Er wußte nie genau, was er ihr erklären mußte und was er voraussetzen konnte, obwohl er der Sergeant und sie die neue Partnerin war. Sie schien alles, was er ihr sagte, bereits zu wissen, und dabei war sie erst seit vier Monaten beim Morddezernat. Einiges von dem, was Hoke aus Erfahrung kannte und ihr zu erklären versucht hatte – beispielsweise, daß Junkies sich manchmal Preparation-H, ein apothekenpflichtiges Mittel gegen Hämorrhoiden, auf die Einstiche rieben, um die Schwellung zu reduzieren –, war ihr längst bekannt gewesen. CRAP war eine jener Merkwürdigkeiten, die nur wenigen Cops geläufig waren, und er hatte wirklich nicht erwartet, daß sie sagen würde: »Ich weiß.«
Vielleicht, dachte er, war das zweijährige Studium der Polizeiwissenschaft am Miami-Dade Community College die Zeit und das Geld wert gewesen, daß sie darin investiert hatte.
Jedenfalls entwickelte sie allmählich ein Gespür für seine Stimmungen. Sie nickte jetzt nur noch, statt zu sagen »Ich weiß«, denn darauf hatte er nach einer Weile sichtlich gereizt reagiert. Und da war noch etwas, was Sanchez auf der Seele lag. Ihr hübsches goldbraunes Gesicht war seit kurzem ernster, und morgens lächelte sie nicht mehr so breit wie zu Anfang. Ihre stille Bedrücktheit hielt jetzt schon seit mehr als einer Woche an. Anfangs hatte Hoke das ihrer Periode zugeschrieben – falls es das war –, aber eine Woche war eine lange Zeit. Wie lange dauerte eine Periode eigentlich? Na, was auch immer ihr Sorgen bereitete, auf ihre Arbeit hatte es sich bisher nicht ausgewirkt. Noch nicht.
Eines wußte Hoke genau: Er hatte nichts getan, was sie hätte beleidigen können. Eher das Gegenteil war der Fall: Er hatte sich ein Bein ausgerissen, um sie als gleichberechtigte Partnerin zu behandeln – der er natürlich Weisungen erteilte. Fast immer erklärte er ihr, warum er etwas tat. Aber Sanchez war erstens eine Frau und außerdem eine Latina, und so gab es hier vielleicht geschlechtsspezifische und kulturelle Unterschiede zwischen ihnen, und er würde niemals wirklich wissen, was in ihrem Kopf vorging.
Aber manchmal, wenn er eine lustige Bemerkung machen wollte, wie er es bei seinem alten Partner, Bill Henderson, getan hatte, und wenn er sie dann ansah, mit den riesigen Titten, üppig und mütterlich in diesen weiten Seidenblusen, die sie immer trug, hielt er den Mund. Statt Bill eine Frau als Partner im Wagen zu haben war nicht das gleiche. Vielleicht sollte er Sanchez ab und zu mal fahren lassen. Aber auch das kam ihm nicht richtig vor. Der Mann fuhr, nicht die Frau; früher allerdings, als er noch mit Bill zusammengearbeitet hatte, war Bill meistens gefahren, weil Bill der bessere Autofahrer war, und das wußten sie beide. Dabei hatte er keine Ahnung, ob Ellita Sanchez nicht besser fuhr als er und Bill zusammen.
Also, morgen würde er sie vielleicht ans Steuer lassen – mal sehen, wie das funktionierte…
»Die nächste Straße« – Sanchez zeigte auf das grün-weiße Schild – »ist Poinciana Court.«
»Ja.« Hoke lachte. »Und sie verläuft von Osten nach Westen.«
Sie waren unterwegs zu einer Adresse in Green Lakes, einem Stadtteil von Miami, der während des Baubooms in den fünfziger Jahren hochgezogen worden war, als der Bauträger junge Familien mit Kleinkindern oder Korea-Veteranen suchte, die 500 Dollar für die Anzahlung gespart hatten und genug verdienten, um monatlich 68 Dollar für die Hypothek aufzubringen. Damals hatten alle diese Häuser hier 10.000 Dollar gekostet. Die Hypothek lief auf dreißig Jahre, die Zinsen wurden auf 5,1 Prozent festgelegt. Für ein Haus mit drei Schlafzimmern und einem Bad war das nicht einmal damals viel Geld. Heute brachten dieselben, inzwischen dreißig Jahre alten Häuser in Green Lakes glatte 86.000 Dollar und mehr, und das bei einem Zinssatz von vierzehn Prozent. Viele ähnliche Wohnviertel in Miami waren je nach Lage heute Slums, aber nicht Green Lakes. Die breiten, geschwungenen Straßen und Alleen, die sowohl Namen als auch Nummern trugen, waren von Birkenfeigen und Zypressen gesäumt. »Schlafende Polizisten«, gelb angestrichene Straßenschwellen alle hundert Meter, verhinderten, daß die Autofahrer zu schnell fuhren. Viele der Hausbesitzer hatten, als sie zu Wohlstand kamen, zusätzliche Badezimmer eingebaut, sie hatten Stellplätze angelegt und Garagen und verglaste Veranden, sogenannte Florida-Rooms, angebaut. Die meisten, wenn nicht alle Häuser, gingen nach hinten – wo auch die neuen Florida-Rooms lagen – auf rechtwinklige künstliche Seen hinaus, deren Wasser die Farbe von grüner Milch hatte. Es waren ursprünglich Steinbrüche und Sandgruben gewesen, und das Schwimmen in ihnen war viel zu gefährlich (mindestens ein Dutzend Menschen waren ertrunken, bevor der Hauseigentümerverband Green Lakes das Schwimmen endgültig verboten hatte), aber rings um die Seen gab es Kiefernwäldchen und Joggingpfade, und abends wehte meistens eine kühle Brise über das Wasser herein.
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