Neurophysiologie in der Praxis - Anne-Katrin Baum - E-Book

Neurophysiologie in der Praxis E-Book

Anne-Katrin Baum

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Beschreibung

Grundvoraussetzung für eine optimale neurophysiologische Diagnostik ist eine adäquate fundierte Untersuchungstechnik. Sämtliche neurophysiologische Untersuchungsmethoden - die Elektromyografie ausgenommen - fallen zunehmend in die Hand der Medizinisch-technischen Assistenten für Funktionsdiagnostik (MTAF). Dieses Handbuch umfasst alle relevanten Diagnoseverfahren, wie die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, die Ableitung evozierter Potentiale, sowie die formal-deskriptive Interpretation der Beschreibung des Elektroenzephalogramms und jetzt in der 3. Auflage die erweiterte Anwendung und Auswertung für AEP, Blinkreflex und VEP. Die Normgrenzen der wichtigsten Messparameter werden angegeben, zahlreiche Abbildungen illustrieren das Werk. Es eignet sich sowohl für die Ausbildung zur MTAF als auch als Nachschlagewerk für die tägliche Praxis.

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Die Autorin

 

Anne-Katrin Baum arbeitet als Ltd. Medizinisch-technische Assistentin für Funktionsdiagnostik an der Universitätsklinik für Neurologie der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg.

 

 

Für meine Eltern

Anne-Katrin Baum

Neurophysiologie in der Praxis

Ein Handbuch für Medizinisch-technische Assistenten für Funktionsdiagnostik

3. Auflage

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

 

 

Achtung

Wichtig

Beispiel

Notizen

Aufgabe

 

 

 

3. Auflage 2019

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-034128-9

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-034129-6

epub:    ISBN 978-3-17-034130-2

mobi:    ISBN 978-3-17-034131-9

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Geleitwort zur 3. Auflage

 

 

Zehn Jahre nach der 1. und fünf Jahre nach der 2. Auflage erscheint nun die 3. Auflage dieses Werkes.

Diese raschen Folgen sind für die Autorin nicht nur Quelle der Befriedigung. Für sie steht vielmehr im Vordergrund, den neuesten Stand ihres Faches in jeder Neuauflage zu berücksichtigen. In den vergangenen drei Dezennien sind die diagnostischen und die apparativ-diagnostischen Möglichkeiten in der Neurophysiologie kaum verändert worden. Im Vordergrund stehen daher Erweiterungen der Anwendungen und eine bessere Differenzierung der Auswertungen. Dies betrifft im vorliegenden Falle besonders die evozierten Potentiale (AEP, Blinkreflex, Halbfeldstimulation der VEP) sowie u. a. eine Erweiterung der Neurographie bezüglich Nervus phrenicus und Nervus thoracicus longus. Der Grundaufbau des Buches ist ebenso wenig geändert wie sein Anliegen als Nachschlagewerk bezüglich Anwendung und Interpretation klinisch-relevanter neurophysiologischer Diagnostik.

 

Magdeburg, Sommer 2018

Helmut Feistner

Inhalt

Geleitwort zur 3. Auflage

1 EEG – Elektroenzephalographie

1.1 Elektrodenpositionen nach dem 10–20-Elektrodensystem

1.1.1 Elektrodenposition der Mittellinie

1.1.2 Elektrodenposition der Querlinie

1.1.3 Elektrodenposition entlang der Zirkumferenz

1.1.4 Elektrodenposition in den parasagitalen Längsreihen und den mittleren Querreihen

1.1.5 Elektrodenposition in der frontalen Querreihe

1.1.6 Elektrodenposition in der parietalen Querreihe

1.2 Erweitertes 10–20-Elektrodensystem

1.3 Grundaktivität, Grundrhythmus und andere physiologische Graphoelemente

1.3.1 Normale Graphoelemente

1.3.2 Typen des Grundrhythmus

1.3.3 Varianten des Grundrhythmus

1.3.4 Besondere, physiologische Formen der EEG-Aktivität

1.3.5 Graphoelemente des Schlafes

1.4 Pathologische Graphoelemente

1.4.1 Epilepsietypische Potentiale

1.4.2 Periodische Aktivität

1.4.3 Triphasische Wellen

1.4.4 Intermittierend rhythmische Deltaaktivität (IRDA)

1.5 Das pathologische EEG

1.5.1 Leichte Allgemeinveränderung

1.5.2 Mittelschwere Allgemeinveränderung

1.5.3 Schwere Allgemeinveränderung

1.5.4 Alpha-Koma

1.5.5 Null-Linien-EEG

1.6 Herdbefunde

1.6.1 Alpha-Verminderung

1.6.2 Alpha-Aktivierung

1.6.3 Epilepsietypische Potentiale

1.6.4 Fokale Verlangsamung (Herd)

1.6.5 Breach rhythm

1.7 Die Schlafstadien nach Rechtschaffen und Kales

1.7.1 Stadium Wach

1.7.2 Stadium I

1.7.3 Stadium II

1.7.4 Stadium III

1.7.5 Stadium IV

1.7.6 Stadium REM

1.8 Aktivierungsmethode

1.8.1 Berger-Manöver

1.8.2 Hyperventilation

1.8.3 Schlafentzug

1.8.4 Fotostimulation

1.9 Biologische und technische Artefakte

1.9.1 Schwitzartfakte

1.9.2 Lid- und Bulbusartefakte

1.9.3 EKG-Artefakte

1.9.4 Muskelartefakte

1.9.5 Pulsartefakte

1.9.6 Artefakte durch einen Vagusstimulator

1.9.7 Wechselstromartefakte

1.9.8 Artefakt durch elektrostatische Entladung

1.9.9 Artefakte durch einen »Hirnschrittmacher«

1.9.10 Seitendifferenzen der Amplituden durch unkorrekte Elektrodenpositionierung

1.9.11 Artefakt durch Kontaktfehler der Elektrode

1.10 Das Null-Linien-EEG

2 Evozierte Potenziale

2.1 AEP – akustisch evozierte Potentiale

2.1.1 Beurteilung der FAEP

2.2 VEP – visuell evozierte Potentiale

2.2.1 Normvariante W-Form

2.2.2 Blitzbrillen-VEP

2.2.3 Halbfeldstimulation

2.3 SSEP – somatosensorisch evozierte Potentiale

2.3.1 SEP nach Nervenstammstimulation

2.3.2 SEP nach Dermatomreizung

2.3.3 Praktische Durchführung

2.4 Magnetisch evozierte Potentiale (MEP)

2.4.1 Transkranielle Magnetstimulation des Motorkortex (KML)

2.4.2 Spinale Wurzelstimulation (peripher motorische Latenz/PML)

2.4.3 Berechnung der zentral motorischen Latenzzeit (ZML)

2.4.4 Beurteilung der Reizantworten

2.4.5 Magnetische Stimulation des N. fazialis

2.4.6 Transkutane Magnetstimulation peripherer Nerven

3 Neurographie

3.1 Sensible Neurographie

3.1.1 N. medianus

3.1.2 N. ulnaris

3.1.3 Ramus dorsalis nervi ulnaris

3.1.4 Ramus superficialis n. radialis

3.1.5 N. cutaneus antebrachii lateralis

3.1.6 N. cutaneus antebrachii medialis

3.1.7 N. suralis

3.1.8 R. peroneus superficialis

3.1.9 N. peroneus profundus

3.1.10 N. saphenus

3.1.11 N. plantaris medialis

3.1.12 N. plantaris lateralis

3.1.13 N. cutaneus femoris lateralis

3.2 Motorische Neurographie

3.2.1 N. medianus

3.2.2 N. ulnaris

3.2.3 N. radialis

3.2.4 N. peronaeus

3.2.5 N. tibialis

3.2.6 N. femoralis

3.2.7 N. facialis

3.2.8 N. accessorius

3.2.9 N. suprascapularis

3.2.10 N. axillaris

3.2.11 N. musculocutaneus

3.2.12 N. phrenicus

3.2.13 N. thoracicus longus

4 F-Wellen

5 H-Reflex

6 Hirnstammreflexe

6.1 Blinkreflex (Orbicularis oculi-Reflex)

6.1.1 Ausfall des Blinkreflexes oder einer seiner Komponenten

6.2 Masseterreflex

6.3 Kieferöffnungsreflex

7 Sympathischer Hautreflex

8 Repetitive Stimulation

9 Tremoranalyse

Nachwort zur 3. Auflage

Anhang

Anlage 1: Geräteeinstellungen

Anlage 2: Normwerte:

Anlage 3: Schautafeln

1          EEG – Elektroenzephalographie

 

 

Mit dem EEG werden die Gehirnströme, die Summe aller, der unter der Elektrode gelegenen Nervenzellpotentiale, abgeleitet, verstärkt und registriert.

Technik

•  Verstärkung:         70 µV

•  Tiefpassfilter:       70 Hz

•  Hochpassfilter:     0,3 s (Zeitkonstante 0,53 Hz)

Untersuchungsbedingungen

•  liegend oder entsprechend sitzend

•  Augen geschlossen

•  passiver Wachzustand

Elektrodenposition

•  10–20-Elektrodensystem

Übergangswiderstand der Elektroden

•  unter 5–10 kOhm, alle Elektroden gleich niedrig

•  Dauer der Untersuchung:

•  ca. 20–30 Minuten, inklusive einer Belastung durch Hyperventilation und Fotostimulation

Ableitprogramme

•  Referenzableitung

•  bipolare Längs- und Querreihen, Quellenableitungen

Polygraphische Ableitungen

•  EKG:

Verstärkung 100 µV, Tiefpassfilter 70 Hz, Hochpassfilter 1,0 s–1,5 s

•  EMG:

Verstärkung 20 µV, Tiefpassfilter 70 Hz, Hochpassfilter 1,0 s

•  EOG:

Verstärkung 100 µV, Tiefpassfilter 70 Hz, Hochpassfilter 0,3 s

Auswertung des EEG

•  Frequenzen

•  Amplituden

•  Häufigkeit

•  Modulation

•  Symmetrie

•  Reagibilität

1.1       Elektrodenpositionen nach dem 10–20-Elektrodensystem

Abb. 1 Elektrodenpositionen nach dem 10–20-Elektrodensystem

1.1.1     Elektrodenposition der Mittellinie

Beispiel

Abb. 2 Elektrodenposition der Mittellinie – Beispiel

Abb. 3: Elektrodenposition der Mittellinie – Positionsermittlung

1.1.2     Elektrodenposition der Querlinie

Beispiel

Abb. 4 Elektrodenposition der Querlinie – Beispiel

Abb. 5: Elektrodenposition der Querlinie – Positionsermittlung

1.1.3     Elektrodenposition entlang der Zirkumferenz

Beispiel

Abb. 6 Elektrodenposition entlang der Zirkumferenz – Beispiel

Abb. 7: Elektrodenposition entlang der Zirkumferenz – Positionsermittlung

Beispiel

1.1.4     Elektrodenposition in den parasagitalen Längsreihen und den mittleren Querreihen

Abb. 8 Elektrodenposition in den parasagitalen Längsreihen und den mittleren Querreihen – Beispiel

Abb. 9: Elektrodenposition in der parasagitalen Längsreihen und der mittleren Querreihen – Positionsermittlung

1.1.5     Elektrodenposition in der frontalen Querreihe

Beispiel

Abb. 10 Elektrodenposition in der frontalen Querreihe – Beispiel

Abb. 11: Elektrodenposition in der frontalen Querreihe – Positionsermittlung

1.1.6     Elektrodenposition in der parietalen Querreihe

Beispiel

Abb. 12 Elektrodenposition in der parietalen Querreihe – Beispiel

Abb. 13: Elektrodenposition in der parietalen Querreihe – Positionsermittlung

1.2       Erweitertes 10–20-Elektrodensystem

Abb. 14 Erweitertes 10–20-Elektrodensystem

Wichtig

Die ergänzenden Elektrodenpositionen sind hell eingezeichnet ( Abb. 14). Nach der Nomenklatur MCN (Modified Combinatorial Nomenclature) wurden folgende Elektroden des 10–20 Systems umbenannt:

•  T3 ist jetzt T7,

•  T4 ist jetzt T8,

•  T5 ist jetzt P7 und

•  T6 ist jetzt P8.

Hier, in diesem Buch, habe ich mich zum besseren Verständnis der vielen »alten« Abbildungen wegen, noch einmal für die »alte« Nomenklatur entschieden.

1.3       Grundaktivität, Grundrhythmus und andere physiologische Graphoelemente

Die Grundaktivität stellt die Aktivität dar, welche in der abgeleiteten Hirnregion unter Standardbedingungen kontinuierlich registriert wird (z. B. Alpha-Rhythmus des gesunden Erwachsenen).

Der Grundrhythmus ist die vorherrschende Grundaktivität der Okzipital-Region.

Standardbedingungen sind:

•  psychische und körperliche Entspannung

•  wacher Bewusstseinsstand

•  geschlossene Augen

Man kann die im EEG abgeleiteten Potentiale unterteilen in

1.  Wellen (α, β, θ, δ)

2.  Transienten (Potentiale, die vorübergehend auftreten und sich von der Hintergrundaktivität abheben, z. B. Spitzenpotentiale, Verlangsamungen)

3.  Komplexe (mehrere unterschiedliche Graphoelemente z. B. spike-wave-Komplex)

4.  Muster (Kombination aus Wellen, Transienten und Mustern)

1.3.1     Normale Graphoelemente

Alpha-Wellen (α)

•  8–13/s

•  als Alpha-Rhythmus bei Erwachsenen während des Wachzustandes über der hinteren Schädelregion auftretend, Spannungsmaximum okzipital

•  Amplitude meist unter 50 µV

•  pathologisch z. B. mit Herdcharakter als Alpha-Aktivierung oder -Verminderung ( Kap. 1.6.2)

Abb. 15 Alpha-Wellen

Beta-Wellen (β)

•  13–30/s

•  als Beta-Rhythmus im Wachzustand frontal und präzentral auftretend

•  okzipital als physiologische β-Variante oder als β-Spindeln im Schlaf

•  Amplitude meist unter 30 µV

•  pathologisch z. B. bei Medikamenteneinfluss (fehlende Unterdrückung beim Berger-Manöver) oder bei herdförmigem Auftreten

Abb. 16 Beta-Wellen

Theta-Wellen (θ)

•  4–8/s

•  Amplituden 20–50 µV

•  als 4–5/s Grundrhythmusvariante (als polymorphe Wellen generalisiert bei Vigilanzschwankungen mit kurzzeitigem Ersatz der Alphagrundaktivität;  Kap. 1.1.3)

•  pathologisch z. B. als gruppierte monomorphe Wellen mit fronto-zentraler Betonung als »subkortikale Funktionsstörung«

Abb. 17 Theta Wellen

Delta-Wellen (δ)

•  0,5–4/s (unter 0,5/s Subdeltawellen)

•  meist über 100 µV

•  bogen- bis trapezförmige Gestalt

•  bei wachen Erwachsenen immer pathologisch

Abb. 18 Delta-Wellen

1.3.2     Typen des Grundrhythmus